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MITTHEILUNGEN
Dil
KAISERLICH-KÖNIGLICHES
GEOGRAPHISCHEN GESELLSC1AFT.
INHALT
des zweiten Bandes«
Sek*
Statuten der k. k. geographischen Gesellschaft V
Geschäftsordnung der k. k. geographischen Gesellschaft VII
Verzeiehniss der Mitglieder der k. k. geographischen Gesellschaft DL
Verzeiehniss der an die k. k. geographische Gesellschaft im Vereinsjahre 1868 einge-
gangenen Bücher, Karten eto XXI
Bf richte Ober die Yersammloogen itr k. k. geographlKoeD Gesellschalt
Jahresversammlung am 3. November 1857.
Hai ding e r W. Jahresbericht ♦ 1
Reden F. W. Freih. v. Antrag des Dankes an den Präsidenten 19
Foetterle F. Rechenschaftsbericht 19
Wahl von Funotionaren • . • 24
Wahl von neuen Mitgliedern 25
Foetterle F. Vorlage eingegangener Druckschriften und Karten. 26
Versammlung am 17. November 1857*
Fürst von Salm. H. Eröffnung der Versammlung 25
Wahl von neuen Mitgliedern A 25
Foetterle F. Mittheilung des Dankes von mehreren Herren für die Wahl zu Ehren und
correspendirenden Mitgliedern 26
Foetterle F. Vorlage eingegangener Druckschriften 26
Beden F. W. Freih. v. Vorlage geographischer und statistischer Karten von Sohweden
und Norwegen 27
Hingenau O. Freih. v. Mittheilung Über einen Ausflug in die Marmaroser Karpathen
von Dr. A. Alt • 29
Simon y F. Ueber das Leben und Wirken des Geographen G. M. Vischer von
J. Feil 29
Versammlung am 1. Deoember 1857.
Wahl von neuen Mitgliedern 29
Foetterle F. Mittheilung des Dankes von mehreren Herrn für die Wahl zu Ehren und
correspondirenden Mitgliedern 29
Foetterle F. Vorlage eingegangener Druckschriften 29
CzoernigK. Freih. v. Vorlage derjenigen Druckschriften, welche von Seite der ver-
schiedenen k. k. Ministerien dem internationalen statistischen Kongresse
in Wien vorgelegt wurden . - 81
HansalM. L. Vorlage naturhistorischer und ethnographischer Gegenstände aus Sudan. 32
Versammlung am 22. Deoember 1857.
Fürst von S al m H. Tod des ordentlichen Mitgliedes F. W. Freiherrn v. Reden ... 38
Fürst von Salm H. Tod der ordentlichen Mitglieder P. G. Fitzinger und W. Zdobinsky. 34
Foetterle F. Beitritt Ihr. kaiserlichen Hoheiten der Herren Erzherzoge Johann und
Ludwig Joseph als Ehrenmitglieder der Gesellschaft 84
Wahl von neuen Mitgliedern. / 35
Foetterle F. Mittheilung dee Dankes von mehreren Herren für die Wahl zu Ehren und
oorrespondirenden Mitgliedern 85
Foetterle F. Mittheilung eines Sehreibens von A. Petermann 35
Foetterle F. Vorlage eingegangener Druckschriften 36
Foetterle F. Mittheilung von Middendorfs über den Fortgang seines Reisewerkes über
Sibirien, so wie über die Expedition Sewerzow's nach den Steppen des
Syr Darja, und von ChanikofFs nach Persien 86
II
Seite
Haidinger W. Vorlage des 4. Bandes von Humbold t's Kosmos. 86
Haidinger W. Gommodore von Wüllerstorfs Sohreiben von der "Novara von der
Simonsbay 38
Haidinger W. Vorlage von Dr. E. K. Eane „Arctic Exploration the seoond Grinell
Expedition" eto 39
Wahl Haidinger's zum Ehrenmitgliede der k. geographischen Gesellschaft in London . 41
Guggenberger M. J. Das Wassergebiet des Wienflusses. . . 42
Kot seh y Th. Umrisse aus den Uferländern des weissen Nil 42
Versammlung am 5. Jänner 1858.
Fürst von Salm H. Beitritt Sr. kaiserlichen Hoheit des Herrn Erzherzogs Stephan
als Ehrenmitglied der Gesellschaft 42
Wahl von neuen Mitgliedern 42
Foetterle. F. Mittheilung des Dankes von mehreren Herren für die Wahl zu oorsespon-
direnden Mitgliedern 42
Foetterle F. Vorlage eingegangener Druckschriften 43
Foetterle F. Mit theilung Dr. E. H. v. C osta V über P. Kosler's ,, kurze Beschreibung
des slovenlschen LanöTes' 1 etc., Nachrichten über den historischen Verein
in Krain 44
Foetterle F. Einsendung von Seeschichten-Karten von dem k. k. Fregatten CapitänH.
v. Littrow 44
Haidinger W. Bericht über Wlangaü's „Reise nach den östlichen Kirgisen -Steppen"
übersetzt von Dr. Löwe 45
HaidingerW. Vorlage der neuesten Nachrichten von der ,)Novara" von Dr. F. Hoch-
stetter von Rio de Janeiro 46
S t ein hau s er A. Ueb er Entstehung und Ausbildung der Schichtenkarten 50
Schlagint weit Dr. H. Mittheilung ethnographischer Beobachtungen in Ost-Indien . 50
HeuflerL. R. v. Mittheilung eines zigeunerischen Wörterverzeichnisses 50
Versammlung am 19. Jänner 185 8.
Fürst von Salm. Beitritt Sr. kaiserlichen Hoheit des Herrn Erzherzogs Albreoht als
Ehrenmitglied der Gesellschaft 52
Wahl von neuen Mitgliedern 53
FoettterleF. Vorlage eingegangener Druckschriften 53
Foetterle F. J. Schmidts Nachrichten über das Eidbeben am 15. Jänner in Ollmütz. 53
Hingenau 0. Freih. v. Vorlage des Berichtes der Handels- und Gewerbekammer
in Pavia für die Jahre 1858—1856 54
S teinh aus e r A. Ueber Entstehung und Ausbildung der Sohiohtenkarten 57
Versammlung am 9. Februar 185 8.
Fürst von Salm. Beitritt Ihr. kaiserlichen Hoheiten der Herren Erzherzoge Fer-
dinand Maximilian, Karl Ferdinand und Joseph als Ehren-
mitglieder der Gesellschaft 57
Foetterle F. Antrag zur Bewilligung eines Reisebeitrages für Hrn. Eckhold 58
Wahl von neuen Mittgliedern * 58
Foetterle F. Mittheilung des Dankes mehrerer Herren für die Wahl zu Ehren- und
correspondirenden Mitgliedern, und Vorlage eingegangener Druckschriften. 59
Jeitteles L. H. Ueber das Erdbeben am 15. Jänner 1858. . . . • 59
Haidinger W. Schreiben Sr. kaiserlichen Hoheit des Herrn Erzherzogs Johann
über ein Terrain-Modell von Schabs bei Brixen 63
Haidinger W. Vorlage von A. Ravenstein's Erläuterungen zu Major Papen's Höhen-
Sohiohtenkarte von Central-Europa 63
Haidinger W. Sir R. Murohison's Nachricht über die Abreise Li wings tone's nach Afrika 64
Steinhauser A, Vorlage von Schichtenaufnahmen und Schichtenkarten 64
Cybulz J. Ueber Anwendung von Plastik beim Unterrichte in der Darstellung des
Terrains • 64
Kiese wetter W. Vorlage seiner „ethnographischen Reisebilder.' ' 65
Versammlung am 2. März 185 8.
H eifert Dr. A. Freih. v. Beitritt Sr. kaiserlichen Hoheit des Herrn Erzherzogs Karl
Ludwig als Ehrenmitglied der Gesellschaft 67
Wahl von neuen Mitgliedern * 67
Foetterle F. Geschenk des Herrn G. Schwartz an Druckschriften und Karten. ... 67
Foetterle F. Ein Besuch der beiden Inseln St. Paul und Amsterdam von Dr. Karl
Scherzer 67
Urlinger P. Ueber die Höhenbestimmungen des Gross-Glockner. . , 67
m
Seite
Haidinger W. Vorlage der 1. und 2. Lieferung von L. Libay's Reißebilder ans Egyp-
ten und dem Orient 70
CzoernigK. Freih. y. Vorlage der „Uebersicht der Waaren Ein- und Ausfuhr Öster-
reichs für 1857 73
CzoernigK. Freih, v. Ueber die Wichtigkeit des Torfes als Brennstoff in Oesterreieh 73
FritschE. Berioht über Dr. A. Mühry's ,,Klimato logische Untersuchungen" etc. . . 75
C y b u 1 z J. Vorlage seines plastischen Untern chtsmateriales in der Terraindarstellung 83
Versammlung am 16. März 1858.
Wahl von neuen Mitgliedern. . . • 83
Steinhaus er A. Vorlage des Schichtenplanes der Stadt Wien von R. v. Hauslab. . 83
Haidinger W. Ueber J. Schmidts „Untersuchungen über die Leistungen des Bour-
don'sohen Metall-Barometer" etc 84
Cybulz J. Erklärung der Anwendung der Plastik bei der Terrainlehre 85
SimonyF. Vorlage von F. Fei Ts Relief der Spitzkofelgruppe. . . 86
Od hl er tJ. V. Ueber den Einfluss der geologischen und climatlschen Verhältnisse auf
die Bevölkerung in Nordamerika nach Dr. J. Wynne's „Report on the
vital Statistics of the U. St." 88
Kiesewetter W. Vorlageseiner „ethnographischen Reisebilder. " 89
Versammlung am 6. April 1858.
Wahl von neuen ordentlichen und correspondirenden Mitgliedern 89
Hingenau O. Freih. v. Ueber Freih. v. Czoernig's Antrag der Einsetzung eines Comites
für die Torffrage 90
Hauer F. v. Vorlage von J. Schmidt's Untersuchungen über das Erdbeben am 15.
Jänner 1858 • . . 94
Stref fleur V. Ueber Dr. J. R. Lorenz's „Vergleichende orographisch-hydrographische
Untersuchungen der Versumpfungen in den oberen Flussthälern der
Salzach, der Enns und der Mur 94
Streffleur V. Relief der Donaumündungen 94
Zhishman Dr. J. Resultate der Forschungen über Hanno's Expedition an der West-
küste von Afrika 94
Kerner Dr. A. Ueber die Verschiedenheit der Torfbildenden Moore in Niederösterreich. 96
Versammlung am 20. April 1858.
Wahl eines neuen Mitgliedes ; . . . . 97
Warhanek W. Vorlage eingegangener Druckschriften 97
He uf le r L. B. v. Vorlage von Schub er t's „Stellung der Inseln zu den Continenten" etc. 97
Haidinger W.'P. Tchihatchefs Reise nach Kleinasien 98
Be cker Dr. M. Ueber ethnologische Verhältnisse des Oetschergebietes 99
SimonyF. Vorlage eines Messaparates bei landschaftlichen Aufnahmen • 99
Schöninge r. Vorlage astronomisch-geographischer Versinnlichungsmittei 100
Versammlung am 4. Mai 1858.
Warhanek W. Vorlage eingegangener Druckschriften 100
Warhanek W. Subscription für das Ressel-Monument 100
Haidinger W. Ein Schreiben M. J. Maury's an Dr. K. Scherzer über mehrere
Beobachtungen 100
Simony F. Ueber die Anwendung des Zirkelaparates zu aproximativen Winkel-
messsungen 101
Versammlung am 18. Mai 1858«
Wahl eines ordentlichen Mitgliedes 102
Becker Dr. M. Commission für den wissenschaftlichen Verkehr mit den Missionen. 103
Schmidt Dr J. Ueber Erdbeben 108
Andrian Ferd. Freih. v. Vorlage einer geognostischen Sammlung aus Borneo, Java etc. 104
Versammlung am 1. Juni 185 8.
Fürst von Salm. Beitritt Sr. k. Hoheit des Kronprinz Regenten von Schweden und
Norwegen Karl Ludwig Eugen als Ehrenmitglied der Gesellschaft. 1 04
Wahl von neuen Mitgliedern 104
Warhanek W. Mittheilung des Dankes mehrerer Herren für die Wahl zu Ehren und
correspondirenden Mitgliedern 104
Haidinger W. Vorlage von Capitän B. B. Marcy's Bericht über dessen Erforshung
des Big Witchita von R. K. Warreni. Erforschungen im Dawta Lande
im Jahr 1855, von Dr. F. V. Hayden und F. B. Meok Erläuterungen
einer geologischen Karte und Durchschnitten der Gegend am Missouri. . 104
Haidinger W. Sir R, Murchison's „The farewell Li vingstone Festival." HO
I*
MITTHEILÜNGEN
DBB
KAISERLICH-KÖNIGLICHEN
GEOGRAPHISCHEN GESELLSCHAFT.
ü. JAHRGANG 1858.
EEDiomT (• (bodul;; • N ■ ■
HAITI FOITTKBIE,
WIEN, 1858.
I1DCI VON M. AÜBB
VU1
weiset den Betrag bot Auszahlung an den Gassier mittelst eigener yorgedruokter Anweisun-
gen , die vom Seoretär mitgefertigt sind. 27. Er führt Aber sämmtliche Einnahmen und Aus-
gaben eine eigene Geldrechnung und fibergibt dem Präsidenten von drei zu drei Monaten
einen vom Gassier mitzufertigenden Rechnungsabschlüsse 28. Er unterfertigt mit dem Casaier
die Jahreskarten. 29. Er bereitet alljährlich einen vollständigen Jahresabsohluss vor und
Übergibt denselben dem ersten Seoretär. 80. Die Function des Rechnungsführers dauert drei
Jahre.
V. Caaeier.
81. Der Cassier nimmt die ihm vom Rechnungsführer Übergebenen Gesellschaftsgel-
der in Empfang und führt hierüber eine genaue Aufsehreibung. 82. Er zahlt alle an ihn ge-
richteten vom Rechnungsführer und Seoretär unterfertigten Anweisungen aus, und verzeichnet
dieselben. 38. Sobald die Barschaft Einhundert Gulden übersteigt, legt er sie fruchtbringend
an« 84. Er unterzeichnet alle vom Rechnungsführer verfassten dreimonatlichen und Jahres-
rcohnungen. so wie die Jahreskarten. 35. Die Function des Gassiers dauert zwei Jahre.
▼I« Prüfnngs-Commiss&re«
86. Die Prüfungs-Gommissäre revidiren die vom Rechnungsführer zu legende Jah-
resrechnung und die vom zweiten Seoretär zu führende In ventarialreohnung am Jahresschlüsse.
¥11« Aussehuajsmitglieder«
87. Die Aussohußsmitglieder haben in den Ausschuss-Sitzungen entscheidende Stimme.
88. Sie übernehmen in vorkommenden Fällen Referate zur Erledigung.
b) durch die
89. Den Vorsitz bei diesen führt der Präsident; ist dieser nicht anwesend, so über-
nimmt der Monats- Vioepräsident, als dessen Stellvertreter, den Vorsitz. Sollte derselbe nicht
anwesend sein, oder den Vorsitz ablehnen, so folgt der nächstgereihte Monats- Vioepräsident
u. s. f. 40. Sollte auch keiner der Vice-Präsidenten anwesend sein, oder den Vorsitz ab-
lehnen, so leitet ein im Alphabet zunächst folgendes Aussohussmitglied die Verhandlungen.
41. Gegenstände der Gesammtsitzungen sind: die wissenschaftlichen Vorträge, die die Gesell-
schaft betreffenden Mittheilungen, und die der Gesammt- Versammlung durch die Statuten
vorbehaltenen Geschäfte. 42. Die Vorträge werden von Mitgliedern der Gesellschaft gehalten.
48. In besonderen Fällen ladet der Präsident oder der erste Seoretär, im Einverständnisse
mit demselben, zur Abhaltung eines Vortrages auch solohe Personen ein, welche nioht Mit-
glieder der Gesellschaft sind. 44. Wer einen Vortrag zu halten beabsichtiget, wird ersucht,
davon dem eisten Seoretär schriftlich oder mündlich, wo möglich zwei Tage vor der Versamm-
lung die Mittheilung zu machen. 45. Zur Besohlussfahigkeit der Gesammt- Versammlung ist
die Anwesenheit von mindestens einundzwanzig Mitgliedern erforderlich.
Jahres-Versammluiig.
48. Die erste Gesammt- Versammlung im Monat November eines jeden Jahres wird zu-
gleich als Jahres- Versammlung betraohtet, in welcher der Jahresbericht und der Rechen-
schaftsbericht vorgelegt wird. 47. In derselben werden die erforderliehen Wahlen der Funo-
tionäre vorgenommen.
AuMfthu*j«-8Usrangeiw
48« Zu den Ausschuss-Sitzungen werden die Functionäre besonders eingeladen. 49. In
denselben führt der Präsident oder der ihn vertretende Monats- Vioepräsident den Vorsitz. Die
Sitzung beginnt mit der Vorlesung des Protooolls der vorhergegangenen Ausschuss-Sitzung.
60. Gegenstände der Ausschuss-Sitzungen sind: die Berichte des ersten Seoretärs Über die
gefassten Beschlüsse, die wichtigsten die Gesellschaft betreffenden Einlaufe, und die einge-
gangenen Anträge. 61. Zur Besohlussfahigkeit ist die Anwesenheit von mindestens sieben
Funotlonären erforderlich. 62. Alle anwesenden Functionäre sind stimmfähig; bei gleicher
Stimmenzahl entscheidet der Präsident 68. Auf Verlangen eines Mitgliedes ist Über den
Sohluss der Debatten abzustimmen. 8obald der Sohluss der Debatte ausgesprochen ist , hat
nur nooh der Antragsteller oder Berichterstatter das Recht zum Worte. 54. Rei der Frage-
stellung ist ein Antrag auf Aussetzung des Beschlusses eine auf spätere Zeit vor allen mate-
riellen Verbesserungsvorsohlägen zur Abstimmung zu bringen. Von zwei selbstständigen An-
trägen ist derjenige zuerst zur Abstimmung zu bringen, durch dessen Annahme der andere
Antrag von selbst hlnwegfälll Ausser diesem Falle hat der weitergehende Antrag den Vor»
rang vor dem andern. Im Uebrigen gehen Verbesserungsvorsohläge den Hauptanträgen vor.
IX
Herausgabe von Druekaehriften«
55. Die Gesellschaft veröffentlicht Druckschriften , deren Ausdehnung von den vorhan-
denen Geldmitteln Abhängt 56. Diese sollen enthalten : a) die Sitzungsberichte über die
Gesammtaitzungen der Gesellschaft; b) Abhandlungen sowohl von Mitgliedern, wie von Nieht-
mitgliedern , über geographische Gegenstande. 57. Die Abhandlungen werden von den Sit-
zungsberichten dadurch getrennt gehalten, dass sie eine abgesonderte Pa.ginirung erhalten.
58. Jeder Verfasser erhalt von seiner gelieferten Abhandlung fünfzig Separat -Abdrücke
gratis. 59. Die Redaotion fuhrt der erste Secretar im Einvernehmen mit dem Präsidenten.
Bibliothek.
60. Alle an die Gesellschaft einlangenden Druckschriften und Karten werden in einer
Bibliothek aufbewahrt, deren Aufsicht der zweite Secretar führt. 61. Ueber dieselben wird
ein gehöriger Katalog und ein chronologisches Vormerkbuch der einlangenden Gegenstande
geführt 62. Jedes Mitglied ist berechtigt, aus der Bibliothek die Druckschriften zu benützen.
63. Gegen jede Entlehnung aus dem Vereinslooale wird eine Empfangsbestätigung ausgestellt.
64. Auch andere an die Gesellschaft eingehende Gegenstande werden in der Bibliothek auf-
bewahrt, und hierüber wird vom zweiten Secretar ein eigenes Inventarium geführt.
Hilfspersonale*
65. Zur weiteren Besorgung der Geschäfte wird den Seoretaren ein Scriptor zur
Aushilfe und ein Diener gegen monatliche Entschädigung beigegeben.
K. k. GEOGRAPHISCHE GESELLSCHAFT.
FuetiMire.
Präsident x
Stlm-Reifferscielit-Kraothelio Hugo , Se. Durchlaucht Purst von, Ritter des goldenen Vliesses,
Grosskreuz, k. k. Reichsrath etc.
Viee-Präsidensen i
Cinel Joseph, 8e. Hoehwfirdeo, Chorherr tu St. Florian, Ritter, k. k. Regierungsrath, Vice-
Director, M. K. A.
rllgelj August von, Commandeur, k. k. Generalmajor, Director des k. k. Militär, geographischen
Institutes.
BaMhger Wilhelm, Ritter, Phil. Dr., k. k. Sectionsrath, Director der k. k. geologischen
Reichsanstalt, M. K. A.
■eifert Alexander Freiherr von U. J. Dr. , Unterstaatssekretfir im k. k. Ministerium für Cultos
und Unterricht.
Laacktrtoskl-Bneile, Casimir Graf, k. k. wirkt. Kümmerer.
Stelakaoser Anton, k. k. Rath.
fitoeretares
1. Feetterle Frans, k. k. Berjrrath.
2. Warhaaek Wilhelm Friedrieh, k. k. Professor.
Rechnungsführer t
Isrslg Emil , k. k. Professor.
Cavasiert
Artaria August, Kunsthändler.
Censorenx
Barmst Anton, Revident im statistischen Ruresu des k. k. Handelsministeriums.
8eauM»r Gustav Adolf, Revident im statistischen Bureau des k. k. Haadelsministeriums.
Auasehuss- Mitglieder t
Auarlas Werburs; Victor Freiherr von, k. k. wirkl. Kammerer.
Becker Morix A., Phil. Dr., k. k. Schulrath.
Bergmaas Joseph, Ritter, Coetos im k. k. MOmv- und Antikse^Tabmet, M. K. A.
Cslralg Karl, Freiherr v. Csernhausen, U. J. Dr, , Commandeur, Seetionsehef im k. k. Han-
delsministerium, C. M. K. A.
Feail Eduard, Med. Dr., k. k. Professor, Director des k. k. botanischen Hof-Cabinets, M. K. A.
Flcker Adolf, U. J. et Phil. Dr. , Ministerial-Secretär im k. k. Handelsministerium.
Fitilnger Leop., Med. et Phil. Dr., Custos-Adjunkt am k. k. zoologischen Hof-Cabinete, M. K.A.
Frltsch Karl, Adjunkt a. d. k. k. Central- Anstalt für Meteorologie u. Erdmagnetismus, C. M.K. A.
flauer Frans, Ritter von, k. k. Bergrath, C. M. K. A.
fleufler zu Rasen und Perdonegg Ludwig, Ritter von, k. k. w. Kämmerer, k. k. Sectionsrath.
Hlngenau Otto Freiherr von, k. k. wirkl. Kämmerer, Bergrath, Professor.
Bornes Moriz, Ritter, Phil. Dr., Custos und Vorstand des k. k. Hof-Mineralien-Cabinetes.
Kotscbv Dr. Theodor, Custos-Adjunkt am k. k. botanischen Hof-Cabinete.
Krell Karl, Ritter, Phil. Dr., Director der k. k. Central-Anstalt für Meteorologie und Erd-
magnetismus, M. K. A.
Husijnskl Karl, Hauptmann im k. k. Militär-Ingenieur-Geographen-Corps.
Relssek Siegfried , Med. Dr. , Custos-Adjunkt am k. k. botanischen Hof-Cabinete.
ftuthner Anton v., U. J. Dr., Hof- und Gerichts-Advokat.
Sebeda Joseph, Major imk. k. Militär-Ingenieur-Geographen-Corps.
Slinvnj Friedrich , k. k. Professor.
8treffleoT Valentin, Sectionsrath im k. k. Finanzministerium.
Ehren -Hitglieder.
Imlnlande:
Se. k. k. Hoheit der Durchlauchtigste Prinz und Herr
Erzherzog Ferdinand Maximilian.
Se. k. k. Hoheit der Durchlauchtigste Prinz und Herr
Erzherzog Karl Ludwig.
Se. k. k. Hoheit der Durchlauchtigste Prinz und Herr
Erzherzog Albrecht.
Se. k. k. Hoheit der Durchlauchtigste Prinz und Herr
Erzherzog Karl Ferdinand.
Se. k. k. Hoheit der Durchlauchtigste Prinz und Herr
Erzherzog Stephan.
Se. k. k. Hoheit der Durchlauchtigste Prinz und Herr
Erzherzog Joseph.
Se. k. k. Hoheit der Durchlauchtigste Prinz und Herr
Erzherzog Jthann.
Se. k. k. Hoheit der Durchlauchtigste Prinz und Herr
Erzherzog Ludwig Jeseph.
Baue Dr. Ami, M. K. A. , Wien.
Bauslab, Se. Excellenz Franz Ritter v., k. k. w. Geh. Rath, k. k. Feldmarschall-Lieutenant, Wien.
Ntstlti Gräfin Pauline v., geborne Freiin Des-Granges, Schöndorf bei Neu-Arad, Ungar«.
im Auslände:
Se. Majestät der Kaiser von Brasilien
Born Pedro II.
Se. kaiserliche Hoheit der Grossfürst
Constantln von Russland.
Se. königl. Hoheit der Kronprinz-Regent von Schweden und Norwegen
Karl Ludwig Engen.
Bache Alexander D., Superintendant des Coast Survey der Vereinigten Staaten von Nordamerika
Washington.
Baer Dr. Karl Ernst von, kaiserlich russischer Staatsrath und Akademiker, St. Petersburg.
Barth Dr. Heinrich, Ritter des Bath-Ordens, Hamburg.
Baeyer, königl. preussischer Generalmajor und Abtheilungschef im grossen Generalstab, Berlin.
Beauinont Leonce Elle de, Ritter, kaiserlich französcher Senator, beständiger Secretär der kai-
serlichen. Akademie der Wissenschaften, Paris.
Brisbane Sir Thomas Macdougall, Bart., königl. grossbritanniseher General-Lieutenant, Präsident
der königl. Gesellschaft von Edinburg, E d i n b u r g.
Canislle Alphons de, Professor, Genf.
Bemldoff Anatol Fürst von, kaiserlich russischer Kammerherr , Staatsrath, SanDonato bei
Florenz.
Daunas Melchior, kaiserl. französischer Divisions-General! Direktor der Abtheilung für Algier
im Kriegsministerium, Paris.
Dleterlel Dr. Thomas, königl. preussischer geheimer Ober-Regierungsrath, Director des stati-
. . etischen Bureau, Mitglied der königl. Akademie der Wissenschaften, Berlin.
XI
D«?e Heinrich Wilhelm, königl. preussischer Professor, Mitglied der königl. Akademie der
Wissenschaften, Berlin.
Duperrey Louis Isidore, kaiserl. franzosischer Admiral, Paris.
Dapln Karl Baron, kaiserl. französischer Senator, Mitglied des Instituts von Frankreich, Paris.
fiireaberg Dr. Christian Gottfried, Ritter, Professor, Mitglied der königl. Akademie der Wissen-
schaften, Berlin.
Ernaan Dr. Adolph, königl. preussischer Professor, Berlin.
Flti Ray Robert, königl. grossbritannischer Rear-Admiral , Mitglied der königl. Gesellschaft,
London.
frement John Christ. , Oberst der Vereinigten Staaten von Nordamerika, W a s hi n g t o n.
Fries Dr. Elias, Ritter, königl. schwedischer Professor, Upsala. v
Grej Sir George, Gouverneur des Kaplandes in der Kapstadt.
Grinell Henry, Vice-Pr&sident der geographischen Gesellschaft inNew-York.
lansteeo Christian, Commandeur, königl. seh wed. Professor, Christi ania.
■ermann Dr. Friedrich Benedict Wilhelm von, königl. bayer. Staatsrath, Director des statist. Bu-
reau und Vorstand der k. General-Bergwerks- und Salinen- Administration , Manchen.
laaker Sir William Jackson, Ritter, Director des königl. botanischen Gartens, Mitglied der k.
Gesellschaft in London, Kew.
lanbeldt Alexander Freiherr von, Se. Exe. , Berlin.
Jouard Edme Francois, Präsident der geographischen Gesellschaft inParis, Mitglied des kaiserl.
Institutes von Frankreich, Paris.
Keyserling Alexander Andre jewitscb Graf von, kaiserl. russischer Kammerherr, Reval.
Kupffer Adolph Theodor, kaiserl. russischer Staatsrath, Akademiker, St. Petersburg.
Lamtnt Dr. Johann Ritter, Conservator der königl. Sternwarte, München.
Lessets Ferdinand von, Paris.
Lara Se. Excellenz Anton Xaver de, apostolischer Nuntius, Erzbischof von Tarsus, Grosskreuz
der königl. bayer. Krone, Mitglied der h. Congregation de Propaganda fide etc., Wien.
LütkeTh. P., kaiserl. russischer Admiral, St. Petersburg.
Lyell Sir Charles, Ritter, Mitglied der königl. Gesellschaft, London.
Martins Dr. Karl Philipp Friedrich von, königl. bayer. Hofrath, Commandeur, Ritter, Mönche n.
fllddendtrft* Adolph Theodor von, kaiserl. russischer Staatsrath, beständiger Secretfir der kai-
serl. Akademie der Wissenschaften, St. Petersburg.
fterean de Jonnes Alexander, Mitglied des Institutes von Frankreich, Paris.
Mureklsan Sir Roderick Impey, Grosskreuz, Mitglied der königl. Gesellschaft und Präsident der
königl. geographischen Gesellschaft, London,
Qoetelet Dr. Adolph Lambert Jacob, Director der königl. Sternwarte, Präsident der Central-
Commission för Statistik, Brüssel.
R&wllnson Heinrich Creswicke, königl. grossbritannischer Oberst, Commandeur, Mitglied der
königl. Gesellschaft, London.
Ritter Karl, königl. preussischer Professor, Präsident der Gesellschaft für Erdkunde, Berlin.
Rase Dr. Gustav, Professor dsr Mineralogie, Berlin.
Riiael Dr. Eduard, Frankfurt a. M.
8ablne Eduard, königl. grossbritannischer General- Major, Mitglied der königl. Gesellschaft,
London.
Sajth William Henry, königl. grossbritannischer Rear- Admiral, Ritter, Mitglied der königl. Ge-
sellschaft, London.
Strare Friedrich Georg Wilhelm v. , kaiserl. russischer Staatsrath, Director der kaiserl. Stern-
warte, Pulkowa.
8ykes William Henry, königl. grossbritannischer Oberst, Mitglied der königl. Gesellschaft,
London.
Tealkatckeff Peter von, kaiserlich russischer Kammerherr, Nizza und St. Petersburg.
Vleomte de Verneoil Philipp Eduard lePoulletier, Mitglied des kaiserl. Institutes von Frankreich,
Vice-Präsident der geologischen Gesellschaft von Frankreich, Paris.
Wkevell Reverend William D. D., Master of Trinity College, Mitglied der königl. Gesellschaft
in London, Cambridge.
Wled Seine Durchlaucht Maximilian Prinz von, Wied.
Itrct del Valle y Huet, Seine Excellenz Don Antonio Remon, Grosskreuz, königl. spanischer
General -Lieutenant, Präsident der königl. Akademie der Wissenschaften, Madrid.
Correspondirende Mitglieder.
Im Inlande:
leoglio Theodor Ritter von, k. k. Consulats-Verweser in Chart um.
Kremmer Alfred von, k. k. Vice-Consul und Consulats-Leiter in C a i r o.
Lstsey Karl, k. k. General-Consul in New-Tork.
Schwan Dr. Wilhelm, k.k. Sectio nsrath und Kanzlei-Director des k. k. General-Consul ats in Par is.
Magyar Ladislaas Amerigo, in Bin 6 in Afrika.
XII
Im Auslände:
Afclch Hermann, kaiserl. russischer Staatsrate, Akademiker, St Petersburg.
Andersen Ch. J. , Stockholm.
Angelredt E. J., k. k. Vice-Consul in St Louis, Missouri, U. 8. A.
d'Aveiac, Secretär der geographischen Gesellschaft, Paris.
Berghaus Dr. Heinrich, königl. preußischer Professor, Berlin.
Blckerstetk Dr. , Inspector sämmtlieher Spitäler »Kapstadt
Bleck Dr. W.EJ., Kapstadt
Buist Dr. F. Georg, Mitglied der königl. Gesellschaft in London, Secretftr der geographischen
Gesellschaft, Bombay.
Carraset Don Eduardo, Cosmografo major del Peru, Professor, Director der nautischen Schale,
Lima.
€ aste In au Graf Francis de, kaiserl. französischer General-Consul, Kapstadt
Dana James D., Professor, New-Haven, Connecticut.
Darwin Charles Esq., Mitglied der königl. Gesellschaft in London, Down bei Bromley, Kent.
Daussr Peter, Coromandeur, Mitglied des kaiserlichen Instituts von Frankreich, Paris.
Entert W. R., Major der Vereinigten Staaten von Nordamerika, Washington.
Engel Dr. Christian Lorenz Ernst Regierungsrath im königl. sächsischen Ministerium des Innern,
Vorstand des statistischen Bureau*«, Dresden.
Ewald Ludwig, grossherzogl. hessischer Ober-Steuerrath, Vorstand des Vereines für Erdkunde
und verwandte Wissenschaften, Darmstadt
Ferrelra, Lagos Dr. Manoel, kaiserl. brasilianischer Professor, Rio de Janeiro.
Forcsliamnier Dr. Peter, Professor, Kiel.
Galten Francis Esq., Mitglied der geographischen Gesellschaft, London.
Gliben M. Mac Jupes, Intendant des botanischen Gartens in der Kapstadt
Grewlack Dr. Constantin, kaiserl. russischer Professor, D o r p a t
Grlsesach Dr. August königl. hannoverscher Professor, Göttin gen.
Banditen William John Esq. , Mitglied der königl. Gesellschaft, Präsident der geologischen
Gesellschaft, London,
flamse Ernst Apotheker, Blankenburg.
Beer Dr. Oswald, Professor, Zürich.
Belmerseu Gregor v. , kaiserl. russischer General-Major, Akademiker, St Petersburg.
Benry Joseph, Secretär des Smithsonian Institution, Washington.
Heldlog Mr. J. C, K a p s t a d t
fleeker Joseph Daltoo, Mitglied der königl. Gesellschaft in London, Direetor-Assistent der
königl. Gärten, K e w.
Jochmus A., königl. preussischer General-Lieutenant. London.
Joinsten Alexander Keith Esq. , Mitglied der königl. Gesellschaft, E d i n b u r g.
Jungsnaa Dr. Frana, B a t a v i a.
JurltsDr. C. F., Kapstadt
Kimts Dr. Ludwig Friedrich, kaiserl. russischer Professor, D u r p a t.
Karsten Dr. Hermann, königl. preussischer Professor, B e r 1 r o.
Kiepert Dr. Heinrich, Mitglied der königl. Akademie der Wissenschaften, Berlin.
Kelblog Dr., Missionär au Gnadenthal im Kapland.
Kippen Peter v., kaiserl. russischer Staatrath, Akademiker, St. Petersburg.
Kfitilog Dr. Traugott Friedrich, königl. preussischer Professor, Nordhausen.
Lacalan Mr. Mac, zu Stellenbosch im Kapland.
Laing Dr. T. , Inspector sämratlicher Spitftler in der Kapstadt
Lamanskv Eugen v., Secretär der kaiserl. russischen geograph. Gesellschaft, St Petersburg.
Lajard Mr. L. , Secretär des Südafrikanischen Museums , Kapstadt
Legevt August, Chef des Bureau für allgemeine Statistik im kaiserl. Ministerium des Innern,
Paris.
Llvlngstooe Dr. David, London.
Naelear Mr., Director der Sternwarte, Kapstadt
lalte-Bron V. A. , Redacüons-Secretör der geographischen Gesellschaft, Paris,
■aurj Alfred, General -Secretär der geographischen Gesellschaft Paris.
Maorj M., Director der Sternwarte der Vereinigten Staaten von Nordamerika, Washington.
Hettenlos G. , königl. sächsischer Professor, Leipzig.
Maller Karl, königl. sächsischer Professor, Halle «. d. Ä.
Neaatann, königl. bayerischer Professor, München.
Pap en August königl. hannoverscher Major a. d., Frankfurts. M.
Pappe Dr. L., Kapstadt
Petermann Dr. August Geograph der Perthes'sehen geographischen Anstatt, G oi h a.
xn
Peters Dr. Wilhelm, königl. preussischer Professor, Berlin.
Psepilg Eduard, königl. sfichsiacher Professor, Leipzig.
RawseaMr., Kolonial-Secretfir, Kapstadt.
BeserDr., Missionär zu Gnadenthal im Kapland.
Strtarlas t. Walterhausen Dr. Wolfgang Freih., königl. hannoverscher Professor, Göttingen.
Srelaxlntwelt Dr. Adolf, Berlin.
Sealaglatweit Dr. Hermann »Berlin.
8eblaglatwelt Dr. Robert, Berlin.
Sratmiargk Sir Riehard Henry, königl. grossbritannischer General -Consul , Siam.
Sfbfieh de Caaaoema Dr. Wilhelm, kaiserl. brasilianischer Professor, Rio de Janeiro.
8aaw Dr. Norton, Secretfir der königl. geographischen Gesellschaft, London.
Seeauno Dr. Berthold, Redacteur der BonpTanaia, London.
Seltener Dr. Otto, königl. bayerischer Professor, München.
Siel Dr. Paul von, königl. würtembergischer Finanz-Assessor, Secrettr des statistischen
Boreau's, Stuttgart
Sanier Karl von, Oberstlieutenant im königl. bayerischen General - Quartier meisterstabe,
München.
Stari Johann Jacob , kaiserlich brasilianischer General-Consu) , Berlin.
8ydew Ernst von, königl. preußischer Hauptmann a. D., Gotha.
Tegel Dr. Eduard« Reisender in Cent ral-Afrika.
Wagner Dr. Moria, München.
Waawaeus Dr. Johann Eduard, königl. hannoverscher Professor, Gö t ti n gen.
Weitet! Hugo A., Garten-Director im Musee imperial d*histoire naturelle, Paria.
Wjlej Mr., Kapstadt
llegJer W. M., Palmgarten bei Winterthur in der Schweiz.
Eiatr.|
Jahr. »
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1857
1856
1857
Aisserordeatliehe ud •rdeitlieke Mitglied*!»,
(Dia ausserordentlichen Mitglieder sind mit A. HI« beieichnet)
Abel Joseph, k. k. Schiehtenmeister. Cilli.
Alaenborg August Ritter von, Realititsbeeitzer. Innsbruck.
Alt Alois, Dr. U. J., Landes- Advokat. Krakau.
Aaaker Emil Bdier von, Lieutenant im k. k. Linien-Infanteric-Regimente Erzherxog
Albrecht Nro. 44, sugetheilt im k. k. Milit Statist. Bureau.
Anarltn-Werburg Ferdinand Freiherr von, Geolog an der k. k. geologischen Reichs-
Anstalt.
Aadriao- Woriarg Victor Freiherr v., k. k. wirkl. Kftromerer. A. Hl« (1* fl.) Stadt,
SeileraUtte 803.
Aokersktfen Theophil, Freiherr von. Mauer bei Wien.
Aittloe Franz, k. k. Hofgflrtner, k. k. Hofburg.
Arenstein Joseph, Se. Hochw., Phil. Dr., Ritter, k. k. Professor. Stadt, Hei I igen -
kreuxerhof.
10 Ameth Joseph C, Ritter, k. k. Regierungsrath , Direetor der k. k. Maus- und An-
tiken-Cabinete. Stadt, alter Fleischmarkt 697.
Artarla August Kunsthändler. Stadt, Kohlmarkt 1151.
Artarla Claudius, Kunsthfindler. SUdt Kohlmarkt 1151.
Aner Alois, Ritter, Philos. Dr., k. k. Hofrath, Direetor der k. k. Hof- und Staats-
druckerei. Stadt, Singerstrasse 913.
Aoeraabn, Erzieher bei Herrn Grafen Kinsky. Stadt Freiung 6t.
August! n Tinaens Freiherr von, Se. Excellena, Groaakreut, k. k. wirk], geheimer
Raih, Feldaengmeiater. A. Hl. (20 fl.) Wieden 108.
Bach Dr. Alexander Freiherr von, Se. Exeelleox, Grosskreua, k. k. wirkt gehei-
mer Rath, Minister des Innern. A. M. (10 fl.) Stadt, Wipplingeratrmaae.
Bajaatb Michael von , k. k. Oberst Stadt
iaiai Eduard von, k. k Profeaaor. Venedig.
lauer Alexander, Dr. Ct., Aasist d. Chemie am k. k. polyt Inetit, Stadt, Kftrthner-
strasse 1049.
30 Bauer Edmund , Gtmeindera th , Direetor de« atabilimento teenieo, Goaaul von Hayti
und Buenos-Ayres, T r i e s t
BaMgartaer Andreas Freiherr v., Se» Excelletu, Philos. Dr., Grosskreua, k. k. wirkt
geheimer Rata, Prlsid«iit der K. A. W. A. M. (15 fl.) Stadt, SeileraUtte 808.
Bayer Anton, k. k. Hauptmann und MiliUr-Aerarial-Gebftude-Inapeetor. Wiener*
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XIV
Fintr.
Jahr.
1857 Becsev de la Volla Stephan Freiherr von, Ritter des k. k. Maria Theresien Ordens,
' k. k. Oberst-Lieutenant, Stadt, Bauernmarkt 378.
1850 Beer Joseph 6. Landstrasse 138.
Beck Friedrich, Buchhändler. Stadt 603.
Becker Moriz A. , Phil. Dr. , k. k. Schulrath. Landstrasse, Razumowskyg. 93.
Bell Samuel, Sectionsrath im k. k. Ministerium des Innern. Landstrasse, Wagg. 662.
Bergmann Joseph, Ritter, Custos im k. k. Mona- und Antiken-Cabinete. M. K. A.
Landstrasse, unteres Belvedere 642.
Bflhuber Hermann , Ch. Dr. Josephsdorf am Kahlenberge bei Wien.
30 Blaha P. Franz, Pfarrer, H e r a 1 1 i tz, Mähren.
Bluinfeld Franz Seraphin Edler von, Comthur. Ministerialrat!! im k. k. Handelsmini-
sterium. Stadt 136.
Böhm Joseph Georg, Phil. Dr.. Director der k. k. Sternwarte. Prag.
Benlti Hermann , Phil. Dr. , k. k. Universitäts-Professor. M. K. A. Wieden 348.
Bosrkan Friedrich, Med. Dr. Stadt, alt. Fleischmarkt 702. >
Bosch an Friedrich, k. k.priv. Grosshändler, Stadt, Tuchlauben, GungePsches Haus 437.
Bracbelll Hugo , Beamter im Statist. Bureau des k. k. Handelsministeriums. Spittel-
berg 134.
Braouifiller Wilhelm, Buchhändler. A. HI. (10 fl.) Stadt, Graben 567.
Breuner-Enkevolrth ^ug. Graf, k. k. Oberst-Erbland-Kämmerer. A. HI* (12 fl.) Land-
strasse Nr. «6.
BroiowskjWenz,, Vice-DirectorderGremial-Handelsschule. Stadt, Tuchlauben 557.
„ 40 Brück Karl Freiherr v., Se. Excellenz, Grosskreuz, k. k. wirkl. geheimer Rath, Finanz-
Minister, A. HI. (10 fl.) Stadt, Himmelpfortgasse.
1857 Brojmann Wilhelm, k. k. Bergcommissär. Schmollnitz.
1858 Branner Joseph, Director des k. k. Ober-Gymnasiums zu V i n k o v c e.
„ Brunner von Wattenwovl Karl, k. k. Telegraphen-Director.
Bablch Sigismund, Erzieher, Mariahilf 42.
1857 Bucker Dr. B. F., Informator in Plönen bei Takum in Kurland.
1858 Bühler Ernst, Ingenieur der k. k. a. priv. Kaiser Ferdinande Nordbahn, P r e r a u.
1856 Bunk Franz, Central -Director der freiherrl. Rothschi I dachen Eisenwerke. Wittko-
witz, Mähren.
Bnrckkardt Ulrich, Assistent an der k. k. Central -Anstalt für Meteorologie und Erd-
magnetismus. Wieden 303.
Burg Adam, Ritter von, k. k. Regierungsrath, Professor, M. K. A. Wieden 348.
„ 50 Burger Johann. Währing Nr. 133.
1857 Basan Hermann v., Hofrath des k. k. Obersten Gerichtshofes. Stadt, höh. Markt 512.
1856 Butterweck Karl. Alservorstadl 127.
Ckinel Joseph, Se. Hochwürden, Chorherr zu St Florian, Ritter, k. k. Regiernngs-
rath , Vice-Director. M. K. A. Stadt, Teinfaltsstrasse. 73.
1857 Chelll Joseph, Besitzer der geographischen Anstalt in Mailand.
1856 Conrad Michael, Sectionsrath im k. k. Finanzministerium. Landstrasse, Rennweg 636
1857 Costa Ethbin Heinrich von, U. J. et Phil. Dr., Secretär des histor. Vereins von Krain.
Laybach.
1856 Cvbuli Ignaz, k. k. Artillerie -Hauptmann und Professor an der k. k. Kriegsschule.
Alservorstadt 144. '
Ciedlk von Brfindlsberg Alois, k. k. Professor. Wieden, Favoritenstrasse 314.
„ Ciernin, Graf von Chudenitz Eugen, Se. Excellenz, k. k. wirkl. geheimer Rath. A« Hl*
(25 fl.) Josephstadt, Glacis 213.
60 Cioernlg Karl Freiherr von Czernhausen, U. J. Dr., Sectionschef im k. k. Handels-
ministerium. C. M. K. A. A. Hl. (10 fl.) Stadt, alter Fleischmarkt 690,
„ Danscher Anton, U. J. Dr. P r e 8 s b u r g.
1857 Decker Karl, k. k. Kunstmeister in Jaworzno.
„ Denk Anton, Stadt 571.
„ Doleial Anton, Revident im statistischen Bureau des k. k. Handelsministeriums.
Drasenberger Joseph, k. k. Rechnungsrath. Landstrasse, Heumarktglacis 498.
Dreer Franz von, Doctor der Medizin. T r'i e s t
„ Ebersberg Julius, k. k. Hauptmann, Professor an der k. k. Artillerie -Akademie.
Ollmütz.
1856 Egger Franz, U. J. Dr. , k. k. Hof- und Gerichts- Advokat Stadt, Wollzeile 776.
1857 Egger Alois, Professor am k. k. akademischen Ober - Gymnasium. Landstrasse,
Hauptstrasse 2.
„ 70 Engelhardt Ignaz, Sectionsrath im k. k. Handelsministerium.
Enk von der Burg Karl, k. k. Schulrath. Josephstadt 216.
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Ernont tod Gerdovchak Emerich, Gutsbesitzer. Josepbstadt 319.
Ettlngsbaoseo Constantin, Ritter von, Med. Dr., Professor an der k. k. medic. Chirurg.
Josephs-Akademie. Alservorstadt 222.
Fablseb Joseph, k. k. Oberst, Director der k. k. Artillerie-Akademie. 1 1 m fi t z.
Parkas von Vukotinovic, Gutsbesitzer. Agrain.
Felder Cajetan, U. J. Dr., k.k.Hof- und Gerichts-Advokat Stadt, Kohlmarkt 1149/50.
Feml Eduard, Med. Dr., k. k. Universitäts-Professor, Director des k. k. botanischen
Gartens. M. K. A. Landstrasse, Rennweg 638.
Fleker Adolph, U. J. et Phil. Dr., Ministerial-Secretfir im k. k. Handelsministerium.
Landstrasse, Hauptstrasse 370.
Flgier Gustav, k. k. priv. Grnsshfindler. Jfigerzeile 579.
Flllppl Eduard, Ritter, Oberst-Lieutenant in der k. k. Marine- Artillerie, Sections-
chef beim k. k. Marine-Commando. T r i e s t.
80 de Flor! Franz. Professor an der k. k. Nautischen Akademie. T r i e s t
Fltilnger Leopold, Med. et Phil. Dr., Custos- Adjunkt am k. k. Hof - Naturalien -
Cabinete. M. K. A. Wieden 64.
Fllgelv August von, Commandeur, k. k. General-Major, Director des k. k. roilitfir
geographischen Institutes. A. JJI. (20 fl.)
Feetterle Franz , k. k. Rergrath. Landstrasse, Razumo vskygasse 93.
Frank] Joseph Adam Paul , Med. Dr. Stadt, Weihburggasse 939.
Fraoenfeld Georg, Custos-Adjunkt am k. k. Hof-Naturalien-Cabinete.
Frlesacb Karl von , Med. Dr.
F ritsch Joseph, k. k. Zollbeamter. Zinnwald.
Fiitsek Karl, Adjunkt an der k. k. Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagne-
tismus C. M. K. A. Wieden, Favoritenstrasse 303.
Gabler Wilhelm, Phil. Dr, Rossau 199.
90 Gabriel? Joseph von, Rechnungsrath im k. k. Handelsministerium.
Ganabi Johann, Hauptmann im k. k. Militär-Ingenieur-Geographen-Corps.
Gatscher Albert, Se. Hochw., Capitular des Stiftes Schotten und k. k. Professor.
Gbeauler von Mely-Nadaad Paul Sigmund, Hofrath des k. k. Obersten Gerichtshofes,
Laimgrube 184.
Glgl Alezander, Bibliotheks-Offizial im k. k. Ministerium des Innern.
Glatl Wilhelm, Phil. Dr., k. k. Telegraphen-Director. C. M. K. A. Leopoldstadt 623.
Glasl Karl , Professor an der k. k. Ober-Realschule am Schottenfeld.
Gnelln Otto, Phil. Dr., Stadt, obere RrSunerstrasse 1136.
Gebiert T. V., Ministerial-Concipist im k. k. Ministerium des Innern.
Gorlmitl Franz Freiherr v., k. k. Feldmarschall- Lieutenant ( Truppen- Divisions -
Commandant. Venedig.
lOOGsCscb Georg, Wundarzt. Tschars bei Naturns, Vintachfcau in Tyrol.
GraJIlcb Joseph, Phil. Dr., k. k. ausserordentlicher Professor, Custos- Adjunkt am
k. k. Hof-Mineralien-Cabinete. Landstrasse. Hauptstr. 286.
Grimm Johann, Director der k. k. Montän-Lehranstalt Pf ibram.
Grln Dionys, k. k. Professor. Landstrasse 487.
Grfiooe Ferdinand Graf, Ober- Lieutenant im k. k. Civalart Uhlanen- Regiment
Birnbaum nächst Lundenburg.
Grfioer Karl , Hauptmann im k. k. Militär-Ingenieur-Geographen-Corps.
Guggeo berger Ignaz Martin, k. k. Hauptmann. Wieden 376.
Guggentbal Victor von, k. k. Major, Vorstand der k. k. Kriegs-Bibliothek.
Gutinaansthal Ludwig, Ritter von, Vice-Präsident der k. k. Central-See-Behftrde
Triest
Ilaecker C. Friedrich, Beamter der k. k. priv. Credit-Anstalt . Landstrasse, Wag-
gasse 663.
110 BaJdJnger Eugen , k. k. priv. Fabriksbesitzer. Ellbogen.
Haldloger Rudolph, k. k. priv. Fabriksbesitzer. Ell böge n.
flaldlager Wilhelm, Ritter, k. k. Sectionsrath , Director der k. k. geologischen
Reichsanstalt M. K. A. Landstrasse, Ungergasse 363.
Hankenberg Theodor, Ritter von. Stadt, Bärgerspital.
flarmat Anton, Revident im statist Bureau des k. k. Handelsministeriums. Landstr. 337.
flartloger Anton , Lithograph. Mariahilf.
larlJoger August, Lithograph. Mariahilf.
lartelgg Paul, Bergwerks-Beamter der Venetianischen Bergbau-Gesellschaft. Sap*
pada bei Auronzo.
laueis Emil , Lehramts-Candidat. Landstrasse 533.
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XVI
lintr.
Jahr.
1856 120 laaer Frans Ritter yod, k. k. Bergrath. Landatrasae, C. M. K. A. Lagergasse 744.
„ lauer Joseph Rittor von , Se. Excellenx, k. k. wirk!, geheimer Rath. A* HI« (10 fl.)
Landstrasse, Hauptstraase 279.
laaer Julius Ritter von, k. k. Maschioen-Inspectore-Adjunkt Landete***» 279.
lauer Karl Ritter von, k. k. Hauptmann und Vorstand des' ehemischen Laboratoriums
der k. k geologischen Reichsanatalt Landstrasse, Ungergasse 875.
laake, Director der Handels- Akademie. .
leine Gustav, Redacteur dea Fremdenblattes. Stadt, Wollieile 774.
■einrieb Alois, Secretftr dea niederöaterreiehiechen Gewerbe- Vereines,
lelosel Ferdinand, k. k. Post-Controlor.
Itlsler Ferdinand von, U. J. Dr., Senats-Prftsident dea k. k. Obersten Gericbis-
hofea. Stadt, Singerstrasse 896.
■eifert Alexander Freiherr von. U. J. Dr.» Unter-Staataaeerettr im k. k. Ministerium
fttr Cultus und Unterricht, Stadt, Wollreil 769.
ISOleller Karl, Professor am k. k. Theresianum.
lengelnfiller Mich., Hofrath dea k. k. Obersten Gerichtshofes. Stadt, neuen Markt 1053.
lealtea Alexander Constantin von. Stadt, Bürgerspital.
lepltes Georg v., Med. Dr. Stadt, Bürgerspital.
less Heinrich Freiherr Ton, Se. Excellenx, Grosskreux, k. k. wirkl. geheimer Rath,
Feldxeugmeister. Stadt 1073.
lessler Ferdinand, Phil. Dr., k. k. Profeaaor. C. M. K. A. Neue Wieden 775.
lenfler zu Raaen und Perdonegg Ludwig Ritter von, k. k. wirkl. Kämmerer, Sections-
rath im k. k. Ministerium für Cultus und Unterricht Landstrasse 747.
lieber Carlmann, Phil. Dr., Director dea k. k. Ober-Gymnasiums. Grata,
llerschel Joachim, Ritter, Ingenieur. Stadt, untere Brftunerstrasse 1130.
lletiioger Karl Freiherr von, Se. Excellenx, k. k. wirkl. geheimer Rath, Reich trat h.
SUdt 548.
140 Ungenau Otto Freiherr von, k. k. wirkl. Kimmerer, k. k. Bergrath, Profeaaor. Stadt,
Seileratätfe 804.
llrteafeld J. N. ; Redacteur der Militär-Zeitung. Rotaao 127.
leebeder Johann Karl, Ministerial-Secretfir im k. k. Finanz-Ministerium,
leebstetter Ferdinand, Phil. Dr., Geolog der k. k. geologischen Reichsanstalt,
leebstetter Karl , Fabriksbesitzer. Hruachau, Mfihren.
leck Karl, Ritter von, Phil. Dr., Sectionschef im k. k. Finanzministerium. Stadt, unt
Bftcker stresse 746.
lefer Joseph, Profeaaor an der k. k. Realschule in der Leopoldstadt Leopoldst. 185.
leffer Joseph, Beamter bei der Dumpfschiffahrta-Gesellachaft. Alserverstadt 15.
lefflnger Johann Baptist von, U. J. Dr., Hof- und Gerichts- Advokat SUdt 785.
liffmaon Leopold von, k. k. Hof- und Miniaterial-Seeret&r. Stadt Nr. 753.
1501ögelsherger Karl, Professor an der k. k. Ober-Realschule auf der Landstrasse
Landstrasse, Gemeindegaaae 74.
1858 lolenla Edmund, Gutsbesitzer. Egendorf, Ober-Oeaterreieh.
1857 KCliel Eduard, Buch- und Kunsthändler. Oll mutz.
1856 Itpfuer Johann, Erzieher bei Sr. Durchlaucht dem regierenden Fürsten von Liechten-
stein. Stadt Nr. 44.
Ifrnes Moria, Phil. Dr., Ritter, Director dea k. k. Hof-Mioeralien-Cabinefe.
lernig Emil, Professor an der k. k. Ober-Realschule auf dar Landstrasse. Stadt,
Wallfischgaase 1020.
„ Itrnsteln Karl, Phil. Dr., Adjunkt an der k. k. Universitits-Sternwarte. C. M. K. A.
„ levanjl Franz, Se. Hochw., Domherr v. Groaawardein. Stadt, Bürgerspital. i
1858 Irak? Franz, k. k. Cataatral-Archivar, AlservorsUdt 210.
., lrokv Karl, k. k. Gcnad*armerie-Lieutenant
i, 160 lrokv Moriz, Ober-Lieutenant im k. k. Militftr-Ingenieur-Geographeo-Oorps.
1856 lügel Karl Freiherr von, Se. Excellenx, Grosskreux, k. k. wirkL geh, latb, ausseror-
dentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister. A« MI« (10 fi.) Floren s.
„ Jan Georg, Director dea städtischen Museums. Mailand.
1858 JIIIv Gustav, Professor am k. k. Ober-Gymnasium. Ollmütx.
1856 JekeJv Johann, Geolog an der k. k. geologischen Reichsanstalt
„ Kafka Eduard , U. J. Dr. , k. k. Hof- und Gerichtsadvoeat SUdt, Wollieile.
,. Kaiser Johann Nepomuk, Ritter, k. k. UniversiUta-Profeasor. Landstrasse 304.
1858 Keler Sigmund von , Hauptmann im k. k. General-Qoartiermeister-SUbe.
1856 Kerner Anton, Med. Dr., Professor am k. k. Joaephs-Pelytechnikum. Ofen.
1857 KlaUl Leopold; k. k. General-Major, Alservorstedt, Glacis 200.
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Pintr.
J»br
1856 170Klralv Jos. Paul, Direktor des evangelischen Ober-Gymnasiums. Oedenburg.
1857 Klnger von Teschenberg Adolph, Hauptmann im k. k. General-Quartiermeister-Stabe.
Pest
1858 Klun Vincens Dr. Phil., Professor an der Handels- Akademie.
1857 Kecileika Wenzel, Hauptmann im k.k. Lin. Inf. Reg. Erzh. Wilhelm Nr. 12, Professor
am k. k. Cadetten-Institute. Krakau.
1886 Kegler Wilhelm, k. k. Professor. Prag.
fr KoHstka Karl, k. k. Professor am st. Polytechnicum. Prag.
1857 Kernhaber Gustav Andreas, Med. et Phil. Dr., Professor an der Ober -Realschule.
Pressburg.
1858 Ketsch? Oscar, Pfarrer. Bistritz, Schlesien.
1856 Ketsch? Dr. Theodor, Custos- Adjunkt am k. k. botanischen Hof-Cabinet Josefestadt,
Roferanogasse 78.
1857 Kraiasky Alois Ritter von, Hauptmann im k. k. Lin. Inf. Reg. Erzh. Stephan Nr. 58.
„ 180 Kraslckl Kasimir Graf. A« 91. (10 fl.) Lemberg.
1856 Krell Karl, Phil. Dr., Director der k. k. Central- Anstalt für Meteorologie und Erd-
magnetismus. M. K. A. Wieden, Favoritenstrasse 303.
1857 Krlehuier Ludwig. Alte Wieden, Schmölerlgasse.
1858 Kreaenfels Johann Ritter von, Lieutenant im k. k. Lin. Inf. Regiment« Groaahersog
von Baden Nr. 50. Czemowitz.
1857 Krumhaar Joseph, Ministerial-Conzipist im k. k. Ministerium für Cultus und Unterricht
1856 Krilwanek Franz, k. k. Ober-Lieutenant, Professor an der k. k. Militär-Akademie.
Wiener-Neustadt.
1857 Kuhin vi August von, k. k. Rath, Director des ungarischen National-Museums. Pest
„ Kubin jl Franz von, Gutsbesitzer. Pest.
1858 Kukula Wilhelm, Professor an der k. k. Ober- Realschule. Laybach.
1857 Kunescb Adalbert, Se. Hochw., Professor an der k.k. Nautischen Akademie. Tri est
1856 190 Kuoiek August, k. k. Universitfits-Professor. C. M. K. A. Erdberg 108.
1857 Kupferschmidt Adolph, k. k. Salinen-Cassa-Offizial. Bochnia.
1858 Kurs Eduard, Lehramts-Candidat. Laimgrube 99.
1856 Lauekersnski-Brieile Kasimir Graf, k. k. wirk!. Kämmerer. A. M* (25 fl.) Stadt,
Schenkenstrasse 51.
1857 Langner Julius, Hauptmann im k. k. Militär-Ingenieur-Geographen-Corps.
1856 Laos* Frans, Med. Dr., Professor am k. k. Ober-Gymnasium. Spalato.
1857 Lena Louis Guislain de, Secretär der Galizischen Karl-Ludwigs-Bahn. Stadt 903.
1856 Lerch Johann, Med. et Phil. Dr. Leopoldstadt 675.
„ Lewynskt Heinrich, Se. Hochw., Professor am k. k. Ober-Gymnasium. Lemberg.
» Lejielt Franz, Med. Dr., Professor am k. k. polytechnischen Institute. M. K. A.
Landstrasse, Heumarkt- Glacis 500.
1857 200 Liesenderg Emil Ritter von, Major im k. k. Lin. Inf. Regimente Nr. 11. Mailand.
1856 Llebener Leonhard, k. k. Ober-Baudirector. Innsbruck.
1858 Lindenberg Louis, Fabriksbesitzer.
1856 LIsoM Marcus Vincenz, k. k. Bergrath. Landstrasse, Waggaase 665.
1857 Llttrtw Heinrich von, k. k. Fregatten -Capitain, Director der k. k. Handels- und
Nautischen Akademie. Tri est
» Lecher Franz, Phil. Dr., Professor. El Iwan gen, Würtemberg.
» Leventhal J., Redacteur der Oesterreichischen Zeitung.
1856 Lust Caspar E., Bauverwalter. A* Hl» (10 fl.) Landstrasse 236.
»» Lukas Franz, Phil. Dr., Assistent an der k. k. Central-Anstalt für Meteorologie und
Erdmagnetismus. Wieden 303.
1857 Malaguial de Valerj Alexander Graf. Venedig.
» 210fflarck Franz, Professor am k. k. Ober-Gymnasium. Vinkovce, Militärgränze.
1856 Maren soll K. Th. Ferdinand Freiherr von, II k. Ober-Lieutenant, Professor an der
k. k. Militär-Akademie. Wiener-Neustadt.
1857 Marien! Jacob , Oberst im k. k. Militär-Ingenieur-Geographen-Corps.
1856 Marschall auf Burgholzhausen August Friedrich Graf, Erbmarsehall in Thüringen,
k. k. w. Kämmerer, Archivar der k. k. geolog. Reichsanstalt. Stadt, Wollzeile 789.
1857 Matkevlc Peter, Se. Hochw., Professor am k. k. Ober-Gymnasium. Warasdin.
» Matfeoaner Joseph, Piaristen- Ordens -Priester.
1856 Mayer Karl , Erzieher bei Herrn Grafen Hardegg. Freiung.
» Mayr Gustav, Med. Dr., k. k. Professor. Pest
., Meobardt Johann, Beamter im statisi Bureau des k. k. Handelsministeriums. Wieden 487.
1857 lessarss Gustav von, Hauptmann im k. k. General -Quartiermeister -Stabe. Alser-
vorstadt, Schlösselgasse 318.
n
xvm
Fintr.
Jahr.
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220 Metternlch-Wlnneborg Clemens Wenzel Lothar Fürst von, Se. Durchlaucht, Ritter
des goldenen Vliesses. Landstrasse, Rennweg.
Hlgerka. U. J. Dr. Venedig.
■liier August von und zu Aichholz. A« ML (20 11.) Stadt, Plankengasse 1111.
Hiller Franz von und zu Aichholz. Hruschau, Möhren.
Miller Vincenz von und zu Aichholz. Stadt, Plankengasse 1111.
Molin Raphael, Med. Dr., Professor an der k. k. Universifit. Padua.
Morelll Hadrian, k. k. Corvetten-Capitain. Tri est.
Muck Mathias, k. k. Finanz-Concipist. Temesvar.
Mündel Joseph, Sectionsrath im k. k. Finauz-Ministerium. Alservorstadt 319.
Musivnskl Karl, Hauptmann im k. k. Militär-Ingenieur Geographen-Corps.
230 Math Alexander v., k. k. Landesgerichts-Secretär. Stadt, alt. Fleischmarkt 696.
Nardl Franz, Dr., Se Hochw. Rom.
Nemetfcy Joseph von, Hauptmann im k. k. Militär-Ingenieur-Geographen-Corpa.
Neuwann Franz, Jurist, Stadt, Annag. 995.
Nenmann Julius, Ober-Lieutenant im k. k. Flotillen-Korps, zugetheilt beim k. k.
General-Quartiermeister-Stabe.
Obennüller Ignaz, Professor an der stadtischen Ober-Realschule. Pressburg.
Ortuiann Johann, k. k. Rechnungs-Offizial. Landstrasse 351.
Palackv Johann, Doccnt an der k. k. Universität. Prag.
Paseltl Florian Ritter von, Ministerialrat!! im k. k. Handelsministerium.
Patera Adolph, k. k. Reichs-Chemiker. Joachimsthal, Böhmen.
240 Pattl seh Otto , Opalgruben-Inspector. Dubnik, Ungarn.
Pech mann Eduard, Ritter, Major im k. k. Militär-Ingenieur-Geographen-Corps.
Peters Karl, Med. Dr., Professor an der k. k. Universität. Pest.
Peti Eduard, Hauptmann im k. k. Kriegs-Archiv.
Pick Hermann, Phil. Dr., Professor am k. k. akad. Ober- Gymnasium. Stadt 594.
Pierre Victor, Phil. Dr., Professor an der k. k Universität Prag.
Plplti Dr. F. E., Redacteur der Tiester-Zeitung. Triest
Plltonl Joseph Claudius, Ritter von Dannenfeldt, k. k. Truchsess. Gratz.
Plrona Julius, Med. Dr., Professor am k. k. Lyceal-Gymnasium. Udine.
Plelschl Adolph Martin, Ritter, k. k. Regierunsgrath. Alservorstadt 109.
250 Pohl Joseph, Chem. Dr., Professor am k. k. polytechnischen Institute. Wieden 462.
Pokorny Alois, Med. Dr., Professor am k. k. akad. Ober-Gymnasium. Stadt 74.
Posivek Gustav, Professor am evangelischen Ober-Gymnasium. Oedenburg.
Potyka Theodor, Ingenieur- Assistent der k. k. priv. Kaiser Ferdinands-Nordbahn.
Pratobevera-WIesborn Adolph Freiherr von, Hofrath des k. k. Obersten Gerichts- und
Cassationshofes.
Prosen ko Fr. Isidor, U. J. Dr., k. k. Ober-Polizei-Commissär. Linz.
Radonets Eduard, k. k, Linienschiffs-Lieutenant. Triest.
Raflelsberger Franz, Eigentümer der k. k. a. pr. typo-geographiachen Kunstanstalt.
Alservorstadt, Quergasse 349.
Rakovssky Stephan von , Gutsbesitzer. Pressburg.
Ratiesberg Ludwig Ritter von, Bürgerspital.
260 Relchenbaeh Karl Freih. f., Phil. Dr. C. M. K. A. Schloas Reisenberg nächst Wien.
Relssek Siegfried, Med. Dr., Custos- Adjunkt im k. k. botanischen Hof-Museum.
C. M. K. A. Landstrasse 408.
Repltscb Johann, Lehramts-Candidat Landstrasse 328.
Reslhuber Augustin, Se. Hochw., C M. K. A. Director tier Sternwarte. Kremsmünster.
Reuss August Emil, Ritter, Professor an der k. k. Universät. M. K. A. Prag.
Rlcbtbofen Ferdinand Freiherr v., Phil. Dr., Geolog an der k. k. geolog. Reichsanstalt.
Riedwald Max von. Michelbeuerngrund Nr. 38/41.
Robert Justin, k. k. priv. Fabriksbesitzer. Oberalm bei Hallein, Salzburg.
Rochleder Friedrich, Med. Dr., Professor an der k. k. Universität. M. K. A. Prag.
Roblatl Mathias Ambrosius Dr., Professor an der k. k. Ober-Realschule. Mailand.
270 Rolle Friedrich, Phil. Dr., Assistent am k. k. Hof-Mineralien-Cabinete.
Rosslwal Joseph, Revident im statistischen Bureau des k. k. Handelsministeriums. •
Rosler Maximilian, Professor an der k. k. Ober-Realschule auf der Landstrasse.
Rueber Ignaz Edler v., Oberstlieutenant im k. k. Militär-Ingenieur-Geographen-Corps.
Russegger Joseph Ritter von, k. k. Ministerialrath, Vorstand der k. k. Berg-, Forst-
und Güter-Direction C. M. K. A. S Chemnitz.
Rutbner Anton von, J. U. Dr., k. k. Hof- und Gerichts-Advokat, Stadt 597.
Sacken Theodor Freiherr von, k. k. Landesgerichtsrath.
Saffran Emanuol Freiherr von, Oberst im k. k. Adjutanten-Korps.
XIX
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Jahr.
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99
19
Salm- Relferscheldt-Kraotbelm Hugo, Se. Durchlaucht Forst von, Ritter des goldenen
Vliesses, k. k. Reichsrath. Landstraase. Razumowskygasse 74.
Salibacher Joseph, Se. Hochw., Theol. Dr., Domherr und Capitular-Prälat au St. Stephan .
280Siaieha Leo, Se. Durchlaucht Fürst von, Stadt 903.
Sauer Franz, Lehrer der Unter-Realschule au St. Thecla auf der Wieden.
Schabns Jacob, Professor an der k. k Ober-Realschule am Schottenfeld.
Schiffer Julius Ritter von , Ingenieur der kk. priv. Kaiser Ferdinands-Nordbahn.
Seaallhammer Michael , Reichsritter, k. k. Post-Cnntrolor. Oedenburg.
8ehaab Franz, Phil. Dr. Director der k. k. Marine-Sternwarte. Tri est.
Schaueosteln Anton, k. k. Berg-Commissfir und Docent des Bergrechtes an der k. k.
Berg» und Forst- Akademie. S ch e in n i t z.
Scheda Joseph, Major im k. k. Militfir-Ingenieur-Geographen-Korps.
Schefcilk Anton, Ingenieur der k. k. priv. Kaiser Ferdinands-Nordbahn.
ScberierKari, Phil. Dr.
290 Schimmer Gustav Adolph, Revident im statist. Bureau des k. k. Handelsministeriums.
Schindler Gustav, Ritter, Oberst im k. k. Genie -Corps und General -Archivs-
Director. Wieden 210.
Schleicher Wilhelm. Gresten, Nied. esterreich.
Schmerllog Anton Ritter von, Se. Exeellenz, k. k. geh. Rath, Präsident des k. k.
Obersten Gerichtshofes.
Schmidt , Erzieher bei Herrn Grafen Wilczek. Stadt.
Scbinidl Adolph, Phil. Dr., Professor am k. k. Polytechnicum. Ofen.
1857 Schmidt Julius , Phil. Dr., Director der königl. Sternwarte. Athen.
Schmidt Wilhelm . Phil. Dr. Augsburg.
1856 Schmitt Augustin , k. k. Professor. Gumpendorf Nr. 394.
„ Schober Johann, Director der Realschule. Leopoldstadt.
1858 300 8cbtli Anton, Med. Dr. Prag.
1856 Schsrn Adolph, k.k. Ober-Lieutenant, Professor am k. k. Cadetteu-Institule. Krakau.
„ Schttt Heinrich, k. k. Hofgarten- und Menagerie-Director. C.M.K.A. Schönbrunn.
1858 Scbricklnger Julius Ritter von Neudenberg, k. k. Ministerial-SecretSr. Wieden 378.
1856 Schrotter Dr. Anton, Professor am k.k. polytechnischen Institute. M.K.A. Wieden 51.
v, Schubert W., Director der evangelischen Lehranstalt. Oberschützen, Ungarn.
1858 Schwan Karl, Ingenieur- Assistent der k. k. priv. Kaiser Ferdinands-Nordbahn.
,. Schwan Franz, Med. Dr., Chefarzt im k. k. Hospital. Constantinop el.
1856 Schwan Georg, Commandeur. Stadt, Graben 1122.
„ Schwan Gustav Edler von Mohrenstern. A. HI (15 fl.) Jägerzeile Nr. 47.
1857 3108chwenda Julius, k. k. Professor an der k. k. Ober-Realschule a. d. Landstrasse.
„ Schweti W. August, Se. Hochw., k. k. Professor. Josephstadt im h.Piaristen-Collegium.
1856 Sedlaciek Ernst, Ober-Lieutenant im k. k. Militfir-Ingenieur-Geographen-Corps.
1857 Seidel J. W., Buchhändler. Stadt, Graben.
1856 Seidl Johann G. Ritter, k. k. Schatzmeister und Custos am k. k. Münz- und Antiken-
Gabinete. M. K. A. Alservorstadt 149.
„ Seligmann Franz, Med. Dr, k. k. Professor. Stadt 153.
1857 Seligmann F. A., Med. Dr., k. k. Fregatten-Arzt Triest.
1856 Seoft Eduard, U. J. Dr., k. k. Gerichts- Adjunkt. Au spitz, Mähren.
„ Sejhel Emil, k. k. priv. Fabriksbesitzer. Wieden.
1857 Sejdl Mathias, Major im k. k. Militfir-Ingenieur-Geographen-Corps.
1856 320 Simon j Friedrich, k. k. Universitfits-Professor. Landstrasse, Waggasse 508.
„ Slrnlfl as wlci Franz, k. k. Professor. Czernowitz.
„ Sommaruga Franz Freiherr von, Sectionsrath im k.k. Finanzministerium, Hoher Markt 511.
„ Sonderlelthner Georg, Concepts-Adjunkt bei der k. k. Obersten Polizei-Behörde.
„ Sonklar v. Innstfitten Karl, Major im k. k. Lin. Inf. Reg. Nr. 16. Wiener-Neustadt
„ Ssaor Anton Ritter von, Stadt 152.
1857 Stein Lorenz , k. k. Universit&ts-Professor. Leopoldstadt 656.
1856 Steinhauser Anton, k. k. Rath. Stadt 1072.
Stift Freiherr von, Stadt 833.
Streffleur Valentin, Sectionsrath im k. k. Finanzministerium. Landstrasse 747.
330 Stulebner Eduard. Stadt 342.
Star Dionys Geolog an der k. k. geolog. Reichsanstalt.
Soess Eduard, k. k. Universitäts- Professor, erster Custos- Adjunkt am k. k. Hof-
Mineralien-Cabinete.
Silta Alexander, Se. Hochw., Director des k. k. Ober-Gymnsiums. Keszthely.
Telrlch Valentin , Phil. Dr, , Director der Ober-Realschule auf der Wieden.
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Jahr.
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1857
Temile Rudolph, Ober-Lieutenant im k. k. Lim Inf. Regimente Prinz Friedrich Wil-
helm von Preussen Nr. 20. Pest
Tkalae Emerich Ignai von, Phil. Dr., Secretfir der Handels-Kammer. Agram.
Tkalec Jacob Franz, Professor am k. k. Ober-Gymnasium. Agram.
Trotter Victor, U. J. Dr.
Tschad! Johann Jacob v., Med. Dr. C. M. K. A. Jacobe r ho f bei Edlitz, Nied. Oeat.
Tnrrsanvl Adolph, k. k. Professor. Oedenburg.
340 Tureimanowlcz Paul, Gruben -Mitgehilfe bei der k. k. Salinen-Berg- Verwaltung,
Bochnia.
Uranltsch Anton, Phil. Dr., Secretfir der Handels-Kammer. Laybach.
Vrlloger Paul , Se. Hochw, Benefiziat. Gresten, Nied. Oesterreieh.
Yaeanl de Monte Olivo Camill Freiherr von, Se. Excellenz, k. k. w. Geh. Rath, Com-
mandeur, k. k. Feldmarschall-Lieutenant. Mailand.
Vanlcek Franz, k. k. Professor am Ober-Gymnasium. Vinkovce, MilitSrgrfinze.
Yelgl Joseph, Hauptmann im k. k. Militfir-Ingenieur-Geographen-Corps.
Wagner Ferdinand, Director der Realschule in der Jftgerzeile.
Walbel Georg, Med. Dr. Rossau 112.
Walland Ignaz, General-Agent für Eisen-Industrie. Stadt 300.
Warhanek Wilhelm, Professor an der k. k. Ober-Realschule. Landstrasse 109.
350 Wawra Heinrich, Med. Dr., k. k. Marine-Oberarzt Triest
Weiss Adolph. Landstrasse 487.
Weiss Edmund. Landstrasse 487.
Werner Joseph, Freiherr von, Se. Excellenz, k. k. wirkt, geheimer Rath, Unter-
Staatssecretfir im k. k. Ministerium des Aeussern. Stadt 801.
WÜciek Johann Graf von, k. k. wirkl. Kämmerer. Stadt 26.
Wlleiek Heinrich Graf von, k. k. wirkl. Kämmerer. Szemered, Ungarn.
Wllkens C. F. , Handelsmann.
Wlsslagg Johann, k. k. Landesger ichtsrath. Pressburg.
Wlttmann Alois Ritter von, k. k. Gubernialrath, Director des österr. Lloyd« Tri est,
Wohlmann Bruno, Phil. Dr., Erzieher bei Herrn Grafen Hoyos. Alservorstadt 200.
360 Woldrlch Dr. Johann Nep., Lehramts-Candidat
Wolf Heinrich, Geolog an der k. k. geologischen Reichsanstalt.
Wfillerstorf und Urbair Bernhard v. Commodore, k. k. LinienschiftVCapitfin. Triest
WGrtenberger Franz, k. k. Oberfactor. Steyer.
Zaufall Franz, Hauptmann im k. k. Militär- Ingenieur-Geographen-Corps.
Zegladowlci Titas, Ritter, Se. Hochw., k. k. Professor. Bochnia.
Zelthaminer Anton, Professor am k. k. Ober-Gymnasium. Agram.
Zepkaroflch Victor, Ritter ?on, k. k. Universitäts-Professor. Krakau.
Koreaner Karl, Phil. Dr. Coburg.
Zlegl Joseph, Lehrer an der Unter-Realschule in der Leopoldstadt
370 Zeoscbner Ludwig. Warschau.
ZkUkman Anton Eduard, Professor an der k. k. Handels- und Nautischen Akademie.
Triest
Zklshman Joseph, Phil. Dr., Professor amk. k. Theresianum. Wieden 265.
374 Zwack Martin, Ministerialsecretfir im k. k. Handelsministerium.
Die Geoelleehaft verlor dureh den Tod folgende
Ehren-Mitglieder t
Brown Dr. Robert, Mitglied der königl. Gesellschaft, Vice-Prfisident der Linne'echen Gesell-
schaft London.
Knokleeber Dr. Ignaz, Se. Hochw., apost Provicar in Chartum.
Pfeiffer Ida geborne Peyer in W i e n.
V Correepondirende Mitglieder t
Pertkea Bernhard, Besitzer der geographischen Anstalt Gotha.
Regoly Ant. v., Custos an der k. k. Universitfits-Bibliotbek. Pest
Rivers Mariano de, Geschäftsträger der Republik Peru. Brüssel.
Ordentliche Mitglieder t
Pltilnger Gottfried, Rector im Piaristen -Orden, Director der Haupt- und Unter-Realschule
bei St Thecla auf der Wieden. Wien.
PorlhEmil. Wien.
Reden Friedrich Wilhelm Freiherr, Dr. Wien.
Sdeblnskv Wilhelm, Realschul-Lehrer, Gumpendorf. Wien.
XXI
Verzeichniss
der an die k. k. geographische Gesellschaft im Vereinsjahre 1858
eingegangenen Bücher, Karten etc.
1. Bücher»
Europa.
Bauer Edmund. Ausflug nach Griechenland. Flüchtige Reise-Notizen. Triest 1858
Vom Verfasser. — Brachelll H. Fr. Deutsche Staatenkunde. Ein Handbuch der Statistik des
deutschen Bundes und seiner Staaten mit Einschluss der nicht deutschen Provinzen Oester-
reichß und Preussens. II. Wien 1857. Vom Verfasser. — Deinldeff Fürst Anatol. Reise
nach dem südlichen Russland und der Krimm durch Ungarn, die Walachei und die Moldau
im Jahre 1837. Nach der 2. Auflage übersetzt von J. F. Neugebaur. I. II. 1854. Breslau.
Vom Verfasser. — Hessen Groftsheriogthmii. Beiträge zur Landes-, Volks- und Staatskunde.
L II. Dannstadt 1850—1853. Von der Ges. f. Erdk. in Darmstadt. — Hletiinger C. B. Edl. v.
Statistik der Militärgränze des österr. Kaisertums. 3 Bände. Wien 1817—1821. Vom
Verfasser. — fleroj anskj Victor. Geographisches Lexicon des Königreichs Ungarn und der
serbischen Wojwodschaft mit dem Temeser Banate. Ein Hilfsbuch für Behörden, Postämter,
Advooaten etc. Heft 1—5. Wien 1857 — 1858. — CivelllJosef. Dizionario corografico universale.
I— V. Milano 1864—1857. Vom Verfasser. — Koeppeo Peter. AÖBATÖA P6BH3IA
HeCA-HA^AHie HHGAU HCHT6A6H BTi POGOIH 1851. (Untersuchungen über die
Bewohnerzahl Russlands im Jahre 1851. St Petersburg 1857.) Vom Verfasser. — hoflstka
KarL Ueber einige im Zwittawaer-Thale und im südwestlichen Mähren ausgeführte Höhen-
messungen. Wien 1854. Studien über die Methoden und die Benützung hypsometrischer
Arbeiten nachgewiesen aus den Niveau- Verhältnissen der Umgebungen von Prag. Gotha
1858. Vom Verfasser. — Loreoi Dr. Joseph R. Vergleichende orographisch - hydrogra-
phische Untersuchung der Versumpfungen in den oberen Flussthalern der Salzach, der
Eons und der Mur oder im Pinzgau, Pongau und Lungau. Wien 1857. Vom Verfasser. —
v. Ptseh Joseph. Alphabetisches Verzeichniss aller Ortschaften des Grossfürstenthums Sieben-
bürgen in ungarischer, romanischer und deutscher Sprache. Klausenburg 1855. Von der dor-
tigen Hand. Kammer. — Riedwaid Maximilian von. Allgemeine politische Geographie und Sta-
tistik mit besonderer Rückeicht für das österreichische Militär. 2 W. Wien 1856. Vom Ver-
fasser. — Rutboer Dr. Anton v. Die Alpenländer Oesterreichs und die Sohweiz. Wien 1843.
Vom Verfasser. — Schmitt F. Industrie-Statistik der österreichischen Monarohie für das Jahr
1856. I. Wien 1857. Von Herrn Freiherrn v. Czoernlg. — Sckiuntl Karl. Historisch topo-
graphisches Lexicon von Steiermark. I — IV. 1822/23. Vom Verfasser. — Tseppen Dr. M.
Historisch oomparative Geographie von Preussen, mit Atlas, Gotha 1858. Von J.Perthes
geogr. Anstalt — Tspograpbla Provinoiarum austriaoarum Austriae, Styriae . . . das ist Be-
schreibung und Abbildung etc. Vom Hrn. k. k. Bergrath Foetterle. — Wien. Statistik
der Stadt Wien. Herausgegeben von dem Präsidium des Gemeinderathes und Magistrats.
Probeheft. Wien 1857. Vom k. k. Sectionsohef Freiherrn v. Czoernig.
Afrika.
Aoeapltaine Le Baron Henry. Le pays et la Sooiete Kabyle. (Expedition de 1857.) Paris
1857. Vom Hrn. Malte Brun. — Beltrame Don Giovanni. Lettera soritta dall' Afrioa cen-
trale con annotazioni deli* Ab. Prof. Fr. Nardi Padova 1858. Vom Prof. Nardi. — Coerbtn-
aeu A. Relation du Voyage de M. le Gapitain de Bonnemain a Dämes. Paris. 1857. Vom
Hrn. Malte Brun. — Cwi? Gh. Observation generale* sur le memoire sur le Soudan de M.
le Comte d'Escayrao de Lauture. Paris 1858. Vom Hrn. MalteBrun. — Druinond Ray H.
John. Western Barbary its wild tribel and salvage annimals. New Edition. London 1853.
Vom Hrn. Prof. Ant Zeithammer. — Dupln Charles Baron. Rapport ä l'Academiedes
scieneee. 1858. Vom Herrn k. k. Sectionsrathe W. Sohwarz. — v. Heuglln Theodor.
Reisen in Nordost -Afrioa. Tagebuch einer Reise von Ghartum nach Abyssinien mit
besonderer Rücksicht auf Zoologie und Geographie unternommen im Jahre 1852/53.
Gotha 1857. Von J. Perthes geograph. Anstalt. — ?. Kreiner Alfred. Vortrag über ein vor-
gelegtes Druckwerk: description de TAfrique par un arabe anonyme du VL Siede de V Hegyrc.
Wien 1852. — Schreiben an die kais.Aoademie aus Gairo 25. März 1851. Description de
l'Afrique par un geographe du Vl.Siecle de l'Hegyre. 1852. Vom Verfasser. — Leander Rieh,
u. Joh. Reise in Africa zur Erforschung des Nigers und seiner Mündung. Aus dem Engli-
schen von * # I — III. Leipzig 1833. — LI t logst« ne Dav. Missionary travels and researohes
in South Africa. London 1857. — Magyar Ladislaus Reiseskizzen. (Aus den Zeitungen.)
XXIt
— Halle Uran V. A. Resumä historique des explorations faites dans 1* Afrique austräte de 1849
a 1856 parle Rev. Dr.Livingstone. Paris 1857. R6eume historique de la grandc exploration
de r Afrique centrale faite de 1850 a 1855 par Rf chardson, Barth, Overweg etc. Paris
1856. Notice geographique et historiqae sur la Nouvelle Caledonie, decretee eolonie
francaiae enSeptembre 1858. Paris 1854. Notice sur les decouvertes reeentes des Missionaires
anglais dans f Afrique equatoriale et sur Tczistence de plusieurs grands lacs dans Tinterieur
de Continent; suivi du memoire du R. J. Erhard t. Paris 1856. Vom Verfasser. — Herrecan
Paul. L'Egypte contemporaine 1840— 1867 de Mehemet- Ali a Said Pascha. Paris 1858. Vom
k. k. Ministerialrath R. v. Negrelli- — flHtthelloiigeii neueste aus Africa von Cruicksbank,
Galton, Hecquard und Richardson. Leipzig 2. Band. — Paletcapa Pietro. Con-
siderazioni sulle ultime publicazioni relative alle opinioni espresse in Parlamento dal Sign.
Stephenson sul taglio deli' Istmo di Suez e osservazioni sulle lettere del Sign. Mao Clear e
Marby. Torin o 1858. Vom Verfasser. Salt Heinrich. Neue Reise nach Abyssinien in den
Jahren 1809 — 1810. Aus dem Englischen und mit Anmerkungen begleitet von Fr. Riohs.
Weimar 1815. Vom Hrn. Prof. Zeithammer. — Schirren C. Der Njandsha und die hydro-
graphischen Merkmale Afrioa's. Riga 1856. Vom Verfasser.
Asien.
Belglijtse Prineesse. Asie mineure et Syrie. Souvenir des Voyages. Paris 1858. — Ei-
ledftltn to the Lower Murray under the conduet ofM. Bland owski. (In der Zeitung von
Melbourne: The Age Tuesday. 6.0ctober 1857.) Vom Hrn. Pattloch. — Ketschy Dr. Theod.
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glieder-Verzeichniss 1857. — Brunn. K.k.M. schl. Gesellschaft für Ackerbau, Natur- und Lan-
deskunde. Mittheilungen 1855 — 1857. — Brflnn. Histor. statistische Section der k. k. M. schl.
Gesellschaft für Ackerbau u. s. w. Schriften IX- 1856. — Brflnn. Forstsection für Mähren
und Schlesien. Verhandlungen 1850 — 1858. — Brunn. Werner- Verein. Jahresbericht L— VII.
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1857. Annaire 1858. — Cambridge. American Association for the advancement of soienoe. Pro-
oerdings. 1858 — 1857. — Ciernovtti. Verein für Landeskultur und Landeskunde. Mittheilungen
I. 1857. — Darmstadt. Verein für Erdkunde und verwandte Wissenschaften. Notizblatt 1858.
Ergänzungsblatt Hft. 1. 1858. — Dsrpat. Naturforschergesellsohaft. Arohiv für die Naturkunde
Liv-, Esth- und Kurlands I. 1. 1854. — Frankfurt a/lH. Geographischer Verein. Jahresbericht
1855/56. — Wessen. Oberhess. GeseUsch. für Natur u. Heilkunde. Bericht I., HL—V. 1847,
1853/56. — Girlitl. Naturforsohende Gesellschaft. Abbandlungen VIII. 1857. — Gotha. J.
Perthes geographische Anstalt. Mittheilungen aus J. Perthes geographischen Anstalt über
wichtige neue Erforschungen auf dem Gesammtgebiete der Geographie. Von Dr. A. Peter-
mann. 1857, 9—12, 1858 I.— IX. — Grata K. k. LandwirthschaftsgeseUschaft. Wochenblatt.
VII. Jahrgang 1857/58. Nr. 1 — 26. — Hanau. Wetterauer Gesellschaft für die gesammte Natur-
kunde. Jahresbericht 1855 bis 1857. Naturhistor. Abhandlungen aus dem Gebiete der
Wetterau. Festgabe. — Hennannsladt. Siebenbürgischer Verein für Naturwissenschaften. Ver-
handlungen und Mittheilungen II.— IX. (N. 1—4) 1851/58. Statuten 1855. — Innsbruck.
Ferdinandeum. Zeitschrift I.— III., V.— VII. 1853—1858. 27ter Jahresbericht für 1855/56.
Statuten. — Elagenfurt. K. k. Kämt. Landwirthschaftsgesellschaft. Mittheilungen über
xx vn
Gegenstände der Landwirtschaft and Industrie Kärntens. I. — XV. (1—9) 1844 — 1858. —
Ilansenbnrg. K. k. Landwirthschaftsgesellsehaft. Sitzungsprotokoll am 27. März 1856 über
ein Eisenbahnprojeot. — Krakau. K. k. Sternwarte. Stündliche Barometer-Beobachtungen
suKrakau, von Dr.M. Weisse und Cr. Kuncs. Wien 1857. — Lalhach. Historischer Verein
für Krain. Mittheilangen 1857 H. 6 bis 12, 1858 N. 1—4. Arohiv für die Landesgesohichte
des Hersogthums Krain. Von Dr. V. T. Klun. Uft. 1—3. 1852/54. — Lem»erg. K. k. galiz.
Landwirthschaftsgesellsehaft. Rozprawy c. k. galic. towarzystwa gospodarskiego L — XXII.
1846—1857. Wahlmeinung über die zu errichtende Forstschule. 1850. — Lenden. Royal
Society. Proceedings IX. N. 30, 31. 1858. Philosophical Transactions. Vol. 147, P. 3. 1858.
— Lenden. Qeograpbioal Society. Journal XXVI— XXVII. 1857, 1858. — Lenden. Asiatio
Journal and Monthly Register for british and foreigns India, China and Australia. L — XII.
1830/33.— St. Leuis. Missouri, Academie ofscience. Transactions I. 1, 2, 1857/58. — Lim.
Museum Francisco Carolinum. Beriohte V., XI.— XVII. 1841 — 1855. Beiträge zur Landes-
kunde von Oesterreich ob der Enns. 1820 — 1843. — Lim. K. k. Landw.-Gesellscbaft
Landw. Zeitschrift 1857, 1858 (1—20). — Hailand. I. R. Istituto di soienze, lettere ed arii.
Giornaie Hft. 54 1857. Atti Heft 8-10 1857/58. Memorie VII. 1—6 1858. - Mailand.
Accademia fisioo-medioo-statistioa. Atti VoL L— III. 1855/58. — Htskan. K. Naturforschende
Gesellschaft. Bulletin. 1857. 3—6 1858. N. 1, 2. Hemoires X. 1856. — Uneben. K. Akade-
mie der Wissenschaften. Abhandlungen der mathem. physioal. Classe VIII. 1. 1857. —
■f neben. K. Sternwarte. Annalen IX., X. 1857, 1858. Beobachtungen des meteorologischen
Observatoriums auf dem Hohenpeissenberg von 1792 — 1850, 1825 — 1837 als I. und II.
Suppl. Band. Astronomische Beobachtungen, angestellt auf der k. Sternwarte zu Bogen-
hausen. Von J. Sold njer I.— V. 1820—1827. Von J. Lamont VI.— XV. 1828—1837.
Nenhrmnienhnrg. Verein der Freunde der Naturgeschichte. Archiv. I., V. — IX., XL, Xu,
1847 — 1857. — New- York. American geographical and Statistical Society. Annual Report
of the Council and officers for 1857. Catalogue of the library 1857. — New-Terk. Central
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Scritü I— n. 1—3 1851/52. Atti della distribuzione dei premj I~- IV 1861/56. H Rao-
coglitore I— VII 1852/58. — Paris. Societe de Geographie. Bulletin Tom. XIII.— XV.
N. 7 — 90 1858. — Paris. Oeuvre de la propagation de la foi. Annales Januar-Sptbr. 1858. —
Paria» Journal des voyages, deeouvertes et navigations modernes ou arohivs geographiques
du XDL siede f. 1—44. 1818—1829. Revue de deuz mondes. Ser. n. T. I.— IV. 1830. III.
Ann. T. I.— IV. 1831. — Paris. L'Isthme de Suez. Journal de l'Union des deuz mers N. 1— 13.
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logie VI. Ser. IV. Ann. f. 1—4. Par M. Malte Brun. — Pest Peeter Lloyd 1858. (N.
1—246.) — Philadelphia. Franklin-Institute. Journal. VoL 335. N. 1—6. Vol. 336. N. 1—2.
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Pressharg. Verein für Naturkunde. Verhandlungen I.— II. 1856— 1857. — Presssorg. Ungar.
Forstverein. Mittheilungen I.— IV. 1854—1858. — Steekkelm. K. Akademie der Wissen-
schaften. Ofversigt 1844—1851. — Turin. Bullettino delT Istmo di Suez. Diretto dal Prof.
Ugo Calandri Ingegnere. I., IL, III. 1856/58. — Triest. K. k. Marine-Sternwarte. Magne-
tische Beobachtung im östi. Theile des Mittelmeeres auf Befehl Sr. k. k. Höh. des Herrn Erz-
herzog Ferdinand Max ausgeführt im Jahre 1857 von Dr. Fr. Sohaub. Triest 1858. —
Triest Triester Zeitung. Nr 10, 11, 19, 293 de 1866. N. 40, 58,183, 2OT, 283 de 1857. N. 1,93,
116, 187 de 1858. — Venetlg. K. k. Institut der Wissenschaften Atti Ser. III. T. II. disp. 9.
10 T. IH. disp. 1—8. 1857 bis 1858. Memorie VI., VH., 1856, 1888 3 Bd. — Venedig. Colle-
gium der Mechitaristen. Pasmaveb (Polistore.) (Sammlung von Abbandlungen über Literatur,
Physik, Ökonomie, Moral etc.) 1843/57. 14 Bd. — Verona. Akademie für Ackerbau, Handel
und Wissenschaften. Memorie XV.— XXX., XXII.— XXXV. 1834—1857. 21 Bd."— Washing-
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mencement of 14 Seesion of the congress 1857. — Washington. Report of the State of the
Finances for 1855, 1856. — Washington. Report of the Commerce and Navigation 1856. —
Washington. Departement of War. Report oommunicating the Severe! Paciiic railroad ex-
plorations. Washington 1855. Vom k. k. Gen.-Cons. Loosey. — Reports of ezplorations
and surveys asertain the most practicable and economioal route for a railroad from the
Mississippi river to the Pacific Ocean 1853/54. 1. Washington 1855. Von Herrn. Jefferson Davis.
— Report of a Cap. G. B. Mc. Clellan one of the Officiers sent to the seat of War in Europe
in 1855 and 1856. — Information respeeting the Purchase of Cameis for the Purpeses of
Military Transportation. — Washington. Medioal Departement. Army meteorologioal Register
or swelwe years from 1843—1854 inoL oompiledfrom observations madein the officiers of
he medical departement of the army at the military poste of the U. St Under the direction
of Brev. Ing. Gen. Thomas Lawson. Washington 1856. — Washington* Report of the
xxvni
Superintendent of the Coast surrey showing the progress of tho survey durlng the year
1852—1856. Vom Verfasser und dann vom k. k. Gen.-Cons. Loosey. — Washington.
Smithsonian Institution. Contributions of knowledge IX. 1857. Report annual of the Board
of Regents 1846—1856. — Wien. E. k. Direction der administrativen Statistik. Uebersicht
der Waaren-Ein- und Ausfuhr des allgemeinen österr. Zollverbandes. Wien 1857 — 1858. Mit-
theilungen über Handel, Gewerbe und Verkehrsmittel L, II., 'Wien 1850/51. Mittheilungen
aus dem Gebiete der Statistik VI., 1, 2, 1857. — Wien. K. k. geologische Reichsanstalt
Jahrbuch VIII. 2, 3, 4. IX. 1—2 1857/58. — Wien. K. k. zoolog. botan. Gesellschaft.
Verhandlungen I., III — VII. 1852 — 1857. Personen- und Sachregister der 5 ersten Jahr-
gänge 1851— 1855. Festkranz zur 2. Jubelfeier. Wien 1853. Bericht über die österr. Lite-
ratur der Zoologie, Botanik nnd Paleontologie aus den Jahren 1850 — 1853. Naturwissen-
schaftliche Abhandlungen. Separatabdruck. Wien 1856. — Wien. K. k. Landwirthsohafts-
gesellsohaft. Verhandlungen 1816 — 1857. Allg. Land- und Forstzeitung. Redig. von Dr. Jos.
Aren stein. N. 1 — 40 de 1858. — Wien. Gewerbe- Verein. Verhandlungen und Mitthei-
lungen. 1857. N.l— 4 de 1858. — Wien. Marien- Verein. Jahresbericht I.— VI. 1852—1858.
— Wien. Austria, Woohensohrift für Volkswirtschaft und Statistik. Redig. von Dr. Höf-
ken. X. Hft. 1 43. 1858. — Wien. Oesterr. Botanische Monatschrift. Von Dr. Alex.
Skofitz. Januar-Juni 1858. — Wien. Militär-Zeitung. Redigirt von Dr. J. Hirtenfeld.
N. 87—103 de 1857. N. 1—97 de 1858. — Wiesbaden. Verein für Katurkunde. Jahrbücher
I.— XI. 1844/56. — Wlutertiur, Schweiz. Polytechnische Zeitschrift. Redig. von Bolley
undKronauer. 1856, 1857.
Handels- und Gewerbekammern.
Agram. Jahresbericht für 1852, 1853, 1854/56. — Bergan». Rapporto per Tanno 1852»
1854—1856. — Betien. Statistischer Berioht für 1856. — Bresda. Rapporte per gli anni
1854 — 1856. — Brfinn. Bericht über den Zustand der Industrie, der Handels- und der Ver-
kehrsmittel im Jahre 1851. Berioht über die (Je wer bs- und Handelsstatistischen Verhältnisse des
Kammer-Bezirkes im Jahre 1851. — Budwels. Jahresbericht für 1851 — 1856. — Gerne. Rap-
porte pel 1854 — 1856. — Cremena. Relazione sterica agricola commerclale industriale della
provineia di Greraona pel trienio 1854 —1856. — Caerno? Mi. Hauptbericht für 1851. —
Fluine. Rapporte 1853—1857. Atti <T officio ed Annunzi 1856, 1857, 1858 — Grata. Bericht
1852—1856. Statistischer Ausweis 1854 bis 1856. — Kronstadt. Berioht für die Jahre 1851,
1852. Protokoll von 1857, 1858. Denkschrift über die Führung einer Eisenbahn von Kron-
stadt in die Walachei. 1855. Nähere Erörterungen über die östliche Eisenbahnfrage 1856.
Ausweis über Steine, Kalke, Eisen u. a. w. für 1856. Zollbestimmung und Zolltarif für die
Fürstenthümer Walachei und Moldau auf die Zeit vom 1. Jan. 1854 bis 31. Decbr. 1859.
Adressenbuch der vorzüglichem Handels- und Gewerbsleute in der Walachei, Moldau und
Bulgarien. 1858. — Laibach, Bericht für 1851, 1853, 1854/56. — Leihen. Bericht für 1851,
1853, 1854/57. Bericht über den Stand der österr. Eisen- und Stahl-Industrie. Statistische
Tafeln über einige Verbältnisse von Oberstoyer für 1855. Jahresbericht für 184by56, 1857,
Auszug aus dem statistischen Berichte für 1856. — Mailand. Rapporto 1852—1856. Foglio
1857. — Oedenturg. Jahresbericht für 1854/56. — Oliufiti. Statistischer summarischer Ausweis
1851. Bericht für 1851—1853. — Paria. Rapporto pel trienio 1852—1856. — Pest Jahres-
bericht 1854—1856. Stetistische Arbeiten I. Stuhlweissenburg. II. Gran. 1856. — Pilsen.
Statistisoher Berieht für 1855. Jahresbericht für 1856. — Prag. Berioht für 1851. Statisti-
scher Bericht I. 1853. Berioht Über die Arbeitslöhne etc. 1851. Berioht über die allgemeine
ordentliche Sitzung. 1856—1858. — lUflge. Statistica pel trienio 1851/52. — Salibnrg. Be-
rioht 1851—1853. — Teuiesvar. Bericht für 1851—1856. — Trlest. Navigazione nei porti
oommunali del littorale austriaco 1845/49. Navigazione in porti auatriaci e speoiala in Trieste
1848—49. Rivista del oommereio di Trieste 1854, 1855. del meroato di Trieste 1856. Navi-
gazione in porti auatriaci e navigazione austriaca in porti esteri negli anni 1849 — 1855.
Movimento della navigazione commercio negli anni 1856, 1857. Navigazione austriäoa nell'
estero. 1845 — 1849. Approdi in Trieste seoondo bandiere nei due primi semestri 1856/57,
1857/58. Schiffahrt in den österr. aerar. Häfen und der öster. Schiffahrt im Auslande 1845—
1847. Movimento della navigazione nei porti erariali austriaoi 1844/46. Indicazione sulia
navigazione nei porti erariali austriaoi 183^44. - Tropsau. Bericht für 1852—1856. —
Ddlne. Rapporto pel trienio 1851 — 1856. — Verona. Rapporte generale pel trienio 1854 — 1856.
— Vlcenia. Rapporto generale sul trienio 1854 — 1856. — Wien. Statistische Uebersicht
der wichtigsten Produktionszweige in O esterreich unter der Enns. Wien 1855. Berioht
für 1853 — 1856. Benützung der Berge und fliessenden Wasser in Nieder- Oesterr eich. I.
Wien 1857.
Unterricht* Anstalten«
Ara4. E. k. Gymnasium. Programm für 1856, 1857. — Bergamo. K. k. Lyoeal-Gymnasium.
Programma per gli anni 1866, 1857. — Blstrlta. Evang. Gymnasium. VIL Programm. 1858.
XXIX
— Blasendorf. Griech. kath. Gymnasium. Annales 1855, 1857. — Bthinlsck Leipa. K. k. Gym-
nasium, Programm füi 1853, 1854. — Botien. K. k. Gymnasium. Programm für 1853, 1854,
1856, 1857. — Brescla. K. k. Lyceal Gymnasium. Programma IL— IV. 1852—1854. — Brfii.
K. k. Gymnasium. Programm für 1855, 1856. — Carlsrabe. Polytechnische Schule. Anzeige
der Vorlesungen für das Jahr 1857 — 1858. Gesetze 1856. — Cilll. K. Gymnasium. Programm
für 1856. — Cserneflls. K. k. Obergymnasium. Jahresbericht. 1851 — 1858. — Elbogen. Ober-
Realschule. Jahresbericht für 1858. — Feldkirch. K. k. Gymnasium. Programm für 1854. —
Keltre. K. k. Lyceal Gymnasium. Programma per l'anno 1856. — Gen. K. k. Obergymnasium.
Jahresbericht für 1850. Programm für 1857. — Grats. K. k. Akademisches Gymnasium. Pro-
gramm für 1855, 1856, 1858. — Grata. Stand, technische Lehranstalten. Personalstand und
Vorlese-Ordnung 1855—1858. — Grata. Joanneum. Jahresbericht 1855, 1856. — Grals. St st
Oberrealsohule. V., VI. Jahresbericht 1856, 1857. — Hermannstadt. K. k. kath. Gymnasium.
Jahresbericht 1855 — 1857. — Hermannstadt. C. A. Gymnasium. Programm für 1852, 1853.
Kaschan. K. k. kath. Gymnasium. Programm für 1857. — Kesinark. Ev. Gymnasium. Programm
für 1856. — Kessthely. K. k. kath. Gymnasium. Programm für 1854, 1856. — Lemberg. E. k.
Obergymnasium der Dominikaner. Jahresbericht für 1850 — 1851. — Malland. E. k. Lyceal-
Gymnasium. Atti 1856. 1858. — Mailand. Robiati's Privat-Lehranstalt. Programma 1. 1854.
— Harburg. K. k. Staatsgymnasium. Programm für 1857. — Melk. K. k. Obergymnasium. VI.
Jahresbericht 1856. — überschütten. Oeffenüiche evang. Schulanstalt, Programm für 1854
bis 1856, 1858. — Oedenburg. Benediotiner Gymnasium. Programm für 1855. — Oeden*
birg. Evang. Gymnasium. Programm für 1856—1858. — Ofen. K. k. kath. Gymnasium.
Jahresbericht IL IV. VI. 1853/57. — Ofen. K. k. Oberrealschule. II. Jahresbericht 1857. —
(Units. K. k. Gymnasium. Jahresbericht für 1856. — Pest. K. k. Obergymnasium. Pro-
gramm für 1857. — Prag. E. k. Kleinseiter Gymnasium. Programm für 1856. — Prag. E. k.
AltstZdter Gymnasium. Programm für 1856. — Prag. E. k. deutsche Ober-Realschule. I. Pro-
gramm 1857. — Prag. E. k. böhm. Oberrealsohule. Jahresbericht von 1856, 1858. — Press-
birg. E. k. kathol. Gymnasium. Programm I— ITT, VII, 1851/57. — Pressborg. Stadt. Ober-
realschule. Programm I. — VII. 1851/57. — Reichenberg, Oberrealschule. V. Jahresbericht.
1856. — Stndrie. E. k. Oonviot Gymnasium. Programma per l*anno 1854. — fernes? ar. E. k.
kathoL Gymnasium. VII. Programm 1857. — Tesehen. K. k. evang. Gymnasium. Programm
für 1856—1858. — Trlent. E. k. Gymnasium. Programma 1856, 1857. Catalogo degli studenti
1857. — Trsppaa. E. k. Gymnasium. Jahresbericht für 1855 bis 1857. — Vlokovce. E. k.
Gymnasium. VI. Programm 1857, 1858. — Wien. E. k. Schotten Gymnasium. Jahresbericht
für 1856, 1857. — Wien. E. k. Ober-Realschule auf der Landstrasse. I. Programm 1852.
— Wien. Wiedner Comunal Ober-Realschule. L— HI. Jahresbericht 1856 bis 1858.
Karten« Plane u. s. w.
Himmelskarte mit Linear- Verbindung der Gestirne. Vom Herrn Commandeur Schwarz.
— Aegypten. Reisebilder aus dem Orient. Von L. Libay. 1—3. Lief. Wien 1858. Von
Herrn Graf Brenner.
Europa.
Höhenschichtenkarte von Central-Europa von A. Papen. Section 1, 7. Frankfurt a/M.
1858. Vom Verfasser. — Ethnographische Karte der Österr. Monarchie. Von Freih. v. Czoer-
nig, Wien 18&3 in 4 Bl. Dieselbe reducirt in 1 Bl. Wien 1856. Vom Verfasser. — Elsen-
bahnkarte von Oesterreich. Wien 1858. Eisenbahn über den Semmering. Von Hr. Artaria.
— Steaerbeitrks- und Commissariatskarten von Sierning, Enns und St. Florian, Steyer,
Schlierbach und Pernstein. Von Jos. Edelbaoher. — Grundrlss der Stadt mit sainmt-
lichen Vorstädten. 4 BL Profile von der Innern Stadt, 1 Bl. Unrathskanäle, Wasser- und
Gasröhrenleitungen. 4 Bl. Vom k. k. Ministerium des Innern. — Geeltglsehe Uebersichts-
Earte von Mähren und Sohlesien. Von O. Freih. ▼. Hingenau. Vom Werner Verein.
— Geblrg»- Aussicht vom Oetscher, 5970 F., von P. Urlinger. 4 Bl. Vom Verfasser. — Land-
schaftliche Skizzen, gezeichnet von Freiin Eotz Dobrss. 74 Bl. Von der Verfasserinn. —
Wand-Karte der Schweiz. 1858. 1 BL Karte des Kantons Zürich. 1 Bl. (ein 2. Exmpl. für
Schulgebrauoh ) Etat de la carte 1857. Neue Karte der Schweiz 1857. 1 Bl. Von J. M. Zieg-
ler. Vom Verfasser. Karte der centralen Schweiz. Von R. Lenzinge r. Von H. Ziegler.
— Terrltf rit Ravennate 1757. Von H. Ad. Senoner. — 8chalatlas historisch-geographischer
Ton Deutschland« Von Dr. E. Spruner. Von Perthes* geographischer Anstalt — laa-
■erer'sche Landes-Aufnahmen. 37 Bl. Vom k. Major A. Papen. — Maps illustrative of the,
physical, geological and historical geography etc. London. — Bentbesgraphisebe Karte des
Meeres zwischen Tenedos und dem Festlande. Von P.W, Forchhammer, Vom Verfasser.
XXX
Afrika.
Atlas, übersichtlich and speciMl die Gebiete darstellend , auf welchem die Rheinische
Missionsgeselischaft thätig ist. Barmen« Von der Miss»-GeseUsohaft. — Karte vom östlichen
Egypten, entworfen und gezeichnet von Dr. H. Lange. Vom Verfasser. — Esoolste de oarte
geographique des pays au Nord de TAbyssinie. 2 BL Vom Hrn. Ziegler.
Asien.
Karte von Armenien, Kurdistan und Azerbeidschan. Von Dr. H. Kiepert. Berlin
1858. Vom Verfasser. — Map oflndia. By Stanford. London 1857. 2 Bl. — Pftvlu Sohan-
tong nebst dazu gehörenden Halbinsel Laitsohan. Von H. Commandeur G. S oh war z.
Ameri ka,
Karte des nördlichen tropischen Amerika, Berlin 1858. 6 BL — Neoe Karte von
Mittelamerika in 4 BL Von Dr. Kiepert. Vom Verfasser. — HjJrtgrapMcal Basin of the Upper
Mississippi River from astronomioal and barometrical observations. By J. N. Nicole 1843.
Von Gen.-ConsulHrn. Dr. Flüge L — Map of Central Amerika oompiled from materials fur-
nished by the Committie ou forelgn relations of the Senate of the U. S. Washington 1856.
Von der Smithsonian Institution. — Maps of the Rail Roads on the U. S. in Operation and
progress to acoompany Report from the Thesaury Departement. By Israel Dr. Andrews.
Vom k. k. Gen.-Consul Loosey. — Rallread et Township. Map of the State of Ohio. New-
York 1852. Von H. Ralley. — Carte de l'Istme de Panama et de Darien et de la Pro-
vinoe du Ghoeo reduite d'apres le dessin original de M. Aug. Codazzi. Par M. Dr. H.
Kiepert. 1857. 2 Bl. Vom Verfasser. — Map of the Andes by Gibbon. Von k. k. Gen.-
Consul Loosey. — Map of that part of the Mineral Lands adjacent to Laeke superior,
ceded to the TL S. By the Treaty of 1842 with the Chippewas. Vom Hrn. Gen.-Consul
Dr. Flügel. — Karte zu Balduin Mollhause n's Reise vom Mississippi nach der Küste
der Südsee im Jahre 1853—1854. Nebst Erläuterungen von Dr. H. Lange. Vom Verfasser.
Australien.
South Austraüa.
BERICHTE ÜBER DIE VERSAMMLUNGEN
DER KAISERLICH-KÖNIGLICHER
GEOGRAPHISCHEN GESELLSCHAFT.
Jahresversammlung am 3. November 1857.
Eine zahlreiche Gesellschaft hatte sich zur Feier dieser ersten Jahresver-
sammlung der k. k. geographischen Gesellschaft nach ihrer definitiven Gründung
eingefunden. Der Herr Vicepräsident Freiherr von Reden fährte den Vorsitz.
Der Herr Präsident, k. k. Sectionsrath Haidinger, der zum allgemeinen Be-
dauern durch Unwohlsein an der persönlichen Theilnahme gehindert war , hatte
schon vorher seinen Jahresbericht gesendet , der von dem zweiten Secretär,
Herrn Professor W. F. Warhanek, vorgelesen wurde:
Meine Herren! Wohlwollende Gönner und Freunde haben die Ergebnisse
meiner Bestrebungen für den Fortschritt der Naturwissenschaften mijde und günstig
beurtheilt. Ich bin nur zu sehr überzeugt, wie weit ich hinter meinen eigenen Wün-
schen zuröck blieb, und doch darf ich der Wahrheit gemäss nicht verhehlen, dass
Vieles, was ich unternahm, mir höchst schwierig wurde, und dass ich nur dahin
strebte, mein Bestes zu thun, weil es mir Pflicht schien. Manche Aufgabe ist
Folge früherer Lagen. Schwieriger als die in der heutigen Ansprache, die
Periode zu schliessen, für welche Ihr Wohlwollen, meine hochverehrten Herren,
mich zu Ihrem Präsidenten wählte, ist mir noch keine vorgelegen. Erlauben Sie,
dass ich diese Lage näher bezeichne. Man erwartet eine kurze Schilderung des
Fortschrittes geographischer Wissenschaft in ihren verschiedenen Zweigen,
während des Jahres meiner Präsidentschaft. Ich hätte allerdings hier nicht not-
wendig Alles aus den ursprünglichen Quellen zu nehmen, im Gegentheile, es gibt
Druckschriften, welche ich reichlich benützen, selbst nur im Auszuge wiederzu-
geben brauchte. Nicht zu hoch kann ich in dieser Beziehung den Werth der bei
Perthes in Gotha erscheinenden Petermann'schen Mittheilungen anschlagen,
und was die Form, den Geist, den Inhalt selbst betrifft, so verdanke ich bei sei-
nem Besuche in Wien, dem grossen englischen Geologen und Geographen , Sir
Roderick Impey Murchison die von ihm, als Präsidenten der Königlichen geo-
graphischen Gesellschaft in London am 25. Mai, also vor weniger als einem hal-
ben Jahre, abgehaltene Jahresansprache an diese thatkräftige Gesellschaft. Wäh-
rend sich auf diese Weise erleichternde Quellen finden, lässt mich aber eben die
Vergleichung den ungeheuren Abstand mehr empfinden, ahnen, als vollständig
nach allen Richtungen erkennnen, in welchem ich mich gegenüber der Aufgabe
befinde. Hier sehe ich das grösste Wohlwollen, die reichste und uneingeschränk-
teste Anerkennung wahren Verdienstes, hier die aufopferndste Thatkraft, in den
rührendsten Bildern, hier die sorgfaltigst aufgesammelte vielseitige Kenntniss,
Vieles nur durch höhere, wahrhaft gebietende Stellung in der 'Gesellschaft, durch
Anwendung angestrengtester Kraft zu erreichen. Und nun darf ich mich selbst
gewiss nicht einen Geographen nennen, während ich doch auch durch den ur-
sprünglichen Antrag auf Bildung einer geographischen Gesellschaft in Wien, für
Oesterreicb, hervorgebracht durch das Bedürfniss und die stets zunehmenden
geographischen Beziehungen, in der That die Verpflichtung nicht von mir abwei-
sen konnte» als erster Präsident dieser Gesellschaft, bis zu dem statutenmässigen
Mitlheiloogen der k. k. geogr. Gesellschaft. II. Bd. 1> Heft. 1
2 Versammlung
Ablauf der Functionsdauer auszuharren. Meine Hilfsmittel, sei es in persönlicher
Beziehung, nach Alter und Gesundheitsverhältnissen, oder nach den verschiedenen
gesellschaftlichen Rücksichten sind nur gar zu beschränkt. Das einzige was mir
übrig bleibt, was aber eben um jener Ursachen willen, selbst nur eine sehr beschei-
dene Stelle einnimmt, ist, dass ich aus vollem Herzen und gerne überall Dank
und Anerkennung, und wahre Bewunderung darbringe, wo es mir die That zu
erheischen scheint. Nicht immer hat man in unserem Wien und Oesterreich von
wahrem lebhaften Fortschritt der Naturwissenschaften gesprochen. Wir selbst
erinnern uns der Zeit, wo es nicht so war. Wenn ich den wahren Zeitpunkt des
Beginnens zu bezeichnen versuchen sollte, so war es gewiss der, wo ein kleiner
Kreis von „Freunden der Naturwissenschaften" begann, sich um die-
ser wegen zu versammeln, in gegenseitiger Anerkennung, und dass sie ihreTheil-
nahme am Fortschritt und ihre gegenseitige Anerkennung freudig aussprachen.
Als in neuerer Zeit von einer Seite, wo man es in der That nicht erwarten durfte,
in wenig freundlicher Weise von „gegenseitigen Lob es versicher ungs- Anstalten"
Erwähnung geschah, habe ich nicht angestanden, mich öffentlich gegen den Geist
eines solchen Verfahrens auszusprechen, denn er ist es, der im Stande wäre, al-
len unsern Fortschritt wieder in die alte Richtung gegenseitiger Anfeindungen
zurück zu führen. Dieser Wunsch, so weit es in meiner schwachen Kraft liegt,
der Anerkennung das Wort zu sprechen, soll mich auch ferner beleben. Möchte
das Prinzip, wenn auch wir das Maass desselben nicht erleben, sich auch bei uns
in der grossen, des wahren Menschlichen würdigen Weise entfalten, wie in
jener Jahres - Adresse meines grossen Gönners und Freundes Sir Roderick
Murchison.
Mit nicht geringer Freude kann ich heute schon eines gewichtigen bei-
stimmenden Urtheils zu meiner Aeusserung vom 2. Juni gedenken, das mir aus
weiter Ferne zukommt. Der kaiserlich russische Staatsrath Herr Dr. v. Ränard
in Moskau, erster Secretär der dortigen kaiserlichen Gesellschaft der Naturfor-
scher, schreibt unter dem 27. August an meinen hochverehrten Freund Herrn
A. Senoner: „Welche schöne, wahre Worte sprach Herr Haidinger in der
Juni-Sitzung zur Erwiederung, wie erinnerten mich dieselben an unsern ver-
storbenen Vicepräsidenten, der auch alle Bestrebungen zur Entwicklung der
Wissenschaften, wenn sie auch noch so gering waren , stets unterstützte , er-
muthigte u. s. w. u
In dieser Freude am Erfolg der Freunde und der Gleichgesinnten liegt
das Leben, die Wirksamkeit der frei gebildeten Gesellschaft. Gibt es auch ander-
wärts nur zu zahlreiche Mittelpuncte des Mangels an Anerkennung, so lassen Sie
doch uns, meine hochverehrten Herren, in unserer Gesellschaft diesem freundlich-
wohlwollenden Gefühle nicht entsagen. Man kann jenen nachtheiligen Ein-
flüssen, wo sie einzeln vorkommen, mit einem Lieblingsworte Goethe 's immerhin
ein Gewährenlassen nicht entziehen, aber ich glaubte, dass es meine Pflicht
sei, das entgegengesetzte Verfahren, das mich immer belebte, vertheidigen zu
müssen, wo ein Angriff unter so feierlichen Verhältnissen geschah. Gegenseitige
Anerkennung aber ist das wahre Palladium des Fortschrittes.
Aber nicht übermächtig darf das Gefühl bei mir werden, im Vergleich mit
dem Höchsten , so wenig der Aufgabe gewachsen zu sein, welcher ich mich ge-
genüber befinde, ich muss vielmehr den eigentlichen Gesichtspunct aufsuchen,
aus welchem ich meine ersten Schritte zur Bildung der Gesellschaft unternahm,
zur Gewinnung eines festen Punctes , an welchen ein Faden geknüpft ist, da-
mit an diesem sich allmälig reichere und dem Fortschritte der Zeit entsprechende
Entwicklungen anreihen, so wie wir es auch anderwärts gesehen haben. Aus
am 3. November 1857. 3
diesem Gesichtspuncte betrachtet, ist uns allerdings selbst in dem kurzen Zeit-
räume unseres Bestehens sehr viel des Anregenden zu Theil geworden.
Ein wenn auch trauriger, doch schöner, erhebender Abschnitt in den An-
sprachen bei Jahresabschlüssen ist der, wo man in Weihe und Anerkennung der
dahingeschiedenen Collegen gedenkt. Schon vor dem Beginne der eigentlichen
Bildung unserer Gesellschaft hatten uns die schweren Verluste durch den Tod ei-
nes Freiherrnv. Hammer-Purgstall, Partsch, Riedl v. Leuenstern be-
troffen. Ich hatte gehofft diesesmal keine Fortsetzung verzeichnen zu dürfen, und
doch vor wenigen Tagen erst erreichte uns die Trauerkunde von dem Tode eines
rüstigen auswärtigen Mitgliedes, des unternehmenden Bernhard Perthes, der
am 27. October in Gotha, nach einem nur kurzen Krankenlager am Typhus, in
seinem 36. Lebensjahre aus dem Leben schied. Meinem hochverehrten
Freunde, Herrn k. k. Bergrath Foetterle, verdanke ich die nachfolgenden
Angaben: „Bernhard Perthes war der Chef eines der ausgedehntesten
geographischen Institute in Deutschlund , das beinahe seit 70 Jahren in
Gotha besteht. Er folgte in der alleinigen Leitung desselben seinem im Jahre
1853 verstorbenen Yater Justus, unter dessen Firma die Anstalt fortbestand.
Hatte der Letztere es dahin gebracht, dem Unternehmen eine feste , achtung-
gebietende Basis zu gründen, so war Bernhard Perthes nach seiner Ueber-
nahme der Leitung der Anstalt bemüht , derselben einen europäischen Buf
zu verschaffen. Es war nicht allein das materielle Interesse, was ihn leitete, es
war vielmehr die Wissenschaft, welche er als die Grundlage der zunehmenden
Entwickelung seiner Thätigkeit aufstellte. Es gelang ihm bekannte Autoritäten
der Geographie für seine Anstalt zu gewinnen, die ihm das von seinem Vater be-
gonnene Werk fortbauen halfen, und mit deren Hülfe und Unterstützung es ihm
auch auf das vollkommenste gelang. Schon im Jahre 1864 verherrlichte Dr.
August Petermann, als Mitglied, die Anstalt mit seinem Namen; ein Jahr
später war auch die Thätigkeit von Emil v. Sydow für dieselbe gesichert, nach-
dem Dr. Heinrich Berghaus, Sohn, derselben schon früher angehörte. Mit
solchen Kräften stieg bald das Ansehen der Anstalt. Sein Haus selbst war jedoch
nicht die technische Werkstätte, es bildete den geistigen Vereinigungspunct, die
Seele seiner geographischen Anstalt, aus der alle die grossartigen Leistungen
auf dem Gebiete der Geographie hervorgingen, die wir unter dieser Firma be-
wundern. Basch wusste Bernhard Perthes seine Thätigkeit nicht bloss in Nord-
Deutschland , sondern über einen grossen Theil Europas auszudehnen, und die
zahlreichen Unternehmungen dieses Institutes beziehen sich auf ganz Deutsch-
land, auf unser eigenes Oesterreich, auf Russland, und neuester Zeit selbst auf
Italien. Seinem Unternehmungsgeiste verdanken wir das anerkannt beste wissen-
schaftliche Organ für Geographie, die „Mittheilungen aus Justus Perthes geo-
graphischer Anstalt über wichtige neue Erforschungen aus dem Gesammtgebiete
der Geographie", die unter Dr. A. Peter mann 's Leitung rasch den so sehr
verdienten Ruhm sich zu erwerben wussten. Die technische Ausführung der
Leistungen seiner Anstalt wurde zum gröstentheile anderen in Gotha ansässi-
gen Unternehmern überlassen. Sie war jedoch so bedeutend, dass Bernhard Per-
thes mehrere lithographische Anstalten, Buchdruckereien und Buchbinder, die
sämmtlich mehrere hundert Menschen beschäftigten, fast ausschliesslich für sein
Unternehmen in Anspruch nahm, denn er selbst besass nur ein Farbewerk in der
Nähe, was er für die Zwecke seiner Anstalt unterhielt. Mit Recht lässt sich daher
behaupten, dass an der Ursache des Wohlstandes, dessen sich Gotha rühmen
kann, diese Anstalt einen nicht unbedeutenden Antheil hat. Sowohl dieser Um-
stand, wie sein allbekannter Wohlthätigkeitssinn und seine Menschenfreundlich-
1 •
4 Versammlung
keit machte ihm die Herzen der Gothaer geneigt, und allgemein ist die Trauer
um den Dahingeschiedenen, in dem nicht nur die Anstalt ihren Leiter, die Wis-
senschaft einen Gönner und Förderer, die Armen eine Stütze, sondern die Gattin
einen liebevollen Gemahl, und drei kleine Kinder einen besorgten Vater verloren."
Zu der Uebersicht unserer Geschichte übergehend erlauben Sie mir zu-
vörderst unsere erste und in dem verflossenen Jahre einzige freie Zuerkennung
f&r wissenschaftliches Wirken näher zu erörtern. Es ist diess das Ehrenge-
schenk von 250 fl. Conv.-M., Anweisung zur Befriedigung von Bedürfnissen, für
Pflanzengeographische Vorarbeiten im Kaiserthum Oesterreich, an Herrn Dr.
Joseph Maly in Gratz.
Ich kann hier nicht eine jener wahrhaft glorreichen Zuerkennungen bevor-
worten, welche Jahr für Jahr für grosse speciell geographische Entdeckungen
ob terra» reclusas die Sitzungen der Londoner, der Pariser , der St. Peters-
burger geographischen Gesellschaften verherrlichen. Unsere Zuerkennung hatte
vielmehr die durch eigentümliche Verhältnisse in den Vordergrund tretende
Natur einer späten Abtragung einer Schuld des Vaterlandes. Es war so eben ein
Werk unseres hochverehrten Vicepräsidenten , Herrn Dr. Fr. W. Freiherrn von
Reden an das Licht getreten, das er aus seinem umfassenden statistischen
Archive, dem Ergebniss eines Lebens, für die Jubelfeier der k. k. Landwirth-
schafts-Gesellschaft in Wien, „der Boden und seine Benützung im Kaiserstaate
Oesterreich * vorbereitet, in demselben von unserem hochverehrten Mitgliede,
Herrn DionysStur, ein Verzeichniss österreichischer Nutzpflanzen. Als Haupt-
quelle für letzteres wurde überall Dr. Maly genannt. Und für diesen Mann, den
einzigen, den man vor Allen nennt, erschallt plötzlich ein Ruf seiner Leiden durch
Krankheit und Mangel. Der Gegensatz der Verdienste zu dem Zustande war zu
gross, als dass er nicht auf einen raschen Entschluss in menschlicher Theilnahme
hätte wirken sollen.
Wenn aber auch die Veranlassung zum Beschlüsse durch den Wunsch,
zu helfen, begründet war, so blieb doch dem Vorgange der wahre Charakter
freier Zuerkennung für wissenschaftlichen Werth. Einen Augenblick möchte ich
hier, meine hochverehrten Herren, auf diesem Acte freier Zuerkennung verwei-
len, wo ein Gegenstand, eine Baarsumme überreicht wird, ohne auf das Neue eine
zu leistende Arbeit dafür zu fordern, einzig als Anerkennung. In der Ent-
wicklung unserer gesellschaftlichen Verhältnisse sind wir dergleichen noch wenig
gewohnt, obwohl sie anderwärts als mächtige Hebel des Fortschrittes bezeichnet
werden dürfen. Die Baarsumme namentlich gibt zugleich den Ausdruck des Ver-
trauens, dass der Betheilte selbst den besten Gebrauch davon zu machen wissen
werde, die Befriedigung des hervortretendsten Bedürfnisses. Ein überreichter
Gegenstand befriedigt ein Bedürfniss unmittelbar. Tiefer in der Reihe stehen
ausgeschriebene Preise, bei welchen man nicht leicht ein Dilemma vermeidet.
Man muss wünschen, dass nicht zu viele Personen bloss für die Bewerbung gear-
beitet haben, und also Manche leer ausgehen. Aber es ist wahrhaft beschämend,
wenn man schon im Vorhinein weiss, wer den Preis gewinnen wird. Noch tiefer
stehen Betheilungen für gewisse festbestimmte Thatsachen, ein Honorar für „so
viel die Zeile, " und dergleichen mehr. Beispiele liessen sich leicht in Mehrzahl
anführen, aber ich will lieber, als das weniger Anregende näher zu erläutern,
hier nur nochmals den Wunsch aussprechen, dass wir der Natur einer unabhän-
gigen , entschlossenen, wissenschaftlichen Gesellschaft entsprechend, stets den-
jenigen Gang einhalten möchten , den wir in dem ersten unserer bezügli-
chen Entschlüsse wählten.
am 3. November 1857. 8
In den Vorgängen unserer fünfzehn Sitzungen selbst im Laufe des Winters
und Frühjahres zeigte sich frisches, reges Leben. Die erste brachte mir die für
immer unvergessliche Ehre , das Jahr als Präsident der neuen Gesellschaft, als
eine wahre Culminations-Periode meines Lebens zuzubringen. Die Wahl geschah
noch unter der Aufregung der neuen Allerhöchsten Bewilligung der Gesell-
schaft und ihrer Statuten, und der Ertheilung der wichtigen und folgenreichen
Bezeichnung einer kaiserlich -königlichen Gesellschaft. Siebenmal war es
mir selbst durch meine Gesundheitsverhältnisse gegönnt, den Vorsitz zu filhren,
den Freiherren von Reden und von Czoernig, sowie Herrn Director Kr eil
bin ich zu dem grössten Danke verpflichtet, welche die übrigen Sitzungen leite-
ten, nach den Verhältnisszahlen S, 2 und 1.
Mannigfaltige Gegenstände fesselten unsere Aufmerksamkeit. Schon in der
Sitzung am 2. December, der ersten nach meiner Wahl zum Präsidenten, trat das
höchste Ereigniss ein, das uns in unseren neuen Verhältnissen anregen konnte,
die erste Reise um die Welt durch ein österreichisches Kriegsschiff, die k. k.
Fregatte „Novara," für Zwecke der Marine sowohl, als auch für Wissenschaft,
unter dem höchsten Protectorate Seiner kaiserlichen Hoheit des durchlauchtigsten
Herrn Erzherzogs Ferdinand Maximilian. Während die Kaiserliche Akade-
mie der Wissenschaften den an sie gestellten Fragen gemäss zwei Naturforscher
zur Begleitung wählte, die Herren Dr. Hochstetter und Frauenfeld, den
ersten ein Mitglied der k. k. geologischen Reichsanstalt, und selbe mit werthvol-
len Apparaten und Instructionen versorgte , hatte auch unsere neue Gesellschaft
mit Eifer die Veranlassung ergriffen , um ihre Theilnahme werkthätig zu bewei-
sen, so die Herren Freiherr von Reden, Ritter von Heufler, Freiherr von
Richthofe n, Dr. Schiner. Namentlich wurde auch in unseren Sitzungen fort-
während die Theilnahme rege gehalten. Der persönliche Besuch der Herren
Dr. Scherzer und Dr. Hochstetter bei Alexander von Humboldt, durch
unsere Besprechungen vorbereitet, Hochstetter 's Ausflug nach London und
Paris, durch unsere steten freundlichen Verbindungen mit den dortigen Gönnern
und Freunden der Wissenschaft erleichtert, waren reich an den anregendsten,
werthvollsten Ergebnissen, bis zu den erhebenden Augenblicken des Abschiedes
der Freunde in den Sitzungen am 31. März und am 7. April. Seitdem halten die
in der Tagespresse enthaltenen Berichte die Aufmerksamkeit des Publikums rege.
Das ist der Unterschied der Erfolge der Weltfahrten fremder Nationen und dieser
neuen durch unsere eigenen Freunde und Landsleute, dass dort nur die abstracto
Liebe zur Wissenschaft uns bewegt, hier aber jedes österreichische Herz fühlt,
wie es seine eigenen Erfahrungen sind , worüber die Berichte lauten , und dass
ein Theil seiner selbst es ist, der in fernen Zonen die Macht seines Namens ver-
kündet, und nützlich für das Vaterland und die Wissenschaft wirkt. Bereits hat
die erste Einsendung an Gebirgsarten von Gibraltar an die k. k. geologische
Reichsanstalt Veranlassung zur Gründung eines „Novara-Museums" gegeben, das
nun nur noch ein Keim in nicht zu ferner Zukunft sich zu Grösserem entfalten wird.
Während unsere Aufmerksamkeit auf diese Art den fernsten Gegenden zu-
gewendet war , wurden wir wieder von Zeit zu Zeit durch verwandte Gegen-
stände gefesselt, die Nicobaren und den Fontana'schen Bericht über die Ergeb-
nisse der Fahrt des k. k. Schiffes „Joseph und Theresia, M die Reisen in Tenasse-
rim und dem Mergui-Archipel unseres zu früh dahingeschiedenen Landsmannes
Dr. Helfer und seiner heldenmuthigen Gemahlin , seiner Begleiterin auf allen
Fahrten, gegenwärtig Frau Gräfin von Nostitz, welcher wir nun die interes-
santesten Mittheilungen verdanken.
6 Versammlung
Herr k. k. Custos-Adjunct Kotschy, gab uns die Erfahrungen seiner
Reisen im Taurus, in den Nil-Ländern, Freiherr von Reden in der denkwür-
digen Sitzung vom 2. Juli in Gegenwart des Herrn Apostolischen Nuntius, Mon-
signor de Luca, den anregenden Ueberblick der Wirksamkeit unserer eige-
nen Missionen in Central-Afrika, mancher andern gelegentlichen Mittheilungen
aus der Literatur nicht zu gedenken. Aber auch aus unserem eigenen Vaterlande
erhielten wir Reise- und Forschungsberichte, namentlich aus dem Gebiete der
Kenntniss unserer Gletscher- und Alpenwelt, so schon in der allerersten Sitzung von
Herrn Major von Sonklar über die Oetzthaler Gletscher, ferner von Herrn Dr. von
Ruthner Ober das Glocknergebiet, von Herrn Prof. Simony über den Venedi-
ger, an welche sich dessen eigener bei Perthes erscheinender physiognomi-
scher Atlas, sowie das Panorama des Herrn Seelos in Südtirol, unmittelbar an-
schliessen.
Ein vielfaches Interesse der eigenthümlichen Bodengestaltungen, mehr
noch des Einflusses auf den Fortschritt menschlicher Gesittung auf dem Erden-
rund, bot die Frage der Durchstechung der Landenge von Suez , die so sehr in
alle unsere Beziehungen eingreift, erst von Frauen feld, dann von dem Frei-
herrn von Richthofe n, endlich von Herrn k. k. Ministerialrat Ritter von Ne-
grelli vorgetragen, bis zu dem Berichte unseres Herrn Secretärs, k. k. Berg-
rathes Foetterle, der unserer hohen Staatsregierung überreicht wurde. Alles
schliesst sich mit wenigen Ausnahmen gleicher Richtung an. Wäre der Durch-
stich jetzt schon ausgeführt, wie günstig würde man ihn in den gegenwärtigen
ostindischen Wirren zum Wohl der Civilisation und der Menschheit haben benüt-
zen können! Was die Oberflächen-Gestaltung betrifft, erhielten wir mehrere
Mittheilungen von Herrn k. k. Sectionsrath Streffleur über den Grund des
Meeres, der Seen und Flüsse, über Gebirgsjoche, Thalbildung; k. k. Hauptmann
Guggenberger über die Natur und Wirkung der fliessenden Gewässer; geo-
graphische Mittheilungen von Herrn Dr. Kern er, über die Umgebungen von Ofen;
allgemein Geographisches über die Gestaltung der Erde von Herrn Dr. Krüger.
Mancherlei einzelne Karten, Reliefs und Atlanten wurden in den Sitzungen
vorgelegt und besprochen, von der grossen Schichtenkarte des Herrn k. hann. Ma-
jors Papen, und dem Relief des Glocknergebietes und oberen Drauthales von
Herrn Keil in Lienz, in der ersten unserer Sitzungen beginnend, Goltons Atlas,
von dem Freiherrn von Czoernig vorgelegt, der Civellf sehen Erzeugnisse in
Mailand, der Schichtenkarte der östlichen Alpen von Herrn k. k. Major von Son-
klar, und des von Herrn kaiserlichen Rath Steinhauser besprochenen
Ziegle r'schen hypsometrischen Atlasses, Herrn L. deLens galizische Indu-
striekarte und des Herrn Grafen von Krasicki Bodenkulturkarte; endlich die
(von Herrn Warhanek vorgelegte) Kiepert'sche Karte von Palästina, die
Mayer'sche Postkarte aus dem Cursbureau desk. k. Handelsministeriums u. s.w.
Bei dem grossen Erfolge, mit welchem in neuester Zeit statistische Studien
durchgeführt werden , fanden die Ergebnisse derselben vielfach Raum in unseren
Sitzungen. Schon dass Freiherr von Czoernig, Director des k. k. Bureau 's
der administrativen Statistik, Vicepräsident unserer Gesellschaft ist , gab uns in
einer der Sitzungen die Vorlage der Uebersicht der Waaren-Ein- und Ausfuhr
des allgemeinen österreichischen Zoll Verbandes im Sonnenjahre 1856, sowie die
von Rossiwall's „ Eisenindustrie von Kärnthen," sowie manche wichtige Be-
merkungen bei verschiedenen Veranlassungen. Einem andern unserer hochver-
ehrten Herren Vicepräsidenten, Freiherrn von Reden, verdanken wir die regste
Theilnahme an unseren Fortschritten, namentlich auch zahlreiche Ergebnisse, zu-
sammengestellt aus seiner eigenen unvergleichlichen Sammlung statistischer Quellen
am 3. November 1857. 7
Ober England und dessen Colonien, Siebenbürgen und die Marmaros, Schweden,
die päpstlichen Staaten, unsere letzte Volkszählung, und noch in den letzten Sit-
zungen das denkwürdige, aus Veranlassung der Jubelausstellung der k. k. Land-
wirthschafts-Gesellschaft entstandene Werk über den Boden und seine Benützung
im Kaiserstaate Oesterreich. Nur Freiherr von Reden war durch seine eigenen
Vorbereitungen im Stande, solchen Aufgaben zu genügen. Herr k. k. Sections-
rath Streffleur berichtete über die Statistik der Cholera in Oesterreich 1855,
Herr k. k. Sectionsrath Ritter v. Heuflerüberdie Statistik der Pflanzengeographie
in Europa. Viele der mannigfaltigsten Gegenstände mit geographischen Beziehun-
gen erschienen in den bibliographischen Vorlagen, von welchen ich hier unseres
hochverehrten Mitgliedes, Herrn Brachellfs deutscher Staatenkunde, von ihm
selbst vorgelegt, erwähne, ferner Herrn Gigl's Besprechung des Standes der Biblio-
graphie in Oesterreich, Herrn Prof. v. Czedik's Vorlage der „Bibliotheca geo-
graphica," Herrn Dr. Beck's Besprechung über topographische Lexica, nebst den
sich daran knüpfenden Erläuterungen und Mittheilungendes Freiherrn von Czoer-
nig, die Vorlage der Ortsverzeichnisse des Herrn Grafen von Krasicki, des topo-
graphischen Postlexicons ftir Niederösterreich, Böhmen, Mähren und Schlesien, aus
dem Cursbureau des k. k. Handelsministeriums, des Freiherrn von Reden Vorlage
von Herrn kaiserlichenRath St ein haus er 's trefflichen Grundzügen der mathema-
tischen Geographie, und dem biographischen Lexieon des verdienstvollen Herrn Dr.
Constant von Wurzbach, sowie noch sehr vieler anderen von mancherlei Aus«
dehnung und Richtung. Ueber Ethnographie erhielten wir Mittheilungen von den
Herren k. k. Schulrath Becker, A. Gigl, Frauen feld; über alte Geographie
gab uns Herr Zhishman schätzbare Nachweisungen über den Inhalt der Werke
Strabo's und die Quellen, aus welchen er schöpfte.
Manches endlich wurde besprochen , was den Interessen des Tages ange-
hörte, und den Bestand und die Geschichte unserer eigenen Gesellschaft, die
an vielen anderen Gesellschaften so schöne grosse Vorbilder besitzt, die uns
namentlich Freiherr von Reden in seinem Bericht über die Arbeiten der kaiser-
lich russischen geographischen Gesellschaft im Jahre 1856 vorführte.
Mehrere Vorgänge während der Zeit der Unterbrechung unserer Sitzun-
gen werden uns im Laufe der diesjährigen beschäftigen, eines der aller-
wiehtigsten derselben muss ich jedoch auch hier gedenken, der Abhaltung des
dritten statistischen Congresses, an welchem mehrere hochverehrte Mitglieder
der Gesellschaft den lebhaftesten Antheil nahmen. Unter dem unmittelbaren Vor-
sitze des Herrn k. k. Handelsministers Ritters von Toggenburg vorbereitet,
war Wien und Oesterreich eben so würdig vertreten, als uns das Ausland Männer
der ersten Linie zusandte. Unser Vicepräsident, Freiherr von Czoernig, war
Vicepräsident der Vorbereitung-Commission ; an derselben nahmen ausserdem
Theil unsere Vicepräsidenten : k. k. G. M. A. v. Fligely und Freiherr von Re-
den, unsere Mitglieder: Freiherr von Baumgar tn er, Dr. Fi ck er, Ministe-
rialrat!! Ritter von Hock, Prof. L. Stein, Sectionsrath Streffleur, welchen
sich noch viele Andere als Mitglieder anschlössen. Namentlich im Interesse der
k. k. geographischen Gesellschaft hatte Herr Secretär Foetterle Veranlassung,
mit vielen der ausgezeichnetsten Gäste Verbindungen zu eröffnen oder näher zu
besprechen, wie den Herren von Hermann, Dietz, vonLamansky, Quete-
let, von Sick u. s. w. Auch mir ward die Ehre des Besuches mehrerer hoch-
verehrten Gönner, da mir meine Gesundheits- Verhältnisse nicht gestatteten,
selbst als Theilnehmer einzutreten. Der Congress und die durch denselben vor-
bereiteten Verbindungen werden für unsere Gesellschaft von den grössten Erfol-
gen begleitet sein.
8 Versammlung
In diese Zwischenzeit fallen die zwei unvergesslichen freundlichen Besuche
unseres gegenwärtigen Ehrenmitgliedes, der Frau Gräfin v. Nostitz, nebst den
Besprechungen und der Mittheilung der Schriften ihresverewigten Gemahls, des
unternehmenden Dr. Helfer, sowie der Besuch von zwei hochwürdigen Missio-
nären aus dem Seminarium Mazza in Verona , der Herren Giovanni Beltrame
und Angelo Melotta, die am 10. September, in Gesellschaft dreier jüngeren
geistlichen Begleiter, Ol iboni Francesco, Comboni Daniele, Dalbesio Ales-
sandro, und eines weltlichen Lehrers, in Triest sich einschifften , um sich von
Chartum aus neuen Arbeiten zu unterziehen. Herr Beltrame war schon früher
am blauen Flusse bis nach Schongollo gedrungen, und spricht namentlich in an-
erkennendster Weise von der grossen Genauigkeit der Nachrichten und carto-
graphischen Arbeiten unseres hochverehrten Mitgliedes, Ritters v. Russegge r.
Später waren es Herr Johann Palacky von Prag, auf seiner Reise nach England
und Norwegen, von dem wir auch manche Mittheilungen erwarten, Herr Profes-
sor Peter Matkovic, gegenwärtig in Graz, so eben nach einem längeren erfolg-
reichen Aufenthalte und den gründlichsten geographischen Studien, in unmittel-
barer Nähe unseres Ritter in Berlin in das Vaterland zurückgekehrt; Herr Pro-
fessor Francesco Nardi von Padua, unserer Wissenschaft mit Vorliebe zuge-
than, von dem uns auch manche werthvolie Mittheilung in Aussicht gestellt ist.
Diese trefflichen Geographen, sowie unsere Freunde A. E. Zhishman, Zeit-
hammer sind uns noch immer durch den Ort ihres Aufenthaltes ferne gestellt.
Möchten wir doch bald den einen oder den andern im Laufe der Veränderungen
in den gesellschaftlichen Lagen in Wien und in unserer Gesellschaft begrüssen,
welcher sie sämmtlich bereits als Mitglieder angehören.
Auch die freundliche Uebersendung der schönen photographischen Abbil-
dungen von Individuen im ungarischen National - Costüme aus der diesjährigen
Ausstellung landwirtschaftlicher Gegenstände in Pest fand statt, für welche ich
der ungarischen Landwirthschaftsgesellschaft unter Vertretung des Vorstandes,
Herrn von Heinrich, sowie der wohlwollenden Vermittelung des Herrn k. k.
Statthalterei-Vicepräsidenten Freiherrn von Augusz hier meinen verbindlichsten
Dank darbringe.
Noch muss ich hier auch einer wohlwollenden Mittheilung Seiner Excellenz
des Herrn k. k. Ministers des Innern, Freiherrn v.Bach gedenken, in Folge welcher
es vielleicht gelingen dürfte, einen Saal zu unseren Versammlungen in dem der
Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften gewidmeten Gebäude in der Stadt an-
gewiesen zu erhalten. Die Zeit meines Austrittes von der Function als Präsident
der Gesellschaft war so nahe abgelaufen, wo die Uebernahme des Gebäudes erst
am 27. October durch die Kaiserliche Akademie geschah , dass ich nicht mehr
wagen durfte, noch Unterhandlungen in dieser Beziehung zu eröffnen, die aber
nun wohl unter günstigem Verhältnissen zu einem erfreulichen Abschlüsse ge-
bracht werden dürften.
Als Abschluss endlich des ersten Jahres unserer Gesellschaft liegt uns
heute, durch die Thatkraft unseres ausgezeichneten Secretärs, Herrn k. k. Berg-
rathes Foetterle, gewonnen, der erste Band unserer Mittheilungen , mit dem
zweiten Hefte vervollständigt vor, der unsere Geschichte bis zum Schlüsse des
Monats October 1857 enthält. Die Natur unserer Anfänge liegt nun unseren
hochverehrten Freunden und Gönnern vor, und wir hoffen, wie wir es bisher
erlebten, auf fernere günstige Entwicklungen, die indessen wie überall nur all-
mählig eintreten können.
Erlauben Sie mir nun, hochverehrte Herren, dass ich aus dem Fortschritte
geographischer Wissenschaft in dem abgelaufenen Jahre Ihrer wohlwollenden
3. November 1857. 9
Aufmerksamkeit einige wenige leitende Punkte vorlege, die mir zunächst den
lebhaftesten Eindruck machten , wobei ieh , was in unserem eigenen Kreise zur
Sprache kam, nicht weiter berühre.
Erschöpfendes kann ich wohl bewundern, aber nicht nachahmen. Aber es
würde dies auch weit die Grenzen überschreiten , welche ich mir heute
setzen muss.
Eine der Mittheilungen, die Ihr besonderes Interesse erregen dürfte, ver-
danke ich dem Wohlwollen unseres hochverehrten Herrn Vicepräsidenten , k. k.
6. M. v. Fligäly, einen Abriss der unter seiner Direction durchgeführten Arbei-
ten durch das k. k. militärisch-geographische Institut.
Von den 38 Blättern der Specialkarte von Böhmen in dem Maasse von
2000 Klafter auf den Zoll (t : 144.000) sind bisher 24 erschienen, die Zeich-
nung aller ist vollendet, und die noch übrigen 1 4 Blätter werden binnen zwei
Jahren veröffentlicht werden. Dalmatien ist vollständig in der Militäraufnahme
beendigt Die Specialkarte im Maasse von 2000 Klaftern folgt unmittelbar nach
der Karte von Böhmen. Das Gerippe von 14 Blättern der Karte ist bereits auf
Kupfer gestochen. Zwei Dritttheile von Ungarn sind aufgenommen , der Rest in
etwa 955 Sectionen ist auf drei Jahre Aufnahmsarbeiten vertheilt. Die 2000-
Klafter-Karten werden erst später in Angriff genommen. Vor der Hand wird
eine Generalkarte vorbereitet, im 4000- Klafter-Maass (1 : 288.000), auf Stein
gravirt, in 10 1 /» Blättern, drei derselben erscheinen demnächst in einer ersten
Lieferung. Die Originalzeichnung ist ganz vollendet, mit Terrain, so weit mög-
lich aus den neuen Aufnahmen. Der Stich erfordert noch zwei Jahre. Die neuen
38 „Comitatskarten" haben dasselbe Maass, aber keine Bergzeichnung. Eine
Fortsetzung der „Umgebung von Wien in 3 Blättern a im Maasse von 1 Zoll
s= 600 Klafter (1 : 43.200) erscheint in den nächsten Tagen, die Umgebung
von Gloggnitz, welche die Eisenbahnlinie über den Semmering, die Raxalpe,
den Schneeberg u. s. w. enthalten. Im Jahre 1856 wurde die Aufnahme der
Wallachei auf Grundlage trigonometrischer Vermessungen begonnen. Sie wurde
EndeOctober beendet. Sie geschah in dem Maasse von 1 Zoll = 8000 Klftr., und
es wird eine auf Stein zu gravirende Generalkarte in dem Maasse von 1 Zoll
— 4000 Klftr. vorbereitet.
Von grösster Wichtigkeit ist die Mittheilung, dass nun „die Aufnahme der
noch fehlenden Theile der österreichischen Monarchie, sowie die Herausgabe der
Special- und Generalkarten der noch nicht erschienenen Kronländer , binnen 20
bis 25 Jahren stattfinden wird, da dem k. k. militärisch -geographischen Institute
zur Erreichung dieses Zweckes eine entsprechende Vermehrung der technischen
Abtheilungen in sichere Aussicht gestellt ist.**
Auch von unseren eigenen Aufnahmen, der k. k. geologischen Reichsanstalt,
ist wohl hier der Ort, ein Wort zu sagen, die nun mit dem grössten Erfolge
durch den Umstand fortgeführt werden , dass die grosse Erfahrung langjähriger
Arbeiten den Blick unserer ersten thatkräftigen Arbeiter sicher gemacht hat,
eines Franz Ritter v. Hauer, Lipoid, Foetterle, Stur, welchen die später
eingetretenen Mitglieder Jokäly, Freiherr von Rieht hofen und Andere sich
würdig anreihen, während wir aus unserer Mitte so manche erfahrene Forscher
scheiden sahen, einen Czjzek durch den Tod , einen C. v. Ettingshausen,
Peters, Hochstetter, v. Zepharovich durch anderweitigen Beruf. Vor
acht Jahren mit den östlichen Alpen zwischen Wien und Salzburg begonnen, lie-
gen jetzt durchgeführt die Karten von Ober- und Nieder-Oesterreich, Salzburg
Kärnthen und Krain vor, nebst bedeutenden Theilen von Böhmen, auch Theile von
Mähren , Ungarn , Steiermark , endlich die Uebersichtskarte des vorigen Jahres
10 Versammlung *
von Venedig und der Lombardie , welchen sich in diesem die Uebersicht ron
Tirol und Vorarlberg anschliesst.
Was das Streben in die Weite betrifft, so enthielt wohl die Nachricht
Ober unsere Novara-Fahrt, über Central-Afrika, und unsere hochverdienten Mis-
sionäre oben das Wichtigste, doch dörfen wir auch nicht der Theilnahme verges-
sen, die unsere heldenmüthige Reisende, Frau Ida Pfeiffer, in ihren Anstren-
gungen, nach Madagascar einzudringen, begleitet, wo sie zwar ihren Zweck er-
reichte, indem sie im Mittelpuncte der Insel, in Tananariva, selbst an das Hof-
lager der Königin geladen war, aber seitdem mit anderen Europäern gänzlich
aus dem Lande ausgewiesen wurde , sowie der unter so ganz eigentümlichen
Verhältnissen lebende und seinen Trieb zur Erforschung neuer Gegenden befrie-
digende ungarische Reisende, Magyar Ldszlö — Ladislaus Amerigo Magyar
— in Bih£, über dessen Erfahrungen uns Herr Dr. Petermann in diesem Jahre
Kunde brachte, aus jenem grossen, wenig zugänglichen Lande voll vegetabili-
schen und animalischen Lebens.
In einer frühern Periode der Bildung unserer k. k. geographischen Gesell-
schaft erinnere ich mich, eine Bemerkung gehört zu haben, „eine solche Gesell-
schaft sei nun ziemlich überflüssig, seitdem man aus „Petermann's Mittheilun-
gen* sich so leicht über alles Geographische mit leichter Anstrengung unter-
richten kann, sowie auch den seefahrenden Völkern Alles näher liege, als eben
uns." Aber das Interesse, welches sich an die „Novara" knüpft, gerade das,
dass unsere eigenen Landsleute die Erfahrungen gemacht haben werden , deren
Erfolge wir an Anderen bewunderten, eben ein solches wird mächtig gerade
durch dergleichen treffliche Arbeiten angeregt. Es ist eine der höchsten Aner-
kennungen, welche dort ausgesprochen wurde ; aber liegt uns nicht Alles , was
Herr Dr. Petermann mit grösster Umsicht und Thatkraft sammelt, schon darum
weit näher, wenn wir in unserer eigenen Gesellschaft eine ähnliche Anerkennung
aussprechen können? Auch wir verehren in dem Gebotenen eine der wichtigsten
Quellen fortlaufend uns zugehender Kenntniss, aber sie muss uns vielmehr zur
Entwickelung von Thatkraft, zu Wetteifer anspornen , als dass sie uns gleich,
weil wir nicht zu folgen im Stande sind, rathlos zurück liesse. Dank also dem
kraft- und kenntnissvollen Bearbeiter, Herrn Dr. Pet ermann, aber auch dem hoch-
verdienten, nun verewigten Besitzer der Anstalt, aus welcher das Werk hervorgeht,
Herrn Bernhard Perthes in Gotha. Aber diese Mittheilungen erweitern sich
auch fortwährend und beweisen durch die That die ungemein grosse geographi-
sche Bewegung der Jetztzeit, wie sie selbst nicht in einem Murchison's
Jahresberichte mit einiger Vollständigkeit mehr gegeben werden konnte. Auch
die Fortsetzung der „ Zeitschrift fiir allgemeine Erdkunde in Berlin" nimmt den
regsten Aufschwung unter dem neuen, trefflich vorbereiteten und unternehmen-
den Herausgeber, Herrn Dr. K. Neumann, Nachfolger des dahingeschiedenen Dr.
Gumprecht, der der ersten Entwickelung unserer eigenen Gesellschaft Zeuge
war, uns auch darum unvergesslich ist, getragen wie sie ist durch die Heroen
geographischer Kenntniss in Berlin, einen Ritter, Dove, Ehrenberg, Kie-
pert, K. Andree in Dresden, Wappäus in Göttingen, welchen letzteren uns
gegeben war, auch in Wien im Herbste zu begrüssen, aber gefördert auch durch
den mächtigen Einfiuss unseres Humboldt und durch die Theilnahme des Kö-
nigs selbst, der so oft die Kraft der That zur Disposition gestellt. Im verflosse-
nen Sommer erfreuten wir uns der Rückkehr der zwei Brüder Hermann und Ro-
bert Seh lagint weit. Sie besuchten die Räume der k. k. geologischen Reichs-
anstalt am 18. Juni. Fast gleichzeitig am 14. hatte Alexander voa Humboldt
an mich geschrieben : „Die Ueberschreitung der Kuenlün-Kette, welche der
an 3. NoTtmber 1857. 1 i
*
Himalaya-Kette parallel das nördliche Thibet begrenzt, wird diesen jungen Rei-
senden ein bleibender Ruhm sein» da die Ueberschreitung durch denKarakorumpass
(16000 Fuss), um in das Gebiet von Khotan und Jarkand zu gelangen, noch kei-
nem Europier von Süden (Kaschmir und Ladak) her, selbst dem verdienstvollen
Botaniker Thomas Thomson (Hooker, Flora Indica, 1855. J. 1. p. 215) nicht
gelungen war. Werfen Sie, um sich von der geographischen Wichtigkeit dieses
deutschen, vom Könige von Preussen und der ostindischen Compagnie
beköstigten, vierjährigen Unternehmens lebhafter zu überzeugen, einen Blick
auf meine Carte de VAtie centralen da auf anderen, und zwar neuesten Karten,
die (ostwestlichen) Parallelketten, Kuenlün und Thianschan, wie die (nordsüdli-
chen) Meridianketten Koskurt und Bolor, so roh, uncharakteristisch und im Wi-
derspruche mit allen wichtigen Quellen vonFahian, dem Verfasser des F oe-
koue-ki(412)undHiuan-Thsang(650)anbisLieutenantJobn Wood (1838)
dargestellt sind." Wohl ist das hohe Interesse, welches man dort an der Kennt-
niss des Himalaya-Gebietes nahm, selbst durch die Reise eines königlichen , zu
früh dahingeschiedenen Prinzen, Waldemar, thatkräftig bewiesen worden, der
bis zu dem indischen Wallfahrtsorte Gangotri, drei Tagereisen von den Quellen
des Ganges, vordrang. Der dritte Bruder, Herr Adolph Schi agint weit war
noch im December 1856 in Rawul-Pindi zurückgeblieben, um die Aufnahme der
westlichen Theile des Himalaya um Peschawur u. s. w. vorzunehmen und weiter
gegen Westen von Kabul her Erkundigungen einzuziehen. Möchte er nun, seinem
Vornehmen entsprechend, in den ersten Tagen in die heimischen Lande zurück-
kehren, nicht gestört durch die seit der Zeit in jenen Gegenden eingetretenen
schrecklichen Ereignisse. Wir dürfen bald die Ergebnisse der so trefflich vor-
bereiteten und unterstützten unternehmenden Reisenden erwarten, da die zwei
Brüder bereits seit dem Monate August sich in London befinden, um die Einrich-
tungen zur Herausgabe ihrer umfassenden Forschungen zu treffen , von welchen
wir aus ihren wissenschaftlichen Berichten an Seine Majestät den König von
Preussen bereits fortwährend Mittheilungen erhielten.
Als Ergebniss der Anstrengungen eines deutschen Reisenden , wenn auch
die Reise im Auftrag der britischen Regierung unternommen wurde , darf ich
wohl hier derjenigen des Herrn Dr. Heinrich Barth erwähnen, die nun allmälig
bei Perthes in Gotha erscheint und uns die reiche Ernte an selbst Beobachtetem
vorftlhrt, sowie an dem Aufgesammelten an Berichten der Eingebornen. Das
Feld derselben reicht vom 32. bis zum 2. Grade nördlicher Breite, zwischen dem
19. Grade westlicher und dem 26. Grade östlicher Länge von Paris, wie dies Herr
Petermann so sprechend graphisch in dem 2. diesjährigen Hefte darstellte,
über die ganze Sahara, von der westlichen Meeresküste beginnend, bis zu den
unabhängigen Heidenvölkern von Central-Afrika, und östlich bis in das Fluss-
gebiet des Nil. In dieser östlichen Richtung, im Wadai, gehen nun unsere Nach-
richten über dessen Freund und Theilnehmer an den neuesten Forschungen,
Dr. Eduard Vogel von Leipzig, zu Ende, über dessen Schicksal wir in Un-
gewissheit bleiben. Möge sich erweisen, was Sir Roderick Mure biso n sagte:
„Dr. Barth selbst, ebenso wie unsere anderen afrikanischen Medaillenbesitzer,
Galton und Li vi ngs tone, waren todtgesagt, und doch sind wir glücklich,
sie unter uns zu sehen; so hoffe auch ich noch, dass der treffliche und hoch-
gebildete junge Vogel mit übler Behandlung und Gefangenschaft davonge-
kommen sein möge, und dass wir ihm die höchste Belohnung darbringen kön-
nen , welche unsere Gesellschaft für die genaue Bestimmung so vieler und
wichtiger Puncte in Central-Afrika bietet. 1 *
12 * Versammlung
Ein anderer unser deutschen Könige nimmt sich gleichfalls lebhaft um
geographische Forschungen an. Man weiss wie König Maximilian II. V4>n
Bayern seit mehreren Jahren ansehnliche Summen wissenschaftlichen Werken
widmet. Herr Dr. J. B. Roth, durch vielfache Kenntnisse und frohere Reisen
vorgebildet , erforscht nun Theile von Palästina und Arabien und gab kürzlich
Bericht über seinen Weg durch die Araba bis zum todten Meere. Es war davon
die Rede gewesen, dassHerr Dr. Moriz Wagner, der Reisegefährte unseres Lands-
mannes Herrn Dr. Scherz er in Central- und Nordamerica, auf der „Novara*
die Weltfahrt mitmachen dürfte. Die Sage bestätigte sich nicht, wohl aber be-
reitet er sich gegenwärtig zu einer zweijährigen Reise vor, deren Gegenstand
die nördliche Cordillere Südamericas von der Landenge von Panama bis nach
Peru sein wird.
Auch in Paris folgt eine geographische Gesellschaft mit Theilnahme den
Arbeiten der Geographen. Aber Frankreich ist in seiner neuesten Geschichte
vielfach darauf angewiesen. Der geographische Fortschritt der genaueren Kennt-
niss des durch lange Jahre dem Weltverbande nahezu entzogenen Bodens, geht
von Algerien aus Hand in Hand mit dem Fortschritt des Besitzes und der Civili-
sation. Für das eigene Land unter andern durch den Besitz der schönen General-
stabskarte gedeckt, im Maasse von 1 : 80,000, in 288 Blättern, von welcher Ende
1856 bereits 181 veröffentlicht waren, gestützt auf zahlreiche Arbeiten, folgen
fortwährend Aufnahmen und Karten der Küsten von Frankreich, Italien und an-
dern Gegenden des Mittelmeeres, an den Küsten von Spanien und Africa, aber
auch entlang der Nord- und Ostküste von Südamerica, Island, des nördlichen China,
von Neucaledonien wurden solche vorgenommen. In Algier selbst hat sich im An-
fang dieses Jahres eine neue Gesellschaft zur Erforschung von Centralafrica ge-
bildet, die viel Interessantes an den Tag bringen dürfte. Der Tag liegt wohl
nicht mehr in unabsehbarer Ferne, wo selbst das reiche Marokko, mit seinen
buchstäblich vergrabenen Schätzen, durch die Fortschritte Frankreichs in seinem
Rücken in die Bewegung des freien Weltverkehrs, und der Civilisation hinein ge-
rissen werden wird.
Was soll ich nun von den grossen Arbeiten des mächtigen England sagen,
wie sie uns Murchison gibt, von jenem Lande, das seit Jahren an der Spitze
der erfolgreichsten Reisen, Forschungen, Unternehmungen , welchen feste An-
siedlungen und grosse Entwicklungen selbstständiger Staaten folgten. Dort sehen
wir die von zahlreichen, aus den einflussreichsten Schichten der Bewohner ge-
bildete königliche geographische Gesellschaft, mit regster Theilnahme die Be-
wegungen der Erforschung verfolgen, wie sie von der Staatsverwaltung und den
Einzelnen gefördert wird. Nicht weniger als zwanzig verschiedene Aufnahms-
Sectionen in verschiedenen Gegenden vertheilt, in der Themse, an der Ost- und
Südküste von England, in Cornwall und dem Canal von Bristol, in Frith of Forth,
und nördlich an der Ostküste in Schottland , in den Orkney- und Shetlandinseln,
Skye, Argyleshire und den Hebriden, in Irland. Hohes Interesse knüpfte sich
an den im Laufe des Jahres zur Ausführung gebrachten Versuch ein Telegraphen-
tau von der Insel Valentia bis nach Neufundland zu legen, um die grossen Con-
tinente Amerika einerseits mit der Masse der drei alten Continente in Europa in
Verbindung zu bringen. Er ist leider in dieser ersten Phase misslungen , indem
das Tau riss, nachdem etwa 300 englische Meilen Länge desselben bereits versenkt
waren. Ein englisches und ein amerikanisches Schiff hatten gemeinschaftlich diese
grosse Aufgabe unternommen. Ein Gewinn blieb vor der Hand, die genauere
Kenntniss des Grundes, auf dem das Tau hatte liegen sollen, von beiden Seiten
in einer Entfernung von 100 bis 200 Seemeilen von den Küsten ziemlich rasch
am 3. November 1857. j 3
abfallend, vorher 400 bis 700 Faden tief, dann die ganze Entfernung von 1 380
Seemeilen zwischen 1500 und 2170 Faden tief. Letzteres ist die grösste Tiefe
etwa in der Mitte. Die ganze durch Lothe untersuchte Linie zwischen Valentia und
St John beträgt 1700 Seemeilen, 60 auf einen Grad. Das Unternehmen, so ver-
sprechend ist nun einer spätem Zeit vorbehalten. Ausserhalb England werden
Untersuchungen angestellt im schwarzen und aso wischen Meere, dem griechischen
Archipel und mittelländischen Meer, an der Nord- und SüdkQste von Afrika, an
den Küsten von China, von der Tartarei zunächst dem Ausfluss des Amur be-
ginnend , und im Golf von Siam. Ferner in Neuseeland und den südwestlichen
Theilen des stillen Meeres. Manche wichtige Puncte werden in Nordwest- Amerika,
namentlich in der Grenzregulirung zwischen England und den Vereinigten Staa-
ten festgestellt worden sein, wohin eine Expedition unter Capt. G. Richards R.
N. segelte. Auch am Ausfluss des Rio de la Plata, in Westindien, Neuschottland
und dem Golf des St. Lorenzstromes, der namentlich in mehr als 100 Sectionen
an Seekarten, Planen, Anleitungen zur Segelschifffahrt vom Rear-Admiral B a y-
f ield, nach einer Arbeit von mehr als einem Vierteljahrhundert vollendet wurde.
Die Aufnahmen im Innern, geographische sowohl als geologische, nehmen
ihren geregelten Fortgang. Wie bei dem für unsere gegenwärtigen Aufnahmen so
fördernden Verfahren wurden auch dort die Blätter durch Photographie übertra-
gen und zwar dort die Aufnahme des Maasstabes von I: 10.560 der Natur
(146 Vi Klftr. = 1 Zoll) auf die von 63.360 (880« auf l'). Oberstlieutenant
James ist gegenwärtig der Leiter des Ordnance Map-Office, der Zusammenstel-
lung und Herausgabe der Generalstabskarte. Die Grafschaften York, Fife, Kin-
ross und Linlithgow waren herausgegeben in dem Maasse von 880 Klafter auf den
Zoll, andere in Vorbereitung, Berwick und Selkirk in den Aufnahmen von I46 s /s
Klftr. vollendet, andereim Angriff. Eine Karte von London in dem grossen Maasse
war ebenfalls vollendet.
Die geologischen Karten schliessen sich ganz der geographischen an, die
Aufnahme geschieht in jenem von 146 Vi Klftr., die Herausgabe in jenem von
880. Diese Maasse erscheinen uns um so mehr als wichtige Vergleichungspuncte,
als unsere Aufhahmssectionen das Maass von 400, die Publicationssectionen das
Maass von 2000 Klftr. auf den Zoll haben.
Der grösste Theil der südlichen und westlichen Grafschaften von England
ist vollendet, aber selbst der Verkauf steigt, sowie die Untersuchung fortschrei-
tet, indem das Publicum in den so vielfach der bergmännischen Industrie zugäng-
lichen Landestheilen sehr wohl die genaue Kenntniss des Grundes zu schätzen
weiss.
Manche geographisch wichtige Expeditionen sind von England aus unter-
nommen worden. So für physikalische Geographie, die Beobachtungen des kö-
niglichen Astronomen für Schottland Piazzi Smyth, auf den Höhen des Piks von
Teneriffa, die namentlich auch für die Kenntniss der Lichtverhältnisse, so wie für
die strahlende Wärme des Mondlichtes wichtig war, die sich vollkommen mess-
bar zeigte. Die Station in der Guajara von 8843 Fuss ober dem Meere, lag schon
tiber den Wolken, in der zweiten Station, der Alta Vista, war Herr Smyth
10710 Fuss über dem Meere, wo er sein Pattinson'sches zwölf Fuss Aequatoriale
aufstellte, mit dem sich Sterne der 1 6ten Grösse leicht beobachten liessen.
War schon Herr Dr. Barth für die englische Regierung in Nord- und Cen-
tral-Africa thätig, und eroberte durch seine vieljährigen Reisen und treffliche
Vorbereitung, da er unter andern mit sieben der Sprachen der Bewohner ver-
traut ist, reichen Erfolg, so schlössen sich noch manche andere Unternehmungen
an. Zunächst die Sendung nach den africanischen Centralländern, die vom Niger
14 Versammlung
oder Kwora und seinen Nebenflössen bewässert werden. Dr. Baikie, der schon
eine frühere Expedition befehligte, ist auch neuerdings der Führer, mit ihm als
Ingenieur Herr M a y, der ihn auch auf der frühern Fahrt auf dem Tchadda oder
Benue begleitete, Lieutenant Glover zu astronomischen Bestimmungen, Schiffs-
Arzt Davis und Sammler naturhistorischer Gegenstände. Auch erwartet man
den Beitritt des so wohlbekannten würdigen Missionärs Samuel Crowther. Ein
eiserner Schrauben-Dampfer, der„Day-Spring* von 170 Tonnen Last» 30 Pferde-
kraft und weniger als 8 Fuss Tiefgang, mit drei Monat Proviant und Kohlen für
20 Tage wird bis Rabbat den Kwora aufwärts gehen, dort wird man den Dam-
pfer zurücklassen und mehrere Excursionen im Innern ausführen, namentlich nach
Sokoto, Isai u. s. w. Es wird selbst möglich sein, mehrere einzelne Abstecher zu
machen, da die Expedition aus 12 Europäern mit 40 freigelassenen schwarzen
Seeleuten besieht. Sie soll während der heissen Jahreszeit in einer gesunden
Gegend nächst dem Zusammenfluss des Kwora und Benue zubringen, wo Herr
Macgregor Laird eine Handelsstation errichten dürfte. Mit grösster Sorge
wird man suchen nur friedliche Beziehungen anzubahnen und Alles zu vermeiden,
was irgend wie zu Misshelligkeiten Veranlassung geben könnte, da nur gegen-
seitiger Yortheil im Auge behalten werden soll. In einer zweiten Regenzeit soll
der Benue weiter aufwärts in Adamaua und Hamarua untersucht werden. Diess
war bei Dr. Baikie's früheren Reisen nicht mehr möglich, da die „Plejade" einen
grössern Tiefgang hatte. Sir Roderick Murchison erwartet namentlich auch
für die Geologie des Landes wichtige Erfolge, so wie auch Nachricht über Erze
und nutzbare Mineralien an Kupfer, Eisen, Gold, Blei oder Steinkohlen, wenn
er gleich bedauert, dass nicht ein eigentlicher Geologe der Expedition beigege-
ben worden ist.
Während hier eine Expedition ausgerüstet ist, sieht man mit Bewunde-
rung, was ein einzelner britischer Missionär, Herr Dr. David Livingstone, in der
Erforschung von Gegenden in Südafrica vollbracht hat, welche durch ihn erst
zur Kenntniss der Welt kamen. Ein Durchschnitt vom Cap gerade nordwärts und
dann westlich bis zum Meere nach Loanda in Angola, den portugiesischen Nieder-
lassungen, und dann wieder den Zambesi hinab, und nach Quifimane, und auf
Karten verzeichnet mit zahlreichen astronomischen Ortsbestimmungen bis zum
indischen Ocean. Aber nachdem er in England eine Zeitlang zugebracht, ist er
bereits wieder nach Africa abgegangen, um in den gesundesten Gegenden, die er
angetroffen hat, entlang, aber entfernter von der Küste , als die portugiesischen
Niederlassungen im östlichen Südafrica, die Errichtung von Stapelplätzen oder
Stationen zu begründen, für den Austausch englischer Waaren gegen Producte des
Innern, namentlich unter andern auch die Aufsammlung und Zugutebringung einer
Pflanze, Budze, deren zähes, fasriges Gewebe sie den Eingebornen in ihren rohen
Gewerben höchst schätzbar macht. Aus den von Dr. Livingstone mitge-
brachten Mustern hat man einen Stoff dargestellt, der von den ersten Fabrikanten
als SO bis 60 Pfund Sterling die Tonne werth erklärt worden ist. Nebst diesem
so wichtigen Product ist noch Indigo, Baumwolle, deren Anbau sich leicht ver-
mehren Hesse, Wachs, Elfenbein, Eisenerze, viele gute Kohle vorhanden, die eine
grosse Lebendigkeit des Verkehrs versprechen, als einen der wichtigsten Angel-
puncte zur endlichen Abschaffung des Sclavenhandels, wenn nach Anderem ge-
fragt wird, als nach Sclaven.
Die grosse Ausdehnung siebenzehnjähriger Wanderungen und Aufenthaltes
erlaubte Herrn Livingstone manche Ansichten zu gewinnen, welche ein neues
Licht über die Gestaltung von Südafrica verbreiten , die Bestätigung von Sir R.
Murchison 's Ansicht, dass ein sehr wasserreiches Centralland es ist, das bei-
am 3, November 1857. ] 5
derseits von höheren Bergketten eingeschlossen wird, durch weiche die grossen
Flüsse sich Bahn brechen. Die Quellen des Zamhesi und Congo liegen in Seen
oder Sümpfen, und reichliche Regen in den Regenzeiten verursachen ein Stei-
gen der Gewässer, wie es uns am Nil aus dem grauen Altertfium bis heute zur
alltäglichen Kenntniss vorliegt, und welches daher nicht gerade Schneegebirge
zur Erklärung erfordert.
Von der Capcolonie sind die geographischen Interessen ohnedem immer in
lebhafter Beziehung zu den anstossenden Landestheilen. Wichtig sind die Nach-
richten von Dr. Bleek*s Erfahrungen in der Colonie Natal, so wie die eben von
dort, so wie von der Walfischbay an der Westküste ausgegangene Excursion
des so frühzeitig durch einen Elephanten getödteten schwedischen Forschers
Wahlberg und die wichtigen nun in der Herausgabe begriffenen Berichte seines
unternehmenden Landsmannes C. J. A n d e r s s n.
Aber auch von der östlichen Seite her wird neuerdings, unter dem unter-
nehmenden Capitain Burton, dem Innern von Africa, von Zanzibar und Mombas
aas, mit Entschlossenheit zu Leibe gegangen, sodass hoffentlich die Zweifel über die
Natur der Quellendes Nil sich allmälig in Gewissheit der Kenntniss auflösen werden.
Welche Aufgaben, freilich nicht unmittelbar geographischer Natur, England
jetzt in Ostindien vorliegen, wissen wir alle nur zu gut, kaum je waren wir mehr
angeregt, die geographischen Verhältnisse dieses schönen reichen Landes zu
studiren. Der hohe Werth der seit 54 Jahren im Gange befindlichen trigonome-
trischen Arbeiten, namentlich von Oberst Waugh während der letzten 28 Jahre
geleitet, wurde durch die Ehrenmedaille der Londoner geographischen Ge-
sellschaft anerkannt, welche letzterer in diesem Jahre erhielt. Aber welche grossen
Erfolge liegen nun auch in Australien vor. Ein Continent, spät entdeckt, noch spä-
ter mit Anfängen von Niederlassungen versehen, besitzt jetzt vier grosse britische
Colonial-Staaten „an seiner östlichen, westlichen, und südlichen Küste, während
er auf die alten Länder Europas einen Goldregen ausgeschüttet, der an Reich-
thum Alles fibertrifft, was bis jetzt in der Geschichte der Menschheit berichtet
wurde." Zahlreiche Expeditionen seit den Arbeiten eines Oxl ey, Allan Cun-
ningham, Sturt, Eyre, unseres Landsmannes Leichhardt wurden in das
Innere gesendet so dass sich allmälig die mit den grössten Entbehrungen, Drang-
salen und Verlusten erkauften Ansichten über die Natur desselben zu klären be*-
ginnen, das allerdings eine wahre Wüste zumTheil mit Salzlagerstätten, vielleicht
mit einzelnen Oasen von besserer Beschaffenheit sein dürfte. Der Leiter der
letzten grossen Expedition , Herr A. C. Gregory, erhielt im laufenden Jahre
eine der Ehrenmedailien der Londoner Gesellschaft. Von dem durch die Herren
Wickham und Stokes im Jahre 1839 untersuchten Victoriafluss beginnend,
den er ansteigend in südlicher Richtung verfolgte, wandte er sich dann östlich
und ging quer durch das Land, südlich von des verlorenen Leichhardt Reise-
weg nach Moretonbay an der Ostküste. Der letzte Landstrich bietet wieder frucht-
bare Gegenden, die ohne Zweifel in nicht zu langer Zeit allmälig mit dem fortschrei-
tenden Bedürfnisse, namentlich für Weidegründe ihre Benützung finden werden.
Es mag hier mit Grund darauf verweilt werden, wie die Entstehung britischer
Colonien, wie diess auch das südöstlich gelegene Neuseeland beweist, dem stre-
benden Geiste der Bevölkerung selbst zugeschrieben werden muss.. Die Besitz-
nahme durch die Regierung folgte erst lange nachdem Einzelne als Kaufleute,
Pflanzer, Missionäre, festen Grund gefasst und Verhältnisse geschaffen, welche
Schutz durch das Mutterland verlangten.
Noch eines Unternehmens muss hier gedacht werden, der Untersuchungs-
reise des Herrn Pal lis er, in den an die Vereinigten Staaten von Nordamerica
1 6 Versammlung
anliegenden westlichen Gegenden von Canada, zwischen dem 49° und 53 9 nördl.
Breite und 100° und 116° westl. Longe. Nebst dem Leiter nehmen die Herren
Artillerie-Lieutenant Blak iston für Astronomie und Physik, Bourgeau für Bo-
tanik und Dr. Hector als Arzt, zugleich für Geologie nnd Zoologie, an derselben
Theil. Der Ausgangspunct ist Fort William am Obern See, die Richtung nach
dem Winipegsee und dem Quellengebiet des Assiniboineflusses, um im Carlton-
house-Fort zu überwintern. Das folgende Jahr 1858 ist für die Reise unter den
Schwarzfuss - und Blut - Indianern bestimmt und zur Untersuchung der Rocky
Mountains, namentlich um einen Pass innerhalb des britischen Gebietes zu finden,
über welchen eine Verbindungsstrasse mit der , vorzüglicher Steinkohlen wegen
so wichtigen Vancouver-Insel eröffnet werden könnte.
Ich schliesse mit einem Worte über eine Privat-Unternehmung, eine Nord-
polfahrt, unternommen zur Erforschung des Schicksals des verlorenen Sir John
Franklin, und der Mannschaft der beiden Schiffe Erebus und Terror. Sie ist
durch eine hochherzige Frau ausgerüstet, ein rührendes und erhebendes Denk-
mal der Liebe und Anhänglichkeit, der Hingebung und Beharrlichkeit.
Man weiss, wie durch Expeditionen, eine nach der andern, auf öffentliche
und Privatkosten, in England und Nordamerika durch die Ergebnisse der An-
strengungen der Herren Sir James Ross, Moore, Richardson, Inglefield,
Belcher, De Haven, Kellett, Rae, Anderson, Collinson, MacClure,
Kane in der letzten durch Herrn Grinnelt ausgerüsteten Fahrt immer mehr der
Raum eingeengt worden, wo noch eine Nachforschung angestellt werden kann.
Auf das wärmste hatten sich einflussreiche Mitglieder der geographischen Gesell-
schaft bei der Regierung verwendet, um noch eine letzte Fahrt zu organisiren,
Sir R. Murchison, Admtral Sir F. Beaufort, General Sabine an der Spitze.
Humboldt sprach der Unternehmung das Wort, aber die Verhältnisse waren
nicht günstig. Lady Franklin selbst entschloss sich nun noch einmal, ohne an-
derer Beihilfe, als die ihrer Freunde, eine Unternehmung auszusenden, die letzte
welche Kunde bringen wird. Eine trefflich ausgerüstete Schrauben-Yacht, unter
den Befehlen des ausgezeichneten arctischen Seefahrers Capitain MacCIintock,
verliess Aberdeen am 1. Juli unter den Augen der Lady Franklin, Lieuten-
ant W. R. Hobson, Dr. D. Walker sind Begleiter, so wie unter andern auch
ein verdienter junger Seemann Capitain Allen Young, der selbst schon grosse
Schiffe befehligt, und nun, nicht nur unter die Befehle Mac Clintock's sich
stellt, sondern noch aus Eigenem 500 Pfund Sterling zur Unternehmung beiträgt.
Dazu eine ausgewählte Schiffsmannschaft, so wie der eben noch zu rechter Zeit
angekommene Eskimo - Dolmetscher Petersen, der auch den verewigten Dr.
Kane .auf seiner letzten Fahrt begleitet hatte. Hohe Begeisterung erfüllt alle
Freunde und Theilnehmer an der grosen Frage in dieser letzten, dieser Schluss-
Untersuchung der langjährigen, so ernsten Erforschung der Nordwest-Durch-
fahrt, die nach der Ansicht von Ri chardson und Murchison wahrschein-
lich Sir John Franklin in derThat selbst zuerst aufgefunden hat.
Wenden wir uns weiter südlich zu den Vereinigten Staaten von Nord-
America, so finden wir gleichfalls die geographischen Arbeiten vielfältig in An-
griff genommen. Von Herrn A. D. Bache 's jährlichem Berichte des „United States
Coast Survey," erhielten wir den Band für 1856, dazu Lieut. Maury's siebente
Auflage der Sailing Directions, und die sämmtlichen Seekarten. Die Segelschiff-
fahrt selbst ist nun gegen früher oft um % der Zeit abgekürzt. Im Innern wur-
den grosse Arbeiten ausgeführt, wie Nivellements der drei vorgeschlagenen Ei-
senbahn-Verbindungslinien mit dem stillen Ocean.
am 3. NoYember 1857. 1 7
Die lebhafte Theilnahme an der Zustandebringung des untermeerischen
Telegraphen» tiefe Sondirungen mit dem Brookes'schen Apparat» Untersuchung
des Untergrundes, der noch von Professor Bailey in Westpoint zuerst in seiner
Zusammensetzung aus den feinsten mikroskopischen animalischen Resten nach-
gewiesen war, nebst vulkanischer Asche u. s. w. fortwährende Untersuchungen
auch in Central- und Südamerica, endlich die höchst wichtige Eröffnung von
Hdndels-Beziehungen mit Japan» über welche auch unsere Gesellschaft Herrn
Aaron Haight Palm er ein Exemplar seiner vielen» zu diesem Zwecke an die
Regierung erstatteten Berichte verdankt» welche jener Expedition unter Commo-
dore Perry voranging.
Die freundschaftlichen Verbindungen zwischen England und den Vereinig-
ten Staaten stellen neuerdings auch die nach Herrn Kelley's Vorschlag neu zu
unternehmenden Arbeiten für die Canalverbindung des stillen Meeres im Thale
des Atrato- und Truando-Flusses mit dem atlantischen in eine günstige Lage» für
welche so lange schon von unserem Humboldt das Wort gesprochen worden ist.
Kehren wir nun aus dem fernen America nach unserem Europa zurück, doch
in der entgegengesetzten Richtung» die wir früher gegen Westen einschlugen,
so gewahren wir neuerdings gegen Osten vorschreitend die Weltstellung der geo-
graphischen Gesellschaft in St. Petersburg, und die grosse Theilnahme, welche sich
dort für Erforschung eines wahren Welttheils — Russlands in Europa und Asien —
ausspricht. Wir selbst verdanken ihr alle bisherigen Publicationen. Von den neuesten
Arbeiten möchte ich hier der Untersuchung der nördlichsten Theile des Ural, Pae
Choi und des Petschoralandes gedenken, unternommen oder bearbeitet von Oberst
Hoffmann, Graf Keyserling, Gustav Rose, v. Brandt, Ruprecht Gerade
südlich, aber um 25 Breitengrade entfernt, die Forschungen und Aufnahmen Buta-
koffs und Khanykoffs am Aral-See und dem Khanat von Khiwa und östlich
anschliessend Iwaschtschinzow's neuerliche Erforschung des Sir Darja.
Westlich davon die Arbeiten des Akademikers v. Baer am kaspischen
Meere, der Flottenofficiere Capit. Iwaschtschinzow und Lieut. v. Koskull.
Weiter östlich Wlangaü's Berichte über die Kirgisensteppe, dann wieder Se-
menoffs Berichte über den Issikulseein dem Lande südöstlich von Balkaschsee,
noch weiter östlich die filtern Forschungen Peters v. Tchihatch eff, der nun
seit Jahren die höchste Anstrengung mit den grössten Erfolgen für Kleinasien
entfaltet. Ferner östlich fortschreitend die Arbeiten Meglitzky'sam Baikalsee und
bis zum ochotskischen Meere, von Chitr o v am Einfluss des Lena in das Eismeer,
die ostsibirische Expedition bis zum Amur und dem Meere unter L. A. Schwarz
und denLieuts. Roschkoff, Smiräginu. s. w. begleitet von dem Akademiker
Mayer, die Erforschung durch L. Schrenk des untern Amurlandes an dem
Flusse Amur und den Nebenflüssen, nördlich demGorin, Amguni, südlich dem Ussuri,
Noor, Chongar und der anstossenden Insel Sachalin, die Erfahrungen des Grafen
Putjatin den Amur aufwärts und die astronomischen Bestimmungen des Herrn
P e s c h t s c h u r o f f, die Untersuchungen und Sammlungen der Herren G e r s t f e 1 d
und Mauck im Amurland, die des Herrn v. Dittmar aus Kamtschatka, während
vom Amur aus sich bereits rege Handelsbeziehungen mit dem östlich vorliegenden
Nordamerica eröffnen.
Grosse Verhältnisse, erhabene Stellungen erzeugen auch entsprechende
Ideen. Mit den vorhergehenden Unternehmungen harmonirt ganz wohl die That-
sache, dass die längste Gradmessung die russisch-scandinavische in den vierzig
Jahren von 1815 bis 1855, von Ismail bis Hammerfest, durch einen Meridianbo-
gen von 25° 20' durch Arbeiten Russlands ausgeführt wurde. Die grössten übri-
gen Gradmessungen sind die englischen in England von Dunnose auf der Insel
Mittheilangea der k. k. geogr. Gesellschaft. II. Bd. 1. Heft« «
1 g Versammlung am 3. November 1857.
Wight, durch 10*12' 3l'.43 und yom St. Agnes-Leuchtthurm auf den Scilly-
Inseln bis Nord-Rona durch 9M3'4l'.2ö, und in Ostindien durch 21«2l'l6\6
von Punnä und Kaliana, und die französische durch 12 1 /, Breitengrad Ton Dün-
kirchen bis zur Insel Formentera, während die verbundenen französischen und
englischen Messungen einen Meridian-Bogen von 22° umfassen. Frohere Mes-
sungen waren auf einzelne oder doch nur wenige Grade beschränkt Nun aber
schlägt Herr von Struve, Director der Pulkowa Sternwarte» denselben grossen
Ansichten folgend, in der Sitzung der Pariser Akademie am 3.0 c tob er vor, die Fort-
setzung der russischen Gradmessung, wie es Russland beabsichtigte, wenn die
kriegerischen Unterbrechungen nicht eingetreten wären, durch französischen
Einfluss südwärts durch die Türkei und bis nach Candia auszudehnen. In Frank-
reich ist dadurch das Interesse angeregt worden, die französische Gradmessung
selbst, als ein Nationalwerk wieder weiter nach Africa fortzusetzen , wenn
die von den Herrn Puissant und Perewoschtschikoff gemachten Anmer-
kungen es nicht gerathenet erscheinen lassen» die mit so grosser Sorgfalt durch-
geführte russische Gradmessung vorzugsweise zu verlängern. In der Wallachei
sind übrigens durch unsere österreichischen Ingenieure während der letzten Zeit
Arbeiten ausgeführt worden, die mit den bestehenden russischen und österreichi-
schen in Verbindung gebracht, in das Netz einbezogen werden können. Herr v.
Struve beabsichtigt noch durch eine europäische Association die Messung des
88. Breitengrades auf eine möglichst grosse Erstreckung ins Werk zu setzen. In
Frankreich selbst Waren übrigens, wie Herr Marschall Vaillant in jener Sitzung
mittheilte, neue Messungen des Meridians von Paris und der Parallelen Von Brest
nach Strassburg und von Bordeaux nach Valence ausgeführt worden.
Schon diese hier verzeichneten wenigen Züge aus der grossen Masse von
Forschungen, welche durch die Kraft der Einzelnen und der grössten mächtig-
sten Staaten ausgeführt werden, beweisen die gewaltige Anregung, welche geo-
graphische Studien, der nicht zu erstickende Wunsch die Erde zu kennen, auf der
wir leben und die uns entsprechend unserer Kraft zu eigen gegeben ist, in dem
gegenwärtigen Augenblicke besitzen. Niemals weniger, als in meinen gegen-
wärtigen Verhältnissen, bin aber ich heute im Stande, die ganze Grösse dieser
Anregung zu fassen, wo mich so Vieles zum Stillstand, zur Ruhe mahnt. Jüngere
frische Kräfte sind berufen, dasjenige fortzuführen, was bisher begonnen ist, und
mir wird es die grösste Freude bleiben, Zeuge des Fortschrittes, auch allenfalls
mit Rath bereit zu sein, wo er gewünscht werden sollte.
Ihnen meine hochverehrten Herren bin ich durch die Wahl zum ersten
Ihrer Präsidenten für die Freude zu dem höchsten Dank verpflichtet, dass
während derselben auch die Wahlen der ersten Ehren - Mitglieder , eines
Humboldt, Ritter, Murchison, und correspondirender Mitglieder statt
fanden, über welche es wohl hier am Platze ist, noch einige Worte beizu-
fügen. Ehrenmitglieder und correspondirende Mitglieder bilden eigentlich nur
Eine grosse zusammenhängende Reihe, mit welcher nach der Gepflogenheit der
gegenwärtigen Gesellschaften, auch unsere junge Gesellschaft sich schmückte.
Man wünscht hochverdienten Männern die Verehrung der Gesellschaft, die jedes
einzelne Mitglied fühlt, darzubringen. Die correspondirenden sind eigentlich
unsere auswärtigen Mitglieder, Ehrenmitglieder im Ganzen in der Zeit die altern.
Dass nicht ein System durchaus beobachtet werden konnte, liegt in der Natur von
Wahlen selbst. Die Wahl von Ehrenmitgliedern im Inlande beruht auf ganz ei-
gentümlichen, in der Geschichte unserer Zustände begründeten Verhältnissen. Ehre
den heldenmüthigen Frauen, welche unser Verzeichniss zieren, die Karl Ritter
schon vor Jahren für ihren Unternehmungsgeist, ihre Hingebung verherrlichte.
F. Foetterle. ig
Von meinen hochverehrten Gönnern und Freunden, Herrn k. k. FML. Ritter v.
Hauslab und Herrn Dr. Ami Boue\ seit Jahren hochverehrten Repräsentanten
der Geographie in Wien, die doch unserer Gesellschaft nicht fehlen durften,
wurde ich bereits durch wohlwoIlendeAntwortschreiben auf die am 13. erfolgten
Wahlen hoch erfreut, die ich hier zur Ansicht und för unser Archiv vorlege.
Correspondirende Mitglieder des Inlandes vertreten unsere geographischen Inter-
essen im Auslande; wir glaubten in Bezug auf die Bewohner unseres Vaterlan-
des auch einige Zeit der Entwicklung gönnen zu sollen. Vieles wird sie bringen,
das sich heute noch nicht voraussehen lässt. Was ich heute in erster Linie fahle,
ist der innigste, dem tiefsten Herzen entquellende Dank fiir Alles, was die Gesell-
schaft fördern half, den hochverehrten Mitgliedern der Gesellschaft selbst und des
Ausschusses, die wir gemeinschaftlich gewirkt,[meinem hochverehrten Freunde
Foetterle, der als Secretair die schwerste Aufgabe hatte, meinem hohen wohl-
wollenden Chef, dem Herrn k. k. Minister Freiherrn v. Bach, und vielen andern
hochgestellten Gönnern, kaiserlichen Erzherzogen, und Seiner k. k.
ApostolischenMajestät selbst, die unser Bestehen aussprach. Ich bin in un-
sern Schichten menschlicher Gesellschaft bis zu dem Höchsten hinaufgestiegen,
der hier unserer Ehrfurcht gebietet.
In diesem hehren Augenblicke, wo ich in Dank dem allmächtigen
Lenker ergiahe, dass Er mir gewährte, von der ersten Anregung einer geo-
graphischen Gesellschaft Alles bis zum Schlüsse des Ersten Jahres der Präsident-
schaft der kaiserlich-königlichen geographischen Gesellschaft in
Wien günstig und glücklich durchgeführt zu sehen und zu erleben, erflehe ich
aus innigster, treuer Seele allen Segen fiir unsern Allerhöchsten irdischen
Beschützer, Seine k. k. Apostolische Majestät, den Kaiser Franz
Joseph I., und Sein durchlauchtigstes Kaiser-Haus. *
Der Herr Vorsitzende, Freiherr von Reden, glaubte der allgemeinen Be-
friedigung und dem grossen Interesse , das dieser Bericht hervorrief, sowie dem
Danke , den die Gesellschaft dem Herrn Präsidenten Haidinger fiir die Grün-
dung sowohl, wie för rastlose und erfolgreiche Vertretung der Interessen der Ge-
sellschaft zollte, am besten dadurch Ausdruck zu verleihen, indem er die Versammlung
einlud, durch Erheben von den Sitzen dies kundzugeben. Mit Freude folgte jeder
der Anwesenden dieser Einladung, welche einen allgemeinen Anklang fand.
Hierauflas der erste Secretär, Herr k. k. Bergrath F. Foetterle, folgen-
den Rechenschaftsbericht über die inneren Angelegenheiten der Gesellschaft vor:
Meine Herren! Unter die wichtigsten Momente einer Gesellschaft gehört
gewiss auch die Erste Jahresversammlung, und in dieser bildet der Rechen-
schaftsbericht über das eben vergangene Erste Vereinsjahr nicht die unwichtigste
Mittheilung, denn aus dessen Resultaten soll es sich herausstellen, ob die Gesell-
schaft mit begründeter Voraussicht auf Erfolg, ob sie also rechtzeitig ins Leben
gerufen wurde, ob sie lebensfähig sei, oder ob über dieselbe der Stab gebrochen
zu werden verdient. Frohen Muthes und ungescheut darf nun der Ausschuss Ihnen,
meine Herren, einen Rückblick in die kurze Vergangenheit der Gesellschaft ent-
hüllen ; denn kaum wird sich eine Gesellschaft finden, deren erstes Jahr nach
ihrer definitiven Gründung sich günstiger gestaltete. Durch einen der glänzendsten
Sterne Oesterreichs auf dem Gebiete der Wissenschaften ins Leben gerufen,
durch die Allerhöchste Gnade unseres Monarchen bestätiget und mit dem
ehrenden Beisatze einer „kaiserlich-königlichen" geziert, entstand sie unter gewiss
nicht ungünstigen Verhältnissen; die beinahe fast gleichzeitige Ausrüstung einer
Weltum8eglung durch eine kaiserliche Fregatte hatte nicht verfehlt, die Grund-
festen derselben noch mehr zu stärken. Die grossmüthige Unterstützung durch
2°
20 Versammlung am 3. November 1857.
Se. Excellenz den Herrn Minister des Innern , Dr. Alexander Freiherr v. Bach,
der gnädigst die Benützung des Sitzungssaales (sammt Beleuchtung und Behei-
zung) der k. k. geologischen Reichsanstalt gestattete, und der unendliche Eifer und
die Umsicht unseres hochverehrten Präsidenten, Herrn Sectionsrathes Haidinger,
der überdies der Bibliothek der Gesellschaft ein eigenes Locale ausserhalb des
Sitzungssaales in demselben Gebäude zuwies, gestatteten, dass die Fonds der jun-
gen Gesellschaft auf eine sehr fühlbare Weise geschont werden konnten, und
diese Umstände trugen namentlich zur Kräftigung der Gesellschaft bei. Sind auch
die Verhandlungen wegen Erwerbung eines geeigneten Gesellschaftslocales im
Innern der Stadt noch nicht zum günstigen Abschlüsse gelangt, und ist auch we-
nig Aussicht vorhanden, dass die Versammlungen in der allernächsten Zeit dahin
verlegt werden, so wiegen andererseits die durch die unentgeltliche Benützung,
Beheizung und Beleuchtung in dem gegenwärtigen Locale sich ergebenden Vor-
theile diesen Nachtheil auf, und die erfreuliche Erfahrung des zahlreichen Besu-
ches der Versammlungen beweist zur Genüge, dassJedermannn freudig die etwas
zu grosse Entfernung von dem Mittelpuncte nicht scheute.
Der gegenwärtige Rechenschaftsbericht umfasst eigentlich zwei Jahre , das
erste vom December 1855 bis 4. November 1856; es war mehr ein Vorberei-
tungsjahr, jedoch nicht ohne Leben und Thätigkeit, also auch nicht ohne Ausga-
ben. Vielseitige Unterstützung der Gesellschaft von Aussen , namentlich durch
Geschenke von Büchern , fällt in jene Periode. Das zweite Jahr datirt von der
Allerhöchsten Genehmigung der Statuten der Gesellschaft. Es ist diess das eigent-
liche Erste der Gesellschaft, bei Beginn dessen auch die Functionäre gewählt
wurden und der Ausschuss seine Thätigkeit begann; in seinen Sitzungen
war derselbe bemüht, die inneren Angelegenheiten der Gesellschaft auf das beste
zu vertreten und seine Beschlüsse Ihnen, Meine Herren , zur Entscheidung vor-
zulegen. Er fühlt sich Ihnen zu dem grössten Danke verpflichtet für die günstige
Aufnahme, die Sie stets seinen Vorlagen zu Theil werden Hessen , und die sich
namentlich auf die Anerkennung geleisteter Arbeiten sowohl durch Bewilligung
von Geldmitteln, wie durch die Wahl von Ehren- und correspondirenden Mitglie-
dern bezogen. Einen wichtigen Theil seiner Arbeiten bildete die Feststellung
einer bestimmten Geschäftsordnung, welche Sie, Meine Herren, in Ihrer Versamm-
lung am 30. December 1856 provisorisch auf ein Jahr annahmen, und deren defi-
nitive Bestätigung der Ausschuss Ihnen heute noch vorschlagen wird.
Gestatten Sie mir nun, Meine Herren, etwas näher in die einzelnen Ge-
schäftsabtheilungen einzugehen.
Wie Sie aus dem in der Versammlung am 4. November v.J. Ihnen vorgelegten
gedruckten Mitglied er- Verzeichnisse ersehen haben, belief sich die Anzahl der-
jenigen, welche unter Voraussetzung der Allerhöchsten Genehmigung der Statu-
ten ihren Beitritt zur Gesellschaft erklärten, auf 198, zu welchen noch während
des Druckes jenes Verzeichnisses 11 hinzukamen. Zu diesen sind im Laufe dieses
Jahres 115 neue Mitglieder gewählt worden; drei verlor die Gesellschaft
durch den Tod; die Gesammtzahl der ordentlichen und ausserordentlichen beläuft
sich nun auf 321 Mitglieder, wovon 16 ausserordentliche mit einem Gesammt-
jahresbeitrag von 229 Gulden C. M. , und 305 ordentliche; hievon entfallen 94
ausserhalb Wien in Oesterreich, 5 ausserhalb der österreichischen Monarchie.
In Oesterreich sind vertreten die Orte Agram, Bochnia, Dubnik, Ellbogen, Graz,
Gresten, Heraltitz, Hruschau, Innsbruck, Kremsmünster, Krakau, Keszthely,
Lemberg, Mailand, Oberalm, Oberschützen, Oedenburg, Ofen, Olmütz, Padua,
Pest, Pilsen, Pisek, Prag, Pressburg, Przibram, Schemnitz, Schönbrunn, Spa-
lato , Steir, Szem£red, Temesvar, Triest, Tschars, Udine, Vinkovce, Wieliczka,
F. Foetterle. 21
Wr. Neustadt, Witkowitz. Es sind demnach 40 Orte» von der Residenz angefan-
gen, bis zum kleinsten Orte der österreichischen Monarchie, in der Gesellschaft
vertreten.
Eine der wichtigsten Abtheilungen einer geographischen Gesellschaft ist
ihre Bibliothek; dass Sie M. H. die unserer Gesellschaft in einem gewiss sehr
befriedigenden Zustande finden, verdanke ich der freundlichen Unterstützung
des Herrn zweiten Secretärs Prof. Warhanek und des Herrn Scriptor
A. Senoner, denen ich hief&r auch meinen besten Dank sage; Sie finden
nicht nur einen allgemeinen alphabetischen Katalog, sondern auch einen Zettelkata-
log und einen Realzettel-Katalog, welch letzterer hauptsächlich durch den Eifer
des Herrn Senoner zu Stande gekommen ist, und von Herrn Prof. Warhanek
nach den einzelnen Fächern geordnet wurde. In demselben ist nicht nur der In-
halt unserer eigenen Bibliothek enthalten , sondern auch Werke aufgenommen,
wie sie sich aus den Registern anderer Bibliotheken und Zusammenstellungen
ergaben. Das in der Bibliothek Vorhandene ist darin speciell bezeichnet. Er
enthält bis jetzt Ober 4000 Nummern, und an dessen Vergrösserung und Com-
plettirung wird fortwährend gearbeitet.
Die Bibliothek selbst ist in einem eigenen Zimmer der k. k. geologischen
Reichsanstalt aufgestellt, welches die Gesellschaft der grossmöthigen Unter-
stützung unseres Herrn Präsidenten verdankt, und dem wir hiefür zum grössten
Danke verpflichtet sind.
Der Stand der Bibliothek ist an
BQcher - Nummern 262
mit Bänden 979
an Karten, Plänen etc , . . 46
bestehend aus Blättern 320.
Zu diesem Stande konnte selbstverständlich bei den kleinen Mitteln durch
Ankauf fast gar nichts beigetragen werden. Alles rührt theils von Geschenken
und erst in letzterer Zeit vom Tausche gegen die Mittheilungen her.
Ich fühle mich verpflichtet, den zahlreichen Gebern oft werthvoller Ge-
schenke den verbindlichsten Dank auszudrücken; es ist eine schöne Reihe von
hochverdienten Namen. Ich kann nicht umhin, sie hier nochmals zu Ihrer Kennt-
niss zu bringen, wenn sie Ihnen, Meine Herren, auch aus den einzelnen Vorlagen
der Werke bereits bekannt sind; es sind die Herren; d'Avezac, in Paris;
Alberdi D. J. B., in Paris; Balbi E. v., in Venedig; Becker D. P., in
Odessa; Becker Dr. M., Beer J„ Bergmann J., Braccheli H., Breun-
ner Gf. A., Chmel J., in Wien; Civelli J. , in Mailand; Carlini F., in
Mailand; Costa E. H. v., in Laibach; Dr. Davis Giff. , in Washington;
Emory W. H., in Washington; Erdmann A., in Stockholm; Dr. Frank 1
J. A. P., Frauenfeld G., Fritsch K., GintlDr. W., in Wien; Gutmanns-
thal L. R. v., in Triest; Heinzel Ferd., Heufler L. R. v., in Wien; Heu-
glin Th. v., in Chartum; v. Hönigsberg Dr. Bened. Edl., in Gastein; Hor-
ner Dr. G. R., in Philadelphia; Hammer-Purgstall J. Freih. v. ; Ho.ch-
stetter K., in Hruschau; Jakschitsch Vlad., in Belgrad; Jenzsch Dr. G., in
Dresden; Jochmus A., in London; Jonghaus u. Venator, in Darmstadt; Dr.
Kerner, in Ofen; Klun Dr. V., in Zara; Kögler W., in Prag; Kofistka K.,
in Prag; Kotschy Th., in Wien; Kotz L. Freiin v., in Prag; Kocziczka Alex.,
in Ollmütz; v. Krem er Alfr., in Alexandria; Kohl J. G., in Washington; Kra-
sicki K. Gf. v., in Lemberg; Kreil K., in Wian; Lamont J., in München;
Liebener J., in Innsbruck; Loosey K., in New- York; Löwenthal J., in Wien;
Maury M., in Washington; Meidinger H., in Frankfurt a. M. ; Nardi Fr. v.»
22 Versammlung am 3« November 1857.
in Padua; Negrelli Fr. v., in Wien; Palacky J., in Prag; Pasini L. v., in
Schio; Perthes Bernh., in Gotha; Presstl Dr. M., in Emden; Raffel aber-
ger F., in Wien; Rally W. B., in Cincinnati; Ravenstein Aug., in Frankfurt
a. M. ; Reden Dr. F. W. Freih. v., in Wien; Renard Dr. K., in Moskau;
ReslhuberA., in Kremsmünster; Riedwald M. v., in Wien; Russegger J. v.,
in Schemnitz; Sandberger Dr. 6.» in Karlsruhe; Salzbacher Dr. J„ in Wien:
Scherrer Dr., in Freiburg; Schirren Dr. , in Riga; Schiner Dr. J.,
Sedlaczek E., Seidel L. W., in Wien; Schwartz Dr. W., in Paris;
Simiginoyicz Fr., in Czernowitz; Simony Fr.» in Wien; Sonnklar K. v.,
in Wr. Neustadt; Steinhauser A., in Wien; Sturz J.D., in Berlin; Trask
Dr. J. B., in Washington; Tormay Dr. K., in Pest; Urlinger P. t in Gresten;
Vacani C. Freih. v., in Mailand; Wappaeus Dr. J. E. , in Göttingen; v.
Wurzbach Const. , in Wien; Zaluski J. K. Graf, in Lemberg; Zeitham-
mer A., in Agram; Zhishman A. E., in Triest; Ziegler J. M., in Winter-
thur; Zigno A. Freih. v., in Padua; Zucchold E. A. t in Leipzig.
Die Gesellschaften und Institute, durch welche die Gesellschaft die Zusen-
dung ihrer Publicationen im Tausche gegen die „Mittheilungen" erhielt, sind fol-
gende» und zwar zu
Agram : k. k. croatisch-slavonische Ackerbau-Gesellschaft.
Amsterdam: königl. Akademie der Wissenschaften.
Berlin : Gesellschaft für Erdkunde.
Brunn : Historisch-statistische Section der k. k. mährisch-schlesischen Ge-
sellschaft filr Ackerbau, Natur- und Länderkunde.
Darmstadt : Gesellschaft für Erdkunde und verwandte Wissenschaften» und
der mittelrheinisch-geologische Verein.
Frankfurt a. M. : Geographischer Verein.
Görlitz: Geographische Section der naturforschenden Gesellschaft.
Laybach: Historischer Verein für Krain.
Mailand : k. k. Institut der Wissenschaften.
Moskau : Kaiserliche naturforschende Gesellschaft.
München: Königliche Akademie der Wissenschaften.
Washington: Smithsonian Institution.
Wien: k. k. Direction für administrative Statistik.
k. k. geologische Reichsanstalt.
— — niederösterreichischer Gewerbverein.
Die eingesendeten Werke sind Ihnen M. H. bereits zum grössten Theile bis
auf die heute noch zur Vorlage kommenden bekannt, als dass es nöthig erscheinen
würde, sie hier speciell aufzufahren.
Einen Anhang zu der Bibliothek der Gesellschaft bilden einige Gegenstände
aus Central- Afrika, welche in Folge des von Herrn Freiherrn von Reden in der
Versammlung am 2. Juni 1. J. gehaltenen Vortrages von Herrn Lehrer Imhof der
k. k. geographischen Gesellschaft als Grundlage eines etwa zu errichtenden
nubischen Museums, gegen Ersatz der Transportkosten zum Geschenke ge-
macht worden sind. Sie bestehen aus Waffen und Schmuck der Neger, Strauss-
federn und Eiern , ausgestopften Vögeln und anderen Kleinigkeiten.
So sehr der Wunsch eines solchen nubischen Museums gerade unserer
Gesellschaft nahe liegt, so muss er jedoch für den gegenwärtigen Augenblick,
wo die Mittel der Gesellschaft noch so unbedeutend sind, wohl noch nur nebenseitig
betrachtet und seine Entwickelung mehr der folgenden Zeit überlassen werden.
Eine wichtige Abtheilung der Thätigkeit der Gesellschaft bilden die eige-
nen Druckschriften:
F. Foetterle. 23
Das I. Heft war in 1000 Exemplaren aufgelegt» hievon wurden vertheilt :
321 an die Hitglieder,
19 an die Mitglieder des Allerhöchsten Kaiserhauses,
72 an verschiedene Institute und Gesellschaften, yon welchen zum Theile
bereits Gegensendungen eingelangt und angezeigt sind » theils erwartet werden.
Ich bin jedoch bemüht, diese Quelle der Vermehrnng unserer Bibliothek noch
weiter auszubeuten, und durch Einleitung yon Austausch andere werthvolle Schrif-
ten zu gewinnen.
Das 2. Heft, welches zugleich das Schlussheft des I. Jahrganges 1857 bildet,
ist soeben im Drucke vollendet, und ich habe die Ehre, dasselbe der hochverehrten
Versammlung cur Ansicht vorzulegen; es enthält ausser den Sitzungsberichten von
den Monaten März, April, Mai, Juni und October noch den Bericht Aber den Stand
der Suezkanal-Frage, dann Abhandlungen von den Herren Th. Kotscby, Ch.
Chappelsmith, Frauenfeld, von Ruthner, Dr. Körner und A. E. Zhish-
man, mit 2 Tafeln und einigen Holzschnitten ; wir finden auch hier wieder
den Beweis, dass die Anregung einer geographischen Gesellschaft auf keinen un-
fruchtbaren Boden gefallen, und dass die wissenschaftliche Thätigkeit auf diesem
Felde rasch im Aufkeimen begriffen sei. Wir sehen aber auch zu deutlich in dem
bisher Geleisteten die Richtung angedeutet, welche hauptsächlich der österrei-
chischen geographischen Gesellschaft vorgezeichnet zu sein scheint; denn ausser
den durch die Ausrüstung der k. k. Fregatte „Novara" zur Weltumsegelung gebo-
tenen Instructionen für dieselbe» und zwei anderen allgemeinen Aufsätzen finden
wir vor Allem im 4 Aufsätzen die österreichische Monarchie, und in 3 anderen
Afrika und Asien vertreten.
So sehr ich die Versicherung aussprechen darf, dass ich bemüht sein
werde, bei der Fortsetzung unserer Mittheilungen nicht hinter dem nun vollen-
deten Ersten Jahrgange zurückzubleiben, so darf ich wohl die Hoffnung ausdrücken,
dass die erfolgreichen Leistungen der bisherigen Herren Verfasser auch andere
Herren Mitglieder zu gleicher Thätigkeit aneifern werden. Erlauben Sie mir
daher, meine Herren, dass ich hier öffentlich den Herren, welche durch ihre
werthvollen Beiträge mir so ungemein das Geschäft der Redaction erleichterten,
meinen wärmsten Dank ausspreche.
Ich habe Ihnen, meine Herren, auch gleichzeitig den Stand unserer Casse
und einen Auszug aus der bereits durch unsere Censoren, die Herren A. Harmat
und G. A. Schimmer revidirten Jahresrechnung, welche ich den freundli-
chen Bemühungen des Herrn Rechnungsführers Professor E. Hornig und des
Herrn Cassiers A. Artaria verdanke, im Nachfolgenden mitzutheilen :
Einnahmen:
Jahresbeiträge von 181 ordentlichen Mitgliedern für 1886 905 fl. — kr.
Jahresbeiträge von 211 ordentlichen Mitgliedern für 1857 . 1058 „ — „
Jahresbeiträge von 14 ausserordentlichen Mitgliedern fiir 1886 209 „ — „
Jahresbeiträge von 18 ausserordentlichen Mitgliedern für 1857 224 „ — „
Jahresbeiträge von 1 ord. und 1 ausserord. Mitgliede für 1888 28 „ — „
Reduction der Jahresbeiträge von 2 Mitgliedern in Obligation. 160 n — „
Reduction der Jahresbeiträge von 1 Mitgliede 62 „ 30 „
Zinsen von Obligationen und Escomptecassa- An Weisungen . . 28 „ 33 „
Summe 2669 fl. 3 kr.
24 Versammlung am 17. Norember 1857.
Ausgaben:
Druck des Jahrhuches und der Sitzungsberichte 825 fl. 48 kr.
Kanzleierfordernisse 97 „ 28 „
Remuneration des Scriptors 250 „ — n
Remuneration des Vereinsdieners 120 „ — „
Auslagen für die Bibliothek 24 „ 17 „
Postporto 89 „ 53 „
Ehrengeschenk an Herrn Dr. Mall y 280 „ — „
Summe 1657 fl. 26 kr.
Es verbleibt demnach ein Rest von 1011 Gulden 37 Kreuzer für die Ein-
nahmen des nächsten Jahres ; zählt man hiezu nur die Jahresbeiträge der gegen-
wärtigen ausserordentlichen und ordentlichen Mitglieder mit 1752 Gulden, ohne
Rücksicht dessen, dass ihre Zahl fortwährend im Wachsen ist, so ergibt sich
hieraus für das nächste Gesellschaftsjahr 1858 eine sichere Einnahme ron
2765 Gulden 37 Kreuzer.
Gewiss sind auch diese Zahlen, yon welchen zum grossen Theile das Schicksal
aller Gesellschaften abhängig ist, besonders für eine erst in der Entwicklung
begriffene Gesellschaft nicht bloss genügend, sondern sogar günstig zu nennen,
und ich sage im Namen des Ausschusses allen hochverehrten Herren Mitgliedern
den wärmsten Dank, dass sie sich beeilten, diese wichtige Quelle nicht versiegen
zu lassen, sowie ich auch hoffe, dass die wenigen noch rückständigen Jahresbei-
träge bald eingebracht werden.
Und so lassen Sie uns nun, Meine Herren, nachdem Sie einen raschen
Rückblick auf die inneren Angelegenheiten geworfen, und diese, wie sich der
Ausschuss schmeicheln darf, günstig gestellt befunden haben, nochmals dankbar
des Gründers gedenken, dessen Geiste wir das Hervorrufen der Gesellschaft ver-
danken, und hoffen wir , dass die Zukunft auch eine würdige Folge der Gegen-
wart sein werde, in welcher es möglich wird, der Gesellschaft eine immer festere
Basis zu gründen und immer grössere Ausdehnung zu verschaffen."
Der Herr Secretär Foetterle stellte hierauf im Namen des Ausschusses
den Antrag, die Versammlung möge, bevor sie zu andern , für den heutigen Tag
festgesetzten Wahlen übergehe, dieGeschäftsordnung, welche in der Versamm-
lung am 30. December 1856 provisorisch auf ein Jahr bestimmt wurde, als defi-
nitiv massgebend annehmen, nachdem sich dieselbe als vollkommen ausreichend
erwies, welcher Antrag einstimmig angenommen wurde.
Da nun nach den Statuten die Function des Präsidenten mit dieser Sitzung
zu Ende geht, so stellte der Ausschuss durch den Herrn Secretär Foetterle der
Versammlung den von dem ersteren einstimmig beschlossenen Antrag, dieselbe
möge Se. Durchlaucht den Herrn Fürten Hugo Karl zu Sa Im- Reif ferse hei d-
Krautheim zu ihrem Präsidenten erwählen, welcher Antrag unter allgemeinem
Beifall angenommen wurde.
Der Herr Secretär theilte mit, dass den Statuten gemäss von den sechs
Vicepräsidenten der Gesellschaft nach dem ersten Jahre drei, durch das Loos zu
bestimmende , auszutreten haben. Das Loos fiel auf die Herren K. Freiherr v.
C zornig, Dr. K. Kr eil und Dr. Fr. W. Freiherr v. Reden; bevor zu einer
neuen Wahl, da die Austretenden zu derselben Function sogleich nicht wieder
wählbar sind, geschritten wurde, stellte Herr Foetterle den Antrag, die Ver-
sammlung möge den abtretenden Herren Vicepräsidenten für die lebhafte Unter-
stützung der Interessen der Gesellschaft während ihrer Function den Dank der
Gesellschaft votiren, welchem Antrage durch ein allgemeines Erheben von den
F. Foetterle. 25
Sitzen beigestimmt wurde. Hierauf wurden ebenfalls Aber Antrag des Ausschus-
ses zu neu eintretenden Vicepräsidenten gewählt die Herren k. k. Sectionsrath
W. Hai ding er, k. k. Unterstaatssecretär Freiherr y. Helfert und k. Rath
Steinhauser. Die Herren Censoren A. Harmatund 6. A. Schimmer wur-
den für dieselbe Function wieder gewählt. An die Stelle von vier, durch ihre
Entfernung yon Wien ausgetretenen Ausschussmitgliedern und anstatt des einen
zum Vicepräsidenten gewählten Ausschussmitgliedes wurden die Herren K. Frei-
herr t. CzÖrnig, Dr. K. Kreil, Dr. F. W. Freiherr v. Reden, k. k. Professor
Simony und k. k. Hauptmann K. Muszynski zu Ausschussmitgliedern gewählt,
und die als solche zum Austritt bestimmten Herren 0. Freiherr v. Hingenau
und Th. Kotschy wiedergewählt.
Als neu eintretende ordentliche Mitglieder wurden Aber Antrag des Aus-
schusses gewählt: die Herren J. Drasenberger, k. k. Rechnungsrath, Dr. Ethb.
H. v. Costa, Geschäftsleiter des historischen Vereins für Krain in Laibach, A. v.
Hepites, 6. Jificek, k. k. Ministerialconcipist, W. Kocziczka, k. k. Ober-
Lieutenant und Professor an der k. k. Jnfanterie-Schule in OlmQtz, Dr. F. J. v.
Proschko, k. k. Ober-Polizeicommissär in Linz, R. Tempi e, k. k. Oberlieu-
tenant in Pesth, und J. Ziegl, Lehrer an der Unter -Realschule in der Leo-
poldstadt.
Herr Secretär Foetterle legte einige theils als Geschenke, theils im
Tausche eingegangene Druckschriften vor; namentlich machte er aufmerksam auf
ein sehr werthvolles Geschenk, die vollständige Reihe des „Taschenbuches zur
Verbreitung geographischer Kenntnisse", herausgegeben von Johann Gottfried
Sommer in Prag vom Jahre 1823 bis 1848, welche die Gesellschaft der Güte
ihres hochverehrten Mitgliedes, Sr. Hochwürden Herrn Directors G. Fitzinger
verdankt. Dieses Taschenbuch lieferte stets eine Uebersicht des Neuesten und
Wissenswflrdigsten im Gebiete der gesammten Länder- und Völkerkunde und es
ist sehr zu bedauern, dass es durch den Tod des Herausgebers aufgehört hat.
Als Geschenke wurden ferner vorgelegt: Deutsche Staatenkunde, 2ter Band, von
H. F. Brachelli; Practische Anleitung zur militärischen Aufnahme von W. Ko-
cziczka, endlich „die jetzige Aufgabe der Statistik", Andeutungen als Kommen-
tar zum Repertorium seiner statistischen und geographischen Sammlungen von
Dr. Fr. W. Freiherrn v. Reden, mit dessen Uebersendung Letzterer der Gesell-
schaft abermals die Benützung dieser so ausgezeichneten und ausgedehnten Bib-
liothek anbot, wofür ihm über Antrag des Herrn Dr. S. R e i s s e k der Dank der
Gesellschaft ausgedrückt wurde.
Schliesslich zeigte Herr Foetterle eine grössere Anzahl von werthvollen
neueren Karten vor, welche Herr Artaria freundlichst för diesen Abend zur Ein-
sicht übersendete.
Versammlung am 17. November 1857.
Der Herr Präsident, Se. Durchlaucht H. K. Fürst v. Salm -Reif fer-
scheid-Krautheim, führte den Vorsitz. Er eröffnete die Sitzung, indem er
der Versammlung seinen Dank für die ihm zu Theil gewordene Wahl zum nächst-
jährigen Präsidenten der Gesellschaft ausdrückte.
Ueber Antrag des Ausschusses wurden den Statuten entsprechend die Her-
ren: F. Sauer, Lehrer an der k. k. Unter-Realschule zu St.Thekla auf der Wie-
den, Se. HochwürdenJ. Matzenauer, Piaristen-Ordenspriester, H. v. Littrow,
t k. Corvettencapitän in Triest, zu ordentlichen Mitgliedern und Hr. v. R eguly,
/
26 Versammlung am 17. November 1857.
Kustos an der k. k. Universitäts-Bibliothek in Pesth, zum correspondirenden Mit«
gliede gewählt.
Der Herr Secretär, F. Foetterle, theiite mit» dass die Herrenk. Preuss.
Generalmajor Baeyer, Dr. Th. Dieterici, Dr. H. Karsten. Dr. W. Peters in
Berlin,Dr.J.Lamont,Dr. 0. Sendtnerin München, Dr. A. Grisebaeh,Dr.J.E.
Wappäus in Göttingen, Dr. H. Barth in London, F. v. Lesseps in Paris, L.
Ewald in Darmstadt, Dr. T. Kützing in Nordhausen und E. v. Sydow in Gotha
in sehr freundlichen und schmeichelhaften Schreiben der Gesellschaft ihren be-
sondern Dank für die Wahl zu Ehren- oder correspondirenden Mitgliedern aus«
gedrückt haben.
Hr. Foetterle legte ferner eine Reihe von an die Gesellschaft theils als
Geschenke, theils im Tausche eingegangenen Druckschriften vor. Herr Dr.
Fabri, Missions-Inspectorder Rheinischen Missionsgesellschaft in Barmen, sandte
nebst einer Grammatik der Pulopetak-Dajaksprache und einem Vocabular der Na-
maqua-Sprache, einen aus 9 Blättern bestehenden Atlas dieser Missions-Gesell-
schaft, übersichtlich und speziell die Gebiete darstellend, auf welchen dieselbe
thätig ist. Nach der Mittheilung des Herrn Dr. Fabri beßnden sich die Stationen
der Gesellschaft an drei Puncten : Südafrika, Borneo und China. In Südafrika
sind ihre Niederlassungen, von' der Capkolonie ausgehend, bereits bis zum 21.
Grad südlicher Breite vorgedrungen, und einer der am nördlichsten wohnenden
Missionäre wird sich wahrscheinlich in diesem Augenblicke noch auf einer Ent-
deckungsreise in dem erst vor wenigen Jahren von Galton und Andersson
entdeckten, aber nur flüchtig berührten Lande der Ovambo befinden. Vielleicht
gelingt es ihm, bis zu dem räthselhaften Flusse Kunenä vorzudringen, und. es ist
die Absicht der Gesellschaft, wo möglich mit einer Niederlassung in das Land der
Ovambo nachzurücken. Auch auf Borneo wirkt die Mission allmälig von Bandjer
aus tiefer in 's Innere; in China ist sie jedoch wegen des Krieges mit England
augenblicklich auf Hongkong angewiesen und hatte auch früher nur einen Küsten-
saum besetzt. Herr Dr. Fabri hatte überdies die Güte seine Vermittlung anzu-
bieten, im Falle eines oder das andere Mitglied der k. k. geographischen Ge-
sellschaft eine bestimmte geographische oder naturgeschichtliche Frage bezüglich
der von der Rheinischen Missionsgesellschaft besetzten Gebiete beantwortet zu
haben wünschte. — Das correspondirende Mitglied Herr J. M. Zieg 1er zu Palm-
garten bei Winterthur in der Schweiz sandte als Geschenk für die Gesellschaft
seine neue Karte der Schweiz. Sie ist in demselben Massstabe (1 : 380,000)
ausgeführt, wie diejenige desselben Herrn Verfassers, welche von den Herren B.
St u der und A. Es eher vonderLinthals Grundlage ihrer geologischen Karte
der Schweiz benützt wurde, nur vielfach ergänzt und verbessert, zugleich aber
durch die Beigabe eines Heftes von Erläuterungen und einem Register zur leich-
teren Auffindung der Orte auf der Karte und für die Hypsometrie des Landes ver-
mehrt. Ist schon die Karte in ihrer Ausfuhrung ausgezeichnet, so erscheint die
Beigabe des Heftes als sehr erwünscht, und es verdiente dieser Vorgang nament-
lich bei denjenigen Karten Nachahmung, bei welchen durch das zu viele Gedrängt-
sein der Ortsnamen das Aufsuchen derselben so ungemein erschwert wird. —
Ferner sandte das correspondirende Mitglied, Herr M. E. de River o, General-
consul von Peru in Brüssel, als Geschenk für die Gesellschaft sein aus zwei Bän-
den bestehendes Werk: „Coleccion de Memoria* cientificas, agricela» i indu-
striales", das eine Fülle von wissenschaftlichen Mittheilungen, namentlich wich-
tige geographische Notizen über Peru, über den in den Cordilleren entspringen-
den und in den Orinoco mündenden Fluss Meta, so wie zahlreiche barometrische
Höhenmessungen in den Cordilleren und ethnographische Nachrichten über ver-
Dr. F. W. Frh. v. Reden. 2?
schiedene Indianerstämme enthält. — Der grossherzoglich Badenische Ministerial-
rath Herr R. Dietz in Karlsruhe, Vorstand des statistischen Bureau daselbst»
übersandte der Gesellschaft als Geschenk eine Reihe von eigenen Publicationen,
worunter vorzüglich die ganze bisher aus S Heften bestehende Reihe der „Bei*
träge zur Statistik der inneren Verwaltung des Grossherzogthums Baden* , her-
ausgegeben von dem Ministerium des Innern, als eine schöne Bereicherung der
Gesellschaftsbibliothek zu erwähnen ist. — Als Fortsetzung früherer Zusendungen
sind der Gesellschaft die Schriften von verschiedenen Instituten und Gesellschaf-
ten zu Agram , Berlin, Paris, Venedig, Wien u. s. w. zugekommen.
Herr Dr. F. W. Freiherr v. Reden hielt folgenden Vortrag:
„Im Report ofthe 17 Meeting ofthe British Association for the Advan-
eement of Science» welches im Juni 1847 zu Oxford gehalten wurde (Abth. VI.
S. 67 ff.), findet sich ein Vortrag des Grafen Adolph Rosen (jetzt Oberst und
Mitglied des schwedischen Reichstags) über einige, vonSr. k. Hoheit Karl Lud-
wig Eugen, Kronprinz von Schweden und Norwegen, selbst gearbei-
tete Karten für geographische und statistische Zwecke. Dieselben Karten sind im
»Journal of the B. Geographica Society of London" von 1848 (Vol. XVIII
p. 95) als eine besonders bemerkenswerthe Erscheinung hervorgehoben. Auf der
Pariser Weltausstellung wurde diesen Karten eine besonders ehrenvolle Erwäh-
nung (Mention tris honorable hors concours — Sapports du Jury mixte inter-
national, Paris 1886 p. 438) zu Theil. Ungeachtet dieser mehrfachen öffent-
lichen Anerkennungen sind diese Karten bis jetzt nur als Manuscript in sehr we-
nigen Exemplaren ausgeführt; was um so mehr zu bedauern ist, weil deren allge-
meine Verbreitung, sowohl für wissenschaftliche als erwerbliche Zwecke sehr
nützlich sein würde.
Von diesen Karten lege ich der k. k. geographischen Gesellschaft ein Exem-
plar zur Einsicht vor, welches (ohne mein Anstichen) Se. königliche Hoheit mir
übergeben zu lassen befohlen haben. Je unerwarteter Tür mich diese hohe Aus-
zeichnung war, um so inniger ist mein Dankgefühl gegen den durchlauchtigsten
Geber, welcher darin eine Rechtfertigung auch dieser Öffentlichen Besprechung
finden wolle. — Die Vorbereitungen und Vorstudien zur Darstellung der Karten
haben den Kronprinzen mehrere Jahre hindurch sehr angestrengt beschäftigt. Es
war nicht nur erforderlich, die bereits vorhandenen amtlichen Erhebungen sorg-
fältig zu sichten, zu ordnen und zu benützen, sondern auch die vielen Lücken da-
rin zu ergänzen und zahlreiche Zweifel zu lösen. Um dieses zu erreichen, hat der
Kronprinz, neben der amtlichen Korrespondenz, mit jedem Pfarrer, mit allen
Forstmännern, mit dem grösstenTheile der Bergwerks- und Hüttenbesitzer u. s. w.
eine briefliche Verbindung eröffnet. Dem Kronprinz-Regenten ist dadurch, so
wie durch häufige eigene Ortsanschauung, zugleich eine umfangreiche und ge-
naue Detailkenntniss der Verhältnisse des Landes und seiner Bewohner zu Theil
geworden. Eine Kenntniss, welche, unterstützt von kräftiger unermüdlicher Thä-
tigkeit und seltener Geschäftskunde, zu den glücklichsten Eigenschaften eines
Herrschers gehört.
Zu den einzelnen Karten übergehend, lenke ich zunächst Ihre Aufmerksam-
keit auf die Hypsographische Darstellung von Schweden. Diese Karte
weist die Bodenerhebungen nach, vom Spiegel der Ostsee aufwärts in Abschnit-
ten von je 100 Fuss berechnet und dem entsprechend in 15 Farbenabtheilungen
zerfallend. So z. B. sind alle Bodenflächen von weniger als 100 Fuss dunkelgrün,
zwischen 100 und 200 Fuss hellgrün, zwischen 500 und 600 Fuss braun, zwi-
schen 1000 und 1200 Fuss dunkelgelb angelegt. Aus diesem sehr übersichtli-
chen Bilde der Oberflächengestaltung Schwedens ist die gewöhnliche Meinung
28 Versammlung am 1. Dezember 1857.
einer durchgängig grösseren Bodenerhebung zu berichtigen. Wie gross auch
die praktischen Vortheile sind, welche aus dem Ergebnisse dieser Untersu-
chungen gezogen werden können, wird schon durch Vergleichung dieser Karte mit
den folgenden völlig klar. Die zweite Karte stellt die Wald flächen Schwe-
dens dar und zwar nach vier Verschiedenheiten. Dunkelgrün bezeichnet die Ur-
wälder, deren Inneres grossentheils noch keinen Axthieb oder Säge hörte ; sie
lieferndem Ausfuhrhandel für etwa 18,150,000 Thaler Reichsmünze jährlich
Bau- und Nutzholz, z. B. Masten und Bretter vom besten Bufe (aus Stetiges Utri-
kes Handel ar 1854, berechnet von Agardh in seiner Statsekonomisk Statistik
1857, III. S. 58 ff.) Hellgrün sind die Wälder angegeben, welche fflr den inlän-
dischen Bedarf sorgen; gelb sind die gehauenen Waldflächen und Blossen, braun
endlich die Anpflanzungen zur Befestigung des Flugsandes. Die Letzteren, auch
in Norddeutschland, Holland und Belgien seit längerer Zeit angewendet, verdie-
nen sehr in manchen Landestheilen des Kaiserstaates Oesterreich nachgeahmt zu
werden. Der ungemein grosse Waldreichthum Schwedens erhellt schon
aus den Berechnungen des Generaldirectors der Forsten (bei Knut Bonde, La
Suide et son commerce. Paris 18S2 p. 17 /.), wonach 25.000.000 Tunnland
oder etwa 12.500.000 Hectaren, d. i. 60% der Gesammtoberfläche mit Holz be-
deckt sind. Von diesem werden jetzt jährlich nur etwa 5.700.000 Famnar (von
je 108 Kub. Fuss = 2.815 Steres) Hölzer geschlagen, wovon 97% im Lande
verbraucht werden. Eine dritte Karte stellt die Verhältnisse der schwedi-
schen Eisen-Fabrikation dar und die Vergleichung ihrer Ergebnisseim
Einzelnen mit der Waldkarte ist um so interessanter, weil beide Quellen des Er-
werbes dort im innigsten Zusammenhange und in gegenseitiger Abhängigkeit
sich befinden. Die Ausfuhr der Erzeugnisse der Eisenindustrie ist f&r Schweden
von ungemein hoher Wichtigkeit; sie betrug hinsichtlich der beiden bedeutend-
sten Artikel (in Skeppund, 1 = 423% Grammes) :
1846, Stabeisen 558.000, Stahl 16.000;
1847, „ 604.000, „ 18.000;
1853, „ 623.000, „ 24.000;
1854, „ 610.000, „ 27.000;
1855, „ 554.000, „ 19.000.
Dieses, im Vergleiche zu dem Verbrauche und zu der Entwicklung in an-
deren Staaten, langsame Fortschreiten der schwedischen Eisenindustrie, ist kei-
nes wegs der Unthätigkeit der Eisenwerks-Besitzer zuzuschreiben. Denn, selbst
abgesehen von dem beschränkten Verbrauche des vortrefflichen (aber desshalb
auch etwas theueren) schwedischen Holzkohlen-Eisens, auch abgesehen von dem
Stillstande, welcher bisher die Anwendung der verbesserten Transportmittel in
Schweden erfuhr, hat schon allein der gestiegene Preis des Holzes und der Holz-
kohle sehr drückend auf die Eisenfabrikation wirken müssen.
Wenn man die höchst sinnreiche und vortrefflich ausgeführte Eisenkarte
genau studirt, so findet man auf derselben die Fabrikationsgeschichte jedes
einzelnen Werks graphisch dargestellt. Denn von den Bergwerken, welche
durch einen Kreis der Farbe des betreffenden Minen-Districts angedeutet sind,
führt eine gleichfarbige Linie zum Hochofen; ebenso von diesem zu denHammer-
u. s. w. Werken; endlich eine (rothe) Karminlinie zum Ausfuhrhafen. Diese
Leitungslinien sind um so wichtiger, weil in Schweden die durch die natürlichen
Verhältnisse bedingten Entfernungen der verschiedenen Factoren zur Dar-
stellung und Verarbeitung des Eisens und Stahls von einander oft sehr gross
sind. Das Zusammenlaufen der Karminlinien bei Stockholm und Gothenburg
0. Frh, v. HiDgenau. F. Simony. F. Foetterle. 29
bringt die überwiegende Wichtigkeit dieser Häfen auch für den Eisenhandel vor
Augen. In anderen Staaten Europa's würde man es für unmöglich halten, Erze
and Eisen so weite Reisen machen zu lassen und dessenungeachtet das fertige
Fabrikat im Auslande noch mit Vortheil verkaufen zu können. Der Gedanke, wel-
cher dieser Eisenkarte zum Grunde liegt, ist so geistreich und praktisch, dass
dessen Anwendung auch auf andere Erwerbsverhältnisse sehr nützlich wäre. —
Ein viertes Blatt schwedischer Karten bezweckt den Nachweis der Dichtheit
und Zunahme der Bevölkerung. Es ist vom General Christ. Lov£n, Bu-
reau-Chef des Generalstabs des schwedischen Landheeres, bearbeitet. In einer
späteren Sitzung werde ich darauf zurückkommen. "
Herr 0. Freiherr von Hin gen au theilte im Auszuge eine von dem ordent-
lichen Mitgliede Herrn Dr. A. von Alt in Krakau für das nächste Heft der Mit-
theilungen der Gesellschaft eingesendete Beschreibung eines von ihm im Sommer
1855 von Czernowitz aus unternommen Ausfluges in die Marmaroscher Karpathen
mit. (Siehe dieses Heft: Abhandlungen Nro. I. S. 1.)
Herr Professor F. Simony legte im Namen des Verfassers, Herrn Joseph
Feil, eine Abhandlung vor, welche den Titel führt: „lieber das Leben und Wir-
ken des Geographen Georg Matthäus Vis eher (aus dem II. Bande der Berichte
und Mittheilungen des Alterthumsvereines in Wien besonders abgedruckt) und
gab eine kurze Uebersicht des Inhalts derselben. (Siehe dieses Heft, Abhandlungen
Nro. H.)
Versammlung am 1. Dezember 1857.
Der Herr Präsident, Se. Durchlaucht Fürst H. v. Salm- Reiff erscheid,
führte den Vorsitz.
Ueber Vorschlag des Ausschusses wurden den Statuten entsprechend von
der Gesellschaft die Herren: Se. Excellenz K. Freih. von Hietzinger, k. k.
Reichsrath; E. v. Balbi, k. k. Professor in Venedig; A. Egger, k. k. Profes-
sor; D. Grün, k. k. Professor, zu ordentlichen Mitgliedern, und Se. Durch-
laucht Fürst Leo Sapieha zum ausserordentlichen Mitgliede gewählt.
Der Herr Secretär Foetterle theilte hierauf mit, dass die Frau Gräfin
P. von Nostitz, die Herren Staatsrath A. Kupfer, Staatsrath P. vonKoep-
pen in St. Petersburg, Staatsrath Dr. F. von Hermann, k. h. Major A. Papeu
in Frankfurt a. M. und k. k. Sectionsrath Dr. W. Schwarz in Paris, der Gesell-
schaft ihren besondern Dank für die Wahl zu Ehren- oder correspondirenden
Mitgliedern ausgedrückt haben.
Herr Foetterle legte ferner eine Reihe von an die Gesellschaft theils als
Geschenke, theils im Tausche eingegangenen Druckschriften vor. Die k. russische
geographische Gesellschaft sandte den 11. Band ihrer Abhandlungen, sowie den
Compte ren du derselben für das Jahr 1856, und einen Bericht über ihre General-
versammlung vom 28. Mai 1857. Aus dem letzteren ist zu entnehmen, welche
grossartigen und wichtigen Arbeiten von Seite der k. russischen geographischen
Gesellschaft im Laufe des Jahres 1857 in Angriff genommen wurden. Die Gesell-
schaft unternimmt die Herausgabe eines geographischen Lexikons von Russland
zur Verbreitung der geographischen Kenntnisse, sowie der hierauf bezüglichen,
sowohl administrativen als wissenschaftlichen Arbeiten im Lande; das Programm
hiezu ist bereits vollendet, und der Akademiker Herr P. von Koeppen, der in
dieser Beziehung das reichste Material besitzt, hat es übernommen, ein alphabe-
tisches Verzeichniss aller derjenigen Worte zu entwerfen, welche in das Lexikon
30 Versammlung am 1. December 1857.
aufzunehmen wären. Eine andere in diesem Jahre noch zu beginnende Aufgabe»
welche sich die Gesellschaft gestellt hat, ist die Herausgabe einer Generalkarte
des europäischen Russland. Das BedQrfniss nach einer solchen wurde in Russland
immer dringender , da die bisherigen Karten nicht genügen. Die militärische
Strassenkarte, sowie die Spezialkarte sind veraltet , die erste umfasst nicht das
ganze Reich, die letztere ist vielmehr ein Atlas zu nennen; alle anderen vorhan-
denen Karten aber sind meist mit zu groben Fehlern überfallt. Mit Bewilligung
des Generalstabes hat die Gesellschaft die Ausführung dieser Karte dem topogra-
phischen Kriegsdepot in St. Petersburg übergeben, und mit den ungeheuren Mit-
teln des Generalstabes, sowie mit dem reichen wissenschaftlichen Materiale der
Gesellschaft ist an dem günstigen Erfolge nicht zu zweifeln. Die Karte wird in
30 Breite- und 48 Längengraden das europäische Russland und den Kaukasus
umfassen, und zwar im Norden bis an das Nordcap, im Süden bis an die äusserste
Südspitze des kaspischcn Meeres, im Westen an die Grenzen von Preussen und
Oesterreich, und im Osten bis an die äussersten Grenzen des Gouvernements
Orenburg reichen, und wird in einem Maassstabe von 1 : 1.680.000 der Natur
mit fünf verschiedenen Farben für die Grenzen, die Gebirge, die Flüsse, die Stras-
sen und die Schrift ausgeführt. Die Kosten dieser Karte sind bei einer Auflage
von 2000 Exemplaren auf 1 8.000 Rubeln (72.000 Fr. = 28.800 fl) ver-
anschlagt.
Die von der Gesellschaft veranstaltete wissenschaftliche Expedition nach
dem östlichen Theile von Sibirien, die bereits drei Jahre dauert, wurde auch im
Jahre 18S7 fortgesetzt und ist bis zu Ende 1858 verlängert. Hingegen musste
eine bereits beschlossene statistische Expedition an den Wolgastrom zur Erfor-
schung der Bewegung der Industrie und der Schifffahrt auf diesem Flusse wegen
Mangel an hiezu geeignetem Personale auf das nächste Jahr verschoben werden.
Aus den vereinigten Staaten von Nordamerika erhielt die Gesellschaft durch
die gütige Vermittlung des Generalconsuls Herrn Dr. F. Flügel in Leipzig, eine
grössere Anzahl höchst werthvoller Druckschriften, worunter besonders die all-
jährlich an den Senat erstatteten Berichte der Staatssecretäre der Finanzen, des
Handels und der Schifffabrt, des Krieges, sowie die Botschaft des Präsidenten an
die beiden Häuser des Congresses zu erwähnen sind. Von dem Verfasser, Herrn
Major Emory, erhielt die Gesellschaft seinen Bericht über die Commissions-
arbeiten zur Regelung der Grenze zwischen den vereinigten Staaten und Mexico.
Dieser Band enthält die orographische und geologische Beschreibung des
ganzen bei dieser Gelegenheit begangenen Terrains , sowie die astronomische
Bestimmung ungemein zahlreicher Puncte; ferner die ethnographische Beschrei-
bung der dort wohnenden Indianerstämme , und gibt auf 21 Tafeln die Ansichten
der verschiedensten, innerhalb der Grenzlinie liegenden Gegenden. Die Smith-
8onian Institution zu Washington sandte den 9. Band ihrer »Contributions to
Knowledge," der eben so reich an lehrreichen Aufsätzen verschiedener Zweige
der Wissenschaft ist, wie die vorhergegangenen. Eine von dem Coast Survey
Office in Washington erhaltene Karte von Central -Amerika, zusammengestellt
nach den Materialien des Comitä für auswärtige Angelegenheiten und ausgeführt
von dem U. S. Coast Survey Office in dem Massstabe von Vnooooo, gehört unstrei-
tig zu den besseren Uebersichtskarten , welche über jene Gegenden erschienen
sind, und hat namentlich den Vortheil, dass sie sehr grosse Theile der benach-
barten Gebiete einschliesst, indem sie 21 Breiten- und 23 Längengrade umfasst.
Durch die gütige Vermittlung des correspondirenden Mitgliedes, Herrn k. k.
österreichischen Viceconsuls E. K. Angelrodt zu St. Louis in Missouri, erhielt
F. Foetterle. K. FrL v. Czoernig. 3 1
die Gesellschaft das erste Heft der Druckschriften der in St. Lonis neu entstande-
nen Akademy of Science ; und durch die gütige Vermittlung des Herrn k. k.
Sectionsrathes W. Haidinger das ebenfalls von Herrn Angelrodt gesendete
prachtvolle Werk von D. D. Owen: Report of a Geological Survey of Wiscon-
sin* Jowa and Minnesota, das sowohl die geologischen wie paläontologischen
Verhältnisse jener Staaten darstellt, auf das prächtigste in einem Quartbande von
638 Seiten mit 71 Holzschnitten und 47 Tafeln, Karten und Durchschnitten aus-
gestattet ist, und auf Kosten des Finanzministeriums der Vereinigten Staaten so-
wohl die Arbeit und die Untersuchung unternommen, wie auch das Werk heraus-
gegeben wurde.
Dem correspondirenden Mitgliede, Herrn k. H. Major a. D. A. Papen, ver-
dankt die Gesellschaft die Zusendung von 36 Blättern der von den königlich han-
noverischen Generalstabs-Officieren aufgenommenen und mittelst Zinkumdruck ver-
vielfältigten Detailkarten des Grossherzogthums Hessen. — Durch die gütige
Vermittlung des Herrn k. k. Legationssecretärs B. Mayer v. Gravenegg erhielt
die Gesellschaft als Geschenk von Herrn k. k. Professor Eug. von Balbi das
erste von seinem verstorbenen Vater, dem bekannten Geographen Adrian Balbi,
veröffentlichte Werk; es ist dies der »Prospetto politico geographico dello
stato attuale del globo," veröffentlicht in Venedig im Jahre 1808. — Der
götigen Zusendung des Herrn J. Wen zig verdankt die Gesellschaft das
höchst interessante, erst vor Kurzem von ihm und Herrn J. Krejci verfasste
Werk: „Die Umgebungen von Prag." In einer kurzgefassten Zusammenstellung
hat in demselben Herr J. Krejci auf das trefflichste die orographischen und geo-
logischen Verhältnisse der Umgegend dieser Stadt geschildert und die interessan-
testen geologischen Puncte der Kreide-, Steinkohlen- und silurischen Formationen,
sowie der krystallinischen Schiefer- und Massengebilde in sehr gelungenen Land-
schafts-Skizzen vorgeführt ; während die pittoresken und historischen Schilderun-
gen, denen eine auserlesene Reihe von Gedichten beigegeben ist, aus Herrn J.
Wenzig's gewandter Feder stammen. — Das ordentliche Mitglied Herr
J. Löwenthal sandte den ersten Theil seiner in diesem Jahre veröffentlichten
Geschichte der Stadt Triest, welche von den ältesten Zeiten bis zum Jahre 1780
handelt; das Interesse, welches sowohl die treffliche Darstellung wie der Gegen-
stand selbst bietet, lässt das baldige Nachfolgen des zweiten Theiles hoffen. —
Herrn k. k. Sectionsrath W. Haidinger verdankt die Gesellschaft die Zu-
sendung einer gröseren Anzahl von Doubletten- Werken aus seiner Büchersamm-
lung, und Herrn Professor A. Zeithammer in Agram die Fortsetzung der Zeit-
schrift „L'Isthme de Suez," sowie mehreren Instituten zu Brunn, Breslau, Linz,
Pest, Pressburg u. s. w. die Zusendung ihrer Publicationen.
Herr k. k. Sectionschef K. Freiherr von Czoernig übergab der Versamm-
lung als Geschenk für die Bibliothek der k. k. geographischen Gesellschaft die
ganze Reihe'derjenigen Druckschriften, welche von Seite der verschiedenen k. k.
Ministerien dem in Wien vom 31. August bis 5. September 1. J. tagenden inter-
nationalen statistischen Congresse vorgelegt wurden. — Nachdem Herr Freiherr
von Czoernig zuerst den von ihm über den Programmsentwurf an die Vorberei-
tungs-Commission des Congresses erstatteten Bericht und das ausgearbeitete
Programm selbst, beides in deutscher und in französischer Sprache, der Ver-
sammlung überreicht und die Aufmerksamkeit derselben vorzüglich auf die Thä-
tigkeit der VI. Section der Vorbereitungs-Commission fthr Feststellung jener
Puncte gelenkt hat, deren Thatsachen die Naturwissenschaften im weitesten
Sinne der Statistik an die Hand geben sollen , ging er zur Vorlage der von den
einzelnen k. k. Ministerien an den Congress gebrachten Druckschriften über.
32 Versammlung am I. Deeeraber 1857.
Das k. k. Ministerium der Finanzen hat zwar eine grosse Zahl der interes-
santesten, noch nie veröffentlichten Daten Ober den Staatshaushalt demCongresse
nur in Manuscripten mitgetheilt, gleichzeitig aber die sofortige Drucklegung die-
ser Tabellen angeordnet, die bereits im Zuge ist. Abgesehen von denselben,
kamen schon gedruckt zur Vorlage : die sehr inhaltsreichen Monographien über
das österreichische Salz- und Tabakmonopol , das Montan-Handbuch, der Berg-
werksbetrieb im Kaiserthum Oesterreich im Jahre 186S. Zwei höchst wichtige
Mittheilungen waren jene des k. k. Ministeriums des Innern ober das Vereins-
wesen und über die Ergebnisse der Grundentlastung. Zwar ist von diesen letzte-
ren bloss der Theil , welcher die deutschen und slavischen Kronländer betrifft,
im Drucke beendet, allein selbst in diesen erreicht das Entlastungscapital nahezu
300 Mill. fl., aus welchem Umstände allein schon der grosse Umfang jener Maass-
regel hervorgeht. Die Ausbildung des Vereinswesens gehört der jüngsten Vergan-
genheit an und spielt bereits eine bedeutende Rolle, welche sich selbst in der
Ziffer von mehr als 6000 bestehenden Privatvereinen ausspricht.
Das k. k. Ministerium der Justiz veröffentlichte die Ergebnisse der Straf-
rechtspflege im Jahre 1856 , dem ersten , von dessen Beginne an dasselbe
materielle Strafrecht, der gleiche Strafprozeß in der ganzen Monarchie Gel-
tung hatte.
Auch der Gemeinderath Wiens ehrte die fremden Gäste , indem er dem
Congresse das Probeheft einer Statistik der Stadt Wien vorlegte. Der Inhalt des-
selben bezieht sich auf geographische und populationistische Momente und ver-
spricht den Beginn eines Werkes zu werden , welches sich den Darstellungen
anderer Grossstädte würdig anreiht.
Herr Freiherr vonCzoernig besprach ferner die Nachweisungen der
Triester Börse-Deputation über die Schiffahrtsbewegung von 1851 bis 1886, und
kam dann schliesslich auf die vom k. k. Handelsministerium (der k. k. Direction
für administrative Statistik) selbst gemachten Vorlagen : Das 1 . Heft einer Stati-
stik der Land- und Wasser-Communicationen des Kaiserstaates, das 1 . Heft einer
Umarbeitung der Industrie-Statistik Oesterreichs, welche zuerst in den grossen
Tafeln zur Statistik für 1841 erschienen war und schon damals der allgemeinsten
anerkennenden Würdigung sich erfreute, endlich die grosse ethnographische
Karte der Monarchie, die Frucht sechszehnjähriger Mühen und ihre Reduction
auf ein Blatt, sammt den erschienenen drei umfangreichen Bänden einer Ethno-
graphie der österreichischen Monarchie. Herr Freiherr von Czoernig, Verfas-
ser der Karte und zum Theil des Werkes, gab umständlich Nachricht über Ent-
stehung und Zweck beider Arbeiten, und erwähnte namentlich des Abschnittes
im I. Band der Ethnographie, welcher unter dem Titel „Neugestaltung Oester-
reichs" die grosse Umwandlung des Kaiserstaates im letzten Decennium nach allen
ihren Richtungen beleuchtet.
Herr M. L. Hansal, Lehrer bei der katholischen Mission in Central- Afrika,
und vor kurzer Zeit von Chartum hieher zu einem kurzen Aufenthalte zurückge-
kehrt , hatte diejenigen naturhistorischen Gegenstände, welche er von Sudan in
sein Vaterland mitgebracht, der k. k. geographischen Gesellschaft zur Vermeh-
rung ihres nubischen Museums zum Geschenke gemacht; er hatte diese Gegen-
stände der Versammlung vorgezeigt und den Zweck und die Art und Weise der
Anwendung der meisten mit einigen Worten erläutert. Es befinden sich darunter
vorzugsweise Hausgeräthe, Arzneien, Waffen und Schmuck mehrerer Negerstämme
jener Gegend, wie Sesseln, Esslöffeln von Elfenbein, Feuerzangen, Perrücken,
eiserne Arm- und Halsringe, Tabakkuchen und Pfeifen, Zauberstäbe, Peitschen
Fürst t. Salm. 33
ans Nilpferdhaiit» KrokodOhaut und Eier, Rhinozeroshorn, Strohgeflechte, Trom-
batsch, Hesser, Schilder, Lanzen, Bogen, Pfeile u. s. w,, endlich Insecten und
Vögel jener Gegend. i
Versammlung am 22. December 1857.
Der Herr Präsident, Se. Durchlaucht Fürst H. K. von Salm-Rei ff er-
scheid, filhrte den Vorsitz. Er eröffnete die Sitzung mit der Mittheilung der
schweren Verluste, welche die Gesellschaft durch den in letzter Zeit erfolgten
Tod mehrerer Mitglieder trafen.
Am 12. d.M. verlor die Gesellschaft eines ihrer thfttigsten Mitglieder, Herrn
Dr. Friedrich Wilhelm Freiherrn von Reden, der von dem ersten Momente, wo in
Wien die Idee einer geographischen Gesellschaft auftauchte, sowie während ihrer
Entwicklung und seit ihrer definitiven Gründung bis zu seinem Tode die Interes-
sen der Gesellschaft mit grosser Vorliebe verfolgte und förderte. In dem ersten
Jahre des Bestehens der Gesellschaft gehörte er ihr als Viceprfisident, in dem
zweiten, als Ausschussmitglied an. Er hatte nicht nur die Mittheilungen der Ge-
sellschaft durch interessante Aufsätze bereichert, sondern war auch stets bemüht
durch lehrreiche Vorträge in unseren Versammlungen das Interesse an denselben
rege zu erhalten und zu beleben. Ihm verdanken wir insbesondere die höchst
wichtigen Mittheilungen über die Statistik Schwedens , Roms , über das la Plata
Stromgebiet, über die Missionen in Central-Africa und über viele andere Gegen-
stände, und- schwer trifft sein Verlust die Gesellschaft.
Freiherr v. Reden war im Jahre 1804 zu Wendlinghausen, im Fürsten-
thum Lippe-Detmold geboren. Nachdem er zu Detmold, Lemgo und Göttingen
studirte, trat er im Jahre 1826 in königl. hannoverische Staatsdienste, wo er im
Jahre 1832 als Vertreter für die hoyasche Provinziallandschaft in die erste Kam-
mer der Ständeversammlung gewählt wurde, darin fast allen wichtigen Ge-
setz-Commissionen beiwohnte und später zum Generalsecretär des Finanz-Mini-
sters Ton Schulte ernannt wurde. Nach Aufhebung deshannov. Staatsgrundge-
setzes trat er im Jahre 1839 aus dem hannov. Staatsdienste. Als Spezialdirector
der Berlin-Stettiner Eisenbahn im Jahre 1841 nach Berlin berufen, trat er hier
im Jahre 1843 in das Ministerium des Aeussern, wo er später in den Rang eines
Ministerialrathes erhoben wurde. Im Jahre 1848 kam Freiherr von Reden, als
Deputirter ins Frankfurter Parlament , und nach Aufhebung desselben fühlte er
sich veranlasst den preussischen Staatsdienst wieder zu verlassen und nach
Oesterreich zu übersiedeln, wo er seit dem, seiner Lieblings-Beschäftigung nach-
gehend , in unserer Mitte weilte.
Zu seiner wissenschaftlichen und literarischen Thätigkeit hatte Freiherr
v. Reden seit jeher die Statistik gewählt, und seine ersten Publicationen waren
bereits statistischen Inhaltes; viele derselben erfreuten sich stets der grössten An-
erkennung, und nicht gering ist Freiherrn von Re de n's Verdienst bei der Hebung
dieses Zweiges auf den Standpunct, auf welchem er sich heute befindet. Hier
war es vorzüglich die vergleichende Statistik, welche Gleichartiges aus verschie-
denen Staaten und aus verschiedenen Zeiten zusammenstellt, deren Vertretung er
sich zur Aufgabe machte und diese selbst mit Aufopferung durch mehr als zwanzig
Jahre unermüdet verfolgte. Hiedurch gelang es ihm, während dieser Zeit ein stati-
stisches und geographisches Material sich zu verschaffen und in einer Manuscript-,
Bücher- und Karten-Sammlung wohlgeordnet zusammenzustellen, welche in ihrer Art
gewiss ihres Gleichen nicht hat. Durch diese Sammlung war es Freiherrn von Reden
stets möglich geworden, nicht nur Privaten, sondern auch den einzelnen Staats-
Verwaltungen jeden Nachweis, dessen dieselben zu ihren vielartigen statistischen
MittbtilUftti 4er k. k. %to%t. Getelbehift H. Bd. 1. Heft. 3
34 Versammlung am 22. December 1857.
Arbeiten bedurften, schnell und genügend zu liefern. Den Beweis» dass er dies*
konnte , lieferte er in einer seiner allerletzten Arbeiten „Ueber den Boden und
die Bodenbenützung im Kaiserthum Oesterreich*, die wir alle gewiss am besten
zu schätzen im Stande sind, und welche kaum irgendjemand ohne v. Reden 's
Material in der kurzen Zeit von 2 Monaten zu Stande gebracht hätte.
Freiherr yon Reden besass die so ungemein seltene Gabe, sich das für seine
Zwecke beste Material zu sammeln und das Gesammelte auch zu benützen, so wie
er es mit einer ihm eigentümlichen Liberalität Jedermann zur Benützung überHess.
Wenn auch im Auslande geboren, so hatte doch Freiherr v. Red en die letz-
ten Jahre seines Lebens in Oesterreich zugebracht, wohin ihn seine Neigung zog
und dessen Interessen er auch schon früher stets zugethan war, und dieselben auf
jede mögliche Weise durch That und Schrift wacker vertrat; an ihm verlor daher
nicht nur die k. k. geographische Gesellschaft eines ihrer thätigsten Mitglieder,
sondern auch Oesterreich einen warmen Anhänger und einen eifrigen Vertreter.
Einen weiteren Verlust hat die Gesellschaft durch den plötzlichen Tod ihrer
ordentlichen Mitglieder, der Herrn P. Gottfried F i t z i n g e r, Piaristen Ordenspriester,
Rector und Director der Unterrealschule zu St. Thekla auf der Wieden, und des
HerrnW. Zdobinsky, Professor an der Communalrealschule in Gumpendorf erlitten.
Der Herr Secretär Foetterle machte hierauf im Namen des Herrn See-
tionsrathes W. Haidinger folgende ihm übergebene Mittheilung:
„Es wird gewiss den hochverehrten Theilnehmern an der heutigen Sitzung
ein wahrhaft erhebendes Gefühl sein, zu vernehmen, „dass unsere langjährigen
höchsten Gönner, die durchlauchtigsten Herren Kaiserlichen Hoheiten Erzher-
zoge Johann und Ludwig, der k. k. geographischen Gesellschaft als Ehren-
mitglieder haldreichst beizutreten geruhten". Ich erhielt beide gnädigste Mit-
theilungen am 10. December, in Folge einer der letzten Functionen meines Prä-
sidentenjahres, des ehrfurchtsvollen Vortrages eines am 13. October im Aus-
schusse gefassten Beschlusses. Ich bat daher um Erlaubniss die in so wohlwol-
lenden, anregenden Worten abgefassten Mittheilungen in voller Sitzung der Ge-
sellschaft Seiner Durchlaucht unserem gegenwärtigen hochverehrten Herrn Prä-
sidenten überreichen zu dürfen."
Der Herr Präsident theilte nun den vollen Inhalt der beiden an Herrn See-
tionsrath Haidinger gerichteten Schreiben mit :
„Von dem Durchlauchtigsten Erzherzoge Johann von Oesterreich, sei-
nem gnädigsten Herrn, so eben huldreichst beauftragt, beehrt sich der achtungs-
vollst gefertigte Secretär Seiner k. k. Hoheit, Euer Hochwohlgeboren, im
Höchsten Namen, nicht nur für die unterm 31. October d. J. bewerkstelligten
Zusendungen zu danken, sondern auch bekannt zu geben, dass der Durchlauch-
tigste Erzherzog die auf Höchstdenselben gefallene Wahl „Eines Ehrenmitglie-
des 1 ' der k. k. geographischen Gesellschaft, welcher Sie Herr k. k. Sectionsrath
mit so anerkanntem reichen Erfolge vorstehen, gerne und huldreichst anzunehmen
geruhen, und für das Gedeihen dieser Gesellschaft mit den aufrichtigsten und
besten Wünschen beseelt sind.
Gratz, am 9. December 1857. Habel, k. k. Hofsecretär."
„Seine kaiserliche Hoheit der durchlauchtigste Herr Erzherzog Ludwig
Joseph, mein gnädigster Herr, hat mir den Auftrag zu ertheilen geruht, Euer
Hochwohlgeboren auf die an Höchstihn gerichtete Zuschrift vom 18. October d. J.
zu erwiedern, dass Höchstderselbe der k. k. geographischen Gesellschaft als
Ehren-Mitglied mit vielem Vergnügen und um so bereitwilliger beitrete, als diese
Gesellschaft, — welche unter Euer Hochwohlgeboren eben so kenntnissvoller, als
umsichtiger Leitung für die Verbreitung der geographischen Wissenschaft bereits
F. Foetterle. 35
00 Vieles geleistet, — mit allem Grunde för die Zukunft die ausgezeichnetesten
Erfolge verspricht.
Indem der Gefertigte mit dieser Eröffnung der ihm gewordenen höchsten
Weisung entspricht» erlaubt er sich zugleich den Ausdruck der vorzüglichsten
Hochachtung beizufügen, mit der er die Ehre hat zu sein
Euer Hochwohlgeboren gehorsamer Diener
Wien, den 10. Dezember 1857. Jos. Ott, Hof-u. erzh. Secretär."
Ueber Antrag des Herrn Präsidenten erhob sich die ganze Versammlung,
um Ar die hohe Ehre, welche ihr hiedurch zu Theil wurde, den durchlauchtigsten
Herren Kaiserlichen Hoheiten Erzherzogen Johann und Ludwig ihren innigsten
Dank auszudrücken.
Ueber Antrag des Ausschusses wurden den Statuten entsprechend ron der
Gesellschaft die Herren: St. Freiherr von Becsey de laVolta, k. k. Oberst-
lieutenant, Dr. Fr. De F i o r i , Professor an der k. k. nautischen Akademie in
Triest,Dr. K. Hieber, k. k. Gymnasialdirector in Gratz, Se. Hochwürden A. Ku-
nesch, Adjunct der k. k, Marine-Sternwarte in Triest, J. Seh wenda, Professor
an der k. k. Oberrealschule auf der Landstrasse, und Dr. A. Uranitsch, Secre-
tär der Handelskammer in Laibach , zu ordentlichen Mitgliedern gewählt.
Der Herr Secretär Foetterle theilte ferner mit, dass die Herren Dr. W.
Forc.hhammer in Kiel, E. HampeinBlankenburg, Freiherr A. v. Humboldt,
Ph. y. Martius in Mönchen, Dr. K. Müller in Halle, Th. P. v. Lütke, G. v,
Helmersen und v. Middendorf in St. Petersburg, und Dr. A. Petermann
der Gesellschaft ihren besonderen Dank ffir die Wahl zu Ehren- oder correspon-
direnden Mitgliedern ausgedrückt haben, und las das folgende an ihn gerichtete
hierauf bezügliche in einer für die Gesellschaft höchst schmeichelhaften und ihre
bisherigen Leistungen anerkennenden Weise abgefasste Schreiben des Herrn Dr.
A. Petermann vor:
„Euer Wohlgeboren! Gotha, den 18. December 1857.
Vorgestern erhielt ich das Diplom, durch welches ich zum correspondiren-
den Mitglied der k. k. geographischen Gesellschaft ernannt werde, und ich beeile
mich, Eurer Wohlgeboren meinen Dank für die gütige Zusendung desselben aus-
zudrücken. — Zugleich ersuche ich Sie , der k. k. geographischen Gesellschaf
gefälligst mitzutheilen, wie sehr ich die fttr mich so ehrende Auszeichnung ;
schätzen weiss, die mir durch die Wahl zum correspondirenden Mitglied zu The
geworden ist, und dass es mir zur ganz besonderen Befriedigung gereicht, künf-
tig, wenn auch im weiterem Verbände, einem wissenschaftlichen Institute anzu-
gehören, das trotz der kurzen Zeit seines Bestehens bereits die glänzendsten
Namen unter denen seiner Mitglieder zählt und die unzweideutigsten Beweise sei-
ner wissenschaftlichen Bedeutung gegeben hat.
Das lebhafte Interesse, welches ich vom ersten Tage des Entstehens för
die k. k. geographische Gesellschaft empfand, glaube ich schon dadurch bewiesen
zu haben, dass ich in dem von mir redigirten Journale stets über die einzelnen
Sitzungen derselben berichtete, so lange die Gesellschaft noch kein eigenes wis-
senschaftliches Organ besass; auch in dem in nächster Zeit auszugebenden 12.
Heft meiner „Mittheilungen" wird der nunmehr abgehaltenen ersten Jahresver-
sammlung derselben Erwähnung geschehen. Mit dieser letzteren dürfte nun das
Institut als fest begründet anzusehen sein, indem dasselbe dadurch den Beweis
lieferte, dass es den älteren dieser Art ebenbürtig zur Seite stehe, und es wird
mir künftig ein grosses Vergnügen bereiten, auch yon meiner Seite etwas dazu
beitragen zu können, diese nun regelmässig wiederkehrenden Jahresberichte in
den weitesten Kreisen zu verbreiten, und die Freunde der Wissenschaft zu über-
3 #
36 Versammlung im 22. December 1857.
zeugen, dass die alte» berühmte Hauptstadt des österreichischen Kaiserstaates
nun auch für die Forschungen auf dem Gebiete der Geographie ein Centralpunct
geworden sei, wie dieselbe es bereits seit Jahren fiir so manche andere Zweige
des Wissens in so ausgezeichneter Weise gewesen ist.
Genehmigen Euer Wohlgeboren die Versicherung meiner ausgezeichneten
Hochachtung. Petermann."
Herr Foetterle legte ferner die seit der letzten Versammlung theils als
Geschenke, theils im Tausche eingegangenen Druckschriften zur Ansicht vor,
und machte insbesondere auf die Schriften der Handelskammern zu Agram,
Bergamo, Brunn, Budweis, Chiavenna, Como, Cremona, Fiume, Kronstadt, Lai-
bach, Leoben, Linz, Lodi, Mailand, Padua, Paria, Pilsen, Salzburg, Temesvar,
Treviso, Triest, Udine, Verona, Vicenza und Wien, und der landwirtschaftlichen
Gesellschaft in Lemberg, des naturforschenden Vereines Lotos in Prag und des
ungarischen Forst-Vereins in Pressburg aufmerksam, welche sämmtlich einer Ein-
ladung zur Tauschverbindung folgend, mit grosser Bereitwilligkeit ihre Publica-
tionen zusandten.
Aus einem Schreiben des Akademikers Th. v. Middendorf in St. Pe-
tersburg, theilte Herr Foetterle mit, dass ersterer die Ausarbeitung seines
Reisewerkes über Sibirien wieder aufgenommen habe und bald zu Ende zu führen
gedenke. Nebst, seinen eigenen Erfahrungen wird es eine allgemeine Uebersicht
dessen, was bis jetzt yon der Geographie, Geognosie, Botanik, Zoologie und Eth-
nographie Sibiriens bekannt ist, enthalten. Herr yon Middendorf theilt ferner
die Nachricht mit, dass gegenwärtig ein tüchtiger Zoologe, Herr Sewerzow
in Begleitung des Botanikers Herrn Bor ozow in den Steppen des oberen Syr
Darja den Einfluss des Continentalclimas auf die körperlichen Eigenschaften und
die Lebensweise der verschiedenen Thierarten untersucht, und dass so eben un-
ter Leitung des bekannten Orientalisten, Herrn von Chanykoff eine Expedition
nach Persien abgehe, welcher sich nebst jungen Physikern, Geologen und Zoo-
logen auch Herr Borj e als Botaniker anschloss.
Herr k. k. Sectionsrath Hai ding er bittet die Gesellschaft, es rein als eine
Aeusserung von Wetteifer zu betrachten, wenn er den eben erschienenen vierten
Band von Humboldt's Kosmos, dessen Inhalt er doch nur aus einer bescheide-
nen Entfernung und mit wahrer Ehrfurcht und Weihe betrachten darf, vorlegt.
Die erste Sitzung unserer Gesellschaft sollte aber doch nicht vorübergehen, ohne
dass dies geschehen wäre, wenn auch nur Einem der Mitglieder ein Exemplar
zur Hand gekommen wäre. Ein solches Werk in den wenigen Stunden durchzu-
studiren, ist freilich unmöglich, aber es gelingt leicht, Dank der klaren Ausein-
andersetzung des grossen Verfassers, jene Uebersicht über den Zweck und Inhalt
des Bandes zu gewinnen, welche in der spätem genauem Betrachtung zur Richt-
schnur diene. Während der dritte Band die uranologische oder siderische Natur
betrachtet, ist dieser der tellurischen Natur unserer Erde gewidmet. Beide bil-
den gemeinschaftlich die Erweiterung und mit wahrhaft wunderbarer Sorgfalt ge-
gebene Ausführung des allgemeinen Naturgemäldes im ersten Bande des Kosmos.
Wir erhalten hier in einem ersten Abschnitte die bisherigen Ergebnisse der For-
schungen über Grösse, Gestalt, Dichte, innere Wärme, magnetische Thätigkeit
der Erde, letzteres nach Geschichte der Erscheinungen der Intensität, Inclination,
Declination und des Polarlichtes. Ein zweiter Abschnitt gibt das Bild der Reaction
des Innern der Erde gegen die Oberfläche, in der dynamischen Wirkung der Erd-
beben, der erhöhten Temperatur und aufgelösten Stoffe in den Thermalquellen,
den Ausbrüchen gasartiger und liquider Stoffe, zum Theil mit Selbstentzündung,
die Dampf- und Gasquellen, Salsen und Schlammvulkane, die Naphtafeuer, endlich
W. Hiklinger. 37
„die grossartigen und mächtigen Wirkungen der eigentlichen Vulkane» welche
(bei permanenter Verbindung durch Spalten und Krater mit dem Luftkreise) aus
dem tiefsten Innern geschmolzene Erden, theils nur als glühende Schlacken aus-
stossen, theils gleichzeitig wechselnden Prozessen krystallinischer Gesteinsbildung
unterworfen, in langen schmalen Strömen ergiessen."
Alles dies ist mit der unseren Humboldt so ganz bezeichnenden Genauig-
keit und höchsten Gewissenhaftigkeit für Alles , was er nur immer fremdem Ver-
dienste zuschreiben, es ehren und zur Anerkennung bringen konnte, mit jenem
Wohlwollen, das uns erhebt, und, wie Humboldt selbst sich über das „Bild
des Unermesslichen M ausdrückt, wie in dem Eindruck alles geistig Grossen und
moralisch Erhabenen, nicht ohne Rührung ist. - Hier werden die wichtigsten Vul-
kane nach ihrer Weltlage vorgefahrt und näher bezeichnet. Ihre Zahl auf der
Erde beträgt 407, nach den Angaben der reisenden Geographen und Geologen von
Humboldt als Resultat langer mühevoller Arbeit zusammengestellt, von welchen
225 sich in der neueren Zeit noch als entzündet gezeigt haben*. Darunter liegen
70 auf den Continenten, 155 auf der Inselwelt. Von den ersteren 70 hat America
53, Asien 15, Europa 1, Africa 1—2. Die grösste Anzahl Inselvulkane kommt
auf die Sunda-Inseln und Molukken und die Aleuten und Curilen. Auf den Aleuten
sind in neuester historischer Zeit vielleicht mehr thätige Vulkane enthalten, als
im ganzen Continente von Südamerica. Der vulkanenreichste Streifen auf dem
Erdkörper zieht sich zwischen 75° westlicher und 125° östlicher Länge von Pa-
ris und zwischen 47° südlicher und 86° nördlicher Breite von Südost nach Nord-
west in dem mehr westlichen Theile der Südsee. Rund um die letztere, als gros-
sen Meeresgolf betrachtet, und im Innern desselben liegen — und dieses Resultat,
setzt Humboldt hinzu , ist sehr merkwürdig — von den 225 nicht weniger als
198 oder nahe an % der noch thätigen Vulkane. Der nördlichste Vulkan ist der
Esk auf der kleinen Insel Jan Mayen lat. 70° 1 ' long. 9*51 westlich von Paris, der
südlichste der Mont Erebus von Sir James Ross 1841 auf seiner grossen südli-
chen Entdeckungsreise 11.633 Pariser Fuss hoch gefunden, etwa 225 Fuss höher
als der Pick von Teneriffa, in lat. 77° 33' long. 164« 38* östlich von Paris. Ein
ganz eigentümlicher Abschnitt , zugleich wichtiger Abschluss bisheriger Anga-
ben, aber noch mehr Grundlage für künftige, langjährige, grosse Arbeiten han-
delt von der mineralogischen Zusammensetzung der vulkanischen Gesteine der
bisher bekannten Vulkane, viele von Humboldt selbst gesammelt oder an ihn
eingesandt, oder sonst von Anderen gesammelt in der königlichen Mineralien-
sammlung in Berlin aufbewahrt und von Gustav Rose auf das Genaueste unter-
sucht, dessen sechs Abtheilungen der Trachyte hier in zahlreichen Vulkanen aller
Erdtheile nachgewiesen sind.
Gab der erste Band des Kosmos eine noch geschlossene Uebersicht, welche
begierig machen musste auf die hier im Körper des Werkes dargestellten Erwei-
terungen, sareisst immer wieder der Wunsch, genauer in das Einzelne zu sehen,
den Leser hin zu den zahlreichen Anmerkungen, aus welchen der Wunsch sodann
wieder den übersichtlichem Standpunct zu erklimmen, zurückführt auf jenen licht-
vollen Abschnitt
In unserer Gesellschaft dürfte heute übrigens eine Betrachtung nicht ganz
am unrechten Orte sein, nämlich die, dass doch nur überall jene grossen Zusam-
menstellungen und Mittheilungen allen Freunden der Erdkunde „ zugänglich u sind,
welche der erhabene Verfasser des „Kosmos" in wohlwollendster Theilnahme in
seinen „Erinnerungen u. s. w." in acht enggeschriebenen Folioseiten für die k. k.
Fregatte „Novara" niederlegte. Abschriften, auf die wir hofften, sind nicht zu
uns gelangt, kaum dürften wir nun wohl die „Erinnerungen* vor der Herausgabe
38 Versammlung am 22. Dteember 1857.
des Hauptberichtes Aber die Reise nach ihrer Beendigung an das Licht gebracht
sehen. Freuen wir uns denn» dass dieses grosse Werk gewonnen ist. »Wie soll
ich nun, schliesst Herr Sectionsrath Haidinger seine Mittheilung, nachdem ich
Vorstehendes für die Sitzung vorbereitet» meine dankbarsten Gefühle für den
grossen Meister schildern, als ich vor wenigen Stunden ein Exemplar des Bandes
yon ihm selbst mir als Geschenk gesandt erhielt, nebst einem jener anregenden
zugleich und wohlwollenden Schreiben, die allen seinen Freunden und Verehrern
für immer unvergesslich sind. Unser Humboldt hat mich in demselben dazu
ausersehen, der k. k. geographischen Gesellschaft „den Ausdruck seiner dank-
baren Verehrung darzubringen," aus Veranlassung des von derselben erhaltenen
Diploms, das noch mit meiner Unterschrift als damaligen Präsidenten versehen war.
Auch an unsern hochverehrten Secretär, Bergrath Foetterle, sind „hochach-
tungsvollste Grösse" beigefügt. „Was ich bisher von dem ersten Jahrgange der
Mittheilungen der k. k. geographischen Gesellschaft habe lesen können (Heft 2),
ist von grösstem Interesse. Den sehr fleissigen Aufsatz S. 146 habe ich nicht
benutzen können, aber S. 412 und 885— 587 des Ihnen zuletzt überschickten
4. Bandes des Kosmos habe ich mich selbst viel mit Amsterdam und St. Paul be-
schäftigt. Recht angenehm und lebendig geschildert sind auch Herrn Dr. von
Ruthner's Wanderungen. u Ueber die geognostische Abtheilung des Kosmos
selbst heisst es : „Es ist keine Gebirgsart genannt, über die ich nicht mehrfach
den Rath unseres theuern gemeinschaftlichen Freundes Gustav Rose eingeholt.
Es gibt Stücke, über die wir seit 12 Jahren correspondirt haben. Der Magnetis-
mus ist wohl nicht in grösserer Vollständigkeit behandelt worden, wie die so sehr
bisher vernachlässigte Mannigfaltigkeit der Gestaltung, mit welcher vulcanische
Gebirgsmassen, mit und ohne Gerüsten, in Spalten und Netzen, die sich wieder
geschlossen oder in Kegel- und Glockenbergen wie (javen (fliessend oder in zu-
sammenhängenden Blöcken ausgestossen) an die Oberfläche kamen. Diese mor-
phologischen , geotektonischen Verschiedenheiten dürfen nicht vernachlässigt
werden. M Und „viele Grüsse an den vortrefflichen Statistiker Baron von Reden,
meinen vieljährigen Freund. a Leider kommen diese letztern herzlichen Worte
für den Verewigten zu spät, den wir Alle verloren. Aber indem ich unseres Hum-
boldt Worten meine eigenen anschliessen konnte, zeigt es sich, dass ich zeit-
gemässes in der heutigen Vorlage unternahm , wenn ich auch hätte wünschen
können , besser vorbereitet gewesen zu sein.
Von dem Herrn Commodore v. Wüllerstorf, erhielt Herr Sectionsrath
Hai ding er einschreiben, von der geschützten Simon sbay am Cap der gu-
ten Hoffnung vom 15. October datirt, woselbst sie am 2. October vor Anker ge-
gangen waren. Alles befand sich in bestem Gesundheitszustande, die Naturforscher
>ammt und sonders auf dem Lande zerstreut und mit Sammeln und Untersuchen
beschäftigt. Reinlichkeit, Ordnung, reger wissenschaftlicher Eifer und Thätigkeit
s;nd Hauptzeichen der jugendlichen Kraft und fortschreitender Ausbildung der
l apenser. Die Officiere und Naturforscher der k. k. Fregatte „Novara" wurden
uif das Wohlwollendste aufgenommen, so von dem Gouverneur Sir Georg Grey,
dem Astronomen Maclear u. s. w. An erstem waren unsere Naturforscher unter
andern auch von Sir Roderick Mure hison empfohlen, an letztern von Admiral
W. K. Sinyth, dessen Sohn Piazzi Smyth, gegenwärtig königlicher Astronom
in Edinburgh, mehrere Jahre dort zugebracht hatte. Herr von Wüllerstorf
rühmt namentlich den Meridiankreis, eines der vollkommensten Instrumente, das
man irgendwo sehen kann, und das der grössten Sternwarte Europas zur wahren
wissenschaftlichen Zierde gereichen würde. Als ganz eigenthümlich erwähnt Herr
ton Wüllerstorf, dass er fünf junge Kaffern, die sich freiwillig gemeldet hat-
W. Haidioger. 39
teü, als Ergänzung in die Schiffsmannschaft aufgenommen habe. Sie waren ihm
aus den Gefangenen der letztern Kriege bereitwillig überlassen worden. Ueber
die Richtung der Fahrt von Rio de Janerio nach dem Cap enthält das Schreiben
folgende Stelle. „Wir beschrieben nahezu einen Bogen eines grössten Kreises
von Rio nach dem Cap. Ich wählte diesen Weg einerseits» weil derselbe der
kürzeste ist» anderseits weil die hier zwischen den Südostpassaten und den west-
lichen Winden eintretenden Windwechsel für die Geographie und Physik des
Meeres von grösster Bedeutung sein müssen, und mit Rücksicht auf die Theorie
der Winde zu namhaften Resultaten führen dürften. In der That ergaben sich
solche Erscheinungen» dass ich es für wichtig halte» deren in einer eigenen Aus-
arbeitung zu erwähnen» die indess vielleicht erst von Madras abgesendet werden
wird. Nach 25 Tagen hatten wir bei 3200 Seemeilen zurückgelegt und waren
schon auf 14 Meilen von der Capstadt» als das Glück uns verliess» und ein Sturm
in aller Form und Regel uns 200 Seemeilen von der Küste gegen Süden trieb.
Der Wind war cyclonenartig, und wenn auch noch weit entfernt so furchtbare
Erscheinungen zu bieten» als es die Orcane der westindischen oder ostindischen
und chinesischen Gewässer in der Nähe des Mittelpunctes der Cyclonenscheibe
vermögen, gab derselbe uns doch Gelegenheit die von Reid» Redfield» Pid-
dington u. a. aufgestellten Grundsätze in praktischer Weise anwenden zu kön-
nen.** Herr Dr. Hochstetter hatte die Höhe der Wellenberge, am 28. Sep-
tember Abends annähernd auf 30 Fuss gemessen, übereinstimmend mit den Er-
fahrungen von Wilkes und Scoresby. Herr Commodore von Wüllerstorf
kommt ferner auch wieder auf die wünschenswerthe Vorbereitung eines „Novara-
Museums" zu sprechen. Vorläufig ist unter diesem Namen Herrn Dr. Hochstet-
ter *s Sammlung von Gibraltar in der k. k. geologischen Reichsanstalt aufbewahrt,
fernere Sendungen sind aber noch nicht eingetroffen.
Herrk. k. Sectio nsra th W. Hai dinger legte zur Ansicht das schöne Werk
vor: Arctie Exploration» the second Grinnell Expedition etc. von Dr.ElishaKent
Kane, von der Marine der Vereinigten Staaten von Nordamerika» mit folgenden
Bemerkungen: „Dieses Werk wurde von unserem hochverehrten correspondiren-
den Mitgliede, dem Herrn k, k. Viceconsul E. L. Angelrodt in St. Louis, Mis-
souri, als Geschenk an die k, k. geologische Reichsanstalt eingesendet. Es be-
rührt noch mehr als die Interessen derselben diejenigen unserer Gesellschaft»
und gerade um solcher Werke willen , war es längst ein Wunsch eine geogra-
phische Gesellschaft in Wien zu besitzen, der im Laufe der zwei verflossenen
Jahre so umfassend erfüllt worden ist. Es ist gewiss die Zeit nicht fern, wo
auch in deutscher Uebersetzung, ja in allen- Sprachen civilisirter Völker dieses
Werk eine Bereicherung der Literatur sein wird, wie jetzt in der ursprünglichen
englischen Sprache, mit allem Einflüsse durch wissenschaftliches Ergebniss, .und
für Anregung der Geister und Bewunderung der Männer, die unter so nachthei-
ligen Verhältnissen ihre schweren Pflichten erfüllen, namentlich der Befehlshaber,
der leider seitdem in seinem fftnfunddreissigsten Jahre in der Havanna seinen
Tod fand. Aber in einer geographischen Gesellschaft hat das erste Exemplar des
Werkes, welches in den Kreis der Kenntniss seiner Mitglieder kommt, gewiss
den lautesten Anspruch auf theilnehmende Vorlage. Sein Inhalt besteht in einer
einfachen Erzählung aller Ereignisse, welche mit dieser zweiten nordamerikani-
schen Forschungsreise, um das Schicksal der Expedition unter Sir John Frank-
lin zu erkunden, verbunden sind. Schon die erste unter den Befehlen von De
Haven, hatte Kane als Schiffsarzt begleitet. Er erhielt den Befehl dieser zwei-
ten, auf der von Herrn Grinnell» Vicepräsidenten der geographischen Gesell-
schaft in Neu-York» der Unternehmung gewidmeten Brig „Advance". Auch die
40 Versammlung am 22. December 1857.
erste Expedition verdankte dasselbe Schiff den grössten Theil der Ausrüstung
Herrn Grinnell, daher der Name Grinnell-Expedition. Bei dieser zweiten» be-
theiligte sich auch Herr Peabody bei der Ausrüstung» sowie die geographische
Gesellschaft in Neu- York» die SmUhsonian Institution* die American Phüosophi-
cal Society in Philadelphia und andere Freunde der Wissenschaft.
In Begleitung von 17 Mann» darunter H. Brooks und W. Morton» welche
schon an der ersten Reise theilgenommen» verliess Dr. Kane Neu-York am 30.
Mai 1853. Er beabsichtigte durch die Smitts-Strasse so gerade wie möglich ge-
gen den Pol zu dringen» der Westküste von Grönland entlang» und mit Zuhilf-
nahme von Landreisen» um die Schwierigkeiten der südlichen und Aequatorial-
strömungen der hohen See zu vermeiden» welche Parry in seinem Versuche nach
dem Pol von Spitzbergen aus vorzudringen» entgegen waren. Auch lies sich dort
animalische Nahrung erwarten» so wie die Beihilfe anwohnender Eskimos. Am 1.
Juli wurde Fiskernäs erreicht» dort ein 19jähriger Eskimo Hans Christian» als
Jäger geworben» in Upernavik ein Dolmetsch Karl Petersen, dann ging es um
Cap Alexander herum und nördlich» dann östlich um das Land» immer in wachsen-
der Gefahr» zwischen Eisbergen und Packeis gedrängt» das Schiff zertrümmert zu
sehen» bis es endlich von denselben umgeben» gehoben und festgestellt wurde.
Man konnte nun nur noch suchen es in eine etwas gesichertere Lage zu bringen»
was auch in der nach dem Schiffe genannten „Advance-Bay" gelang. Recognos-
cirungen folgten, Expeditionen, um für die im nächsten Jahre bevorstehenden Haupt-
untersuchungs-Fahrten nach dem Nord Vorräthe in Verstecken (Caches) zu hinter-
legen» deren letztes unter dem 79° 12' Breite angelegt wurde, der Bau des
magnetischen Observatoriums, die Vorbereitung für die lange Nacht» die am 24.
October unter dem 78 # 37 ' Breite beginnt» bei einer Kälte die sehr häufig bis zu
99° Fahrenheit unter dem Gefrierpuncte des Wassers (44° R.) herabsank. Am
23. Februar erschien die Sonne wieder» am 8. April machte Dr. Kane die Be-
kanntschaft einer Wandercolonie von Eskimos» dann gingen die Anstrengungen
wieder auf das Vorrücken gegen den Norden. Nur einem der Americaner» Mor-
ton» und dem Eskimo Hans war es erst mit einem Hundeschlitten» dannzuFuss ge-
lungen» dem grossen Humboldt-Gletscher vorüber bis zu Cap Constitution in
Washington-Land unter 81° 22' vorzudringen» von wo aus noch die Lage des
Mount Edward P arry in Grinnell-Land, durch den Kemmdy-Chanel getrennt» un-
ter 82° 30' annähernd bestimmt wurde. Aber hier zeigte sich das grosse über-
raschende Schauspiel» um derentwillen die Kane 'sehe Polarfahrt ewig denk-
würdig bleiben wird. Von Süden beginnend» hat das animalische Leben fort und
fort abgenommen» hier 600 englische Meilen weiter nördlich sah man offenes
Meer» Robben» Bären» Enten und Gänse» Landgeflügel wurden sichtbar» zum Theil
in grossen Schaaren; noch weiter nördlich fand sich mehr Seegeflügel ein» wie
Möven» Sturmvögel. Und über die offene Wasserfläche brachten gewaltige Luft-
Strömungen wohl feuchten Nebel» aber keine Spur schwimmenden Eises. Es war
hier am 26. Juni 1854 der nördlichste Punct der Reise erreicht. Man gewann
wieder die Brig. Aber es war wedermöglich sie aus dem Eise zu bringen» noch
auf andere Art den Rückweg einzuschlagen. Wohl hatten die Leiden durch Frost»
Hunger» Scorbut» einen hohen Grad erreicht» zwei aus der Mannschaft wurden in
Eis und Stein beigesetzt. Die Hunde waren zum grössten Theil einem Starrkrampf
schon im ersten Winter erlegen» doch musste nun ein zweiter Winter» eine lange
Nacht in dem auf den kleinsten Raum beschränkten Schiffe» um nur etwas Brenn-
holz zu gewinnen zugebracht werden.
Eine Abtheilung der Mannschaft versuchte es über Land südlich zu dringen.
Die Lebensmittel wurden getheilt» sie rerliessen die Brig am 28. Augost» wurden
W. Haidinger. 41
aber erschöpft und unter Begleitung freundlicher Eskimos am 12. December wie-
der in das Hauptquartier gebracht. Unter unsäglichen Leiden kam das Frühjahr
heran, die Eskimos selbst in dem benachbarten Etah hatten mit Hungersnoth ge-
kämpft und selbst die meisten ihrer Hunde gegessen. Kane musste sich endlich
entschliessen auf drei Booten, die auf Schlitten gestellt wurden, die Brig am 17.
Hai su verlassen. Vielfältig in Lebensgefahr auf den Schlitten und dann in den
Booten kam die Expedition am 9. August in Upernavik an. Sie wurde yon den
Dänen wohlwollend empfangen, hier und in Godhave, yon wo sie endlich auf den
zwei americArischen Schiffen, der Barke „Release** und dem Dampfer „Arctic*,
welche unter Capit. Hartstene derselben zu Hilfe gesandt worden waren, nach
Neu- York gebracht wurden. Nur ein Boot „Faith 4 *, den Glauben, hatten sie ge-
rettet (jetzt in dem Marinearsenal in Brooklyn aufbewahrt), die Kieidungsstöcke
welche sie trugen, und die Dokumente über ihre Beobachtungen und Erlebnisse.
Ein grosses Ziel war erreicht. „Wer immer dieses wundervolle Buch liest 4 *, sagt
Lieutenant Maury „fühlt sich gewiss überzeugt, dass nun der .Weg zum Nord-
pol offensteht, und dass es keine physischen Schwierigkeiten gibt, welche ein un-
QbersteiglichesHinderniss gegen eine durchgreifende und vollständige Erforschung
bildeten." Aber nebst diesem grossen in der Geschichte der Geographie für die
Nordpolforschungen Epoche machenden Ergebnisse, was ist es denn, das der ein-
fachen Erzählung vollbrachter wissenschaftlicher Beobachtungen und ausgestan-
dener Entbehrungen, Gefahren, Leiden und Missgeschicke so hohen Reiz ver-
leiht? Es ist der wahrhaft christliche Geist des nun in der ersten Blüthe der
Jahre dahingeschiedenen Führers, in den Namen seiner zwei Boote „Glauben 4 *
und „Hoffnung* 4 bezeichnet, Gefühle die ihn nie verliessen und denen er reich-
lich die wahre „Liebe 44 im Herzen in seinem Wirken hinzufügte.
Dr. Kane hatte Schwieriges freiwillig und muthig unternommen, er blieb
seiner Pflicht getreu, klar und vorsorgend, grossmüthig und gewissenhaft, ein
hohes Beispiel für immer. Sein erster eigentlicher Reisezweck, das Aufsuchen
Ton Nachweisungen über das Schicksal der F r a n k 1 i n'schen Expedition war freilich
nicht erreicht, aber aus seiner eigenen Erfahrung hat er bewiesen, wie es gewiss
möglich sei, in jenen hohen Breiten das menschliche Leben zu erhalten, wenn
man Vieles von den Eskimo-Gewohnheiten annimmt, namentlich die Nahrung von
rohem Fleisch, die vorzüglich antiscorbutisch wirkt, wenn man mit mehr civilisir-
ter Vorsicht und den Schusswaffen yon den Jagderträgnissen des Sommers oder
Tages gefrornen Vorrath für die Nacht — den Winter zurücklegt.
Aber während wir den kühnen, hingebenden Nordpolfahrer Kane für seine
grossen Eigenschaften bewundern, so mahnt uns ein naher, erst kürzlich über
einen hochverehrten Freund und Arbeitsgenossen hereingebrochener Schlag, dass
man ähnliche grosse Eigenschaften in den von jenen verschiedensten Lebensver-
hältnissen entwickeln kann. Ein grosser Gedanke war es, früh im Leben gefasst,
durch mehr als ein Vierteljahrhundert, unter Aufopferungen aller Art durchge-
führt, wenn auch in unabhängiger gesellschaftlicher Stellung, dem unser zu früh
dahingeschiedene Freund und Gönner, Freiherr von Reden, mit der ganzen
Kraft und Beharrlichkeit seines Geistes lebte, und der mitten in seinem angestreng-
testen Wirken uns entrissen wurde.
In der Sitzung der königlichen geographischen Gesellschaft in London am
23. November wurden nach dem vorgelegten Blatte der „Literary Gazette 4 * vom
28. November der frühere Präsident der k. k. geographischen Gesellschaft,
Herr W. Haidinger und Herr Graf Albert della Marmora zu Ehrenmitglie-
dern gewählt. Herr k. k. Sectionsrath Haidinger glaubt dieses für ihn so
ehrenvolle Ereigniss der hochverehrten Gesellschaft anzeigen zu müssen, haupt-
42 Versammlung am 5. Jftnner I 858.
sächlich deswegen, weil, während der Graf Albert dellaMarmoraein wahrer, seit
langen Jahren hochverdienter Geograph ist» er selbst nicht auf den Namen eines
Geographen Anspruch machen könne, jene Auszeichnung also in Wirklichkeit die
Gesellschaft selbst am nächsten betreffe und die Thatsache der Wahl ein Zeichen
lauter Befriedigung der „Royal Geographica! Society" in London sei, dass wir
nun in Wien und Oesterreich ein gesellschaftliches Organ fÜrTheilnahme an den
Fortschritten geographischer Kenntniss besitzen. „Während ich jener glanzvollen
Gesellschaft meinen Dank ausspreche, ist das gleiche meine Pflicht auch in der
Mitte unserer Gesellschaft darzubringen , auf deren Bestehen sich jene Wahl
gegründet. 1 *
Herr k. k. Hauptmann M. J. Guggenberger gab eine hydrographische
Skizze über das Wassergebiet des Wienflusses. (Siehe Abhandlungen dieses
Heftes Nr. III.)
Herr Th. Kotschy gab eine kurze Uebersicht der bisherigen Kenntniss
Ober den weissen Nil, indem er zugleich ein vor Kurzem der Gesellschaft von
dem Verfasser, Herrn F. de Lesseps zugesendetes kurzes »Memoire eur le
Nil blanc et le Soudan" vorlegte. (Siehe Abhandlungen dieses Heftes Nr. V.)
Versammlung am 5. Jänner 1858.
Der Herr Präsident, Se. Durchlaucht H. K. Fürst von Salm-Reiffer-
s c he id fahrte den Vorsitz. Er eröffnete die Sitzung mit der erfreulichen Mit«*
theilung, dass auch Se. kaiserliche Hoheit der durchlauchtigste Herr Erzherzog
Stephan gnädigst geruht haben, der k. k. geographischen Gesellschaft als
Ehrenmitglied beizutreten, und las das hierauf bezügliche huldvolle Schreiben
Sr. kaiserlichen Hoheit an die Gesellschaft vor.
„An die kais. königl. österreichische geographische Gesellschaft.
Zu Händen des früheren Präsidenten, Herrn Sectionsrathes Wilhelm Hai ding er.
In Erwiederung der geehrten Zustellung aus Wien vom 31. October 1. J.
erkläre ich mich mit Vergnügen bereit, der k. k. geographischen Gesellschaft als
Ehrenmitglied beizutreten — einem Vereine , der in meinem grossen Vaterlande
so warmen Anklang gefunden — der aus Männern gebildet ist, die sich der all-
gemeinsten Achtung und Anerkennung erfreuen. — Ich bin stolz darauf, dass
Ihre Wahl, meine Herren, auch auf mich gefallen ist, und kann nur den innigen
Wunsch hegen, dass es mir ermöglicht werde, im Interesse der Gesellschaft wir-
ken, ein nützliches Glied der grossen Kette werden zu können, die es sich zur
Aufgabe gestellt hat, die geographischen Interessen der schönen Monarchie zu
fördern und zu vertreten; es soll mir jederzeit zur Freude gereichen, in solcher
Weise meine Dankbarkeit zu erkennen zu geben , für die Aufmerksamkeit, die
Sie mir erweisen.
Schloss Schaumburg, den 24. December 1887. Erzh. Stephan. 1 *
Ueber den Antrag des Herrn Präsidenten sprach die Versammlung durch
ein allgemeines Erheben von den Sitzen ihren Dank für diese Gnade Sr. kaiser-
lichen Hoheit dem durchlauchtigsten Herrn Erzherzoge aus.
Ueber Antrag des Ausschusses wurden von der Versammlung den Statuten
entsprechend folgende Herren zu ordentlichen Mitgliedern der Gesellschaft ge-
wählt: Dr. V. Klun, Professor an der Wiener Handels-Akademie; F. Wilkens
und W. Kukula, Lehrer an der k. Je. Realschule in Laibach.
Der Herr Secretär Foetterle theilte mit, dass die Herren H. Abich in
St. Peterburg, Dr. W. Sartorius Freiherr von Waltershausen in Göttingen«
F. Foetterle. 43
und A. v. Reguly in Pest der Gesellschaft ihren besonderem Dank fttr die Wahl
zu correspondirenden Mitgliedern ausgedrückt haben. ,
Herr Secretär Foetterle legte nun die der Gesellschaft zugegangenen
Druckschriften vor. Die Handels- und Gewerbekammern zu Fiume, Olmütz, Prag,
Payia und Rovigo sandten als Tausch ihre bisher veröffentlichten Berichte. Von
dein zoologisch-botanischen Vereine in Wien erhielt die Gesellschaft die sämmt-
lichen bisherigen Publicationen, und die königliche Akademie der Wissenschaften
in Mönchen* das I. R. lnstituto Lombardo in Mailand u. s. w. sandten die Fort-
setzung ihrer Druckschriften. Dem correspondirenden Mitgliede, Herrn H. Ab ich
in St Petersburg, verdankt die Gesellschaft die Zusendung seines Werkes:
„Ueber das Steinsalz und seine geologische Stellung im russischen Armenien,"
und dem ordentlichen Mitgliede Herrn K. Fritsch die Uebergabe des 6. Heftes,
Jahrgang 1855» seiner verdienstvollen phänologischen Beobachtungen aus dem
Pflanzen- und Thierreiche innerhalb der österreichischen Monarchie. Das ordent-
liche Mitglied Herr Dr. E.H. v. Costa in Laibach sandte als Geschenk sein sehr
nett ausgestattetes „Denkbuch der Anwesenheit Allerhöchst Ihrer Maje-
stäten Franz Joseph und Elisabeth im Herzogthume Kram," dessen Rein-
ertrag er dem historischen Vereine für Krain gewidmet hat.
Herr Foetterle theilte auch noch folgende ihm von Herrn Dr. E. H. v. C s t a
in Laibach eingesandte Notizen mit: „Bereits wiederholt wurde in den Sitzungen
auf die Schwierigkeit aufmerksam gemacht, welche in unserem vielsprachigen
Oesterreich die Schreibung der Ortsnamen verursache, und es wurde au? diesem
Grunde sowohl die Notwendigkeit eines umfassenden topographischen Ortslexi-
kons hervorgehoben, als auch angeführt, was in dieser Richtung hie und da be-
reits geschah. Ich erlaube mir nunmehr, die Aufmerksamkeit auf ein kleines
daher einschlügiges Werkchen zu lenken, das — obgleich bereits 1854 zu Wien
erschienen, doch nur weuigen bekannt sein dürfte, da es einerseits gar nicht in
denBuchhandel kam, sondern im Selbstverlage des Verfassers blieb, und anderer-
seits in einer leider gerade wissenschaftlichen Kreisen unzugänglichen Sprache ge-
schrieben ist. Der Titel dieses Werkes lautet in wörtlicher deutscher Ueber-
setzung: „Kurze Beschreibung der slovenischen Lande, und Uebersicht der poli-
tischen und gerichtlichen Eintheilung des Königreichs Illyrien und des Herzog-
thums Steyermark, mit einem beigefügten slovenischen und deutschen Namen-
verzeichnisse der Orte, Märkte, Städte u. s. w. Herausgegeben von P. Kos ler
(dermalen k. k. Notar in Sessana). Wien 1854. XVI und 57 pp. in 8.* Der Titel
gibt den Inhalt des Buches genau an. Es genügen daher einige Bemerkungen.
Die topographische Skizze der von Slovenen bewohnten Lande Krain, Kärnthen,
Steiermark, Küstenland und Theile Italiens und Ungarns ist zwar ganz kurz, aber
dennoch gediegen, charakteristisch und prägnant. Eine Kupfertafel stellt die
Wappenschilde der einzelnen Landes theile dar. Eine zürn Büchlein gehörige
Landkarte der slovenischen Lande ist vortrefflich gezeichnet und gestochen. Hier
aber interessirt uns vor Allem das „Verzeichniss der Ortsbenennungen. tf Dieses
ist nämlich derart eingerichtet, dass es auch denjenigen, die der slovenischen
Sprache nicht mächtig sind, zur Benützung zugänglich ist. Es enthält nämlich
in alphabetischer Reihenfolge ungetrennt sowohl die slovenischen, als auch die
deutschen Ortsnamen, immer unter Beifügung der zweiten Namen. So findet sich
z. B. die Stadt „Laibach tf sowohl unter diesem Schlagworte, als auch unter ihren
beiden slovenischen Namen „Ljubljana" und „Iblana," und es ist dem Worte Lai-
bach die doppelte slovenische Bezeichnung , dieser letztern aber der deutsche
Name beigefügt. Bei jedem Ortsnamen findet sich ferner angegeben, in welchem
Kronlande der betreffende Ort liege. Ist sonach diese äussere Einrichtung höchst
44 Versammlung am 5. JInner 1858.
praktisch, so verdient andererseits der Verfasser auch in Bezug auf den Inhalt
alles Lob., Die Schreibung der Namen ist höchst correct, das Verzeichniss aber
möglichst — ja, man kann sagen ganz vollständig.' Es enthält beiläufig 6000 Na-
men. Das ganze Werk aber sammt der dazu gehörigen Karte ist nicht nur ein
ehrenvolles Zeugniss für die Gelehrsamkeit und den aufopfernden Fleiss des Ver-
fassers, sondern verdient auch allseitig benutzt zu werden, da es dann dazu dient,
auch unter Deutschen die richtige Schreibung und das Verständniss slovenischer
Namen zu befördern."
Gleichzeitig erlaube ich mir noch, Qber einen anderen Gegenstand zu be-
richten. Der historische Verein für Krain, der auch topo- und geogra-
phische Untersuchungen in den Kreis seiner Aufgabe stellt, hält monatliche Ver-
sammlungen, bei welchen wissenschaftliche Vorträge aus dem Gebiete der Ge-
schichte und Topographie gehalten werden. So verlas Herr Professor Metelko
bei der XVIII. Monatsversamrolung am 5. November v. J. eine höchst interessante
historisch-topographische Skizze von Strug (zwischen Reifnitz und Seissenberg
in Krain), welche Herr Pfarrer Namre eingeschickt hatte und die im December-
hefte der Vereinsmittheilungen abgedruckt wurde. Bei der nämlichen Versamm-
lung begann auch und setzte bei der XIX. Versammlung am 3. December fort das
Vereinsmitglied Herr Wilhelm U r b a n eine Reihe von Vorträgen , deren Zweck
dahin geht, in einer kritischen Umschau Bericht zu geben, was auf dem Gebiete
der Geo- und Topographie Krains seit dem Anfange des XVH. Jahrhunderts bis
in die Gegenwart in der Literatur geleistet wurde. Diese Rundschau ist äusserst
werthvoll und vom Verfasser mit viel Umsicht und kritischem Verständniss zusam-
mengestellt. Sie wird im Jahrgange 1888 unserer Hittheilungen abgedruckt wer-
den und wird sicherlich nicht bloss künftigen Bearbeitern der Topographie Krains,
sondern auch Allen, die die Gesammtverhältnisse Oesterreichs in's Auge fassen,
die erspriesslichsten Dienste leisten."
Das ordentliche Mitglied Herr H. v. Littrow, k. k. Fregatten-Capitän,
sandte mehrere Karten und zwar 1. Einen mit Höhenschichten und verschiedenen
Farbentönen in Farbendruck von dem k. k. militärisch-geographischen Institute
ausgeführten Plan der Bai von Topla. — 2. Zwei plastische Darstellungen des
Meeresgrundes „Porto nuovo beiAncona und Bucht vonAntivari (Albanien)" nebst
den hiezu gezeichneten Schichtenplänen in Farben. — 3. Einen Lothungsplan
von Ancona mit den Sondirungen in Ziffern nach der alten Methode. — 4. Den-
selben Plan in Tiefschichten und Farbentönen; nebst einer Erläuterung dieser
Gegenstände. Herr v. Littrow bemerkte in einem dieses scfhöne Geschenk be-
gleitenden Schreiben, dass er im Jahre 1854, wo ihm der ehrenvolle Auftrag zu
Theil wurde, einen Theil der Küste von Dalmatien in den Karten der k. k. Marine
zu rectificiren und neuzulothen, überall die Methode der Darstellung in Höhen-
der besser Tief-) Schichten mit entsprechenden Farbentönen mit Vortheil anwen-
dete, und den 1 6 Miglien langen Canal von Cattaro, die Häfen vonBudna und Fräste,
Ragusa, Ragusa vecchia, Valle diBreno, Gravosa, Malfi, Calamotta, Canal von Curzola
(zwischen Curzola und Sabioncello), Hafen von Curzola (Porto Pedocchio), Rosa-
rio, Lesina (Hafen und Canal), Lissa, Citta vecchia (auf Lesina), Porto Ragosnizza,
Hafen von Sebenicco sammt Canal, Rhede von Vodizze, Hafen von Zara, und jenen
von Ancona, Pesaro und Porto nuovo von Ancona, nebst derBay von Antivari, ge-
lothet, wo es nöthig war, neu aufgenommen und den Meeresgrund in Schichten
bezeichnet, für das Archiv des hydrographischen Institutes der L k. Kriegsmarine
ausgearbeitet habe.
Die im Frühjahre 1858 fortzusetzende Arbeit dürfte wohl mit Beibehält
derselben Methode zu Ende geführt und ein für die Navigation im adriatischen
F. Foetterle. W. Haidinger. 46
Meere, besonders aber für die Küstenfahrt höchst notwendiger Handatlas der
vorzüglichsten Rheden, Häfen und Passagen dem Piloten - Buche beigegeben
werden. Dieses Piloten - Buch (Portolano), das vor mehr als 30 Jahren unter
der Leitung des jetzigen Herrn Obersten von Marieni, als Vorstand der Auf-
nahmen zur Anfertigung unserer vortrefflichen Seekarten» beinahe ganz eigenhän-
dig von ihm geschrieben wurde, ist eine so gelungene vollkommene Arbeit, dass
es wohl schwer, wo nicht unmöglich sein dürfte, etwas Aehnliches, geschweige
denn Besseres und Zweckmässigeres zu verfassen, und Jenen, die mit der Recti-
fication unserer Seekarten des adriatischen Meeres beehrt werden sollten, wird
der gegenwärtig im Gebrauche stehende Portolano des Herrn Obersten Marieni
immerhin als Urtext dienen müssen, während nur jene Correcturen vorzunehmen
wären, welche durch die Ergebnisse der Neulothungen und durch Veränderungen
an der Formation der Küste bedingt werden. Als ein auffallendes Resultat seiner
bisher vorgenommenen Lothungen im adriatischen Meere, erwähnte Herr von
Littrow hier nur, dass sich die Tiefen im Meergleichen zu jenen die vor 30
Jahren gemessen wurden, an der Küste Dalmatiens vergrössert haben, während
sie an der westlichen Küste (Italiens) geringer gefunden wurden, was deutlich für
das Vorrücken der Küsten und g e g e n das Zurücktreten der See spricht. Nähere
Untersuchungen, wie sie sich bei der zu erwartenden Küstenaufnahme von selbst
ergeben werden, mögen diese augenscheinliche Thatsache näher beleuchten , für
die übrigens schon die Topographie der Alten, bezüglich der Lage von Aqui-
leja, Ravenna, Comacchio und selbst Venedig spricht, in welch letzterer Stadt
wir Zeitgenossen selbst die untrüglichsten Beweise von dem Vorrücken der
Küste haben.
Herr k. k. Sectionsrath Hai ding er überreicht durch den Herrn Secretär
im Namen des Herrn kaiserlich russischen Generalmajors Gregor von Helmer-
s e n, der ihm das Werk zu diesem Zwecke übersandte, die von Herrn Dr. L öwe
übersetzte und von Herrn v. Helmersenin den Beiträgen (von Baer und Hel-
mers en) zur Kenntniss des russischen Reiches , wo sie den 20. Band ausmacht,
herausgegebenen „Reise nach der östlichen Kirgisen-Steppe 44 des Capitäns im
Corps der Bergingenieure W 1 a n g a 1 i. Sie erschien in russischer Sprache im Jahre
1863 erst in mehreren aufeinander folgenden Nummern des „Bergjournals" und
sodann als selbstständiges Werk, auch war in Erman's „Archiv für die wissen-
schaftliche Kunde von Russland " bereits 1864 ein Theil derselben ins Deutsche
übersetzt. In dem vorliegenden Bande stellte nun Herr von Helmersen die ur-
sprünglichen Berichte nebst neueren Mittheilungen zu einem Ganzen zusammen
und sorgte überdiess für eine sach- und sprachrichtigere Uehersetzung. Die Reise
selbst war im Auftrage der Ober-Bergbehörde in den Sommermonaten der Jahre
1849 und 1861 ausgeführt worden, und zwar 1849 die nordöstliche, 1861 die
südöstliche Steppe der Kirgis-Kaissaken, zu dem Zwecke, um einige Uebersicht
der nutzbaren Mineralvorkommen der vielen Gebirgszüge zu gewinnen, welche
diesen ausgedehnten Theil Mittel-Asiens durchziehen. Es ist diess nach einer bei-
gegebenen, nach den gegenwärtigen Kenntnissen möglichst berichtigten Karte,
die Gegend unmittelbar südlich von Seroipalatinsk und Ustkamenopolsk am Ir-
tysch, bis nach Kuldsha am Ui, der in den Balchasch-See sich ergiesst, in seinem
oberen Theile der chinesischen Dzungarei, Thianschan-Pelu der Karten angehörig.
Sie reicht vom 44° bis zum 60° N.B. und vom 90° bis 103° Oest. L. von Ferro,
westlich an den Balchasch-, östlich an den Saissan-See anschliessend, den der
Irtysch durchströmt. Wlangali's Schilderungen sind höchst wichtig und an-
regend.
46 Versammlung am 5. Jinner 1868.
In neuester Zeit ist auch in jenen entfernteren Gegenden manche Unterneh-
mungslust rege geworden. In einem Nachtrage berichtet Herr von Helmersen
über ein für den Balchasch-See vorliegendes Dampfsehifffahrts-Privilegium , Aber
die Ausdehnung der Goldwäschereien an der chinesischen Grenze» besonders
südlich vom See Ala-Kul und zwar durch Chinesen, die mit grossen Entbehrungen
sich selbst in dieses den Kirgisen zuständige Gebiet wagen. „Es ist eine Leiden-
schaft für das Suchen und Ausbeuten edler Metalle in die Chinesen gefahren, so
dass sie bereit sind, sich mit den Kirgisen herumzuschlagen; nur Eins fiirchten wir,
sagen sie, das ist — die Flinte. M Es bezieht sich diess nicht nur auf das Gold,
sondern auch auf Silber werden neuerdings viele Arbeiten unternommen , wie
diess vorzüglich in dem chinesischen Gebiet der Umgebungen des See's Gsairam
der Fall ist, der von allen Seiten von Gebirgen mit Silbererzen in Ueberfluss um-
geben ist, besonders aber in den Bergen Ssun-schu, welche sich am Passe Ka-
ketom mit den Alatan-Rücken gerade gegenüber den Quellen der Lepssa und des
Karatal vereinigen. Man schliesst daraus auch auf ähnlichen Reichthum in dem
kirgisischen Gebiete, wie diess auch die Fundgruben amTentekssu bestätigen. Süd-
westlich von W 1 a n g a I i 's Fortsetzungsgebiet liegt die von Semenowin der neue-
sten Zeit bereiste Umgebung des See's Issi-kul, die er von Kopalsk aus unternahm.
Herr k. k. Sectionsrath Hai ding er legte die neuesten von der „Novara*
eingelaufenen Nachrichten in einem Schreiben des Herrn Dr. H ochste tt er an
ihn vor, begonnen am 11. September, geschlossen am 15. desselben Monats zur
See, unter 34° s. Breite undl w. Länge von Greenwich. Dr. Hochstetter schreibt:
»Double double toxi and trouble, fire bunt and cauldron bubble," das Wort, das
Sie auf unsere letzten Tage in Wien anwendeten — es gilt fiir jede Station, an
der wir nach langer Seefahrt landen und es ist ein besonderes Glück, welches uns
bis jetzt begleitete, dass es im thatsächlichsten Sinne nicht auch für unsere See-
fahrten gilt, denn sonst würde es mit Müsse und Zeit für die Berichte in die Hei-
math sehr schlecht aussehen. So aber findet man sie wenigstens theilweise auf
hoher See, und wenn die offene See zwischen Amerika und Afrika in der Nähe
von Tristan d'Acunha, in dessen Länge, aber um 300 Meilen nördlicher wir uns
heute befinden, uns auf hohen langen Wogen auch tüchtig schaukelt, so hindert
mich das doch nicht am Schreiben, zu dem ich in Rio Janeiro leider nicht mehr
kommen konnte. Meine Nachrichten kommen daher wohl etwas spät, aber nach meiner
Berechnung gerade recht zum Anfang der Winter-Saison. Könnte ich selbst der
ersten Sitzuug der geologischen Reichsanstalt, in der sich die Freunde wieder-
sehen, um einander die Erlebnisse und Resultate des Sommers mitzutheilen, bei-
wohnen, so könnte ich Ihnen wohl auch Manches erzählen, nicht, wie sonst, aus
Böhmen, sondern aus fernen Gegenden, und doch in vieler Beziehung ganz Aehn-
liches. Die Basalte, Phonolithe, Trachyte und Tuffe auf Madeira haben mich leb-
haft an das böhmische Mittelgebirge erinnert, und bei Rio de Janeiro war ich
zwischen Graniten und Granat -führenden Gneissen wieder ganz im Böhmerwalde.
Das Materiale ganz dasselbe, aber die äussere Form gänzlich verschieden. Sogar
Gneiss und Granit, nicht blos Thiere und Pflanzen, nehmen unter den Tropen
tropische Formen an; doch darüber später; zuerst ist es meine Pflicht, Ihnen
über die Ausführung der verschiedenen Aufträge, welche Sie mir für Rio Janeiro
gegeben haben, zu berichten.
Schon den zweiten Tag nach unserer Ankunft in Rio hatte ich die Ehre, durch
N J\V Dr. Schüch de Capanema, der vor mehreren Jahren in Wien am polytech-
r nischen Institute studirte, jetzt Besitzer einer Papierfabrik in der Sierra d'Estrella
und Professor der Geologie und Mineralogie an der kaiserlichen Militär-Akademie
zu Rio ist, in eine Abend-Versammlung des kaiserlichen historisch-geographischen
W. ihudinger« Dr. HochsteUer. 47
Institutes eingeführt und daselbst dem Kaiser Dom Pedro II. vorgestellt zu werden.
Se. Majestät ist Protector dieses wissenschaftlichen Institutes, das gewissermassen
die Akademie der Wissenschaften in Rio ist» und führt bei den Sitzungen, die
alle 14 Tage Freitag Abends von 6—8 Uhr stattfinden, persönlich den Vorsitz.
Nachdem die Mitglieder des Institutes den Kaiser beim Eintritt in den Sitzungs-
saal nach üblicher Sitte durch Handkuss begrüsst hatten , wurde ich vorgestellt
und sprach dem Kaiser genügend aus, dass ich den Gruss der k. k. geologischen
Reichsanstalt und der k. k. geographischen Gesellschaft in Wien an das k. histo-
risch-geographische Institut überbringe, und dass es der Wunsch dieser Gesell-
schaften sei, mit dem Institute in bleibende wissenschaftliche Verbindung und re-
gelmässigen Schriftenaustausch zu treten, worauf Se. Majestät erwiederte, dass
auch Er das sehr wünsche, eine solche Verbindung könne nur von Vortheil für
die Wissenschaft in Brasilien sein. Während der Sitzung selbst übergab ich so-
dann im Verlauf der Tagesordnung Ihr Schreiben an den Präsidenten des Institu-
tes» Visconte deSapucahy, der es verlas. Es ergab sich, dass die früheren Bü-
chersendungen von Seiten der k. k. geologischen Reichsanstalt nicht vollständig
angekommen waren, es fanden sich in der Bibliothek des Institutes nur einige Hefte
unseres Jahrbuches vor. Daher bot ich alsbald ein vollständiges Exemplar sämmt-
licher Publicationen der geologischen Reichsanstalt so wie die Publicationen der
Freunde der Naturwissenschaften an, die mit grossem Danke angenommen wurden
und die ich dann in einer späteren Sitzung vorlegte. Aehnliches Missgeschick, wie
Ober der ersten Sendung von Seiten der geologischenReichsanstalt muss aber auch
über der Gegensendung von Seiten des historisch-geographischen Institutes an
die geologische Reichsanstalt geschwebt haben, da in Wien nichts ankam. Der
Kaiser sagte in portugiesischer Sprache und liess mir durch Dr. v. Capanema
verdolmetschen, dass ihm unerklärlich sei , wie weder die eine noch die andere
Sendung den Ort ihrerBestimmung erreicht habe, und ordnete huldvollst die Ab-
sendung eines zweiten Exemplares der Druckschriften des historisch-geographi-
schen Institutes an die k. k. geologische Reichsanstalt an.
In einer späteren Sitzung des historisch-geographischen Institutes am 21.
August, in welcher die Naturforscher der „Novara", Dr. Scherzer, Frauen-
feld, Zelebor und ich in corpore erschienen und dem Kaiser vorgestellt wurden,
waren auch bereits drei vollständige Exemplare der Revista trimensal de Insti-
tuto historico e geographica do Brazil, die dreimonatlichen Lieferungen vom
Jahre 1841 bis 1886 umfassend, vorbereitet, und wurden uns noch vor der Ab-
reise der „Novara" durch den Vicepräsidenten des Institutes Manoel Ferreira
Lagos übergeben. Zwei der Exemplare werden vom Ca p der guten Hoffnung aus
abgeschickt werden, das eine f&rdiekais. kön. geologische Reichsanstalt, das andere
für die kaiserliche Akademie der Wissenschaften bestimmt. Das dritte wird
Dr. Scherzer, wie er mir sagte, von Madras aus an die kais. kön. geo-
graphische Gesellschaft einsenden. Se. Majestät der Kaiser unterhielt sich
nach der Sitzung mit jedem Einzelnen von uns aufs Freundlichste und
Herablassendste, erkundigte sich über die wissenschaftlichen Resultate der Aus-
flüge, welche wir in der Umgegend gemacht, und gab, indem Er jeden Ein-
zelnen in seinem Fach auf interessante Punkte aufmerksam machte, den hohen Grad
naturwissenschaftlicher Bildung und das warme Interesse für die Wissenschaft zu
erkennen, durch die sich Se. Majestät so sehr auszeichnet. Vor der Abreise aber
wurden wir noch durch ein sehr interessantes huldvolles Geschenk überrascht,
indem uns der Kaiser je ein Exemplar der von ihm selbst veranstalteten Pracht-
Ausgabe des neuesten, in Brasilien sehr hochgehaltenen Heldengedichtes a Con-
48 Versammlung am 5. Jinner 1858.
federagao des Tomayospor Damingos Jose Goncalves de* Magelhäes Ober-*
geben Hess."
Ueber die neue grossartige Durchforschungs-Expedition des brasilianischen
Kaiserreichs berichtet Herr Dr. Hochs tetter, was er in Rio zumTheil yon meh-
reren Mitgliedern derselben in Erfahrung brachte.
„Das Unternehmen ist einer Commission anvertraut, die den Namen fährt:
„Kaiserliche wissenschaftliche Commission zurDurchforschnng des Innern einiger
Provinzen von Brasilien" und besteht aus 8 Sectionen:
1 . Botanische Section : Dr. Francisco Freire-Allemao, zugleich Pre-
sident der Commission; Adjunct: Dr. Manoel Freire-Allemao.
2. Geologische und mineralogische Section: Dr. Professor Guilherme
SchQch de Capanema; Adjunct: Miguel Antonio da Silva.
3. Zoologische Section: Dr. Manuel Ferreira Lagos; Präparatoren:
Joao und Lucas Villareal mit zwei Gehilfen.
4. Astronomisch - geographisch - physische Section : Professor Giacomo
Raja Gabaglia, mit drei Marine- und fünf Genieoffizieren als Adjuncten.
8. Ethnographische Section: Dr. Antonio GoncalvesDias, der Dichter,
zugleich mit der Reisebeschreibung beauftragt.
Professor Jos6 dos Reis Carvalho wird die Expedition als Maler und
Photograph begleiten.
Das historisch-geographische Institut hat bereits Instructionen fttr diese
Commission ausgearbeitet, die von der Regierung genehmigt wurden, Instructio-
nen, welche weniger wissenschaftliche Vorschriften enthalten, als vielmehr nur
die allgemeinen für den praktischen Nutzen des Landes wichtigen Gesichtspuncte
hervorheben.
Die astronomisch-geographische Section ist besonders stark bedacht , weil
es in Brasilien an guten astronomischen Ortsbestimmungen noch gftnzlich mangelte.
Vermessungen, wo solche stattfanden, wurden bisher und auch jetzt noch nur mit
der Boussole ausgeführt. Die Aufgabe der Commission ist es , durch Ziehung
eines trigonometrischen Netzes eine Grundlage für spätere Catastral- Vermessun-
gen zu gewinnen.
Die Expedition soll auf das Grossartigste ausgerüstet werden ; schon jetzt
beläuft sich der Kostenaufwand für in Europa angekaufte und bestellte Apparate
und Instrumente auf sehr hohe Summen. Vieles haben wir selbst schon reisefertig
verpackt gesehen. Eben so grossartig sollen die Mittel sein, welche der Commis-
sion während der Dauer der Expedition selbst zu Gebote stehen. Capanema
sprach von 200,000 fl. jährlich.
Die Commission soll im Mai 1858 ihre Arbeiten in der Provinz Ceara begin-
nen und dieselbe auf die Grenzprovinzen Rio Grande do Norte, Parahyba, Pernam-
buco, Piauhy und Maranhao ausdehnen. Diese Arbeiten werden jedoch nur als
provisorische Vorarbeiten betrachtet, um nach den dabei gesammelten Erfahrun-
gen dann nach einem grösseren Plane definitive Arbeiten vorzunehmen , die sich
nach und nach über den ganzen grossen Kaiserstaat ausdehnen sollen. Das Unter-
nehmen wird als ein nationales betrachtet und behandelt, und Ausländer scheinen
vor der Hand principiell ausgeschlossen zu sein.
Da ich nun schon einmal bei den Symptomen eines wissenschaftlichen Le-
bens bin, welches sich in Brasilien unter der väterlichen Aegide des Kaisers
selbst zu entwickeln beginnt, so muss ich auch noch die Palestra seienüfiea
erwähnen, den neuesten, erst seit 1856 bestehenden naturhistorischen Verein zu
Rio, zu dessen correspondirenden Mitgliedern der Commodore B. von Wüllers-
torf und die Naturforscher der „Novara," als sie in corpore der Sitzung am
Dr. Hochstetter. 49
21. August im Saale der k. k. Militär-Akademie beiwohnten, ernannt wurden. Es
war ein hübscher Zufall» dass gerade in dieser Sitzung das eben erschienene
erste Heft der Publicationen dieses Vereins, unter dem Titel : Revista Brasiliera,
Journal de sciencias lettras e artea dirigido por Candido Baptista Olimer a vor-
gelegt wurde und gleich an die neuen correspondirenden Mitglieder vertheilt
werden konnte. %
Noch erwähne ich, dass ähnlich, wie in Wien in der „ Wiener Zeitung," so
in Rio in dem officiellen „Jornal do Commercio" die Sitzungsberichte des Institu-
tes, wie der Palesira veröffentlicht werden.
Sie sehen aus diesen Mittheilungen, dass in Brasiliens Kaiserstadt sich wis-
senschaftliches Leben und Treiben unter ganz ähnlichen Formen zu entwickeln
beginnt, wie in Europa schon seit langer Zeit. Dass dabei Manches bis jetzt
blosse Form ist, in die ein gehaltvoller Inhalt erst hineinwachsen, sich hineinleben
muss, lässt sich nicht läugnen. Aber das ist bei aller beginnenden Entwicklung,
wo die Form, unter der die BlQthe sich entfalten muss, schon im Voraus gegeben
ist, der nothwendige Fall. Und wenn Brasilien, das bis jetzt die Kenntniss seiner
ReichthQmer und seiner Naturschätze fast nur Ausländern, und darunter vorzugs-
weise deutschem Fleiss und deutscher Wissenschaft verdankt, nun aber auf eige-
nen Füssen zu stehen sucht, lohnende Früchte dieses selbstständigen Strebens
auch erst nach langen Jahrzehnten , wo wieder andere Namen die Träger dieser
Bestrebungen sind, ernten sollte, so gebührt doch dem jetzigen Kaiser das un-
sterbliche Verdienst, zu alledem die Grundlage gelegt zu haben.
Dass in Brasilien das Verdienst Oesterreichs für die Kenntnisse des Landes
nicht vergessen ist, das bewies die überaus freundliche Aufnahme, welche uns
die Männer der Wissenschaft in Rio angedeihen Hessen, das beweisen die zuvor-
kommendsten Anordnungen der kaiserlichen Regierung, um der „Novara tf -Expe-
dition den kurzen Aufenthalt in Rio de Janeiro so nutzbringend als möglich zu ma-
chen. Ein bemerkenswerther Toast bei Gelegenheit einer Fischerei und Jagd,
die mehrere Mitglieder jener Untersuchungs-Commission für die „Novara*-Expe-
dition veranstalteten, galt n Oesterreich M als dem Staate , der Brasiliens Unab-
hängigkeit zuerst anerkannte, der Brasilien eine Kaiserin geschenkt, und der die
erstere grössere wissenschaftliche Expedition nach Brasilien geschickt (die Expe-
dition vom Jahre 1817, welche die Erzherzogin von Oesterreich begleitete). "
Herr Sectionsrath Haidinger nennt dazu noch die von dem Herrn k. k.
Bergrath Foetterle auf die Einladung der Herren v. Martiusund Sturz zusam-
mengestellte erste geologische Karte von Brasilien.
Für geologische Nachrichten bezieht sich Herr Dr. Hochstetter auf
ausführliche, von ihm an die Kaiserliche Akademie der Wissenschaften einge-
sendete Berichte. Es war bestimmt worden, dass während des Aufenthaltes der
„Novara" in der Simons-Bay Dr. Hochstetter auch die Algoa-Bay besuchen
würde, wenn eine Dampfschiffverbindung den Ausflug möglich machte. Gelingt
diess, so schreibt Dr. Hochstetter noch einmal, vom Cap, sonst wohl erst vier
Monate später von Madras nach dem Besuch von St. Paul und Amsterdam und
Ceylon. „Halten Sie uns während dieser Zeit nicht für verloren, sondern denken
Sie sich Im Gegentheil , dass wir reich durch das auf jenen Inseln gewonnene
Material und den Vollgenuss der herrlichen tropischen Natur Ceylons eines benei-
denswerthen Daseins uns erfreuen. u Er fügt noch hinzu: »Dass Dr. Robert L al-
lem an t, unser bisheriger Reisegenosse , auf seinen eigenen Wunsch in Rio de
Janeiro ausgeschifft wurde, ist Ihnen wohl schon längst bekannt, a und schliesst
„mit den herzlichsten Grüssen an alle Freunde und Collegen."
MiMkeUsafcn d«r k. k. ftofr. GmlUobaft. II. Bd. |. Htft. 4
SO Versammlung am 5. Jinner 1858.
Herr k. k. Rath A. Steinhauser» hielt einen Vortrag Ober Entstehung
und Ausbildung der Schichtenkarten überhaupt und in Oesterreich insbesondere
aus Veranlassung der von dem nunmehrigen k. k. Fregattenkapitän und Director
der nautischen Akademie inTriest, Herrn Heinrich von Littrow, eingesendeten
Mittheilung über neue Hafenaufnahmen im adriatischen Meere» welche mit Linien
gleicher Tipfe versehen sind und durch zunehmend dunkleren Farbendruck die
wachsenden Tiefen des Meeresgrundes bezeichnen. (Siehe S. 44 und Abhandlun-
gen dieses Heftes Nr. IV.)
Herr Dr. Hermann Schlagintweit, der mit seinen beiden Brüdern
Adolph und Robert durch nahe drei volle Jahre in Ostindien und im Himalaya-
Gebirge mit Unterstützung Sr. Majestät des Königs von Preussen und der ost-
indischen Compagnie sich aufhielt, und von dort im Monate Juni v. J. zurückge-
kehrt war, gegenwärtig aber für eine kurze Zeit sich in Wien aufhält, theilte einige
ethnographische Beobachtungen über die drei grossen Volksgruppen mit, welche
gegenwärtig Ostindien bewohnen, und zwar die ursprünglichen Einwohner,
die Hindus und ihre in Kasten gesonderten Abkömmlinge, und die mongolischen
Mussulmans; er zeigte mit Bezug hierauf namentlich die Broncemaske eines Son-
thals, d. i. eines der noch unverändert gebliebenen ursprünglichen Einwohner,
ferner einige Original-Miniaturbilder, Theile einer Gallerie von Porträten von
Abkömmlingen der Randschit-Sings-Dynastie. Herr Dr. H. Schlagintweit
legte ferner eine von Ostindien mitgebrachte grosse Karte vom oberen Irrawaddy
und eine Liste sämmtlicher meteorologischen Beobachtungs-Stationen, bei 1 68 an
der Zahl, vor, an welchen während seiner Anwesenheit in jenem Lande zum
grossen Theile auf seine Veranlassung Beobachtungen gemacht wurden ; diese
waren an einigen Puncten mit wirklicher Sorgfalt, und an allen für mittlere Ver-
hältnisse ganz gut brauchbar angestellt.
An den Vortrag des Herrn Dr. Hermann Schlagintweit anknüpfend,
machte Herr k. k. Sectionsrath L. Ritter von Heufler die Mittheilung, sein
Vorredner habe sich an ihn gewendet, um anthropologische Untersuchungen
an einzelnen Individuen reiner Abstammung einiger österreichischer Völker-
schaften, namentlich auch an Zigeunern anzustellen , welche bekanntlich
nach dem Ergebnisse der neuesten Forschungen in verhältnissmässig später
Zeit eingewanderte Indier sind. Es sei ihm gelungen, dem Wunsche des
Herrn Schlagintweit zu entsprechen. Bei dieser Gelegenheit habe er sich
erinnert, ein zigeunerisches Wörterverzeichniss zu besitzen, welches er im
Jahre 1880 einem Zigeuner in Hermannstadt abgefragt und niedergeschrieben.
Herr Dr. Hermann Schlagintweit habe die Güte gehabt, dieses Verzeich-
niss in Beziehung anf seine Uebereinstimmung oder Verwandtschaft mit dem
Hindostani, der Vulgärsprache Ostindiens; zu prüfen. Da habe sich die Vermuthung
bestätiget, dass auch die siebenbürgischen Zigeuner noch einen Schatz von Wör-
tern besitzen, welche mit dem Hindostani identisch oder doch nahe verwandt
sind. Da die Zigeuner sich ihrer Sprache nur in ihrem gegenseitigen mündlichen
Verkehr bedienen, so ist vorauszusetzen, dass dieselbe immer mehr von dem
Einflüsse der Sprachen des Landes, in welchem sie gerade leben , zersetzt wird.
Diesem Einflüsse sind bei den siebenbürgischen Zigeunern vorzüglich die vielen
rumänischen Wörter zuzuschreiben. Auch hat die langsame Wanderung von
Indien bis Siebenbürgen gewiss auch einen Einfluss auf ihre Sprache gehabt, so
dass ein Linguist, der sich in die Sprache der siebenbürgischen Zigeuner vertiefte,
in derselben Anhaltspuncte finden müsste, um auf den Gang ihrer Wanderungen
und selbst auf die Dauer ihrer Wanderplätze Schlüsse zu ziehen. Bei der Sprache
L Ritter ?. Heufler.
Sl
der siebenbürgischen Zigeuner gehören wohl die slavischen und griechischen
Spuren hieher. In dem folgenden Wörterverzeichnisse, welches lediglich als eine
Anregung zu weiteren Studien anzusehen sei, bedeutet das zweite Wort in jeder
Zeile die Angabe des Hermannstädter Zigeuners. Wo ein drittes Wort ohne Be-
zeichnung seiner Herkunft folgt, konnte Herr Dr. Hermann Schlagintwett es
als identisch oder nahe verwandt im Hindostani beisetzen.
tlgeiierisches Wirterorielehalss
Sonne, kam.
Mond, tsohomät, tsand tS = ts«h.
Stern, stele.
Erde, epd.
Wuser, paiSi, nanl
Luft, aier.
Wind, barbaL
Regen, delopani (es regnet).
Hagel, delobar (es hagelt).
Fener, jag, äg.
Es ist warm, tatschipe.
Baum, porikin.
Vater, dat.
Matter, manlä, ma.
Sohn, tschau.
Tochter, tschei.
Mensch, maniis.
Kopf, scheron, sir.
Bruder, prahl.
Schwester, pehn.
Auge, jaka, ak.
Augenbrauen, sbrietsohenje.
Nase, nak, nag.
Mund, mdc, mu.
Ohr, kahn, khan.
Zahn, dant, danl
Zunge, tschip, tschib.
Hand, wast.
Nagel, nugie.
Nasenlöcher, nari.
Nagel (an der Wand), karfint.
Leben, schiwas.
Tod, mulön.
Pferd, grast
Hund, schukSnL
Maus, tschuoka,
Vogel, tschirigli, tsiria.
Feder, p6ru.
Ei, anron, anda.
Hörn, sehing, sing (oder singh ?)
Stadt, fore.
Geld, Iowa.
Essen, ohau (ich esse), gehen wir cum Essen,
dschasa mete ohas kau.
Trinken, pau (ich trinke), pfo.
Singen, siliabau (loh singe).
Schlafen, sowau (ich schlafe).
Lieben, mange drago (mir lieb).
Nehmen, lau (loh nehme), lau = Imperativ.
Ich trage, me pirlawän*
loh koche, kerawau.
Geh, soha, tschau.
Ich, me, mal = mir.
Du, tu, tum.
Wir, ame, ham.
Ihr, tumu, tum = du.
Er, koko.
Ich esse, me ohau, ham kata, loh esse (Con-
jugation im hindost, verschieden: fort,
verloren) ;
du issest, tu chas ;
er isst, wo ohal, auch koko chal;
wir essen, ame ohas;
ihr esset, turne chan,
sie essen, kekolachan;
ich habe gegessen, me chalium ;
du hast gegessen, tu ohalial;
er hat gegessen , koko ohaliast ;
wir haben gegessen, ame ohaliam ;
ihr habt gegessen, tu me ohalian ;
sie haben gegessen, kokola chalian ;
ich werde essen, me kai ohau ;
du wirst essen, tu kai ohas ;
ihr werdet essen, turne kai chan u. s. w.
eins, jek, ek.
zwei, dtti, do;
drei, trie, tiu;
vier, star, tsohar;
fünf, pantsch, pantsch;
sechs, schon, tsohe;
sieben, efta, sat;
aoht, htouoo, at;
4»
«2
Veraimnlnng un 19. Jlnner 1858.
♦ «
nenn! neja, no;
sehn, desoh, das;
eilf, desohjek, egaza;
zwanzig, bisch, bis;
einundzwanzig, bisch dejek u. 8. w.
dreissig, dranda, t£s;
vierzig, zaranda, tsohalls;
fünfzig, penda, patschls;
sechzig, schouardesch, sät;
siebzig, efta ardesch u. s. w. ;
hundert, ischö'l, sau;
zweihundert, duischtil, do sau;
tausend, milia, hasar;
eintausend, jeokmilia u. s. w.
Ich bin, me ljom;
du bist, tu ljal ;
er ist, koko ohin;
wir sind, ame ljam ;
Ihr seid, tu me ljan;
sie sind, kokola ohin;
ioh habe, m' anhin;
du hast, tuthin;
er hat, koleshin;
wir haben, amenhin;
ihr habt, tumenhin;
sie haben, kokoleshin.
reich, barwalou, bara = gross walla= Indi-
viduum;
arm, tscheroü, tXöta = klein ;
gross, barou, bara;
klein, zinoii;
schön, sohukare;
garstig, sohungalu;
gut, latschön, atsoha;
bös, nasul.
Gott, gulodel.
Winter, Jöwend.
Frühling, nur rumSnisoh : primevare.
Sommer, milej.
Herbst, nur rumänisch: tuomne.
kalt, Schill.
warm, tatön.
Jahr, boraoh, baras.
Monat, teohom.
Tag, djess.
Abend, rati.
Morgen, tosügla.
Nacht, ratjal, rat.
Haus, kör, ghar.
Kerze, momell (mom = Waohs).
weiss, parnou.
schwarz, kal6u, kala
roth, lolou, laL
Die anderen Farbennamen sind nur mehr
rumänisch.
Blatt, patrin.
Wald, wesoh.
Gras, dsohjar.
Blume, lulug).
Fisch, matschou, mitsehli.
Kuh, guruni.
Schwein, balou.
Stier, guru.
Lamm, bakrou, pikrl.
Apfel, pahba.
Birne, ambrouL
Zwetschke, tsohiHewe.
Traube, draka.
Weingarten, resa.
Korn, dju.
Hafer, dachen, tschau =t= Getreide im Allge-
meinen.
Fuss, punrou, biun.
Finger, neja; auch Zehen heissen so.
Gesicht, muj, mu=Mund.
Brust, kolin.
Bücken, dumou.
Bauch, por.
Herz, odj.
1
Versammlung am 19. Jänner 1858.
Der Herr Präsident, Se. Durchlaucht K. H. Fürst v. Salm-Reif fer scheid,
führte den Vorsitz. Er eröffnete die Sitzung mit der erfreulichen Mittheilung,
dass auch Se. kaiserliche Hoheit der durchlauchtigste Herr Erzherzog Alb recht
der k. k. geographischen Gesellschaft als Ehrenmitglied beizutreten geruht haben
und las das folgende hierauf bezügliche, an Herrn k. k. Sectionsrath Haidinger
gerichtete Schreiben vor ;
F. Foeiterle. J. Schmidt 83
„Seine kaiserliche Hoheit der durchlauchtigste Erzherzog Albrecht, mein
gnädigster Herr, haben mir den angenehmen Auftrag ertheilt, Euer Wohlgeboren
für die Höchstdemselben wiederholt zugesendeten Mittheilungen der k. k. geo-
graphischen Gesellschaft zu danken und Eurer Wohlgeboren zugleich zu eröffnen,
dass Seine kaiserliche Hoheit der unterm 31. October v. J. erhaltenen Einladung
mit Vergnügen Folge geben, einer Gesellschaft als Ehrenmitglied beizutreten,
welche nach so kurzem Bestehen schon so schöne Erfolge in der ihr gestellten
Aufgabe erzielt hat, der Wissenschaft und dem Vaterlande nützlich zu sein.
Wien am 9. Jänner 1888. Braida m. p.
G. M."
Ueber Antrag des Herrn Präsidenten erhob sich die ganze Versammlung,
um hiedurch Seiner kaiserlichen Hoheit dem durchlauchtigsten Herrn Erzherzoge
ihren Dank für die ihr durch diesen Beitritt erwiesene höchste Ehre aus-
zudrücken.
Ueber Antrag des Ausschusses wurden von der Versammlung den Statuten
entsprechend folgende Herren zu ordentlichen Mitgliedern der Gesellschaft ge-
wählt: K. Glas), Professor an der k. k. Oberrealschule am Schottenfeld, Ed.
Haueis, Lehramtscandidat, 0. Kotschy, evangel. Pfarrer zu Bistritz bei Te-
schen, S. von K£ler, Hauptmann im k. k. General-Quartiermeister-Stabe, und
K. Brunner von Wattenwyl, k. k. Telegraphen-Director.
Der Herr Secretär Foetterle legte die der Gesellschaft zugekommenen
Druckschriften vor. Er erwähnte insbesondere der, der Gesellschaft als Ge-
schenke zugekommenen „Klimatologischen Untersuchungen " yon Dr. Mühry, und
der ersten aus zwei Blättern bestehenden Lieferung der „Höhenschichtenkarte
ron Centraleuropa" von dem k. hannov. Major A. Papen, über welche der Ver-
sammlung später ausführlichere Mittheilungen gemacht werden. Einen reichen
Beitrag fllr ihre Bibliothek erhielt die Gesellschaft ferner von den Vereinen und
Instituten zu Agram, Botzen, Graz, Kronstadt, Linz, Mailand, Moskau, Padua, Pest,
Wien u. s. w.
Herr Secretär Foetterle theilte aus einem erst vor wenigen Stunden ihm
zugekommenen Schreiben des Astronomen Hrn. J. Schmidt in Olmüz eine Nach-
richt Ober das in OlmQtz und der Umgebung am 18. Jänner 1. J. Abends verspürte
Erdbeben mit, die um so authentischer ist, als sie von einem Manne herrührt,
dessen ausgezeichnete Leistungen in dieser Richtung allgemein bekannt und aner-
kannt sind. Herr Schmidt schreibt über dieses Erdbeben folgendes :
„Wenige Minuten nach der Erschütterung erhielt ich darüber die erste
Kunde, und bereits um Mitternacht hatte ich 12 Aussagen gesammelt, welche
keinen Zweifel mehr zuliessen« Das Erdbeben war von vielen Personen in Olmütz
verspürt, namentlich von Damen, welche sich in den oberen Stockwerken der
Häuser befanden. Die meisten Beobachtungen in der Stadt deuten auf 2 Stösse,
deren letzter der stärkere war. Die schwingende oder die Wellenbewegung ist
wahrscheinlicher als jede andere, und hiemit stimmen auch die meisten Wahrneh-
mungen aus der Umgegend von Olmütz überein, so wie mit der Bemerkung, dass
die Erschütterung ungefähr von Süden nach Norden ging.
Das unterirdische Getöse, oft schwer von dem Geräusche der erschütterten
Gebäude zu unterscheiden, ward nur an 1 oder 2 Orten vernommen. Die übrigen
Erscheinungen sind die gewöhnlichen, die bei jedem einigermassen fühlbaren
Erdbeben erzählt werden: Bewegung der Mobilien, Klirrender Gläser, Unruhe der
Hausthiere und namentlich das Herabfallen der Vögel, die schon schliefen, auf den
Boden ihrer Käfige, so wie ängstliches Umherflattern. Ich habe mich sogleich be-
54 Versammlung am 19. J&nner 1858.
müht, genaue Zeitangaben zu erhalten, ich war schon am folgenden Tage so glück-
lich, deren zwei sehr zuverlässige in Erfahrung zubringen. Die eine röhrt her von
Herrn Bar. Jos. E i c h h o f f, die andere yoiu Herrn Prof. Karl Heller. Beide Herren
sahen augenblicklich auf ihre Uhren; der Stand der ersten war 6 Stunden vorher
mit der Zimmeruhr des Herrn Prälaten E. Ritter v. Unkrechtsberg verglichen
worden, die andere verglich ich 19 Stunden nach dem Erdbeben mit meiner Uhr
und durch diese mit der Sternzeit-Pendeluhr der Sternwarte. Indessen wird sich
die Gleichung der astronomischen Pendeluhr erst aus den Zeitbestimmungen am
Meridiankreise genauer ermitteln lassen. Ist dies geschehen, so wird die genauere
Kenntniss der Correction des Zimmerpendels möglich, und sonach die der beiden
anderen Uhren, welche zur Bestimmung des Momentes der Erschütterung gedient
haben. Vorläufig kann dies Zeitmoment auf 8 U. 22 M, mittlere Zeit von Olmütz
gesetzt werden. Zeitangaben von andern Orten werde ich erst näher untersuchen,
ehe ich sie bekannt gebe. Es liegen deren vor, und zwar mit Angabe der Minuten
von noch vier anderen 'Orten. So viel mir bis zum Mittag des 18. Jänner bekannt
wurde, ist das Erdbeben in folgenden Orten, zum Theil recht stark , verspürt
worden:
In Mähr. Ostrau, Prerau, Brodek, Tobitschau, Klenowitz, Prossnitz, Na-
miest, Olmütz, Sternberg und Hohenstadt.
Nicht bemerkt ward es angeblich in Wisternitz bei Olmütz, in Hombok,
in Mähr. Neustadt und in Schönberg.
Dagegen erhielt ich gestern die Nachricht, dass um 1 1 % Uhr Nachts eine
schwache Wiederholung des Erdbebens verspürt ward, und zwar zu Olmütz und
Hombok, in welchem letzten Orte der Stoss von 8 h. 22* wie es scheint, unbe-
merkbar vorübergegangen war.
Die ferneren Sammlungen der noch zu erwartenden Nachrichten , so wie
die Ausarbeitung derselben wird der Gegenstand einer späteren Mittheilung sein. u
Herr 0. Freiherr von Hingenau machte folgende Mittheilung:
„Die k. k. geographische Gesellschaft hat durch ihren Ausschuss die Han-
delskammern zum Schriftenaustausche eingeladen und ihre Einladung fand in über-
raschend kurzer Zeit von beinahe allen Handels- und Gewerbekammern der Mon-
archie die freundlichste Erwiederung durch alsogleiche Uebersendung ihrer
Berichte, in denen sich aussei* den bekanntlich oft sehr reichhaltigen statistischen
und wirtschaftlichen Daten auch theilweise höchst werthvolle topographische
und allgemeine geographische Materialien befinden.
Diese Handelskammerberichte — allerdings nicht gleich in ihrem Werthe
— aber immerhin eine nicht unbedeutende Quelle der Landeskunde, theilen mit
den Gymnasial- und Realschulprogrammen das bes^eideue Loos häufig ungele-
sen auf den Fächern einer Bibliothek oder in den Räumen ämtlicher Gehäude zu
veralten und doch verdienen beide Arten von Publicationen näher gekannt und
gewürdigt zu sein. Wenn durch deren Zugänglichkeit in unserer Gesellschafts-
bibliothek vielleicht Anlass genommen wird, dass mehrere unserer geehrten Mit-
glieder bisweilen in diesen Fundgruben einheimischer Landeskunde Belehrung
oder Auskunft suchen, so ist schon Einiges gewonnen; allein es enthebt nicht
von der Pflicht auch von Zeit zu Zeit Erwähnung von derlei wenig bekannten
Materialien zu machen und in dieser Beziehung mache ich mir es zum Vergnü-
gen, dass mir vom Ausschuss dieser Gesellschaft der Auftrag geworden, über
einen dieser Handelskammerberichte eine eingehende Mittheilung zu machen.
Es ist der Bericht der Handels- und Gewerbekammer der Provinz Pavia
— des südwestlichen Endpunktes unserer Monarchie, den ich die Ehre habe,
0. Frfi. t. Hmgenau. 85
Ihnen vorzulegen. — Ich bemerke in vorhinein, dass ich mich an diesem Orte
hauptsächlich auf die vorwiegend geographischen Daten einlassen will und die
statistisch-nationalökonomischen, welche in dem Werke überwiegen, nur andeu-
ten und den hiezu berufenen Organen zu weiterer Würdigung und Verbreitung
empfehlen und überlassen muss, allein ein Ueberblick über den Inhalt des ganzen
Berichtes dürfte doch nicht überflüssig sein.
Während der uns ebenfalls zugekommene Bericht derselben Handelskammer
für das Jahre 1852 nur 52 gross Octav Seiten mit einigen Tabellen umfasst, bildet
der im Jahre 1857 erschienene für die Jahre 1853 — 1856 einen starken Band
von 270 Seiten mit zahlreichen Tabellen und einer im grossen Maasstabe ausge-
führten Industriekarte der Provinz Pavia und zerfällt in zwölf Abschnitte,
denen ein einleitendes Schreiben an das k. k. Ministerium vorangeht und zwei An-
hangsstücke folgen. Diese Abschnitte sind :
I. Ein Ueberblick über die historischen Ereignisse der Jahre
1853, 1854, 1855 und 1856, welcher in dem Einbegleitungsschreiben
mit den Worten gerechtfertigt wird : „Die Kammer hielt es für angemes-
sen, dem gegenwärtigen Berichte eine allgemeine Uebersicht der bedeut-
samsten Ereignisse des Quadrienniums voranzuschicken, weil diese in eini-
ger Beziehung zu den Zuständen des Landes stehen und weil viele Thatsa-
chen, welche den Fortschritt des Handels und der wirtschaftlichen In-
teressen betreffen, eben nur in der Zeitgeschichte ihre Erläuterung finden. 44
Der II. Abschnitt enthält einige allgemeine Bemerkungen, über das in den
folgenden Abschnitten darzustellende und die auf die Interessen, welche
die Kammer vertritt, einflusserregenden Acte der k. k. Staatsregierung in
letzter Zeit.
Der ID. Abschnitt, welchen ich in diesem Vortrage noch näher beleuchten werde»
behandelt die Topographie des Kammerbezirks, der im
IV. Abschnitt die B e v ö 1 k e r u n g, im
V. Abschnitt die Landwirtschaft, im
VI. Abschnitt die Gewerb s -Industrie, im
VII. Abschnitt der Handel in kurzen monographischen Darstellungen folgen; der
Vm. und IX. Abschnitt handelt von den Steuern, der
X. Von den Wohlthätigkeits - Anstalten, der
XI. Vom öffentlichen Unterrichte und im
Xn. werden die Wünsche der Kammer formulirt.
Als Anhang I. ist ein Bericht des Antheils der Provinz Pavia an der Pa-
riser Ausstellung uud in der Beilage II. eine Uebersicht des landwirtschaftlichen
Turnus (rotazione agraria) beigeben.
Man sieht schon aus dem Inhalte, wie reichlich der Statistiker und National-
ökonom aus dieser Quelle zu schöpfen im Stande sein wird, und so sehr ich für
meine Person diesen beiden Fächern Theilnahme und Interesse schenke, muss
ich mich doch in Hinblick auf die nächsten Zwecke dieser k. k. geographischen
Gesellschaft darauf beschränken, dasjenige hervorzuheben, was direct zur nahen
Kenntniss dieses Landestheiles an sich dient» ohne eben die Unmöglichheit, zwi-
schen einer* geographischen und statistisch -ökonomischen Beziehung scharfe
Grenzen zu ziehen, in Abrede stellen zu wollen, oder Interessantes bloss desshalb
zu übergehen, weil es auch zugleich in das Gebiet anderer Institute für diese
Zwecke einschlägt.
Schon die Eingangs erwähnte Karte ist keine bloss topographische, sondern
enthält sowohl durch Zeichen als durch in die leeren Räume eingedruckte Tabellen
86 Versammlung »m 19. Jänner 1858. 0. Frh. r. Hingenau.
reiche statistische Daten, welche eben dadurch recht anschaulich gemacht wer-
den, dass sie neben dem Bilde unmittelbar ihren Platz gefunden haben.
Bekanntlich bildet die Provinz Pavia den südwestlichen Rand der Lombardie
zwischen dem Tessin und dem Po, längs welchen Flüssen sie in einer Länge von
40 1 /, geographischen Meilen (60 auf einen Grad) bis zur Einmündung des Lambro-
flusses in den Po sich hinzieht und binnenwärts an die Provinzen Hailand und Lodi
gränzend 1043.91 Quadrat-Kilometer (18*1 Q. -Meilen) Flächenraum umfasst. Das
Terrain ist vorwiegend flach und seine mittlere Erhebung über dem Meere wird
auf 87 Metres angegeben. Geologisch gehört der Boden fast ganz den älteren und
jüngeren Alluvien an, nur die Hügel von San Columbano sind zur tertiären (Sub-
appenin-) Formation zu rechnen.
In den Alluvialschichten kommen Torflager vor und zwar: bei Buffalora
(im Thale des Tessin, dann längs dieses Flusses), zwischen Ozero und Zelada,
(vielleicht selbst weiter unten gegen Pavia. Der Torf ist nicht selten mit Sand
vermengt, doch finden sich auch Stücke, welche dem holzartigen Torf von Leffe
bei Gondino gleichen, obwohl letzterer entschieden älteren Ursprungs ist.) Ferner
sind Torflager bekannt zu Terra dei Negri bei Belgiojoso und zwischen Chignolo
und Bissone, so wie man beinahe das ganze Terrain zwischen den Hügeln von
San Colombano, dem Po und dem Lambro und wohl auch das beim Einfluss des
Tessin in den Po nach den Vegetationsanzeichen für torfmoorig annehmen kann.
Die alten Alluvien, zu denen die vereinzelten Anhöhen längs des Tessin
und des Po gehören, bestehen aus Thon, Sand, Gerolle und Schotter. (Stark ver-
treten sind die Thone, unter denen eisenschüssiger Thon gut unterschieden wer-
den kann. Es ist jedoch nicht nachgewiesen, ob eine zusammenhängende Schichte
davon besteht, da hie und da bloss Concretionen desselben auftreten, wie deren
auch nicht selten von sandig-eisenschüssiger Art mit Schotter im Tessin gefunden
werden. — Die Gerolle, welche die höheren Ufer des Tessin bis zum Süd-
arm des Lombro bilden, enthalten Bruchstücke verschiedener Gesteinsarten,
vorherrschend Quarzporphyre und Melophyre, was ihren Ursprung aus der Gegend
von Varese und von den Gestaden des Langensee*s (L. Maggiore) kennzeichnet
In dieses Alluviengebiet sollen auch die goldführenden Sandschichten gehören,
von denen mitunter behauptet wird, dass sie mit Sand und Torf wechsellagern,
wahrscheinlicher aber ist, dass sie nur unregelmässig im Schwemmlande vorkom-
men. Nur wenige Unternehmer — ein Beweiss ihrer Spärlichkeit! — beschäf-
tigen sich mit Goldwäscherei und in höchst empirischer und unvollkommener
Weise. Die Handelskammer hatte im Jahre 1856 eine Commission zur Unter-
suchung der goldführenden Schichten in den etwa vorhandenen Torf- oder Lignit-
lagern unter dem Vorsitze des Geologen Prof. Balsam o-Crivelli zusammen-
gesetzt, über deren Resultat aber dieser Bericht noch nichts enthält, ausser, dass
diese geologischen Notizen hauptsächlich von dem genannten Gelehrten herrühren.
Von organischen Resten werden angeführt — die im Tessin und Po gefun-
denen Elephantenknochen, Schädel von Bos primigenius, priscus, Gehörn und
Schädel des Cervus megaceros, die sich im Universitäts-Museum zu Pavia befinden.
Der Tessin enthält ejne Menge von Geschieben von Granit, Amphibolit, Serpentin
und Quarz.
Das Tertiärland — lediglich in den Hügeln von San Colombano repräsentirt,
ist von Alluvium bedeckt, welches Spuren erratischer Massen trägt und dessen
Gerolle eisenschüssigen Mergel enthalten; hierauf folgen Sand, dann graue Mergel
hierauf blauer Letten mit vielen Muscheln und endlich ein rauchgrauer bis weisser»
eisenschüssiger und gelblicher Kalkstein; sämmtliche Naturgebilde geben Bauma-
Versammlung am 9. Februar 1858. Füret Salm. H7
terial. Im Tertiärgebiet um Miradolo kommen Salzquellen vor und man vermuthet
auch Lignit daselbst.
Ich übergehe die politischen Eintheilungen in 6 Bezirke und deren Flächen-
ausmass und komme auf die Beschaffenheit des Klimas. Die nur wenig unregelmäs-
sige Temperatur gab in den geschilderten 4 Jahren einen Durchschnitt von 9°75
Reaumur mittlere Jahreswärme und stellt sich für die Monate in folgender Stufen-
folge dar : Jänner + 0*15, Februar 1 °6S, März S«4, April 9°66, Mai 1 3*2, Juni 17*15,
Juli 19*65, August 19*16, September 14*7, Oktober 10*75, November 4*8, De-
zember 0°2. — Maxima und Minima finden sich leider nicht angegeben.
Die Luft ist — der weitverbreiteten Bewässerung wegen — weich, Nebel
dicht und häufig, Ost- und Westwinde herrschen vor, erster meist dauernde
Regen bringend, letzter von Trockenheit begleitet.
Die Regenmenge — einschlüssig des Schnees — wird im mittleren Durch-
schnitt für die Jahre 1853 — 1856 mit 27.8 Pariser Zoll angegeben, davon war
1853 das feuchteste (35 \ 5), 1854 das trockenste (21.2).
Die Hydrographie der Provinz ist auch interessant. Ausser den FlQssen
Tessin, Po, Lambro und Olona kommen drei Canäle in das Wasser -System der
Provinz einzubeziehen, der Naviglio, der im Pavesischen 24,800 Meter durchzieht»
der Canal von Bereguardo mit seiner ganzen Länge (18,000 m.) und der Canal
von Pa via nach Moirago 23,109 Meter lang. Der Canal von Bereguardo dient jetzt
bloss zu Bewässerungszwecken, der von Pavia zweigt sich aus dem Naviglio
grande ab, durchkreuzt in seinem ganzen Laufe 74 Wasserleitungen und hat 17
Brücken. Er gibt 150 Mailänder Unzen Wasser per Minute, von denen nur 40
in den Tessin gelangen, alles übrige wird auf die Bewässerung verwendet. (Die
Wassereintheilung ist in drei Tabellen ersichtlich gemacht, welche die Längen
zwischen Brücken und Schleussen, das Gefalle und die Höhe der Schleussen
enthalten.)
Die Dämme, welche das Flachland vor den Ueberschwemmungen der hoch-
gehenden FlQsse bewahren, umfassen 33.960 Meter Länge. Ihre Erhaltung wird
von fünf Dammgenossenschaften (Consorzii dargxnatwra) bestritten; beider
des Po und Lambro trägt der Staat */s bei. Ausserdem bestehen noch andere 4
solche consorzii für Ablaufwässer — und ein kostspieliger von der Regierung
erhaltener Damm von 3570 Meter Länge, der 1847 zum Schutz der Poststrasse
nach Genua erbaut wurde.
Herr kais. Rath St einhaus er setzte den in der Versammlung am 5. d. M.
gehaltenen Vortrag über die geschichtliche Entwicklung der Niveaukarten fort.
(Siehe Abhandlungen dieses Heft Nr. IV.)
Versammlung am 9. Februar 1858.
Der Herr Präsident H. K. Fürst von Salm-Reifferscheid führte den
Vorsitz. Er machte die erfreuliche Mittheilung, dass auch Ihre kaiserlichen Ho-
heiten, die durchlauchtigsten Herren Erzherzoge Ferdinand Maximilian,
Carl Ferdinand, und Joseph der k. k. Geographischen Gesellschaft als
Ehrenmitglieder beizutreten geruhten, und las die folgenden hierauf bezüg-
lichen Schreiben vor:
„Im höchsten Auftrage Seiner kaiserlichen Hoheit des Durchlauchtigsten
Herrn Erzherzogs Ferdinand Maximilian gibt sich das Cabinet die Ehre, die
k. k. geographische Gesellschaft in Kenntniss zu setzen, dass Höchstdieselben
gg Versammlung am 9. Februar 1858.
den, unterm 31. October v. J. eingesendeten zweiten Theil der Mittheilungen der
Gesellschaft anzunehmen geruht haben.
Unter Einem ist das Cabinet in dem Falle» der k. k. geographischen Ge-
sellschaft zu eröffnen, dass der durchlauchtigste Herr Erzherzog Ober die gleich-
zeitig an Höchstdenselben gerichtete Bitte zu beschliessen befand» der k. k. geo-
graphischen Gesellschaft als Ehrenmitglied beizutreten.
Hailand am 20, Jänner 1858.
Der Leiter des Kabinets Sr. kais. Hoheit des durchlauchtigsten Herrn Erz-
herzogs Ferdinand Maximilian. Frhr. d e Pont m. p."
Die beiden anderen Schreiben sind an Hrn. k. k. Sectionsrath Haidinger
gerichtet :
„Lieber Herr Sectionsrath Haidinger!
Ich habe in den ersten Tagen d. M. den zweiten Theil, so wie froher die
erste Abtheilung des I. Bandes der Mittheilungen der von Ihnen begründeten
k. k. geographischen Gesellschaft mit dem grössten Interesse empfangen, und
spreche ich Ihnen för deren Uebersendung meinen herzlichen Dank aus.
Indem ich Ihrer eben so freundlichen als ehrenvollen Einladung, dieser
Gesellschaft als Ehrenmitglied beizutreten, mit Vergnügen entspreche, wünsche
ich derselben das erspriesslichste Gedeihen, und Ihnen, lieber Herr Sectionsrath,
die Freude, noch recht lange in Ihrer schöpferischen Thätigkeit auf dem Gebiete
der Wissenschaft, die Früchte der ersterea reifen zu sehen. — Ich benütze diese
Gelegenheit, um Sie meiner vollkommenen Hochachtung zu versichern, mit der
ich bin Ihr ergebener Erzh. Joseph m. p.
Brandeis a. d. Elbe 25. Jänner 1888. Oberst."
„Se. kaiserliche Hoheit der durchlauchtigste Erzherzog Carl Ferdinand
haben mir den angenehmen Auftrag ertheilt. Euer Hochwohlgeboren für die
höchstdemselben wiederholt zugesendeten Mittheilungen der k. k. geographi-
schen Gesellschaft zu danken , und Euer Hochwohlgeboren zugleich zu eröffnen,
dass Se. kaiserliche Hoheit der unterm 31. Oktober v. J. erhaltenen Einladung
mit Vergnügen Folge gebe, einer Gesellschaft als Ehrenmitglied beizutreten,
welche nach so kurzem Bestehen schon so schöne Erfolge, errungen, in der ihr
gestellten Aufgabe der Wissenschaft und dem Vaterlande nützlich zu sein.
Wien am 21. Jänner 1858.
In Ermangelung eines Obersthofmeisters Baron Orczy m. p.,
Rittmeister, Dienstkämmerer Sr. kais. Hoheit
des Herrn Erzherzogs Carl Ferdinand. M
Ueber Antrag des Herrn Präsidenten erhob sich die ganze Versammlung,
um hiedurch ihren Dank für die ihr durch diese Beitritte erwiesene höchste Ehre
auszudrücken.
Herr Secretär Foett er le theilte hierauf mit, dass Herr Professor Dr. F.
Unger im Begriffe stehe, aus eigenen Mitteln eine grössere wissenschaftliche
Reise nach dem Oriente zu unternehmen ; dieselbe soll Egypten bis Assuan, fer-
ner Syrien, Kleinasien, bis an den Taurus und Libanon, Konstantinopel und Grie-
chenland umfassen, und beiläufig sechs Monate dauern. Herr Professor Unger
sprach hiebei den Wunsch aus , als Reisebegleiter einen jungen Mann , Herrn
K. Eck hold, mitzunehmen, der ihm zugleich nach verschiedenen Richtungen in
seinen wissenschaftlichen Forschungen behülflich sein sollte. Se. kaiserliche Hoheit
der durchlauchtigste Herr Erzherzog Ludwigjoseph geruhte die Summe von 1 00
Gulden diesem Zwecke zu widmen; mit dankenswerter Liberalität bewilligte fer-
ner hiezu Se. Exzellenz der Herr Unterrichts-Minister den Betrag von 400 Gul-
F. Foetterle. I,. H. Jeitteles. 89
den, ebenso wurde von mehreren hochverehrten Freunden und Gönnern der
Wissenschaft die Summe von 3S0 Gulden beigesteuert, während das k. k. Han-
delsministerium die unentgeltliche Benützung der Eisenbahn von Wien nach
Triest und zurück bewilligte» der k. k. pr. österreichische Lloyd hingegen nicht
unbedeutende Begünstigungen bei der Benützung seiner Dampfschifffahrt in Aus-
sicht stellte, um auf diese Art eine den Zwecken der wissenschaftlichen Reise des
Herrn Professor Unger förderliche und von demselben gewünschte Reisebeglei-
tung zu ermöglichen. Gewiss liegen solche Reisen den Interessen der k. k. geo-
graphischen Gesellschaft am nächsten, sie kann daher nur den lebhaftesten
Wunsch hegen, sie nach Möglichkeit, in der Ausdehnung als es ihre geringen
Mittel zulassen, zu unterstützen, und Herr Foetterle stellte im Namen des
Ausschusses den Antrag, die Gesellschaft wolle zur Ermöglichung der von Hrn.
Professor Dr. F. Unger auf seiner wissenschaftlichen Reise nach dem Orient ge-
wünschten Reisebegleitung in der Person des Hrn. K. Eckhold einen Beitrag
yon 150 Gulden bewilligen. Welcher Antrag auch allgemeinen Anklang fand
und angenommen wurde.
Ueber Antrag des Ausschusses wurden den Statuten entsprechend zu
ordentlichen Mitgliedern die Herren: J. Wissiagg, k. k. Landesgerichtsrath in
Pressburg, L. Lindenberg, Fabriksbesitzer, A. Schefczik, Eisenbahn-Inge-
nieur, F. Freiherr von Andrian, Geolog, E. Porth, Geolog, und J. von Schif-
fer, Eisenbahn-Ingenieur, und zum correspondirenden Mitgliede Herr Alfred von
Krem er, k. k. Vice-Consul und Leiter des k. k. Consulats in Cairo, gewählt.
HerrFoetterle theilte hierauf mit, dass die Herren: Se. Durchlaucht Fürst
A. Demidoff, Dr. H. Berghaus in Berlin, Dr. E. Engel in Dresden, Dr. L.
Seemann in Hannover, Dr. P. von Sick in Stuttgart, und K. v. Spruner in
München, der Gesellschaft ihren besonderen Dank für die Wahl zu Ehren- und
correspondirenden Mitgliedern ausgedrückt haben, und legte die seit der. letzten
Versammlung der Gesellschaft zugekommenen * Druckschriften vor; darunter
mehrere Geschenke von den Herren: Dr. Grewinck in Dorpat, seine eigenen
geographischen Publicationen, Professor Dr. J. Nardi in Padua, E. v. Zuchold
in Leipzig, Freiherr v. Hingenau, K. Schmutz, dessen historisch topographi-
sches Lexikon von Steiermark in 4 Bänden; im Tausche gegen die eigenen Pub-
licationen sandten ihre Druckschriften die Gesellschaften, Institute, Handelskam-
mern u. s. w. zu Agram, «Breslau, Gratz, Klagenfurt, Krakau, Leoben, Linz, Lon-
don, Padua, Prag, Wien u. s. w. Herr Foetterle legte auch die erst vor Kur-
zem vollständig von Herrn Hartleben herausgegebene, und von Hrn. Dr. H.
Berghaus bearbeitete vierte Auflage von „Balbfs allgemeiner Erdbeschreibung",
dieses so allgemein verbreiteten und geschätzten Handbuches der Geographie»
zur Ansicht vor.
Der Professor der Naturgeschichte am k. k. Ober-Gymnasium zu Troppau,
Herr Ludwig Heinrich Jeitteles sendete folgende Mittheilung über das am IS.
Jänner 1. J. in Mähren, Schlesien und Ungarn stattgehabte Erdbeben mit Rücksicht
auf Schlesien an Herrn Secretär Foetterle für die k. k. geographische Ge-
sellschaft.
„Das Erdbeben vom IS. Jänner, welches von dem Trentschiner oder einem
benachbarten Comitate Ungarns ausgegangen zu sein scheint und in Westgalizien,
preussisch Schlesien und Mähren wahrgenommen wurde, hat sich auch bei-
nahe in ganz österreichisch Schlesien fühlbar gemacht. Aus den uns von Seite
des hohen k. k. Landes-Präsidiums bereitwilligst mitgetheilten ämtlichen Berich-
ten und aus zahlreichen Privatnachrichten, die wir aus allen Theilen unseres
60 Versammlung am 9. Februar 1858,
Kronlandes erhielten, ergiebt sich in Beziehung auf Stärke, Ausdehnung der Er-
schütterung etc. ungefähr Folgendes :
In den westlichsten Bezirken des k. k. Schlesien, Jauernig und Weidenau,
wurde es beinahe gar nicht verspürt. Nur in Wildschütz, eine Stunde südöstlich
von Johannesberg entfernt, wurde in der Pfarrei, in der Schule und im gräflichen
Schlosse eine schwankende Bewegung bemerkt. Im Bezirk Zuckmantel scheint
gleichfalls nichts bemerkt worden zu sein. In Freiwaldau hingegen wurden zwei
Erdstösse deutlich verspürt, die so heftig waren, dass eingeklinkte Thüren sich
Ton selbst öffneten. Auf dem nahen Graefenberge hat man nicht das mindeste
wahrgenommen. Im Bezirk Hotzenplotz wurde die Erschütterung an mehreren
Orten, besonders deutlich in Hotzenplotz selbst beobachtet. Ebenso in der Stadt
Olbersdorf. Was den Freudenthaler Bezirk betrifft, so empfand er die Wirkungen
der Stösse ziemlich lebhaft. In der Stadt Freudenthal wurden sie deutlich wahr-
genommen ron dem Hrn. Dechant, dann im Hause derDeutsch-Ordensschwestern,
welche gerade auf dem Chore in der Kirche beteten, als die Erschütterung so
heftig erfolgte, dass die meisten Schwestern erschreckt aufsprangen, da sie ein
Einstürzen des Chores befürchteten. Auf dem vulkanischen Köhlerberge bei
Freudenthal, der freilich bis auf das Wirthshaus im Winter unbewohnt ist, wurde
das Erdbeben nicht bemerkt. In Engelsberg wurde ebenfalls nichts wahrgenom-
men; in Würbenthai jedoch hat man das Schwanken der Erde mit Sicherheit
empfunden, während Karlsbrunn davon unberührt geblieben zu sein scheint. Sehr
deutlich wurden die Stösse an vielen Orten des Bezirkes Bennisch empfunden,
besonders in Raase, worüber wir jedoch nähere Auskunft noch erwarten, und in
Spachendorf. An letzterem Orte, welcher schon in der Nähe des vulkanischen
Rautenberges liegt, wurde die Erschütterung namentlich stark in der Spinnfabrik
gefühlt. Bilder an der Wand, Teller und Gläser auf den Tischen sollen sich sehr
lebhaft bewegt haben, Holzstösse wurden auseinander gerüttelt; einige Arbeiter
verloren die Werkzeuge zwischen den Händen, andern rutschte der Stuhl unter
ihrem Körper weg. In dem Dorfe Rautenberg selbst scheint nichts verspürt wor-
den zu sein; nur wenig scheint man in Heidenpiltsch gefühlt zu haben. Diese
beiden Orte liegen schon in Mähren. In Hof, ebenfalls in Mähren, nicht weit vom
Rautenberg, wurden mehrere rüttelnde Stösse empfunden. In der Nähe von Hof
hörte man dabei ein sehr starkes „lang nachhaltendes, gewitterähnliches Brausen
und Donnern. " In der Stadt Jägerndorf nahm man zwei sehr deutliche wellenför-
mige Erdstösse wahr. In der Wohnung des Wächters am Stadtthurme fiel ein
Käfig herab. Dasselbe geschah in mehreren Privathäusern; in einigen blieben
Vögel in Folge der Erschütterung beim Herabfallen todt im Käfig liegen.
Die Erschütterung wurde im Jägerndorfer Bezirk noch verspürt zu Brans-
dorf, besonders im obern Dorf, ebenso in Braunsdorf; an letzterem Orte wurden
zwei sehr heftige Stösse bemerkt, die sich um halb zwei Uhr Nachts wiederholt
haben sollen. In Troppau empfand man die Erschütterung in sehr vielen Häusern
deutlich, in wenigen gar nicht. Besonders waren es die einzeln stehenden und
Eckhäuser, welche das Beben der Erde lebhaft fühlen Hessen. Hier, wie überall,
wurde die Erschütterung deutlicher in den oberen Stockwerken als in den Erd-
geschossen wahrgenommen. In mehreren Häusern fingen die Glocken von selbst
zu läuten an, in anderen blieben Pendeluhren stehen, Möbel auf Rollf&ssen (Cla-
viere, Fauteuilles etc.) glitten am Boden fort, leichte Gegenstände wurden von
höheren Standpuncten herabgeworfen, in einem Hause wurde Wasser aus einem
Topfe vor den Augen der Frau verschüttet Mehrere schlafende Personen erwach-
ten in Folge der Stösse, einige wurden beinahe aus dem Bette geworfen , wach
L H. Jeitteles, Qj
im Bette liegende Personen hatten das Gefühl» als ob »irgend ein grosses Thier
su wiederholten Malen das Bett zu heben versuche." Viele» besonders stehende
Personen» verglichen ihre Empfindung mit der auf einem schaukelnden Schiffe»
viele glaubten» der Zimmerboden wolle einsinken. In vielen Häusern nahm man
deutlich ein Krachen und Klirren» in anderen ein dumpfes Rollen» wie von einem
schwer beladenen Wagen wahr. Ein Arbeiter am Bahnhofe» der gerade im Freien
war» hörte einen Knall wie einen entfernten Kanonenschuss» mit lange anhalten-
dem Nachhall. In der Nähe von Troppau wurde die Erschütterung noch bemerkt
zu Stibrowitz» Schlackau» Leitersdorf» Eckersdorf» Gilschwitz und Grätz» ferner
zu Radun (hier sehr stark)» Kyowitz, Hoschitz in preussisch Schlesien» Neu-
kirchberg (hier ziemlich stark» so dass sich Thüren öffneten)» Katscher (wo im
Pfarrgebäude Risse und Sprünge in Zimmern entstanden)» in Dirschel und an
anderen" benachbarten Orten preussisch Schlesiens. Im Bezirke Wigstadtl wurde
das Erdbeben an mehreren Orten» jedoch nicht in der Stadt Wigstadtl wahrge-
nommen» während es in Oberdorf- Wigstadtl empfunden ward. In den Bezirken
Wagstadt und Königsberg wurde es an mehreren Orten deutlich gefühlt. Im Be-
zirke Odrau wurden die Erdstösse mehr in den tiefer gelegenen Orten» besonders
an der Oder» als in den höher gelegenen Gebirgsdörfern verspürt. Besonders
heftig waren sie zu Neumark bei Odrau» wo die Leute erschrocken aus den Häu-
sern flüchteten. In Friedland» Mistek und Ostrau wurden mehrere (3 — 4) starke
Schwingungen empfunden; in Witkowitz will man nichts beobachtet haben. In
dem Zechenhause der zu Witkowitz gehörigen Hruschauer Grube nahm man zwei
Erdstösse wahr» die von einem dem Rollen eines schnell fahrenden Wagens ähn-
lichen Getöse begleitet und so heftig waren» dass sich die in den Mauern schon
vorhandenen Sprünge ansehnlich erweiterten. In Mistek wurde während der
Schwingungen ein eigentümliches Knistern und Klirren gehört. Im Teschner
Kreise machten sich die Erdschwankungen ferner noch bemerkbar in den Bezir-
ken Oderberg» Freistadt» Skotschau und Friedeck. In der Stadt und im Bezirk
Teschen nahm man zwei Stösse sehr deutlich wahr, wovon der erste der stärkere
war. Heftig war die Erschütterung in der Stadt Bielitz und Umgegend. In Bie-
litz knarrten Zimmer- und Hausthüren und sprangen mitunter auf; Wanduhren
schlugen an» Bilder fielen von der Wand. Sehr heftig scheint die Erschütterung
in Jablunka und Umgegend gewesen zu sein» obwohl in mehreren Häusern nichts
verspürt wurde. In vielen Häusern bemächtigte sich (wie es in den ämtlichen
Berichten heisst) Angst und Entsetzen der Bewohner» von denen einige aufspran-
gen und die Flucht ergriffen » während andere — der Sitte des Landes gemäss
— geweihte Kerzen anzündeten.
Die Richtung der Stösse wird» wie natürlich» sehr verschieden an-
gegeben und wurde am häufigsten gar nicht beobachtet. In Troppau selbst wird
sie theils als von NW. gegen SO., theils von NO. — S W. gehend angegeben ; nur
Wenige wollen eine westöstliche oder nordsüdliche Richtung bemerkt haben. In
Freistadt» Mistek» Schwarzwasser» Wagstadt und Oderberg» sowie in Freiwaldau,
Freudenthal, Hoschitz war die Richtung ost westlich; in Bielitz» Königsberg,
Radun, Jägerndorf, Obersdorf, Wildschütz ging sie von SO. — NW. ; in Skotschau,
Friedeck, Odrau, Olbersdorf, Neu-Kirchberg von NO. — SW.; in Teschen von
WNW.— OSO; in Ostrau von N— S.
Was die Zeit des Eintreffens der Stösse betrifft, so liegen wenig
vollkommen genaue Angaben vor. In Teschen sollen sie um 8 h 23 ' erfolgt sein.
In Mistek war es nach Angabe des Herrn Apothekers Schwab 8 b 20' (Orts-
zeit), in Oderberg nach der Beobachtung des Herrn Ingenieurs Kutilek 8 k 10* ,
\
02 Versammlung am 9. Februar 1858.
in Ostrau (nach Angabe des Herrn Hütten -Rechnungsführers Naprawnik in
Witkowitz) 8 h 10 ' (nach der Bahnohr), als die Erschütterung stattfand. In Bie-
litz ist sie nach dem ämtlichen Berichte um 8 b 28', in Friedeck ebenfalls nach
dem officiellen Bericht um 8 h 20' wahrgenommen worden. Die Troppauer k.k.
Telegraphen- Stationsuhr zeigte im Momente der Stösse 8 h 20* (Präger Zeit)»
während genau gehende Taschen- und Pendeluhren 8 h 30* (Ortszeit) angaben.
Die Uhr der Spinnfabrik zu Spachendorf zeigte im Momente des Erdbebens
8 h 40 '. Die durch die Erschütterung stehen gebliebene Pendeluhr des Herrn
Oekonomiebesitzers Hein in Schlackau wies 8 h 20*.
Wollte man aus diesen Daten die (mittlere) Geschwindigkeit in der Fort-
pflanzung der Erdbeben wellen berechnen, so erschiene sie auffallend klein, unge-
fähr y a Meile in einer Minute, 200 Fuss in der Secunde.
Allgemein wurde ein auffallendes Sinken des Barometerstandes unmit-
telbar nach der Erscheinung und in den nachfolgenden 24 Stunden beobachtet.
So namentlich zu Troppau, Teschen, Oderberg, Bielitz, Schlackau und selbst zu
Zuckmantel.
An den meisten Orten erhob sich nach vorangegangener Wind-
stille ein Südwestwind unmittelbar nach dem Beben der Erde. So hier in
Troppau, wo gleich nach dem Stoss ein Sirocco-ähnlicher Wind aus dieser Welt-
gegend sich mit Heftigkeit einstellte, so zu Schlackau, Königsberg, Oderberg,
Freudenthal. In Teschen und Odrau wehte schon früher Südwestwind , der aber
gleich nach der Erschütterung in Sturm fiberging. In Schwarzwasser schlug der
von SW. nach NO. wehende Wind im Augenblicke der Erschütterung in Sturm
um, welcher jedoch wenige Minuten nachher wieder verschwand. In Wildschütz,
dem einzigen Orte im Bezirk Jauernig, wo das Ereigniss beobachtet wurde, war
(nach dem Berichte des Herrn Pfarrers Kunert), der Stoss selbst mit einem
heftigen Windstosse, der unmittelbar darauf folgte, fast wie vereint. In Mistek
schlug der Wind von NW. in SW. um (nach Herrn Apotheker Schwab). In
Freiwaldau wehte NW. , in Wigstadtl NO., in Bennisch Westwind.
Sehr merkwürdig ist die Einwirkung des bei uns so seltenen Natur-
ereignisses auf Quellen. Das Wasser eines dreizehn Klafter tiefen Brunnens
auf dem Gute des Hrn. H ein in Schlackau, der nach dem Zeugnisse des Besitzers
stets das reinste und beste Wasser gab, war zwei Tage nach dem Erdbeben hin-
durch getrübt und milchfarbig. Ein sieben Klafter tiefer Brunnen in Hof, dem
Hrn. Hanel gehörig, gab (nach Mittheilung des Hrn. Apothekers Lauffer) am
Tage nach der Erschütterung trotz vielfacher Anstrengungen beim Pumpen keinen
Tropfen Wasser. Erst am 17. zu Mittag stellte sich wieder etwas Wasser ein,
welches jedoch bis auf den heutigen Tag nur spärlich fliesst, während der Brun-
nen früher eine bedeutende Wassermasse lieferte. Der 28 Klafter tiefe Brunnen
des Wirthshauses am Köhlerberg bei Freudenthal, welcher immer reichlich Was-
ser lieferte, gibt (nach Mittheilung des Hrn. Dr. Kubin) seit dem Erdbeben so
wenig Wasser, dass von dem Eimer kaum der dritte Theil gefällt zu Tage kommt,
während das Wasser sonst 2 Klafter über dem Boden stand. Das Wasser in dem
Pumpbrunnen der Pfarrei in Deutsch-Neukirch (preussipch Schlesien), welches
sonst sehr klar und wohlschmeckend ist, hatte am Morgen nach dem Erdbeben
einen unangenehmen Beigeschmack nach Schlamm, der sich aber Nachmittag
wieder verlor.
Noch müssen wir erwähnen, dass in der Stunde des Erdbebens von mehre-
ren Aufsehern der k. k. Finanzwache an zwei Orten in der nächsten Nähe von
Troppau ein sehr grosses Feu er m et eor (nicht deutlich begränzt) unter Zu»
rücklassung eines Schweifes senkrecht herabfallend beobachtet wurde. M
W. Haidioger. 63
Aus einem gnädigsten höchsteigenhändigen Schreiben eines durchlauchtig-
sten Ehrenmitgliedes unserer Gesellschaft, Seiner kaiserlichen Hoheit des Herrn
Erzherzogs Johann, gibt HerrSectionsrath Hai ding er Nachricht über ein Ter-
rain-Modell , das auf Grund von horizontalen Schichten - Aufnahmen von der
damals zur Befestigung angetragenen Gegend von Schabs bei Brixen in Tirol, in
der Wohnung Seiner kaiserlichen Hoheit in der k. k. Hofburg in Wien ausge-
führt wurde und sich gewiss noch in den Modellen-Sälen der k. k. Ingenieur-
Akademie befindet; „das Terrain wurde aufgenommen und nach horizontalen
Schichten nivellirt. Diese Arbeit wurde nun modellirt, nemlich in der Art, dass man
auf dem Plan, nach den Horizontal-Schichten (man hatte dieselben rücksichtlich
ihres Höhenunterschiedes auf 1 Klafter angenommen, nach der Linie wie si»
die horizontale Richtung gab) Pappendeckel ausschnitt und auf einander klebte.
Die Dicken der Pappendeckel stimmen nach dem angenommenen Maasstabe mit der
Höhe einer Klafter überein. So bildeten sich Höhen und Tiefen nach ihrer eigen-
thümlichen Gestalt. Hätte man sich damit begnügt, so hätten sich Stufen ergeben;
um diesen zu begegnen und die Wirklichkeit darzustellen, wurden die Räume
mit Wachs ausgegossen und nach ihren Umrissen abgerundet, wodurch sich die
in der Wirklichkeit bestehenden Terrains -Böschungen ergaben. u Auf diese
Grundlage war es Seiner kaiserlichen Hoheit ein Leichtes , Seiner Majestät dem
höchstseligen Kaiser Franz, der das Modell damals besichtigte, so gut wie an
Ort und Stelle selbst, was man zu befestigen beabsichtigte, zu erklären. Die Ar-
beit selbst, aufweiche grosse Genauigkeit, Mühe und Fleiss verwendet worden,
war zur vollen Zufriedenheit Seiner kaiserlichen Hoheit ausgefallen.
HerrSectionsrath Haidinger fügt hinzu, dass gewiss auch diese wohl-
wollende Mittheilung an ihrem Orte in unseres hochverehrten Herrn Vicepräsi-
denten A. Steinhauser historischen Mittheilungen über die Anwendung der
Horizontal-Schichten- Aufnahmen einen denkwürdigen Abschnitt bilden würde. Uns
allen aber ist sie ein wahrhaft erfreulicher Beweis der hohen Theilnahme, welche
unser durchlauchtigstes Ehrenmitglied selbst dem Berichte über unsere Sitzungen
in der Wiener Zeitung angedeihen lässt, welche doch nur sehr fragmentarisch
die Vorgänge ausdrücken.
Herr k. k. Sectionsrath Haidinger legte die im Verfolge der ersten in
der Sitzung der k. k. geographischen Gesellschaft am 17. Jänner überreichten
Blätter, die neuerlichst von Herrn Ant. Ravenstein eingesandten „Erläuterun-
gen zu Major August Pap en's Höhen-Schichtenkarte von Europa" in mehreren
Exemplaren vor, welche auch als Subscriptionseröffnung (12 Blätter, einzeln
1 Thaler 6 R. G., zusammen 12 Thaler) gilt. Als namhaftesten Theilnehmer in
einem vorläufigen Subscribenten - Verzeichnisse mit 25 Exemplaren freut sich
Hai ding er, unser eigenes hohes k. k. Ministerium für Cultus und Unterricht ge-
nannt zu sehen. Dieses schöne Beispiel wird hoffentlich dem so verdienstvollen Unter-
nehmen gute Früchte bringen. Nebst jener Subscription ist die Karte noch zur An-
schaffung für die Schulen des Kaiserreiches empfohlen. Auch zwei k. k. Prinzen
und Erzherzoge Stephan (3 Exemplare) und Joseph zieren das Verzeichniss.
Ihre Majestäten die Könige von Preussen und Hannover (jeder 10 Exem-
plare) und viele königliche und fürstliche Personen. Die „Erläuterungen" geben
den Maasstab 1:1,000.000; auch, und zwar letzteres aus Veranlassung einer
Bemerkung A. v. Humboldt's, ein Farbenschema im Niveau-Durchschnitte von
dem Spiegel der Nordsee (Cuihafner Pegel) beginnend, von bis 800 Fuss mit
100 Fuss Unterschieden, dann von 500 bis 5000 Fuss Seehöhe mit Unterschie-
den von 500 Fuss; endlich bei den grösseren Höhen mit S000 Fuss Unterschie-
64 Versammlung am 9. Februar 1858.
den. Da Oberhaupt Farben noch wenig verwendet wurden, so schlägt Herr Major
Papen vor, die hier gewählten auch späterhin möglichst allgemein als Normal-
farben anzunehmen.
Aus einem soeben von Sir Roderik Murchison erhaltenen Briefe vom
4. Februar theilt Herr Sectionsrath Hai ding er Folgendes mit:
„Unser grosser afrikanischer Entdecker Livingstone segelt am IS. d.M.
?on hier ab , und wir geben ihm noch ein Abschiedsfestmahl, bei dem ich den
Vorsitz führe. Ich hoffe, Sie haben bereits sein höchst interessantes Werk gele-
sen, das er mir widmet. Er wird begleitet sein von einem guten Naturhistoriker
Kirk, einem Geologen und Bergmann Thor n ton, einem Maler Baines und
einem guten Seemann, Commandeur Beding field von der königlichen Marine.
Er ist zum Consul in den dortigen portugiesischen Colonien ernannt, wird sie
aber bald wieder verlassen, um sich in das grosse Innere zu vertiefen.
Herr k. k. Rath Steinhauser zeigte jene Schichtenaufnahmen und
Schichtenkarten, sowohl auf Nivellement begründete, als zur Uebersicht bearbei-
tete, vor, welche er bei seinem letzten Vortrage in der Versammlung am
19. Jänner wegen Abwesenheit des Herrn Feldmarschall-Lieutenants von Haus-
lab nicht benützen konnte. Sie bestehen aus dem damals erwähnten Niveauplan
von Eperies, Aufnahmen des Bombardiercorps (Laaer Berg), der türkischen
Generalstabsschüler , des Erzberges bei Eisenerz. Bei dieser Gelegenheit wurde
nachträglich erwähnt, dass durch die Bemühungen des Herrn Prof. Winkler
von Brückenbrand an der Mariabrunner Forstschule die Aufnahme in Schich-
ten schon frühzeitig im Forst- und Bergwesen Platz griff, und schon im Jahre
1811 (nach einem Vorschlage Mayer's 1810) die Aufnahme des Weidlingauer
Reviers, obwohl nach eigenem Geständnisse Win kl er's damals mit nicht ent-
sprechendem Erfolge, versucht wurde. Ein Modell in Holzschichten des Ischler
Salzberges befindet sich in Hallstadt.
Ferner wurden vorgewiesen ein Schichtenplan von Madrid, in Curven von
10 Fuss Distanz (1848) von Coello und Madoz, Aufnahmskarten in grossem
Maasse von dänischen Kirchspielen O/ioooo» $' Schichten und mit Culturfärbung)
1 Blatt von der dänischen Generalstabskarte (Blatt Kopenhagen Vtoooo) und
2 Blätter der dänischen Generalstabskarte in Vsooo» mit 6 Schichten, die bereits
über die Grenze schreiten, welche das deutliche Erkennen der Curven setzt.
2 Blätter der Karte des Cantons Zürich O/siooo mit Schichten von 10 Metres
Distanz und Culturfärbung), mit rothbraunen eingedrückten Curven von vortreff-
licher Ausführung auch im See fortgesetzt, und 1 Blatt der Karte von Schottland
(Vi o5oo» mit 50' Schichten).
Als Beispiele der successiven Ausbildung wurden vorgewiesen: Dupain-
Triel's Karte von Frankreich 1802, eine spätere Bearbeitung nach Berghaus
(vom Herrn FML. Hauslab), Olsen's Karte von Europa (1830), schwarz
und colorirt; 1 Blatt der geologischen Karte vonNorwegen,vonKeilhau(1849);
die Karte von Liefland, von Hothleff; vom Kiffhäuser Gebirge, von Wolf
(Pap en's Arbeiten waren schon in der vorigen Versammlung zur Ansicht gelangt).
Zuletzt kamen an die Reihe Chart i er, Heft über Situationszeichnung mit dem
absonderlichen Schichtenkopfe, und einige wenige Blätter aus den zahlreichen
Studien des Herrn FML. Ritter von Haus lab, und aus dem Atlas der türki-
schen Generalstabsschule.
Der k. k. Artillerie -Hauptmann und Professor an der k. k. Kriegsschule,
Hr. J. Cybulz, theilte mit, dass er bereits seit mehreren Jahren sich mit der An-
wendung der Plastik beim Unterrichte in der Darstellung des Terrains beschäftigt,
J. Cybulz. W. Kiese wetter. 6$
und gestützt auf eine wissenschaftliche Grundlage bei seinen Vorträgen Ober
Terrainlehre diesen durch Erfahrung erprobten Unterrichtsvorgang beobachte.
Herr Cybulz hat diesen Gegenstand zu seinem speciellen Studium gemacht, und
glaubt erfolgreiche Resultate bereits erzielt zu haben. Geometrisch construirte
Grundformen, ihr Uebergang zu natürlichen Theilen des Terrains und zwar je
nach dem Zwecke in grossem, mittlerem und kleinem Maasse, welche nach den
bekannten Methoden aufgenommen und plastisch sowohl nach Horizontalschich-
ten als auch frei abgebildet und galvanisch zu vervielfältigen waren, bilden das Ma-
terial für eine Unterrichtsmethode, welche die Anwendung gezeichneter oder auch
gedruckter Vorlagen beim Unterricht entbehrlich macht. Mit der gesteigerten
Entwickelung der Topographie, von welcher uns die Leistungen der österreichi-
schen, englischen; französischen und deutschen topographischen Institute, des
Herrn J. M. Ziegler in Winterthur, des Herrn k. k. Majors Sc he da u. s. w.
Zeugniss geben, tritt auch dasBedürfniss der plastischen Darstellung des Terrains
bei dem Unterrichte immer mehr in den Vordergrund und findet auch bei den
verschiedenen Unterrichtsanstalten immer mehr Beachtung, nur sollte in der prak-
tischen Durchführung zur Erreichung von entsprechenden Resultaten die mecha-
nische Fertigkeit bei der Darstellung mit der Ausbildung des Formensinnes gleich-
zeitig geschehen, was herbeizuführen Herr Hauptmann Cybulz zur Aufgabe sich
gemacht hat. Wie weit ihm diess gelungen, wird er durch Vorlage mehrerer
zu diesem Zwecke ausgeführter plastischer Terrainmodelle nächstens zu zeigen
versuchen.
Herr W. Kiese wetter aus Berlin zeigte eine Reihe seiner „ethnographi-
schen Reisebilder - Yor, welche er auf seinen vieljährigen Reisen zu sammeln Ge-
legenheit hatte. In fünfzehn Jahren, von 1838 — 1853 durchwanderte er Schwe-
den und Norwegen, einen grossen Theil des europäischen Russland, das mittlere
Asien, die Tartarei, den Kaukasus und die Krimm, und hielt sich hier stets durch
längere Zeit bei den Kalmüken, Kirgisen, Kurden, Persern, den Feueranbetern,
Armeniern, Tartaren u. s. w. auf. Sein Zweck hiebei war , sich naturgetreue
bildliche Darstellungen der verschiedenen Völkerstämme , ihrer Sitten und Ge-
bräuche, ihrer Wohnungen und Tempel u. s. w. zu verschaffen. Die auf
diese Art gesammelten, wahrhaft ethnographischen Reisebilder hatte nun Herr
Kiesewetter seit der Rückkehr von seinen Reisen vielfach zur allgemeinen
Kenntniss zu bringen Gelegenheit gehabt. Indem er mit denselben einen grossen
Theil von Schweden, Dänemark, Norddeutschland durchreiste, hatte er die
grosse Befriedigung , dass sie überall heifällig aufgenommen wurden. Grosses
Interesse hatten sie bei Sr. Majestät dem Könige von Preussen, dem er sie vor-
zulegen die Ehre hatte, erregt. Auch A. v. Humboldt und K. Ritter hatten
über den wissenschaftlichen Werth derselben sich ungemein günstig öffentlich
ausgesprochen; und ebenso wurde ihre künstlerische Ausführung als Oelgemälde
anerkannt Die Auffassung in der Darstellung der Gegenstände ist keineswegs
ideal, sondern trägt überall den Charakter des Naturgetreuen, wodurch der wis-
senschaftliche Werth dieser Sammlung ungemein vergrössert wird. Herr Kiese-
wetter begleitete die Vorlage seiner Reisebilder mit der geschichtlichen Dar-
stellung jedes Bildes. Ueber die auf den Wolgasteppen nomadisirenden Kalmüken
enthält die Sammlung mehrere Darstellungen; so unter andern die Gemahlin des
regierenden Fürsten an der Spitze der wandernden Horde; den Kampf der
Frauen und Jungfrauen um die Braut bei Gelegenheit der Hochzeit; die Bestra-
fung der Hausgötzen; einen musikalischen Wetteifer mit ihren eigenthümlichen
Instrumenten; ferner ein Modell ihrer aus künstlich aneinandergefügten Stäben
MiUheUangeo dar k. k. feogr. G«««llfohaft. U. Bd. I. Heft. *
66 Versammlang am 9. Februar 1858. W, Kiesewetter.
bestehenden und schnell transportirbaren Zelte» sowie der hölzernen Betmaschine.
Herr Kiese wette r zeigte ferner die Abbildungen der Sommer- und Winter-
wohnungen (letztere Erdhöhlen) und mehrere Porträte der am Fasse des Ararat
wohnenden Kurden , sowie mehrere Sittengemälde der Lappländer vor; endlich
Gemälde, die Sitten und Gebräuche der Tartaren in der Krimm, ihre Dörfer
u. s. w. darstellend» sowie Abbildungen des Palastes der Tartaren -Chane zu
Baktschisarai , dessen goldenes Zimmer, Fontainen- Zimmer, Thränenquelle
u. s. w. Die ganze Sammlung, von welcher nur ein Theii vorgezeigt wurde, be-
steht aus mehr als 125 Gemälden und Modellen.
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Dr. A. Freih. ?. Helfert. Foetterle. Urlinger. 67
Versammlung am 2. Mira 1858.
Der Vizepräsident Herr Dr. A. Freiherr von Helfer t führte den Vorsitz
and eröffnete die Sitzung mit der Mittheilung, dass auch Seine kaiserliche Hoheit
der Durchlauchtigste Herr Erzherzog Carl Ludwig der Gesellschaft als Ehren-
Mitglied huldvollst beigetreten sind, und las das folgende hierauf bezügliche
Schreiben vor:
„ Seine kaiserliche Hoheit der Durchlauchtigste Herr Erzherzog Carl
Ludwig haben huldvollst geruht, als Ehrenmitglied der k. k. geographischen
Gesellschaft beizutreten. "
„Indem sich der Unterzeichnete beehrt, hievon die höflichste Anzeige zu
erstatten, wurde demselben der höchste Auftrag zu Theil, Euer Hochwohlge-
boren als dem dermaligen Präsidenten die besten Wünsche für das Gedeihen
der k. k. geographischen Gesellschaft auszusprechen. M
Genehmigen Euer Hochwohlgeboren den Ausdruck der vollsten Hoch-
achtung, womit sich zeichnet Euer Hochwohlgeboren ergebenster
M. Hornstein. m/p.
Ober Antrag des Herrn Vorsitzenden drückte die Versammlung durch all-
gemeines Aufstehen ihren Dank für diese ihr zu Theil gewordene Ehre aus.
Über Antrag des Ausschusses wurden den Statuten gemäss die Herren
Th. Potyka, Ingenieur der k. k. pr. Kaiser Ferdinands Nordbahn, K. Schwarz,
Ingenieur Assistent der k. k. pr. Kaiser Ferdinands Nordbahn, und Dr. A.
Scholz in Prag, zu ordentlichen Mitgliedern der Gesellschaft gewählt.
Herr Secretär Foetterle theilte mit, dass das ordentliche Mitglied, Herr
Georg Schwarz mehrere äusserst werth volle Werke der Gesellschaft zum
Geschenke gemacht habe, u.z. dieJahrgänge 1830 bis 1833 des „Asiatic Journal
and Monthly Register for British and foreign India, China and Austral Asia";
ferner 44 Bände des „Journal des voyages" von 1819 bis 1829, und die Fort-
setzung desselben als „Revue des deux mondes" von 1830 und 1831 ; das voll- ~
ständige Werk „Kritischer Wegweiser im Gebiete der Landkarten-Kunde 1 * be- v 1 .
stehend aus 7 Bänden, in den Jahren 1829 bis 1835 von Herrn Dr. H. Berg- "^
haus, eine Manuskript-Karte der Provinz Schantong, nebst der dazu gehörigen
Halbinsel Lauschen, vor mehr als 150 Jahren von einem katholischen Missionär
in China entworfen, und eine von den Jesuiten in Peking herausgegebene
Himmelskarte, mit der für jene Zeif so höchst merkwürdigen Linearverbindung
der Gestirne.
Da diese Werke sowohl durch ihren inneren Gehalt, wie durch die
Seltenheit für die Gesellschaft von hohem Interesse und Werthe sind, so drückte
die Versammlung, über Antrag des Herrn Vorsitzenden, Herrn G. Schwarz
für das werthvolle Geschenk durch Erheben von den Sitzen ihren besonderen
Dank aus.
Herr Foetterle theilte den Inhalt einer von Herrn Dr. Scherzer
Ton Point de Galle an die k. k. geographische Gesellschaft eingesendeten aus-
führlichen Mittbeilung über die von der k. k. Fregatte „Novara" ausgeführten
Untersuchungen auf den beiden Inseln St. Paul und Amsterdam mit (Siehe
Abhandlungen dieses Jahrganges, 1. Heft, Nro. VI. Seite 104.)
Herr P. Urlinger, Bene6ziat in Gresten, sandte folgende Mittheilung
ober die Höhenbestimmungen des Gross-Glockners ein, welche Herr
Secretär Foetterle vorlegte.
MiUbeilnnfen dtr k. k. g«ofraph.G«t«llMhftft. II. Bd. B. Heft. ©
ist berücksichtigt um! mit eingerechnet. Die [iimelirteu Linien zeigen die
Temperatur an den beiden Orten an.
August 1856.
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Beträgt bei einem Yerticalen Abstände dieser beiden Orte von nur 7071 Fuss
die Abweichung schon an 12 Tagen des Monats Ober 200, an zweien aber 400,
und an Einem Tage sogar Aber t>00 Fuss, so rimss diese zwischen Klagenflirt
und dem Glockner, welche 10,887 Fuss abstehen, noch weit grösser sein, und es
ist somit ein Fehler von SOOFuss wie ihn Hr. Schlagini weit erhalten, für uns
keineswegs eine unerklärbare Erscheinung wie für Jenen, sondern vielmehr
müssle es ein seltener und Oberaus glücklicher Zufall sein, wenn man an einem
Tage ein fehlerfreies Resultat erhielte. Es folgt aus diesem, dass eine einzige
Barometer-Beobachtung auf so hohen Berggipfeln (wenn wir auch von den
übrigen Mängeln dieser Art Höhenmessungen schweigen) kaum ein annäherndes
Resultat gibt, und entweder sehr oft wicderhohlt, oder eine ziemlich gleich
hoch gelegene eorrespondirende Station gewählt werden muss, will man der
Wahrheit nahe kommen, und dass für uns noch immer die Höhen-Angabe des
k. k. Genera I-Quarticrmeister-Stahes als massgebend erscheint, so lange Herr
Dr. Schlagintwei t nicht bessere Gründe dagegen vorzubringen weiss".
Herr k. k. Sectionsrath Haidinger legt die bisher erschienenen Liefer-
ungen, 24 Bilder, des Prachtwerkes vor: „Aegynten, Iteisebilder aus dem
Oriente, dem hochgebornen Grafen Joseph Breunner hochachtungsvoll ge-
widmet, nach der Natur gezeichnet und herausgegeben von Ludwig Libay.
Wien 1887, Eigenthum und Verlag von Ludwig Libay" ein werthvolles
Geschenk für die k. k. geographische Gesellschaft und ihm von unserem Mit-
gliede Herrn Grafen August Breunner übergehen, nehst einigen auf das-
selbe bezüglichen Bemerkungen,
W. Haidinger. 71
„Wenn ich heute, mit der Befriedigung, welche unzertrennlich ist von der
Erwerbung einer schönen , werthvollen Bereicherung unserer Bibliothek , der
hochverehrten Gesellschaft dieses Werk vorlege, so bewegt mich zu gleicher
Zeit so manche Beziehnung zu demselben, über welche ich gerne hier einige
Worte anreihen möchte. Ich habe oben den vollständigen Titel des Werkes
gegeben, den Namen des talentvollen Künstlers und Unternehmers zugleich mit
dem eines in erster jugendlicher Hanneskraft vor kurzem dahingeschiedenen
Sprösslings eines in unserer Geschichte hervorragenden und hochverdienten
mächtigen österreichischen Grafenhauses. Sie sind unzertrennlich , denn Graf
Joseph Breunner war es, der unserem trefflichen Libay die Möglichkeit
eröffnete, die Scenen zu sehen, die uns seine treue Hand mit wahrer künstleri-
scher Weihe vor Augen fahrt, in dem er ihn als Begleiter auf einer bis nach
Wadi Haifa ausgedehnten Jagdexcursion mit sich nahm. Es war diess zwischen
dem 7. December 1855 und dem 21. Mai 1856. Am 17. war Alexandria
erreicht, von wo die Bergfahrt von Kairo am 1. Jänner beginnend bis zum
16. Februar, möglichst rasch durchgeführt wurde. Auf der Thalfahrt wurde
öfters der Jagd wegen gelandet. Diess waren die günstigsten Augenblicke zur
Entwerfung von Skizzen und Bilder. In Kairo hatte der Graf eine Nilbarke
gemiethet Nebst Herrn Libay, war nur noch der Jäger Anton Kriesel von
Wien mitgekommen. Die übrige Bemannung bestand aus dem Dragoman, einem
arabischen Koch und zehn Bootsleuten. Zwei Excursionen wurden noch von
Benisuef aus nach Medinet in Fayum und dem See Möris, und sodann von Kairo
nach Damiette und dem See Menzaleh unternommen. Am 27. April verliessen
die Reisenden Alexandria, und kehrten über Smyrna, Constantinopel und Galatz
nach Hause zurück. Die zahlreichen schönen Erfolge des Herrn Libay erfreu-
ten sich des besonderen Beifalls des grossen Kenners Freiherrn vonProkesch,
dessen „Erinnerungen aus Aegypten und Kleinasien" im frühesten Mannesalter
ein Pfand gaben für die Entwicklung seines thatkräftigen einflussreichen Lebens.
Zu den „Erinnerungen" vor mehr als einem Menschenalter geschrieben, geben
Libay's Bilder wahrhaft künstlerische Erläuterung. Doch freuen wir uns zu
entnehmen, dass dem Werke auch ein eigentlicher Text beigegeben werden
wird, und zwar aus der Feder unseres eigenen hochverehrten correspondiren-
den Mitgliedes, Herrn Alfred Ritter von Krem er, k. k. Viceconsul und Con-
sulatsleiter in Kairo, der mit der trefflichsten Vorbereitung nun schon einen
mehrjährigen Aufenthalt in jenen an Erinnerungen reichen und fiir uns Oester-
reicher durch die Reisen und Schilderungen eines Belzoni, Prokesch,
Russegger, Kotschy, Knoblecher, die Arbeiten der Missionäre in
Central- Afrika so anziehenden und wichtigen Gegenden verbindet. u
„Libay's Werk bildet gewiss eine höchst dankenswerthe Erweiterung der
Anschauung, selbst nach dem Vielen, was der Welt von den Arbeiten eines
Pocoke, Denon und so vieler andern hochverdienten Männer bis zu den
Erfolgen unseres Lepsius vorliegt. 14
„Nach Hause zurückgekehrt, entstand von vielen Seiten der Wunsch
Libay's Skizzen der Veröffentlichung zugeführt zu sehen. Aber man kennt die
Schwierigkeiten der Herbeischaffung der Baarmittel zu solchen Zwecken in
unserer Zeit und in unseren Verhältnissen. Graf Joseph Breunner war es,
der das Erforderliche ermittelte« Suin ist daher ein doppeltes Verdienst in der
Begründung des Werkes. Solche Verhältnisse entwickeln sich aber nur allmälig.
Herr Libay war früh als Zeichenlehrer der beiden jungen Grafen eingetreten,
als Graf Joseph erst neun Jahre alt war, und blieb seitdem in den genauesten
Beziehungen, oft als Gast und von dem kunstsinnigen Vater als Mahler geschätzt
72 Versammlung am 2. März 1858.
und beschäftigt. Den Air die Ausübung der Kunst so trüben Sommer 1848
brachte Libay in Salzburg zu, den darauffolgenden Winter in München,
zugleich mit den Grafen Breunner. Er war dann vielfältig von Seiner
kaiserlichen Hoheit, dem hochverehrten Gönner der Kunst, Erzherzog Ludwig
beschäftigt später 18S1 von einem Aufenthalte in Gastein aus, wo auch ich
seines werthen Umgangs genoss, durch unsern in so mannigfaltigen Richtungen
schützend waltenden Gönner Seine kaiserliche Hoheit Erzherzog Johann nach
Florenz entsendet, um die Demselben aus früher Jugend theuren Ansichten und
Erinnerungen wieder zu geben. Um sie auszuarbeiten, brachte Libay den
Winter in Rom zu, sah dann Neapel und kehrte mit reichen Erfolgen nach Wien
zurück, von wo aus dann der Ausflug nach Aegypten unternommen wurde 1 *.
„Das Werk selbst wird sechzig Tafeln umfassen. Die Lithographie ist mit
Meisterschaft ausgeführt, grösstenteils von R. Alt, mehrere Bilder auch von
Schön, Novopacky, Kaiser; der Druck bewährt den vorteilhaften Ruf
der artistischen Anstalt von Rei ff enst ein und Rösch. Die Bilder führen uns
Nilaufwärts aneinander gereiht nach Alexandria (Ansicht, Nadel der Kleopatra),
Kairo (Gasse und Bazare, Moscheen, Marienbaum, Hotelgarten), Benisuef
(Bazar), Kisseir (Nilufer), Siut (Ansicht, Strasse nach den Gräbern), El Gazieh
(Fellahwohnung), Keneh (Palmenwald, Caffeeschenke) , Denderah (Innere An-
sicht des Tempels), Esne (Schule), Edfu (Innere Ansicht des Tempels), Cum
Ombu (Tempel), die ersten Katarakten (Ansicht), Insel Philae (Tempel), Wende-
kreis (Nilufer), Derr (Wohnhaus des Araberfürsten), Ibrim und Marakid (Ruinen
des Mamelukenschlosses), Ipsambol (Felsentempel), El Baliam (Ansicht)".
„Graf Breunner brachte von seiner Jagd übrigens auch eine Anzahl
naturhistorischer Gegenstände für das Museum in Grafenegg mit zurück, welche
nach und nach von Herrn Brandelmayer, Präparator des k. k. zoologischen
Hof-Kabinetes , aufgestellt wurden. Eine spätere Excursion für die Zwecke
der Jagd und Sammlung hatte Graf Joseph in Gesellschaft des Herrn Grafen
Karl Forgäch unternommen, der selbst ebenfalls auf dem Schlosse Ghymes
bei Neutra in Ungarn ein zoologisches Kabinet besitzt, begleitet von demselben
Jäger, der mit dem Grafen Breunner in Aegypten gewesen war. Die Gesell-
schaft verliess Wien am 23. December 1856, die Richtung war Dresden, Paris,
Marseille, Algier, wo man am 9. Jänner ankam. Nach einer Excursion nach
Coleah, verliessen die Reisenden Algier mit Dampfboot, landeten in Stora,
und gingen über Constantine nach Biscara, das sie am 8. Februar erreichten.
Sie besuchten die Umgebung, später die von El Gantarah, Batna, dann wieder
von Constantine aus sich östlich wendend den See Dgingelly und erreichten
Tebessa mit der letzten französischen Besatzung an der tunesischen Grenze.
Von dort war der interessanteste Ausflug zu den noch von Europäern bis dahin
unbetretenen Revieren der Nememscha, wo sie namentlich auch im Djebel St.
Abid die Mouflons ä manchettes jagten, und auch davon eine Haut mit nach
Hause brachten. Der Rückweg wurde am 30. angetreten , über Bona mit dem
Dampfschiffe nach Tunis, dann nach Malta, Neapel, Genua, und über Venedig,
Triest nach Wien, Ankunft am 12. Mai 18S7. Das Museum in Grafenegg wurde
aus beiden Excursionen um eine Anzahl interessanter Gegenstände vermehrt,
deren Namen ich hier in einem von Herrn Brandelmayer verfassten Ver-
zeichnisse mittheile. Dipm hirtipes, Oireus cinerarius, Falco biarmicus, Stria:
occipitalis, Ardea comata, Numenius tenuirostris, Graculus pygmaeus, Otts
tetrcuv, Pierocles arenarius, Pt. guttatus, Perdix petrosa, Alauda bifasciata,
Columba livia rupicola, C. rüoria, Coracia gracula, dazu den Mouflon, eine
Gazelle , eine Rieseneidechse. Namentlich über den letzten Jagdausflug kann
W. Haidinger. K. Frh. v. Csoernig. 73
ich mich hier mit diesen wenigen Worten begnügen, da Herr Graf Karl
Forgäch selbst in dem „Naturfreunde Ungarns", Hefte für März und April d. J.
die Ergebnisse der gemeinschaftlichen Unternehmung im Druck mittheilen wird.
Der Herr Graf war so freundlich, mir seine an Ort und Stelle während der
Reise niedergeschriebenen Anmerkungen mitzutheilen. Herrn Grafen August
Breunner verdanke ich das von dem Jäger Anton Kr iesel während beider
Reisen geführte Tagebuch, endlich freute ich mich auch in Herrn Libay's
anziehende Anmerkungen Einsicht zu gewinnen, für welche ich ihm hier
meinen innigen und gewiss warmgefühlten Dank darbringe*.
„Graf Joseph Breunner beabsichtigte und zwar in Gesellschaft des
Herrn Libay eine neue Excursion nach Chartum und dem Inneren von Afrika
zu unternehmen als er durch den Tod am 18. November 1857 erst 27 Jahre
alt seinen Freunden entrissen wurde, so wie alle Hoffnungen, die wir für
naturwissenschaftliche Forschungen und Aufsammlungen bildeten, welche mit
Reisen dieser Art verbunden sind."
„In der Herausgabe und Vollendung von Herrn Libay's Werk ist indessen
keine Unterbrechung eingetreten. Was der Sohn freigebig und kunstfreundlich
gefördert, steht jetzt unter dem Schutze des Vaters, der diese Erbschaft
wohlwollend übernahm. Ich darf aber nicht die wenigen Worte meines heutigen
Berichtes schliessen, ohne der der Förderung unseres Libay in mancher
Beziehung nahe stehenden dankenswerthen Vortheile zu gedenken, welche mein
verewigter Lehrer Mohs und ich selbst vor langer Zeit aus dem freundlichen
Wohlwollen desselben hochverehrten Gönners und Freundes, des Grafen August
Breunner genossen. Ersterer begleitete den Herrn Grafen auf einer Reise
nach England im Winter 1817, mir wurde der Genuss einer Reise in seiner
Gesellschaft in Frankreich, England und Deutschland im Sommer 1822 zu
Theil. Je mehr die Jahre fortschreiten, um so mehr ist es natürlich, den
Anfangen nachzuforschen, an welche spätere durch dieselben bedingte That-
sachen sich anreihen. So danke auch ich der damaligen Zeit die Eröffnung vieler
freundlichen Beziehungen , die mir nun unschätzbar sind, an sich selbst, und
in ihrem Einflüsse auf die Entwickelung naturwissenschaftlicher Bestrebungen
in Wien, seitdem ich als Nachfolger meines unvergesslichen Lehrers Mohs
nach langer Abwesenheit wieder in meiner Vaterstadt den Aufgaben derselben
lebte. Nie soll in mir das Gefühl der Dankbarkeit erlöschen."
Nachdem der k. k. Sections-Chef Freiherr von Czoernig der Gesell-
schaft die von der Direction der administrativen Statistik herausgegebene
„Uebersicht der Waaren-Ein- und Ausfuhr OesterreiclTs für 1857" und seinen
über die Kanalisirung des Isthmus von Suez vor der kaiserlichen Akademie der
Wissenschaften gehaltenen Vortrag mit einigen einleitenden Worten übergeben
hatte, ging er auf einen für Gegenwart und Zukunft ungemein praktische
Wichtigkeit darbietenden Gegenstand, die Frage der Brennstoffe, über.
Da diese Stoffe zu jenen Natur-Erzeugnissen gehören, aufweiche die Kul-
tur Entwicklung eines Volkes den meisten Einfluss übt, so konnten die Wälder
dem durch die Fortschritte der Industrie hervorgerufenen Bedarfe an Brenn-
stoffen schon in vorigem Jahrhunderte nicht mehr genügen. Den ersten Platz
unter den Surrogaten des Holzes musste sodann die Mineralkohle einnehmen,
zumal sie der Industrie nebst der Masse auch die grössere Möglichkeit der
Concentration des Verbrauchs für industrielle Zwecke darbot. Allein auch sie
wird mit hundertfach grösserer Geschwindigkeit aufgezehrt, als sich die Menge
der Brennstoffe überhaupt zu reproduciren vermag, wesshalb die Notwendigkeit
74 Versammlung am 2. Min 1858.
der Beschaffung eines hinreichenden Vorrathes davon unsere Aufmerksamkeit
auf den Spätling der fossilen Brennstoffe, den Torf, leiten muss.
Die Versuche» sich des Torfes als Heizmittel zu bedienen, sind uralt;
dennoch vermochte dessen Verwendung sich nicht Ober den localen Verbrauch
zu erheben, da die darin enthaltene Pflanzenfaser die Feuchtigkeit allzusehr an
sich hält und der Comprimirung widersteht, wodurch die Heizkraft des Torfes
bedeutend vermindert und sein Transport auf einige Entfernung nahezu unmög-
lich gemacht wird ohne dass der Torf zerbröckelt in Staub zerfalle. Diess ist
nunmehr anders geworden, seitdem die geniale Erfindung des königl. bayerischen
Oberpostraths Ext er den Torf zu dem Range eines der vorzüglichsten und
ökonomischesten Feuerungsmateriale erhoben hat. Mittelst des von ihm im
vorigen Jahre erfundenen Verfahrens zerstört Eiter die Pflanzenfaser, redu-
cirt die Torfmasse in trockenes Pulver, und comprimirt dasselbe zu einer dichten
grosse Hitzkraft entwickelnden Schichte, welche in Tafeln geschnitten , ebenso
leicht unbeschädigt transportirt werden kann. Durch die Lösung der technischen
Frage war die grosse in Aussicht stehende Reform zur Hälfte angebahnt; es
erübrigt noch die zweite Hälfte, die Lösung der ökonomischen Frage, ob nämlich
Ext er 's Verfahren sich auch bei seiner Anwendung im Grossen bewährt, und
namentlich ob dessen Behauptung, den Centner dieses Torfmaterials , welches
einen Centner der besten Steinkohle an Heizkraft gleichkommt, um 15 Kreuzer
herstellen zu können, auch für die massenhafte Production gilt. Hierzu bedurfte
es eines mit Anwendung bedeutender Geldmittel angestellten Versuches im
Grossen, welcher in den letztverflossenen Monaten aul Veranlassung der königl.
bayerischen Regierung angestellt wurde und zudem günstigsten Resultate führte,
hierdurch aber erst der Ext er 'sehen Erfindung ihre hohe Wichtigkeit verleiht.
Es fragt sich nun, welche Folgen diese verbesserte Bereitung des Torfes
für Oesterreich herbeiführen dürfte?
Der österreichische Kaiserstaat befindet sich in der vergleichungsweise
günstigen Lage, dass noch immer 30 Percent seines produetiven Bodens aus
Waldland bestehen, welches freilich durch viele biossliegende Strecken seines
Holzbestandes hier und da beraubt ist. Desshalb hat auch die Erfahrung schon
die Ergreifung strenger Maassregeln zum Waldschutze als nöthig gezeigt, und
selbst diese sind besonders dort, wo die Montan-Industrie am meisten des
Brennstoffes bedarf, in den Alpenländern , auf namhafte Schwierigkeiten der
Durchführung gestossen, indem dort die Wälder dem grössern Theile nach den
kleinen Grundbesitzern gehören, welche weder die Mittel noch ein hinreichen-
des Interesse zur Schonung ihrer Waldparcellen haben, in deren Abholzung die
Abhilfe gegen jede eintretende ökonomische Verlegenheit gesucht wird. Zwar
fehlt auch die fossile Kohle nicht, aber die Verhältnisse der Ausbreitung der-
selben sind nicht die günstigsten. Denn abgesehen davon, dass die bisherige
Production an Mineral-Kohlen noch eine verhältnissmässig geringe ist, so bietet
sich die Aussicht auf starke Steigerung derselben zunächst nur in einzelnen
Gebietsteilen dar, dabei wiegt die für gewisse Zwecke minder verwendbare
Braunkohle ungemein vor, und selbst diese fehlt dort, wo die Industrie ihrer am
meisten bedürfen würde, indem namentlich die Kohlenlager nur im westlichen
Böhmen mit den Erzlagerstätten zusammentreffen. Der für alle Zweige der
Montan-Industrie vorzüglich sich eignende Torf gewinnt sonach in Oesterreich
an Wichtigkeit, und glücklicher Weise ist der Kaiserstaat mit seinen vielen und
umfangreichen Torflagern eines der torfreichsten Länder der Welt. Hr. Freiherr von
Czoernig legte eine von der Directum der administrativen Statistik verfasste
Uebersicht der österreichischen Torflager vor, welche sich über alle Krön-
Freib. v. Gzoernig. K. Fritsch. 75
länder erstrecken, und von denen in den nicht-ungarischen Ländern allein
Ober 200, davon einzelne nicht weniger als Tausende von Jochen umfassen,
verzeichnet wurden ; bezüglich der ungarischen Länder genügt es, des Hansäg's
am Neusiedlersee zu gedenken, welcher unzweifelhaft berufen ist, in einem
oder zwei Decennien die Versorgung der Residenzstadt Wien mit Brennstoff
hauptsächlich zn übernehmen. Schon als das Ext er 'sehe in Oesterreich privi-
legirte Verfahren zuerst hier bekannt wurde , ward die Anregung zu einer
österreichischen Torfbereitungsgesellschaft gegeben, und es dürfte dieselbe
nunmehr, wo die ökonomischen Vortheile des neuen Verfahrens über allen
Zweifel gestellt sind, ihrer Verwirklichung entgegen gehen. Aber noch ehe
man diesen wesentlichen Fortschritt in der Torfbereitung erzielte, hat die hohe
Staatsverwaltung, in ihrer Sorge für die Schonung des Waldlandes, umfassende
Einleitungen getroffen, um auf dem Moore nächst Laibach ein grosses Etablisse-
ment zur Gewinnung von Torf für den Eisenbahnbetrieb auf/ der Strecke
zwischen Laibach und Triest herzustellen. Auch andere Corporationen hatten
sich noch zuvor mit der Torffrage angelegentlich beschäftigt, und namentlich
gebührt der Handelskammer zu Salzburg die Ehre, zuerst die wissenschaft-
liche Thätigkeit auf dieses Feld praktischer Erörterung geleitet zu haben.
Dieselbe stellte nämlich die Bitte an das hohe Ministerium des Innern
um Veranlassung einer wissenschaftlichen Untersuchung der Torfmoore des
Herzogthums, welche Bitte gnädigste Berücksichtigung fand. Der von dem
Ministerium mit dieser Aufgabe betraute k. k. Gymnasiallehrer Dr. J. Lorenz
hat demgemäss 54 Torfmoore (von welchen das Untersberger allein 1.200 Joch
umfasst) mit einer Gesammtfläche von 5.000 Jochen, welche beiläufig 16 Mil-
lionen Kubikklafter Torfmasse enthalten, aus denen 24.192 Millionen Torfziegel
geschlagen werden können, untersucht, beschrieben und auf 50 Detail-Plänen
nebst zwei Uebersichts-Karten eingetragen, zugleich nachdrücklichst auf den
Unfug des Raubbaues anfmerksam gemacht. Das Operat wurde vom hohen
Ministerium der Salzburger Landwirthschaftsgesellschaft übergeben, welche in
ihrem Wochenblatte einen vom k. k. Rathe Dr. L. Ritter v.Köchel verfassten
Auszug hiervon veröffentlicht.
Wenn die Angelegenheit hiermit für Salzburg abgeschlossen erscheint,
so gilt bei der Musterhaftigkeit jenes Berichts und der hohen Wichtigkeit der
Sache nicht ein Gleiches für Gesammt-Oesterreich , dessen Interessen die
k. k. geographische Gesellschaft stets vor Allem in das Auge zu fassen berufen
ist. Herr Freiherr von Czoernig schloss demnach mit dem Antrage: 1. die k. k.
geographische Gesellschaft wolle sich das Operat des Herrn Professors Dr. J.
Lorenz von der Salzburger Landwirthschafts-Gesellschaft entlehnungsweise er-
bitten, um genaue Einsicht davon zu nehmen und eventuell nach dem Muster der-
selben ähnliche Vorlagen für die andern Kronländer zu veranlassen, oder doch auf
deren Einleitung hinzuwirken ; 2. der Ausschuss möge eine Comitö von Fach-
männern niedersetzen, dessen Aufgabe wäre, die Torffrage in ihrer Beziehung
auf Oesterreich fortwährend im Auge zu behalten, alle einschlägigen Nachrichten
zu sammeln, hierdurch eine genaue Kenntniss der Torf-Moore Oesterreich s
vorzubereiten und einer möglichst ausgebreiteten Benützung derselben denWe'g
zu bahnen.
Diese An träge wurden den Statuten gemäss dem Ausschusse zugewiesen.
Herr K. Fritsch legte das von dem Verfasser Herrn Dr. A. Mühry der
Gesellschaft zugesendete Werk „Klimatologische Untersuchungen u. s. w. a vor
und erstattete hierüber folgenden Bericht:
s
76 Versammlung am 2. Hin 1858.
„In der Ausschusssitzung der k. k. geographischen Gesellschaft YOtn
19. Jänner bin ich uro die Berichterstattung Ober ein Werk angegangen worden,
welches den Titel fahrt:
„Klimatologische Untersuchungen oder Grundzüge der Klimatologie in
v\ ihrer Beziehung auf die Gesundheitsverhältnisse der Bevölkerungen , mit einer
v geographisch geordneten, die gesammte Erde umfassenden Sammlung klimatolo-
gischer Schilderungen von A. Mühry, Med. Dr. Leipzig und Heidelberg 1858".
Diesem Ansinnen entsprechend, habe ich nun die Ehre den folgenden
Bericht zu erstatten.
Ich muss gleich im Voraus bemerken, dass ich als Nichtarzt, die Morbilität,
Constitution oder geographische Verbreitung der Krankheiten bei Weitem nicht
einer so eingehenden Besprechung zu unterziehen , mich berufen fühlen kann,
wie die geographische Verbreitung der verschiedenen Abstufungen des Klima 's,
durch welche jenes wesentlich bedingt ist.
Es sprechen indess Thatsachen dafür , dass der Herr Verfasser berufen
war, in einer wie in der andern Beziehung billigen Anforderungen zu ent-
sprechen.
Eine Reihe vorausgegangener Schriften desselben Herrn Verfassers, wie :
„Die Grundzüge der Noso-Geographie tf (1856), „Die historische Unwandelbar-
keit der Natur und der Krankheiten" (1844) u. s. w., sind empfehlend für diesen
Theil des Werkes; über den klimatologischen kann ich nicht anstehen, auszu-
sprechen, dass damit den gegenwärtigen Anforderungen der Wissenschaft Genüge
geleistet ist.
Wenn man den klimatologischen Forschungen einen hohen Werth beilegt,
so hat man vorzugsweise immer den Causalnexus zwischen den meteorologischen
Vorgängen und unserem physischen und psychischen Wohle, im Auge. Dass die
Ueberzeugung von einem solchem Causalen-Zusammenhange fest wurzelt, be-
weisen die zahlreichen und sich von Jahr zu Jahr mehrenden Versuche, die
Ergebnisse der Morbilitätsstatistik mit den Resultaten der meteorologischen
Beobachtungen in Einklang zu bringen. Man versuchte diess zuerst an einzelnen
Orten und mit speciellen Krankheitsformen, später stellte man alle gewonnenen
Ergebnisse für ganze unter einer gemeinsamen Regierung stehende Länder-
complexe zusammen. Was das vorliegende Werk betrifft, so nennt es der Herr
Verfasser: „den ersten Versuch einer Verbindung der in neuerer Zeit ausgebil-
deten physikalischen Geographie mit der Physiologie und Heilkunde" — es ist
also der erste Versuch, den mehrerwähnten Causalnexus in den grossartigen
Dimensionen darzustellen, welche die Erdoberfläche im Ganzen darbietet.
Das Werk zerfällt in zwei Hauptabtheilungen: A die allgemeine oder tel-
lurische; B die specielle Klimatologie.
Letztere erhält die „gesammelten echten Thatsachen" wie sie Dr. Mühry
nennt, welche in der ersten Abtheilung zu einem Ganzen verarbeitet worden
sind, dem nicht weniger als 570 gesammelte und ausgezogene Berichte zu
Grunde liegen.
Das ganze Werk enthält 816 Seiten, wovon 244 auf den allgemeinen
Theil, auf den ich mein Referat fast ausschliessend beschränken kann, entfallen,
denn der specielle Theil ist doch eigentlich nur als ein Repertorium, als ein
Nachschlagebueh anzusehen.
Zwei Kapitel oder Abschnitte des ersten Theiles behandeln blos die
Klimatologie, es sind
I. Die Klimatologie der Gebirge, in ihren Hauptzügen entworfen. A Oro-
graphische Meteoration,
K. Fritsch. 77
VI. Das Klima von Deutschland, für uns besonders interessant.
Bemerkungen zu einer die ganze Erdoberfläche umfassenden Karte „der
klimatischen Vertheilung der Dampfmenge tf bilden den Schluss.
Gleichsam den Uebergang zu jenen Kapiteln, oder Abschnitten derselben,
welche hauptsächlich der geographischen Vertheilung der Krankheiten gewidmet
sind, bilden folgende:
I. B Orographische Morbilitäts-Constitution. III. Ueber Salubrität der
Klimate. IV. Die Mischungsverhältnisse der Atmosphäre in geographischer Hin-
sicht. V. Die Salubritäts-Verhältnisse kleiner Inseln und der Meeresküsten.
VII. Zur Beurtheilung der natürlichen Ordnung in der jährlichen Morbilitäts-
Bewegung, besonders in Mittel-Europa.
Von speciellen, überwiegend die Morbilitäts-Verhältnisse betreffenden
Interesse sind:
II. Ueber die Absenz der Phthisis auf einigen Arealen , besonders in der
rarificirten Luft hoher Kegionen. VIII. Ueber die Polar-Grenzen der Malaria auf
beiden Hemisphären. IX. Grenzbestitnmung der Pest und noch drei andere,
welche Krankheitsformen von geringerer geographischer Verbreitung als die
eben genannten betreffen.
Um eine vorläufige Uebersicht des ganzen Werkes zu geben , erübriget
noch Einiges über die II. Abtheilung oder die specielle Klimatologie, zu sagen,
jenem Theile, welcher für das praktische Leben von besonderer Wichtigkeit ist.
Wohl alle Länder sind hier einer erschöpfenden Schilderung unterzogen und
zwar in folgender Ordnung;
A. Tropische oder heisse Zone. B. Gemässigte nördliche Zone. C. Gemäs-
sigte süd-hemisphärische Zone. D. Polar-Zone.
Ein besonderer Anhang betrifft Nord- Afrika und die Sahara, dann Inner-
Asien.
In diesen Haupt- Abtheilungen nach den Erdgürteln reihen sich die ein-
zelnen Länder in der Richtung von Westen nach Osten, indem immer Amerika
den Reigen beginnt und Asien schliesst.
Hiemit wäre der Index des Werkes in seinen Hauptzügen erschöpft, und
ich gehe nun daran, mit derselben Beschränkung, auf den reichhaltigen Inhalt
desselben einzugehen und zwar mit vorzugsweiser Berücksichtigung der ersten
Abtheilung, der allgemeinen Klimatologie, welche beiläufig gesagt, als das
Resume' der zweiten oder speciellen Abtheilung anzusehen ist.
Herr Dr. Mühry beginnt mit der Klimatologie der Gebirge und hebt als
Hauptmomente derselben hervor:
1. Die abnehmende Temperatur. 2. Die abnehmende Dichtigkeit der
Atmosphäre. 3. Die abnehmende Menge des Wasserdampfes. 4. Die zuneh-
mende Evaporations-Kraft.
Den geographischen Zonen analog, welche die Hauptstufen des Klima 's im
horizontalen Sinne darstellen, unterscheidet er im vertikalen oder in der hypso-
metrischen Vertheilung der Temperatur:
1. Die unterste oder heisse Region. 2. Die mittlere oder gemässigte
Region. 3. Die oberste oder kalte Region.
Grenzen der Seehöhe Grenzen der mittleren Temperatur
unten oben unten oben
1. 3000 P. F. +22« +18° R.
9 [ a. 3000 8000 +18 +10
* \ ß. 8000 12000 +10 + 4
3. 12000 16000 +4 ±0
78 Versammlung am 2. Märt 1858.
Natüilich gilt diese Scala nur für dieAequatorialgegenden, in der Richtung
gegen Norden und Süden sinken die Flächen gleicher Temperatur immer mehr
herab, bis sie die Erdoberfläche in der gleichnamigen Isotherme schneiden. Ein
Holzschnitt macht diese Verhältnisse anschaulich.
Wie belcannt steigen die Hypsothermen nicht fiberall gleichmässig herab,
sondern erfahren in Folge localer sowohl, wie zeitlicher Ursachen nicht geringe
Undulationen. Hr. Dr. Mühry untersucht dieselben beispielsweise an der Hypso-
therme ?on 0*, bekannt unter dem Namen Sclyieelinie, deren Sommer- und
Wintergrenze er näher betrachtet.
Hierauf wird das Gesetz der mit der Höhe abnehmenden Wasserdampf-
Menge erörtert. Der Herr Verfasser nimmt es zuerst in Schutz gegen die
Ansicht, dass der Wasserdampf mit der Höhe zunehme , indem er anfährt, dass
der Gehalt der Atmosphäre an Wasserdampf ursprünglich immer yon der Ober-
fläche des Meeres, also von unten komme und die Wolken-Görtel der höheren
Regionen, nur umgrenzte Räume von niedrigerer Temperatur in der Atmosphäre
darstellen, in welchen der Wasserdampf sichtbar geworden ist.
Er unterscheidet in Bezug auf den Dampfgehalt in verschiedener Höhe
ebenfalls drei orographische Gebiete.
1. Das dampfreiche in den unteren, bis 4000' ; 2. Das regenreiche in den
mittleren, bis 8000': 3. Das dampf- und regenarme Gebiet in den höheren
Regionen.
Ein Holzschnitt veranschaulicht diess.
Hiernach lassen sich die Klimate in Hinsicht auf ihre Feuchtigkeits- Ver-
hältnisse am besten in »hoch saturirte und niedrig saturirte" unterscheiden.
Für die abnehmende Dichtigkeit der Atmosphäre stellt Herr Dr. Mühry
folgendes Schema auf:
Luftdruck bei 0° Temp. S
14"
15
16
17
18
19
20
21
22
23 x
24
25
26
27
28
29
29.5
Die zunehmende Evaporationskraft in der Höhe wird im Allgemeinen
durch folgende Factoren erzeugt: 1. geringere Dampfmenge in Verhältniss zur
Temperatur, 2. intensivere Insolation, 3. vielbewegte Luft, 4. grössere Rarität
derselben.
ikrecbte Erhebung
Zunehmende Differenz
der
Höhenpuncte
+ 16972 P. F.
1622 F.
15350
1590
13760
1490
12270
1410
10860
1330
9530
1260
8270
1200
7070
1140
5930
1090
4840
1050
3790
1000
2790
970
1820
930
890
890
800
800
1300
K. Fritsch. 79
Der letzte Factor bekommt bei abnehmendem Luftdrucke immer mehr die
Oberhand, denn die Verwandlung des tropfbar flüssigen, d. i. die Evaporation
desselben erfolgt in einem völlig luftleeren Räume fast augenblicklich.
Die Hauptmomente des Klimas, welchen der Reisende oder der Bewohner
auf den Gebirgen zunehmend mit der Höhe ausgesetzt ist, sind demnach : die
Temperatur nimmt ab, die Dampfmenge nimmt ab, der Luftdruck nimmt ab, die
Evaporation nimmt zu.
Es werden jedoch noch mehrere andere, in ätiologischer Hinsicht, wenn
weniger wichtige, eigenthümliche Gebirgs-Phänomene hervorgehoben.
Hierauf geht Hr. Dr. Mühry auf die Morbilitäts- Verhältnisse der Gebirge
Ober, und unterscheidet 4 Klassen von Krankheiten :
I. Solche, welche überall und daher auch hier vorkommen. H. Solche,
welche nur durch die Temperatur verschieden vertheilt werden. HI. Solche,
welche eigentliche Gebirgskrankheiten zu nennen sind. IV. Solche, welche hier
absent sind.
ad I. Zu den ubignitären oder solchen Krankheiten, welehe keine Beschrän-
kung erfahren durch Temperatur, werden unter anderen gezählt: Blattern,
Scharlach, Masern, Keuchhusten, Catarrh, Influenza, Scropheln, Hömorhoiden
und andere mir weniger bekannte.
ad II. Von der Temperatur abhängige Krankheiten sind :
1. Region von 0° bis 4° R. Herschende Krankheiten: Influenza, Rheuma,
Pneumonie, Ophthalmie und andere, deren allgemeiner Charakter entzündlich
ist, und deren Tendenz auf die Respirations-Organe gerichtet ist. Fehlende
Krankheiten: Malaria, gelbes Fieber, Cholera u. s. w.
2. Region von 4° bis 10° und 10° bis 18° R. Häufigere Krankheiten: Typhus,
Gicht, Refrigerosen. Die Heftigkeit anderer Krankheiten, welche die beiden ande-
ren extremen Regionen charakterisiren , ist hier geringer; dagegen zeigt sich
eine Fluctuation nach den Jahreszeiten, der Charakter ist im Winter mehr entzünd-
lich, im Sommer mehr torpide, auch die Tendenz dort mehr nach den Respi-
rations-, hier mehr nach den Digestions-Organen gerichtet.
3. Region von 18° bis 22* R. Fehlende Formen: Typhus, Pest, Cretinis-
mus. Häufige Krankheiten : die terrestrisch miasmatischen in intensiver Weise.
Die Tendenz der Krankheiten wie in der gemässigten Region (2) während des
Sommers, nach den Digestionsorganen gerichtet.
ad III. Hieher gehören im engeren Sinne orographische, allen Gebirgen
endemische Krankheits- Verhältnisse positiver, wie negativer Art, welche von den
meteorologischen Verhältnissen der Gebirge, ausser der Temperatur bestimmt
werden; also vorzugsweise durch die rarificirte Luft, einigermassen auch durch
das Feuchtigkeits-Verhältniss und die zunehmende Evaporationskraft. Es sind :
a) das Berg-Asthma, eine Athem-Noth, b) die Hautdürre, c) Ophthalmie
durch Schneeblenden, d) Hömorrhagie oder Expansion der inneren Gase, e) Kropf
und Cretinismus.
Beim Aufsteigen in die rarificirte Luft erfahren Ungewohnte früher oder
später, (doch wohl selten in einer Höhe unterhalb 10,000 Fuss) eine Athem-
Noth, ein Gefühl, als könnten sie nicht genug Luft holen, dabei wird der Herz-
schlag beschleunigt, dazu kommen Schwindel und Kopfschmerz, Übelkeit und
ganz besonders grosse Ermattung bei leichten Anstrengungen. Der Zustand
dauert einige Stunden oder Tage, aber auch einige Wochen; allmählig tritt
Gewöhnung ein. Sehr selten sind Beispiele, dass er tödtlich geworden ist. Es
ist die volle Erscheinung der Wirkung der allmählig zunehmend wirkenden
Luft-Verdünnung.» Die in dieser verdünnten Luft lebenden Eingebornen zeichnen
80 Versammlung am 2. Mira !8ö8.
sich aus durch stärkere Entwicklung der Respirations-Organe, der Brustkorb ist
breiter, die Gestalt gedrungener, die Extremitäten sind kürzer als bei den Be-
wohnern der Tief-Ebenen, dazu kommt noch ein Mangel an überflüssiger Fett-
bildung. Für sie sind rasche, angestrengte Bewegungen nicht beschwerlich, sie
laufen, tanzen und graben; sogar Feldzüge und Schlachten sind auf dem hohen
Rücken zwischen den Cordilleren, in 12,000 Fuss Hohe vorgekommen.
Als Wirkung der raschen Abdunstung der Perspirations-Feuchtigkeit in
der rarificirten, dampfarmen und kalten Luft ist die Haut ungewöhnlich trocken,
die rasche Verdunstung entzieht zugleich viel Wärme ;' dazu kommt der scharfe
kalte Wind; man vermeidet dort jedes Nasswerden der Haut, die Sonnenstrah-
lung wirkt intensiver, es folgt ein Aufspringen der Haut, (zumal bei Schnee
und Wind) mit blutenden Rissen und Krustenbildung; an den Augenliedern
können auf diese Weise besonders heftige Leiden entstehen.
Durch Schneeblenden, hier noch verstärkt durch die Intensität des Lichtes,
entsteht zuweilen plötzlich eine mit Luft verbundene Conjunctivitis.
Auf Höhen oberhalb 17.000 Fuss pflegt zuerst aus den zarten äusseren
Membranen der Lippen, Augen und Ohren Blut zu treten. Dagegen stellt sich
auf niedrigeren Höhen z. B. 4500 Fuss, ein Gefühl von Leichtigkeit und Kraft
ein, verbunden mit frohem Muthe u. s. w.
ad IV. Die bisher angefahrten, den Climaten hoher Gebirge eigentümlichen
Processe im menschlichen Organismus nehmen mit der Höhe zu, oder stellen
sich überhaupt nur hier ein, sind daher positiver Natur ; es giebt noch andere,
welche auf der Höhe abnehmen oder ganz verschwinden, also endemisch absente.
1. Der Verlauf von Entzündungen ist leichter, Wunden heilen besser.
2. Die Lungentuberkeln, die Phthisis pulmonum, in Abnahme oder ganz absent.
3. Sehr selten scheint die Fettleibigkeit zu sein. 4. die Nieren-Function weniger
in Anspruch genommen.
Man darf hier auch der nicht wenigen Leiden gedenken, welche vorzugs-
weise auf der heissen Zone im Tieflande Gefahr drohend, durch Aufsteigen oft
ganz in der Nähe befindlicher Gebirge Schutz und Heilung erfahren, wie z. B.
die Malaria, das gelbe Fieber, die Cholera u. s. w.
Das II. Capitel der allgemeinen Klimatologie enthält die Resultate der
Untersuchungen „Über die Absenz der Phthisis auf einigen Arealen und in der
rarificirten Luft hoher Regionen.
Ein III. Kapitel, auf dessen Inhalt ich etwas näher eingehen will, spricht
„über die Salubrität der Klimate in allgemeiner Übersicht."
Zur Beurtheilung der Salubrität hält Herr Dr. Mühry einen gewissen vor-
läufigen allgemeinen Maassstab für nothwendig, und wählt statt der mittleren Le-
bensdauer, deren Ermittlung in den wenigsten Ländern möglich ist, das „Ver-
hältniss der jährlichen Mortalität zur Zahl der Bevölkerung als einfaches Maass
der Salubrität, welches immer nahe mit der mittleren Lebensdauer Schritt hält
und weit leichter zu ermitteln ist.
Demnach ist dasjenige Klima für das gesündeste zu halten, wo die Be-
wohner die geringste jährliche Mortalität (eigentlich aber Morbilität) zeigen.
Das Maximum der Mortalität »1:16 findet man erreicht in New-Orleans
und Calcuta, das Minimum 1 : SO in der süd-hemisphärischen gemässigten Zone,
z. B. zu St. Jago in Chile und in der Capstadt in Süd-Afrika.
In Europa kommen an einzelnen kleinen Ortschaften eben so günstige Ver-
hältnisse vor, aber im Ganzen ist 1 : 40 (wie in England) hier jedoch mehr in
Folge der Cultur als des Clima's ein selten erreichtes Verhältniss. In Mittel-
Europa ist das Verhältniss nicht ungewöhnlich 1 : 33.
K. Fritscb. 81
Die Salabrität der Klimate zeigt sieb im Allgemeinen und hauptsächlich
bedingt:
1. durch eine massige und stätige Temperatur der Luft; 2. durch eine
gewisse trockene Beschaffenheit des Bodens ; 3. durch endemische physische
Dispositionen (abgesehen von den socialen) zu einzelnenKrankheits-Verhältnissen.
Es ist jedoch nicht zu übersehen , dass die Salubrität der verschiedenen
Klimate in mehrfacher Hinsicht eine bloss relative und zu unterscheiden ist:
1. in Hinsicht auf Indigenat, worüber uns die Acclimatisation näher belehrt; 2. auf
individuelle Disposition der Menscben-Race ; 3. auf partielle Gebiete der Mor-
bilitäts- Verhältnisse, indem bloss eine Krankheitsform zu herrschen oder absent
zu sein braucht. ;
Nachdem der Herr Verfasser den Begriff der Salubrität nach diesen Ge-
sichtspunkten von allen Seiten beleuchtet hat, geht er zur Aufzählung der Kli-
mate über, welche durch ihre Salubrität oder Insalubrität bekannt sind.
Ich übergehe die Länder der Tropen-Zone und folge dem Herrn Verfasser
in die uns mehr interessirende gemässigte Zone.
Hr. Dr. Mühry versucht vorerst mehrere interessante Fragen in Bezug auf
Acclimatisation zu lösen, ein Theil derselben ist von ihm schon früher C. M.
(relative Salubrität) erörtert worden.
Die Acclimatisation besteht im Allgemeinen darin, dass das Blut an Menge
und plastischer Beschaffenheit (Fibrine) gewinnt, und dass die Respirations-Organe
mehr in Anspruch genommen werden, wie auch die Haut. Dieser Vorgang findet
statt, wenn ein Eingeborner der heissen Zone seinen Wohnsitz mit einem anderen
der kälteren Zone vertauscht, der entgegengesetzte, wenn ein Eingeborner der
kälteren Zone seinen Wohnsitz in die heisse verlegt. Herr Dr. Mühry glaubt,
dass das ganze Menschengeschlecht fähiger sei, mit allgemeiner Gewöhnung von
Süden nach dem Norden zu rücken, als von Norden nach dem Süden.
Für die Salubrität der gemässigten Zone in der nördlichen Hemisphäre
werden beispielsweise folgende Verhältnisse angeführt :
London 1 : 40 Berlin 1 : 38
Edinburg 1 : 35 Breslau 1 : 26
Genf 1:43 Wien 1:24
Hamburg 1 : 30
Unter den physischen Ursachen dieser Verhältnisse ist ohne Zweifel dem
Temperaturwechsel der Jahreszeiten und der Tage die grösste Bedeutung zuzu-
schreiben, in der That finden wir auch im Frühjahre, wo in unseren Breiten die
Mortalität am grössten ist, auch die grössten Temperaturschwankungen und aus
einem ähnlichen Grunde wird das Verhältniss, wie wir sehen, auch in den öst-
lichen Gegenden ungünstiger, als in den westlichen.
Am auffallendsten zeigt sich dies in der Vertheilung der Krankheiten des
ersten Lebensjahres oder vielmehr der ersten Monate oder Wochen. Nur an sehr
wenigen Orten entfällt von der jährlichen Mortalität auf jene des ersten Lebens-
jahres nur y 7 , häufig ist sie */ % und kann sich steigern zu %, sogar zu */ a (letz-
teres auf einer Insel südwestlich von Island.) Für die weiter vorgeschrittene
Lebenszeit, im Jünglingsalter, gibt das Verhältniss der Lungen-Phthisis die
Hauptbestimmung der Salubrität ab, das Verhältniss von 1 / 7 der ganzen Mortalität
bildet diese Krankheitsform sehr häufig, in nicht wenigen Städten sogar '/ ft .
Ausser den Temperatur-Schwankungen wirken auch die Bodenverhältnisse
erheblich. Amsterdam liegt auf feuchtem, thonigem Alluvialboden und hat von
der Malaria zu leiden ; Berlin liegt auf Sand und dankt dem zum grössten Theile
seine gute Salubrität, weil der Sand trockener und deshalb wärmer ist; Wien
82 Versammlang am 2. März 1858.
und Paris liegen auf staubreichen Tertiärbildungen und sind wahrscheinlich dess-
halb so reich an Lungentuberkulosen u. s. w.
Dagegen sind besonders gesunde Gebiete : die Dünen-Inseln im nördlichen
Europa, auch die südlicheren, die Azoren, Madeira, Rhodus u. a., denn sie ver-
binden das massige und stetige Seeklima mit einem trockenen Boden.
Im IV. Kapitel der allgemeinen Klimatologie spricht Herr Dr. Mühry:
„Ueber die Mischungsverhältnisse der atmosphärischen Luft, in geographischer
Hinsicht."
Es steht noch immer fest, dass aber der ganzen Erdoberfläche die Luft
überall und beständig ein gleich bleibendes Gemenge von Azot und Oxygen dar-
stellt, in den Verhältnissen von 79 : 21 dem Volumen nach und 77 : 23 dem
Gewichte nach. Nur noch unwesentliche Beimischungen sind es, die man zu
unterscheiden hat, und zwar: 1. chemische, wie Kohlensäure, von der man aber
über dem Meere fast keine Spur findet, Salpetersäure und Ozon, Chlor-Natrium
über dem Meere. Lokal können noch auftreten: Wasserstoff, Schwefel- oder
Kohlen- Wasserstoff, Jod.
Alle genannten Gasarten sind nicht von solcher Bedeutung für den mensch-
lichen Organismus oder bei weitem nicht in solcher Menge vorhanden , dass sie
als Factoren in Hinsicht auf ein Klima oder auf eine endemische Luftconstitution
angesehen werden könnten, noch weniger als die Ursache irgend einer speciellen
Krankheitsform — oder sie müssen, wenigstens da sie nur eine sehr beschränkte
lokale Verbreitung haben, bald im allgemeinen Luftmeere sich diffundiren und
verlieren. Zu den unwesentlichen Beimischungen der atmosphärischen Luft ge-
hören ferner: 2. staubförmige Inhärentien, mehr oder weniger beständig in Be-
wegung, bestehend aus dem kleinsten Detritus theils mineralischer, theils vege-
tabilischer und animalischer Substanzen, theils auch aus kleinsten Organismen
(Pilzen und Vibrionen). Die Mehrzahl derselben erklärt Herr Dr. Mühry in
Bezug auf Sanität ebenfalls für indifferent und nicht für Miasmen. Er lässt nur
Eines gelten, das Miasma der Influenza und drei andere, im Boden keimende, diese
sind, die Malaria, das Miasma des gelben Fiebers und der indischen Cholera.
Ich übergehe die Betrachtungen des Herrn Verfassers, ob die Ungleichheiten
der Gravitation auf der Erdoberfläche von einiger Bedeutung sind.
Das V. Capitel handelt über „die Salubritäts Verhältnisse kleiner Inseln und
der Meeresküsten. "
Kleine Inseln, wenn sie von den grossen Bevölkerungen fernliegende Wohn-
orte sind, haben als Beobachtungsstationen eine grosse Bedeutung, denn sie
bieten eine besonders günstige Gelegenheit zur reinen Aeusserung der ätiologi-
schen Verhältnisse. Vor Allem bezieht sich dies auf die Entscheidung über
originäre Entstehung oder Importation der Contagien oder Miasmen.
Doch gibt es auch eine Krankheit, die Influenza, welche so wie anderwärts,
auch hier in der Luft entsteht. Zu den originären Krankheiten rechnet der Herr
Verfasser z. B. die Dysenteria, Ophthalmia (beides Schleimhaut-Contagien)
und andere.
Die meteorischen Verhältnisse kleiner Inseln sind im Ganzen die Allgemeinen
des Seekliroa's, ihre Salubritätsverhältnisse hierdurch auch im Ganzen begün-
stiget; dasselbe gilt auch grösstenteils von dem Meeresküsten — von dem
Litoral-KIima.
Unter den Litoral- und Insel-Krankheiten sind vor allen das gelbe Fieber
zu nennen, es hält sich abschliessend an den Küsten auf, besonders in Schiffen
und in der Nähe der Häfen; es gibt nur wenige scheinbare Beispiele , dass es
i
i
L Fritsch. 83
weiter in das Innere epidemisch eingedrungen wäre, aber diess war längs Flüssen
mit Seeschiffahrt.
Hiemit schliesse ich meinen Bericht über die klimatischen Untersuchungen
des Herrn Dr. Mühry, es erübriget noch eine grosse Menge interessanten
Stoffes, allein die Zeit gestattet nicht, hier noch weiter darauf einzugehen.
Der k. k. Artillerie Hauptmann, Herr J. Cybulz, zeigte einen Theil seines
plastischen Unterrichtsmaterials in der Terraindarstellung vor. Es waren im
Ganzen 18 galvanoplastisch ausgeführte Tafeln, welche von den einfachsten For-
men angefangen, bis zum Hochgebirge übergingen.
Die ersten fünf Tafeln enthielten 3 Stücke einfacher Fundamentalformen
u. z.: 1. die Elementarflächen; 2. die Grundform und 3. die Verschwindungs-
verhältnisse der Flächen.
Diesen fünf Tafeln schloss sich als Uebergang zur Darstellung von natür-
lichen Gebilden, die sechste Tafel mit drei Figuren an, welche als die wichtig-
sten Zusammensetzungen der Grundformen allgemein verbreitet vorkommen,
und zwar: 1. die Agrallfläche; 2. die Mulde und 3. die Einsattelung. Dieser
Tafel folgen sechs Berg- und Gebirgsformen, welche den Elementarunterricht
seiner Schule beschliessen. Alle Formen des Elementarunterrichts sind mit
Horizontalcurven versehen.
Den zweiten Theil des Unterrichts setzen die verschiedenen Terraincharak-
tere zusammen, und zwar in den beiden Massstaben 1 : 14,400 und 1 : 28,800
der natürlichen Grösse.
Ueber die Nutzanwendung des Werkes wird Herr Cybulz in der nächsten
Sitzung Näh eres mittheilen.
Versammlung am 16. März 1858.
Der Herr Vicepräsident, k. k. Rath A. Steinhauser führte den Vorsitz.
Über Antrag des Ausschusses wurden den Statuten gemäss, die Herren
J. R. v. Kronenfels, Lieutenant im k. k. Lin.-Infant.-Regiment Nr. SO,
J.Mündel, k. k. Sectionsrath und St. v. Rakovsky, Gutsbesitzer in Agram,
zu ordentlichen Mitgliedern der Gesellschaft gewählt.
Der Herr k. k. Rath Steinhauser theilte einen Schichtenplan der
inneren Stadt Wien zur Ansicht mit, den er zu diesem Zwecke der zukom-
menden Güte Sr. Excellenz des Herrn F.M.L. Ritter von Haus lab verdankt;
derselbe ist von dem Letzteren selbst verfasst und die Höhenschichten sind in
einem Abstand von 5 zu 5 Fuss aufgetragen ; er ist von dem Originale auf die
vier behufs der Allerhöchst genehmigten Stadterweiterung ausgegebenen
Blätter der inneren Stadt nebst den angrenzenden Theilen der Vorstädte über-
tragen worden und ist dem Vernehmen nach zur Veröffentlichung bestimmt.
Herr k. k. Sectionsrath Haidinger berichtet über eine in vielen geogra-
phischen Beziehungen, namentlich aber für die Arbeiten der k. k. geologischen
Reichsanstalt in ihren Landesaufnahmen wichtige neue Abhandlung des Mitglie-
des, Herrn Astronomen J. F. Julius Schmidt in Olmütz, von welcher er ein
Exemplar der Freundlichkeit des Besitzers der Sternwarte, Herrn Prälaten
Ritter von Unkhrechtsberg verdankt. Sie trägt den Titel: „Untersuchungen
über die Leistungen der Bourdon'schen Metall-Barometer mit Hinweisung auf
den Nutzen dieser Instrumente für die Marine." Es ist dies wohl eine höchst
dankenswerthe Arbeit, ein Ergebniss und wahrer Lohn der Beharrlichkeit für
längere Reihen von geduldig durchgeführten Versuchen und Beobachtungen,
welche Hr. Schmidt unter persönlicher Mitwirkung des Herrn Prälaten von
Mittheilangen der k. k. geo;r. Gesellschaft. II. Bd. %. Heft. I
84 Versammlung am 16. Man.
Unkhreehtsberg und des Herrn Professors Schenk unternahm. Der Er-
folg war um so wünschenswerter, als in einem eigenen Abschnitte der im
August und September 1883 in Brüssel abgehaltenen „Conference maritime «tir
l'adoption (Fun systbne umforme <T Observation* mittorologiques ä la mer",
(Seite 21 und 63) geradezu verlangt wird, dass das Aneroid-Barometer nicht
dem Quecksilber-Barometer substituirt werden sollte. Auch Schmidt erklärt
ein Aneroid, das nicht speciell studirt worden, für nahezu werthlos. Aber darin
besteht eben der Inhalt jener Schrift. Es wird, und zwar nur für solche, welche
die Qualität der von Richard und Bourdon in Paris verfertigten besitzen,
eine Correction der Temperatur, wo ein Thermometer im Instrument angebracht
ist, unter der Luftpumpe studirt und festgehalten. Sie lässt sich durch eine
ziemlich einfache Curve für jedes Individuum der Aneroide darstellen, aber jedes
erfordert eine Untersuchung für sich. Sie sind „Individuen", sagt Schmidt,
nicht „Exemplare wie die Quecksilber-Barometer". Die in Olmütz auf der
Unkhrechtsberg'schen Sternwarte angestellten Untersuchungen wurden
unter einer Luftpumpe vorgenommen, Barometer und Aneroid gleichzeitig unter
demselben Recipienten, bei einem Luftdruck zwischen 29 Pariser Zoll und
18 Zoll und 8 Linien, wobei der Zeiger des Aneroids in grosser Regelmässig-
keit sich bewegte, dabei aber fast dreimal die Peripherie seiner kreisförmigen
Scala beschrieb. Die Beobachtungen wurden später auf dem Gloggnitzer
Schneeberge bei 1082 Toisen unter einem Luftdruck von 22 Zoll wiederholt.
Die grosse Leichtigkeit viele Beobachtungen zu machen, ohne aus dem Wagen
zu steigen, oder ohne beim Reiten abzusteigen, gibt dem Aneroid in der Aus-
übung so grosse Vortheile vor dem Quecksilber-Barometer. Herr Schmidt
machte am 4. September 1887 zwischen Freudenthal und Sternberg während
einer fünfstündigen Fahrt in einem Omnibus gegen SO Ablesungen, also Höhen-
bestimmungen, ohne mehr als ein einziges Mal aus dem Wagen zu steigen.
Anderseits kann man das Quecksilber-Barometer doch auch nicht ganz entbehren,
mit welchem die vergleichenden Beobachtungen indessen doch nur von Zeit zu
Zeit an sicheren Stationen durchgeführt werden. Dies ist auch die Art, wie
Herr Schmidt das Aneroid für die Marine empfiehlt. Immerhin ein Quecksilber-
Barometer zur Beobachtung nnd Vergleichung bei stiller See oder am Lande! —
aber das Aneroid ist unschätzbar bei den bewegtesten, sturmerregten Wellen,
wo die Beobachtungen des ersteren, ungeachtet er in einem Cardan'schen Ring-
systeme, wie Lampe, Compas oder Chronometer, doch am Ende, der Schwan-
kungen wegen, unmöglich werden.
Schon für die „Novara" hat Herr Schmidt mit Herrn Dr. Scherzer in
Bezug auf die Anwendung des Aneroids Verabredung genommen, da sich
dasselbe schon früher nach Herrn Schmidt's Versuchen sogar für Höhen-
messung der Wellenberge vorteilhaft gezeigt hatte, die er am 4. März 1855
westlich von Spezzia auf 3 Toisen schätzte.
Herr Schmidt erwähnt, dass auch in Folge von Versuchen in Paris, die
ihm indessen nicht näher im Einzelnen bekannt geworden, das Aneroid der
französischen Marine bereits anempfohlen worden sei. Nichts konnte für uns
Mitglieder der k. k. geologischen Reichsanstalt erwünschter sein, als diese mit
grösster Genauigkeit durchgeführten Olmützer Versuche, und wir werden uns
von unserer diessjährigen Sommer-Campagne an mit Nachdruck den Arbeiten
des hochverehrten Freundes in der Anwendung der Aneroide zu Höhenmessun-
gen anschliessen.
Herr k. k. Artilleriehauptmann J. Cybulz erklärt mit Beziehung auf seine
in den beiden vorhergegangenen Versammlungen gemachten Mittheilungen die
A. Steinhäuser. W. Haidinger. J. F. Schmidt J. Cybnls. SS
Anwendung der Plastik beim Unterrichte in der Terraindarstellung, wie er dies
bei seinen Vorträgen in der k. k. Kriegsschule über diesen Gegenstand practisch
ausführe. Diese Methode basirt sich auf eine gründliche Untersuchung und mög-
lichst genaue Darstellung der geometrischen Beschaffenheit der Formen über-
haupt Die Elemente dieses Unterrichtes bilden die bekannten drei Böschungs-
arten der Flächen, als; stettig, gewölbt und hohl, welche nach der Richtung
ihrer horizontalen Ausdehnung, gerad, ein- oder ausgebogen in drei verschiede-
nen Gruppen zerfallen. Aus diesen stellt Herr Cybulz sechs positive und eben
so viele negative Grundformen zusammen, deren Bezeichnung den analogen
Vorkommen in der Natur entnommen ist, und deren Verschneid ungs Verhältnisse
aus der ersten Grundform abgeleitet wird. Die Beziehungen der Linien des
grössten Falles zur Verschneidungslinie sind auf den Formen durch Anwendung
der Schraffen ersichtlich gemacht. DcrUebergang von der Darstellung der regel-
mässigen zu den Terrainformen, so wie die Darstellung der letzteren in ihrer
Verschiedenartigkeit ist durch viele Modelle, nach den von Herrn Hauptmann
Cybulz selbst mit wahrer Meisterschaft ausgeführten Originalen, galvanoplastisch
abcopirt, angegeben; dieselben stellen mehr weniger complicirte Partien des
Hochlandes, des Mittelgebirges und des Hochgebirges dar, und sjnd zur genauer
ren Einsicht der Verhältnisse grösstentheils mit Horizontalschichten versehen.
Herr Prof. Simony legte ein von Herrn F. Keil, Apothekerprovisor in
Lienz, ausgeführtes Relief der Spitzkofelgruppe vor und theilte zugleich
die der plastischen Darstellung beigegebenen Erläuterungen im Auszuge mit.
Herr Keil, bekannt durch seine vielseitigen Leistungen in Gebiete der
physikalischen Geographie Tirol's, hatte schon im verflossenen Jahre zwei pla-
stische Darstellungen, die eine den Glocknerstock, die zweite einen grösseren
Theil des Tauerngebietes vorstellend, zur Vorlage eingesendet. Das Relief der
Spitzkofelgruppe zeichnet sich durch eine ebenso verständige als sorgfältige Be-
handlung des Gegenstandes aus und bildet einen um so werthvolleren Beitrag
zur Erweiterung der Kenntniss des österreichischen Alpenlandes, als dessen
Ausführung auf eine grosse Anzahl von Höhenmessungen, zunächst aber auf
eigene Anschauung basirt ist. Das Relief umfasst jenen, südlich in Lienz
gelegenen Theil der Drau-Gailthaleralpen, weleher nebst der Drau von dem
der letzteren zufliessenden Kartitschbache, dem Lesachthaie, dem in die Gail
mündenden Kötschache - Bach und dem bei Ober-Drauburg auslaufenden
Pirknergraben umgrenzt wird, also ein Terrain von nahe 6 Quadratmeilen
Flächenraum. Die dargestellte Gebirgsgruppe liefert ein sehr schönes Bei-
spiel von jener Verschiedenheit der Oberflächengestaltung, welche aus der
Verschiedenheit der geognostischen Verhältnisse hervorgeht. Die Gegensätze
in den sanften Formen des Glimmerschiefers und den wild zerrissenen Gestalten
des Dolomits, welche beide Felsarten in der bis zu 8500 Fuss sich erhebenden
Gruppe des Kreuzkofels vorherrschend sind, werden in der plastischen Dar-
stellung sehr anschaulich gemacht. Dadurch, dass in den Relief die Vertikal-
und Horizontal-Dimensionen in gleichem Massstabe (1 : 48000) , die Erhebun-
gen also in ihren natürlichen Verhältnissen des Ansteigens gegeben sind, eignet
sich dasselbe zugleich zu einem höchst brauchbaren Lehrmittel für den geogra-
phischen Unterricht, und es bleibt nur zu wünschen übrig, dass Herr Keil seine
fruchtbringende Thätigkeit in dieser Richtung nicht auf die eben vorliegende
Arbeit beschränken möge, sondern derselben die plastische Darstellung auch
anderer Theile seines schönen Vaterlandes in gleicher sorgfältiger Ausführung
folgen lasse.
/
8ß Versammlung Am 16. Mirz.
Herr J. V. Goehlert machte folgende Mittheilung Ober den Einfluss der
x <> geologischen und climatischen Verhältnisse auf die Bevölkerung in Nordamerika,
*f y namentlich nach dem von Dr. J. Wynne in New- York im vorigen Jahre ver-
öffentlichten „Report an the vital Statütics of the United States«.
„Das Territorium der Vereinigten Staaten lässt sich in physikalischer Be-
ziehung in drei grosse Districte abtheilen, welche von einander durch hohe
Gebirgsketten getrennt sind. Der eine dieser Districte umfasst die atlantische
Ebene und Abdachung, und erstreckt sich vom atlantischen Ocean bis zum
Kamme der Alleghany-Gebirge, er ist der älteste und bevölkerteste Theil der
Union. Der zweite District umfasst das Mississippi-Becken, von der einen Seite
von den Alleghany oder der Apalachin-Kette, von der anderen Seite von den
Felsgebirgen begrenzt, und vom Mississippi und dessen Nebenflössen durch-
schnitten. An der nördlichen Grenze dieses Districts liegen die grossen Land-
seen, welche 11.300 Kubik-Meilen Wasser enthalten, und über 94.000 Quad.-
Meilen mit Wasser bedecken. Der dritte District dehnt sich von den Felsgebir-
gen bis zu den Küsten des stillen Oceans aus und beherbergt, mit Ausnahme
Californiens, nur eine dünne Bevölkerung. Diese Eintheilung steht mit den geo-
logischen Verhältnissen des Landes, und diese mit den Lebensverhältnissen der
Bevölkerung in genauem Zusammenhange. Denn es lässt sich nicht läugnen,
dass neben dem Clima die geologische Beschaffenheit des Bodens
einen wesentlichen Einfluss auf den Gesundheitszustand der
Bewohner ausübt und zur Erzeugung von Krankheiten beiträgt,
als deren nächste Ursache die Bodenformation anzusehen ist. Die Kalk-
steinformation, namentlich bröcklicher Art, zeichnet sich durch üppige Vegetation
und pittoreske Gegenden aus, in welchen die Herbstfieber als vorherrschende
Krankheitsform auftreten.
Wo das Substrat mit Thonschiefer zusammengesetzt erscheint, saugt der
Boden die Feuchtigkeit auf, und es finden sich daher in jenen zumeist flachen
Gegenden Moräste und Sümpfe, deren schädlicher Einfluss auf die Gesundheit
sich im Wechselfieber äussert. Die Sandstein-Region trägt den Character des
Hügel- und Gebirgslandes ; der Boden ist trocken und weniger fruchtbar; stag-
nirende Gewässer sind hier unbekannt. Diese Gegenden können als die gesün-
desten unter allen angesehen werden.
Aus diesen Thatsachen lässt sich der Schluss ableiten, dass die Eigen-
tümlichkeiten einer jeden Gegend als locale Ursachen eines mehr oder weniger
günstigen Gesundheitszustandes der Bewohner sich äussere, ganz unabhängig
von der geographischen Eintheilung, in welche das Land als Ganzes zerfällt. Der
Statistik wird es vorbehalten bleiben, den Einfluss dieser localen Ursachen
ziffermässig nachzuweisen, und dadurch dem Aetiologen die interessantesten
Aufschlüsse für seine Forschungen zu bieten.
Der günstige Einfluss des Climas auf den Gesundheitszustand der Bevöl-
kerung, insofern er durch die Nähe hoher Gebirge hervorgerufen wird, lässt
sich in den Vereinigten Staaten genau nachweisen; so verdanken jene Theile
Virginiens, Marylands und Pennsylvaniens, welche am Fusse der Alleghany
liegen, ihre gesunde Lage grösstentheils der unmittelbaren Nähe dieser ausge-
dehnten Gebirgsketten; und es ist unter den Bewohnern des Tieflandes und
der grossen Städte Sitte geworden, die Sommer- und Herbstmonate daselbst
zuzubringen, wenn die Hitze in der Stadt unerträglich, und im Tief lande fieber-
bringend wird.
Der durch Gebirge gewährte Schutz gegen heftige Winde wirkt jedoch
zuweilen ungünstig auf die Erhaltung einer gesunden Luft, und man findet tiefe
J. Y. Goehlert. 8?
Tbäler inmitten hoher und steiler Gebirge, wo die schief einfallenden Winde
nicht mehr im Stande sind, die aufsteigenden Dünste wegzuführen und die Luft
zu reinigen. In diesen Thälern herrscht bei unerträglicher Hitze eine ungesunde
Atmosphäre ; Luft und Wasser verlieren ihre belebenden Eigenschaften und
machen die Gegend in hohem Grade ungesund ; daher sie auch selten in der
Union bewohnt werden. In der Schweiz und in Schottland treten die nachtheili-
gen Einflüsse solcher Gegenden in der elenden Bevölkerung zu Tage, welche
sie bewohnt und das Opfer scrophulöser und rachitischer Krankheiten wird.
Neben der Atmosphäre ist vielleicht kein Agens so einflussnehmend auf
die Gesundheit und mehr thätig in der Erzeugung von Krankheiten, als die
Feuchtigkeit; denn der Mensch bedarf nicht nur einen bestimmten Luftgrad,
sondern auch einen bestimmten Dunstgrad zur Erhaltung seines Lebens,
Bei trockenem Zustande der Atmosphäre in Verbindung mit erhöhter
Temperatur wird das Ausathmen stärker, und eine grössere Menge Feuchtigkeit
abgegeben, als zur Erhaltung der Lebensfunctionen erforderlich ist. Aus diesem
Grunde entsteht im Sommer das Verlangen nach flüssiger Nahrung.
Der menschliche Körper ist in Folge dessen auch dem Clima entsprechend
organisirt; so besitzen die Bewohner Arabiens und des Innern Afrikas, wo die
Luft verhältnissmässig wenig Feuchtigkeit enthält, eine trockene Muskelfieber,
während auf den brittischen Inseln und an der Küste Neu-Englands, wo die in der
Luft enthaltene Feuchtigkeitsmenge ungewöhnlich gross ist, der menschliche
Körper eine verhältnissmässig grössere Menge flüssiger Stoffe als irgend anders
wo enthält.
Zur näheren Beleuchtung des Einflusses der climatischeu Verhältnisse auf
die Körperbeschaffenheit mögen noch die Aussprüche einiger Ärzte hier Platz
finden. Dr. Johnson spricht sich in seinem Werke über das italienische Clima
hierüber mit folgenden Worten aus: Der Einfluss des Clima's nicht allein auf die
Gesichtsfarbe, sondern auch auf die Gesichtszüge und die ganze Organisation
des Menschen ist unbestritten. Die Bewohner Italiens ungeachtet ihrer nicht
mehr erkennbaren Mischung mit gothischem, griechischem und arabischen Blute
sind in Bezug auf Gesichtsfarbe und Züge, und selbst hinsichtlich des morali-
schen Charakters beinahe gleichmässig von der Natur ausgestattet. Und Dr.
Armstrong behauptet: So mächtig sind die Einflüsse äusserer Umstände, dass
sie im menschlichen Organismus im Verlaufe weniger Generationen die auffal-
lendsten Veränderungen hervorbringen, und diese permanent werden.
Auf den Insel u West-Indiens ist die weisse Race, welche ursprünglich aus
England stammt, schlank nnd wohl proportionirt und besitzt grosse Leichtigkeit
in den Bewegungen; eigenthümlich sind ihr die stärker hervorragenden Backen-
knochen , die tiefliegenden Augen, die blasse Gesichtsfarbe und die kühle Haut.
Die Abkömmlinge der ersten Ansiedler in Neu-Südwales zeigen dieselben Er-
scheinungen, jedoch in geringerem Grade. Und Dr. Prichard bemerkt die
schlanken und hageren Gestalten der Virginier und der Leute in Carolina sind
auffallend verschieden von der kurzen, plumpen und rundgesichtlichen Gestalt
der Formen in den mittleren Grafschaften Englands, obwohl die Race ursprüng-
lich dieselbe ist und die Abweichung derselben kann nur dem Einflüsse solcher
Umstände zugeschrieben werden, welche mit der localen Lage zusammenhängen.
Die genannten Autoritäten bestätigen den Einfluss des Climas auf die physi-
sche Körperbeschaffenheit, und die Ausdehnung dieses Einflusses innerhalb der
weiten Grenzen der Union, deren Clima so unbeständig ist, dass es von den
Frosten Norwegens zu der Südhitze Afrikas, von der Feuchtigkeit Hollands zu
der Dürre Castiliens plötzlich übergeht.
gg Versammlung am 16. Min.
Der Einfluss des Clima 's wird durch längeren Aufenthalt wesentlich,
modificirt, in Folge dessen der menschliche Organismus eine Änderung leidet,
und dadurch fähig wird, den ihn umgebenden schädlichen Einflössen zu wider-
stehen. Dieser Process unter den Namen Acclimatisirung bekannt, tritt beson-
ders bei jenen ein, welche aus einem kalten in ein warmes Clima übersiedeln.
Daher verlieren Europäer nach einigen Jahren in den Tropengegenden ihr voll-
blutiges Aussehen und können dann leichter der Tropenhitze widerstehen ; da-
her sind neue Ansiedler im Mississippi-Becken, welches zu den fruchtbarsten
Gegenden der Union gezählt wird, in den ersten zwei oder drei Jahren häufiger
Fieberanfällen unterworfen, und erlangen erst nach einigen Jahren die Fähigkeit,
den miasmatischen Einflüssen, die sie beständig umgeben, zu widerstehen, wäh-
rend dem Fremdlinge das Zubringen einer einzigen Nacht in der Regel fieber-
bringend wird.
Die gefährlichste Seuche ist jedoch für die noch nicht climatisirten Frem-
den das gelbe Fieber, welches innerhalb der Tropengegenden und in den süd-
lichen Städten der Union auftritt. Es wird von vielen behauptet, dass ein länge-
rer Aufenthalt in Städten, welche vom gelben Fieber öfter heimgesucht werden,
wie in Cbarleston, Savanuah, Mobile und New-Orleans Schutz gegen Anfälle
gewährt. Ob jedoch diese Befreiung permanent sei, steht noch in Zweifel; Dr.
Stone in New-Orleans meint, dass man die Seuche wenigstens einmal über-
standen haben müsse, um in Zukunft von ihr verschont zu bleiben. Bei dem letzten
Auftreten des gelben Fiebers in New-Orleans konnte man genau den Einfluss be-
obachten, welchen ein längerer Aufenthalt in einem warmen Clima ausübt. Unter
den Fremden aus den nördlichen Theilen der Union wurde eine grössere An-
zahl vom Fieber befallen, als unter jenetf, deren Heimathsort in Kentucki,
Virginia und Tennesseä gelegen, und unter diesen wieder mehr, als unter jenen,
welche aus Carolina, Alabama und Georgia gebürtig waren. Es wurden nämlich
vom Fieber heimgesucht, aus den nördlichen Gegenden 328, aus den mittleren
Gegenden 307, aus den südlichen Gegenden 123 per mille. Dasselbe gilt auch
fflr die dort wohnenden Europäer; während jene aus Grossbritanien und Russ-
land stärker litten, waren jene aus Italien, Frankreich und Spanien deu Anfällen
weniger unterworfen.
Die genauesten Beobachtungen bestätigen den mächtigen Einfluss, welchen
das Clima unabhängig von localen Verhältnissen bei längerem Aufenthalt auf den
menschlichen Körper ausübt, indem es solche Veränderungen in demselben her-
vorruft, welche der heissen oder kalten Zone entsprechen, wobei die Altersver-
schiedenheit eine nicht unwesentliche Rolle spielt. Denn in allen jenen Affec-
tionen, welche von einer zunehmenden Reizbarkeit des Nervensystems abhängen,
wie in den durch das warme Clima verursachten Krankheiten, erscheint die mitt-
lere Lebensperiode als die gefährlichste, während in jenen Krankheiten, welche
von einer Verminderung jener Reizbarkeit begleitet sind, wie sie im kalten Clima
zumeist vorkommen, das Alter und eine geschwächte Körperconstitution gewöhn-
lich unterliegt.
Fieber, Dysenterie und Leberkrankheiten können als die Krankheiten des
warmen Clima's bezeichnet werden, während die Kälte, besonders wenn sie
plötzlich und unregelmässig eiutritt, inflammatorische und sub-inflammatorische
Affectionen erzeugt, daher Entzündungen der Schleimhäute, der Luftwege
(Husten, Bronchitis) mit sich bringt.
Ein merkwürdiges Beispiel des Einflusses einer anhaltenden Kälte auf den
menschlichen Organismus bieten Dr. Kane und seine Begleiter bei ihrem Be-
suche der Polargegenden zur Auffindung Franklins.
J. V. GgehlerL 89
Nach einem dreijährigen Aufenthalte in jenen Gegenden äusserte die
Sonnenhitze der nördlichen Zone einen so deprimirenden Einfluss auf ihren Kör-
per» dass sie eine nervöse Abspannung zur Folge hatte, welche mit der völligen
Unfähigkeit in jeder Thätigkeit begleitet war. Diese körperliche Abspannung
war bei Dr. Ka ne so gross, dass sie zuletzt seinen Tod herbeiführte.
Zum Schlüsse erlaube ich mir noch die Bemerkung vom Standpunkte eines
Oesterreichers beizufügen, dass man auch in unserem grossen Vaterlande ähn-
liche Thatsachen, ja in noch grösserem Detaile als in den Vereinigten Staaten,
wo die Statistik und die mit ihr in Verbindung stehende Erforschung der hygie-
nischen Verhältnisse der Bevölkerung erst in neuester Zeit in Aufnahme gekom-
men, und Sache der Centralverwaltung geworden ist, ziffermässig nachzuweisen
im Stande sei.
Oesterreich besitzt zwei grossartige Institute, die geologische Reichsanstalt,
und meteorologische Centralanstalt, welche die Thatsachen in Bezug auf geologische
und klimatische Verhältnisse in den einzelnen Gegenden anzusammeln unablässig
bemüht sind, es besitzt ausgezeichnete Aerzte, welche den Einfluss jener Verhält-
nisse auf den Gesundheitszustand der Bewohner richtig zu beurtheilen wissen,
es besitzt endlich ein statistisches Central-Bureau, welches die vereinzelten That-
sachen in ein Ganzes zusammenzufassen und die entsprechende Gesetzmässigkeit
derselben ziffermässig festzustellten, zunächst berufen ist. Das Zusammenwirken
jener Factoren wird uns ein Bild von dem hygienischen Zustande der Bevöl-
kerung in den einzelnen Gegenden entrollen können und in dieser Beziehung
Thatsachen erkennen lassen, von welchen man bis jetzt noch keine Ahnung oder
doch nur vereinzelte und vage Ansichten hatte. Kein Staat Europa's, mit Ausnahme
Russlands, ist aber auch zur Erforschung jener Thatsachen mehr geeignet, als
gerade Oesterreich. Die Völkerstämme sind hier nach allen Richtungen zerstreut
und verzweigt; Colonien, seit Jahrhunderten begründet, finden sich in einzelnen
Gruppen wie in grösseren Massen vor, und ganze Volksstämme leben unter dem
Einflüsse verschiedenartiger geologischer und climatischer
Verhältnisse.
Jenen Einfluss auf den Gesundheitszustand, sowie auf die
körperliche Constitution der Bevölkerung in den einzelnen Gegen-
den nachzuweisen, bezeichne ich als die Aufgabe, deren Lösung anzustreben,
die k. k. geographische Gesellschaft mit berufen sein dürfte.
Zu diesem Behufe besitzen wir, wie schon erwähnt, genaue und detaillirte
Vorarbeiten von Seite der geologischen und meteorologischen Anstalt ; wir
besitzen das Meisterwerk einer ethnografischen Detailkarte, wir besitzen das
von den bewährtesten Fachmännern zusammengestellte und vom dritten statisti-
schen Congresse adoptirte Programm jener Materialien, welche die Natur-
wissenschaften der Statistik zu liefern haben; wir besitzen endlich eine k. k.
geografische Gesellschaft und in deren Mitte thätige Männer, welche den ange-
strebten Zweck mit ihren Kräften zu unterstützen nicht zögern werden."
Schliesslich zeigte Herr W. Kiesewetter den zweiten Theil seiner
ethnographischen Reisebilder vor, welche sieh auf die Indischen Feueranbeter
auf der Halbinsel Abscheron, auf den Kaukasus, auf die Armenier, Perser, Russen
und die Dalekarlier in Schweden bezogen.
Versammlung am 6. April 1858.
Der Herr Präsident, Se. Durchlaucht Fürst Hugo Salm, führte den Vorsitz.
Ueber Antrag des Ausschusses wurden die Herren Edm. Holenia, Guts-
besitzer zu Egendorf im Traunkreise Oberöslerreichs; Fr. Neumann, Jul.
SO Versammlung am 6. April. 1858.
•
Neu mann, Oberlieutenant im k. k. Flotillencorps ; Ed. Kurz, Lehramtscandidat;
Jul. Schrökinger Ritter von Neudenberg, Ministerial-S'ekretär im k. k.
Finanzministerium; Dr. Franz Sc ha üb, Director der k. k. Marine-Sternwarte in
Triest, und Job. Nep. Woldf ich, Lehramtscandidat zu ordentlichen Mitgliedern,
ferner die Herren Henry Grinell, Vicepräsident der geographischen Gesellschaft
in New- York, und Dr. Gustav Rose, Professor der Mineralogie in Berlin zu
Ehrenmitgliedern, endlich die Herren W. H. Emory, Major der Vereinigten
Staaten von Nordamerika in Washington; Alf. Maury, General-Secretär der
geographischen Gesellschaft in Paris, V. A. Malte-Brun, Redactions-Secretär
der geographischen Gesellschaft in Paris; Ch. J. Anders so n, in Stockholm;
A. Jochmus, k. preussischer Generallieutenant in London, Dr. H. Schlagint-
weit, Dr. A. Schlagintweit, und Dr. Rob. Schlagintweit in Berlin zu
correspondirenden Mitgliedern gewählt. Der Herr Präsident theilte hierauf eine
Zuschrift des Herrn k. k. Ministers des Innern, Dr. A. Freiherrn v. Bach mit,
in welcher Seine Exzellenz über eine Mittheilung von Seiten des h. k. k. Marine-
Oberkommando in Triest der geographischen Gesellschaft eine Liste von Gelehr-
ten Brasiliens und des Caplandes, welche sich um die „Novara"-Expedition be-
sondere Verdienste erworben haben, vorlegt und zur Wahl von correspondirenden
Mitgliedern empfiehlt. Ueber Antrag des Ausschusses werden von diesen : Sir George
Grey, Gouverneur der Capstadt, zum Ehrenmitgliede ; die Herren Dr. Wilh.
Schüch de Capanema, kais. brasil. Professor; Dr. Manoel Ferreira
Lagos, kais. brasil. Professor in Rio de Janeiro; Mr. Maclear, Director der
Sternwarte; Mr. Rawson, Colonial-Secretär; Dr. Bickersteth; Dr. J. Laing.
Inspector sämmtlicher Spitäler; Mr. Mac Gibbon, Super- Intendant des bota-
nischen Gartens; Mr. L. Layard, Secretär des süd- Afrikanischen Museums; Dr.
W. H. J. Bleek; Mr. J. C. Holding; Dr. L. Pappe; Dr. C. F. Juritz; Mr.
W y 1 e y in der Capstadt ; Mr. Mac Lachlan, Dr. Versfeld zu Stellenbosch;
Dr. Roser, Dr. Kolbing zu Gnadenthal zu correspondirenden Mitgliedern
gewählt.
Der Herr Vorsitzende theilt mit, dass der Ausschuss der Gesellschaft nach
sorgfältiger Prüfung des Gegenstandes beschlossen habe, den in der allge-
meinen Versammlung am 2. März I. J. vom Freiherrn v. Czoernig gestellten
Antrag zur Bildung eines ständigen Comitö's für die Torflrage abzulehnen, und
lässt folgende vor dem Ausschussmitgliede Herrn 0. Freiherrn von Hingenau
verfasste und schriftlich öbergebene Aeusserung hierüber vorlesen :
„lieber den Antrag ein eigenes Comite für die Torffrage einzusetzen,
erlaube ich mir nachstehende wesentliche Bedenken zu formuliren."
„Es scheint mir überhaupt nach den Einrichtungen der k. k. geographischen
Gesellschaft, so wie nach den Erfahrungen anderer Gesellschaften die Bildung
besonderer ständiger Comite's für einzelne Fragen nur dann noth wendig, wenn
eine Gesellschaft, die an sich im Pleno zu Detailerörterungen sich nicht eignet»
kein genügend competentes Ausschuss-Gremium besitzt, oder nur ein solches,
welches lediglich Ehrenhalber und nicht um der Facharbeit willen zusammen-
gesetzt ist. Das ist bei unseren Ausschusse nicht der Fall, welcher im Gegentheil
an competenten Fachmännern keinen Mangel hat.
„Ich gebe zu, dass zur Vorbereitung mancher wichtigen und complicirten
Fragen ein Comitä aus den Ausschussmitgliedern selbst zusammengesetzt werden
kann, obwohl auch hier ein Berichterstatter, der sich nach Bedarf mit ihm be-
kannten Fachautoritäten bespricht, und dann dem Ausschusse referirt, einer Spal-
tung desselben in getrennte Comite's vorzuziehen sein dürfte. Denn nicht mit
zersplitterten, sondern mit vereinigten Kräften sollen und können wir
Fürst Hugo Salm. 91
etwas Tüchtiges leisten, und die von mir hochgeschätzte Theilung der Arbeit»
kann ich nur darin sehen, dass sich mehrere Individuen nach ihrem besonderen
Fähigkeiten in dieselbe theilen, nicht aber, dass sich der einheitlich leitende
und eben zur Zusammenfassung solcher Einzelarbeiten verpflichtete Ausschuss
selber in eine oder die andere ständige Commission auflöse, oder in Gefahr
gerathe — den Anfangs zwischen sich und der Commission noch eine Zeitlang
aufrecht erhaltenen Verband, später schwächer werden zu sehen, bis das Special-
Comite immer tiefer seine Specialfrage ergreifend , die regen Zwecke und die
Einheit der Gesellschaft unwillkürlich zu untergraben, in die Lage kommt. Noch
bedenklicher aber erscheint mir die Aufstellung eines aus Ausschussmitgliedern
und Nichtmitgliedern zusammengesetzten ständigen Comitö's. Abgesehen
davon , dass damit einer statutenwidrigen Selbstergänzung der Ausschussmit-
glieder die Bahn geöffnet wird, müsste ein solches ständiges Comitä, um nicht
aus dem Verbände mit dem Ausschusse zu kommen, fortwährend seine Verhand-
lungen an diesen berichten, seine Resultate vorlegen, zur Veröffentlichung
durch denselben beantragen und überhaupt jeden seiner Anträge erst auf dem
statutenmässigen Wege durch den Ausschuss an die Gesellschaft selbst bringen,
eine Geschäftsvermehrung die mit dem Zwecke der Sache und mit der Zeit der
Mitglieder in keinem genügenden Verhältnisse stehen dürfte. Alf diess kpnn —
ohne Gefahr, den beschränkten Zweck unserer Gesellschaft über einer Special-
frage aus den Augen zu verlieren, der Ausschuss selbst — mit Hilfe eines Bericht-
erstatters, oder wenn man will, eines kleinen Comitö, das sich ad actum zusam-
menthut und nach der Berichterstattung auflöst, also nicht ständig eine einzelne
Frage fort verfolgt — weit besser verrichten, zumal er in seiner jetzigen Zusam-
mensetzung eine grosse Anzahl von Fachleuten, — Geographen, Naturforscher,
Kartographen, Ethnographen, Geschichtsforscher, Statistiker, Schulmänner und
Staatsmänner zählt, von denen gerade der grösste Theil sich eifrig an den Arbei-
ten und Zusammenkünften betheiligt. M
„Am allerwenigsten aber scheint mir dieser Antrag gerechtfertigt bei einer
Angelegenheit, welche für die k. k. geographische Gesellschaft, als solche, von so
seeundärer Bedeutung ist, als die Torf frage."
„Ich will hier nicht näher erörtern , ob ein Brennholz-Surrogat, wie der
Torf es unstreitbar für Länder und Zeiten ist , welche an Holz oder Kohlen
Mangel leiden, auch für Länder und Zeiten, die mit andern Brennstoffen geseg-
neter sind, von gleicher Wichtigkeit sein mag und dieselben ausserordentlichen
Mittel zur Einführung in die practische Verwendung bedürfe. Im Gegentheile
zeigt die Erfahrung aller Orten, dass Surrogats eben erst durch ein dringendes
Bedürfnis» — dann aber auch sicherer zur Geltung kommen, als durch wohl-
wollende Agitation, so lange ein wahres Bedürfniss nicht vorhanden ist. Man hat
zu Kaiserin Maria Th eres ia*s Zeiten mit sehr mittelmässigen Erfolg Steinkohlen-
feuerung künstlich ermuntert — ja selbst befohlen; so lange der Wald noch
reich, das Holz wohlfeil und der Bedarf gering war, blieb es vergeblich — und
würde es auch heute noch sein, wo man Holz in Fülle besitzt. Ebenso scheint es
mir mit der modern gewordenen Protection des Torfes zu sein, so lange nicht
etwa besondere Begünstigungen, Privilegien und Immunitäten das Surrogat vor
der bevormundeten und besteuerten Holz- und Kohlenproduction bevorzugen
sollten. Diess ist aber nicht wahrscheinlich, da es sowohl gegen den Geist unserer
Gesetzgebung, als gegen das Interesse der Consumenten wäre, daher man es
billig den dabei allein interessirten Torferzeugern überlassen kann, anzustreben,
was ihnen zu Frommen scheint. Ob selbst die vielgerühmten, ausser Oesterreich
in brennstoffarmen Gegenden gemachten neuen Erfindungen zur künstlichen Torf-
92 Versammlung am 6. April 1858.
pressung u. s. w., denen ich technische und locale Bedeutung nicht absprechen
will, wirklich jene Wichtigkeit habe, die einen solchen Apparat von Empfehlung
und Aufdringung rechtfertigen kann, ist mir, nachdem was an ähnlich ausposaunten
Erfindungen, z. B. Brdan's Quetschmaschine, Hooibrenk's universelle Heitzung
durch scharf bewegte warme Luft u. dgl. m., die Erfahrung gezeigt hat, min-
destens zweifelhaft, und die geographische Gesellschaft, welche weder die Ver-
breitung einer neuen Erfindung, noch die zärtliche Sorgfalt für Erhöhung des
Werthes des Torflagers zu ihrer Obliegenheit zählt, kann ruhig abwarten, wie
viel von der neuen Erfindung sich im Laufe der Zeit als wirklicher und bleiben-
der Fortschritt darstellen wird. Diess anerkennend , hat auch der hochgeehrte
Herr Antragsteller erklärt, dass er mit dem Wort „Torffrage* nicht die Torf-
frage in ihren ganzen Umfang, sondern nur deren geographischen Theillage,
Verbreitung und Beschaffenheit der Torflager — gemeint habe, — obwohl der-
selbe in freudiger Hoffnung der künftigen Bedeutung des Torfes, die Frage im
Ganzen wärmer aufgefasst hat, als ich es vermag, der als Geolog und Stein-
kohlenbergmann noch zweifle, ob es mühelöhnig, das künstlich und mit Kosten
zu erzeugen, was die Natur in 100jährigen Perioden ohnehin schon fertig ge-
presst hat, (in den Kohlenlager) und auch die Schwierigkeiten und Kosten des
Verfahrens brachte, aufweiche der ausgezeichnete Eisenhüttenmann P. Tunner
in einer günstigen Beurtheilung des Ext ergehen Torfes dennoch hinzuweisen
nicht unterlässt. (Vgl. meine Ztschft. F. Bg. u. H. 1. J. Nr. 9.)"
„In Erwägung aller dieser Umstände scheint mir nun die Bildung eines
eigenen ständigen Comite's für die Torffrage wirklich überflüssig. Die ge-
wünschte Aufmerksamkeit auf das Vorkommen des Torfes und der Sammlung und
Publication der Daten darüber kann sehr gut der Ausschuss in gewöhnlichen Ge-
schäftsgange besorgen; eigene Torfreisende zur Erforschung und Empfeh-
lung der Torflager, wird und kann er doch nicht aussenden, und es ist die Auf-
suchung solcher Lager ohnedies nicht unsere Aufgabe. Die Daten über ihr
Vorhandensein aber sind uns doch zugänglich, da die statistischen Quellen ämt-
lich fliessen, einen ämtlichen Centralpunct besitzen, bereitwillig und gern zugäng-
lich gemacht werden und es ihr ungebührlich als nützlich wäre, wenn wir neben
einen trefflieben statistischen Staats-Institut, noch auf eigene Faust, Torf- Sta-
tistik machen wollten. M
„Dass uns in unserer Gesellschaft die Torffrage nach ihrer industriellen
Seite nicht berührt, wurde schon erwähnt; aber sogar warnen mochte ich bei
diesem Anlasse vor der Hereinziehung von drei Fragen. Industrie und die soge-
nannte practische Anwendung wurzeln zwar in den Fortschritten der Wissen-
schaft, diese, selbst aber geht am wirksamsten vorwärts, wenn sie um ihrer selbst
willen, ohne Rücksicht auf eben beliebte Anwendung betrieben wird, und es der
Praxis überlässt, die von ihr zu Tage gebrachten Resultate zu ergreifen und zu
utilisiren, oder ihr über bestimmt gestellte Fragen — Antwort zu geben. Nicht
umhin kann ich dabei der kräftigen Worte gedenken, mit denen der unvergess-
liche Leopold v. Buch in seiner auch an national-ökonomischen Daten und Win-
ken reichhaltigen Reise durch Norwegen, den Verfall der „Drontheimer Societät
der Wissenschaften" kennzeichnet: Er sagt: „Der Dämon der populären
Nützlichkeit hat sich über diese Anstalt, sowie über so viele
andere verbreitet, und wie immer, und wie es auch immerfort sein
wird, hat er ihren wohlthätigen Ei nfluss erstickt. "
„Auch was die Wiener Zeitung vom 1858 über das Aluminium-Metall
brachte, enthielt sehr treffende Bemerkungen über die Fortschritte der
Fürst Hugo Salm. 93
Chemie, die sie eben seit jener Zeit machte, als sie ohne directen Anordnungs-
zweck um ihrer selbst willen getrieben zu werden begann. *
„Eine merkwürdige Erfahrung über die Comitebiidung für vermengt-wissen-
schaftlich- und utilitarische Zwecke liegt uns auch in der Heimath vor. Vor
einigen Jahren beschloss die k. Akademie der Wissenschaften in Wien für einen
ähnlichen sogenannten practischen Zweck, nämlich für die Untersuchung
der österreichischen Steinkohlen ein ständiges Comitä zu bilden. Ichhahe
die mit namhaften Kosten angeschaffenen Apparate in einer Rumpelkammer des
k. k. polytechnischen Institutes noch im Jahre 1856 liegen gesehen. Von der
Wirksamkeit jenes „ständigen* und bis heute meines Wissens noch nicht
aufgelösten Comitä's, ist nie etwas bekannt geworden! Ich kann unserer hoch-
verehrten Akademie zu dem wichtigen Tacte nur Glück wünschen, dass sie das
wirklich unpractische Projekt, practisch sein zu wollen, in richtiger Würdigung
ihrer höheren Aufgabe — einfach hat fallen lassen. Wir sollten uns dieses Bei-
spiel zu Nutzen machen. Die Steinkohlen sind desshalb nicht unanalysirt ge-
blieben. Das Bedürfniss darnach war da; auf Verlangen von verschiedenen
Seiten wurden Kohlenlager untersucht, Prof. Nendtwich in Pest hat schon
vor Jahren, dann die geologische Reichsanstalt, das Landesmünzprobiramt u. a.
Laboratorien und Chemiker darin gearbeitet, ein eigenes Privatkohlenbureau, rein
industrieller Art, hat sich gebildet, um die Verbindung der Wissenschaft mit der
Praxis zu vermitteln und der ersteren die Hand zur Verbreitung dessen zu bieten,
was sie selbstständig arbeitet. Wie uns der Herr Antragsteller in Aussicht ge-
stellt hat, soll sich auch für den Torf eine industrielle Gesellschaft mit be-
deutenden Capitalien bilden; ihr kann man daher füglich die Arbeiten für und
Ober den Torf, als in ihren wohlverstandenen Interesse liegend überlassen und
sich begnügen, im Ausschuss die Sammlung der geographischen Daten im
Auge zu behalten, unbeirrt von den rein materiellen Interessen der practischen
Ausbeutung, welche nur Lob, Empfehlung und Anpreisung für sich, Stillschweigen
aber und Tadel ftir die Concurrenz anderer Stoffe gleicher Art zu verlangen
pflegt. Schliesslich mag endlich noch einer in unserer eigenen Gesellschaft ge-
machten Erfahrung gedacht werden. Wir haben auch schon einmal ein Special-
Comitö für eine mehr noch als der Torf, geographische, aber doch zugleich
weiter in die Praxis reichende Frage creirt — nämlich für die Suez frage.
Was war das Resultat? Ein Bericht der, weil er sich in den Gränzen unserer
Aufgabe nach Thunlichkeit gehalten, in unseren Schriften niedergelegt ist, der
aber sammt unseren Antheil an der Sache gar bald von einem anderen weitern
und unserem Standpunkt überragenden Vortrage überflügelt worden ist, der von
einem unserer Mitglieder in einer anderen Eigenschaft, an einem anderen Orte-
und mit dem glänzenden Apparate einer lebhaft geweckten Veröffentlichung durch
viele publicistische Organe ausgerüstet, unsere bescheidene Wirksamkeit in
Schatten gestellt hat, uns zur warnenden Lehre, dass gemischte Fragen,
wenn sie nach unseren Zwecken nicht erschöpfend behandelt werden können,
vor ein anderes Forum gewiesen werden sollen. Bleiben wir in dem uns ange-
wiesenen wissenschaftlichen Gebiete und in unsern statutenmässigen Schranken;
schwächen wir nicht durch Entsendung detachirter Corps oder Comitö's, die cen-
trale Kraft des Ausschusses und halten wir uns an die Erfahrung, dass Concen-
trirung auf einen Zweck fruchtbarer wirke als Dilatirung über Alles denkbare
Wissens- und Strebenswürdige! Non omnia possumus omnes, sagt bescheiden
der Lateiner; Qui frop embrasse, mal&reint, der feurige Franzose. Es ist leider
ein Fehler des Deutschen und Oesterreichers, dass er gern über dem Bessern
und Allgemeinern, das Gute und das Besondere vernachlässigt! Bleiben wir
94 Versammlung am 6. April 1856.
bei unserer Aufgabe! und halten wir an der einheitlichen Concentration
unserer Kräfte für dieselbe fest!"
Herr Bergrath Franz v. Hauer legte eine von Herrn Dr. Julius Schmidt,
Astronomen ander Sternwarte des Domherrn Ritter von Unkhrechtsbergzu
Olmütz, verfasste Abhandlung über das Erdbeben vom 15. Jänner 1858 vor.
(Siehe Abhaudlungen dieses Heft. Nr. VII S. 131.)
Herr Sectionsrath V. Streffleur bespricht die in den Sitzungsberichten
der kais. Akademie der Wissenschaften (Band XXVI S. 91) erschienene Abhand-
lung von Prof. Dr. J. R. Lorenz „Vergleichende orographisch-hydrographische
Untersuchung der Versumpfungen in den oberen Flussthälern der Salzach, der
Enns und der Mur." Indem er der trefflichen Ausführung des beschreibenden
Theiles dieser Abhandlung volle Gerechtigkeit wiederfahren lässt und namentlich
hervorhebt, dass man in derselben über die physikalischen Verhäituisse des Salz-
burgischen Gebirgsiandes, sowie über die Natur der Wildbäche und deren Ver-
sumpfungen genügende Aufklärungen findet, spricht er sich jedoch mit aller Ent-
schiedenheit gegen die darin enthaltene Behauptung aus, dass im Pinzgau nicht
nur eine gründliche und dauernde Entsumpfung, sondern auch die Sicherung der
gegenwärtigen Palliativ-Bauten zu den Unmöglichkeiten gehöre. Herr Lorenz
war von der Ansicht ausgegangen, dass zur Erreichung dieses Zieles die Aus-
tiefung einer nach allen Dimensionen sehr bedeutenden, mehrere Meilen langen
Rinne im festen Gesteine erforderlich wäre. Diese Ansicht beruhe aber auf einer
irrigen Anschauung -der Natur der Längenthäler. Wie solche überhaupt gewöhn-
lich , habe auch das mittlere Pinzgau von Mittersill bis Brück ein zehnmal gerin-
geres Gefalle als der enge Abfall von Brück gegen St. Johann. Gleich unterhalb
Brück durchsetzt eine Felswand den Fluss nach seiner ganzen Breite; sie bildet
die Winkelspitze im convexen Bruche des Profiles. Wird hier eine Sprengung
vorgenommen, so muss das Wasser im ganzen oberen Thalgebiete sich senken
und bei der vermehrten Abflussgeschwindigkeit durch eigene Kraft sich im Allu-
vium einschneiden. Wie wirksam solche Arbeiten unterhalb Brück sind , geht
daraus hervor, dass sich bloss in Folge des Ausräumens des Flussbettes der
Wasserspiegel vom Jahre 1831 bis 1853 an den Brücken zu Gries um 14 , /,F.,
zu Klamm um 18F.,zu Brück um iOF. und zu Maria Einöden um8y,F. eingesenkt
hat. Das Niveau des Zeller-See's hat sich um 5 F. gesenkt. Viele ehemalige
Sumpfwiesen sind nun zu Weizencultur verwendet, das Zellermoos besteht nur
mehr dem Namen nach , die Sumpflieber sind verschwunden. Diese günstigen
Resultate sind ausschliesslich der Einwirkung der hohen Staatsverwaltung und
der Einhaltuug eines vernünftigen Entwässerungsplanes zuzuschreiben. Seit dem
Jahre 1823 werden darauf jährlich 10.000 fl. C. M. verwendet und diese Summe
geht nicht, wie Herr Dr. Lorenz meint, in die Sümpfe, sondern den Pinzguuern
in die Tasche. Der Spruch der bei Stuhlfelden auf einerTafel zu lesen ist: „Kin-
der Euch muss geholfen werden, a welche Worte Se. Majestät Kaiser Franz.
bei einem Besuche der dortigen Gegend im Jahre 1823 der Bevölkerung zum
Tröste sagte, ist zur Wahrheit geworden.
Noch legte Herr Sectionsrath Streffleur sehr sorgfältig gearbeitete Re-
liefs der Donaumündungen in das schwarze Meer zur Ansicht vor.
Herr Prof. Zhishmann besprach auf Grundlage eines längeren für die Mit-
theilungen der geographischen Gesellschaft bestimmten Aufsatzes, die wichtigsten
Resultate der Forschungen über die von dem Carthaginenser Hanno an der
Westküste Afrika's unternommene und im Alterthume mit Recht so bedeutende
Expedition. Zu diesem Zwecke schien es zuerst nothwendig, einen kurzen histo-
rischen Ueberblick über die phönicischen Colonien an der Westküste Afrikas zu
Prof. Zhishmann. 98
geben. Sie gingen von Tyrus aus und ihre Anlage fällt in die Blüthezeit dieser
Stadt: 1100 — 980 v. Ch. Die Macht des grossen Numidenreiches jedoch, wel-
ches sich gegen die Mitte des neunten Jahrhunderts v. Ch. zu bilden begann»
führte den allgemeinen Verfall dieser Colonien herbei, so dass am Ende des
fünften Jahrhunderts v. Ch. die wenigen noch bestehenden phönicischen Colonial-
städte eine zweifelhafte Existenz führten, während von den meisten zu Grunde
gegangenen nicht einmal mehr die Namen gekannt waren. Im Alterthume herrsch-
ten über diese Colonien zwei verschiedene Ansichten, indem Strabon und Pli-
nius, gestützt auf die höchst unsicheren Angaben des Artemidorus einen ehe-
maligen Bestand solcher phonicischer Colonien an der Westküste Afrika's mit
Entschiedenheit bestritten, dagegen aber der ungemein kundige Gewährsmann
Eratosthenes nachgewiesen hatte, dass die ganze Küste vom heutigen Lukos
oder Elmehassen bis zum Akasse (oder Draa) in einer Länge von 15 geographi-
schen Meilen mit 300 blühenden Colonien bedeckt war. Herr Dr. Zhishmann
ging darauf in die Erörterung der Zwecke der Expedition ein, deren vorzüglich-
sten der zerrüttete Zustand der noch vorhandenen phönicischen Colonien darbot.
Es handelte sich bei der Gefahr, die dem Handel der Carthager drohte, nicht nur
darum, dieselben neu zu besetzen, sondern auch neue Niederlassungen zu grün-
den und allen ein festes politisches Verhältniss zu Cartago zu geben. Nicht min-
der wichtig war die Aufgabe, über den heutigen Golf von Arguin hinaus, bis wo-
hin die damalige Runde der Carthaginenser reichte, die afrikanische Westküste
einer genauen Durchforschung zu unterziehen. Da der Bericht Hanno's, der
sich in einer griechischen (Jebersetzung erhalten hat, die Hauptquelle für diese
Expedition bildet, so wurde genauer nachgewiesen, dass man es mit einem un-
verkürzten Documente zu thun habe und dass die vorsichtige Abfassung des-
selben, welche jede nähere von Colonial- und Handelsverhältnissen vermied und
die wunderbar klingenden einzelnen Angaben ganz dem Charakter der cartha-
ginensischen Handelspolitik entsprechen, welche durch lebendige, mitunter
übertriebene Schilderungen von Gefahr andere Nationen von ähnlichen Unter-
nehmungen abzuschrecken suchte, dass endlich bei der gegenwärtigen Erweite-
rung der geographischen und naturhistorischen Kenntnisse alle Angaben des
H anno'schen Berichtes nicht nur ihre volle Bestätigung fanden , sondern auch
den Beweis liefern, dass damals, als Hanno die Expedition unternahm, die Kunde
über die Westküste Afrika's weit genauer als in den späteren Jahrhunderten war;
war ja doch dieser Bericht dem Plinius und seinem Gewährmanne Cornelius
Nepos, dem Pomponius Mela, ja sogar Strabon unbekannt geblieben.
Hinsichtlich der Zeit lässt sich auch den von C. Müller in den Geogr. Graeci
Min. gesammelten Angaben mit grosser Wahrscheinlichkeit annehmen, dass die
Expedition etwa um das Jahr 770 v. Ch. unternommen wurde. Dr. Zhishmann
verfolgte nun die einzelnen Angaben des Berichtes unter Vergleichung der Arbei-
ten von Dodwell, Bougain ville, Kluge, Hug, C. Müller u. a., sowie
der Reisen von Can da Mosto, Mungo Park, Rennel, Jackson, Barth
u. A. den Gang der Expedition, welche im Ganzen vom Cap Spartul bis zur Bai
von Sherboro unter dem 7. Grade nördl. Breite Sl '/ a Tage dauerte bis hieher.
Hanno brauchte vom Cap Spartet bis zur Mündung des Sebu bei Mamura 2 Tage,
bis zum Vorgebirge Cantin 5 Tage, dann längs der Sümpfe von Saß '/* Tag und
bis zur Mündung des Tensift, wo die Ruinen bei Agonz auf das alte Karikon Tei-
chos hindeuten, 1 Tag. Der Weg längs der phönicischen Pflanzstädte an der
Küste der heutigen Gegend von Suse bis zum Draa oder Akasse betrug 2600
Stadien und wurde in 5 Tagen zurückgelegt. Von da längs der Sahara bis zum
Cap Blanc brauchte man 12 und bis zur Insel Arguin 2 Tage. Es war diess der
96 Versammlung am 6. April 1858.
letzte den Carthaginensern bisher an dieser Küste bekannte Punct. Hanno ver-
muthete, die Distanz von Arguin bis zum Cap Spart el komme jener vom Cap Spar-
tet bis Carthago gleich, was nach Bougain ville, wenn man die Kostenentwick-
lung in Anschlag bringt, nahezu richtig ist. Wichtiger aber ist, dass Hanno sich
dabei ein stumpfwinkeliges Dreieck und damit die Richtung der Koste gegen We-
sten dachte, während die spätem Griechen dieselbe als gegen Osten gebogen an-
nahmen und die Insel Arguin unter denselben Meridian wie Carthago setzten. Von
Arguin unternahm Hanno mit einem Theile der Flotte eine Durchforschung der
Küste bis über die Mündung des Senegal hinaus, kehrte jedoch wieder zurück,
worauf er in 12 Tagen in gerader Richtung zum Cap Verd gelangte. Nach dessen
Umschiffung kam er in 2 Tagen zur Mündung des Gambia, in 5 Tagen zur Insel
Härangim Golf von Bissago, in 4 Tagen zum Berge Sagres, welchen die Portu-
giesen im Jahre 1462 entdeckten, und in 3 Tagen in die Bucht von Sherboro
unter dem 7. Grade nördl. Br. Es war diess der südlichste und letzte Punct der
Fahrt, da ihn Mangel an Lebensmitteln zur Rückkehr nöthigte.
Herr Dr. A. Kerner aus Ofen sprach schliesslich über die Verschie-
denheiten der Torfbildenden Moore in Niederösterreich.
Der Österreichichische Antheil des böhmisch-mährischen Gebirges, das
sogenannte Waldviertel, trägt auf seinem Plateau ausgedehnte Hochmoore, die
namentlich in muldenartigen Vertiefungen mächtig entwickelt erscheinen. Von
den dort auftretenden geognostischen Substraten sagt ihnen besonders der
Granit zu ; einen Boden , welcher alkalische Erden enthält , scheinen sie zu
fliehen.
Von ganz besonderem Interesse ist eine Moorform, welche in ihrer Ve-
getation theilweise mit dem Hochmoor übereinstimmt und vielleicht mit der
Zeit auch in ihn übergeht. Sie erscheint gleichfalls auf dem Plateau des
Waldviertels, häufig sogar auf den Abhängen der höchsten Kuppen. Als we-
sentlicher Bestandteil dieser Moorform ist das Torfmoos anzusehen, welches,
indem es das Wasser wie ein Schwamm zurückhält, selbst an ziemlich steil
geneigten Abhängen die Torfbildung der umgebenden Vegetation einzuleiten
vermag. Die geringe Mächtigkeit, in welcher der Torf entwickelt ist, sowie
der Umstand, dass auf den Wiesen, wo diese Moorbildung im Beginne sich
zeigt, häufig noch vereinzelte Baumgruppen stehen, in deren Schatten sich
Pflanzen vorfinden , die sonst nur im Schatten dichter Wälder angetroffen
werden, macht es höchst wahrscheinlich, dass diese Wiesen noch in histori-
scher Zeit mit dichten Wäldern bedeckt waren, worauf auch die Namen der
Ortschaften , die im Wald viertel häufig mit „Schlag" endigen (Ottenschlag,
Heinrichsschlag etc.) hinweisen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Moor-
bildung, welche auf diesen Wiesen durch das angesiedelte Torfmoos eingeleitet
wird , immer mehr und mehr um sich greift und so Wiesen in Torfsümpfe um-
gewandelt werden.
Diese Vegetationsform ist eine trostlose Erscheinung, indem sie der Wald-
cultur entzogen wird und auch der Torf erst in ferner Zeit eine Ausbeute ver-
spricht. Durch das Ausrotten des Torfmooses würde diese beginnende Moorbil-
dung am sichersten hindangehalten werden können, und hierzu wäre besonders
das Bestreuen mit Kalk das sicherste Mittel, indem das Torfmoos gegen Kalk sehr
empfindlich ist und durch kalkhaltiges Wasser schnell zu Grunde geht.
Ueberall dort, wo das Wasser, welches die Torfbildung einleitet, kalk-
haltig ist, bilden sich daher auch keine Hochmoore, sondern Grünlandsmoore,
deren Vegetation vorwaltend aus Gräsern und Riedgräsern besteht. Ob alle
Grünlandsmoore infra-aquatische Bildungen sind, wie L es quer eux behauptet
W. F. Warhanek. W. llaidinger. 97
kann vorläufig noch nicht mit Bestimmtheit gesagt werden. Die ausgebreiteten
Moore in dem benachbarten Ungarn, z. B. der Hansäg am Neusiedler See, sind
unzweifelhaft infra-aquatische Bildungen, ob aber auch die Grönlandsmoore des
Wiener Beckens infra-aquatische Bildungen sind, muss die nähere Untersuchung
erst feststellen. Uebrigens sind die Moore des Wiener Beckens, namentlich jene
bei Moosbrunn, mit den sQdbaierischen Mooren, welche Sendtner „Wiesen-
moore" nannte, vollkommen identisch, und auch jenes Gebilde, welches sich im
Grunde der südbaierischen Moore entwickelt findet und dort „Alm" genannt wird,
scheint mit dem Sumpfkalk unserer Moosbrunner Wiesenmoore gleichartig
zu sein.
Versammlung am 20. April 1858.
Den Vorsitz führte der Herr Vice-Präsident Dr. A. Freiherr von H eifert
Herr K. Hruby, Oberlieutenant im k. k. Ingenieur-Geographen-Corps,
wurde über Antrag des Ausschusses zum ordentlichen Mitgliede gewählt.
Der zweite Sekretär W. F. Warhanek legte eine Reihe von Büchern
vor, welche die Gesellschaft als Geschenk erhielt.
Herr Sectionsrath Ritter von Heu fl er überreicht för die Bibliothek der
k. k. geographischen Geseilschaft drei Programme des evangelischen Gymna-
siums zu Oberschützen in Ungarn, welche einen fortlaufenden, noch nicht ge-
schlossenen Aufsatz des Direktors Wilhelm Schubert enthalten, unten dem
Titel: »Die Stellung der Inseln zu den Continenten, und die Be-
deutung der ersteren in geologischer und ethnologischer Hin-
sicht mit Anwendung auf die historisch- geographische Methode,
und gibt einen Auszug der ausführlichen Berichte von Herr k. k. Rath A. Stein-
hau s e r aus der Gymnasial-Zeitung.
Der Verfasser schickt eine allgemeine Einleitung voraus, in welcher er
den notwendigen Zusammenhang der culturgeschichtlichen Stadien der Völker
mit den Naturganzen schildert; er weiset hin auf die gänzlich verschiedene
Physiognomie zwischen dem alten und dem neuen Continente in allen Beziehun-
gen, in horizontaler Lage, in der Bildung der Gebirgsketten und Massen, in
climatischer Hinsicht u. s. f. ; er geht über auf die ersten Culturvölker an den
Systemen der grossen Zwillingsströme in China, Indien, Vorderasien und den
südlichen Halbinseln und am Nil, welchen sich Hebräer und Phönicier an-
schliessen, endlich Griechen und Römer; er nennt die Namen verschwundener
Völker, der Kymerier, Sarmaten, Scythen, Pelasger, Philister u. s. w. ; kömmt
dann auf die Völkerzüge der Hunnen zu sprechen und gelangt reflectirend zu
dem Schlüsse, dass erst mit dem Wandern und dem Zustammenstossen der
Völker der historische Boden und die Culturgeschichte beginne. Ferner wird
auf die Wichtigkeit des Malayischen Stammes hingewiesen, diese Phönicier
des Ostens, der Bewohner der asiatischen Inselwelt, es werden die Sagen er-
wähnt, welche die Tschubtschen nach Amerika und wieder zurück nach Asien
wandern lassen, eben so die räthselhaften, in mehr als Halbdunkel liegenden
Wanderungen der Azteken und Tolteken. Noch ein Blick auf den Urtypus der
Nationen und auf die gemachten Versuche aus den climatischen Degenerationen
Racenklassen aufzustellen, und zum Schlüsse als Resultat der vorangehenden
Betrachtungen »dass» da in der Natur nichts zufällig und bedeutungslos erscheint,
sondern alles Harmonie und eine ewige Gesetzmässigkeit ausspricht, auch die
98 Versammlung am 20 April 1858.
Grundform der Erdfeste bedeutungsvoll und bestimmend für die Entwicklung der
Menschheit geworden ist.
In der zweiten Abtheilung beschäftigt sich der Herr Verfasser beinahe
ausschliesslich mit den asiatischen Inselgruppen, erklärt ihren Zusammenhang
mit den Gebirgszügen des Contineuts und mit den Linien vulcanischer Thätig-
keit, erwähnt der Bemühungen zur Erforschung eines Gesetzes der Erhebungen,
der gewagten Hypothesen aus dem Zusammentreffen der Erscheinungen. Er
schildert die Parallelzüge der Gebirge in Aequatorrichtung, die Zerrissenheit
des Landes in der Nähe der yulcanischen Knoten mit Rücksicht auf den Wechsel
der geologischen Verhältnisse, und geht dann zum ethnologischen Theile über.
Die Bevölkerung der asiatischen Inseln durch den Stamm der Malayen
wird historisch nachgewiesen, und derselbe (nach Latham) in die Hauptclasse
der Mongoliden eingereiht. Es wird auf die Strömungen der Völkerschaften im
indischen Archipel hingewiesen und in Polinesien, wie sie von Ost nach West
und von Sumatra aus von West nach Ost stattgefunden haben, wie sich indische,
arabische und chinesische Bildung Einfluss erwarb, und aus solcher Zusammen-
wirkung der heutige Zustand entstand. Dann wird jede einzelne Völkergruppe
des grossen Archipels nach ihren Charakterzügen einzeln durchgegangen und
ziemlich tief in die Geschichte der Malayen und ihres maritimen Einflüsse einge-
gangen. Endlich wird auch der Einwanderung der Europäer gedacht, durch
welche neue Elemente der Civilisation eingedrungen sind. Diese detaillirte
Untersuchung führt zum Schlüsse, dass ein abweichender äusserer Typus der
Erdgestaltung eine verschiedene organische Entwicklung im Völkerleben bedinge
und die Inselreihen nicht bloss (geologisch betrachtet) Fortsetzungen der Con-
tinente, sondern auch Völkerbrücken sind, welche an den grossen Bewegungen
der Culturvölker des Festlandes mehr oder weniger Antheil nehmen. Damit
schliesst der vorläufige Theil der Arbeit.
Die gründliche wissenschaftliche Erörterung in angemessenem Umfange
und gewählter Sprache würde derselben einen würdigen Platz in den Abhand-
lungen jeder gelehrten Gesellschaft einräumen, und es ist im Interesse der
Wissenschaft zu wünschen, dass Herr Director Schubert zur Fortsetzung die
nöthige Müsse finden möge. Auch in dem jüngsten Programme hat sich unser
verehrtes Mitglied durch Mittheilung von Höhenmessungen aus der Umgebung
des Schulorts um die Vaterlandskunde verdient gemacht.
Herr Warhanek las nachfolgende Mittheilung des Herrn k. k. Sections-
rathes Haidinger:
In der Zwischenzeit zwischen der letzten und der heutigen Situng ver-
weilte ein hochverehrtes Ehrenmitglied unserer Gesellschaft, Herr Peter von
Tchihatchef, zwei Tage in unserer Mitte, auf der Reise von Paris nach Con-
stantinopel, um sich von dort und zwar das achte Mal nach Kleinasien zu be-
geben. Er wird von Samsun aus in seiner früheren Gepflogenheit eine
Karavane von einer Anzahl Dienern mit 12 bis 16 Pferden bilden und geht so-
dann den Lycus (Germeili Tschai) aufwärts nach Schabchane Kararsissar und
hierauf nach Ehingar am Euphrat, den er sodann thalabwärts verfolgt. Den
Rückweg nach Samsun nimmt er über Ssiwas und Tokat, Später sollen noch die
nördlichen Küstenländer bis nach Scutari vorgenommen werden. Die von
Tchihatchef diesmal zu untersuchenden Gegenden von Armenien und Kurdi-
stan gehören zu den wildesten und am wenigsten bekannten der Halbinsel. Wir
verfolgen billig die Ergebnisse dieses seltenen Forschers mit grösster Theil-
uahme , der fähig ist, sich eine riesenhafte Aufgabe, die wissenschaftliche Er-
forschung von Kleinasien zu stellen, und kräftig und beharrlich, um sie mit Erfolg
M. A. Becker. Prof. Siwony. 99
zu lösen. Wir dürfen hoffen ihn im Spätherbste in einer unserer Sitzung will-
kommen zu heissen, um anregende Mittheilungen von den Ergebnissen seiner
diesjährigen Anstrengungen entgegenzunehmen. Bereits liegen den Freunden
der Wissenschaft zwei Bände seines grossen Werkes „Aste mineure" vor, die
Geographie, Climatologie und Zoologie, zwei folgende enthalten die neuesten
Ergebnisse botanischer Forschungen, in welchen auch die reichen Erfolge
unseres hochverehrten Mitgliedes Herrn Kotschy (nebst denen des Herrn
Boissier) hohe Anerkennung finden. In einer Mittheilung an die SocidtS
botanique de France vom 13. November 1887, welche hier nebst einer An-
sprache, die er am 16. Mai 18S7 in der ausserordentlichen Sitzung derselben
Gesellschaft als Präsident im Motpellier gehalten, vorliegt, gibt Herr von
Tchihatchef eine höchst anziehende Uebersicht und eine Anzahl pflaqzengeo-
graphischer Ergebnisse für Klein- Asien. Er vergleicht die Flora der fünf Haupt-
gebirgsgruppen, des Bulgardagh, des Olymp, des Argäus, des Alidagh und des
Ararat, die sich auf eine höchst merkwürdige Weise in Bezug auf den bei
weitem grössten Theil der ihnen angehörigen Pflanzenspecies als verschieden
von einander darbieten. Keine einzige Species ist allen fiinf Gebirgsstöcken ge-
mein, unter 2000 Species gibt es nur vierzehn, welche auf dreien der Gebirgs-
stöcke vorkommen, nur der neunzehnte Theil (von 166S) der Species kommen
gleichzeitig auf dem Olymp und dem Bulgardagh vor, und noch ein geringeres
Zahlenverhältniss auf je zwei der andern Gebirgsstöcke. Nur einen Augenblick
darf ich bei dem Inhalte werthvollerMittheilungeu verweilen, über welche unsere
eigenen Mitglieder, Fenzl und Kotschy zu sprechen berufen sind. Von dem
ersteren so gründlichen Kenner und Forscher, sowie von Herrn Boissier
rühren die meisten der Bestimmungen der neu aufgefundenen Pflanzenspecies
her, wie Tchihatchef als den höchsten Beweis für die Sicherheit derselben
mit hoher Befriedigung erwähnt, — Aber ich wünschte meine Anerkennung der,
hohen wissenschaftlichen Stellung Tchihatchefs auszusprechen, der unbeirrt
selbst durch die politischen Kämpfe, den offenen, blutigsten Krieg zwischen
seinem Vaterlande und demjenigen Lande, das ihm für die Förderung der wissen-
schaftlichen Bearbeitung seiner Reise-Erfolge die höchste Anziehungskraft dar-
bieten konnte, ruhig seinen Weg verfolgt, ein wahres noü turbare circulos
ütos! Gewiss verdient ein solcher Beweis von Hochachtung, der Wissenschaft
dargebracht, auch unsererseits wieder die grösste Anerkennung. Herr von
Tchihatchef fuhrt nebst einem Quecksilber-Barometer auch zwei Bour-
don'sche Aneroide mit sich. Ich habe ihm noch vor seiner Abreise die Mit-
theilungen des Herrn Julius Schmidt zur Vergleichung übergeben.
Der k. k. Schulrath Becker hielt hierauf einen Vortrag über die ethno-
logischen Verhältnisse des Oetschergebietes. Er theilte mit, dass eine Mono-
graphie über den Oetscher und seine nächste Umgebung von einem Verein von
Freunden der Landeskunde in der Herausgabe begriffen sei. Diesem Werke war
der folgende Vortrag gewidmet, in welchem der Herr Vortragende in kurzen
Skizzen einige Berufarten in jenem Landstriche, welche eine gewisse hervorra-
gende Stellung einnehmen, den Gebirgsbauer, den Holzknecht, den Almhirt und
die Sehwaigarin schilderte.
Herr Professor Simony, hinweisend auf den hohen Werth landschaft-
licher Darstellungen als Veranschauungsmittel in der geographischen Wissen-
schaft, besprach zunächst das Wesen der landschaftlichen Projection im
Allgemeinen, deutete auf die gebräuchlichen Hilfsmittel hin, welche angewendet
werden um bei den Aufnahmen den im Räume verschieden vertheilten Linien die
richtige Perspective zu geben, und wies dann nach, wie unzureichend die meisten
Miuheiljangen der k. k. geographischen Getellaehaft. 1 1. Bd. 2. Heft. 8
100 Versammlung am 4. Mai 1858.
dieser Hilftmittel sind, wenn es sich darum handelt» in dem anzuführenden Bilde
für alle Theile des darzustellenden Gegenstandes einen gleichen Maassstab der
Verjüngerung einzuhalten, Dieser letztere Umstand macht die Mehrzahl der Bil-
der nur wenig geeignet» aus den Kontouren die auf senkrechte Erhebung und
horizontale Vertheilung der Massen und Puncte bezüglichen Elemente zu er-
mitteln. Er zeigte dann einen höchst einfachen Apparat vor, welchen er seit
Jahren bei seinen landschaftlichen Aufnahmen benutzt, einen Apparat, wel-
cher sich bei einiger Uebung im Gebrauche nicht nur zur Aufnahme von Land-
schaftsbildern jeder Ausdehnung dadurch empfiehlt, dass mit ihm alle scheinbaren
Horizontaldistanzen der darzustellenden Puncte nach einem gleichbleibenden
Maassstab der Verjüngerung gemessen uud unmittelbar auf dem Papier aufge-
tragen werden können, sondern auch dadurch, dass bei sorgfältiger Ad ju-
st irung mit ihm wirkliche Winkelmessungen bis auf einen möglichen Fehler von
5 Minuten ausführbar sind, ein Grad von Genauigkeit, welcher zur annähernden
Bestimmung von Horizontaldistanzen und relativen Höhenunterschieden für viele
Zwecke vollkommen ausreicht. Die nähere Darlegung, wie man bei der Ad-
justirung dieses compendiösen Apparates (welcher aus einem gewöhnlichen Zir-
kel und zwei feinen Seidenschnürchen besteht, die an den beiden Schenkeln des
ersteren befestigt, von bestimmter Länge und am entgegengesetzten Ende durch
einem beim Gebrauche zwischen den Zähnen festzuhaltenden Knopf verbunden
sind) zu verfahren hat, um ihn mit annähernder Sicherheit als Winkelmesser an-
wenden zu können, so wie die Angabe der Benützung desselben bei den pano-
ramatischen Aufnahmen hat sich der Vortragende für die nächste Versammlung
vorbehalten.
Zum Schlüsse zeigte Herr Schönninger eine Sammlung verschiedener
astronomisch-geographischer Versinnlichungsmittel, namentlich zwei complicirte
Telluro-Lunarien vor.
Versammlung am 4. Mai 1858.
Den Vorsitz führte der Vicepräsident, Herr k. k. Rath A. Steinhauser.
Der zweite Secretär, Herr W. J. Warhanek, legte eine Reihe von
Druckwerken vor, welche als Geschenk an die k. k. geographische Gesellschaft
eingegangen waren.
Derselbe machte der Versammlung bekannt, dass der Ausschuss über Ein-
ladung des Comitäs zur Errichtung des Res sei -Monuments beschlossen habe,
einen Subscriptionsbogen im Bureau der Gesellschaft anzulegen.
Herr Sectionsrath Hai ding er theilt aus einem Schreiben von Herrn Dr.
Scherzer den Inhalt einer Abschrift mit, welche dieser von einem Schreiben
des berühmten Directors der Sternwarte zu Washington, Lieutenant M. J. Maury
eingeschlossen hatte. Herrn Dr. Scherzer's Brief ist von Madras, 1. Februar
datirt. Er war mit dem Dampfer „Ava M abgeschickt worden, nebst Sendungen
an Büchern, Mineralien u. s. w. Man weiss, das der Dampfer scheiterte, aber der
Brief wurde nebst Anderem gerettet, und trug den aufgedrückten Stempel
„Saved from the wreck of the Ava tt . Lieutenant Maury's Brief ist vom 3.
Jänner 1867 datirt. Er fand Scherzer nicht mehr in Europa, sondern gelangte
erst in Rio de Janeiro in dessen Hände. Er gibt mehrere wichtige Andeutungen
über zu machende Beobachtungen. So schickte Maury eine Karte des Stillen
Oceans, aus Manuscript-Bemerkungen entstanden, die an dem National- Obser-
vatorium aufbewahrt wurden, mit an die 350 mit doubtful, shoal u. s. w. be-
zeichneten Puncte. Capitän Rodgers, der Japan und die Ostküste von Asien
W. Haidinger. F. Simony. 101
besuchte und dann durch die Behtingsstrasse nordwärts fuhr, auf einer von der
Regierung der Vereinigten Staaten ausgerüsteten Expedition, trug alle seine
später zur Veröffentlichung bestimmten Erfahrungen in diese Karten ein. Maury
macht auf eine Insel oder Gruppe von Inseln aufmerksam, etwa in 53° bis 53°
30' südl. Br. und 72*30 bis 74<>30 östl. L., südlich vom Vorgebirge der guten
Hoffnung, auf dem geraden Wege nach Australien, die selbst von Kerguelens-
land aus besucht, aber noch nicht auf den Karten eingetragen sind.
Ferner hebt er die Wichtigkeit der Ozonbeobachtungen hervor mit Jod-
papier, wie sie Lieutenant Jansen von der Holländischen Marine im verflossenen
Winter auf einer Reise von England nach Ostindien ausgeführt. Er fand am
meisten Ozon ausserhalb der Tropen und in gegen die Pole zu blasenden Winden,
am wenigsten in den Passaten und in den gegen den Aequator zu gerichteten
Winden. Da Lieutenant Jansen in Ostindien dient, so trifft vielleicht die
„Novara" mit ihm zusammen, was gewiss für alle die Herren zur höchsten Be-
friedigung gereichen würde.
Ein Marine-Offizier in Nordamerika schlug vor, mit Wasserstoffgas ge-
füllte Kautschukbälle, ähnlich den bekannten Spielballons, zu verwenden, um die
Luftströmungen zu studiren. Namentlich sollten sie in den Passaten und Cal-
men ausgelassen werden, ähnlich den in die See geworfenen Flaschen für die
Wasserströmungen.
Wichtig ist es zu erfahren, wie tief das strömende Wasser reicht. Der
Golfstrom hat oft eine Geschwindigkeit von 4 Meilen in der Stunde und strömt
noch in einer Tiefe von 2000 Klaftern. Bei dieser Tiefe beträgt die Pressung
6000 Pfund auf den Quadratzoll, hinreichend um tiefe Schrunde in die Ober-
fläche zu schneiden, und doch bewiesen Maury's frühere Erfahrungen das Da-
sein einer Schicht, eines Kissens von vollkommen ruhigem Wasser.
Glanzvolle Ergebnisse müssten aus Studien dieses Gegenstandes folgen. Tiefe
Sondirungen wären gleichfalls sehr wichtig, mit dem Aufsammeln des Seegrun-
des, wie sie vorzüglich im atlantischen Ocean angestellt wurden u. s. w.
Die erwähnten Karten fand Herr Dr. Scherz er in Rio vor und sandte
mir den Brief in Abschrift zur Mittheilung an alle hochverehrten theilnehmenden
Freunde, um seinen Dank dem trefflichen, kenntnissreichen Manne auszudrücken,
dem die Physik des Meeres so viel verdankt und der mit so warmer Theilnahme
auch in dieser Veranlassung- sich unser österreichisches Unternehmen zum Ge-
genstande seiner Sorgfalt genommen hat.
Herr Professor Simony, anschliessend an den in der letzten Versamm-
lung gehaltenen Vortrag über einen zu landschaftlichen Aufnahmen und zu appro-
ximativen Winkelmessungen geeigneten Zirkelapparat, legte näher dar, wie das
an sich höchst einfache Instrument zu adjustiren sei, um für die beiden Zwecke
gleichmässig benützt werden zu können. Hat man für die landschaftlichen Auf-
nahmen z. B. den Massstab festgestellt, dass ganze Panoramen in der Länge von
8 Fuss, einzelne Bilder, welche etwa den sechsten Theil des Gesichtskreises
umfassen, die Länge von 16 Zoll erhalten sollen, so muss den beiden Zirkel-
fäden eine solche Länge gegeben werden, dass, wenn der sie verbindende
Knopf zwischen den Zähnen festgehalten und der Zirkel bei gespannten Fäden
mit den Spitzen aufwärts senkrecht vor ein offenes Auge gehalten wird, die
horizontale Entfernung vom Augenbrennpunkt bis zu den Zirkelspitzen dem Halb-
messer eines Kreises von 8 Fuss Umfang (r = 183.3 Linien) entspricht. Die beiden
Fäden (möglichst wenig elastische Seidenschnürchen) werden demnach die Länge
von 183.3 Linien weniger der Grösse haben müssen, um welche in dem senk-
rechten Gesichtsprofil der Augenbrennpunct gegen die Vorderzähne zurücksteht.
8°
102 Versammlung am 4. Mai 1858.
Zur genaueren Ermittlung dieser benöthigten Radiuslänge macht man den Knopf
vorläufig verschiebbar und verfährt weiter in folgender Weise. Man misst in
einem grösseren Wohnräume von einer Wand ausgehend auf dem horizontalen
Boden eine gerade Linie von z. B. fünf Klaftern genau ab und eben so bestimmt
man auf der Wand durch ein Zeichen die Höhe des Auges Ober dem Boden.
Aus der Grösse dieser beiden senkrecht auf einander stehenden Linien lässt sich
unmittelbar der Winkel berechnen, unter welchem jener Theil der Wand vom
Boden bis zur Augenhöhe von dem entgegengesetzten Endpunkt der gemessenen
Linie erscheinen muss, und eben so lässt sich direct berechnen, wie gross die
Sehne des gefundenen Winkels sein muss, wenn der Radius = 183.3 Linien ist
Visirt man von dem einen Endpunkte der Horizontal I in ie nach dem gemessenen
Theile der Wand in der Weise mit dem Zirkel, dass seine beiden Spitzen genau
in die Fuss- und Augenhöhe einfallen, so muss der gerade Abstand zwischen den
Zirkelspitzen der Länge der Sehne entsprechen, welche aus dem gefundenen
Winkel und dem Radius von 183.3 Linien berechnet wurde.
Ist der Abstand der beiden Spitzen grösser, so ist die Entfernung dersel-
ben vom Brennpunkt des Auges noch zu gross, im entgegengesetzten Falle zu
klein. Durch Vor- oder Zurückschieben des Knotens und wiederholte Visirungen
kann die gewünschteRadiuslänge genau gefunden werden. Ist die letztere endlich
erreicht, so wird der bisher verschiebbare Knopf festgenäht, und sein nunmeh-
riger Abstand von den Zirkelschenkeln zur künftigen Controle wegen möglicher
Veränderung der Fadenlänge genau abgemessen und notirt. Hierauf wird auf
gut geleimten festen Papier ein Kreis mit dem Radius von 183.3 Linien gezeich-
net, bis auf Fünftel Grade getheilt und in Bogen von 30 — 40 Grad derart zer-
schnitten, dass ein solcher Abschnitt bequem in einem Notizenbuch untergebracht
werden kann. Auf diesem Abschnitt lässt sich jeder mit dem Zirkel gemessene
Winkelabstand zweier Landschaftspuncte unmittelbar numerisch ablesen. Bei
6 — 8 fach er Repetition der Messungen kann eine Winkelgrösse in dieser Weise
bis auf S Minuten ermittelt werden. In Verbindung mit einem Barometer kann
dieser höchst einfache Apparat dienen , von einem Standort aus die relativen
Höhenunterschiede einer grossen Anzahl anderer Puncto zu finden. Das an den
Barometern oben befindliche Messingblättchen, in welchem der Aufhangering
eingefügt ist, lässt sich durch forgföltigen Schliff so zurichten, dass man bei
ruhigem Hängen des Instrumentes über die kleine glänzende Fläche hinblickend
leicht Puncte in den verschiedenen Theilen der Umgebung aufsuchen kann,
welche im Horizont des Beobachters liegen. Misst man mit dem Zirkel von sol-
chem mit dem Standort in einem Niveau liegenden Puncten senkrecht auf- oder
abwärts nach jenen Puncten, deren Höhenunterschiede man ermitteln will, so
darf man blos mit dem Zirkel den Winkel messen, um welchen die letztern
senkrecht vom Horizont abstehen und dann nach dem gefundenen Winkel und
den aus guten Karten abzunehmenden Horizontalabstand den Höhenwerth
berechnen.
Dass auch andere trigonometrische Aufgaben mit diesem kleinen Instru-
mente bis zu einem für viele Fälle ausreichenden Grade von Genauigkeit gelöst
werden können, ergiebt sich aus dem Angeführten von selbst. Die practische
Anwendung des Zirkels bei den Landschaftsaufnahmen soll in der nächsten Ver-
sammlung näher besprochen werden.
Versammlang am 18. Mal. 1858.
Den Vorsitz führte der Herr Präsident Se. Durchlaucht Fürst Salm.
Zum ordentlichen Mitglied wurde gewählt Herr Dr. F. X. Seh war z, Chef-
arzt im k, k. Hospitale in Constantinopel.
H. A. Becker. Dr. J. Schmidt. 103
Herr k. k. Schulrath Becker berichtet in Verhinderung des Herrn Sec-
tionsrathes Ritter v. Heufler über einen von dem Letzteren an den Ausschnss
gestellten und von diesem zum Beschluss erhobenen Antrag, wornach als Organ
des Ausschusses eine Commission für den wissenschaftlichen Verkehr mit den
Missionen aufgestellt wird. Die Aufgabe der Commission soll darin bestehen, für
die Missionen, welche von Oesterreich aus wirken, und, wo möglich auch jene,
welche von der Congregation de propaganda fide in Rom ausgesendet werden,
jene Gegenstände zu bezeichnen, welche in geographischer Beziehung im weite-
sten Sinne von Interesse sind, die von den Missionen erhaltenen Auskünfte und
Sendungen wissenschaftlich zu bearbeiten, von Zeit zu Zeit die eingesendeten
Gegenstände zum Besten der Missionen für das Publicum auszustellen und sodann
für den Fall, als keine spezielle Widmung vorliegen sollte, an jene k. k. Ca-
binete abzugeben, wohin sich dieselben ihrer Beschaffenheit nach eignen. Die
Missionsvereine und Missionsfonde, welche von Oesterreich aus wirken, sind der
Leopoldinen- Verein für Nordamerika, der Marien- Verein für Central-Afrika, der
Verein zur Unterstützung der Katholiken im Türkischen Reich und im Orient,
der Sclavenredemptions- Verein zur Förderung christlicher Zwecke in der Türkei
im Allgemeinen, ursprünglich bestimmt zum Loskaufen von Christen aus der
Sclaverei und von den bestandenen Orden der Trinitarier herrührend, endlich
das General-Commissariat des Franziskaner-Ordens für das heil. Land.
Die Commission, welche aus folgenden Herren Mitgliedern besteht : Direc-
tor Kreil als Vorsitzender der Physik, Custosadjunkt Fitzinge r für Anthro-
pologie und Zoologie, Sectionsrath Ritter v. Heufler, und Custosadjunkt
Kotschy für Botanik, Bergrath Foetterle für Geologie, k. Rath Stein-
hauser für Geographie» Ministerialconcipist J. Jirecek für Ethnographie und
Sprachenkunde, zugleich als Berichterstatter, hat bereits eine Sitzung abgehal-
ten und in derselben die erforderlichen Bestimmungen über die Geschäftsbehand-
lung und Vertheilung der Aufgaben berathen, und es sind deren Beschlüsse von
dem Ausschusse genehmigt worden.
Herr Dr. Julius Schmidt, Astronom der Sternwarte des Herrn Prälaten
R. v. Unkhrechtsberg zuOlmütz, machte einige Mittheilungen über Erdbeben.
Er machte zunächst aufmerksam auf die sehr häufigen Erschütterungen im nord-
westlichen Theile von Unter-Oesterreich, in der Gegend von Litschau, über
welche kürzlich ein Bericht der k. k. meteorologischen Centralanstalt vorgelegt
ward. Dieser enthält Beobachtungen des Herrn Rauscher in Josephsthal, und
beginnt mit der von starker Detonation begleiteten Erschütterung am 12. Sep-
tember 18B4. Das Datum der spätem Erdbeben ist nur für 1885 nicht speciell
notirt, weil man sich darauf beschränkte, blos die Monate Mai, Juni und August
* zu nennen. Der heftigste Erdstoss wurde am 30. September 1857, Abends 7
Uhr in Litschau und Umgegend beobachtet, der letzte hisher bekannt gewordene
am 10. April 1858. Man hält in dortiger Gegend den westlich von Litschau sich
erhebenden Eulenberg für das Centrum der Detonationen und der Erdbeben.
Der Vortragende berührt sodann die jüngst von der böhmischen Statt-
halterei eingesandten drei Schriftstücke bezüglich des Erdbebens im Böhmerwalde
am 24. April 1858, Mittags. Die Erschütterung war weder an Stärke noch an
Ausdehnung beträchtlich.
Endlich theilt er mit, von dem Prof. Dr. Sadebeck am Magdalenäum in
Breslau einen sehr vollständigen Bericht über diejenigen Orte Preussens erhalten
zu haben, welche von dem Silleiner Erdbeben am 15. Jänner 1858 betroffen
wurden. Er fügt hinzu, dass alle diese Einzelnheiten mehr ausführlich in seiner
Monographie des letztgenannten Erdbebens behandelt werden sollen.
104 Versammlung am 1. Juni 1858.
Herr Ferdinand Freiherr von Andrian zeigte eine geognostische Saite
aus Borneo, Java und einigen anderen Inseln des Indischen Meeres vor und
knöpfte daran einige Bemerkungen über geognostische und mineralogische Zu-
sammensetzung. Die wichtigsten der dort auftretenden Formationen sind Granit
mit Erzgängen, eine neptunische kohlenführende der Tertiärperiode angehörige
Bildung, welche noch überdies viel Thoneisenstein und Sphaerosiderit enthält;
das reiche, Gold und Diamanten fährende Alluvium und Producte der schon
lange thätigen Feuerberge.
Versammlung am 1. Juni 1858.
Der Herr Präsident, Se. Durchlaucht Fürst Hugo Salm-Rei ff erscheid
führte den Vorsitz. Er theilte mit, dass laut einer Zuschrift Sr. Excellenz des
Herrn Ministers des Innern, Dr. A. Freiherrn von Bach, Seine königliche Hoheit
Karl Ludwig Eugen, Kronprinz Regent von Schweden und Norwegen, der
k. k. geographischen Gesellschaft als Ehrenmitglied beizutreten geruhte.
Ueber Antrag des Ausschusses wurden den Statuten gemäss folgende Her-
ren zu ordentlichen Mitgliedern gewählt : Dr. Gustav Jilly, k. k. Professor in
Olmütz, Ed. Filippi, k. k. Oberstlieutenant, Adrian Morelly, k. k. Fregatten-
Capitän, und Eduard Radonetz, k. k. Linienschiffslieutenant in Triest.
Herr Secretär Warhanek theilte mit, dass die Herren G. Rose in Berlin,
Dr. L. F. Kämtz in Dorpat und Generallieutenant A. Jochmus ihren beson-
deren Dank für die Wahl zu Ehren- und correspondirenden Mitgliedern ausge-
drückt haben.
Herr k. k. Sectionsrath W. Hai ding er machte folgende Mittheilung:
Den verbindlichsten Dank bin ich verpflichtet, Seiner Durchlaucht unserem
hochverehrten Herrn Präsidenten für die Veranlassung darzubringen, die es mir
gestattet, der k. k. geographischen Gesellschaft über jene zwei Druckschriften
zu berichten, welche wir der freundlichen Gewogenheit Seiner Excellenz des
Herrn Ministers des Innern, Freiherrn Alexander von Bach verdanken.
Es sind folgende :
1. Message of the United States u. s. w. Botschaft des Präsidenten der
Vereinigten Staaten enthaltend, entsprechend dem Senatsbeschlusse vom 26. Fe-
bruar, den Bericht und Karten von Capitän R.B.Marcy über dessen Erforschung
des BigWitchita und das Quellengebiet des Brazosflusses. Zum Druck am 29. April
1856, Senat, im 34. Congress. I.Session. 48 Seiten. Karten im Maassstabe
von 1 : 600.000.
2. Exploration in the Dacota Country in the year 18SS u. s. w. For-
schungen im Dacota-Lande im Jahre 1888, von Lieutenant G. K. Warren,
topographischen Ingenieur der „Sioux-Expedition." Zum Druck 22. Mai 1856.
Senat, im 34. Congress. 1. Session. 79 und VI Seiten, 2 Karten im Maasse von
1 : 300.000 und 1 : 600.000.
Beide Mittheilungen eröffnen uns höchst anziehende Bilder der ethnogra-
phischen Verhältnisse und des grossen Staatslebens in der Erwerbung vonKennt-
niss und Besitznahme des Bodens der westlichen Ländereien in den Vereinigten
Staaten von Nordamerika durch den anglo-amerikanischen Stamm, während die
Ureinwohner allmählig sich zu festen Wohnsitzen bequemen müssen, die man
ihnen reichlich gewähren will, während es unmöglich wird, in dem Fortschreiten
der Ausdehnung der Wohnplätze der weissen Ansiedler, ihr unstätes, bloss durch
Jagd gefristetes Dasein gewähren zu lassen.
W. Haidinger. 105
Capitän Marcy war im Jahre 18S4 mit Vollmachten der Regierung zu
Washington, sowie mit den Karten versehen, auf welchen die bereits vergabten
Ländereien ersichtlich waren, ausgesandt, um für die Stämme der im Flussge-
biete des kleinen und grossen Witchita, einem südlichen Nebenflusse des Red
River, der noch in den Mississippi fällt, und des Brazos im nördlichen Texas, noch
immer ohne festen Sitz jagenden Indianerstämmen, aus dem besten noch nicht
vergabten Land „Reservationen" mit denselben zu verabreden, was denn auch
mit deren Zustimmung gelang. Vortrefflich fruchtbares Land mit Wald und Was-
ser, etwa eine geographische Quadratmeile oder vier Leagues (60 auf 1 Grad)
lang und breit, erhielten am Brazos, unterhalb des Forts Belknap die Jenies und
An-dak-has und die Caddos. Sie wünschten diese Lage innerhalb der Linie des
Forts hauptsächlich aus dem Umstände, dass die westlichen Stämme der Coman-
chen zur Zeit ihrer Ernte sonst das Verlangen nach Gastfreundschaft so weit
ausdehnen, bis nichts mehr zu verzehren übrig ist. Die südlichen erhielten einen
Fleck Landes von gleicher Grösse und Vortrefflichkeit nach Fruchtbarkeit, gutem
Wasser und Wald etwas über einen Grad weiter westlich am Clearfork, einem
südlichen Nebenflusse des Brazos, der sich unmittelbar in den Golf von Mexico
ergtesst. Die Auswahl geschah während einer am IS. Juli begonnenen Excur-
sion, von Fort Belknap aus bis wieder dahin zurück am 21. August, nördlich 60,
westlich 110, südlich 20 und östlich 20 englische Meilen umfassend, Capitän
R. B. Marcy vom 5. Inf. Reg. als Commandirenden mit dem Lieutenant N. B.
Pearce und G. Chapin und einer Escorte von 40 Mann des 7. Inf. Reg. Er
war noch begleitet von Major Neighbors, indischen Specialagenten. Ein Theil
der Excursion konnte mit den Wagen und der Escorte zurückgelegt werden. Für
denjenigen nördlich am grossen Witchita gegen Nordwest wurde aber ein Reiter-
ausflug vorgezogen, da Schnelligkeit der Bewegung nothwendig war, weil man
leicht auf feindlich gesinnte Stämme stossen konnte. Man sah in der That im
Südwesten der Prairie grosse Feuer, die, wie sich später herausstellte, von einer
Horde von 180 nördlichen Comanchen, Kioways, Arapahos, Cheyennes und Sioux
herrührten, die mit einer andern mehr westlich gezogenen Horde von 100 ihrer
Kameraden sich zu einem Rendezvous an dem Uebergang des Rio grande unter
dem Presidio del Norte zu einem Racheeinfall in Mexico verabredet hatten,
wo in einem Bergpass bei Durango eine frühere Raubexpedition selbst wieder
durch Verrätherei nahezu aufgerieben worden war. Der obere Theil des Witchita,
sowie das südlich davon anschliessende Quellengebiet des Brazos grenzen schon
an die Wüste des Llano estacado und zeigen selbst schon einen wahren Wüsten-
character.
Hier stösst man bereits auf die grosse Gypsformation, die seit Marcy's
früherer Expedition im Jahre 1849 auch in H. D. Rodgers geologische Karte
der Vereinigten Staaten von Nordamerika, Boston 18BB, aufgenommen worden
ist, ebenso' wie die Steinkohlenformation um Fort Belknap, wovon auch jetzt wie-
der Sammlungen an Kohlen und an zahlreichen Fossilien aus den Kohlenschich-
ten nach Hause gebracht wurden. Das Wasser der Flüsse in dem ungeheuren
Gypsgebiete enthält sehr viel Bittersalz und ist nicht trinkbar, ja es ist in der
trockenen Jahreszeit ganz concentrirt, von stärkster medicinischer Wirkung, so
dass auch die Indianerstämme diese Gegenden vermeiden. Der Salt-Fork-Zufluss
des Brazos fliesst durch eine Salzwüste, hat aber jenseits derselben süsses Was-
ser. Der Anblick von Wüste schwindet, sobald man weiter südlich in das Fluss-
gebiet des Clearfork-Nebenflusses des Brazos kommt, und macht den erfreulich-
sten Ansichten des schönsten culturfähigsten Landes Platz. Capitän Marcy be-
richtet über die Hilfsmittel in Beziehung auf das Pflanzen- und Thierreich. Von
106 Versammlang am 1. Juni 1858.
den ersten erscheint die Mesquite, eine Acacienart, sehr wichtig, von Dr. Tor-
rey als neue Species der Li n naschen Gattung Prosopis, als Prosopis glandulosa
bestimmt, später durch Dr. Gray und Dr. Torrey als Algarobia glandulosa
(Hist nat. Amer. 1. p. 399) beschrieben. Dieser Baum ist in den grossen west-
lichen und südlichen Ebenen weiter als irgend ein anderer verbreitet, häufig zwi-
schen dem 20.° und 36° nördl. Br. und 97.° und 103.° westl. L. Gr. oft der
einzige Waldbaum. Am Gila steht er in den grössten Exemplaren westlich vom
Rio del Norte. Durchmesser 4 bis IS Zoll, selten 20 Fuss hoch, knorrig, stach-
ligt grobes sprödes Holz, einem dunklen Mahagony ähnlich, brennt gut , selbst
grün, mit dauerhafter Kohle und höchst dauerhaft. Wächst auf wasserlosen Stre-
cken, aber erheischt guten Grund, daher die Mesquite flats im westlichen Texas
sehr gesucht. Blüht im Juni, die Schotenfrucht reift im September, und wird von
den Eingebornen sowohl vielfältig benützt, als sie auch für Wild aller Art,
Pferde, Hirsche, Antilopen, Truthühner reiche Nahrung gibt. Auch ein dem
arabischen ähnliches Gummi schwitzt aus Stamm und Aesten aus. Wild ist noch
an manchen Orten so häufig, dass während der Excursion der Ertrag der Jagd
reichliche Mahlzeiten gab, auch Fische waren an einigen Orten häufig. Aber die
grossen Büifelheerden sind bereits in der Abnahme begriffen und kommen nur
mehr den nördlichen Stämmen zu Gute. Um so unerlässlicher ist der Entschluss
der Stämme, das freilich von den Jägern mehr als sclavisch betrachtete Acker-
bauleben sich gefallen zu lassen. Marcy gibt anziehende ethnographische Schil-
derungen. Die zwei südlichen Comanchehstämme unter „Senaco" und „Ketum-
see" sind bereits bis auf etwa 1100 Seelen zusammengeschwunden, die mittle-
ren Comanchen die „No-eo-nies" und „Ten-nu-wees u unter den früheren „Pah-
hah-cu-ka," „Po-hah-cot-o-wit" und „Choice* zählen etwa 3S00. Sie leben im
Winter in Texas, im Sommer den Büffeln folgend, gehen sie nordwärts über den
Red River und Canadian gegen den Arkansas. Die nördlichen Comanchen sind
die wildesten. Sie gehen Sommer und Winter den Büffelheerden nach und leben
von der Jagd, noch ganz entfernt von irgend welchen Ansiedlungen oder Militär-
posten der Weissen. Sie sind es, die öfters Einfälle in Mexico machen.
Aber im Ganzen ist von einer Seite die Abnahme der Büffelheerden so fühl-
bar, und der weisse Mann rückt von der andern Seite so mächtig heran, dass die
Zeit nicht sehr entfernt erscheint, wo dieser Zustand aufgegeben werden muss,
nicht ohne vorauszusehende Kämpfe, aber von ganz unzweifelhaftem Ausgange,
der allmählich durch die Untersuchungen der Hilfsmittel des Landes in Expeditio-
nen der vorliegenden Art zwischen der immer fortschreitenden Ansiedlung auf
den verkauften Staatsländern von der Regierung vorbereitet wird.
Weniger freundlich als am Witchita und Brazos gestalten sich die Verhält-
nisse in jener grossen Strecke Landes zwischen dem 40.° und 48.° nördl. Breite
und 94.° und 112.° L. Gr. in dem nördlich und östlich vom Missouri, westlich
und südlich von noch undurchforschten oder doch sehr wenig bekannten Gebirgs-
erhebungen und dem Nebraska oder Platteflusse begränzten grossen Flächenraum.
Hier sind stellenweise die Büffelheerden noch so häufig, wenn auch in raschem
Abnehmen begriffen, dass die Indianer reichlich in beständigem Nachsetzen auf
ihren Zügen ihren Lebensunterhalt gewinnen, während andere Theile nahezu als
Wüsten bezeichnet werden müssen. Auch war Herrn Lieutenant G. K. Warren's
Expedition eine zum Theil militärische. Er hatte von Fort Leavenworth oberhalb
des Einflusses des Kansas in den Missouri, aus, mittelst Dampfer sich nach dem
Fort Pierre zu begeben, um dort als topographischer Ingenieur eine militärische
Reserve auszulegen und den Missouri bis zum Einflüsse des Shyenneflusses zu
untersuchen« Hieraufging er quer durch das Land in südlicher Richtung von Fort
W. Haidinger. 107
Pierre nach Fort Kearny am Platte- oder Nebraskaflusse (301 Meilen). Hier
schloss er sich der „Sioux-Expedition"-Armee unter dem Brevet Brigadier Gene-
ral W. S- Harney an und zog bis zu dem westlich nahe an den schwarzen Ber-
gen (Black hills) am nördlichen Hauptzuflusse (North Fork) des Platteflusses
liegenden Fort Laramie (335 Meilen). Von da ging es wieder quer durch das
Land nach Fort Pierre zurück (323 Meilen), erst aber das Quellengebiet des
VEau qui conti oder Rapid river, dann entlang dem oberen Lauf des White
river, durch die Sand- und Schuttfelsen und Hügel der berühmten Mauvaises
terres oder bad lands an den Quellengebieten der Zuflüsse des Big Shyenne und
des little Missouri. Von dort ging endlich Warren noch auf der ostlichen Seite
des Missouri in Minnesota bis Sioux City (274 Meilen). Welcher Art die Reisen
zur Recognoscirung in jenen Gegenden sind, lässt sich lebhaft aus der Bemer-
kung abnehmen, welche der unerschrockene Ingenieur von der ersten Abtheilung
der Expedition quer durch das Land von Fort Pierre nach Fort Kearny dem Iti-
nerar selbst voranschickt. „Als ich mich zu dem Unternehmen anschickte , und
ausschliesslich von Hrn. Carrey und mir selbst eine Anzahl von sechs Personen
zur Begleitung genommen hatte, widerriethen mir meine Waffengenossen, die
Offiziere des Forts, es zu unternehmen, und der commandirende Offizier machte
ernstliche Anstalt, mit seiner militärischen Autorität als mein Vorgesetzter mei-
nem so „tollkühnen Unternehmen entgegenzutreten, das ihm nichts als die Aus-
sicht sicheren Unterganges in sich trug. Man wusste, dass der Weg durch das
Land der Brulä's (die als unsere erbittertsten Feinde gelten) hindurch geht, und
man hatte keine Kenntniss von ihrem Aufenthalte oder ihren Absichten. Wir
konnten auch, sagte man, die Ponca's und Pawnee's begegnen , von denen we-
der die einen, noch die andern anstehen würden, uns zu berauben oder ein so
kleines Häufchen „auszuwischen" („lo wipe otä u ), wohl wissend, dass die Belei-
digung den Brulä's zugeschrieben werden würde. Dann war der Weg gänzlich
unbekannt und nie bereiset, und man konnte nicht voraussehen, welchen Hinder-
nissen und welchem Aufenthalte wir begegnen würden. Meine Absicht war in-
dessen nicht ohne gründliche Betrachtung der Verhältnisse und sorgfältige Be-
sprechungen mit den Bewohnern des Landes gebildet. Das Wetter war noch zu
warm, es war am 1. August, als dass sich die Kriegshorden gebildet hätten und es
war die Erntezeit, die Zeit „süsses Korn" („sweet com") zu machen, so dass die
Indianer wahrscheinlich auf diese Art beschäftigt sein mussten. Unsere Gesell-
schaft bestand aus hocherfahrenen Prairie-Männern, vier davon waren Halbblut-
Dacotas, und wir waren gut bewaffnet; wir waren entschlossen, stets wachsam
zu sein und Nachts zu reisen, wenn wir in die Nähe des Feindes kämen. Kein
Feuer wurde Nachts angezündet und kein Zelt aufgeschlagen. Herr Gapin von
der Pelz-Compagnie versicherte mich, er glaube, wir würden nicht einen Indianer
antreffen, und das Ergebniss bestätigte seine Vorhersagung. Wir sahen neue
Fährten der Poncas am VEau qui court und von den Brulä's in den Sand Hüls
und einige verlassene Lagerplätze der Pawnees am Loup fork, aber keine India-
ner. Wir fahrten unsere Reise in 18 Tagen durch. Ich hoffe, diese Erläuterung
wird mich von jeder Anklage, tollkühn oder unklug gehandelt zu haben, befreien.*
Warren gibt nun viele höchst werthvolle Nachweisungen, die er während der
Zeit einsammelte. Die Indianer sind noch sehr zahlreich und so vollständig un-
abhängig, dass viele Stämme sich wenig um die von Osten her immer weiter sich
ausbreitenden Weissen bekümmern oder diese wieder von dem jedesmaligen Zu-
stande oder Aufenthalte der ersteren genaue Kenntniss besitzen. Ihr eigentlicher
Stamm ist als Gesammtheit der der Dacotas, „die Verbündeten oder Alliirten",
auch sprechen sie von sich als den Ocheti Shaowni, „den Sieben Rathfeuern."
108 Versammlung am 1. Juni 1858.
Es sind die folgenden: 1. die Mde-wakan-tonwans , Dorf des Geistsees;
2. Wahpekutes, Laubschützen; 3. Wahpe-Touwans, Dorf im Laube; 4. Sisi-
tonwans, Hoordorf; diese vier sind die Mississippi und Minnesota Dacotas, auch
Isanties — angeblich 6200 Seelen; S. Ihank tonwans, Dorf am Ende, auch
Wichiyelas die erste Station; 6. Ihanktonwannas, ein Zweig der vorigen; 7.Ti-
tonwans, Dorf der Prairie, die westlichsten Stämme sollen mehr als die Hälfte der
ganzen Dacota Nation bilden. Sie haben nie Korn gebaut und bilden selbst sieben
namhafte Stämme, die 1. Unkpapas, „welche allein ihr Lager schlagen" ; 2. Siha-
sapas, „Sehwarzfiisse"; 3. Oo-he-non-pas, „Zweikessel-Bande"; 4. Sichangas,
„Gebrannte Schenkel oder BrulSV; 5. Agalalas, „Bergbewohner"; 6. Minikan-
yes, „Uferpflanzer"; 7. Itahzipchois „Bogenmark, sans arc." Die Gesammtzahl
der Dacotas von B bis 7 am und westlich vom Missouri wird auf 24,000 geschätzt*
in 3000 Lodges mit 4800 Kriegern. Es scheint, dass ihre Anzahl eher zu als ab-
nimmt. Die Dacotas folgen den Büffelzügen über die Prairien im Sommer und
schlagen ihre Lodges im Winter in den Auen an den Ufern der Flösse und Seen
auf, wo sie ihre Pferde mit der Rinde des Wollbaumes nähren, was bereits zu
grosser Zerstörung des Holzstandes geführt hat. Sie sind höchst wild und krie-
gerisch, und schiessen mit einer Schnelligkeit und Sicherheit ihre Pfeile auf ihr
Ziel ab, wie sie nur eine geübte Hand mit einem Revolver zu thun im Stande ist
Das Wild wird mit Pfeil und Wurfspies in vollem Jagen erlegt. Eine kraftvolle
militärische Besatzung ist das Einzige, was die weissen Einsiedler schützen oder
den Indianern Achtung einflössen kann. Sie erhalten auch manchmal „nützliche
Verweise", wie die Brule's und Ogalalas am 3. September 185S am Blue Water
„die sie nicht sobald vergessen werden." Noch geringer ist bisher die Kenntniss
der westlich in den Black Hills und im Quellengebiet des nördlich in den Missouri
fallenden Yellowstone-Flusses lebenden mächtigen und kriegerischen Stammes
der Crows. Noch einige kleinere und grössere Stämme sind an den Grenzen des
Gebietes zerstreut, nördlich die mächtigen Assiniboins.
Herr Lieutenant Warren schlägt nun als höchst wichtig fernere Expe-
ditionen in fortschreitender Richtung vor, darunter namentlich eine vollständige
Aufnahme des Missouri vom Fort Pierre aufwärts bis zum Einfluss des Yellow-
stone-Flusses und andere.
In die Karten wurde alle Kenntniss von früheren Reisenden Major Long,
J. N. Nie oll et, Capitän Fremont undCapitän Stansbury eingeschlossen. Tri-
gonometrische und barometrische Höhenmessungen, magnetische, meteorologische
Beobachtungen mit Thermometer und Psychrometer wurden angestellt und mit-
getheilt, zoologische und botanische, geologische Gegenstände gesammelt In
einem Anhange gibt noch W. P. Blake Bericht aus den geologischen Aufsamm-
lungen über die Natur der Schichten in den Mauvaises terres in Nebraska, sowie
ein höchst werthvoller Bericht von Herrn F. V. Hayden über den geologischen
und physikalischen Charakter der Gegend am obern Missouri, den Boden , die
Pflanzen- und Thierwelt angeschlossen ist.
Gleichzeitig mit den zwei oben erwähnten Congress-Schriften für die k. k.
geographische Gesellschaft erhielt ich selbst unmittelbar als Geschenk zweier
wohlwollender Freunde, der Herren Dr. F. V. Hayden und F. B. Me ek in Phila-
delphia, einen Separatabdruck aus dem Proceedings der Academy of Natural
Sciences daselbst, Mai 18S7, 1. Notes explanatory u. s. w. Erläuterungen einer
Karte und von Durchschnitten der geologischen Structur der Gegend am
Missouri, vom Einfluss des Platte bis zum Fort Benton in 47° 30* N. B. und 110°
30' W.L. von F. V. Hayden, M. D. und 2. Descriptions u. s. w. Beschreibungen
von neuen Species und Genera von Fossilien in Nebraska Territorium, gesammelt
W. Haidinger. 109
von Dr. F. V. Hayden, unter der Leitung von Lieutenant 6. K. Warren u. s.w.
mit Bemerkungen über die Tertiär- und Kreideformation in Nordosten und Paralle-
lisirung derselben mit anderen Theilen derselben in den Vereinigten Staaten und
Territorien. Es war diess ein sebr dankbar zu erwähnendes Zusammentreffen,
da besonders auch dieser Mittheilung eine kleine aber geologisch-colorirteUeber-
sichtskarte beiliegt, welche eine um so schätzenswerthere Nachweisung gibt als sie
theils von Theilnehmern einer Bad-Land Expedition, den Herren Meek und Dr.
Hayden selbst herröhren, von Geologen, welche die Gegend selbst untersuch*
ten, zusammengestellt wurden. Ueber die Untersuchungsreisen in jenen Gegen-
den enthält Dr. Hayden's Schrift eine interessante historische Jfoöz. Die ersten
Berichte verdankt man der Reise von Lewis und Clark in der Expedition nach
Columbia in den Jahren 1804, 5, 6, Angabe von Kreidefelsen am Great Bend des
Missouri, auch über Lignite (Stone Coal genannt) im Mandan-Lande. Dann be-
reiste 1832 der Prinz von Neu-Wied den Missouri his zu seinen Quellen. So
werthvoll in ihrer prachtvollen Ausstattung die Ergebnisse, so ging doch leider
der grösste Theil der geologischen Sammlungen durch den Brand des Dampfers der
Pelz-Gesellschaft zu Grunde. Nur die Entdeckung des Mosasaurus Missouriensis
war ein neuer Beitrag. Der Geograph Nico II et ging am Missouri hinauf, bis
zum Fort Pierre und machte schöne Sammlungen von Kreideversteinerungen am
Great Bend. Herr Eduard Harris, der 1843 mit dem berühmten Ornithologen
Audubon bis zum Einflüsse des Yellowstone-River vordrang, brachte viele
Kreide- und Süsswasserformation-Fossilien mit zurück. Nachricht über die später
so berühmt gewordene Localität der Mauvaises terres oder Bad Lands am White
River mit ihren zahlreichen Resten neuer interessanter Wirbelthiere kam erst
durch einzelne Reste repräsentirt nach St. Louis und Dr. Prout gab einen Be-
richt in dem American Journal of science. Die erste grössere Sammlung wurde
im Jahre 1849 durch Dr. John Evans, einen von Dr. Owen's Assistenten bei
der Aufnahme des Chippeway Districts nach Hause gebracht, welchen dieser
eigens zu dem Zwecke abgesandt. Dr. Leidy bestimmte und beschrieb sie.
Im folgenden Jahre schickte das Smithsonian Institution Herrn Thaddeüs A.
Culbertson dahin. Im Frühjahr 1853 war es wieder Dr. Evans, der die Ge-
genden auf seinem Wege nach Oregon Territory untersuchte. Die Vertebraten
wurden von Leidy, die übrigen Fossilien von Evans und Shumard beschrie-
ben. In demselben Jahre war es, dass auch die Herren Dr. Hayden und Meek
von Herrn Professor James Hall in Albany N. Y., entsendet wurden um in den
Bad Lands des White River zu sammeln. Ihr reiches Ergebniss wurde von Leidy
und Hall bearbeitet. Auch die nächsten zwei Jahre war für Untersuchung und
Sammlung Dr. Hayden in Nebraska, das erste Jahr bis zum Yellowstone-FIuss
mit Oberst A. T. Vaughan indianischen Agenten und später mit Herrn Alex.
Culbertson und andern Mitgliedern der Pelz-Gesellschatt; das zweite Jahr als
Mitglied der Expedition unter der Leitung des Lieutenants Warren.
Aus dem Pflanzenreiche ist eines der wichtigsten zur Nahrung dienenden
Producte, deren Dr. Hayden erwähnt, die Ps&ralea esculenta, oder Pomme
blande, der „Voyageurs." Es ist diess eine essbare Wurzel, von welcher die
unteren Stämme der Sioux, die nur wenig Wild haben, jedes Jahr mehrere Monate
hindurch leben. Sie wird roh, gekocht, getrocknet und fein gestossen, oder in
Kuchen gebacken, gegessen. Die Grundnuss, Apios tuberosa, ist häufig und den
Indianern sehr nützlich. Eine Art Waldmaus sammelt sie häufig als Wintervorrath,
aber die Indianer- Weiber graben die Yorräthe wieder aus und finden oft ein Paar
Metzen dieser Knolle in einer einzigen Höhle. Auch wird die Knolle eines Helian-
thus viel gegessen. Eine vortreffliche Frucht der Dickichte bei Fort Union und
HO Versammlung am 1. Juni 1855.
am Yellowstone-Flusse ist die der Cerasus Virginiana, eine Lieblingsspeise des
„Grizzly bear*. Auch ein Amelanchier ist köstlich, auch gibt es Pflaumen u. s. w.
Doch selbst eine Art prächtiger wilder Rosen oder Hagebutten muss oft das Leben
der Reisenden während mehrerer aufeinander folgenden Tage fristen.
Charakteristisch vor Allem für das Land ist die Austheilung der Thierwelt
Die Büffel ziehen sich schon sehr zurück und nehmen rasch ab, wenn man auch
jetzt noch Tausende in dem Yellowstone- und dem oberen Missourithale sehen
kann. Als Dr. Hayden im Jahre 1854 den Yellowstone 350 Meilen abwärts be-
schiffte, konnte er fortwährend Wild in grosser Menge sehen, Büffel, Antilopen,
Elena, das Bighorn (Ovis montana) und Biber. Niedriger am Floyd's Bluff und
am Running Water ist das Rothwild (CervusVirginianus) ganz häufig und werden
von den Saaters vom Mississippi und den Yankton , welche den Sommer bei Fort
Pierre zubringen, gejagt. Wenige Elenn. Wilde Truthühner sind hier häufig, doch
am meisten an der Grenze der Civilisation. An der Grenze sieht man auch Myria-
den des Prairie Huhns (Tefrao Oupido). Westlich nimmt eine nahe verwandte
Species (Tetrao phasianellus) gegen die Gebirge eben so häufig den Platz
ein. Der Racoon (Procyon lotor) häufig am Floyd's Bluff, gibt einen gesuchten
Handelsartikel in seinem Balg für die unteren Stämme. Der Schwarzschwanzhirsch
(Cervus macrotis) gehört den Black hüls , überhaupt den Bergracheln und
Thälern des Shyenne und des Sage creek. Die Antilope ist am häufigsten in dem
Sioux-Lande, auf den offenen Prairien.. Grosse Elennheerden sieht man nur ober-
halb Fort Union , am Yellowstone und Missouri, südlicher nicht. Das Bergschaf
(Bighorn) ist ganz häufig in den beinahe unbetretbaren Mauvaises terres ge-
nannten Regionen, aber sie werden von den Indianern nicht als Nahrung ge-
schätzt. Merkwürdigerweise vermehren sich die Biber rasch und seitdem die
Pelzpreise fielen, werden sie wenig gejagt und bleiben ungestört. Auch wimmeln
viele der Bergströme buchstäblich von Bibern.
Sir Rodericklmpey Murchison, Präsident der königlichen geogra-
phischen Gesellschaft in London, sendet durch Herrn k. k. Sectionsrath Hai din-
gen „The farewell Livingstone Festival* 6 einen Bericht über das Abschieds-
fest, welches am 13. Februar 1858 unter seinem Vorsitze von mehr als vierthalb-
hundert Mitgliedern und andern Freunden der Geographie in der Freemasons
Tavern dem berühmten hochverdienten Erforscher des Innern von Südafrika, Dr.
Livingstone, gegeben wurde. Wenige Tage waren nur zur Vorbereitung
übrig und erst die Zahl der Theilnehmer auf 2S0 veranschlagt, aber der Zudrang
war so stark, dass das Fest einen viel grösseren Massstab erhielt, ein sichtbares
Zeichen der hohen Theilnahme dessen sich der Vorschlag bei den wichtigsten
und einflussreichsten Classen der ersten Gesellschaft in London erfreute. Die
Namen der Theilnehmer sind vorgesetzt, die Gallerien waren von zahlreichen,
gleichfalls namentlich aufgeführten Damen besetzt, die Toaste wurden in feier-
lichster Weise mit allen Ehren begleitet , Grenadier-Garde-Musik spielte ange-
messene, grösstentheils schottische National weisen (Dr. Livingstone's Fa-
milie stammt von der dem berühmten Staffa nahen westlichen Insel Ulva, aus der
Nachbarschaft von Jona, von wo aus schon in dem verflossenen Jahrtausende
christliche Missionäre sich in dem damals noch so wenig cultivirten Europa ver-
breiteten). Der Herzog von Sutherland hatte seinen „Highland Piper" zur Bele-
bung des Festes gesandt. Die Gebete wurden vor Tische von dem Bischof von
St. Davids, nach Tische von dem Bischof von Oxford gesprochen. Folgende
Toaste wurden gebracht: von Sir R. Murchison, „Ihre Majestät die Königin,
Gott erhalte Sie;" der Prinz Gemahl, der Prinz von Wales, die andern Mitglie-
der der königlicheu Familie; die (bei dem Feste gegenwärtigen) Gesandten von
W. Haidinger. Hl
Schweden Graf Platen und von Dänemark Admiral von Dock um (Sir R. Mur-
chison theilte noch ein bezügliches wohlwollendes Schreiben des portugie-
sischen Gesandten Grafen von Lavradio mit). Graf Platen antwortete. Sir R.
Murchison: die Marine und Armee. Rear Admiral Trotter und General Major
Murray Hay antworteten. Sir R. Murchison gibt den Toast des Festes :
„Gesundheit dem vortrefflichen Mann, der an meiner Rechten sitzt, und Erfolg
seinem Unternehmen" (mit heftigem und lang anhaltenden Beifall, vehement and
long continued applause.) Hierauf von einem Ungenannten vorgeschlagen drei-
mal hoch für Mrs. Li vi ngs tone, hoch auch für S ekel etu, das Haupt von Living-
stone'sMakololo Freunden. Dr. Livingstone antwortet. Hierauf dreimal
drei für Mrs. Livingstone, die ihren Dank von der Gallerie durch Verbeu-
gung ausdrückt. Sir R. Murchis on: die Gesetzgebung welche die Mittel schafft
und die Regierung, welche die Einleitung trifft, um die Li v in g sto ne Expedition
in's Werk zu setzen. Der Herzog von Argyll antwortet für das Oberhaus und
die Regierung, und Herr Baxter für das Haus der Gemeinen. Sir Benjamin
Brodie: die Missionsgesellschaften. Lord Ebury antwortet. Der Bischof von
Oxford: dem Vorsitzenden Sir R. Murchison Dank und Ehre, langes Leben
und Glückseligkeit. Sir Roderick antwortet. ProfessorOwen: „die Universitäten
und wissenschaftlichen Gesellschaften, welche sich Livingstone zu Ehren mit
den Geographen vereinigt." Der Bischof von St. David's antwortet. Der
Herzog von Wellington: die Frauen und insbesondere Mrs. Livingstone.
Sir R o d e r i c k schloss mit dem letzten Toast: die Beantrager des Festmahls, darunter
vor allen den Ordnern, „dem unermüdlichen Förderer von jeder die geographische
Wissenschaft möglicher Weise stützenden Anregung" Dr. Norton Shaw und
Herrn Arrowsmith, indem er Herrn Dr. Shaw zur Beantwortung aufrief, mit
welcher das Festmahl schloss und die Gesellschaft sich trennte.
Das nennt man ein Festmahl! „Ich habe," setzt Herr Sectionsrath Haidin-
ger hinzu, „einen kurzen farblosen Ueberblick aus dem Berichte gezogen, Mit
tiefster Rührung war ich diesem Vorgang von Cordial spirit and right feeling
herzlichem Geiste und richtigem Gefühle gefolgt, als mir mein hochverehrter
Freund Herr WaringtonSmyth das Heft im Namen meines erhabenen Freun-
des und Gönners Sir Roderick Murchison für die k. k. geographische Gesell-
schaft und für mich selbst überbrachte. Anerkennung und Bewunderung des hohen
Geistes sämmtlicher Theilnehmer wird nur noch durch genaueres Eingehen in
jeden Theil des Berichtes gesteigert. Den Inhalt, den Ausdruck warmer, enthu-
siastischer Aufnahme musste ich in diesem kurzen Bericht übergehen. Nur
unter immerwährender, aber wahrhaft wohlthuender Aufregung und Rührung ent-
warf ich als Auszug die vorhergehende Skizze. Die Wirkung solcher Vereini-
gungen, festgehalten von dem Augenblicke, für alle Zeiten bewahrt, ist uner-
messlich, jeder einzelne Abschnitt eine wahre That, das Ganze ein glänzen-
des Bild im eigentlichsten Sinne des Wortes menschlichen Fortschrittes. Möchte
es jedem unserer geographischen Freunde vergönnt sein, es auch in deutscher
Sprache zu geniessen. Das ist der Ausdruck wahrer männlicher gegenseitiger
Anerkennung und geistig unabhängiger Stellung inGesellschaft und Wissenschaft."
Herr k. k. Sectionsrath Haidinger überreichte für die Mittheilungen der
k. k. geographischen Gesellschaft eine höchst werthvolle Abhandlung, die ihm zu
diesem Zwecke der ausgezeichnete Verfasser derselben eingesendet hatte, und
welche aus den Gewässern von Sumatra am 4. April 18S8 datirt, am 26. Mai in
seine Hand gelangt war. Herr Commodore B. von Wüllerstorf hatte nämlich
schon auf der bisherigen Novara-Reise vielfach Gelegenheit in der Anschauung
über grosse Flächen zu prüfen , was ihm aus früheren sorgsamen Studien wohl-
112 Versammlung am 1. Juni 1858.
bekannt und geläufig war, namentlich auch in Beziehung „auf die Theorie der
Luftströmungen und der Vertheilung der Winde auf der Oberfläche der Erde."
Mit steter Rücksicht auf die Ergebnisse der Forschungen eines Maury, Dove,
Reid, Red fiel d, Piddington wird eine zusammenhängende an neuen Erfah-
rungen geprüfte Darstellung gegeben. Namentlich erheischt eine graphische Dar-
stellung des Cyclons oder Drehwindes bei St. Paul vom 28. bis 30. Novem-
ber 1857 unsere höchste Aufmerksamkeit und Theilnahme. „Das müsste ein
schlechter Wind sein, der Niemanden etwas Gutes blies" (That's a bad wind
that blows nobody good), ist ein alter Spruch englischer Seemänner. Hier findet
diess buchstäblich statt, indem ein sonst misslicher Sturm gerade Veranlassung
zu einer geistvollen Arbeit gibt. Bei dem Umstände, dass Theorie den Haupt-
gegenstand bildet, glaubte Herr Commodore von Wüllerstorf „die Ansicht
eines grossen Mannes anfahren zu sollen, dessen Urtheil maassgebend für die
ganze civilisirte Welt ist und der in allen Zweigen des menschlichen Wissens
den geistigen Standpunkt unseres Zeitalters bezeichnet „Es geziemt nicht dem
Geiste unserer Zeit, jede Verallgemeinerung der Begriffe, jeden auf Induction
und Analogie gegründeten Versuch tiefer in die Verkettung der Naturerschei-
nungen einzudringen, als bodenlose Hypothese zu verwerfen und unter den
edlen Anlagen, mit denen die Natur den Menschen ausgestattet hat , bald die
nach einem Causal-Zusammenhang grübelnde Vernunft, bald die regsame, zu
allem Entdecken und Schaffen noth wendige und anregende Einbildungskraft zu
verdammen. WM (Cosmos I. p. 72). M Hoffentlich werden wir dem hochverdienten
Leiter unseres guten Schiffes, die Ergebnisse der Theorie seiner Wellenberge
verschiedener Tiefe oder von Wellenbergen und Wellenthälern in den verschie-
denen Luftdruckzonen, in dem zusammengesetzten hyperbolischen oder para-
bolischen Wege der Stürme mit fortwährend nach Einer Richtung rotirenden
Richtung, als Separatabdruck aus unsern Mittheilungen als ein Merkmal unserer
Verehrung und unseres Dankes entgegensenden können, bevor er noch zurück-
gekehrt ist, von demselben Geiste geleitet, der ihn beseelte, als er uns diese
Abhandluug bestimmte, während er in seinem Schreiben sagt, dass er sich
glücklick schätzt, „dadurch ein Zeugniss abzugeben, dass er sich geehrt ftlhlt,
ein Mitglied unserer Gesellschaft zu sein." Bei der Ausdehnung des Berichtes
soll heute keine eigentliche Analyse versucht werden. (Siehe Abhandlungen dieses
Heftes Nr. IX. Seite 230).
Herr k. k. Sectionsrath Haidinger berichtet über drei Briefe, an ihn ge-
richtet und am 26. Mai empfangen von den Herren Commodore B. von Wüller-
storf, Dr. Scherzer und Dr. Hochstetter, von Singapore am 18. April
abgesandt, welche er bereits auch der kaiserlichen Akademie der Wissenschaf-
en am 27. und 28. Mai vorlegte.
Der erste begleitete die gleichzeitig heute vorgelegte wichtige Abhand-
lung „über die Theorie der Luftströmungen und der Vertheilung der Winde auf
der Oberfläche der Erde." Er gibt ferner Nachrichten über Reise-Erlebnisse und
betrachtet die Vortbeile und Nachtheile längerer Seefahrten, namentlich bei
Weltumsegelungen, wo wie von den veranschlagten 30 Monaten der Novarafahrt
wenigstens 20 wirklich zur See zugebracht werden und nur 10 Monate für die
Forschungen am Lande bleiben. Das Museum, in welchem die Novarasendungen
gesammelt werden sollten, wird besprochen (es ist bereits von der Kaiserlichen
Akademie der Wissenschaften ein eigenes Lokal dieser Bestimmung gewidmet
werden), auch wird der Entlassung L a 1 1 e m a n t's gedacht, endlich recht sehr
erfreuliche und anregende Nachrichten über die unermüdliche Thätigkeit aller
W. Haidinger. 1 1 3
unserer Freunde an Bord gegeben, die wohl wirklich durch die Arbeiten bewie-
sen wird, welche uns allmählich zukommen.
Herrn Dr. Scherzer erreichte in Singapore die Trauerkunde von dem
Tode seines edlen hochverehrten Vaters, über welches ergreifende Ereigniss er
wahrhaft erhebende Worte, voll Vaterlandsliebe und aufopfernden Lebensmuth
schreibt, fest verbunden wie er mit unserem grossen vaterländischen Unterneh-
men, der Novarafahrt, ist. Herr Dr. Scherzer erwarb durch Ankauf höchst
seltene und wichtige Werke (Mahawanso) in Palisprache auf Talipotblätter ge-
schrieben für die k. k. Hofbibliothek auch die Uebersetzung von dem Hon ble -
George Turnour. Eine andere Partie, welche ihm selbst zum Geschenke ge-
macht wurde, sendet er gleichfalls als Geschenk an die k. k. Hofbibliothek.
Für Herrn Regierungsrath Arne th ferner Münzen und andere ethnographische
Artikel, die drei Hauptfarben, roth, gelb, weiss, um durch Striche auf derStirne
die Kastenunterschiede (Brama, Vischnu, Siwa) zu bezeichnen u. s. w. Für
Herrn Dr. Hebra Heilstoffe u. s. w. Der Ankunft wird entgegengesehen.
Herrn Dr. Hochstetter's Berichte beziehen sich vorzüglich auf ange-
bahnte Correspondenzverbindungen mit den Museen , wissenschaftlichen Gesell-
schaften und einzelnen Personen, welchen er zum Theil die für selbe bestimmten
Reihen der Druckschriften der k. k. geologischen Reichsanstalt und Petrefacten-
sammlungen übergab, so in Madras mit der dortigen Literary Society unter ihrem
Präsidenten dem Honourable Walter Elliot im Madras Civil Service. Herrn
Elliot's Anordnungen verdanken unsere Freunde einen höchst interessanten
Ausflug nach Mamallaipur oder den sogenannten sieben Pagoden. Hier wurde
eine möglichst complete Reihe der Gesellschaftsschriften erhalten, so wie ferner
eine Anzahl Governement Records. Herr Eduard B a 1 f u r, Director of the Governe-
ment Central Museum verschafft gleichfalls viele interessante Druckschriften,
auch Fossilreste und andere Mineralien. Dieses Museum wird sehr zahlreich besucht.
Ausser Balfour sind alle Beamten, selbst der Curator, Eingeborne. — Mit der
Industrieschule und ihrem Director Dr. Hunt er knüpfte Dr. Hochstetter
gleichfalls Verbindungen an und erhielt von ihm das neu begonnene „Indian
Journal of ArU, Science and Mdnufacture. "
Calcutta konnte nicht besucht werden. Unsere Sendung dahin ging an
Herrn Dir. Oldham ab, von dem wir bereits Empfangsbestättigung besitzen. In
Ratnapura auf Ceylon, der Stadt der Edelsteine, musterte Dr. Hochstetter
alle Vorräthe der Edelsteinsucher und bringt manches Seltene und Werthvolle
selbst mit, namentlich Turmaline und einen Cordierit-Krystall.
Von Singapore war Herr F. R. Logan, der unternehmende Herausgeber
des wichtigen „Journal of the Indian Archipelago" , gerade abwesend und befand
sich in Pulo Penang. Nichts desto weniger wurde durch die Güte des Bruders,
Herrn A. Logan, Redacteurs der „Singapore free Press" nicht nur eine voll-
ständige Reihe der erstem, sondern auch von der letztern Zeitschrift erhalten,
so wie die spätere Zusendung der Fortsetzungen zugesagt.
Mehrere Kisten mit Gegenständen sind bereits abgesandt.
Herr Professor L. F. Kämtz in Dorpat sendet an die k. k. geographische
Gesellschaft „Bemerkungen über die Ursachen der früheren grösseren Ausdehnung
der Gletscher in den Alpen und in Scandinavien", die er aus mehreren Reisen
kennt, er selbst ein alter Anhänger der Charpenti er'schen Lehren, mit dem
er 1832 Ausflüge unternahm und durch seine hohe Stellung in der Meteorologie
ganz zur Ausbildung fester Ansichten vorbereitet. (Siehe Abhandlungen dieses
Heftes Nr. X. Seite 241.)'
114 Versammlung am 1. Juni 1858.
Herr k. k. Sectionsrath W. Haidinger theilte ferner folgende an ihn ein-
gesendete „Note über die Schwefelquelle von Mauritzing bei Botzen" , von
Herrn Dr. Gustav Proell in Wildbad Gastein mit:
„Eine halbe Stunde von Gries, einem Dorfe bei — gleichsam Vorstadt von
Botzen, welches viel wärmer und gegen Winde geschützter gelegen ist, als das
europäisch berühmte Meran — entspringt in der Nähe des Weilers Mauritzing
zwischen diesem und dem Weiler Siebeneich , links hart an der Strasse nach
Meran, eine kalte Schwefelquelle, von der die wenigsten Einwohner Botzens
etwas wussten, und auf die ieh durch Herrn Professor Gredler zu Botzen auf-
merksam gemacht wurde. Ich verfügte mich mit dem Erzieher des jungen Grafen
Thun, dem hochw. Herrn Pescosta, einem eifrigen Geologen in die bezeichnete
Gegend, als uns plötzlich Hydrothiongeruch die Ursprungsstelle genau bezeich-
nete. Wir fanden die reine klare Quelle von 8° R. (um 3 Uhr Nachm.) am
6. Februar 18S8 bei einer Lufttemperatur von 18° R. mit einzelnen Blättern be-
deckt, die einen schneeweissen Beleg hatten. Die Gesteine, zwischen denen die
Quelle hervorrieselte, waren mit schwefelgelben und rothen schichtenweisen Ab-
lagerungen bedeckt, die sich als Schwefel erwiesen. Die Quelle hat aber dort
nicht ihren Ursprung, sondern auf dem rechtj jenseits der Strasse dicht anstei-
genden etwa 300 Fuss hohen Porphyrberge; sie wurde, wie ich später erfuhr,
vor Jahren dort bei Strassenanlegung verschüttet. Jenseits und auf dem rechten
Ufer der Etsch liegt die dolomitische Mendel ; die Quelle fliesst über ein Korn-
feld, vortrefflichen Dünger liefernd, der Etsch zu, an deren linkem Ufer sie liegt.
Die Quelle liefert nach eigener Messung in einer Minute mehr als 4 Medicinal-
pfund Wasser, schmeckt nur Anfangs nach Hydrothion, bei längerem Stehen gar
nicht mehr und lässt sich sehr angenehm trinken. Herr Pescosta zeichnete die
Umgebung der Quelle und ich habe die Ehre die Zeichnung beizulegen, damit,
wenn einmal von Seite eines Geologen die Gegend aufgesucht werden sollte, man
sie leicht an dem geometrischen Zeichen auf dem Berge erkennen könne. Ich
sandte eine Maass des Wassers an den Herrn Apotheker und ersten Chemiker Tyrols
Herrn eil ach er nach Innsbruck , der gütigst die Analyse vornehmen wird. 4 *
Endlich theilte Herr k. k. Sectionsrath W. Haidinger folgende ebenfalls
von Herrn Dr. G. Proell an ihn eingesendete Note über die Sommer-
Eisgrube hinter dem Schlosse des Grafen Khuen Gandegg am Fuss der
dolomitischen Mendel, auf der Hochebene von Eppan mit: „Nur im höchsten
Sommer ist dort Eis in einer Kluft zu finden. Vom Besitzer und allen Umwohnern
der in dem hinter dem Schlosswalde gelegenen Schlucht wird bestätigt, dass im
Winter sich nie Eis finde , sondern nur im Hochsommer, während auf einige
Schritte Entfernung oft eine Temperatur von 18° R. und darüber herrscht Ich
erlaubte mir diese Notiz beizugeben, weil sie in dem sonst ausführlichen Buche
über die deutschen Alpen von Schaubach nicht angegeben ist und andererseits
Herr Regierungsrath Professor Fleisch] im verflossenen Winter in der k. k.
Gesellschaft der Aerzte mehrere Vorträge hielt über das Vorkommen von Eis im
Sommer in der Nähe von Rodisfurt und Carlsbad, in den Basaltgruben. Nun liegt
zwar die Gandegger Eisgrube am Fusse der dolomitischen Mendel, aber die Hoch-
ebene von Eppan selbst, worauf Gandegg thront, besteht zumTheile aus Porphyr.
Im nächsten Herbste werde ich wissenschaftliche genaue Forschungen hierüber
an Ort und Stelle anstellen, woran ich im verflossenen Winter durch die langen
Leiden und den Tod meines jüngsten Bruders in Gries, wo auch Dr. Kiene be-
graben liegt, verhindert wurde."
Herr k. k. Sectionsrath V. Streffleur besprach einen Bericht des
Herrn k. k. Professors Dr. J. R. Lorenz über die von ihm im Auftrage der
V. Streffleur. l|g
k. k. Landesregierung untersuchten Salzburger Torfmoore, welcher in Folge des
von Herrn Sectionsrath K. Freiherr von Czoernig in der Versammlung am
2. März I. J. (Siehe Sitzungsbericht über diese Versammlung dieses Heft) von
Seite der Salzburger Handelskammer der k. k. Geographischen Gesellschaft
über Ersuchen derselben mitgetheilt wurde , und gab hierüber folgende Notizen :
Das von Herrn Dr. Lorenz untersuchte Gebiet umfasst den flachen» nörd-
lich der Kalkalpen gelegenen Theil des Landes, und liegt in einem unregel-
mässigen Vierecke» dessen westliche Seite von Holzhausen über Ehing und
Lauffen längs der Salzach bei Bergheim, und von hier die Salzach über-
schreitend längs der Saale Qber Wels und Gols bis an den Fuss des Unters-
berges reicht; hieran schliesst sich die nördliche Seite, welche von Gols über
Glanek am Fusse der Kalkalpen längs der Jochler-Strasse bis Strobel am Wolf-
gangsee sich erstreckt, die östliche Gränze fällt mit der politischen Gränze des
Kronlandes über St. Lorenzen, Thalgau u. s. w. bis Strasswalchen zusammen,
und ebenso die nördliche Seite von Strasswalchen über den Traunsee und
Michelbeuern bis Holzhausen. Innerhalb dieses Gebietes wurden 53 verschiedene
Torfmoore untersucht, deren Flächenraum von einem bis zu 1000 Jochen variirt
und zusammen eine Fläche von 5000 Jochen umfassen. Es sind folgende:
Mit einem Flächenraum tod
1. Untersberger (Leopoldskroner Moor) . . . , 1135.10 Joch.
2. Moor am linken Glanufer beim Lazareth . • . 36.81 „
3. Moor am linken Glanufer beim Kendelhof . . . 33.73 „
4. Viehausener Moor . 260.25 „
!42 64
1227
7. Schall Moos nördlich v. Salzburg 154.00
8. Moos bei Söllheim 31.00
9. Moor bei Lengfelden 23.58
10. u. 11. Zwei kleine Moore bei Radegg.
12. Ursprunger Moor 21.11
13. Winkler Moor 9.75
14. Schmiedinger Moor ■ . . 29.99
15. u. 16. Doppler Moore am Haunsberge . ., . 77.42 ,.
17. und 18. Kaiser und Webersdorfer Moor . . . 96.86 „
19. Röhrmoos (Thalacker Moos) am Haunsberge . . 78.12
20. Sprungeder Moor am Haunsberge 4.26
21. Dechant Moos bei Nussdorf 2.93 „
22. Moor bei Michelbeuern 67.67 „
23. Weitmoos bei Holzhausen 494.02 „
24. Biermoos bei Lamprechtshausen 750.00 „
25. Moor am Ober Trummersee 29.03 „
26. Moor bei Fraham gegen Seeham ..... 29.34 „
27. Moor bei Fraham gegen Zellhof 35.45 „
28. Moor bei Zellhof zwischen Graben und Nieder-
Trummer-See 30.35 „
29. Schlemdorfer Moor (mit Palting und Edermoos) . 441.00 „
30. Wieder Moos am Waller-See ...... 14.29 „
31. WengenMoos am „ „ 130.99 „
32. Zeller Moos am „ 102.36 „
33. Bayerhammer Moos am Waller-See .... 15.17 „
34. Seekirchner Moos 276.00 „
MittheilungeD der k. k. geographischen Geiellfehaft II. Bd. II. Heft. 9
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116 Versammlung am 1. Juni. 1858.
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19
Mit einem Flichenraum von
35. Oberleithner Moos bei Seewalchen 44.99 „
36. Wallprechtinger Moos bei Seewalchen ♦ . , 31.36 „
37. Kühmoos , 44.99 „
38. Bachmoos 76.05 „
39. Geschaider Moos 8.S6
40. Breitmoos 47.42
41. Moor bei Koeppel 34.09
44. n „ . „ 4.75 *
43. „ * „ 18.70 „
44. Moor bei Habach an der Ischler-Strasse ... 2.43 „
48. Schweighofer Moos 2.85 „
46. Forsthaber Moos , 4.04
47. Loidhartinger Moor an der Thalgauer Strasse 13.60 „
48. Unzinger Moor . , 50.00 „
49. Neuhofer Moor an der Thalgauer Strasse . . . 18.66 „
50. Kleinmoos „ „ „ . . . 1.59 „
51. Moor in der Feuchtach bei Schonbauer am Thal-
gauer Berge 12.93 „
52. Gelons Moos am Thalgauer Berge 18.38 „
53. Moor am Fuschelsee 4.94
54. Weningurzinger Moor , 22.47
55. Morr iu der Laug am Wolfganger-See . . . 55.25
Sie liegen zerstreut theils im Thalboden, theils in Mulden des Hügellandes
und haben wie die meisten Moore Letten oder Tegel zum Untergrunde. Sie sind
mit Sphagnen (Sphagnum capillifolium, cymbifolium und acictifolium) welche
allein einen Flächenraum von nahe 3000 Jochen einnehmen» mit Zwergkiefern,
(Pinus pumilio) hier Latschen genannt, mit Haidekraut, Wellgräsern und
andern Torfpflanzen bedeckt. Die gesammte Torfdecke enthält bei 16 Millionen
Kubikklafter Torf, was 24.192 Millionen Torfziegeln gäbe. 1740 Joch Sphagnen
würden 50 Millionen Kuhikfuss Moos Hefern, welche zur Papiererzeugung ver-
wendet werden könnten, und die Zwergkiefern bedecken 1168 Joch, welche
gleichfalls noch eine bedeutende Nutzanwendung wie etwa zur Erzeugung von
«'olzsäuren und holzsauren Salzen, von Leuchtgas, und zum Schwellen von Theer
. s. w. finden könnten. Torfstiche bestehen gegenwärtig nur 24. Zu Culturs-
anlagen werden 1019 Joch benützt. Sämmtliche Moore sind wegen der Qualität
des Torfes abbauwürdig.
Die Brennkraft der Torfsorten variirt zwischen 0*30 und 0*65; der
Aschengehalt ist gering. Nur 5 an Seen gelegene Moore dürften schwer auszu-
beuten sein. Der Untergrund ist fast bei allen Mooren zur Ziegelei, bisweilen
auch zur Töpferei verwendbar.
In der Detailbeschreibung enthält der Bericht des Dr. Lorenz 1) Allge-
meine Angaben über die gemeinschaftlichen Verhältnisse sämmtlicher Torfmoore,
und 2) detaillirte Nachweisungen über jedes einzelne Torfmoor. Eine Ueber-
sichtskarte gibt die topographische Lage der Torfmoore zu erkennen, und 53
Detailpläne zeigen den Grundriss und das Profil jedes Moores im grossen Mass-
stabe. Eigene Tabellen geben bei jedem Moore auch zifTermässige Nachweisun-
gen theils über die physikalischen Verhältnisse, theils über die Benutzbarkeit,
nämlich Flächenmass, Kubikinhalt, das specifische Gewicht des Torfes, dessen
Wassergehalt, Brennkraft, die geognostische Beschaffenheit des Untergrun-
des u. s. w.
M. Becker. A. Steinhauser. 117
Bei dieser Vollständigkeit kann man die Arbeit des Herrn Dr. Lorenz
nur als eine sehr verdienstliche bezeichnen.
Herr k. k. Sectionsrath Streffleur lenkte die Aufmerksamkeit der Ge-
sellschaft weiters auf die ausfuhrlichen über das Laibacher Moor vorhandenen
Materialien, zeigte Pläne desselben vor, aus den Jahren 1780, 1832, 1837 und
1856, ferner Nivellements dieses Moores, ProGIzeichnungen, so wie die Ergeb-
nisse vielfacher Sondirungen, und empfahl die Fortsetzung der diessfälligen
Untersuchungen, welche nicht nur in wissenschaftlicher, sondern auch in natio-
nal-öconomischer Beziehung eine reiche Ausbeute versprechen.
Versammlung am 15. Juni 1858.
Der Herr Präsident Se. Durchlaucht Hugo Fürst von Salm -Rei ff er-
scheid fiibrte den Vorsitz; er theilte mit, dass laut einer Zuschrift Sr. Excellenz
des Herrn Minister des Innern, Dr. A. Freiherrn von Bach, Seine Kaiserliche
Hoheit derGrossfiirst Constantin von Russland, Präsident der kais. russischen
geographischen Gesellschaft in St. Petersburg, der k. k. geographischen Gesell-
schaft als Ehrenmitglied beizutreten geruht habe.
Ueber Antrag des Ausschusses wurden den Statuten entsprechend die
Herren: Ernst Bühl er, Ingenieur der k. k. Kaiser Ferdinands-Nordbahn, und
Franz Hruby, Archivar beim k. k. Kataster zu ordentlichen Mitgliedern gewählt.
Herr k. k. Schulrath Dr. M. Becker legte mehrere an die Gesellschaft
eingegangene Druckschriften vor, worunter bemerkenswerth : die bisher er-
schienenen Nummern der österreichischen botanischen Zeitschrift von Herrn Dr.
AI. Skofitz. Sie enthalten einzelne werthv olle Beiträge pflanzengeographischen
Inhaltes. L. Kastners vollständiges Reise- und Coursbuch für Eisenbahnen und
Dampfschiffe durch ganz Europa. (Von diesem für Reisende auf Eisenbahnen und
Dampfschiffen höchst wichtigen Handbuche erscheinen unter dem Titel der
„Dampfer" jährlich 4 Hefte.)
Ar ctic Exploration»: The second Grinnell Expedition in search of Sir
John Franklin 18S3—18&5 By Elisha Kent Kane. 2 Bände, Philadelphia
1857 (Geschenk des Herrn k. k. Viceconsuls Angelrodt in St. Louis, Missouri,
correspondirendem Mitgliede der k. k. geographischen Gesellschaft).
Aegypten: Reisebilder aus dem Orient. Nach der Natur gezeichnet
und herausgegeben von Ludwig Libay. Wien 1858 dritte Lieferung (Ge-
schenk des Herrn Grafen August Breunner).
Eine neue Wandkarte des Kaiserthums Oesterreich, für
das allgemeine Bedürfniss eingerichtet und herausgegeben vom k. k. Schul-
rathe Becker.
Herr k. k. Rath A. Steinhauser legte mehrere Karten und Druck-
schriften vor, welche die k. k. geographische Gesellschaft ihrem correspon-
direnden Mitgliede dem bekannten Schweizer Topographen Herrn J. M. Ziegler
zu Palmgarten bei Winterthur verdankt. Diese werthvolle Sendung war von
nachfolgender Mittheilung des Herrn Ziegler begleitet, worin er den Zustand
der topographischen Arbeiten in der Schweiz, sowohl der Dufour'schen Karte
als der Cantonal und anderer Arbeiten, die dortlands über Landeskunde zahlreich
erscheinen, schildert:
„Nachdem die officielle Uebersichtskarte betreff den Stand der topographi-
schen Arbeiten in der Schweiz eben erschienen ist, kann ich die Ehre haben,
darüber eine Mittheilung zu machen. Die kleine Uebersichtskarte (Etat de la
Carte au 31. Decembre 18S7.) zeigte, dass von den 25 Blättern des schwei-
9*
Hg Versammlung im 15. Juni 1858.
zerischen Atlas nur noch sieben zu beendigen sind. Von diesen wird Blatt XIX
Bellinzona künftigen Sommer erscheinen; Blatt XIV Altdorf wird in den Auf-
nahmen nahezu vollendet werden dieses Jahr; Die Blätter VIII Luzern und
XII Bern sind durch die cantonalen Aufnahmen von Bern und Luzern im
Fortschritte begriffen. Einzig die Blätter XXII und XXIII, die obersten Theile
der südlichen Wallisser-Thäler enthaltend» verlangen Bestimmung von Fix-
punkten durch Triangulation dritter Ordnung. Diese wird ausgeführt unter un-
mittelbarer Direction des Herrn General Dufour, durch Herrn Kündig vom
eidgenössischen General -Quartiermeister -Stab. Vorigen Sommer hat dieser
Ingenieur In der Kette von Monte Rosa bis Mont Velan und deren nördlichen
Ausläufern triangulirt und wird, wie die Jahreszeit solches erlaubt, diese
Arbeit fortsetzen. Der Hont Blanc ist rundum so wie das schweizerische
Gebirge reicht, geographisch vermessen im Maasstabe von 1 : 50.000, was jedes-
mal der Fall ist, wenn die betreffenden Cantone sich nicht bei der Aufnahme be-
theiligen. Geschieht dieses und soll von Seite der Eidgenossenschaft eine pro
Rata an die Kosten erfolgen, dann muss die cantonale Vermessung in Reduction
von 1 : 25000 erfolgen, und müssen behufs Copie den Original-Blättern ins
topographische Bureau der Schweiz abgegeben werden. Der Director der Karte
betreibt die rasche Vollendung derselben mit grosser Energie, dass er diese
Arbeit bei vorgerückten Jahren, noch persönlich durchführen könne.*
n Wegen Mangel an Geometern, die in zu grosser Zahl für Eisenbahn-Vor-
arbeiten Verwendung finden, rücken die cantonalen Vermessungen in
Bern *) und Luzern nicht so vor wie es gewünscht war. Dennoch ist die Thätig-
keit möglichst gross, füraus im Canton Bern unter dem Chef dortiger Aufnahme
Herrn H. Denzler. Der Canton Zürich ist vermessen mit einer Sorgfalt und Ge-
nauigkeit die voraus dieser Arbeit eigen ist. Leider verloren wir den Director
derselben, Herrn H. Pestalozzi, eidgenössischen Oberst. Der bisherige Chef
des topographischen Bureau in Zürich ist dessen Nachfolger in der Person des
Herrn J. Wild, Professor am schweizerischen Polytechnicum. Er leitet
nun den Stich wie bisher, und besorgt die Herausgabe der Blätter. Diese
in Gesammtzahl von 32 sind in 18 bereits erschienenen der wichtigste Theil
des Cantons. Was die Aufnahme dieser Karte noch werthvoller macht, das
sind die Tiefenmessungen des Zürichersees, so weit der Canton reicht, dass
unter dem Wasserspiegel die Isohypsen ebenso gut angegeben werden konnten,
wie diejenigen, welche in einen senkrechten Abstand von 10 m. zu 10 m. (mÄtre)
über das ganze Land vermessen wurden. Herr Denzler, gegenwärtig in Bern,
hat vor mehreren Jahren nach einem eigenen Verfahren jene Tiefenmessungen
durchgeführt. (Nur noch im Neuschateller See sind aproximative Sondirungen
gemacht worden.) *
„Die beiliegende reducirte Karte (1 : 125.000), welche ich die Ehre habe,
der k. k. geographischen Gesellschaft anzubieten, ist eine theilweise Reduction
der erschienenen Blätter, theils des eidgenössischen Blattes IX (Appenzell) mit
allen Ergänzungen, welche neue Strassenzüge und Flusscorrectionen verlangten,
dazu sind die Localitäten der verschiedenen gewerblichen Etablissements noch ein-
getragen, so dass die Vertheilung der Bodenproduction mit den Beschäftigungen
*) Bei Schi u ss dieses Berichtes erhalte ich die Mittheilung des dortigen Directors des to-
pographischen Bureau Herr H. Denzl er, dass der bernische Antheil an Blatt VIII und
XII noch vor Ende dieses Sommers vermessen sein werde, dass das Blatt XIII (Stanz)
dieses Jahr noch der Detailvermessuug übergeben werde.
A* Steinhäuser. 119
der Einwohner und den Verkehrslinien in Einem Kartenbilde fiberschaut werden
können. Der Bearbeiter erlaubt sich der ersten eine zweite Reduction beizu-
legen im 1 : 250.000, diese ist für den Schulgebrauch doppelt gefertiget als
ausgeführte Karte und als Netz, in der Absicht, den geographischen Unterricht
in den Volksschulen Qblich zu machen» da derselbe zuerst mit dem Heimaths-
lande zu beginnen hat."
»In Folge der Eisenbahnnivellements hatte man Gelegenheit, die trigono-
metrisch gemessenen Höhen der Schweiz zu verificiren und dadurch mit
sicherer Genauigkeit die Erhebungen unseres Gebirgscantons kennen zu lernen.
Da die k. k. österreichische Grenze von Osten und Süden her in weiten Linien
die Schweiz umschliesst, hat es einiges Interesse, für diese Zeilen die Resultate
der Beobachtungen derk. k. Ingenieurs mit denjenigen diesseits zu vergleichen."
„Wie bekannt, gingen alle Höhenableitungen in unserem Lande von den-
jenigen der Chasseral (in Jura Über dem Bielersee gelegen) aus, welche (noch
unter Commandant Deleross) durch die französische Vermessung aus Tier ver-
schiedenen Richtungen bestimmt worden waren 9 ) nftmlich:
1. von Brest aus, durch die Parallele von Strassburg : 1809,17 m.
2. von Noirmoutier n n „ n Bourges : 1609,76 m.
3. von Cordouan (Leuchtthurm Garonne-Mündung) : 1609,90 m.
4. von Marseille (Leuchtthurm Ibanier) : 1609,47 m.
Mittel : i 609,57 Meter.
Nach diesem Vorgange spann sich das schweizerische Triangulirungsnetz
weiter, und gab beim Anschluss an Vorarlberg :
Frastenzersand 1627,88 m. österr. Triang. 163&,S6 m. Schweiz. Triang.
Fundelkopf 2394,68 m. n „ 2402,57 m. „ „
Kummerberg 662,37 m. „ „ 669,40 m. ' „ „
»Hier zeigte sich eine Differenz von 7,03 m. bis 7,88 m., verglichen mit
den partiellen Resultaten der Hypsometrie Oesterreichs von Oberst F all on;
Eschmann**) glaubt zwar, „dass bei verftndeter Combination diese Differenz auf
2 Meter zurückzuführen sei". „Zudem" sagt er, „beziehen sich die Höhen
Tyrol's auf das adriatische Meer, aus welchem sie durch zu grosse Triangulirungs-
Seiten zusammenhängen, als dass die Veränderlichkeit der Strahlenbrechung
nicht hätte jene Unterschiede hervorbringen sollen. ***)
„Der Anschluss an die Lombardie gibt Ar
Pizzo Forno . . 2907,4 m. franz. Triang. 2908,7 m. Schweiz. Triang.
PizzoMenone diGino 2247,3 m. „ „ 2146,6 m. „ „
Monte Legnone 2611,6 m. „ „ 2610.9 m. „ „
Die ersteren gemessen im Anfange dieses Jahrhunderts von den Ausgangs-
punkten : Genua und adriatischen Meer. Hier ist aber die Differenz zwischen
— 0,7 m. und + lt3 m.
Die Meereshöhe von Lago maggiore ist in den jüngsten Jahren mit Fleiss
gemessen worden.
Nach österreichischen Ingenieuren . . : 209,0 m.
nachdem Schweiz. Ingenieur deBätemps (1886) : 197,3 m. mittl. Wasserst,
nach dem Piemontesisch. Nivellements-Ingen. Negretti : 196,05m. „ „
*) Nouvelle deseriptwn geometrique de la France.
**) Ergebnisse der trigonometrischen Vermessungen in der Schweiz p, 92.
•*•) Dem Herrn Correspondenten dürfte nicht bekannt geworden sein, dass in Tirol vor
wenigen Jahren eine neuerliche Triangulirung mit grosser Sorgfalt ausgeführt wurde,
bei welcher sowohl die Seitenlängen als die Höhen der filteren Messung berichtigt
wurden, und daher eine weit grössere Uebereinstimmung erzielt worden ist.
120 Versammlung am 15. Juni 1858.
»Folgen wir weiter der Basis des Schweizerbodens, so haben wir für den
Rhein Pegel 0, bei Basel nach 11 trigonom. Combinationen 247,99 m.
nach dem Nivellement der badischen Eisenbahn 243,4 m.
nach Ingenieur Koller von der Schweiz. Central-Bahn 244.93 m.
für den Bodensee eidgenössisch. Triangulirung 395,78 m.
Eschmann* s Nivellement 1846 398,00 m.
badisches Nivellement 1846 398,62 m.
Der Genfersee.
Trigonometrische Ableitung schweizerischer Ingenieurs 374,60 m.
Französische Triangulation 374,95 m.
Eisenbahn-Nivellement Marseille-Lyon-Genf 375,38 m.
„Bei alledem bleibt die Höhe des Chasseral nicht ganz gewiss. Eine genaue
Verification kann man hoffen in Folge der Bahn Nivellements der „ Chemin de
fer Franco-Suiste" welches zwischen Salins (Franche Comte) und dem Neu-
chateller-See heuer ober den Jura im Gange ist."
„Die Lage der Schweiz und die vielen gegen sie gelegten Schienen eignen
selbiges Land zu hypsometrischen Vergleichungen , besonders über die Höhen
der Alpen von Semmering bis zu den Meeralpen. Betreff der Nivellements über
den Mont Cenis stehen dem Schreiber dieses Materialien in Aussicht. Von der
sachkundigen und einflussreichen Hülfe der k. k. geographischen Gesellschaft
hofft der Schreiber weitere Hülfe zur Fortsetzung der angehobenen Verglei-
chungen. M
„Noch steht die Hypsometrie in untergeordneter Bedeutung für wissen-,
schaftliche Untersuchungen, da jedoch zumal durch geologische Folgerungen,
dieselbe binnen Kurzem noch mehr Geltung erlangen kann, ist weitere Aufmerk-
samkeit zu rechtfertigen. 1 *
„Nebst vielen technischen Einsendungen hat für Höhenbestimmungen die
nachfolgende Zeitschrift „Schweizerische polytechnische Zeitschrift " 11 Hefte,
auch ein geographisches Interesse, indem dieselbe die Richtungen und Profile
sämmtlicher Eisenbahnen der Schweiz der Reihe nach bringt, so wie alle wich-
tigen Flusscorrectionen mit Plänen und Profilen. Ein ausgedehntes Unternehmen
letzterer Art ist z. B. die Aare-Correction zwischen Bern und Solothurn und die
Entsumpfung des grossen Moors zwischen Neuchateller-, Murtner- und Bielersee."
„Zur näheren Kenntniss der Schweiz enthalten die „Gemälde der Schweiz"
reiches Material historisches, statistisches, naturwissenschaftliches, jeweilen
nach den betreffenden Bearbeitern. Diese Sammlung ward begonnen nach dem
Planevon Herrn Gerold MeyervonKnonau 1834, von ihm sind verfasst die Can-
tone Zürich (2. Auflage) und Schwyz. Zuweilen umfasste die Beschreibung
Eines Cantons einen oder mehr Bände. Bis heute erschienen ausser den zwei
ebengenannten :
Uri 1834, von M. Dr. Lusser's Landamman von Uri. *
Unterwaiden 1836, von Alois Businger, Lehrer in Stans.
Glarus 1846, von Dr. Oswald Heer und J. J. Blum er Heer 9 )
Freiburg 1834, von Franz Küenlein.
Solothurn 1836, von Peter Stroh mei er.
Basel (Stadt) 1841 von L. A. Burkhardt.
Schaffhausen 1840, von Eduard J. Thurn.
Appenzell 1835, M. Dr. Gabriel Rüsch.
*) Der geologische Theil von Dr. A. Escher yon der Linth.
J. M. Ziegler. 121
Graubündten 1838, von G. W. R öd er und P. Cr. Tscharn er.
Thurgau 1837, von J. A. Papikofer.
Tessin 1838, Stefano Francini.
Waadt 1847, L. Vulliemin, und 1858Luzem beschrieben von Dr. W. J.
Casimir Pf y ff er. 1 *
Herrn J. M. Ziegler verdankt die k. k. geographische Gesellschaft auch
die nachfolgende Mittheilung, worin er die Resultate der Reisen des Schweizers
W. Munzinger in Nordabyssinien bespricht:
„Das Nachfolgende ist zwar kein Bericht aus der Nähe, allein es enthält
Mittheilungen eines Landsmannes, dessen Reisen eine von den in der Karte
Afrika's noch weiss gebliebenen Stellen ausfüllen können. Dieselbe liegt nörd-
lich von Abyssinien und westlich vom Rothen Meer. Dieser wissenschaftlich ge-
bildete junge Reisende heisst Werner Munzinger, gebürtig aus Ölten, Canton
Solothurn. Derselbe machte orientalische Sprachstudien auf der Universität Bern
und in Paris, begab sich von dort nach Aegypten zur Fortsetzung seiner sprach-
lichen Studien; nach einem Jahre sah er sich aus finanziellen Gründen genöthigt,
seine Dienste einem Handelshause in Alexandrien anzubieten und machte in dessen
Auftrag eine Reise nach dem Rothen Meere mit, *) verliess aber seine Stellung
nach circa 1 Jahr Aufenthalt in Massua, reiste in's Land der Bogos, wo er sich
früher meist aufgehalten hatte, um der Wissenschaft zu leben, kaufmännische
Geschäfte treibend nur um seiner Existenz sicher zu sein. Nach Kereu, im Lande
der Bogos, kam er im Mai 1854, wo er seine Wohnung genommen und als
Richter eine Stellung erhalten hat. — Die ersten Europäer welche diese Gegen-
den betraten, waren die ehrwürdigen Missionäre Stella und Sapeto anno 1852,
darauf der englische Consul in Massua Mr. Plowden."
„Nachdem die Türken im Januar 1854 das Land der Bogos verheerten, be-
gab sich Herr Stella nach Cassala um die geraubten Menschen und Habe zu-
rückzuverlangen ; doch gelang demselben die Rettung der Unglücklichen nur
mit Hülfe europäischer General-Consule; Herr Stella hat wie Herr Munzinger
den Aufenthalt in Kereu gewählt; beide leben in vertrauter Freundschaft. tt
„Die mitgesendete Karte undltinerar Herrn Munzinger's sind für ein
grösseres Werk bestimmt, welches in Folge der grossen Theilnahme von Herrn
Reynaud wahrscheinlich durch die Sociätd asiatique in Paris herausgegeben
werden wird. Das besagte Werk enthält folgende Abtheilungen :
A. Land der Bogos.
1. Allgemeine geographische Einleitung. 2. Geschichte der Bogos.
3. Rechtsübungen und Sitten. 4. Sprache derselben, das „Belem". Das beigege-
bene Vocabular wird über 3000 Wörter enthalten.
Diese erste Abtheilung ist für den Druck nahezu geschrieben.
B. Land der Barea.
Ein Stamm der Beni Amer, welche aber einen besonderen Dialect spre-
chen. Aehnliche Bearbeitung wie der erste Theil. Auch dieser ist in Material-
Sammlung weit vorgerückt.
C. Land der Schangallas soll ebenso folgen.
D. als letzter Theil der vorgesetzten Aufgabe kommen : a) Sammlung von
Volksliedern, die Stämme zwischen dem Rothen Meer und dem Atbara, ferner
•) Besehrieben in der Zeitschrift für Allgemeine Erdkunde, Berlin N. F. B. I. p. 289 f.
B. HI. p. 177 f.
122 Versammlung am 15. Juni 1858.
allgemeine Beschreibung der vielen übrigen Stamme und ihre Wohnsitze. Das
gemeinschaftliche Idiom Aller ist das Tigrä, wovon aber jeder Stamm seinen
Dialect spricht. Zuletzt folgen Karten, Handelsberichte und statistische Mit-
theilungen."
„Es sind dem Correspondenten nur Notizen, die vom Reisenden an den
Bruder, Professor Juris Walter Munzinger in Bern gerichtet waren, zuge-
kommen. Einlässliches ist zu erwarten."
„Als allgemeines geographisches Resultat ergiebt sich aus diesem Berichte,
1. dass das abyssinische Hochland unter 16° Breite im Plateau von Menza sein
nördliches Ende erreicht, 2. dass keine zusammenhängende Bergkette westlich
dem Rothen Meere hinzieht, 3. dass der Fluss Gasen nicht in den Albara läuft,
sondern als selbstständige Rinne südlich vor Suakin in's Meer mündet, *) und
dass er in seinem Oberlauf Mareb hefest, später den Ain-saba und den Barca auf-
nimmt." i
„Als Stappelplätze für den Handel besuchen jene Stämme im Ost Massua,
im West Cassala die Hauptstadt der ägyptischen Provinz Tacca (Gasch), letzterer
Ort ist im Wachsen, zählt 30,000 Einwohner ausser 4000 Mann schwarzer Sol-
daten als Garnison".
Herr Professor Simony besprach, anknüpfend an zwei in früheren Sitzun-
gen gehaltenen Vorträge, die bei panoramatischen Aufnahmen mit Vortheil anzu-
wendende Methode, welche sowohl die horizontalen als verticalen Winkeldistan-
zen aller darzustellenden Punkte der Landschaft in der Zeichnung dergestalt be-
rücksichtigt werden, dass nach der letzteren nicht nur eine genaue Orientirung
aller Gegenstände des Bildes möglich wird, sondern auch die Höhenverhältnisse
derselben wenigstens annähernd sich ermitteln lassen.
Der Vortragende hob zunächst hervor, dass in der natürlichen Perspective,
wo ein fixer Augenpunkt für das Bild angenommen wird, alle wahren und schein-
baren Verticalen der Natur über und unter dem Horizont convergiren müssen,
wie diess auch bei den photographischen Darstellungen hoher architectonischer
Gegenstände sehr gut ersichtlich ist. Schon aus diesem Grunde ist für panora-
matische Bilder eine Darstellung nach natürlicher Perspective nicht anwendbar.
Zu Panoramen eignet sich vor allen die cylindrische Projection, bei welcher alle
Verticalen der Landschaft, sowohl die wahren als die scheinbaren, als wirkliche
Senkrechten dargestellt, dabei aber die einzelnen Theile der Verticalen je nach
ihrer Entfernung vom scheinbaren Horizont um dasselbe Mass (gleich den wach-
senden Tangenten wachsender Winkel) grosser gezeichnet werden, um
welches die horizontalen Winkeldistanzen der zugehörigen Senkrechten mit
wachsender Entfernung vom Horizont abnehmen. Um den Massstab für die not-
wendige Vergrösserung zu erhalten, wird die Tangente eines Kreises (dessen
Halbmesser gleich ist dem festgesetzten Radius des schon früher besproche-
nen Zirkelapparates bis auf sechstel Grade getheilt und die Theilung auf
der einen Seite eines linealförroigen Kartonstreifens in der Weise aufge-
tragen, dass der Nullpunct (dem scheinbaren Horizonte entsprechend) in
die Mitte der Scale fällt und von da die Theilung auf und abwärts bis zu
etwa 30° reicht. Auf die andere Seite des Streifens werden ebenfalls von
einem mittleren Nullpunct ausgehend die demselben Radius entsprechenden
Sehnenlängen von Sechstel zu Sechstel Grad und bis zu 30° reichend an-
gezeichnet. Die Benützung dieses Massstabes besteht darin, dass, wenn man mit
••) Mit diesem stimmt von Heu gl in überein.
F. Siraony. 123
dem besprochenen Zirkelapparat den verticalen Winkelbestand eines Punktes
der Landschaft vom scheinbaren Horizont gemessen hat, man durch Einsetzen
der einen Zirkelspitze in den Nullpunkt der Sehnenscale bei dem Theilstriche,
welchen die zweite Zirkelspitze trifft, den gemessenen Winkelwerth ablesen
kann, während auf der anderen Seite des Massstabes die dem gefundenen Winkel
entsprechende Tangentenlänge zu entnehmen ist, welche den senkrechten Ab-
stand des zu zeichnenden Punktes von der Horizontlinie des Bildes bestimmt.
Da sich alle bei den panoramatischen Aufnahmen vorzunehmenden Mes-
sungen auf den scheinbaren Horizont beziehen, so muss derselbe sowohl in dem
auszuführenden Bilde durch eine entsprechend hohe Horizontallinie angedeutet,
als auch in der Landschaft selbst durch die Aufsuchung einer entsprechenden
Anzahl von Punkten, welche in Abständen von 10 — IS Graden in die Kreislinie
des scheinbaren Horizonts fallen, fixirt werden. Das letztere kann, wenn der
Aufnahmsort nach allen Richtungen noch von höheren Punkten der Landschaft
überragt wird, entweder, wie schon in einem früheren Vortrage angefahrt wurde,
durch sorgfältige Yisirung über das zweckmässig adjustirte Ringplättchen eines
Barometers , oder wenn ein solches fehlt, auch über eine kleine, mit einer
Wasserwage horizontal gestellte Kreisscheibe geschehen. Fällt jedoch wegen
Höhe des Standpunktes der grössere Theil oder der ganze scheinbare Horizont
in die Luft, dann werden die verticalen Winkelabstände am einfachsten mit Hilfe
eines bis auf Sechstel Grade getheilten Quadranten (für welchen ein Radius von
9 — 10 Zoll genügt) gemessen, welcher so eingerichtet ist, dass, wenn über
eine senkrecht auf dem Centrum und Nullpunkt der Theilung stehende gerad-
linige Kante nach dem zu messenden Punkte visirt wird, ein mit einem Loth
versehener freier Faden in der Scala den Winkel anzeigt, welchen der gemessene
Punkt mit dem Horizont bildet.
Bei dem Entwerfen des Panorama werden mit dem Zirkelapparat erst die
horizontalen Winkeldistanzen der durch alle auffälligeren Punkte des obersten
Landschaftsumrisses gehenden Verticalen in oder doch nahe in der Kreislinie
des scheinbaren Horizonts gemessen, der erhaltene Abstand der Zirkelspitzen,
welcher die Sehne des gemessenen Winkels repräsentirt, in der Horizontallinie
des Papiers angedeutet und der Punkt selbst mit den nächst anschliessenden
Linien durch eine leichte Contour sogleich markirt. Wegen der mit dem Winkel
wachsenden Verkürzung der Sehne soll eine Messung nicht über 5 — 6 Grade
einschliessen.
Ist auf diese Weise die ganze Abgränzungslinie des terrestrischen Ge-
sichtsfeldes von der Luft in Beziehung auf die horizontalen Winkel-Distanzen
aller wichtigeren Punkte ausgeführt, so werden dann die verticalen Winkelab-
stände derselben Punkte vom Horizont in der schon angegebenen Weise ge-
messen, nach dem Tangentenmassstab die entsprechende Höhe oder Tiefe über
oder unter dem Horizont im Bilde angedeutet und nun die früher nur flüchtig
entworfene Contur vollständig ausgeführt. In gleicher Weise kann die richtige
Position jedes beliebigen Punktes der Landschaft ermittelt, wie auch die Grösse
oder Länge jedes Gegenstandes jeder einzelnen Linie mit dem Zirkelapparat ge-
messen und in den richtigen Verhältnissen dargestellt werden.
Herr Professor Simony legte schliesslich den zu seinem Zirkelapparate
gehörigen Sehnen- und Tangentenmassstab, sowie den aus einem holzfesten
Pappendeckel selbst verfertigten Quadranten vor und wies noch einmal darauf
hin, wie durch diese höchst einfachen, von Jedermann leicht herzustellenden
Apparate der Geograph bei einiger Uebung nicht nur die genauesten Land-
124 Versammlung am 15. Juni 1858.
schaftsbilcler zeichnen, sondern auch Winkelmessungen jeder Art ausführen
kann, die eine für viele Fälle ausreichende Genauigkeit gewähren.
Herr Dr.A. v. Ruthner hielt einen Vortrag über die von ihm in August 1887
ausgeführte Besteigung der Ortlesspitze, welche zwar als nicht völlig gelungen
betrachtet werden kann, da das einfallende ungünstige Wetter in geringer Ent-
fernung von der höchsten Spitze zur Umkehr zwang, allein für die Besteigung
dieses wichtigen Höhenpunktes interessante Resultate lieferte. Der Vortragende
wird die Besteigung im Laufe des heurigen Sommers wiederholen.
W. Haidinger. 1 25
Versammlung am 19. October 1858.
Der Herr Vicepräsid ent, k. k. Sectionsrath W. Haidinger, führte d en Vorsitz.
Nachdem die Versammlungen den ganzen Sommer hindurch unter-
brochen waren, bildet die gegenwärtige die erste in der Reihe der Ver-
sammlungen des nächsten Winters und der Herr Secretär Foetterle
hiess die anwesenden Herren Mitglieder willkommen. Inzwischen hatten
nicht nur mehrere der Herren Mitglieder eine lebhafte Thätigkeit durch
Theilnahme an wissenschaftlichen Reisen in nahen und fernen Länderthei-
len entwickelt, sondern es sind auch der Gesellschaft theis von hochver-
ehrten Gönnern und Mitgliedern, theils von andern Gesellschaften und
Instituten viele interessante Gegenstände zugekommen, so dass man die
Hoffnung aussprechen darf, in den Versammlungen des folgenden Winters
manches Interessante und unsere geographischen Kenntnisse Bereichernde
zur Sprache gebracht zu sehen. Doch auch manches Traurige habe sich
in der Zwischenzeit ereignet, worunter namentlich der Verlust mehrerer,
um die Wissenschaft hochverdienter Ehren-, korrespondirender und wirk-
licher Mitglieder, wie des Herrn Provicar von Chartum, J. Knoble eher,
Dr. Robert Brown in London, M. de River o, Geschäftsträger der Republik
Peru in Brüssel, des Reisenden am Ural, A. v. Reguly in Pesth; Herr
Foetterle selbst hat den Verlust seines Freundes und Begleiters auf
einer Reise nach Klein-Asien, Herrn E. Porth, zu beklagen. Auch das
hochverehrte Ehrenmitglied Frau Ida Pfeiffer liegt an einer schweren
Krankheit darnieder, in Folge der Muhseligkeiten und Entbehrungen ihrer
letzten grossen Reise auf Madagaskar; ebenso ist die Abwesenheit von der
heutigen Versammlung des um die Gesellschaft so sehr verdienten und
hochgeschätzten Mitgliedes Herrn V. Freiberrn v. Andrian zu bedauern,
den seit Kurzem eine schwere Krankheit an sein Zimmer fesselt.
Der Herr Secretär las hierauf einen Erlass Sr. Excellenz des Herrn
k. k # Ministers des Innern, Freiherrn v. Bach, an das Präsidium vor,
worin mitgetheilt wurde, dass Seine Majestät der Kaiser Dom Pedro II.
von Brasilien den Titel als Ehrenmitglied der k. k. geographischen Gesell-
schaft anzunehmen geruht habe.
Ueber Antrag des Herrn Vorsitzenden drückte die Versammlung durch
Erhebung von den Sitzen ihren Dank für diese der Gesellschaft zu Theil
gewordene hohe Ehre aus.
Ueber Antrag des Ausschusses wurden den Statuten gemäss folgende
Herren zu ordentlichen Mitgliedern gewählt: E. v. Anaker, k. k. Lieute-
nant, J. Brunner, k. k. Gymnasialdirector in Vinkovce, S. Bubich, Er-
zieher, M. Ettner, k. k. Oberlieutenant, W. Gabler, Dr. Med., K.
Hruby, k. k Gendarmerie-Oberlieutenant, P. Hartnigg, Bergwesensbeam-
ter zu Sappada bei Auronzo, Dr. R. Mol in, k. k, Universitäts - Professor
zu Padua und A. Schauenstein, k. k. Bergkommissär zu Schemnitz.
Der Secretär legte hierauf eine grössere Reihe von Druckschriften
vor, welche im Laufe des Sommers theils im Austausche gegen die
eigenen Druckschriften, theils als Geschenk für die Bibliothek der Gesell-
schaft von verschiedenen Gesellschaften und Instituten und Freunden der
Gesellschaft eingesendet worden sind.
Der kaiserlich Russische Staatsrath Herr Peter von Tchihatchef,
von dem Herrn Vorsitzenden mit den anerkennendsten Worten eingeführt
und von der k. k. geographischen Gesellschaft, deren Ehrenmitglied er
ist, auf das Auszeichnendste empfangen, gab nun eine rasche Uebersicht
126 Versammlung &m 19. Oetober 1858.
seiner diessjährigen Aufnahmen in Kleinasien, das er bekanntlich seit zehn
Jahren zum Gegenstande eingehender Forschungen erwählt hat» in welchem
er bereits acht Sommer auf Reisen mit grösster Anstrengung und nicht
ohne augenscheinliche Gefahren zubrachte, und deren Ergebnisse er bereits
begonnen hat, in Paris in einem grossen Werke der Oeffentlichkeit zu
übergeben. Herr von Tchihatchef hatte aus Veranlassung der Sitzung
seinen Aufenthalt in Wien um einen Tag verlängert. Der Ausgangspunct
der diessjährigen Excursion war Samsun am Schwarzen Meere. Die neuen
Kartographen, unter denselben Herr Kiepert, mussten sich bis jetzt be-
gnügen, so manche Gegend von Klein- Asien mit Strabo'schen Namen zu
beschreiben, den Lauf der Flüsse zu punctiren und die wahrscheinliche
Lage von Bodenerhebungen nur anzudeuten. Solche nahezu weisse Flecke
hat nun Herr von Tchihatchef dieses Jahr durchforscht, südlich und
südöstlich von Samsun, westlich zwischen dem Flusse Geschil-Irmak, dem
Iris der Alten, und der grossen Strasse von Samsun über Amasia nach
Tokat, und östlich in dem grossen Landstriche zwischen dem Flusse
Germeli-Tschai, dem Lycus der Alten, welcher in den Iris fällt, und der
Meeresküste. Aber es ist diess rauhes Gebirgsland. Mit grosser Anstren-
gung wurde der Durchschnitt nördlich von dem schon sehr wenig be-
suchten Chabhana-Karahissar (Schab-Alaun, wegen der dortigen Alaunge-
winnung aus Trachytgebirge) bis nach Kerasun, dem alten Cerasus. Auf
dieser Route wird der Paryadres der Alten durchkreuzt, ein Name, der
natürlich dort ganz unbekannt ist Die grösste Höhe bei 9000 Fuss liegt
ganz in der Nähe von Chabhana-Karahissar.
Von Cerasus sollen die ersten Kirschbäume durch Luculi nach Rom
gebracht worden sein, daher der Name. Diess ist auch ganz wahrscheinlich,
indem diese Frucht in der Umgegend im strengsten Sinn des Wortes
den Bewohnern als Nahrungsmittel dient. Von Tereboli (dem alten Tri-
polis) aufwärts durchkreuzte nun Tchihatchef das Land über Berg und
Thal, Felsen und Schlünde, bis nach Erzingan am Euphrates, wobei ein
Durchschnitt durch Länder von bisher ganz unbekannter Gestaltung und
Zusammensetzung von NNW. nach SSO. von mehr als SO Deutschen Meilen
gewonnen ist. Von Erzingan ging er den Euphrates hinauf nach Erzerum,
dann aber südlich in die mächtigen Trachyt- und vulkanischen Gebirgs-
ketten des Bingöl-Dagh (Berg der tausend Seen) mit zahlreichen unzwei-
felhaften Kratern und reichhaltigster Flora, bis zum Dudschik-Dagh, in
westlicher Richtung vorliegend und wieder in das Euphrat-Thal hinab bis
nach Erzingan. Alle diese Gebirgsgegenden sowohl mit ihren Alpentriften,
als auch die fruchtbarsten Thäler sind nun mehr als je, namentlich seit
den letzten Kriegen, den Raubzügen der Kurden preisgegeben, welche die
ohnmächtigen Türken hassen und verachten, eine schmerzhafte Geissei für
die friedliche armenische und griechische Bevölkerung. Von Erzingan wieder
ein Kreuzschnitt durch Unbekanntes bis nach Chabhana-Karahissar, dann
wieder westlich durch die terra incognüa des Polemoniacus, wo Kiepert
den obern Lauf des Iris nur punctirt darstellt. Aber auch diese schöne,
mit Quercus Cerris bewaldete Gegend voll Dörfer wird von den Kurden
fortwährend geplündert, während die türkischen Behörden nichts zu ihrem
Schutze unternehmen. Dann die Ruinen der Comana pontica vorbei nach
Tokat, wo man schon in die Strasse der Touristen mündet, nach Amasia
und Samsun. Herr von Tchihatchef gab viele anziehende Schilderun-
gen der Gegenden sowohl, als namentlich auch der Kurden, der Nach-
W. Haidinger. 127
kommen der Karduchen des Alterthums, aus dem die Schilderungen von
Xenophon, tot mehr als 2000 Jahren entworfen, noch heute rolle Geltung
haben, was ihre Wildheit, Unabhängigkeit und räuberischen Neigungen
betrifft, deren Sprache von der Türkischen gänzlich verschieden mehr
Verwandtschaft mit der Persischen besitzt, Qber welchen Volksstamm Herr
v. Tchihatchef umfassende Nachrichten mitbringt, welche seit Jahren
der russische Consul in Erzerum aufgesammelt.
Ueberhaupt wurde viel in verschiedenen Richtungen gesammelt und
in Erfahrung genommen in geographischer, physikalischer, botanischer, ethno-
graphischer Richtung, so weit es die Kräfte des Einzelnen gestatteten —
freilich von Herrn v. Tchihatchefs Individualität und Hülfsmitteln ge-
tragen — während er diese Gegenden als werthvollste Richtungen bezeich-
net, zu deren Untersuchung man grosse wissenschaftliche Expeditionen
organisiren sollte.
Herrn v. Tchihatchefs lebendiger, glänzender Vortrag wurde mit
grösster Theilnahme aufgenommen, und billiger Weise, da wie der Vor-
sitzende bemerkte nichts erhebender und anregender ist, als die grossen
Ergebnisse der Forschung von den hochverdienten Männern selbst mit-
theilen zu hören, welche sie erlebt, welche die Gegenden gesehen, von
welchen sie erzählen.
In kurzer Fassung berichtete Herr k. k. Sectionsrath Haidinger
Qber die Briefe und Sendungen, welche ihm personlich von der k. k. Fregatte
„Novara* während des Sommers zugekommen waren und von welchen
mehrere, für die k. k. geographische Gesellschaft bestimmt, nun vorge-
legt wurden. An die drei am 26. Mai von Herren k. k. Commodore v.
WQUerstorf, Dr. Scherzer und Dr. Hochstetter erhaltenen Schrei-
ben von Singapore, über welche Berichte sowohl in der kaiserlichen
Akademie der Wissenschaften am 27. und 28. Mai, als auch in der Sitzung
der k. k. geographischen Gesellschaft am 1. Mai erstattet wurden, legt
Haidinger den Separatabdruck des ersten vor. Als Ergänzung wird be-
merkt, dass die schöne Abhandlung des Herrn Commodore v. Wüllerstorf
Qber die Theorie der Luftströmungen nebst Karte Qber die Drehwinde
von St Paul 28. — 30. November 18S7 u. s. w. sogleich abgedruckt wurde
und in dem nun bereits erschienenen zweiten Hefte des zweiten Bandes
unserer Mittheilungen enthalten sei. Herr Sectionsrath Haidinger hat
bereits durch die wohlwollende Vermittlung des k. k. Marine-Commando's
in Triest Exemplare an den hochverdienten Herrn Verfasser, unser aus-
gezeichnetes Mitglied abgesandt, so wie er die Hoffnung schon bei der
Vorlage am 1. Juni aussprach. Auch an Herrn Dr. Hochstetter den
4ten Band von Humboldt's Kosmos zu befördern übernahm das k. k.
Marine- Coinmando auf das freundlichste, wofiir hier Herr Haidinger sei-
nen wärmsten verbindlichsten Dank auch öffentlich ausspricht.
Die von Herrn Dr. Scherzer angekündigte Sendung an Haidin-
ger mit singhalesischen Manuscripten, den Mahawanso u. s. w. ferner
Münzen u. s. w. sind angelangt und respective von der k. k. Hofbibliothek
und Herrn k. k. Regierungsrath Director Arneth übernommen worden.
Man darf voraussetzen, dass wohl alle theilnehmenden Mitglieder mit
Aufmerksamkeit den geistreichen Berichten unseres hochrerehrten Mitglie-
des Herrn Dr. Hochstetter in der „Wiener Zeitung 14 gefolgt sind,
von St. Paul nach Ceylon, nach Madras, nach den Nikobaren, nach Sin-
gapore, woher jene Mittheilungen eingesandt wurden, sowie ferner nach
128 Versammlung am 19 Oetober 1858.
Java, Manila, Hongkong und Canton, Shanghai. Briefe und Abhandlungen
kamen von Java am 14. Juli von Herrn Dr. Scherzer und 26. Juli von
Dr. Hochstetter, von Letzterem wieder am II. August und 16. Sep-
tember, am 1. Oetober endlich von sämmtlichen drei hochverehrten Cor-
respondenten auch von Herrn k. k. Commodore v. Wüjlerstorf selbst,
wie am 26. Mai. Herr Dr. Scherzer hatte am 14. Juli einen höchst
anregenden Bericht gesandt, für unsere Mittheilungen bestimmt, eine wahre
Jahresübersicht, der vom 30. April 1857 bis 29. April 1858 berührten Puncto
Gibraltar, Madeira (Funchal), Rio de Janeiro, Capland, St. Paul, Ceylon,
Madras, die Nikobaren, Singapore, von ihm nach Oesterreich gesendeten
Abhandlungen, von den Personen, welche vorzüglich den Reisenden in ihren
Bestrebungen behilflich waren, der aufgesammelten und eingesendeten Druck-
schriften und Manuscripte, endlich ein „Novara" Kalender über die Bewe-
gungen zur See und Aufenthalt am Lande. Hai ding er konnte noch
Mehreres der Kaiserlichen Akademie der 'Wissenschaften vorlegen, so wie
anch ein Schreiben von Herrn Dr. Scherz er, das sich auf die geogra-
phische Orientirung von St. Paul und Amsterdam bezieht, die Abhandlung
selbst blieb aber für unsere Mittheilungen. Eine andere für die k. k.
geographische Gesellschaft bestimmte Abhandlung: „Die Eingebornen der
Nikobaren, ein Beitrag zur Kenntniss der Bewohner dieser Inselgruppe",
hatte Herr Dr. Scherzer an Seine kaiserliche Hoheit den Herrn
ErzherzogFerdinand Maximilian eingesandt, aber zugleich an Haidinger
geschrieben, dieser möchte sich mit der Bitte um gnädigste Mittheilung an Seine
kaiserliche Hoheit wenden, was denn auch sogleich zu dem Ergebnisse
der Uebersendung führte, wofür wir unserm durchlauchtigsten Ehren-
mitgliede zu dem grössten Danke verpflichtet sind. Die Abhandlung nebst
Sprachproben von Kar Nikobar und den Nankaury Indianern, so wie der
Malayen von Pulo Pinang ist bereits im Drucke vollendet und dürfte in
wenigen Tagen ein Exemplar als Separat- Abdruck Seiner kaiserlichen Ho-
heit überreicht werden können. Noch in der Sitzung der Akademie vom
22. Juli konnte Haidinger über einen Bericht von Herrn Dr. Scher-
zer aus Java und die im strengsten Sinn des Wortes grossartig gast-
freie Aufnahme daselbst berichten. Ein späteres Schreiben Hochstetter's
in dem Juliberichte der k. k. geologischen Reichsanstalt betrifft seinen
geologischen Ausflug in das Innere, sowie eine höchst werthvolle Abhand-
lung desselben, von Manila aus gesandt und am 11. August erhalten,
über die Wirksamkeit der Ingenieure für das Bergwesen in Niederlän-
disch-Indien, sogleich in dem bereits ausgegebenen Hefte des Jahrbuches
der k. k. geologischen Reichsanstalt abgedruckt wurde. Unter den Mit-
theilungen vom 1. Oetober hob Haidinger hervor, wie er mit wahrer
Rührung in dem Briefe unserer unternehmenden Erdumsegler, Commodore
von Wüllerstorf, Dr. Sc herz er, Dr. Hochstetter die Freude ausgedrückt
findet, wenn sie unsere Briefe aus der Heimath erhalten und die Anregung,
welche sie ihnen gewährt. Möchte der gütige Himmel ihnen ferner gün-
stig sein! Bald werden ihnen unsere Briefe westwärts über das atlantische
Meer entgegengesandt werden müssen. Der letzte Bericht Scherzer's
gibt Nachrichten aus den Philippinen und China, Ergänzungen zu einer
grösseren Anzahl von Abhandlungen und Berichten, welche derselbe an
Seine kaiserliche Hoheit den Herrn Erzherzog Marine-Obercommandauten
und die Kaiserliche Akademie der Wissenschaften abgesandt hat „Wohl
dürfen wir," schüesst Herr Sectionsrath Hai dinge r, „unsern hochver-
Dr. Clement. 129
ehrten Reisenden ans vollem Herzen unsern Dank für ihre freundlichen
Mittheilungen darbringen, aber auch Dank und wahre Bewunderung für
Kenntniss, Ausdauer und Thatkraft. Der gewöhnliche Reisende nennt die
Periode zur See von einem Hafenort zum andern eine wahre Zeit der
Nichtsthuns — a very idle life — wie ich es oft nennen hörte. Auf der
„Novara* ist es anders. Der grössten Aufregung während des Aufent-
haltes an den Orten, wo gelandet wird, folgt anstatt der Ruhe auf der
Seefahrt ein Zeitabschnitt von gleich grosser, wenn auch sehr verschie-
dener Anstrengung bei der Abfassung der Berichte, die uns sodann noch
während der Dauer der Reise von den Erlebnissen Kunde bringen. *
Herr Dr. ,K. J. Clement in Hamburg berichtet in einer eingesen-
deten Mittheilung Ober die Bodengestaltung des Meeres zunächst der Mün-
dung der Elbe:
„Der Meeresboden der friesischen Küstenstrecke zwischen dem Heilig-
lander Tief und dem Lister Tief (am Nordende der nordfriesischen Insel
Sil) ist so uneben wie irgend einer sein kann, die Wassertiefe daher sehr
verschieden, bald sehr tief und bald darauf wieder sehr flach oder seicht.
Eine Folge davon ist die Verstärkung der Meeresströmung. Dieser Strom
ist an vielen Stellen ungemein reissend. Eben südlich und westlich von
der Inselklippe Heiligland läuft das Heiliglander Tief in See hinaus, einst
vor vielen Jahrhunderten die Elbemündung. Die ganze bezeichnete jetzt
unter den Wogen liegende, 14 Meilen lange Küstenstrecke war früher
Land, von Wasserarmen durchschnitten. Am Westerrande desselben lief
ein sehr hoher Landrücken mit Oeffnungen hie und da in der Richtung
von SSW. nach NNO. als Aussenbollwerk des binnenliegenden Landes
hin. Die Trümmer der Grundlagen davon sind noch deutlich zu schauen.
Heiligland ist eine derselben, eine zweite liegt auf der Westerbrandung
meiner Heimathinsel Ameram unter Sand begraben, eine dritte nordwest-
lich davon, etwa 2 Meilen, in der Gestalt von ungeheueren Steinen in
8 bis 9 Faden oder Klafter Wassertiefe und eine vierte im Rothkliff,
dem hohen Westrande der obgenannten Insel Sil, welcher von Aussehen
dem Heiliglande Fels ganz ähnlich ist. Heiligland ist nur durch die Sturm-
fluthen diese kleine kahle einsame Klippe geworden» nachdem die See
das Land im weiten Umkreise und die Erde, die ihn, den rothen Felsen
deckte, weggeschlagen und abgeschält hatte. Ausser den erwähnten Nach-
bleibsein ist der ganze Landrücken längst verschwunden, auch der vor
200 Jahren noch vorhandene mit Heiligland an der Ostseite zusammen-
hängende hohe Kreidefelsen, wovon die jetzige Sandinsel ein Abriss ist.
Ueberall dort, wo sich Sandgrund am Meeresboden findet, ist einst höher
gelegenes sandiges Land gewesen (wir nennen solches Geestland), wo
Schlamm oder Schlick, Marschland. Von Dittmarschen aus in westlicher
Richtung bis nach England ist schlammiger Marschland-Boden fast unun-
terbrochen, aber der Strich ist nur wenige Meilen breit. Unser Nord-
Friesland bestand vor Weltaltern aus Geest- und Marschlandstrichen, die
sich in nördlicher und südlicher Richtung erstreckten und in regelmässi-
ger Abwechslung. Auf einen Geestlandstrich folgte ein Marschlandstrich
und aufwiesen jener wieder. Man kann diese Natur des nördlichen Eilandes
selbst weit in die Nordsee hinaus verfolgen. Man nimmt gewöhnlich eine
Erhebung des Bodens der Nordsee an. Dies leugnen unsere erfahrensten
Seelente und ich muss es ebenfalls. Sie wird im Gegentheil eher tiefer.
Es wird ferner behauptet, dass die Austern nur auf flachem Boden in
1 30 Versammlung am 19. Oetober 1858.
der Nfthe der Koste liegen, Diess darf unbedingt nicht angenommen wer-
den, der Austerngrund erstreckt sich von Südwest am atlantischen Meer
bis soweit als Nord-Friesland gegen Norden» reicht nach Nordost, und
selbst am westlichen Lümfjordeingang in Jutland sind Austern. Auf der
ganzen Strecke im Tiefwasser zwischen dem Texel und Heiligland finden
sich Austern in nicht geringer Zahl. Zwischen den binnenliegenden nord-
friesischen Inseln gibt es Strecken, wo alles versteinert, animalische wie
andere Körper. Einige von diesen Wasserstrecken mögen sehr alt sein,
manche aber sind erst durch neuere Sturmfluthen entstanden. Versteinerte
Theile des menschlichen Körpers, versteinerte Geräthe u. s. w., welche
von Austern-Fischern auf dortigen Austernbänken aufgefischt waren, habe
ich selbst gesehen. Die versteinernde Kraft zeigt sich überdiess an unserm
ganzen Aussenstrande. Schliesslich sei noch hinzugefügt, dass an der
ganzen nordfriesischen Küste Granitstücke in nicht geringer Zahl vorkom-
men und dass drei Meilen nordwestlich von Heiligland in tiefem Wasser
ein Granit-Riff liegt."
Herr k. k. Sectionsrath Haidinger überreicht im Namen des Mitgliedes
Herrn Johann Palacky in Prag zwei Hefte „Zemtpls fieokeen^ Ttdekf
trtYniYicf"* enthaltend Africa und Australien, Fortsetzung in böhmischer
Sprache, und das erste im Deutschen veröffentlichte „wissenschaftliche
Geographie", 1 Band 1 Heft, die pelagischen Inseln von Africa enthal-
tend, die Azoren, Madeira, Canarien, Capverden, guineischen Inseln, Ascension,
Helena, Tristan d'Acunha, Bourbon, Mauritius, Madagaskar, Socotra. Die
Hefte wurden ihm von seinem verdienstvollen akademischen Collegen Herrn
Franz Palacky, ständischen Historiographen des Königreiches Böhmen, zu
diesem Zwecke persönlich übergeben, und er spricht ihm aus dieser Ver-
anlassung seinen Dank und die Freude über das Werk selbst aus, das
so viele anziehende Zusammenstellungen enthält, namentlich auch in pflan-
zengeographischer Beziehung, für welche freilich unser junger Geograph,
um es vollständig ausarbeiten zu können, auch die reichen Quellen des
befreundeten Berlin in Anspruch nehmen musste, die sich ihm indessen
unter dem Einflüsse wohlwollender Gönner auf das bereitwilligste öffneten.
Herr k. k. Sectionsrath Hai ding er dankt dem Secretär der geo-
graphischen Gesellschaft in New- York, Herrn E. R. Straznitzky, für einige
einzelne Blätter von New-Yorker Zeitungen. „New-York Times", „N. Y.
Evening Post," welche geographische Mittheilungen enthalten. Die erste
vom 12. Juli bringt u. a. eine eingehende Beurtheilung der Frage von
Franklins und Mac Clure's Entdeckung der Nordwest-Passage, in einem
ausführlichen Schreiben von Oberst Peter Force an den Oberst der topo-
graphischen Ingenieure J. J. Abert Nach der Ansicht von Force ist
es weder dem Einen noch den Anderen gelungen , eine wirkliche , mit
Schiffen zu benützende Durchfahrt zu entdecken, während allerdings solches
einst noch möglich sein könnte, wenn das Eis wieder bis in die höheren
Breiten hinauf schmilzt, wie es wohl noch vor einem oder vor vielen
Jahrhunderten der Fall gewesen sein mag, als die höher gelegenen Eskimos-
Hütten noch bewohnt waren. „Weder der Isthmus von Suez noch der
Isthmus von Panama bietet eine Durchfahrt dar für Schiffe, und doch
wären menschliche Arbeit und Geschicklichkeit im Stande, beide zu gewäl-
tigen. Aber so ist es nicht mit dem Isthmus von Eis zwischen Banks-
Land und dqr Melvüle-Inse), noch mit der nordwestlichen Durchfahrt von
Mac Clure oder Peel-Sund. Diese immer neu aufwachsenden Eisfelsen,
A. Steinhäuser. 131
welche diese „Durchfahrten* verschliessen, wegzuschaffen, liegt wohl jenseits
menschlichen Vermögens. " Von neueren Blättern, die uns erst gestern zugekommen»
gibt das eine einen sehr wohlwollenden Bericht Ober unsere eigene Gesellschaft
auf Grundlage Ton unseres hochverehrten Gönners und Freundes Sir R.
I. Murchison Ansprache vom Jahre 1858 in der königlichen geographischen
Gesellschaft in London; die zwei anderen geben Uebersetzungen aus unseres
hochverdienten Collegen, Herrn Th. Kotschy, Abhandlung: n Topographische
Skizze des Bulghar Dagh im cilicischen Taurus", im 2ten Heft des ersten
Bandes unserer Mittheilungen.
Herr k. k. Rath A. Steinhauser begleitete die von Herrn Dr. Kiepert
aus Berlin eingeschickten 4 Karten mit einigen Bemerkungen. Eine Sen-
dung Ton vier preussischen Offizieren, unter welchen Kiepert sich befand,
zur Zeit des Krieges zwischen der Pforte und Ibrahim Pascha gab Ver-
anlassung zur Entstehung der Karte von Klein-Asien. Die wichtigsten Routen
und Pässe wurden aufgenommen, besonders jene von Adana. Kiepert legte
damals den Grund zu seiner Kenntniss der orientalischen Sprachen, welchen
er später auch das Chinesische hinzugefügt hat, was ihn zum Kartogra-
phen Asiens vorzugsweise qualifizirt. Die anderen Karten betreffen Mittel-
america: Mexico, Central- Amerika und West-Indien in 6 Blättern, Mittel-
america in 4 Blättern und Darien in 2 Blättern. Da Berlin durch das
reichliche Zuströmen geographischer Materialien mit dem Neuesten und
Besten versehen ist, so kann man diesen Karten das grösste Vertrauen
schenken. Sie sind zugleich ein augenfälliges Bild unseres kartographischen
Wissens, indem Bekanntes, Halbbekanntes und Unbekanntes hart an ein-
ander stösst.
Zum Schlüsse machte Herr k. k. Rath Steinhauser auf ein Heft
des Lesebuches der nautischen Geographie von Herrn Dr. Metger in
Emden aufmerksam, welches auf wenigen Bogen eine Fülle wohlgeordneten
Stoffes enthält Viele Citate der neuesten und besten Schriften über Oceano-
graphie beweisen, dass dem Verfasser nichts entgangen. Eine italienische
Uebersetzung wäre zu wünschen, damit die nautischen Schulen unserer Küsten-
länder davon Nutzen ziehen könnten.
ABHANDLUNGEN
DER KAISERLICH-KÖNIGLICHEN
GEOGRAPHISCHEN GESELLSCHAFT.
I.
Ein Ausflog in die Marmaroscher Karpathen,
im Sommer 1855.
Tod Dr. Alois tob Alt.
Mitgetheilt in der Veriammlung der k. k. geographischen Gesellschaft am 17. Nor einher 1857.
Die Karpathen, welche von jenem Puncle an, wo die letzten Ausläufer des
Tatragebirges und der demselben parallel laufenden Zöge derLiptauer Alpen sich
in das Thal des Hernat bei Kaschau verlieren, als ein einförmiges Sandsteinge-
birge, das nur am südlichen Fusse von bedeutenden Trachytmassen begleitet wird,
in einem weiten Bogen Ungarn im Norden umfassen, bieten dort, wo die Buko-
wina , Ungarn und Siebenbürgen zusammenstossen, dem Beobachter wieder ein
viel mannigfaltigeres, an Abwechslungen und grossartigen Natursccnen reicheres
Bild dar. Zwar sind es auch hier wieder die parallelen Sandsteinketten mit ihren
lachenden Längen- und engen schluchtartigen Querthälern mit ihren uralten Fich-
tenwaldungen und den durch Waldbrände entstandenen Hutungen, mit ihrem im-
mer wiederkehrenden Wechsel von massigen, felsenbildenden Sandsteinen , dün-
nen Quarzfelsschichten, grauen Fucoidenmergeln und braunen bituminösen Kalk-
und Schieferlagern, mit ihrer Armuth an Versteinerungen (da die damalige Flora
nur in den noch zu wenig studirten Fucoiden, die Fauna aber fast nur in den
Fischresten der bituminöse tf Schiefer- und Kalksteine spärliche Ueberbleibsel zu-
rückgelassen hat) — sind es diese mit dem allgemeinen Namen des Karpathen-
sandsteins bezeichneten Gebilde, welche den von Norden und Osten das Gebirge
der Bukowina betretenden Wanderer zuerst aufnehmen, und ihn mehrere Meilen
weit begleiten ; dann aber beginnt für ihn ein anderes Feld der Beobachtung.
Der strenge Parallelismus der Bergketten hört auf, an deren Stelle treten massen-
förmig gruppirte Erhöhungen , durch niedrigere Berggruppen von einander ge-
trennt; die Berge werden höher und steiler, die Thäler enger und wilder, die
ganze Natur überhaupt grossartiger; statt der Sandsteine herrschen jetzt krystal-
linische Schiefer , von dolomitischen Kalklinsen durchzogen , und durch ihren
Reichthum an Erzen ausgezeichnet. — Und wieder ändert sich das Bild, bei Dorna
Kaudreni verlässt man dieses Gebirge; ein wellenförmiges Flachland breitet sich
aus mit undurchdringlichen Sümpfen; es ist eine Einsenkung, in welcher wieder
Sandsteine und mergelige Nummulitenkalke auftreten. Aber nicht gross ist das
Gebiet derselben. Schon sieht man im Süden« neue mächtige Berge aus der Sand-
steinniederung mauerförmig aufsteigen, auf ihrem Kamme mit den abenteuerlich-
sten Felsgestalten geziert, vor ihnen liegt eine Gruppe kegel- und glockenförmi-
ger Berge, durch diese ihre Form ebenso ausgezeichnet, wie durch das Gestein,
weiches sie bildet, denn sie bestehen gleich den hinter ihnen aufgethürmten Fels-
kämmen aus Trachyt, jene abenteuerlichen Felsgestalten aber, die bald als eigent-
liche Felsenthore, bald als Pyramiden, bald in anderen kühnen Formen sich dar-
stellen, aus den die Trachite bedeckenden Trachytbreccien.
Mittheiluigen der k. k. geogr. Gesellschaft. II. Bd. 1. Heft a
2 Dr. A. r. AIL
Diese Trachytberge aber sind die letzten Zeugen der grossartigen Alpen-
natur, schnell senkt sich dann das Gebirge, wieder von Sandsteinketten umsäumt,
in die Niederung Siebenbürgens herab, wo neue Tertiärschichten, durch ihren
Salzreichthum ausgezeichnet, das grosse Kesselthal dieses Landes ausfüllen. Aber
auch in der Richtung der Gebirgszüge ist mit dem Erscheinen der krystallinischen
Schiefer eine bedeutende Aenderung eingetreten, nicht mehr herrscht die für die
Sandsteinbergeso bezeichnende Richtung von NNW. nach SSO. allein, denn von
Kapnik und Nagybänya an, diesen reichen Erzlagerstätten des östlichen Ungarns,
zieht ein mächtiges Gebirge in östlicher Richtung gegen die Bukowina hin , und
verbindet sich dort mit den von NW. her kommenden Gebirgszügen.
In dem Winkel nun, welchen die beiden Gebirgszüge einschliessen , liegt
die Marmarosch, dieses schöne Gebirgsland Ungarns, durch die Parallelketten
des Sandsteingebirges von Galizien, durch das obenerwähnte, von West nach Ost
streichende und unter dem Namen der Rodnaer Alpen bekannte Gebirge von dem
nördlichen Siebenbürgen geschieden.
Nur einen kleinen Theil dieses Gebirgslandes war mir bis jetzt zu sehen
vergönnt, doch ist es gerade der interessanteste, derjenige, in welchem die
Alpennatur am grossartigsten auftritt; und so dürfte eine Beschreibung meiner im
Sommer des Jahres 1885 unternommenen Gebirgsreise umsomehr manches Inter-
esse darbieten, als jene Gegenden noch weniger bekannt sind, als manche Regio-
nen fernerWelttheile.
Wir verliessen Czernowitz in der Richtung nach Südwest auf der nach
Storoienetz führenden Strasse. Nach Überschreitung einiger durch die Thäler
des Wilchowetz- und Korowiabaches gebildeten Hügelreihen befindet man sich
im Dorfe Kamena, am Fusse jener Bergreihe, die, die Wasserscheide zwischen
Pruth und Sereth bildend, in dem Berge Cecina bei Czernowitz (272.3 Wiener
Klafter) ihren Gipfelpunct hat, hier aber in einer Meereshöhe von 1220 P. F.
von der Strasse überschritten wird. Ganz verschieden ist der nordöstliche Ab-
hang dieses aus tertiärem Sand und Mergel bestehenden Höhenzuges von dem
südwestlichen. Aus dem Thale des Korowiabaches bei Kamena gelangt man mit
einem Male über einen steilen Abhang auf die bewaldete Höhe , dort erscheint
zuerst ein wellenförmiges Plateau, üppige Wiesen durch zerstreute Gruppen von
Buchen parkähnlich verziert, und schon die Quellen mehrerer dem Sereth zuflies-
sender Bäche nährend , dann ein etwas tieferes Thal, endlich ein ganz gemächli-
ches Herabsteigen in das hier in Storoienetz 1047 P. F. über dem Meere liegende
weite und ebene sumpfige Sereththal , in welchem sich Dorf an Dorf reihet. Die-
ser bedeutende Niveau-Unterschied begründet auch eine grosse Verschiedenheit
in den Vegetationsverhältnissen beider Thäler, denn während das Pruththal den
eigentlichen Boden für den Maisbau liefert , gedeiht diese Pflanze in der Gegend
von Storozenetz nur kümmerlich, und in die am Nordabhang der Wasserscheide
allein auftretenden Laubwälder mischen sich an den Gehängen des Sereththales
häufige Nadelhölzer, den beiden Specien Pinta vulgaris und Abies excelsa ange-
hörend. — Der Winter tritt hier trotz der geringen Entfernung um 14 Tage frü-
her, der Frühling um eben soviel später ein, als im Pruththale.
Ein ganz bewaldeter Höhenzug, den man auf der dem Gebirge parallel hin*
führenden sogenannten verdeckten Strasse überschreitet, trennt hier die beiden
Thäler des grossen und des kleinen Sereth, in welches letztere man im Orte Bu-
denetz gelangt. Unterhalb dieses Dorfes verbindet sich der kleine Sereth mit dem
Serezel, der bei Krasna das Gebirge verlässt, so dass man auf der Strasse ganz
ohne eine Unebenheit nach Krasna gelangt, während gleich an der Strasse wieder
ein Höhenzug beginnt, diese beiden Flüsse von einander trennend. Das Gebirge,
Ein Ausflug in die Uarmarosoher Karpathen. 3
schon von der Kamener Höhe ans einen schönen Anblick bietend, tritt hier immer
näher an die Strasse , so dass das Dorf Krasna sich schon bis unmittelbar an den
Fuss desselben hinzieht. Zwischen Krasna und Ober-Wiköw tritt wieder ein be-
deutender Höhenzug als Wasserscheide zwischen dem Sereth- und Suczawa-
Flusse auf, den die Strasse mit einem Hochpuncte von 1622 P. F. Meereshöhe
überschreitet; uns führte aber unser Weg für diesmal noch nicht nach Süden,
sondern dem Thale Serecel entlang ins Gebirge hinein. Die Gegend von Krasna
macht sich schon von weitem durch zwei isolirt aufsteigende Berge kenntlich,
die an Höhe die umliegenden übertreffen, es sind der Buktfw (nach Fligely
660 Klafter hoch) und die Pietruschka (nach Fligely 590 Klafter, nach
meiner Messung 594,2 W. Klafter hoch). Diesem letzteren Berge galt fürs Erste
unsere Reise.
Der Eingang des Serecelthales ist durch das Vorkommen ^ines technisch-
wichtigen Gesteines ausgezeichnet, welches längs des nördlichen Fusses der
Karpathen, aber nur an zerstreuten Puncten auftretend, auch den Geologen im
hohen Grade interessiren muss. — Es ist ein weisser dichter Jurakalkstein, aus-
ser mehreren deutlichen Corallen keine anderen Versteinerungen fahrend, wegen
seiner Vorzüglichkeit ein bedeutender Verkehrsartikel für die ganze Gegend.
Bei einem südwestlichen Einfallen bildet dieser Kalk den einen Arm der Mulde,
deren anderer Arm an den krystallinischen Gesteinen aufgerichtet erscheint,
deren Inneres dagegen von den mannigfach gebogenen und gefalteten Schichten
des Karpathensandsteins ausgefüllt wird.
Gleich hinter diesem Kalksteine tritt auch im Serecelthale der Karpathen-
Sandstein auf, jedoch sind, da das Thal sich gleich nach Süden wendet, und so
dem Streichen der Schichten fast parallel wird, nur wenige Glieder desselben
sichtbar. Zuerst sind es die bekannten grünen Conglomerate, Gesteine, die aus
mehr oder weniger eckigen Bruchstücken von grünen, verwitterten Dioritschiefern
gleichen Gesteinen bestehen, die durch ein kalkiges Cement verbunden sind und
den Neocomien entsprechen dürften; dann folgen feine Kalkbreccien, hierauf
grüne thonige Schiefer, in sattelförmigen Lagen , dann grauer fester Kalkstein,
und sodann weisser massiger Sandstein , den Fuss der Pietruschka bildend, wäh-
rend deren Kuppe aus einem braunen Sandstein mit grünen Puncten und grauen
Thongallen besteht.
Die Lage dieses Berges ist eine so glückliche, dass er eine herrliche Aus-
sicht gewährt. Nach Norden und Osten übersieht man das ganze Hügelland der
Bukowina bis über Czernowitz hinaus, gegen Westen die zwei Parallelketten des
an seinem Rücken stark wellenförmigen Tonmatik und des hinter ihm liegenden
Cornu, der im Gegensatze hiezu einer Mauer gleich mit fast ebenem Rücken
fortzieht, gegen Nordwest reicht der Blick bis an die mit Schneeflecken gezierte
Czernahora an den Quellen des Pruth, während man nach Süden zu über die vor-
liegenden niedrigeren Ketten hinüber die höchsten Berge der Bukowina, den
Czumalen (946 W. Klftr.), den Rareu und die grossartigen Felsen des Pietrile
Domnei, wenn auch i» weiter Ferne erblickt.
Von dem Berge Pietruschka verfolgten wir den Kamm dieser ersten Berg-
reihe der Karpathen in nördlicher Richtung bis in die Gegend von Szypot am
grossen Sereth, wo wir in dessen Thal hinabstiegen. Dieser Ort hat seinen
Namen vom Rauschen des hier befindlichen Wasserfalls des Sereth, der aber,
kaum 6 Fuss hoch , zu unbedeutend ist, um eine weitere Beschreibung zu verdie-
nen. — Der FIuss selbst erhält seinen Namen erst unweit oberhalb Szypot , wo
die drei Bäche Bursukeu , Czornesz und Zwarasz sich vereinigen; das kurze
Querthal, in dem Szypot liegt, verwandelt sich unterhalb des Ortes in ein weites,
a*
4 Dr. A. r. Alt.
nach Norden gerichtetes Längenthal , welches die Gesteinschichten unter einem
spitzigen Winkel durchschneidet. Etwa eine halbe Meile unterhalb Szypot zieht, un-
weit Ton Lopuszna , ein Damm von festen, einzelne Nummuliten führenden
Quarzconglomeraten ober das Thal, durch denFluss durchbrochen, und jetzt nicht
viel Ober die Thalsohle emporragend , doch dient die ebene Thalsohle und zwei
in verschiedenen Höhen längs dem nördlichen Thalgehänge sich hinziehende
Schutt-Terassen zum Beweise, dass hier einst ein See bestand, der erst allmälig
durch das Zernagen jenes Dammes seinen Ausfluss fand. — Im Uebrigen herrschen
in dem unteren Sereththale die eocenen bituminösen Fischschiefer, menilitfuhrende
Kalksteine und dünngeschichteter Quarzfels mit dicken Bänken eines feinkörnigen
massigen Sandsteines abwechselnd, und erst gegen die Mundung des Thaies tre-
ten die grünen Neocomien-Conglomerate darunter auf.
Um von Szypot aus in das Thal der Suczawa zu gelangen, passirten wir die
vierte Parallelkette der Karpathen , die des Wanzyn in der Einsattlung zwischen
den Bergen Szurden und Maglira , und kamen an den in die Suczawa fallenden
Ruskabach herab.
Von der Wasserscheide hat man einen deutlichen Ueberblick Ober die breite
Niederung, welche hier durch das Thal der Putilla und ihrer Nebenflusse gebil-
det wird , eine Niederung, die, die Mitte der Mulde des Karpathensandsteines
einnehmend, bei ihrer weiten Längenerstreckung für den Bau dieses Gebirges
eine um so grössere Bedeutung hat, da im Nordosten derselben ein südwestliches,
im Südwesten dagegen ein nordöstliches Fallen der Schichten herrscht, welche
daher von beiden Seiten gegen diese Niederung einschiessen, die zum grössten
Theile aus Fucoidenmergeln und den sie begleitenden grauen Sandsteinen und
Schiefern besteht.
Das Thal der Suczawa bei Seletin entspricht gleichfalls dieser Niederung,
es ist ein weites Längenthal, von niederen Bergen begrenzt; erst unterhalb Szy-
pot durchschneidet man zuerst glimmerreiche Sandsteine, dann mit grünen und
rothen Schiefern wechselnde Quarzfelsschichten, aufweiche schwarze, bituminöse
Schiefer und Kalksteine folgen , über welche letzteren der Fluss im Orte Szypot
in zwei Absätzen ungefähr 20 Fuss herabstürzt, und so einen hübschen Wasser-
fall bildet. Auch der Suczawa-Fluss erhält erst hier seinen Namen, auch er wird
wie der Sereth durch die Vereinigung dreier Bäche, des Iswor, Szypot und der
Kobeliora gebildet. Dem Szypotbache entlang fuhrt die Strasse in einem Län-
genthal e fort, welches auch durch die niedere Wasserscheide zwischen dem
Isworbache und den Quellen des Moldawaflusses (der Hochpunct der Strasse an
dieser Wasserscheide liegt 592,6 W. Klftr. über dem Meer) nicht unterbrochen
wird, sondern längs der oberen Moldawa und dann dem Sadowabache entlang bis
in die Gegend vonKimpolung stets in diesen schwarzen Schiefern und Kalksteinen
fortzieht, mit welchen einzelne dünne Quarzfelslagen wechseln.
Schon bei der Kirche des Ortes Moldawa verlässt jedoch die nachKirlibaba
führende Strasse dieses Längenthal, uud wendet sich nach dem romantischen,
stark bewaldeten Nebenthaie der Lukawa, an dessen Eingange zwei mächtige Fel-
sen von roth und grau geflecktem Trümmerkalkstein wachen, nur dem Bache
einen schmalen Ausweg freilassend. Hinter ihnen treten zuerst röthliche Quarz-
breccien (dem Verrucano entsprechend) und dann Glimmerschiefer auf, welcher
bis an den Gestütthof Luczyua anhält.
An dem Zusammenflusse der zwei Quellbäche des untern Lukawabaches
tritt man aus dem Walde und sieht sich mit einem Male in eine ganz verschie-
dene Gegend versetzt. Weit ausgedehnte Alpenwiesen mit einem Föhrenwalde
treten an die Stelle der Fichtenwälder , welche , obwohl noch weit von ihrer
Ein Ausflug in die Marauroscher Karpathen. 5
obern Vegetationsgrenze entfernt, dem Zwecke der Viehzucht weichen mussten,
denn hier beginnt das Gebiet der Luczina, wo Hunderte von Pferden, dem gross-
artigen Aerarialgestütte von Radautz angehörend, die Sommermonate zubringen,
und in der rauhen Gebirgsluft Tag und Nacht im Freien gegen alle Witterungs-
einflüsse abgehärtet werden. Der Gestütthof selbst liegt 646,9 W. Klftr. über
dem Meere.
Der Glimmerschiefer hat hier, wie an mehreren anderen Orten der Buko-
wina, bei seiner Hebung neuere Gebilde mit sich heraufgebracht, denn grünliche,
sehr feinkörnige , ihren Fossilresten nach dem Grünsande angehörige Sandsteine
bilden die Gehänge dervomGestütthofe an aufsteigenden Obeziora, während mäch-
tige Blöcke eines bald feineren, bald gröberen Quarzconglomerates den Rücken
selbst bedecken.
Auf demselben angelangt, erblickt man zum ersten Male die Rodnaer Alpen.
In kühnen Formen ansteigend und von einer pyramidenförmigen Spitze gekrönt,
steht der mächtige Inieu da; seine Gehänge, mit grossen Schneeflecken geziert,
das Haupt fast immer in Wolken gehüllt. Ihm steht links der viel niedrigere, aber
noch immer der Czernahora an Höhe gleichkommende Wurwu Omului (deutsch
Menschenscheitel) zur Seite, vor ihm steht der Capul und die Krummholzberge der
Marmarosch, während ganz im Vordergrunde die kegelförmige Tatarka aus den sie
umgebenden dunklen Fichtenwaldungen hervorragt. Wendet man sich um, so
bieten die schon oben genannten höchsten Berge der Bukowina ein zwar weniger
grossartiges, aber doch sehr schönes Bild. — Ungern trennt man sich von diesem
Orte, um durch das schöne im Glimmerschiefer eingeschnittene Thal der Tatarka,
an deren Mündung in die Kirlibaba wieder zwei Kalkfelsen, obwohl weniger im-
posant als die am Eingang des Lukawathales, diese eigentümliche Gegend der
Luczina abschiiessen, das Dorf Kirlibaba zu erreichen.
Auch hier ist es wieder ein Trümmerkalkstein, doch von dem an derLukawa
gänzlich verschieden. Jener ist roth und grau gefleckt, und neuer als die dem
Glimmerschiefer aufliegende Quarzbreccie, gehört daher wohl der Juraperiode an,
dieser dagegen besteht aus kleinen eckigen Stückchen von grauer Farbe, welche
durch einen etwas leichter gefärbten dolomitischen Kalkstein verbunden sind; er
bildet ein Lager im Glimmerschiefer, und gehört ganz unzweifelhaft zu diesem
alten Gebilde.
Ein neuer eigenthümlicher Anblick überrascht den Reisenden beim Eintritte
ins Kirlibabathal. Rechts hat er den von dichtgedrängten Halden gleich Maul-
wurfshügeln bedeckten Abhang des waldlosen Futurik, links die mächtigen Kalk-
felsen des Dadul, vor sich den reizend gelegenen freundlichen Bergort Kirlibaba,
durch die schöne goldene Bistritz von dem in Siebenbürgen liegenden Ludwigs-
dorf getrennt, und hinter diesem einst dicht bewaldete, jetzt aber zum grössten
Theil als abgetriebene Holzschläge dastehende Berge, über welche die Steniszora,
die erste Kuppe des Wurwu Omului, mit ihrem hellgrünen Scheitel in's Thal
herabblickt.
Die goldene Bistritz, deren Name an Goldwäschereien erinnert, die, wie
zwischen Jacobeni und Dorna befindliche Schutthügel darthun , früher schwung-
hafter betrieben wurden, während sie jetzt nur hie und da einen Zigeuner beschäf-
tigen, verdient den ihr oben gegebenen Beinamen der schönen im vollen Maasse*
Auf ihrem ganzen Laufe in der Marmarosch und Bukowina zeigt sie nirgend jene
unschönen öden Schotterbänke eines wilden Gebirgsstrandes; im Schatten dunkler
Urwälder oder zwischen sonnigen, an den schönsten Blumen reichen Wiesen be-
hält derFluss, stets in einem gleichförmigen wie künstlich angelegtenBeete flies-
send, seinen ruhigen, wenn auch schnellen Lauf; das krystallhelle Wasser lässt
ß Dr. A. v. AU.
den braunlichen Grund überall durchblicken. Das Thal selbst zeigt auch mehr-
fache Abwechslung von grossen ebenen Weitungen , durch die sie umfassenden
Schutt-Terassen als alter Seeboden kenntlich, mit schluchtenartigen gewundenen
Thalengen, welche der Fluss mit doppelter Schnelligkeit durchbraust.
Besonders wild ist das Bistricathal von Kirlibaba aufwärts, wo der Reitweg
nach Borsa in die Marmarosch demselben entlang zieht. Ungefähr eine halbe
Stunde über Kirlibaba ist die dreifache Grenze der Bukowina, Siebenbürgens und
der Marmarosch an der Mündung des Cibobaches , durch einen mächtigen Felsen
von Nummulitenkalk, Pietra Cibo genannt, bezeichnet, an dessen Fusse ein grün*
licher feinkörniger Sandstein der Kreideperiode und darunter ein grobes Conglo-
merat, in welchem sich bis fussgrosse Blöcke eines Corallen fahrenden Jurakalkes
befinden, den sonst herrschenden Glimmerschiefer bedeckt, und ihn von dem
mächtigen Nummulitenkalke trennt. — Bald nachdem man den Cibo überschritten,
tritt man in eine Thalenge ein, in welcher der Fluss in einem weiten Bogen fast
senkrechte Felsen wände bespült; es sind Hornblende fahrende Schiefer, welche
hier im Glimmerschiefer auftreten; etwas weiter oben erscheint an der Mündung
des Russajabaches ein Lager von Magneteisenstein zwischen Glimmerschiefer und
einem sehr festen demselben eingelagerten Kalkstein.
Das Thal, noch vor wenigen Jahren ein undurchdringlicher Sumpf, in dem
man nur auf sogenannten Prügelwegen, das ist auf Brücken, gebildet durch Längs-
balken, auf welche kurze Querhölzer gelegt wurden , zur Noth zu Pferde sich
fortbewegen konnte, geht einer schnellen Cultur entgegen, denn das Bedürfniss
des Verkehrs, indem wegen der seit mehreren Jahren herrschenden Getreide-
theurung in der Marmarosch alljährlich 60 — 70,000 Metzen Mais auf den elenden
Sumpfpfaden zu Pferde aus der Bukowina hinübergeschleppt werden, hat die Er-
richtung einer Fahrstrasse von Kirlibaba nach Borsa nothwendig gemacht, welche,
wenn einmal fertig, nicht nur in diese ganz unwirthbnren Urwälder Leben brin-
gen, sondern filr die ganze gebirgige Marmarosch als eine grosse Wohlthat sich
erweisen wird. Indessen ist bereits die Axt des Holzfällers den übrigen Merk-
malen der Cultur vorangeschritten, denn die Eisenwerke zu Jacobeni werden ge-
genwärtig zum grössten Theile aus dem Quellengebiete der goldenen Bistritz mit
dem nöthigen Brennmateriale versehen, das gefällte Holz wird auf dem Flusse
herabgefiösst, und in dem eine halbe Stunde oberhalb Jacobeni liegenden Manz-
thal in grossartigen Meilern verkohlt.
Ungefähr eine Stunde oberhalb Russaja , an der Mündung des vom Inieu,
der zweithöchsten Spitze der Rodnaer Alpen, herabkommenden Lalabaches ver-
lässt man den Glimmerschiefer und tritt in Sandstein, welcher hier als ein ziem-
lich schmales Band die grossen Sandsteinmassen im Süden und Norden der Rod-
naer Alpen verbindet.
Das Hauptthal der Bistrica verliessen wir bald, indem wir dem Nebenthaie
Valkanusk entlang in nordwestlicher Richtung die Wasserscheide zu gewinnen
trachteten. Beständig herrscht hie 1 * der Sandstein, und nur auf einer geringen
Strecke unter der Wasserscheide berührt man die letzten Ausläufer des Glim-
merschiefers.
Oben angekommen, entrollt sich dem Reisenden ein grossartiges Bild.
Von der Einsattlung zwischen den Bergen Schesul und Cornedy , in einer
Meereshöhe von 936 \V. Klaftern, übersieht man, im Krummholz (Pinus Mughus)
stehend, nach Norden alle vorliegenden Gebirge der Bukowina und Galiziens
an den Quellen der beiden Czeremosz; in langgestreckten Rücken ziehen sich
die Balasiniassa , Clygan und Czorny Dil dahin , während gegen Westen die
bedeutenden Massen der Troyaga und des Hreben aufsteigen, und im Süden
Ein Ausflug in die Marmaroscher Karpathen. 7
die ganze mächtige Kette der Rodnaer Alpen, von dem langgestreckten, mit
Alpenweiden bedeckten Rücken des Wurwu Omului an, Qber die schönen, an
der Spitze kegelförmigen Inien die lange Kuppe des Galatz , die spitzen Gi-
pfel des Negujesk und Wurwu mare bis zu dem mächtigen Pietros in näch-
ster Nähe mit einem Blicke überschaut werden kann. — Steile Wände bilden
den nordlichen Abhang dieses Gebirgszuges, in Schluchten liegen grosse Flä-
chen ewigen Schnee's , und zarten Silberfäden gleich stürzen die Bäche in
beständigen Wasserfällen jene Schluchten herab, grosse Flecken von Krumm-
holz bilden tief unter dem Kamme den Vorläufer der mächtigen Urwälder,
welche den Fuss dieses Gebirges bedecken und nur an wenigen Puncten von
Pfaden durchschnitten werden, die das Besteigen des Gebirges möglich ma-
chen. Die Berge, von welchen man diese Aussicht geniesst , bilden eine eigene
Gruppe von runden, zum Theile plateauartigen Kuppen, welche von den Rodnaer
Alpen durch dieLängenthäler der Bystrica und des Visobaches getrennt, und über
die vorliegenden Sandsteinberge weit emporragend , in nordwestlicher Richtung
bis zur Troyaga bei Borsa hinziehen, mit welchem Berge, der den höchsten
Gipfel dieser Gruppe bildet, sie gegen das Wasserthal abfallen. Glimmerschiefer,
Trachyt- und Dioritporphyre sind die Gesteine, welche diese Alpengruppe zusam-
mensetzen ; sowohl am Ostrande am Berge Cornedy, als auch am westlichen Fusse
im Bergorte Borsabanya legt sich auf denselben Nummulitenkalk, der seinerseits
von Karpathensandstein bedeckt wird, während Trachyt- und Dioritporphyr den
Glimmerschiefer vielfach durchbrochen haben und zu bedeutenden Bergen aufge-
stiegen sind, indem ersterer den Berg Cornedy, letzterer die Alpe Troyaga ganz
allein zusammensetzt.
Auf beschwerlichen steilen Saumwegen steigt man in das wildromantische
Thal des Cislabaches, von tosenden Bächen begleitet, herab, und gelangt sodann,
dem obengenannten Bache folgend, in den am Austritte desselben aus dem hohen
Gebirge gelegenen Ort Borsabanya. Mehrfache Durchbrüche von Dioritporphyr
durch Glimmerschiefer zeigen sich im Thale oberhalb Borsabanya, und mehrere
starke Sauerquellen sind die letzten Zeugen der hier einst stattgefundenen plato-
nischen Thätigkeit.
Einen eigentümlichen Anblick bietet beim Austritte nach Borsabanya das
vor diesem Orte von Norden her abmündende Seccothal. Wohl verdient es diesen
Namen (secco, trocken), denn nur ein mächtiges Haufwerk von Gerollen ohne
Spur eines Baches bezeichnet den Grund dieses kurzen von der Troyaga herab-
kommenden Thaies , und liefert zugleich den Beweis , welch mächtige Wasser-
massen sich bei Regengüssen auf diesem Wege herabwälzen müssen. Mehrere
Gruben befinden sich im Seccothal und an den Abhängen der Troyaga, andere
weiter oben im Cislathal, in dem Nebenthaie der Burloja, theils im Glimmerschie-
fer, theils im Dioritporphyr. Es sind Gänge von Bleiglanz, Kupfer und Eisenkies,
stets gold- und silberhaltig, welche hier theils auf Rechnung des Aerars, theils
von Privaten abgebaut werden. — Sie werden in Borsabanya verschmolzen , das
Gold und Silber aus dem erzeugten Reichblei aber erst inNagybtfnya ausgeschie-
den. Yon dem Wunsche geleitet, die Troyaga zu besteigen, folgten wir zuerst
dem Seecothaie, dann der westlichen Lehne desselben aufwärts. Die Neigung ist
sehr steil, denn die horizontale Entfernung von Borsabanya ist nur gering , der
Höhenunterschied zwischen diesem Orte (443 W. Klftr.) und der Troyaga aber
ist sehr bedeutend.
Die Alpe Troyaga, schon von Pusch in seiner geognos tischen Beschrei-
bung von Polen genannt, besteht aus drei kurzen, in stumpfen Winkeln zusam-
menfassenden Gräthen, welche an ihrem Vereinigungspuncte am niedersten» an
g Dr. A. t. Alt.
ihren Enden die höchsten Gipfel tragen, und dann plötzlich abfallen. Diese Gipfel
sind im Westen die eigentliche Troyaga, im Südosten die Murgu (1026,7 W. Kl.
hoch), und im Nordosten der Mirasz, der noch um zweihundert Fuss höher sein
dürfte. Die ganze Alpe besteht aus Dioritporphyr. Nach Borsabanya zurückge-
kehrt, traten wir von nun an in ein weiteres Tbal, welches nach ungefähr einer
Meile in dem Städtchen Borsa sich mit dem Hauptthale des Visobaches vereinigt
Unterhalb Borsabanya tritt der Dioritporphyr noch mehrmals auf, dann aber
kömmt man in Sandstein , welcher diese ganze Niederung nördlich von den
Rodnaer Alpen ausfüllt.
Gross ist der Unterschied zwischen den Tbälern am West- und am Ostab-
hange der Wasserscheide zwischen der Bystrica und Viso. Wahrend man im
Osten in einer Entfernung von 8 Stunden von der Wasserscheide im Orte Kirli-
baba noch immer in einem engen Hochgebirgstbale in einer Meereshöhe von
47? Wr. Klftr. fast ohne Spur eines Getreideanbaues sich befindet, kommt man am
Visobaehe schon in sechs Stunden von der Wasserscheide in eine Meereshöhe von
nur 356 W. Klftr. — Das Thal ist weit, und sowohl der Grund desselben, als auch
alle weniger steilen Gehänge sind mit Getreidefeldern bedeckt. Der Anblick die-
ses Thaies ist um so schöner, als sich die mächtige Kette der Rodnaer Alpen un-
mittelbar aus demselben erhebt, ja die höchste Kuppe derselben, der Pietros,
steigt aus dem an seinem nördlichen Fusse gelegenen Marktflecken Borsa so
schnell empor, dass man seinen Gipfel von da aus in 2 bis 3 Stunden mit Leich-
tigkeit zu gewinnen hofft. Doch diese Hoffnung ist nur Täuschung , denn keine
Kuppe der Rodnaer Alpen bietet so viele Schwierigkeiten, als gerade dieser Berg.
Worin die Hauptschwierigkeit bestehe, darauf deutet schon sein Name {Pietros,
felsig). Senkrechte Feisenwände von über tausend Fuss Höjie stellen sich auf
der Nordseite dem Besteigen entgegen, und selbst das einzige Thal, auf dem man
sich von dieser Seite der Kuppe nähern kann, ist sehr steil , und heisst deshalb
Valiie repede (rapidus).
Wir zogen daher den längeren Weg vor, mittelst dessen man im Thale des
Draguszbaches den Pietros umgeht, so zuerst auf die südlich von demselben ge-
legene Alpe Batrina gelangt, und auf dem Rücken, welcher dieselbe mit der südli-
chen Kuppe des Pietros, der Mamaja, verbindet, sich demselben besser nähern kann.
Wir verfolgten daher das ziemlich weite Visothal, in welchem nur hie und
da sich Entblössungen von Sandstein zeigen, der schwach nach Nordwesten fällt,
bis zur Mündung des Draguszthales etwas oberhalb Moiszin , und wendeten uns
dann gegen Süden am Draguszbache aufwärts. Dieses Thal ist, wo es in das Viso-
thal mündet, einerseits durch Abfälle des Pietros , andererseits durch den Berg
Maglira eingeengt; gleich hierauftritt statt des Sandsteins Glimmerschiefer auf,
welcher weiter oben bei der letzten Brettmühle ein mächtiges Lager von sehr
schönem, weissem, körnigem Kalk einschliesst. — Der Bach Dragusz wird durch
die Vereinigung zweier Bäche gebildet, deren einer, der Isworu Zmezilor, gerade
vom Pietros , der zweite , Isworu Styrpi , von der Alpe Batrina herabkömmt. —
Beide Thäler sind sehr wild , die Bäche stürzen in beständigen Cascaden schäu-
mend herab. Wir verfolgten den letztgenannten Bach in stets südlicher Richtung
bis nahe an dessen Quelle. Erst dort, wo wir ihn verliessen, hörte der Glimmer-
schiefer auf, über ihm sieht man zuerst ausgezeichneten, korallenführenden Jura-
kalk, auf demselben grauen Nummulitenkalk, und erst höher hinauf an der Lehne
tritt Sandstein auf, welcher die ganze Batrina und einen grossen Theil des
Rückens, welcher dieselbe mit dem Pietros verbindet, zusammensetzt, worauf man
wieder in Glimmerschiefer kömmt. Da die südliche Kuppe des Pietros , die Ma-
maja, von dem Hauptrücken durch eine tiefe, sehr felsige Einsattlung getrennt ist.
Ein Ausflug in die Marm&roscher Karpathen. 9
zogen wir es vor, zuerst in den Thalkessel, welcher die Quellen des Baches Re-
pede enthalt, herabzusteigen, um dann den Pietros selbst zu besteigen.
Dieses Ansteigen ist sehr beschwerlich, zuerst muss man sich durch dichte
Krummholzbestände auf sehr steilen Abhängen durchdrängen , weiterhin bilden
bloss lose aufeinanderliegende Steinblöcke den einzigen Weg, um die steilen Ab-
stürze hinanzuklimmen. — Die Quelle des Baches Repede entspringt aus einem
kleinen Wasserbecken in dem Halbkreise der von dem Pietros und der Mamaja
gebildet wird, in dieses Becken reieht ein bedeutendes Schneefeld hinein; das
Wasser ist so auffallend grün, dass sich die blendende Weisse des Schnee's dort,
wo er in das Wasser eintaucht, augenblicklich in das schönste Meergrün verwan-
delt. — Das aus diesem Becken abfressende Wasser zeigte bei einer Lufttempe-
ratur Ton 1 8,0* R. kaum + 2,0°.
Der eigentliche Pietros, nach meiner Messung 1219,3 W. Klftr. hoch, bil-
det einen kurzen, von West nach Ost streichenden scharfen Grath mit zwei Spitzen,
Ton denen die westliche die höchste ist , nach allen Seiten mit fast senkrechten
Wänden abfallend. Es ist ein nackter Fels, bloss in den Spalten mit einer küm-
merlichen Vegetation, wo nicht Schneeflocken dieselben füllen; nach Süden trennt
ihn eine tiefe Einsattlung von der nicht viel niedrigeren Mamaja, sonst ist er nach
allen Seiten frei; indem er im Westen durch das Draguszthal, im Osten durch das
Thal Yallie repede, und im Süden bis auf die ebengedachte einen scharfen Grath
bildende Einsattlung von den Zuflüssen der obengenannten Bäche abgeschnitten
wird, gegen Norden aber zuerst mit senkrechten Wänden, dann mit steilen, zum
Theil bewaldeten Gehängen in das Visothal bei Borsa abstürzt.
Die Mamaja , die ebenso felsig ist als der Pietros, und ebenso wie dieser
und überhaupt die Rodnaer Alpen den Gemsen einen willkommenen Zufluchtsort
bietet, senkt sich bald herab in den ebenen , jedoch auch scharfen Rücken des
Buhajeskul, welcher den Hintergrund des Quellencircus des Repedebaches, in
welchem mehrere kleine Seen sich befinden, und zugleich die Wasserscheide zwi-
schen diesem und dem der Szamos zustürzenden Rebrabache bildet. Am östlichen
Gehänge dieses Thalcircus steigt zuerst die spitze Pyramide des Negujesk auf,
während ganz vorne in der Verlängerung des Hauptkammes des Pietros der
Wurwu mare einen ebenfalls von Westen nach Osten streichenden hohen Grath bildet.
Hinter diesem erscheinen nun die übrigen Kuppen der Rodnaer Alpen bis
an den Inieu (Kuhhorn), der in seiner schönen Pyramidenform so hoch aufsteigt,
dass er dem Pietros den Rang streitig macht.
Alle übrigen von hier aus sichtbaren Höhen sinken dagegen zurück. Die
Aussicht von der Spitze des Pietros ist wahrhaft grossartig. Nach Norden üersieht
man zuerst die beiden freundlichen Thäler des Viso und Cisla , die Orte Borsa,
Moiszin und Borsabjnya scheinen unmittelbar zu den Füssen zu liegen. Hinter
letzterem Orte thürmt sich der Troyaga auf, weiter nördlich die das Wasserthal
einsehliessenden Berge, an dessen nördlichem Gehänge die höbe Alpe Peczeleu
(es ist jene, die auf vielen Karten als Pietros oder Ruskapojana bezeichnet wird)
mit mehreren Schneeflecken geziert sich zeigt, und über ein Gewirr von rund-
lichen, zum grossen Theile mit Krummholz bedeckten Sandsteinbergen schliesstganz
im Norden die hohe Czernahora den Gesichtskreis. Gegen Nordwesten und We-
sten übersieht man die beiden freundlichen Thäler des Viso und der Iza, welche nur
durch eine von diesem Standpuncte ganz niedrig erscheinende bewaldete Berg-
kette getrennt sind. Wie Silberftden ziehen beide Flüsse der Viso in starken
Windungen in nordwestlicher Richtung fort, sehr schön übersieht man die Orte
Unter- Viso, Szelistye und Dragomirfalva, und hinter ihnen die Berge, welche den
Lauf der Theiss oberhalb Szigeth begleiten.
1 Dr. A. v. Alt.
Ja nicht blos in die Niederung dieses Ortes reicht der Blick, sondern man
übersieht zugleich alle jene Berge, welche von der Batrinaaus in westlicher Rich-
tung bis gegen Kapnik und Nagybänya fortziehen, als natürliche Grenzscheide
zwischen Ungarn und Siebenbürgen. Von der Batrina nur durch die Einsattlung
an den Quellen des Jsworu Styrpi getrennt, zeigt sich zuerst derMonczel, obwohl
vergleichsweise niedrig, doch wegen seiner ausgezeichnet dachförmigen Gestalt
merkwürdig, hinter ihm in grösserer Ferne der hohe Cziblesz, und weit im Hin-
tergrunde der gleichfalls durch seine Form ausgezeichnete Gutin bei Kapnik.
Gegen Süden ist die Aussicht, durch die vorstehende Mamaja und Batrina be-
gränzt, dagegen liefert die Aussicht vom letztgenannten Berge die volle Ergän-
zung des Bildes, indem man von dort aus nicht nur das Szimosthal und die das-
selbe umschliessenden Berge, sondern auch die Gegend von Bistritz überblickt,
ja darüber hinaus noch weit ins Innere von Siebenbürgen sehen kann.
Doch nur wenig Zeit hatten wir, um diese wundervolle Aussicht zu gemes-
sen, zwar war der Gipfel des Pietros noch vollkommen rein, aber am Horizonte
sammelten sich Gewitterwolken und unmittelbar über uns schwebte ein leichter
Nebel , der sich langsam immer mehr herabsenkte. Jetzt galt es mit Aufbietung
aller Kräfte vor dem Ausbruche des Gewitters die Waldregion zu erreichen, denn
demjenigen, der noch im Bereiche der steilen felsigen Abstürze vom Unwetter
überrascht wird , droht die grösste Gefahr. War aber schon das Heraufsteigen
beschwerlich, so war das Hinabklettern gegen das Draguszthal noch ohne Vergleich
ärger. Zuerst mussten wir auf dem scharfen Grathe des Hauptrückeus herabstei-
gen, von beiden Seiten von fast senkrechten Ahstürzen umgeben, dann an den
steilen Felsen, die den obersten Grath bilden, hinschleichen, endlich an den steilen
Gehängen selbst, bald über Haufwerke loser Steinblöcke, bald über abschüssige
Grasflächen ohne Spur eines Fusssteiges, so gut es gehen wollte, kletternd und
rutschend herabzukomnien suchen, und schon war das Gewitter losgebrochen und
wir fast ganz durchnässt, als wir eine Sennhütte am obersten Saume des Waldes
erreichten. Hier suchten wir Schutz vor dem mit immer grösserer Heftigkeit to-
benden Gewitter; doch welchen Schutz fanden wir! Zwei in die Erde geschlagene
Pfähle durch eine Querstange verbunden , und ein paar Baumrinden von einer
Seite an dieselben gelehnt, war das ganze Obdach, das wir fanden, kleine Stücke
von Baumrinde bildeten den Sitz auf demkothigen vom Regen durchweichten Bo-
den. So brachten wir fast zwei Stunden zu, denn das Gewitter hatte sich recht
eigentlich das zu unsern Füssen liegende Draguszthal zu seinem Tummelplatz aus-
gesucht, unbeweglich stand die Wolke durch die ganze Zeit über uns und ruhte
nicht, bis sie ihren ganzen Wasservorrrath entleert hatte. Schnell heiterte sich
dann der Himmel auf, und frohen Muthes machten wir uns auf den Weg; unten
im Thale wartete unser jedoch eine andere Ueberraschung. Durch den Regen war
das Wasser in dieser Zeit so angeschwollen, dass alle Stege theils weggerissen,
theils überfluthet waren, hier galt es Bäume zu fällen und so sich neue Stege zu
bilden, und so gelangten wir endlich in die schon oben erwähnte Brettmühle, wo
unsere Pferde unserer warteten und uns noch vor Einbruch der Nacht ins Dorf
Moiszin brachten.
Der Weg von hier nach Viso folgt dem freundlichen von ziemlich niedrigen,
bewaldeten Bergen begränzten Thale des Visobaches. Gleich bei Mojszin trifft
man dicke Bänke eines massigen grauen Sandsteins flach nach NNO. fallend, wei-
ter hinab erscheint grauer glimmriger Sandstein mit Kohlenbröckchen und graue
sandige Schiefer, und endlich dort, wo das bis dahin ziemlich schmale Thal sich
gegen das Städtchen Viso öffnet, schwarzgraue glimmrige Schiefer mit dünnen
Ein Ausflug in die Marmaroscher Karpathen. 1 1
Sandsteinschichten, welche Kohlenbröckchen fähren , wechselnd, und nach N.
fallend.
Das Thal von Viso ist im Norden durch die ziemlich hohe bewaldete Kette
der Skeriszora von dem Thale des Ruskowa-Baches getrennt, an deren Fusse sich
eine mächtige Geröllterasse aus dem hier ausmündenden Wasserthale herauszieht.
Dieses sehr schöne Thal ist gleich am Anfange eng und bleibt so seinem ganzen
Laufe nach. Das erste anstehende Gestein nicht weit oberhalb Viso sind mächtige
Felsen des groben Conglomerats, welches fast überall die Unterlage des Sand-
steins bildet. Es enthält bis Fussgrosse Glimmerstficke, Quarzstücke und Brocken
eines grauen Kalkes mit undeutlichen Spuren von Versteinerungen, aber ohne
Nummuliten und fällt steil nach NW. Es dürfte den Neocomienbildungen ent-
sprechen. Darunter liegt etwas weiter im Thale hinauf ein sehr schöner weisser,
stellenweise rosenroth gefärbter dichter Kalkstein, zum Theile mit deutlich er-
kennbarer Schichtung nach NW. fallend, und unmittelbar darauf folgt Glimmerschie-
fer, welcher dann im ganzen Wasserthale bis zur Einmündung des Fainabaches
herrschend bleibt. — Nur an der Mündung des Nowiczor de ««-Baches treten
in ihm gneissartige und Hornblende führende Gesteine auf, und dort wird das
Thal zu einer engen durch senkrechte Felsenwände sich durchwindenden Kluft.
Bis an diesen Punct herrschen Laubhölzer, besonders Rothbuche und Birke in den
die Thalgehänge bedeckenden Wäldern, dann aber treten, obwohl das Thal sich
wieder erweitert, auf einmal Fichtenwälder auf. —
In dem von Norden herabkommenden Nebenthaie des obernSzulegulbaches,
'/* Stnnde vom Hauptthale entfernt, liegt der unter dem Namen Szuliguli weithin
nach der Marmarosch und die angrenzenden Theile Galiziens versendete Sauer-
brunn , mit einer Temperatur von -f-7°R. aus Glimmerschiefer und zwar an der
Grenze zwischen gewöhnlichem quarzigen und einem schwarzgrauen talkigen
Schiefer hervorkommend. Die Quelle ist wenig wasserreich, enthält ziemlich viel
Kohlensäure und etwas freies Schwefelwasserstoffgas; das an sich ganz klare
Wasser färbt sich gleich bei Hinzugabe von etwas Wein und bildet einen rothen
Niederschlag.
Etwas weiter oben im Hauptthale liegt der Ort Faina, aus den Wohnungen
des Försters und einiger Arbeiter, dann einem Getreidemagazin und einer Mahl-
mühle bestehend, als Mittelpunct einer grossartigen Bauholzerzeugung, die vielen
Arbeitern den Lebensunterhalt gewähret, zu deren Ernährung eben das Getreide-
magazin und die Mahlmühle bestimmt sind. Zum Behufe der Flössung des Holzes
bestehen am Wasserbache drei grosse Klausen, welche zweimal wöchentlich ge-
öffnet werden.
Bei Faina verliessen wir das Wasserthal, um längs des Fainabaches aufstei-
gend, den Kamm des Gebirges und so die galizische Grenze zu gewinnen , dann
folgten wir dem Kamme in fast nördlicherRichtung durch mehrere Stunden, wor-
auf wir das Thal des schwarzen Czeremosz hinabstiegen und so längs dieses
Flusses wieder nach Czernowitz gelangten. Das Wetter, das uns bis dahin, einige
kurze Gewitterregen abgerechnet, begünstigt hatte, schlug in ein anhaltendes
Regenwetter um, oben am Gebirgskamme wechselten dichte Nebel mit Regen-
güssen und heftigen Windstössen so, dass es unmöglich wurde mit Müsse ge-
nauere Untersuchungen anzustellen.
Im Fainathale herrschte noch Glimmerschiefer, in welchem hoch oben un-
weit der eben gedachten Einsattlung ein Lager von schwarzem Kieselschiefer,
und eines von grauem Kalkstein sich findet, dann aber tritt auf dem Kamme das
grobe Sandstein-Conglomerat auf, welches auch die Alpe Szulegul zusammensetzt.
1 2 Dr- A. ?. AU. Ein Ausflug in die Mumtroscfter Karptthen.
Dem Kamme folgend, der seiner ganzen Länge nach von Alpenwiesen ge-
bildet wird, kömmt man von der Alpe Szulegul an der noch etwas höheren Alpe
Czewczyn vorüber; hier kömmt man wieder in Glimmerschiefer und betritt so den
einzigen mir bekannten Punct, wo sich im östlichen Galizien (mit Ausschluss der
Bukowina) dieses Gestein findet und wo früher ein Bergbau auf Bleiglanz ver-
sucht wurde.
Man umgeht die Quellen des Ruskowabaches; die beiden Gebirgsjoche,
welche an der Nord- und Südseite dieses Baches gegen Westen fortziehen und
einerseits die Wasserscheide zwischen diesem und dem Wasserthale, anderer-
seits mit der weissen Theiss bilden, sind bedeutend höher, als der die Grenze
bildende Rücken, wie dies die vielen Schneeflecken auf der höchsten Kuppe der-
selben zeigen. Der Rücken zwischen dem Wasser- und Ruskowa-Thale, welcher
wie schon erwähnt, nördlich von Viso als Skeriszora beginnt, filhrt dann den Na-
men Baitza, seine höchste Kuppe heisstPeczeleu und ist auf den Karten von Ungarn
gewöhnlich als Pietrossa bezeichnet. Die Wasserscheide zwischen Ruskowa und
der weissen Theiss hat ihre grösste Erhebung in den zwei nebeneinanderstehen-
den hohen Kuppen des Stih Woloski, während im Norden der hohe Zug der
Czernahora jede weitere Fernsicht abschneidet. — An den Quellendes Ruskowa-
baches senkt sich der Gebirgskamm bedeutend, der Glimmerschiefer hört auf
und Sandstein tritt auf, welcher mit den ihm untergeordneten Gliedern die ganze
nördliche Seite des Gebirges bildet.
In dem Thale des Prelucznybaches steigen wir ziemlich steil an den
Czeremosz hinab; der Mündung dieses Baches gegenüber befindet sich ein kleines
Thal, in dem eine schwache Sauerquelle, unter dem Namen Burkut bekannt, dem
Sandsteine entquillt, und nur selten von Badegästen, die weder die beschwer-
liche Reise zu Pferde, um hieher zu gelangen, noch den gänzlichen Mangel nicht
nur jedes Comforts, sondern selbst manches notwendigen Lebensbedürfnisses
scheuen, besucht wird.
Die fortdauernden Regengüsse und der angeschwollene Fluss machten es
unmöglich, auf die bisherige Art, nämlich zu Pferde oder zu Fuss , weiter zu
kommen, und wir mussten uns glücklich schätzen, dass uns durch die Gefälligkeit
des Pächters der bedeutenden an der Mündung des Rzawinetzbaches befindlichen
Sägemühlen ein starkes Floss zur Verfügung gestellt wurde. Freilich hörte von
nun an jede genauere Untersuchung der die Thalgehänge bildenden Felsarten
auf, daf&r aber bot die Fahrt auf dem angeschwollenen wasserreichen Czeremosz-
Flusse manchen früher nicht gekannten Reiz.
Bis unterhalb der Mündung des Szybenybaches ist das Thal des schwarzen
Czeremosz ziemlich eng, es ist ein Querthal , in dem man stellenweise Sandstein
in fussdicken Schichten anstehen sieht, dann tritt man in eine grosse Thalwei-
tung, in ein in den schwarzen Schiefern eingeschnittenes, mit zerstreuten Woh-
nungen besäetes Längenthal, Chiliw (Trog) genannt, welches bis fast an die Mün-
dung des Dzymbroniabaches anhält. Hier aber beginnen die für die Schifffahrt
gefährlichen Engen, zwischen hohen, steilen, oft senkrechte Wände bildenden
Gehängen braust der Fluss in fast beständigen Stromschnellen und raschen Krüm-
mungen über die ihn durchsetzenden Sandsteindämme weg, und nur die Gewandt-
heit der Schiffer und ihre genaue Kenntniss jeder Stelle des Flussbettes vermag
oft das Floss vor dem Zerschellen zu bewahren. — Vor Zabie tritt man wieder
in eine grosse Thalweitung, in welcher jedoch der Fluss in einem engen, 30 bis
40 Fuss tief in die mehrfach gewundenen Fucoidenschiefer, die mit dünnen Sand-
steinschichten, dann mit schwarzen bituminösen Schiefern und braunen, horn-
steinführenden Kalken wechseln , eingeschnittenen Bette sich fortbewegt , zum
F. Siroony. J. Feil. Leben und Wirken des Geographen 6. M. Vischer. i 3
Beweise, dass auch hier einst ein See sich befand, nnd erst nach dem Durch-
bruche des durch die Sandsteinfelsen an der Mflndung des Berezankabaches bei
Krzyworownia gebildeten Dammes das Flussbett sich allmfilig tiefer legte. Diese
Thalweitung bildet das nordwestliehe Ende der schon oben bei Besprechung des
Suczawathales erwähnten bedeutenden Depression, welche in einer durchschnitt-
lichen Breite von 1 Vt Meilen von hier aus in südöstlicher Richtung fortzieht, den
weissen Czeremosz zwischen Koniatyn und Uscieriki, die Suczawa in der Gegend
yon Seletin , die Moldawa zwischen Eisenau und Gura Slumora überschreitet,
und durch die bedeutenden Lfingenthäler der Putilla und der Moldawitza be-
zeichnet wird.
Von Krzyworownia bis Uscieriki , wo sich der weisse mit dem schwarzen
Czeremosz vereinigt, trägt das Thal dieses letzteren den Charakter eines Längen-
thaies, während der nunmehr vereinigte Fluss auf seinem weiteren Laufe bis
Wiznitz, wo er das Gebirge ganz verlftsst, in einem mehrfach gewundenen Quer-
thale mehrere Parallelketten durchschneidet. Dieses Querthal wird jedoch , da
dieser Theil des Gebirges meist aus dünngeschichteten, mit dunklen Schiefern
wechselnden Sandsteinen besteht, nur an einigen Stellen, wo massige Sandsteine
oder Kalksteinfelsen dasselbe durchkreuzen, eng und felsig, und an solchen Orten
bildet der Fluss bedeutende der Schifffahrt hinderliche Stromsehnellen, deren
bedeutendste am Fusse des Felsens Sokulski, ungefähr eine Meile oberhalb Wiz-
nitz sich befindet.
II.
Ober das Leben und Wirken des Geographen Georg Matthäus
Vischer*
Ton Joseph Feil.
(VerftffenÜieftt im II. Bande der Berichte «ad Muheilugen de« ▲Iterthnmfrereini in Wien.) *)
In Aasiuge ven Friedrich Sinei j, k. k. Prefesser.
MiCgetheilt in der Versammlung der k. k. geographischen Gesellschaft rom 17. Norember 1657.
A. Veberslcht der von Yiseher erschienenen Werke.
I. Karte von Oberösterreich. 1666—1667 aufgenommen; 21. Fe-
bruar 1668 die fertige Zeichnung Oberreicht; 1669 der Kupferstich vollendet.
a) Erste Auflage 1669, mit der Ueberschrift : Archiducatus Austriae
Superioris Geographica Descriptio facta anno 1667, in zwölf Blättern, deren jene
drei für die oberste und für die unterste Reihe 1 1 Zoll 6 Linien hoch, die sechs
Blätter der breiten mittleren Reihen aber 11 Z. 10 L. hoch, simmtliche zwölf
Blätter aber 15 Z. breit sind, so dass die ganze Karte zusammengesetzt in der
Breite 3 Seh. 9 Z., in der Höhe 3 Seh. 10 Z. 3 L. umfasst. Das Maassverhältniss
•) So wünschenswertli es gewesen wäre, diese für die Geschichte der Österreichischen
Vaterlandskunde eben so wichtige als gründlich behandelte Biographie ihrem ganien
Inhalte nach in diese Blätter aufzunehmen , so hat der gebotene Umfang derselben
eine Kürzung dieser höchst interessanten Abhandlung unerlfisslich gemacht Dagegen
bat der Berichterstatter es als eine Pflicht gegenüber dem Autor erachtet, den Aus-
zug wortgetreu dem Original zu entlehnen.
1 4 F. Simooy. J. Fe iL
der Aufnahme ist gleich der niederösterreichischen Karte Vischers Viu-oot- Im
Mittelstöcke der untersten Reihe zeigt sich eine Art steinerner Tisch mit Magnet-
nadel, Globus und sphaera armillaris, mit der Inschrift auf der Vorderseite:
Prouinciam hanc Peragrauit, deliniauit, et montes valles Ciuitates Monasteria
et arces ad viuum quantum proportio permisit in hunc modum concinnauit
Georgiu8 Visscher Tyrolensis e 4 wenns, tunc temporis, parochus in Leon-
stain Austriae superioris.
Als Kupferstecher dieser Karte ist weiter unten bezeichnet: Melchior
Küsell, f. Aug. Vind. 1669.
b) Die zweite Auflage 1762 , mit der diese Ausgabe kennzeichnenden
Unterschrift: C. A. Schantz renov. Styrae 1762, welche sich unterhalb dem
oben bemerkten Namen M. Küsell 1669 befindet. In dieser zweiten Auflage
finden sich keine bemerkenswerten Verbesserungen, und der ganze Antheil,
welcher Schanz an derselben zuzuschreiben sein durfte, ist die Auffrischung
des Stiches in den bereits stark abgenützten Platten.
c) Die dritte Auflage, 1808, hat mit Benützung der Platten in dieser letz-
teren Erneuerung die auf den früheren Ausgaben fehl enden Strassen zöge, wenig-
stens die wichtigeren, nach dem Bestände zu Anfang dieses Jahrhunderts nach-
getragen. Sie ist dadurch erkennbar, dass zuoberst rechts die Inschrift : Neueste,
durch Einzeichnung der Strassen, Wege etc. etc. verbesserte Ausgabe im Jahr
1808. Linz. Im Verlage bei Friedrich Eur ich, mittelst eiuer besonderen
kleineren Kupferplatte an jener Stelle abgedruckt ist, wo sich auf der Ueber-
schrift der ersten Auflagen (Archid. Aust. Sup. Geog. descr.') die hier ausge-
schliffenen Worte: facta Anno 1667 befinden. 1826 wurden neuerlich Abdrücke
derselben Karte veranstaltet. Die Kupferplatten der Vischer'schen Karte, von
welcher noch im April 1797 der damalige Major Graf Rad etzky und der Haupt-
mann im Pioniercorps Graf Ha dick ein Exemplar zur Benützung bei den damali-
gen Kriegsoperationen ausgehoben hatten , befinden sich noch dermal im ständi-
schen Archiv zu Linz.
Behandlung, Grösse, Deutlichkeit und Schriftart des Stiches dieser ober-
österreichischen Karte stimmen so ziemlich mit jener der von demselben Kupfer-
stecher ausgeführten Vischer'schen Karte von Unterösterreich überein; letztere
erscheint jedoch um einen Grad zarter ausgeführt. An Wichtigkeit für die alte
Topographie beider Kronländer stehen beide Karten, ungeachtet ihrer theilweise
erheblichen Unrichtigkeiten der Situation, doch insbesondere wegen der verhält-
nissmässig deutlichen Einzeichnung der einzelnen Orte mit ihren Kirchen , der.
Schlösser , Klöster , wie der damals noch ungleich wenigeren Burgruinen, auf
gleicher Stufe ; beide Karten können in topographischer Beziehung noch viel ein-
dringlicher und fruchtbarer benützt werden , als dieses bisher der Fall gewe-
sen ist.
II. Karte von Unterösterreich. 1669—1670 aufgenommen; 1670
in Kupfer gestochen.
a) Erste Auflage vom Jahre 1670; mit der Ueberschrift: Archiducatus
Austriae Inferioris Accuratissima Geographica Descripti Authore Georgio
Matthaei Vischer Tyrolensi. In 16 aneinanderzupassenden Blättern, deren
jedes 11 Zoll 4 Linien hoch, 16% Zoll breit ist. Zusammengefügt misst demnach
die Karte 3«/* Fuss 4 Linien in der Höhe und 5 1 /* Schuh Breite. Der Massstab
ist Vm-ooo- Die Aufnahme, sowohl in Bezug auf die Gebirge, als auf die Oert-
lichkeiten ist in der Vogelperspective, und insbesondere deswegen von besonde-
rem geschichtlich-topographischem Werthe, weil auch hier alle grösseren Orte,
Schlösser, Stifte, Ruinen u. s. w., wenn auch in sehr kleinem Maassstabe, doch
Leben ind Wirken des Geographen G. M. Vischer. 1 5
dem Wesen nach in Bezug auf den Stand der Erhaltung noch deutlich erkennbar
eingezeichnet sind, insbesondere für jene Oertlichkeiten von Wichtigkeit, welche
sich in Vischer's Topographie derselben Bezirke nicht im grösseren Maassstabe
der Aufnahme finden.
Die Verbindungswege zwischen einzelnen Orten u. s. w. sind nirgends an-
gegeben; nur die Poststrassen von Wien aus über Neustadt, Neunkirchen u. s. w.»
dann jene über Hollabrunn bis Znaim, sowie die über Wolkersdorf, Mistelbach
bis Nicolsdorf, jene über Sieghartskirchen und Perschling nach St. Polten und
von da nach Melk, Kemmelbach, Strengberg bis Enns , endlich jene von Pulkau
über Fratting nach Zlabing, sind ungefähr in solcher Art angedeutet, wie wir
nach heutiger Manier chartographischer Zeichnung einen Wall darstellen würden.
Von dem mannigfachen Randschmuck dieser Karte mag hier nur das Por-
trät und das Wappen Vischer's angeführt werden, welche sich auf dem letzten
Blatte (Nr. 16) der ersten Ausgabe befinden. Das „Melchior Küsell Aug.
fecit, Aug. find. 1670* auf demselben Blatte belehrt auch über den Namen des
fleissigen Kupferstechers, der diese mühevolle Aufnahme Vischer's in Metall
ausgeführt hat.
b) Zweite Auflage vom Jahre 1697. Eine, mit Benützung der Platten der
ersten Ausgabe, durch Ausschleifungen, Umänderungen und Nachträge» dem ur-
sprünglichen Verfasser gegenüber undankbare, doch aber verbesserte und durch
ein Ortsverzeichniss vermehrte zweite Ausgabe.
Die Ueberschrift lautet hier: Archiducatus Austritte Inferioris Geogra-
phica, et Nouiter Emendata Accuratissima Descriptio, Die Worte: Aufhöre
Georgia Matthaei Vischer Tyrolensi, wie auf der ersten Ausgabe steht, sind hier
undankbarer Weise gänzlich hinweggelassen ; in Verbindung mit der Ausschlei-
fung des Porträts und Wappens Vi seh er's auf dem letzten Blatte der ersten
Ausgabe ist diess aber Beweiss, dass Vischer 1697 bereits verstorben war, da
man bei seinen Lebzeiten gewiss nicht die Stirne gehabt hätte, auf dessen viel-
leicht ruhmvollstem Werke jedes Andenken an den hochverdienten ursprünglichen
Verfasser bis auf die letzte Spur wegzutilgen, dafür aber — zur Täuschung der
Nachwelt über das eigentliche Verdienst um das, ungeachtet aller Gebrechen, für
immer höchst schätzbare Werk — zwei ruflose Namen zu substituiren , deren
Antheil an dieser Karte kein anderer ist, als was J. Grimm (WB. I, LXVIII.)
bei ähnlichem Vorgange so trefflich als „armes Flicken am Zeug" bezeichnet.
Sowie Name» Porträt und Wappen Vischer's wurde auch der Name des
ursprünglichen Kupferstechers Küsell ausgeschliffen und dafür Jacobus Hoff-
mann und Jacobus Hermund t sculps. eingetragen, ohne Zweifel die Namen
der undankbaren Bedactoren dieser zweiten Auflage , über deren anderweitige
Verdienstlichkeit aber die Nachwelt nicht das Geringste aufbewahrt hat. Wenn
auch mancherlei Verbesserungen bei dem Vergleich mit den Karten der ersten
Auflage sich herausstellen, so ist die Verdienstlichkeit der beiden letztgenannten
doch keinesfalls so gross, dass sie zur trüglichen Substituirung ihrer Namen statt
jenes Vischer's berechtigte, um so weniger, als höchst wahrscheinlich die Ver-
besserungen nach einem von Vischer selbst noch corrigirten Exemplare der
ersten Auflage vorgenommen worden waren.
III. Topographie von Niederösterreich. 1676 — 1671 aufgenom-
men» 1672 in Kupfer gestochen. Gestochener Titel in Folio. Im Mittelstücke
liest man : Topographia Archidvcatvs. Avstriae lnf-Modernae seu Controfee vnd
Beschreibung aller Statt Cluster vnd Schlösser wie sie anietzo stehen in dem
Ertzherzogthumb unter Oesterreich. Heervorgebracht im Jahr 1672. CumPriv.
Sac. Caes. Ma. unten: Durch Mühesamen FUiss Georg Matthei Vischer. Gebgr.;
16 F. Siiaony. J. Feil.
am untersten Rande : Tobias Sadler sculp. — Derselbe Titel ist jedem der Wer
Viertel, nach denen die Bilder dieser Topographie abgetheilt sind» vorgesetzt,
und nur in einem Ovalstücke zuunterst sind die Bezeichnungen der einzelnen
Viertel eingetragen, nämlich : 1. Das Viertel vnter Wienerwaldt. — Das Vier-
tel ob Wienerwaldt. — 3. Da» Viertel vnter Mannhartsberg. • Das Viertel ob
Mannhart sberg.
Die Bilder jedes der vier Viertel sind fortlaufend numerirt , und befinden
sich, mit nur ein paar sogleich zu erwähnenden Ausnahmen, stets je zwei über-
einander auf einer Kupferplatte von 8 Z. 3 L. Höhe und 6 Z. 3 L. Breite. Jedes
dieser Bildchen ist 5 Z. 9 L. — 10 Z. breit, 3 Z. 10 L. hoch.
Jedem einzelnen Viertel ist eine Landkarte desselben vorgebunden,
14 Z. breit, 9 Z. 10 L. hoch; Reductionen der grösseren Vischer'schen Karte.
Ausser den bemerkten kleineren Bildern , aus denen die Topographie fast
ausschliesslich besteht, sind aber dem Viertel U. W. W. noch insbesondere sie-
bet grössere Ansichten (13 Z. 4 — 6 L. breit, 3 Z. 10 L. hoch) vorange-
schickt, jede mit der Bezeichnung : G. M. Vischer Geograph, delin. Gegenstand
dieser Darstellungen sind vorerst vier Ansichten von Wien mit den Vorstädten
u. s. w. und zwar : i. Prospectus Orientalis Viennae Metropolis Austriae.
2. Prospectus Meridionalis. 3. Prospectus OccidentaUs. 4. Prospectus Sepien-
trionalis. (Für die alte Topographie der Wiener Vorstädte bisher noch viel zu
wenig beachtet.) 8. Der Kayserliche Burg Platz in Wienn. 6. Die Kayserliche
Burg zu Wienn von Occxdent anzusehen. 7. Die Kayserliche Favorita bei
Wienn (das nunmehrige Theresianum).
Die Anzahl der hierauf mit n. 8. neu beginnenden weiteren kleineren Bil-
der der Topographie des V. U. W. W. beläuft sich auf 118, und endet nicht völ-
lig genau mit n. 124; denn werden die erwähnten sieben grösseren Ansichten
von Wien eingerechnet, so ergibt sich richtiger fürs V. U. W. W. eine Gesammt-
zahl von 125 Ansichten. Jene des V. 0. W. W. beläuft sich auf 138 (das letzte
Blatt: Die Strass iber den Terz avs Oesterreich in Steyermarch , ist das einzige
rein landschaftliche, als solches aber nichts weniger als gelungene Bild); V. U.
H. B. endet mit 102, V. O. M. B. mit 142, dem aber ein nicht numerirtes, die
Probstey Zwetl im Liechtentaal, auf einer Kupferplatte , deren untere Hälfte leer
geblieben, beigefügt ist. Somit enthält ein vollständiges Exemplar der unteröster-
reichischen Topographie 4 gestochene Titelblätter, 4 Karten und 514 Abbildun-
gen, darunter sieben grössere Folioblätter.
Den Schluss bildet ein auf 10 Grossfolio-Seiten gedrucktes Verzeichniss
der im Bilde dargestellten Orte aller 4 Viertel, fortlaufend alphabetisch gereiht,
unter Beisetzung der damaligen Besitzer derselben.
Was die Ausführung dieser Kupferstiche anbelangt, so überbietet sie bei
weitem jene in der oberösterreichischen und steiermärkischen Topographie so-
wohl an Nettigkeit und Klarheit, als vor allem an wohlthuender Gleichförmigkeit
des Stiches. Zwar sind in der steiermärkischen Topographie einzelne von
A. Trost gestochene Bilder noch feiner, ja in gewissem Sinne geistreicher aus-
geführt; allein dafür findet sich in der niederösterreichischen Topographie auch
nicht ein Bild so roher Aetzung , wie deren die steiermärkische Topographie so
viele, und jene von Oberösterreich in überwiegender Mehrzahl besitzt.
Wo die Kupferplatten zur Vischer'schen Topographie von Niederöster-
reich hingelangt sind, war nicht zu ermitteln. Sie wurden nach dem ursprüngli-
chen Contracte mit den n. ö. Ständen, bloss gegen Verpflichtung zur Ablieferung
von 200 Abdrücken, in Vi seh er's Händen belassen, und es ist nicht bekannt,
dass sie etwa später an die Stände abgegeben wurden.
Leben und Wirken des Geographen G. M. Vtooher. 17
IV. Abriss der Wieselburger Gespannschaft und der der
Grafschaft Ungarisch- Altenb arg. 1672. — Dass V. einen solchen Ab-
riss (Bild, Zeichnung; Grimm WB. I, 91) gemacht hat, ist dadurch erwiesen,
dass ihm 1672 wegen vnderschiedlich verehrten Kupferexemplaren der 2 Vtertl
Ober- vnd vnder Wiener Wald auch wegen gemachten Abriss derMossonien-
siechen (nicht wie es bei Schlager offenbar unrichtig heisst: Massoviensi-
schen) Gespannschaft und Grafschaft hungarisch Altenburg eine re-
compens mit 400 fl. vom Hofe zu Theil wurde (Schlager an dem oben beru-
fenen Orte S. 720). Es ist dem Autor ungeachtet der emsigsten Umfragen leider
nicht gelungen, die entfernteste Spur von der Existenz dieser Abbildung (wahr-
scheinlich in der Vogelperspective) zu erkunden. Nach der Abfassung der obigen
Stelle ist es sogar unbestimmt, ob V. bloss eine Zeichnung im engeren Sinne,
oder Exemplare eines Kupferstiches dieser Aufnahme überreichte, da in Bezug
auf die beiden Wienerwalder Viertel ausdrücklich mehrerer Kupferexemplare
erwähnt wird, dagegen hinsichtlich der Wieselburger Gespannschaft nur ein ab-
riss. — Vielleicht gelingt es anderwärtigen Forschungen, über diese Arbeit V/s
in Zukunft sichere Kunde zu erlangen; vorläufig sei hier wenigstens auf die Be-
weisstelle für den einstigen Bestand einer solchen Aufnahme hingedeutet, um zu
weiteren Erkundigungen anzuregen.
V. Topographie von Oberösterreich. 1667 — 1668 aufgenommen,
1669—1674 in Kupfer gestochen.
A. Erste Ausgabe. Mit einem gedruckten Titel : Topographia Austritte su-
perioris modernae. Das ist: Contrafee vnd Abbildung aller Statt Clöster Herr-
schafften vnd Schlösser , dess Erz-Hertzogthumbs Oesterreich, ob der Enns,
welche Theils nach freyemAug, Theils nach der Per spectivae Kunst advivum de-
liniert vnd abgezeichnet worden, sambt einer Specification der jetzigen Herrn
Possessoren vnd besitzer. Hervorgebracht durch Aigen-händige Mühe vnd Vn-
kosten Georg Matthaei Vischer, der löbl. N. 0. Landschafft geographi. (Wappen
von Oberösterreich, mit dem Herzogshut bedeckt, von zwei Engeln gehalten.)
Mit Rom: Kays: Majest: Privilegio vnd Freiheit, im Jahr 1674.
Das auf 8 Querfolio-Blättern mit den beigefügten Namen der damaligen
Gutsbesitzer abgedruckte Verzeichniss der zu dieser Topographie gehörigen Ab-
bildungen weiset 222 Nummern aus. Die Ausführung der einzelnen, in der ersten
Auflage nicht mit fortlaufenden Zahlen bezeichneten Blätter ist grösstentheils nur
mittelmässig; mehrere sind schlecht; kaum ein paar gut Im Ganzen steht diese
Topographie an Nettigkeit der Ausführung jener von Niederösterreich und Steier-
mark weit nach ; doch muss dabei in Anschlag gebracht werden , dass sie die
erste der von Vi seh er herausgegebenen war, und dass überhaupt der Stich
dieser Blätter zu Augsburg durch den oder die hiefür benützten Kupferstecher
unserem Vis eher viele Verdriesslichkeiten und längeren Aufschub des Erschei-
nens verursachte. Jedes Blatt ist auf einer besonderen Kupferplatte in Klein-
Querfolio gestochen. Der Umfang des Bildes innerhalb der Einrahmung wechselt
in der Höhe zwischen 4 Z. 3 L. — 5 Z. 8 L., in der Breite zwischen 6Z. — 7 Z.
9 L. , nur das Lambacher Blatt ist im Bahmen ll , / 2 Z. breit und 8 Z. hoch.
B. Zweite Ausgabe. In der durch Eu rieh zu Linz veranstalteten neuen
Ausgabe der V/schen Topographie von Oberösterreich, in welcher mehrere Plat-
ten schon sehr ausgedruckt erscheinen, wurden vier der älteren Blätter (entwe-
der weil die Kupferplatten seither verloren gegangen, oder bereits allzusehr abge-
nützt waren) durch neue Stiche ersetzt, übrigens die 222 Ansichten fortlaufend
mit Nummern versehen.
NUtheilungen der k. k. geogr. Geiellichaft. II. Bd. 1. Heft. "
jg F. Simony. J. Feil.
VI. Allgemeine Erdbeschreibung. 1674. Relatio geographica Ic-
cari senioris , Das ist : Kürtzeste Weltbeschreibung. So begreifft Entlieh die
ganize Welt, dann Die vier Theil der Welt, Jedweder er Theil seine Reich, jed-
weder es Reich seine Provintzen, jede Provitdz sein Haupt vnd vornehme Städte,
Alles mit eigentlichen Nahmen nach den besten Land- Carthen gezogen vndande*
ren Authorn beschrieben durch Georgium Matthaeum Vischer einer HochlöbU
N: 0: Landschaft Geographum, Mit Rom: Kays: Maj: Privilegio vnd Freyheit nicht
nachzudrucken. Gedruckt zu Grätz, Bei den Widmannstetteri*chenErbenl674.
Kl. Fol. Das erste unpaginirte Blatt enthält die Dedication an die n. ö. Land-*
stände; darauf folgen 18 Seiten Text.)
VII. Ansicht der Stadt Wien. 1675. Dieselbe besteht aus zwei gleich
grossen, genau aneinander passenden Kupferplatten, HZ. hoch, und zusammen»
gefügt 38 Z. 4 L. breit.
In der Mitte des Bildes links und rechts vom St. Stephansthurm steht:
Wien in Oesterreich. Auf einem der zwei von Engeln gehaltenen Schrift-
streifen, in den beiden oberen Ecken liest man zur Linken:
Dis ist die Kaysers Stau wo sich der höchste Sitz \ Mit May estäten rühmt
vnd der begottert Blitz | Vom Ertzhaus Oesterreich die feste mauren rührt, | So
dass sich selbst die Welt mit dieser Wohnung zirtl \ Hier blineken Scepter
Fron! hier seind Natur, vnd Kunst \ Vermählt mit gleichem band durch frohe
himmels gunst! \ Theilt sich der Adlers flug hier in der höhen aus | Vnd Stutz
mit Roth vnd Fleiss, das Reich vnd eigen Haus !
In der rechten Ecke :
Beglückte Segens Statt: Es müssen deine thor | Von nun an sicher sein
vnd legen sich daruor | Der Cherubinisch Schutz damit in fridens stand \ Gott
vnd die Mayestätt besegne leut vnd land. \ Ja wo ein Rauber sich was wagt zu
nach herbei \ den reiss in Starkemgrimm die Adlers Klaw entzwei \ Alsowmschet
\ Georg Matthäus Vischer N.O. Geographus.
In der untern Ecke steht : Cum Priuilegio Sac: Cos: Mayestatis. Ausser*
dem sind zu beiden Seiten unter 33 Nummern die meisten der auf dem Bilde
sichtbaren Kirchen und anderer Gebäude erklärt. Eine Jahreszahl findet sich
auf dem Bilde nicht. 167S war der Kupferstich aber gewiss schon beendet» denn
in diesem Jahre erhielt Vischer vom Wiener Magistrat 36 fl. wegen überreichs-
ten Kupferstich der Stadt Wien mit der oberösterreichischen Topographie«
Das Bild zeigt die innere Stadt Wien, von Westen angesehen nach Osten
hin, in ihrer ganzen nach dieser Seite sichtbaren Ausdehnung» von der Löwel«*
bastei mit der nahen Schottenkirche, bis zur Stubenthorbastei mit der damaligen
Jesuiten- (nachmals Universitäts-) Kirche. Ziemlich in der Mitte überragt das
St. Stephansmünster mit dem hohen Thurm die übrigen Gebäude; im Vorgrundt
zeigt sich die Kaiserburg, mit noch sichtbaren drei Eckthürmen (Jeder mit Sturm-
gallerie und Zwickeldach) des alten Burgbaues, des heutzutage sogenannten
Schweizerhofes.
Es muss später eine theilweise Umarbeitung des ersten Stiches vorgenom-
men worden sein, da dieser bereits 167S vollendet war, dagegen aber auf den
jetzt vorkommenden Exemplaren nächst der Burg bereits das neue Gebäude der
k. k. Hofbibliothek, welches erst in den Jahren 1722 — 1726 ausgeführt wurde»
wenngleich in unverhältnissmässig kleinem Maasstabe eingezeichnet ist.
VIII. Grosse Langansicht der Hauptstadt Gratz. 167S. Aus zu-
sammenpassenden Blättern bestehend; im Ganzen 35 Z. 3 L. breit, 10 Z. 7 L.
hoch, mit der Ueberschrift: n Grätz die Haubt Statt in Hörtzogthumb Steyer. u
Die Stadt mit dem noch wohlerhaltenen alten Schlosse auf dem die Stadt beherr-
Leben und Wirken des Geographen G. M. Yischer. 19
sehenden Schlossberge zeigt sich nach der Länge der Mur; am Fasse des
Schlossberges : Der Änderte Sakh und Der Dritte Sakh, links: der Rosenberg
mit einem grösseren Pavillon mit Kuppel und 4 runden Erkerthörmchen ; weiter
rechts das Schlösschen mit den 4 Eckthürmen; rechts etwas tiefer St. Leonhard,
in der Tiefe : am Graben.
In der Mitte des Bildes ganz yorne gewahrt man das Murthor mit der Mur-
brücke; in der Mitte der letzteren eine Art hölzernes Blockhaus mit Durchfahrt
und Durchgängen , an welchen Wagbalken mit Ketten zum Aufziehen der Fall-
brücken sichtbar sind. Die beiden Gehwege zwischen dem Blockhause und dem
eigentlichen Stadtthore sind bedeckt, an jeder dem Flusse zugekehrten Seite
verschallt und mit 5 kleineren Fensterchen versehen, nach Innen durch eine höl-
zerne Brustwehre vom Fahrwege abgesondert. Auf den Hügeln zur Rechten
erblickt man noch das St. Martinskloster. Die Stadtbefestigung schliesst hier mit
dem neuen und Eisenthor. 25 Nummern erklären die dargestellten Einzelheiten
in der Stadt.
In jeder der beiden oberen Ecken finden sich zwei Vignetten mit kleineren,
aber deutlich ausgeführten Ansichten von Gratz, den Schlossberg in der Mitte.
In solcher Gestalt zeigt sich wenigstens die Langansicht ven Gratz, welche
die Wiener k. k. Hofbibliothek in ihrer Kupferstichsammlung aufbewahrt. Der
Name des Zeichners oder Kupferstechers findet sich aber nirgends angemerkt.
Da jedoch erwiesen ist, dass Vis eher 1678 eine Ansicht der Stadt Gratz, in
Kupfer gestochen, den steiermärkischen Ständen zur Revision überreicht hatte,
und ausserdem nicht ein anderes derartiges Bild Vis cher's bekannt ist (denn
die kleinere Ansicht dieser Stadt in der steiennärkischenTopographieVischer's
kann hier wohl nicht gemeint sein, da Vis eher auch eine Karte mit einer kur-
zen Beschreibung von Gratz, sowie die in dieser Stadt befindlichen landesfürstli-
chen und ständischen Behörden beizufügen beabsichtigte), da überdiess auf dem
Bilde durchaus jene auffallige Bestimmtheit und Sicherheit herrscht, die Vi-
scher's Abbildungen so vorteilhaft charakterisirt, so durfte es keinem Zweifel
unterliegen, dass die eben besprochene Langansicht die von Vis eher gezeich-
nete und 1 675 in Kupfer gestochene ist. Kaum dürfte sobald eine zweite Stadt
in so schönen, grossen und bestimmt ausgeführten Zeichnungen ein Bild ihres
Aussehens in älteren Zeiten aufzuweisen haben, als Gratz in der hier besproche-
nen Viscber'schen Abbildung.
IX. Karte von Steiermark. 1673 — 1675 aufgenommen, 1678 in
Kupfer gestochen von Andreas Trost. Ueberschrift: Styriae Ducatus Fertüis-
simi Nova Geographica Descriptio Authore G. M. Vis eher 1678. In zwölf
gleich grossen Blättern, jedes 11 Z. 8 L. hoch, 16 Z. 10 L. breit; also die
ganze Karte zusammengesetzt: 3 Schuh, 10 Z. 8 L. hoch, 4 Seh. 6 L. breit.
Der Maasstab der Ausführung Vmooo ist nur 11% kleiner, als der von Vi seh er
auf der ober- und unterösterreichischen Karte eingehaltene.
Wie die grösseren Karten Vischer's von Ober- und Unterösterreich , ist
auch die Karte von Steiermark mit reichen Emblemen und Inschriften geschmückt;
ebenso sind die Gebirge, grösseren Gebäude, Schlösser, Kirchen, Klöster u. s. w.
in gleicher Art behandelt wie dort. Der Stich von A. Trost ist wohl feiner als
der auf den beiden anderen Karten, weshalb die Platten auch schon früher als
jene an Schärfe bedeutend verloren , doch weniger sicher und bestimmt als
auf jenen.
X. Ansichten von Kremsier. 1679. 1690. Die ferst - bischofliche
olmvcische Residenz-Stadt Cremsier sambt denen neckst darbey Neuerhobt, ton
Grund zugericht und erbauten Lvst- Blvm- md Thiergarten. Gezeichnet durch
b*
20 F. Simony. J. Feil.
Georg Matthaeua Vischer kayserl. Edlknabn Mathematico. Diesen Titel führt
das erste der drei Grossfolio-Blätter in dem in kleinerem Querfolio erschienenen
Bilderwerke über das vom Fürstbischof Carl von Liechtenstein um 1690 neu
erbaute, nach dem Brande am 16. Harz 1752 vom Fürstbischof L. Friedrich Ton
Egkh noch prächtiger hergestellte Residenzschloss und über den 1673 angeleg-
ten Lustgarten zu Kremsier, mit seinen Grotten, Bildsäulen, der über 300 Klftr.
langen Gallerie, Wasserkünsten u. s. w.
Dieses Werk gehört desshalb zu den Seltenheiten, da es der gedachte
Fürstbischof nur zu Geschenken bestimmt hatte (die Wiener k. k. Hofbibliothek
besitzt kein Exemplar desselben, wohl aber die fürstlich Liechtensteinische
Bibliothek.)
XL Topographie von Steiermark, 1673—1676 aufgenommen, 1681
der grosste Theil des Stiches der Kupfer sammt dem Titelblatt bereits beendiget
Das gestochene Titelblatt zeigt in einem Schriftstreifen oberhalb einem vom
Herzogshut bedeckten Medaillon mit dem steirischen Panther die Aufschrift :
Topographia Ducatus Stiriae 1681. Cum Privileg. Sac : Caes: Mag.; in der
unteren Ecke : Avthore et Delineatore Georgio Matheo Vischer.
Ein gedrucktes Titelblatt mit der Inschrift : G. M. Vischers Kayserlichen
Geographi \ Topographia Ducatus Stiriae, \ Das ist: Eigentliche Delineation
und Abbildung aller \ Städte, Schlösser, Marckfleck, Lustgärten, Probsieyen,
Stiffter, | Clöster und Kirchen, so sich im Herzogthumb Steyermark befinden ; |
Und anjetzo \ Vmb einen billigen Preyss zu finden seynd \ Bey Johann Bitsch
Universitäts Buchhändlern Auff dem Juden- Platz (in Wien) bei der güldenen
Säulen, wurde wahrscheinlich erst der neueren Ausgabe (nicht Auflage) un-
gefähr v. J. 1700 beigegeben.
Die steiermärkische Topographie war die letzte der von Vischer, und zwar
unter schwierigen Verhältnissen nur mit langen Unterbrechungen zu Stande ge-
brachten drei Topographien. In der Zeichnung und mehr noch im Kupferstiche
zeigt sich eine auffallende Verschiedenartigkeit zwischen der sorgfältigsten und
nettesten bis zur rohesten Ausfuhrung. Der längere Zeitraum , welcher von der
ersten Aufnahme bis zur endlichen Herausgabe verstrichen war, hatte auch in
den dargestellten Gebäuden theilweise erhebliche Aenderungen durch seither aus-
geführte Neubauten von Kloster- und Herrschaftsgebäuden u. s. w. herbeigeführt,
so dass später auch Abbildungen der letzteren ausgeführt und die älteren theil-
weise verworfen wurden. Während nun über die Anzahl der zur unter- und ober-
österreichischen Topographie gehörigen Blätter kaum ein Zweifel besteht, zumal
da den vollständigen Exemplaren ein gedrucktes Verzeichniss der dargestellten
Oertlichkeiten mit der Aufführung der damaligen Besitzer beigebunden ist, herrscht
in Bezug auf die Blätterzahl der stetermärkischen Topographie grosse Unsicher-
heit. Zwar ist auch für diese ein gedrucktes derartiges Verzeichniss angefertiget
worden ; allein Exemplare, denen dieses beigebunden ist, gehören zu den grossen
Seltenheiten, und auch in diesem fehlen mehrere zn dieser Topographie gehörige
Bildchen, welche (wahrscheinlich nach Vis che r's Tod) von A. Trost gezeichnet
und gestochen wurden. Es dürfte daher nicht nur gerechtfertigt sondern für
Sammler sogar erwünscht sein, wenn hier ein Verzeichniss der zur steiermärki-
schen Topographie gehörigen Bilder nach den vollständigsten dem Autor bisher zu
Gesichte gekommenen Exemplaren , nämlich nach jenen, die sich in der Wiener
k.k. Hofbibliothek, dann im Besitze des Joanneums, der Universitätsbibliothek und
der Herren Formentini und Scheigerin Graz befinden, von denen das Exem-
plar der Hofbibliothek und jenes S c h e i g e r's bei weitem die vollständigsten sind,
abgedruckt wird, wobei die Nummern des gedruckten Verzeichnisses beibehalten,
Leben and Wirken des Geographen G. H. Vischer. 21
und die übrigen Blfitter eingereiht wurden, die (im gedruckten Verzeichnisse
einigermassen abweichende) Orthographie der Orstbenennungen aber nach den
auf den einzelnen Bildchen stets befindlichen Aufschriften beibehalten wurde.
Die Grösse der einzelnen Blätter innerhalb der Einrahmung variirt in der
Höhe zwischen 7 Z. 3 L. — 10 Z., in der Breite zwischen 4 Z. 7 L. — 6 Z.
Yon jenen Blättern, deren Ortsnamen hier ein * beigefügt ist, befinden sich die
Kupferplatten noch dermal im Besitze der Herren Stände für Steiermark und
werden im ständischen Archive zu Graz aufbewahrt.
1. Admont. 2. Admontpihel. 3. Afflenz. 4. ° Alling. 5. *Ahaimb. 6. *Aich-
berg (im gedruckten Verzeichniss : Auchberg) Tgl. auch unten n. 433. 7. *Aich-
perg. 8. Aigen. 9. Ainädt (Viertl. Judenburg). 10. Ained in der Grafschaft Cilia,
11. *Algerstorf. 12. Altenberg ins gemein Tavsentlvst 13. •Altenbvrg. 14. Atlen-
hofen, IB. *AJt-Khainach. 16. *Alt-Kainach. 17. a) Anckhenstein. b) Anckhen-
stein. c) Anckhenstein. 18. Arnfels. 19.Avffen. 20.Authal. 21. *Baidorf. 22. *Bei-
lenstein. 23. •Bereneck. 24. # Berglav. 25. Berneck. 26. Bertolstein. 27. *Bischof-
eckh. 28. Probstey Biber. 29. *Brvnnberg. 30. Brvnnsee. 31. Bvrckhstal. (V.
zwischen Mur und Drau). 32. *Byrckstal (V. Cilli). 33. a) Die Bvrg in der Statt
mahrburg. b) Burg, wie sie in der Statt zu gesicht kombt, 34. *Bvrg vnd Statt
Feistriz (V. Cilli), vgl. auch unten 424 und 425. 35. •BvrgSchleiniz. 36. a) *Bvr-
gav. Wiess zu dem Eingang Vnd Mitternacht hero gesehen wird, b) 'Herrschaft
Bvrgav. Wie Sie von osterreich her gesechen wirdt. c) Herrschaft Bvrgav, Wie
Sie yon Vngarn her gesechen Wirdt. d) *Der Garten zv Bvrgav Vnd prospect
daselbsten. 37. •Cammerstein. 38. Capfenstein. 39. # Carl-Av. 40.*Cüia. 41.*Com-
roenda Malteser Ordens zv F>rstenfeld. 42. Corpula. 43. a) Dann. Gegen Aufgang
der Sonnen, b) Dann gegen Vntergang der Sonnen. 44. Diernperg. 45. *Diern-
stain. 46. *Donnegg. 47. Donnersbach. 48. Dornhofen. 49. 'Dorneckh. 50. *das
Doabelbad. 51. Dornau. 52. Drakenbvrg. 53. *Ebensfeld. 54. Das Fyrstlich
Schloss Eggenberg. 55. •Ehrnhavsen. 56. *Ehrnav. 57. *EibesfeId. 58. •Eggen-
stein. 59. a) Eibeswald, b) Eibeswald (andere Ansicht). 60. *Eppenstain.
61. *Erlachstein. 62. Die Fall. 63. Falckhenbvrg. 64. *Farach. 65. •Feystritz.
66. ♦Feistrizhof. 67. •Felden. 68. Feldenhofen. 69. *Feistriz. 70. Finckheneckh.
71.*Forchtenstein. Neymarkt in Ober-Steyer. 72. •Forchtenstain. 73. *Freidenav.
74. *Freipihel. 75. a) Freiperg. b) Freiberg; von einer anderen Seite aufgenom-
men, c) Freyperg Wieesvon der Sonnen Aufgang gesechen wird, d) Freyberg
Wie Von Nidergang zu Sehen. 76. *Freyenstein. 77. *Fridberg. 78. *Fridhofen.
79. *Statt und Schloss Fridav. 80. «Fridstein. 81.Fraventhal ins gemein S. Virich
genant 82. *Fravenbvrg. 83. *Fravheim. 84. •Fravhaimb. (V. Mur.) 85. •Frons-
berg. 86. *Statt Fürstenfeld. 87. Forchteneg. 88. *Galenhofen. 89. Gallenstein.
90. *Ganowiz. 91. Geiaidhof. 92. *Geirach. Abkomene Carthusen. 93. •Gilgen-
perg. 94. •Gilgenpihel. 95. *Gleichenberg. 96. Gleinstötten. 97. ^Goppelspach.
98. Das Hochadeliche Ivngraw Closter Göss. 99. Gösting. 100. »Grabenhof.
101. »Grafenegg. 102. •Gradisch. 103. *Graschniz. 104. *Graz. Die Haubt statt
in Herzogtum Steyer. 105. a) Das Landhavs mit seinem Prospect in Grätz. b) das
Landhavs Graz Wie es inwendig zusehen. 106. •Greisseneck. 107. •Grienberg.
108. # Grienbihel. 109. Gross Lobming. HO. Grossontag. 111. Grottenhofen.
H2.Grveb. H3. # Grvebegg. 114. # Grvebhofen. 115. Probstey Gstadt. 116. Gve-
tenberg. 117. # Guetenpiche(l). 118. a) Gvtenhaag. Wie es die von Moheregg
Körnende anzusehen haben, b) Gvetenhaag Wiess denen von Grätz Khomenden
ins gesicht khombt. c) Gvttenhaag. Wie es denen von Pettao Körnenden ins ge-
sicht fallet, d) Gvtenhaag. Wie es denen von Rakaspurg Körnenden erscheinet.
119. Gvmpenstein. 120.Hailenstein. 121 . Hainfeld. 122. Hainrichsperg. 123. Hai-
22 F. Simony. J. Feil.
benrain. 124. Hanfeiden. 125. Hardt. 126. a) 'Statt yad Schloss Hartberg,
b) «Schloss zu Hartberg. 127. *Harmannstorff. 128. «Hartenstein. 129 V,. Hardt-
mannsdorff. 129. «Havs am Bacher. 130. Havzenpihel. 131. «Heggenberg.
132. *Helfenperg. 133. «Herberg. 134. a) Perspectiuischer Aufzug des Schloss
Herberstein, b) Herberstein. Wie es von Mittag her anzusehen, c) Herberstein«
Wie es von septentrion gesechen wirdt. d) Das Schlos Herberstein sambt dem
lustgarten alda in perspectiu. 136. «Herberstorf. 136. Herberstorf. 137. «Hinten-
feld. 138. «Hofrain. 139. Hohenwang. 140. «Hohenbrvckh. 141. Hohenbvrg.
142. Holeneckh. 143. Hornegg. 144. «Iamnik. 145. Iaringhof. 146. «Ienners-
torf. 147. «IrnfrizdorfF. 148. «Judenburg. 149. # Krainberg. ISO. «Kaiserberg.
151. «Kalstorff. Wie es von vngarn her anzusehen. 152. «Kapfenberg. 153. Katsch.
154. Kilb). 155. Kirchberg an der Raab. 156. «Kirchberg. 157. «Klaffenau.
158. Klech. 159. «Knittelfeld. 160. Konigsperg. 161. Kopreinig. 162. «Koren-
berg. 163. *Kroispach. 164. «Kranichsfeld. 165. Schloss Krembs. 166. Kriegla.
167. «Krotendorf. 1 68. Krottenhof. 169'/,.Kymberg. 169. Klingenstein. 170. La-
beckh. 171. Lanachhoff. 172. Lanckhowiz. 173. a) Landsperg. b) «Landsperg.
174. Commenda Lech. 175. «Lehen. 176. «Lehenhofen. 177. Lembach.
178. «Lemberg. 179. «Statt Leoben. 180. «Leonroth. 181. «Leopoidstain.
182. *Lerchenreit. 183. «Schloss Liebenav. 184. *Liechtenegg. 185. Lichten-
perg. 186. »Liebental. 187. *Lidlhof. 188. Liechtenstein. 189. »Liechtenwald.
190. «Ligist. 191. Lilgenperg. 192. Limberg. 193. «Lintb. 194. Lorberay.
195. «Marckht Lvetenberg. 196. «Mährnberg. Ein Junckhfrau Closter S.Dominici
Ordens. 197. Malegg. 198. «Mannsperg. 199. «Statt Harchburg. 200. a) Mariae
Hilf. In der Wüesten Nechst der fall an der Draw denen PP: Benedictinern zu
S. Paul in Kärnthen gehörig, b) Maria Hif (sie) in der Wuesten. Nev erbavte
Kirch Wie Sie in wendig zusechen. 201. a) Contrafee der bekanthen Kirch vnd
Wallfarth Mariae Zell, b) Mariae Zell von der andern seithen. 202. Massenbvrg.
203. «Mässweg. 204. «Mavth. 205. Meli. 206. Meretinza. 207. Mihlhavsen.
208. «Minnichhofen, 209. «Mittersteinach. 210. «Mössendorff. 211. *Montpreiss.
212. Mosbrvnn. (Vgl. auch unten n. 425.) 213. «Moserhof. 214. Mvehreckh.
215. «Muehrau. 216. Nazareth. 217. Nechelheim. 218. «Negav. 219. Neidav.
220. «Nevclösterl. Prediger Ordens. 221. «Nevhavs. 222. Ney Kainach. 223.
«Nevschloss. 224. Neyberg, (Schloss V. Vorau). 225. Neyperg, (Stiflft). 226.
Neydorf. 226 «/ a . «Neystiffl. 227. «Oberbvrg. 228. «Oberndorf. 229. a. Ober-
fladniz. Wie es von Orient gesehen wirdt. b. Oberfladniz. Wie es von Occident
zu sehen. 230. «Oberlorenzen. 231. «Oberlytenberg. 232. Obermairhofen.
233. «Obermarhbvrg. 234. «Schloss ober Pettav. 235. «Ober Pvlska. 236. «Ober
Rackerspyrg. 237. «Oberraggitsch. 238. «Obersteinach. 239. «Schloss Oberthal
mit seinem Schönen Lustgarten. 240. «Statt Ober Wöltz. 241. «Offenbvrg.
242. «Der Freye Orthof nechst der Statt Grätz auf dem graben. 243. Osterwiz.
244. Otterspach. 245. «Die Packh. 246. «Packstein. 247. Sanctae Clarae Frauen
Closter im Paradeis genant nächst Judenburg. 248. «Pelinsperg. 249. «Penkh-
hof. 250. «Pettav. 251. Pfannberg. 252. «Pflamberg. 253. «Pihel. 254. «Pihel-
hof. (Franz Jos. Freih. v. Putterer gehörig.) 255. Pihelhof (Lor. Ehrnreich v.
Freidenbihl Erben gehörig). 256. «Pihelhof (Math. v. Fraidenegg gehörig).
157. «Pihleren. 258. «Pirchfeld. 259. «Pirchwisen. 260. Pischaz. 261. «Plan-
kenstein. 262. Pianchkenwart. 263. Pökach. 263. Pölä. Ein Styfft Canonicorum
Begularium. (Vgl. auch unten 427 und 428.) 265. Pols. 266. «Poppendorff.
267. «Pranckh. 268. «Prankherhof. 269.Pragwald. 270. Premstfttten. 271.«Prvgg
an der Muher. 272. «Puechenstein. (V. Cilli). 273. «Pvechenstein. (V. Vorau.)
274. «Pvx. 275. Rabenhof. 276. «Rabensperg. 277. «Rabenstein. 278. # Ra-
Leben und Wirken des Geographen G. M. Vischer. 23
ckherspvrg. 279, *Rogeis. 280. 'Kanten. 281. a. Sehloss Reggerspvrg Wiees
von Mittoaeht and Österreicher gesehen wirdt. b. Sehloss Reggersbvrg Wies von
Orient vnd Tyrkey her gesehen wirdt. (Man erinnere sich, dass nach der Erobe-
rung Ofens durch die Türken 1641 bis zur Vertreibung derselben aus Ungarn
1683— '1687 die türkische Grenze in derThat den Marken Steiermarks sehr nahe
war.) c. Sehloss Reggerspvrg Wie es gegen Mittagvnd der Windischen March
zusehen ist d. Sehloss Reggerspvrg. Wie es gegen Nidergang vnd von Carnthen
her geseehen wirdt e. Grundt Ryss des Sehloss Reggerspurg. 282. *Rettlstain.
283. Reichenbvrg. 284. # Reicheneckh. 28S. •Reiffenstein. (V. Cilli.) 286.*Reif-
fenstain. (V. Judenburg.) 287. # Reitenav. 288. *Reitenegg. 289. # Reintal.
290. +Rhain. (Vgl. auch unten n. 429.) 291. a. 'Rhein. Das Fyrstl. Styfft vnd
Closter Wie es von Occidente (sie) hiemali zu sehen, b. # Rhein. Das fyrstl Styfft
vnd Gloster Wie es von Occidente (sie) hiemali gesehen wird. 292. Rieggerstorf.
293. Rittengraben. 294. Rohitsch. 295. # Rohr. 296. Rorbach. Anietzo S: Joseph
genant. 297. Rotteneekh. 297V,. Rollav. (T.) 298. •Rottenfels. 299. Rotten-
pach* 300« # Rottenmann. (Stadt.) 301. •Stift Rottenmann. (Vgl. unten n. 423).
302. »Rottenturn in der Feystritz an der Muer. 303. # Sälhofen. 304. # Saloch
30». *S. Gothard. 306. # Sanct Iacob. 307. # S. Iorgen. 308. *S. Iohans. Ein
Closter der Reformierten August», er, Gestuft von Grafen Hans Max zu Herber-
stein, (V. Vorau.) 309. S. Iohanns. (V. Cilli.) 310. # S. Ioseph in Krobpach.
311. Das Fyrstlich vnd Exempte Closter S. Lambrecht 312. S. Mdrten.
Ein Probstey nechst Grätz. 313. *Saaneckh. 314. # Savrav. 31 8. Savrnprvn.
316. *Seccav ob Leibnitz. 317. a. Das Fyrstl. Tvmstyft Secav Wie es von Auff-
gang der Sonnen Zu sehen, b. Das Fyrstl. Tvmstyft Secav. Wie es von Occidenti
hiemali Zu sehen. 318. *Schachenstein. 319. Schaleckh. 320. *Seheifiing.
»21. Sehieleithen. 322. Schenpihel. 323. Schenstein. 324. *Sehlangenbvrg
Sambt der beyligenden Töplitz vnd Wildpad. 325. # Schladming. 326. Schmiern-
berg. 327. # Schratenberg. 328. Schwanberg. 329. # Schwarzhof. (V. Voran.)
330. *Schwarzhof. (Y. zwischen Mur und Drau.) — 331. *Schwarzenstein.
»32. 'Closter Seiz. 333. # Siessenheim. 334. Sigerstorfc 335. # Silberberg.
336. »Söding. 337. # Sölkh. 338. # Sparberspach. 339. •Spiegelfeld. 340. Spil-
berg. »41. SpUfeld. 342. # Spizhardt. 343. Stadl. 344. # Stainhof. 345. Stainz.
Ein Styfft Canonicorum RegiUarium. (Vergl. auch unten n. 430 , 431.)
34«. Stattenberg. 347. # Stein. 348. # Stermol. 349. Stibichhof. 350. Stibing.
351. Staralegg, zur Herrschafft Gutenhaag gehörig. 352. Das Fyrstlich Eggen-
bergisch Sehloss Strass. 353. # Strass Engl. 354. # Stravssenekh. 355. Stökl
atternedhst Arnfels. 356. Ströchä. 357. # Stvbeckh. 358. Stvbenberg. 359. Stv-
denitz. 360. Stvrmberg. 361 y,. Swölla. 361. Saveritsch. 362. •Talerhof.
363. Talhof. (V. zw. Mur und Drau.) 364. »Thalhof. (V. Ennsthal). 365. •Thal-
berg. 366 V». Thvrn. 366. Ternoviz. 367. # Tieffenpach. 368. *Tifer. 369.Trav-
lenbvrg. 370. a. »Trautenfels. Meridianalis fades, b. # Travtenfels. 371.*Travt-
manstorf. 372. # Tribein. 373. Tuna. 374. ••Turn. 374 i/*. # Turnisch. (T.) 374«/,. Tur-
noviz. 375. •Vanstorf. 376. a. Styfft Varav. b. Styfft Yarav. (Von einer anderen Seite
aufgenommen; vergl. auch unten n. 432.) 377. Vasoltsberg. 378. Vnter Fläd-
nitz. 379. Vnter Mairhofen. 380. Vnter Pvlskhav. 381. # Vntersteinach. 382. Vnter
Thaal. 383. # Statt Voitsperg. 384. •Sehloss Obervoitsperg. 385. # Vostenburg.
386. *Wagna. 387. Waldeckh. 388. Wallan. 389. •Waldschach. 390. Wald-
sfein. 391. • Wallenstein. 392. Wasen. 393. • Wasserberg. 394. »Waxenegg.
395. # Weinbvrg. 396. Weissenegg. 397. # Weiseggerhof. 398. Weissenhof
nechst der Statt Gratz. 399. Weissenthvrn. 400. # Weitenstein. 401 . Weiters-
Mi. 402. *Weixelstetten. 403. a. Wellstorf. b. Welstorf (Schlossgebftude
24 F. Simony. J. Feil.
allein). 404. # Weyer. (V. Judenburg.) 408. Weyer (V. Ennsthal). 406. # Wi-
derdries. 407. # Wildbach. 408. Wüdhavs. 409. Wildon. 410. Statt Windisch
Peistritz. 411. •Windisch Graz. 412. # Wintenav. 413. •Winterhof. 414. Wi-
sell. 415. •Witschein. 416. •Wolckhenstein. 417. Gloster Wolimia S. Pauli-
primi Eremitae Ordens. 418. •Wölänä. 419. Wvrmberg. 420. Probstey Zey-
ring. 421. •Zmell. 422. •Zschakatvrn in ober Steyer.
Ausserdem wurden aber,, vielleicht erst nach Vischer's Tode, einige
Platten, durch Andreas Trost gezeichnet und gestochen, neu angefertiget,
grösstenteils von Bauobjecten, welche seit dem Erscheinen des ersten Bildes
eine wesentliche Umstaltung erfahren hatten; theils aber auch, — und dieses
dürfte höchst wahrscheinlich noch zur Zeit geschehen sein, wo Vis eher am
Leben war — bei solchen Aufnahmen, wo der erste Kupferstich zu schlecht war,
als dass er hätte mit Beruhigung der Oeffentlichkeit übergeben werden können.
Aus dieser Rücksicht wurden gewiss mehrere bereits ausgeführte Kupferstiche
verworfen, und ohne Zweifel war dieser Umstand der ungenügenden Ausführung
Anlass der langen Verzögerung in der Herausgabe der steiermärkischen Topo-
graphie. So findet sich z. B. ein äusserst roh ausgeführter Kupferstich mit der
Aufschrift (423) Styfft Rotenmann, dem wahrscheinlich dieselbe Zeichnung zu
Grunde lag, nach welcher der oben unter n. 301 erwähnte Stich ausgeführt ist;
woraus nur sehr ungerecht auf die Flüchtigkeit der Aufnahme desselben Gegen-
standes durch den Zeichner Vischer gefolgert werden könnte. Später ange-
fertigte Blätter, wegen eingetretener Bauveränderung, sind folgende ; (424) Die
Herschafft Burgh Veistritz, welche das Schloss, verglichen zur obigen Abbildung
n. 34, in einem neuen Aufbau zeigt. — (425) Die Pvrckh von inwendig der
Statt Feistritz zv sehen. — (426) Manspvrg. — (427) Pölla, ein Stüfft Canoni-
corum Begularium. — (428) Pölla, von der anderen seiten, zeigen -bereits das
mit der Kirche 1701 — 1715 ausgeführte neue Propsteigebäude. (429) •Schloss
Rhain. (430) Stainz. Ein Styfft Canonicorum Regularium wie es von Aufgang
gegen Vntergang zusehen ist. (431) Stainz, Wie esvonVntergang gegen aufgang
zu sehe ist; beide Bilder zeigen das Stiftsgebäude in dem 1689 — 1710 ausge-
führten Neubau desselben. (432) Varav, zeigt das Stifft, verglichen zu den obi-
gen Abbildungen unter n. 376, in einem Neubau, mit neuen Kirchthürmen, Vor-
und Zubauten.
Aus Exemplaren in Privathänden lernte der Verfasser noch kennen : (433)
•Aichberg, Ansicht einer dritten Oertlichkeit gleichen Namens mit n. 6 und 7.
(434) Khilbel, Schloss mit runden Eckthürmen, auf einem nahen Hügel ein Kirch-
lein. (435) Mosbrvnn, vergl. mit n. 212, zeigt sich dieselbe Oertlichkeit auf
einem Blatte noch im älteren, auf dem anderen im neueren Aufbau. (436) Sanct
Iacob, vergl. mit n. 306, ebenfalls ein älterer und ein neuerer Bau.
Das gedruckte Ortsverzeichniss zur steiermärkischen Topographie schliesst
mit Nr. 422; wird hierbei zugerechnet, dass unter einzelnen Nummern mehrere
durch Bruchtheile angezeigte Blätter enthalten sind (129%, 169%, 226%,
297*/,, 361 %, 366%, 374%, 374%), so ergibt sich dadurch eine Vermeh-
rung von weiteren 8 Blättern; werden endlich die von verschiedenen Seiten aus
aufgenommenen Abbildungen einer und derselben Oertlichkeit zugezählt, für
welche im gedruckten Verzeichnisse nur eine Nummer angesetzt ist (mehrere
solcher Abbildungen derselben Oertlichkeit finden sich oben unter n. 17, 33,
36, 43, 59, 75, 105, 118, 126, 134, 173, 200, 201, 229, 281, 291,317,
370, 376, 403), so ergibt sich ein weiterer Zuwachs von 32 Blättern, so dass
ein nach Haassgabe des gedruckten Verzeichnisses vollständiges
Exemplar nebst dem Titelblatte 463 Bilder zu umfassen hat. Werden die hier
Leben and Wirken des Geographen G. H. Vischer 25
n. 423 — 436 aufgeführten 14 Blätter zugerechnet, so sind von der steiermärki-
schen Topographie im Ganzen 477 Ansichten bekannt.
Wiewohl ohne Zweifel sämmtlichen oben mit 463 bezifferten Bildern der
steiermärkischen Topographie Zeichnungen von Vischer zu Grunde liegen, so
ist er doch nur auf 45 derselben ausdrücklich durch Vischer Geographus (auch
ohne letzteres) dclin. als Zeichner, und zwar, mit einziger Ausnahme des Blattes
n. 232, wo sein Name allein steht, neben dem Kupferstecher Andreas Trost
angesetzt. Ohne Zweifel dürfte er sich nur mit der Ausführung jener Blätter be-
friediget gefunden haben, denen er seinen Namen beisetzte. Trost ist im Gan-
zen auf 135 Blättern mit seinem Namen, auf 18 weiteren durch sein (aus AT,
auch TS) zusammengesetztes Monogramm als Stecher der bezüglichen Kupfer-
platte bezeichnet. 20 Platten sind von M. Greischer, einem Kramer (auf
Bl. 301 steht ausdrücklich Jf. Greischer Carni (olus) meid.) gestochen, 12 der-
selben sind mit seiner vollen Namensunterschrift, 8 nur mit M. G. bezeichnet.
— 5 Blätter sind von F. B. Spillmann gestochen. Hehrere Blätter sind aller-
dings so schlecht gestochen, dass sie einen sehr widerlichen Abstand zu den
besser ausgeführten bilden. Die gelungenste Ausführung zeigen die von Andreas
Trost gestochenen Bilder.
XII. Karte von Ungarn. 1685. Unter dem Titel: „Theatrum belli
inier magnos duos Imperatores Romanorum et Turcarum. Auetore M. G.
Vischer. Viennae. Schauplatz des Krieges zwischen den zwey grossen Kaysem
dem römischen vnd dem türkischen" war 1685 auf 12 Bogen eine Karte des da-
maligen Kriegsschauplatzes, nämlich Ungarn sammt Siebenbürgen , erschienen.
Derselben wird unter dieser Bezeichnung inSöllner's: Statistik des Gross-
ftirstenthums Siebenbürgen, Hermannstadt 1856, I. 43. n. 36. ausdrücklich
erwähnt. Auch einige Aufschreibungen der Copialbücher (ständische Annalen)
im Linzer ständischen Archive beweisen, dass Vischer eine Karte von Ungarn
angefertiget hatte. Laut deren überreichte der Mathematicus Georg Vischer
unterm 19. August 1687 den obderennsischen ständischen Verordneten eine
Mappam über das Königreich Hungarn, wofür ihm gegen Hereinbringung etli-
cher Exemplaren vermelter hungarischer Mappa 6 Reichsthaler, sowie für die
von ihm unterm 27. August 1687 abgelieferten weiteren 50 Exemplare der hun-
garischen Landkarte, weitere 30 Reichsthaler bewilliget und ausbezahlt wurden.
Wenn die damaligen Zeitverhältnisse ins Auge gefasst werden, wo Ungarn
(1541 — 1687) zum grössten Theile unter türkischer Botmässigkeit sich befand,
und namentlich in den letzten Jahren (1683—1687) der Schauplatz blutiger
Kriege gewesen, so dürfte wohl nicht zu zweifeln sein, dass Vischer's Karte
von Ungarn selbstständige Aufnahmen nicht zu Grunde lagen, sondern nur ältere
Karten (s. Söllner a. a. 0., S. 41 — 43), etwa zunächst die vom kaiserl. Inge-
nieur Martin Stier gezeichnete, welche 1684 ebenfalls auf 12 Bogen erschienen
war, benutzt wurde. Der Verfasser hat diese Karte nicht zu Gesichte bekommen
können, sie firidet sich in keiner der bedeutendsten Kartensammlungen Wiens.
XIII. Mit Zugrundelegung der grossen Vischer'schen Karten von
Ober- und Unterösterreich wurden angefertigt:
a. Von Vischer selbst gewiss wenigstens noch entworfen vier Karten der
einzelnen vier Viertel von Unterösterreich (1695 — 1697) in 4 ziemlich grossen
Blättern (12 Z. 2 — 4 L. hoch, 15 Z. 8 — 10 L. lang). Auch hier wurden in sehr
verkleinertem Maasse die einzelnen wichtigeren Oertlichkeiten in der Vogelper-
spective eingezeichnet. Uebrigens liegt der Anfertigung dieser kleineren Kärt-
chen nach den einzelnen Vierteln abgesondert ohne Zweifel der Zweck der Nutz-
barmachung für den Handgebrauch zu Grunde. Doch sind die hier besprochenen
26 F. Siraony. J. Feil.
Viertel-Karten nicht mit den in etwas kleinerem Maasstabe ausgeführten zu ver-
wechseln, welche jedem Viertel der unterösterreichischen Topographie vorge-
bunden, und auf denen die Lage der Orte in weit überwiegender Hehrzahl nur
durch kleinere Nullen angedeutet ist. Auf den hier in Rede stehenden Viertel*
Kärtchen zeigen sich bei jedem einzelnen Viertel die Titelinschriften: Das in
dem Erztherzogthumb Vnter - Österreich — Erstes — Änderte* — Drittes —
Viertes — Viertel vnter — ob — Wiennerwald , vnter — ob Mannhartsberg.
Auch findet sich auf jedem Blatte in einem kleineren Kranz eine Annotatio Vnd
Erklerung der Zeichen.
b) Wien's Umgebungen, 1734, zu Homaun's grösserem Atlas. Das Blatt
ist innerhalb der innersten Einrahmung 20 Z. 10 L. breit, 17 Z. 8 L. hoch.
Ueberschrift : Chorographia VI rmlliarhim Regionis circa Vrbem Viennam
Austriacam deprompta ex tnappa majori Vtscheriana, et ad praesentem statum,
uti Dominium minus eminens A. 1734 se habebat, accomodata per Hemmnia*
nos Heredes. A. 1748.
c) Wien's Umgebungen, herausgegeben vom kais. Geographen Matthta»
Seutter, in der innersten Einrahmung 19 Z. 10 L. breit, 16 Z. 2 L. hoch,
mit der Ueberschrift: Typus Choro-Topographicus Caesareae sedis et totnts
germaniae celeberrimae urbis Viennae Austriacae cum circwn jacewtibus Terri-
torii Oppidis, Coenobiis , Pagis 9 Villis designatus per Mattaeum Seutter, Sacr.
Caes. et Begiae Cathol. Majest. Geogr.
d) Im Homann'schen grossen Atlas (vgl. auch Blumenbare h's Landesk.
v. Oest. u. d. E. I, 19).
1. Unterösterrreich; in der innersten Einrahmung 21 Z. SL. breit, 17 Z*
11 L. hoch; Titelschrift: Archiducatus AusttHae inferieris. In omnes suas qua-
drantes Ditiones divisi Nova et exacta Tabula i conatibus Io. Baptistae Ho-
manni Noribergae (1748).
2. Oberösterreich; 17 Z. 10 L. hoch, 21 Z. 6 L. breit. Titel: Archiv
ducatvs Avstriae superioris in suas Quadrantes Ditiones exacte divisi accura-
tissima Tabula ex amplissima Rev. Dn. Georg Matth. Viseker Sac. Caes. Mag.
(Leopoldi Glor 3 *** Mem.J Geographi desumpta et exhibita ä loh. Baptista Ho-
manno Noribergae. Cum Privüegio Sac. Caes. May.
3. Steiermark; 17 Z. 10 L. hoch, 20 Z. 8 L. breit. Titelsehrift: Dvc*~
tus Stiriae novissima tabula ex ampUori mappa olim R. D" Georgii Matth,
Viseker S. C. M. Leopoldi L Glor"** Mem* e Geographi dedueta et in hoc uti-
liore forma Curiosorum oculis exhibita ä loh. Bapt. Homanno Noribergae.
e) Im Seutt er'schen grossen Atlas:
1. Unterösterreich; 21 Z. 5 L. breit, 21 Z. » L. hoch. Aufschrift:
Archiducatus Austritte Inferioris aecuratissima tabula Cujus ditiones im suae
Quadrantes designatae edita opera et Studio M. Sevtt. Ch. Aug.
2. Oberösterreich: 17 Z. 8 L. breit, 21 Z. 8 L. hoch* Aufschrift:
Nova mappa Archiducatus Austritte superioris Ditiones in saos quadrantes divi-
sas conspectui sistensjuxta recentissimas Observation, adomata Studio et manu
Matthaei Seutter 5. C. M. G. Augus., weiter unten eine besondere Version des
bekannten A. E. I. O. U. , nämlich: Austriae Erit Ineremenium Optabile
Universis.
3. Steiermark; 20 Z. 9 L. breit, 17 Z. 10 L. hoch. Titelinschrift:
Stiria Ducatus juxta recentissima observationes et aecuratissimas mappas
commoda hoc forma aeri inscnlptus et usus publice destinatus per Matth. Seut-
ter S. C. M. Geogr. Aug. Vind.
Leben und Wirken des Geographen G. M. Vischer. 27
1. Heber 4m Lehen udi Wirken Viseher's.
Eid Mann, der im unglaublich kurzen Zeiträume von kaum zehn Jahren drei
Provinzen mit einem Gesamintflächenraume von nahe an tausend Quadratmeilen
mappirt und jede bedeutendere Oertlichkeit in der Vogelperspective eingezeich-
net, der nebstdem nahe an dreizehnhundert grössere sehr genaue Zeich-
nungen von beinahe allen denkwürdigeren Burgen, Schlössern, Ruinen, Klöstern,
Kirchen, Städten, Märkten, Dörfern und Herrensitzen in eben diesen Provinzen
mit grosser Sorgfalt aufgenommen und durch den Kupferstich, wie eine, nun
schon bald zweihundert Jahre alte Daguerreotype jener drei Provinzen der
Nachwelt überliefert hat, zum grossen Glücke eben noch wenige Jahre früher,
bevor der letzte Verwüstungseinfall der osmanischen Barbaren (1683) hunderte
der von ihm dargestellten Orte niedergebrannt, die bei weitem grösste Zahl der
Burgen und Schlösser in Ruinen verwandelt hatte, ohne je wieder aus diesen zu
erstehen; — ein Mann, der dieses alles nur mit karger, zumeist unergiebiger Geld-
Unterstützung» bloss mit eigener Kraft und eigenem eisernen Willen, ohne überall
freundlicher Ermunterung begegnet zu sein, oft kaum mit der Hoffnung auf Ver-
gütung der wirklich aufgewendeten Kosten, vielweniger auf ebenmässige Entloh-
nung der künstlerischen Bemühung, aus reiner uneigennütziger Liebe zur guten
Sache unternommen und, gegenüber vielfältigen natürlichen, leider aber auch
demüthigenden und kränkenden, künstlichen Hinderungen mit der beharrlichsten
Ausdauer allein ausgeführt hat ; — ein Mann, der in seinen, wie an Umfang so
an intensiver Treue wahrhaft staunenswerten bildlichen Darstellungen drei Kron-
ländern eine unschätzbare Fundgrube für deren ältere Topographie zurückliess,
ohne welche die dadurch nun gebotene Kenntniss der Vergangenheit dieser Pro-
vinzen, zumal in der Eigenthümlicbkeit der Bauweisen an Kirchen, Klöstern, vor-
nehmlich aber an den, damals noch zum grössten Theile wohlerhaltenen Burgen
und Schlössern für immer unwiderbringlich verloren wäre, — ein Mann, der zu
jener Zeit, mit dem Gebrauche so unvollkommener Mittel, ja selbst bei der da-
maligen Unsicherheit für einzelne Reisende, in kaum einem Decennium mehr
geleistet hat, als unter allen Förderungen der gereiften Neuzeit die vereinten Be-
mühungen mehrerer, selbst werkthätiger Landesvereine in weit längerer Zeit
kaum zu Stande bringen dürften, — ein solcher Mann der Kraft und That, wie
Geerg Vischer es gewesen, verdientes wohl, dass seinem reichen Wirken von
einer dankbaren Nachwelt aus halber Vergessenheit ein sorgsameres Angenmerk
zugewendet werde.
Kaum glaublich erscheint es fast, dass über die Lebensumstände dieses
Mannes bis zum Jahre 1834 soviel als nichts bekannt war, nicht mehr nämlich,
als was aus zufälligen Beisätzen in seinen Werken selbst entnommen werden
konnte, nämlich, dass es ein geborner Tiroler, Priester und später ständischer
Geograph war. Ueber die Zeit seiner Geburt und seines Ablebens» sowie dar-
über, unter welcher Aegide, mit welcher Förderung oder Unterstützung er die
Aufnahme und Vervielfältigung seiner Karten und Topographien zustande brachte,
war bis dahin nicht das Geringste bekannt, und die im Jahre 1830 von einem
der wärmsten Förderer unserer Vaterlandskunde, Jos. Seh ei g er, ergangene
dringende Aufforderung, um Mittheilung von Daten zur Lebensgeschichte Vi-
scher 's hatte, wie erwähnt» nur von einer einzigen Seite her im Jahre 1834
stoffhältige Erwiederung gefunden, durch War ting er 's Auszüge aus den be-
züglichen Aufschreibungen im steiermärkischen ständischen Archiv, welche Mit-
theilungen, wenn auch nur kurz abgefasst und auf eine einzige Richtung der Lei-
stungen Vi 8 eher 's, nämlich auf die Anfertigung der Karte und Topographie von
2g F. Simtny. J. Feil.
Steiermark Bezug nehmend, seit nun mehr als zwanzig Jahren die einzige Quelle
für die biographischen Angaben in Werken bildeten, die ihrer Tendenz nach den
Namen und die Leistungen unseres fleissigen Vi scher nicht umgehen konnten.
Aber auch diese bisher einzigen stichhaltigen Angaben wurden in sonst verdienst-
lichen ausländischen Werken völlig Obersehen, und wo etwa gar aus den dürftigen
Angaben, die aus Vischer's Werken selbst geschöpft werden konnten, der Ver-
such gemacht wurde, neue Folgerungen für einen Lebensabriss Vischer's zu
ziehen, da zeigte sich quot loca — tot graves errares.
Solche Wahrnehmungen mussten einem, von wärmstem Antheile ftir die
Kunde vaterländischer Geschichte und Topographie durchdrungenen Streben den
Sporn bieten, den Versuch mit rüstigem Eifer von neuem wieder aufzunehmen, über
die Lebensumstände und Wirksamkeit eines so hochverdienten Mannes, der denEhren-
platz des Ahnherrn der vaterländischenTopographie mit unbestrittenem
Ruhme für immerdar behaupten wird, wo möglich, neues Licht zu gewinnen.
Vi sc her wurde am 22. April 1628 zu Wenns in Tirol, im Oberinnthal,
2'/ t Stunden von Imst entfernt, geboren. Sein Vater, ohne Zweifel ein vielleicht
etwas bemittelter Bauer, hiess Mathias, seine Mutter Margaretha, geborne An-
derer. Am 22. April des gedachten Jahres, welcher Tag — bei der Strenge
womit in Tirol darauf bestanden wird, dass die Taufe noch am Tage der Geburt
vorgenommen werde, — ohne Zweifel als der Tag der Geburt unseres Vischer
zu gelten hat, wurde der heilige Act der Taufe des Neugebornen durch den da-
maligen Pfarrer von Wenns, KarlFrizler, vorgenommen, wobei Blasius Kirch-
mayer die Pathenstelle übernommen hatte und dem Kinde der Taufname Georg
beigelegt wurde.
lieber die Familienverhältnisse unseres Vischer konnte ungeachtet der
eifrigsten Umfragen an Ort und Stelle nichts bestimmtes erhoben werden. Das'
Taufprotokoll zu Wenns weiset nur noch aus, dass am 6. October 1633 eine
Schwester unseres G. V. Namens Anna geboren wurde, zu jener Zeit also we-
nigstens beide Eltern noch am Leben gewesen sein dürften. Da die Bevölkerung
des Geburtsortes unseres Vischer, damals wie jetzt, auf den Bauernstand be-
schränkt war, so kann über den eigentlichen Stand seines Vaters wohl kein Zweifei
bestehen. Ob dieser aber etwa nebst seinen bäuerlichen Verrichtungen noch eine
andere, das Zeichnen als Mittel bedingende Fertigkeit ausübte, ist nun wohl nicht
mehr zu erheben, so wünschenswerth es auch wäre zu erfahren, in welchem Ab-
schnitte seiner Vorbildung und durch welche Anregung unser Vi seh er dazu kam»
die seinem später gewählten geistlichen Berufe ferner liegende Zeichenfertig-
keit sich anzueignen. Wenn auch in Bezug auf die Jugendperiode V/s, nament-
lich hinsichtlich seines Bildungsganges, ungeachtet der emsigsten Anfragen an
allen jenen Orten, wo die Verhältnisse auch nur zu einer fernen Aussicht auf be-
stimmte Auskünfte berechtigten, nichts erhoben werden konnte, so muss doch
aus der späteren Standeswahl V/s jedenfalls darauf gefolgert werden, dass er,
entweder an einer geistlichen Bildungsanstalt oder an einer katholischen deut-
schen Universität, die theologischen Studien zurückgelegt habe. An welchen
-Lehranstalten er seinen Vorbereitungsunterricht und die höheren Studien absol-
virte, konnte bis nun leider nicht erforscht werden.
Ungefähr im Jahre 1652, wo V. das 24. Lebensjahr erreicht hatte, dürfte
er seine theologischen Studien zurückgelegt haben, und, wenigstens nicht lange
darnach, zum Priester geweiht worden sein. Seine priesterlichen Functionen trat
er im Sprengel des Passauer Bisthums, und zwar zunächst im Bereiche des da-
maligen Churfürstenthums Baiern an. Die nächste sichere Aufzeichnung über
seinen weiteren Lebensverlauf zeigt ihn uns als Caplan zu Andrichsfurt im da*
Leben und Wirken des Geographen G. M. Viecher. 29
mals bairischen Landgerichte Scherding, in dem (seit 1770 österreichischen)
sogenannten In n viertel. In dieser Eigenschaft, die er etwa mehrere Jahre schon
bekleidet haben mochte, bewarb er sich im J. 1666 um die eben erledigte Pfar-
rerstelle zu Leonstein in Oberösterreich, welche ihm auch durch den damaligen
Patron der Pfarre, Georg Sigmund Grafen von Salburg etc. etc., verliehen wurde.
Wir möchten unserem neuen Pfarrherrn nicht gerne unrecht thun, aber
die Yermuthung liegt nahe, dass er sich um die Pfarre Leonstein nicht zunächst
ausschliesslich wegen der Wichtigkeit des dort zu entwickelnden Seelsorger-Be-
rufes beworben hatte, sondern dass dieser Bewerbung vielmehr die Hoffnung zu
Grunde lag, hier im Bereiche seiner nächsten topographischen Arbeiten mit ziem-
licher Müsse seiner, schon längerher gehegten Lieblingsneigung für Landesver-
messung und landschaftliche Aufnahmen, nachgehen zu können, wobei er schon
im vorhinein zunächst die Anfertigung einer Kart^ des Landes ob der Enns im
Auge hatte. Die Zustandebringung einer solchen war wohl schon vor fünfzig
Jahren dem berühmten Mathematiker und Astronomen Johann Kepler zugemu-
thet worden, jedoch weder durch ihn selbst, noch auch unter seiner blossen Lei-
tung*) zu Stande gekommen. Schon als Beneficiat zu Andrichsfurt mochte unser
V. diese seine, sicherlich nur geringeren Zeit- und Mühe -Aufwand bedin-
gende Stellung zu beharrlichem praktischen Betriebe mathematischer , vornehm-
lich geometrischer Aufnahmen, dann zur Einübung der wahrscheinlich schon frü-
her erworbenen Zeichenfertigkeit in der Anwendung auf landschaftliche Gegen-
stände benützt haben. Offenbar zeigte er aber für treue Wiedergabe von archi-
tektonischen Objecten, namentlich Schlössern, Burgen, Klöstern, Kirchen, mehr
Geschick und Vorliebe, als für rein landschaftliche Aufnahmen; wie er denn über-
haupt seinem Vorbilde Mathias Merian an eigentlich künstlerischer Befähigung
bei weitem nachsteht. Indessen soll weder das Talent noch der eiserne Fleiss
unseres V i s c h e r durch den Vergleich mit Merian unterschätzt werden, wenn
auch bei der, ohne Zweifel von den wahrhaft staunenswerten Leistungen des
letzteren an jenen ergangenen Anregung zu ähnlicher Bethätigung, ein Entgegen-
halt der Werke beider nicht umgangen werden konnte.
*) Augustin Hirschvogel war der erste, der 1542 eine Karte von Oberösterreich
verfasste, die 1883 zu Antdorff erschien. Allein schon früher, 1861 wenn nicht an-
gefertiget, doch in die Oeffentlichkeit gelangt, war eine Karte von Ober- und Unter-
Österreich erschienen, vom bekannten Dr. Wolfgang Las. Allein bei dem ungenü-
genden Maassstabe und den auffälligen Gebrechen konnte dieser dürftige geographi-
sche Behelf längerhin nicht genügen, und die Stände des Landes ob der Enns hat-
ten den berühmten Mathematiker und Astronomen Johann Kepler, welcher ihnen im
Juni 1611 seine Dienste angeboten, für die Anfertigung einer neuen Landesmappe
gewonnen. Ihn scheint aber die zugleich anempfohlene Beendigung der berühmten
Rudol phänischen (astronomischen) Tafeln mehr als jene erstere Aufgabe angezogen und
beschäftiget zu haben. Laut seiner hierüber unterm 20. Mai 1616 abgegebenen Aeusserung
hätte er sich gar zu gerne bloss auf eine Verbesserung der älteren Karten eingelassen.
Er meinte, diess liesse sich auch ohne besondere Bereisungen zu Hause ausführen,
es genüge, wenn er nur die hotten und bäum oder jedes orte Inwohner aÜhie auss-
frage, denn also seind die maiste mappen biss dato gemacht worden. (!) Bei so auf-
fälliger Unlust und Widerharrigkeit fanden sich , unter Klagen über dessen Saum-
seligkeit, endlich die o. d. e. Stände (Verordnete n-Patent vom 25. Mai 1617) be-
stimmt, die einhellig beschlossene förderlichste Ausführung einer verlässlichen Mappe
des Landes ob der Enns dem stundischen Ingenieur Israel Holzwurmb zu über-
tragen, wobei dieser die fOhrnehmsten Gebürg, Flösse, Städte, Schlösser, Flecken und
andere Ort, wie sie eigentlich gelegen, alles Fleisses besehen und darober einen Ab-
riss (Zeichnung) der Mappe verfertigen sollte. Als aber Holzwurmb kurz darauf
i (15. Juni 1617) gestorben war, übernahm es Abraham Holz wurm b, Bruder des ver-
storbenen Israel, eine solche Landcharta anzufertigen, welche- auch zur Oeffentlich-
keit gelangte.
30 F. Simony. J. Feil.
Noch wahrend seines Aufenthaltes zu Andrichsfurt, am 17. Mai 1666, hatte
nämlich unser Vis eher den obderennsischen Ständen das Anerbieten gemacht,
Ober das Land ob der Enns eine Karte verfassen zu wollen. Im Zuge der Verhand-
lung hierOber war ihm, wie erwähnt, (9. Juni 1666) die Pfarre zu Leonstein ver-
liehen worden. Der Aufenthalt an diesem reizend gelegenen Orte, am Fasse des
von der Steyer bespülten Geisberges, mochte ihm wohl angenehm gewesen sein;
wenigstens hat er auf dem Bilde von Leonstein und seiner Umgebung, das sich in
seiner oberösterreichischen Topographie befindet, seine pfarrliche Behausung,
ein ganz stattliches Gebäude mit den ins Viereck gebauten Nebentracten, mit
sichtbarer Vorliebe in den Vordergrund gestellt und ausdrücklich als Pfarrhof
bezeichnet. Ohne Zweifel das erste Stockwerk enthielt die eigentliche Wohnung
unseres wackeren Pfarrherrn. Dieser war mit dem obigen Ansuchen wegen der
oberösterreichischen Landkarte an die ständischen Verordneten gewiesen wor-
den, welche sofort mit ihm die weitere Unterredung pflegen und darüber Relation
erstatten sollten. In Folge der weiteren Verhandlung erbot sich Vi scher
unterm 29. April 1667 eine solche Karte auch auf Kupfer zu richten, was auf
1000 Reichsthaler zu stehen kommen möchte. Allein schon dem ersten Unterneh-
men wurde die Bedenklichkeit des Kostenpunctes entgegengestellt, ihm nämlich
bedeutet, dass die Stände entschlossen seien, dieses Werk, wegen andern zu tra-
genden grossen Spesen und schweren Nöthen, dermal auf sich beruhen zu lassen.
Unser Vis eher aber, den wir bei jeder Gelegenheit als einen Mann von eisernem
Willensdrang erkennen, der ein einmal lebendig erfasstes Vorhaben nicht so
leicht mehr aufgab, lie& sich durch diese erste Zurückweisung nidht abschrecken
und erneuerte kurz darauf dasselbe Anerbieten. Da er seine topographischen Ar-
beiten nie aus selbstischen Rücksichten oder peeuniären Vortheils wegen unter-
nahm, sondern dabei nur dem lautersten Drange unbesiegbarer Vorliebe und der
Erkenntniss der Wichtigkeit eines solchen Unternehmens folgte, so dürfte er ge-
wiss auch bei diesem Anlasse den bedenklichen Kostenpunct auf die uneigennüt-
zigste Weise behandelt haben ; denn es verging kaum ein Monat, so überreichte
V. (am 7. Mai 1667) als Pfarrer zu Leonstein ein Memoriale, worin er behufs
der Ausführung dieser Karte um die Ausfolgung eines, sein Unternehmen för-
derlichen Patentes bat. In diesem Gesuche heisst es :
„Weil die Herrn Ausschüsse und Verordneten beliebt haben, eineMappa
über das Erzherzogthum Oesterr. o. d. E. machen zu lassen und er selbige mit
nächsten Tagen anfangen will, so sei es nöthig, dass ihm ein Patent ertheilt
werde, um dieses Vorhaben den Pflegern und Beamten bekannt zu geben, damit
er, kraft dieses Patentes, nicht allein ungehindert passieren könne, sondern auch
mit Anleitung der Amtleute auf alle Orte und Flüsse geführt und über die Namen
derselben berichtet werde. u
Somit ist dargethan, dass V., gewiss nach kurzer, weil schon seit längerher
sorgsam erwogener Vorbereitung hierzu , bereits den Sommer des Jahres 1667
zur Mappirung des Landes ob der Enns benützte. Ueber die Art seines Vorganges
hierbei ist nirgends etwas Näheres aufgezeichnet. Die Betrachtung jener Zeit-
verhälfnisse überhaupt und der von ihm gelieferten Karten selbst, bieten hier-
über den alleinigen Anhaltspunct
Auf der niederösterreichischen Karte Vischer's sehen wir einen Apparat
abgebildet, welcher, mit Ausnahme des mit weissem Papier überzogenen Tisch-
brettes, völlig dem um 1611 erfundenen, sogenannten Prätorianischen Messtisch
gleicht. An der auf dem dreifössigen Stativ befestigten gleichseitig-viereckigen
Tischplatte zeigt sich aber hier in der, ohne Zweifel mit einer Glasscheibe be-
deckten, zirkelrunden Vertiefung die Magnetnadel , und am Rande des Kreises,
Leben und Wirken des Geographen G. M. Vischer. 31
welchen diese umläuft, der 360theilige Gradmesser, also der unter dem Namen
Boussole bekannte Compass. Darüber liegt das mit zwei Dioptern versehene
Lineal, in dessen Mitte eine Erhöhung sichtbar ist, welche wahrscheinlich eine,
su jener Zeit durch den scharfsinnigen Niederländer Christian Huygens (1629
— 1698) erfundene Wasserwage mit der Luftblase zur Bestimmung der horizon-
talen Lage enthält. Die auf dem Boden liegenden Messinstrumente, nämlich der
Stangenzirkel, Gradbogen und die Messkette, deuten auf den damals immerhin
noch kärglichen Umfang geometrischer Hilfsmittel hin. Aber auch zur Vornahme
yon Vermessungen mit diesen war die Mitwirkung von mindestens noch einem
zweiten Individuum nöthig. Und so zeigt in der That die hier in*s Auge gefasste
Gruppe unseren Vischer mit seinem Begleiter, nebst zwei mit Pistolen armirten
Reitpferden und einem Packpferde, wie denn auch die beiden Reisenden mit Reit-
stiefeln und Sporen versehen, und an ihren bis Ober das Knie reichenden Röcken
zur Bequemlichkeit beim Reiten die Ecksäume nach aussen aufgeschlagen und
zusammengehäfteJt sind. Wenn erwogen wird, dass noch 1741, als Doppel-
mayr seinen grossen Himmelsatlas herausgab, im Ganzen erst für 139 Orte die
geographische Länge und Breite astronomisch bestimmt war, und dass die An-
wendung des trigonometrischen Netzes für richtige Kartenzeichnung erst 1681
durch Picard beim berühmten französischen Minister Colb er t angeregt worden,
und bei den grossen Cassini sehen Karten am Ende des XVII. Jahrhunderts
zuerst in Anwendung gekommen war; wenn ferner die Kürze der von Vischer
zur Aufnahme der oberösterreichischen Karte verwendeten Zeit, die Unzuläng-
lichkeit der damals überhaupt verfügbar gewesenen geometrischen Hilfsmittel und
der gänzliche Mangel anderweitiger wissenschaftlicher Förderlichkeit zu Gunsten
der durch ihn vorgenommenen Vermessung ins Auge gefasst wird, so dürfen die
nicht wegzuläugnenden erheblichen Gebrechen, an denen die Terrainzeichnung
auf den Vischer'schen Karten leidet, nicht nur nicht befremden, es muss viel-
mehr unter solchen Verhältnissen den Leistungen unseres wackeren Feldmessers
die grösste Anerkennung gezollt und das Ergebniss seiner Staunens werthen Bemü-
hungen wirklich bewundert werden, mit denen er zu jener Zeit und mit sol-
chen Mitteln in wenigen Jahren die Karten von drei Kronländern zu Stande zu
bringen vermochte, die weit über ein Jahrhundert hinaus für eben diese Länder
von keinen besseren verdrängt wurden, vielmehr bis gegen den Ausgang des
vorigen Jahrhunderts den Reductionen aller später erschienenen, insbesondere
auch den gerühmten Homann'schen Karten derselben Landstriche zu Grunde
lagen.
Was die Ausführung der Karte anbelangt, so wurde bei der Zeichnung der
Berge die Vogelperspective angewendet, welche, noch bis auf Peter Anich's
treffliche Karte von Tirol (1766, erschienen 1774) allgemein verbreitete Manier
damals allein eingehalten, und die nun mit so entschiedenem Vorzuge angewen-
dete Bergschraffirung, welche erst seit dem Beginne dieses Jahrhunderts zu all-
gemeiner Anwendung gelangte, zu jener Zeit noch völlig unbekannt war. Dass
Vischer auch alle grösseren Orte, wenn auch im übertriebenen Maasstabe, eben-
falls ä vue (Taiseau aufnahm und einzeichnete, verleiht aber eben seinen Karten
für die historische Topographie den grössten und bleibenden Werth, worüber die
Gebrechen in der Terrainzeichnung gerne übersehen werden.
Was endlich die allgemeinen Zustände im Lande ob der Enns zur Zeit be-
trifft, als Vischer an die Vermessung desselben ging, so war eben damals in
diesen Gebietsteilen nach den tiefen Erschütterungen, namentlich zur Zeit des
letzten Verlaufes des dreissigjährigen Krieges, einige Zeit der Erholung von den
tiefen Schlägen eingetreten. Zwar hatte die Türkengefahr das Land von Neuem
22 F. Simony. J. Feil.
allarmirt und wurde zuerst der dreissigste, dann sogar der fünfte Mann der wehr-
haften Bevölkerung aufgeboten , sowie die Ennsgrenze durch eine Reihe yon
Schanzen verwahrt; allein Mo ntecuccoli's glänzender Sieg bei St. Gotthard
(1. August 1664) hatte die Türkengefahr bis zum Jahre 1683 glücklich abge-
wendet» und das Ländchen ob der Enns genoss durch nahe an zwei Decennien
(1665 — 1683) allenthalben ungetrübter Ruhe und blieb selbst von der in Nie-
derösterreich und Böhmen (1679 — 1680) heftig grassirenden Pest verschont. In
diesem günstigen Zwischenräume hatte nun Vi seh er, wie erwähnt, den Sommer
des Jahres 1667 zur Happirung des Landes benutzt.
So war denn dieser an das grosse Werk gegangen, dessen beabsichtigte
Ausführung ihn gewiss schon längerher mit reiflichen Erwägungen über die Art
der Aufnahme, sowie mit Plänen über die Deckung des hierzu erforderlichen
Kostenaufwandes und über die Möglichkeit einer Vereinbarung der dafür nöthigen
Zeitopfer mit den Forderungen seines seelsorgerlichen Berufes, endlich alle Be-
denken überwältigend, beschäftiget hatte. Sein Fleiss muss , nach dem Erfolge
zu urtheilen, in der That rastlos gewesen sein, denn schon am 21. Februar 1668
übergab er die vollendete Landkarte (Mappa) den Ständen , indem er zugleich
um eine Ergötzlichkeit wegen der dabeigehabten mühseligen Reisen bat. Dieser
Fleiss ist um so staunenswerter, als Vi scher nebst derMappirung zugleich die
Zeichnungen aller wichtigeren Oertlichkeiten, und zwar schon zum grössten
Theile so aufgenommen hatte, wie sie später in seiner oberösterreichischen To-
pographie erschienen sind. Es darf hierbei nicht übersehen werden , dass
Vi scher nicht nur sämmtliche Oertlichkeiten von nur irgend einer Bedeutung
vorerst zur Einzeichnung in die Karte, in der Ansicht, wie sie sich von Süd nach
Norden zeigen , zeichnen, sodann aber die Zeichnung derselben Objecte filr die
Topographie zugleich von jener Seite her aufnehmen musste, wo sie sich eben
am malerischesten oder in der besten Ausdehnung und Uebersicht darstellen, dass
somit für unseren Geographen die Notwendigkeit geboten war, die meisten Orte
gleichzeitig von zwei Seiten abzuzeichnen; wobei es sich von selbst versteht,
dass die Originalzeichnungen der Oertlichkeiten zur Eintragung in die Karte , an
Ort und Stelle in grösserem Maassstabe ausgeführt werden mussten, als in wel-
chem sie dann auf der Karte, wenn auch hier auf eine uns nur willkommene Weise
in verhältnissmässig übertriebener Grösse eingezeichnet wurden.
Ohne Zweifel diese Detailzeichnungen, und zum grossen Theile die später
für die Topographie benützten Aufnahmen waren es, welche Vis eher, als spre-
chende Beweise seiner Fortschritte in der Arbeit dem ständischen Rathe in zwei
Büchern übergeben hatte , um deren Rückstellung sowie um eine angemessene
Abschlagszahlung für seine unter Händen habende Arbeit er unterm 16. Jänner
1668 bat, worauf ihm nicht nur seine zwei Bücher aus der Rathsstube, sondern
auch aus dem Einnehmeramte abermals 150 Gulden auf Abschlag erfolgt wur-
den. Hieraus darf mit Sicherheit gefolgert werden, dass die ständische Subven-
tion zur Aufnahme der oberösterreichischen Karte im Ganzen nur 300 fl. be-
trug, welche, wie sich später zeigt, durch die Ablieferung einer diesen Werth
ersetzenden Anzahl von Exemplaren der Karte abgetragen werden sollten. Ob und
in welchem Betrage unserem Vis eher überdiess eine Ergöfalickkeit bewilliget
wurde, ist nicht aufgezeichnet. Denn sein bereits erwähntes diessftlliges Ansu-
chen vom 21. Februar 1668, worin er sieh zugleich erboten hatte, für den Fall,
als die Stände die Karte in Kupfer stechen zu lassen belieben sollten, selbst nach
Augsburg zu reisen und die Bestellung zu machen, wurde dahin beschieden,
dass die Verordneten mit dem Bittsteller auf ein anständiges Ende tradieren
wollten. Die Unterhandlung dürfte wenigstens in Bezug auf den Kupferstich der
Leben und Wirken des Geographen G. M. Vischer. 33
Karte zu einem, beiden Theilen zusagenden Ergebnisse geführt haben, denn die
Karte wurde in der That zu Augsburg durch den Kupferstecher Melchior Kflsel
ausgeführt.
Allein von nun an erheben sich, sowohl in Bezug auf die Geldmittel zur
Hinausgabe der Karte, als auch mit Rücksicht auf die pfarrämtliche Verpflichtung
unseres Geographen, mannigfache Schwierigkeiten und Unsicherheiten.
Auf seine unterm 28. August 1668 an die Stände gerichtete Bitte, ihm zur
vollständigen Zusammenrichtung der Landkarte und der zugehörigen Bücher
— Y. scheint also die Topographie gewissermassen als ein die Karte erläutern-
des Supplement betrachtet zu haben — 300 Thaler darleihen zu wollen, wurde
ihm vorerst bedeutet, dass dieses zu bewilligen nicht in der Macht der Verord-
neten stehe, und erst über die am 28. August erneuerte Bitte, wurde derselben
Tags darauf durch einen Ständebeschluss willfahrt. Zur Verfertigung , also ohne
Zweifel zum Abdrucke der Karte, wurden ihm zwar, über sein Ansuchen vom 24.
Nov. 1668, vier Riss Median-Papier erfolgt; allein seiner kurz darauf, 20. De-
zember, gestellten Bitte um die vertröstete Becompens von 200 Reichsthalern
wegen der verfertigten Landkarte wurde damals keine Folge gegeben, und wahr-
scheinlich erst über neuerliches Einschreiten am IS. Jänner 1669 dem Georg
Vischer, gewesten Pfarrer zu Leonstein, bedeutet, er soll sich in dem Ein-
nehmeramte ordentlich verraiten (verrechnen), dann werde weiterer Bescheid
folgen.
Die Pfarrbücher zu Leonstein liefern den Beweis, dass Vischer nur in
den Wintermonaten sein Pfarramt persönlich versah, in den Sommermonaten
aber, jedoch mit Vorwissen und Erlaubniss des Passauer Ordinariates, sich mit
seinen topographischen Arbeiten beschäftigte. Damit scheint jedoch der Pfarr-
patron und Herrschaftsbesitzer von Leonstein, der nachmalige Hofkammer-Prä-
sident Gotthard Heinrich Graf von Salburg (f 1707) nicht einverstanden gewe-
sen zu sein; denn in einem noch vorhandenen Briefe Vischer 's vom Jahre
1669 (wahrscheinlich vom Anfang dieses Jahres) an den Grafen entschuldigt
sich jener über seine lange Abwesenheit von der Pfarrei und zeigt zugleich seine
Resignation auf diesen Posten an, die, wie der Erfolg zeigt, auch angenommen
wurde.
Hier war nun im Leben unseres Vischer ein wichtiger Abschnitt einge-
treten. Er hatte bereits das 40. Lebensjahr zurückgelegt und gelangte nun erst
zur Ueberzeugung, dass er durch die Wahl des geistlichen Standes, wobei etwa
schon ursprünglich fremder Einfluss massgebend sein mochte, eine nach Nei-
gung und natürlichen Anlagen offenbar verfehlte Berufsbahn eingeschlagen hatte.
Während nämlich sein Stand strenge Unterordnung des Willens und inneren
Dranges unter die Forderungen eines ernsten und wichtigen Berufes, und dess-
wegen vor allem Stetigkeit im Aufenthalte und völlige Identificirung mit den reli-
giösen Bedürfnissen seiner Pfarrgemeinde bedingte, sehen wir ihn, schon wegen
der oftmaligen und längeren Abwesenheit vom Standorte seines Berufes , diesem
allmälig mehr entfremdet, und rastlos ein, an sich wohl würdiges, doch mit
seinen unmittelbaren Berufspflichten nur schwer vereinbares Ziel verfolgen, bei
dessen Erringung der bereits zum Manne herangereifte Sohn der Berge überdiess
die unerfreuliche Wahrnehmung machen musste, wie seine sanguinischen Hoff-
nungen auf allgemeinere Theilnahme und wirksamere Unterstützung seines rühm-
lichen Unternehmens eben von Seite jener Körperschaft, auf deren Förderlichkeit
er gewiss zunächst gerechnet hatte, in der Wirklichkeit zum grossen Theile ent-
täuscht wurden. Durch die gewiss nicht billigend aufgenommene Vernachlässi-
gung seines Pfarramtes endlich zur freiwilligen Verzichtleistung auf die Pfründe
ilmir/en der k. k. feogr. Gesellschaft II, Bd. 1. Heft. c
34 F. Simony. J. Feil«
gcnöthiget, und unwiderstehlich seiner , bei klarer Erkenntniss der Wichtigkeit
des Unternehmens, aber auch des geringen Lohnes für rastlos aufgewendete
Muhen, gewiss lauteren Neigung für geometrische und topographische Arbeiten
folgend, hatte er, wohl nicht ohne inneren Kampf, endlich durch den Eintritt in
einen weltlichen Beschäftigungskreis, soweit dieses mit bestimmten Satzungen und
seinem Gewissen nur immer vereinbar gewesen, zwischen sich und seinem
ursprünglichen seelsorglichen Berufe in seinen Forderungen Toller Strenge die
Brücke abgerissen. Wie gross aber auch der Kampf des Individuums gewesen
sein mochte, Vis eher war jedenfalls von der Vorsehung ausersehen, durch
seine rastlosen und erfolgreichen Bemühungen Werke von unschätzbarem Werthe
für die geschichtliche Landeskunde zurückzulassen; und es muss den Rathschlüs-
sen einer höheren Lenkung der Menschengeschicke untergeordnet bleiben, warum
die Ausführung eines so löblichen Unternehmens hier nur aus einem Conflict mit
der Berufswahl hervorgehen konnte.
Hätte Vis eher in seiner geistlichen Wirksamkeit auch den strengsten An-
forderungen genügt, sein Einfiuss, wie intensiv er auch immer auf die sittliche
und religiöse Erhebung seiner Pfarrgemeinde gewesen wäre, hätte doch schwer-
lich weit über die engen Grenzen seines Sprengeis hinausgereicht und sein Name
wäre — absehend von wohlwollender Erinnerung noch in einer nächsten Gene-
ration seiner Pfarrkinder — der Nachwelt wohl kaum überliefert worden. Indem
er aber überwältigendem Drange nach anderweitiger Bethätigung des ihm mitge-
gebenen Pfundes nachgab , hat er, wenn auch nur mit Hindansetzung seines
eigentlichen Berufes, Werke geschaffen, welche die dankbare Nachwelt immer-
dar preisen wird, und deren Abgang eine ungeheure Lücke in der Kenntniss
unserer heimatlichen Vergangenheit zurückgelassen hätte. Entwürdigt aber, das
steht fest, hat Vi seh er die ursprüngliche Berufswahl durch seine topographi-
schen Arbeiten gewiss nicht, und was uns aus seinen Leistungen an kümmerli-
chen Haltpuncten zur Erkenntniss seines persönlichen Charakters erübriget, zeugt
nur rühmlich für diesen. Höchst achtbare Züge echten Manneswerthes nämlich,
wie rüstige Thätigkeit und eine jedes äussere Hinderniss überwältigende Beharr-
lichkeit, festwurzelnde, weil auf intensiver Kenntniss beruhende Vaterlandsliebe,
sind in seinen Leistungen selbst scharf ausgeprägt, und was sich sonst über ihn
aufgezeichnet findet, spricht durchaus flir einen ehrenwerthen , nirgends engher-
zig nach selbstischen Vortheilen ringenden, offenen und biederen Charakter.
Furchtlos gegen äussere Gefahren und leutselig muss er jedenfalls gewesen sein,
sonst hätte er sich schon im Vorhinein nicht zu Arbeiten geneigt finden können,
deren Förderlichkeit wohl zunächst nur durch einen freundlichen Verkehr mit
Leuten aus allen Schichten der Bildungsgrade bedingt war.
Hätte er nicht auch formelle Bildung und Geschick gehabt, mit höherge-
stellten Personen leicht zu verkehren, so hätte er hinwieder schon von vorneher
auf ein Unternehmen verzichten müssen, für welches die Mittel zur Veröffentli-
chung der gewonnenen Ergebnisse wohl nur von einem erweckten Antheile an
dem Werke in den höheren gesellschaftlichen Kreisen zu erlangen waren. Wenn
er sich überhaupt dem Adel mehr zugeneigt finden mochte, so hatten gewiss nur
edle Regungen Antheil daran. Er musste die Geschlechter schätzen, deren Ahnen-
sitze er im Bild verewigte ; und wenn er durch Schule und eigenen Trieb zu
höherer wissenschaftlicher Ausbildung gelangt war, so mochte er sich gewiss
auch gerne in Kreisen bewegt haben, wo sich zu dem Adel der Geburt schon in
jener Zeit nicht selten auch die wahre Aristokratie der Bildung gesellt hatte, der
unser Vi sc her allerdings ebenbürtig war.
Leben und Wirken des Geographen G. M. Vischer. 35
Indessen opferte er auch in der Berührung mit solchen Männern niemals
die bessere Ueberzeugung einer falschen Demuth auf. Wir bringen selbst in die-
sen Zeilen zahlreiche Belege vor, wie Vischer, wenn er mit irgend einem wohl-
erwogenen Ansinnen nicht sofort durchzudringen vermochte, auch niemals anstand,
sein Anliegen mit verstärktem Gewicht der Grunde unverweilt zu erneuern, ohne
jedoch dabei irgend je das Maass des Ziemlichen zu fiberschreiten, selbst dann
nicht, wenn ihm in offenbar kränkender Weise begegnet worden war.
So finden wir ihn sogleich nach der Vollendung seiner oberösterreichischen
Landkarte nicht zurückgeschreckt durch die in einzelnen Puncten erfahrene
geringe Willfährigkeit zur Förderung dieses Werkes, ohne weiteres schon mit
den Ständen Niederösterreichs wegen Anfertigung einer Karte dieses Landes in
Verhandlung treten. Gewiss war dieses Unternehmen für unseren Vischer zu-
nächst von Einfluss bei seinem Entschlüsse zur Resignation auf die Pfarre Leon-
stein. Er nennt sich in einer an die obderennsischen Stände gerichteten Eingabe
vom 7. Mai 1669 bereits niederösterreichischer Geographus.
Bevor wir jedoch das Wirken desselben in dieser neuen Stellung weiter
verfolgen, soll zur Erleichterung der Uebersicht, theilweise dem chronologischen
Verlaufe vorgreifend, hier zusammengefasst werden, was sich auf die Vollendung
der Karte und Topographie von Oberösterreich bezieht. Es wurde bereits ange-
fahrt, dass die vollendete Zeichnung dieser Karte den niederösterreichischen
Ständen schon zu Anfang des Jahres 1668 übergeben wurde und Vischer sich
angeboten hatte, wegen der Vermittlung des Kupferstiches persönlich nach Augs-
burg zu reisen. Ob dieses letztere geschehen, findet sich leider nicht insbeson-
dere aufgezeichnet; höchst wahrscheinlich ist es aber wirklich der Fall gewesen,
denn da im Jahre 1669 der Stich bereits vollendet war, so lässt ebenso die auf-
fallende Schnelligkeit in der Ausfuhrung von zwölf nett gestochenen Kupfertafeln
im Zeiträume von kaum einem vollen Jahre, als die durch die Natur der Sache
gebotene Notwendigkeit, dass bei einem völlig neuen Werke Zeichner und
Kupferstecher rücksichtlich der Art der Ausführung unter steter Einsichtnahme
in die ersten Proben des Stiches für einige Zeit in unmittelbarem Verkehre stan-
den, um so mehr darauf folgern, dass unser feuereifriger Vischer sich deshalb
selbst nach Augsburg begab, als die Langsamkeit der damaligen Postverbindung
unserem auf rasche Vollendung seines ersten grösseren Werkes drängenden
Chartographen gewiss nicht das ausreichende Mittel darbot. Was sich nach den
obigen Andeutungen über die Deckung der zur Aufnahme und Ausführung dieser
Karte erforderlichen Kosten aufgezeichnet findet, zeigt nur, dass Vischer zur
Aufnahme von den oberösterreichischen Ständen in zwei Abschlagszahlungen zu-
sammen 300 Gulden erhielt, und dass ihm zur Ausführung des Kupferstiches am
28. August 1668,200 Thaler dargeliehen wurden, sowie dass die Würdigung sei-
nes Ansuchens um die zugesicherte Recompens von 200 Reichsthalern für die
vollendete Karte von der vorläufigen ordentlichen Verrechnung mit dem stand.
Einnehmeramte abhängig erklärt worden war.
Was die Topographie von Oberösterreich anbelangt, deren Her-
ausgabe sich bis zum Jahre 1674 verzögerte, so wurde diese für Vischer eine
Quelle mehrjähriger Unannehmlichkeiten, zum Theile bitterer Kränkungen und
Ehrenverletzungen. Vischer hatte sich wegen der Ausführung dieser Topo-
graphie in einem mit den oberösterreichischen Ständen unterm 15. Jänner 1669
abgeschlossenen Vertrage verbindlich gemacht, von den zu Augsburg verfertigten
geographischen Büchern den Ständen des Landes bis zum Linzer Bartholomai-
Markt (d. i. August 1669) 60 Exemplare und den Verordneten weiterhin 10
c *
36 F* Simony. J. Feil,
Exemplare insbesondere abliefern zu wollen, wenn ihm 200 Gulden angewiesen
würden.
Unterm 7. Mai 1669 bat er um die Anweisung von weiteren 400 fl. gegen
dem, dass er sich verbindlich mache, vom ausgearbeiteten Werke entweder so
viele Exemplare oder die Hälfte in barem Geld e wiedererstatten zu wollen, worauf
ihm die Stände noch an demselben Tage ISO Gulden, gegen dereinstige Ablie-
ferung von 60 Exemplaren der niederösterreichischen Landkarte und gegen Einb-
iegung eines dieses zusichernden Reverses bewilligten.
Die weiteren Verhandlungen in Betreff der Topographie von Ober-
österreich bilden nun leider eine Reihe von kläglichen Beweisstellen für die
schonungsloseste Behandlung, die unserem ehrlichen Vis eher bei dieser Gele-
genheit zu Theil wurde. Hier prägt sich denn so ganz ungezwungen selbst in
den höheren Ständen die damalige Anschauungsweise gegenüber von wissenschaft-
lichen Unternehmungen aus, die eben nur nach der Kategorie der Handwerks-
arbeit abgeschätzt, mäklerisch entlohnt und rücksichtslos gefordert wurden. Un-
zugänglich für alle noch so gegründeten und ehrerbietig vorgebrachten Vorstel-
lungen werden diese mit übersichtiger Leichtfertigkeit als leere Ausflüchte abge-
than, der durch überzeugende Gründe entschuldigte Aufschub in der zur Vollen-
dung ursprünglich ausgesetzten Frist als vermessenes, zu abschreckendenVLitteln
herausforderndes Aufziehen bezeichnet, selbst die persönliche Freiheit des
schlechthin als vertragsbrüchig erklärten Mannes bedroht, und in der Aufregung
erhitzter Leidenschaftlichkeit die nackte innere Denkweise so unverholen bloss-
gelegt, dass dem, wie man voraussetzen sollte, schon durch die Ehrwürdigkeit
seines Standes gegen solchen Vorgang geschützten Priester ganz ungeschminkt
gedroht wird , man werde sich von dergleichen Leuten den schuldigen Respect
schon zu erzwingen wissen!
Aus den zahlrehh vorliegenden Verhandlungen ergibt sich, dass der
Stich der Kupfertafeln zur oberösterreichischen Topographie wohl mindestens
schon zu Anfang des Jahres 1669 begonnen hatte, da sich V. im Vertrage mit
den o. ö. Ständen vom 15. Jänner 1669 verbindlich gemacht hatte, das im Stiche
vollendete Werk bis August 1669 zu überreichen. Zur Ausführung desselben
hatte er von den Ständen im Ganzen nur 300 fl. in zwei Abschlagszahlungen ge-
gen dem erhalten, dass er dafür 60 Exemplare derselben abzuliefern habe. Die
weiters benöthigten Kosten zur Deckung des Stiches hoffte er aus dem Erlös für
die oberösterreichische Landkarte decken zu können. Der Absatz derselben hatte
ihm aber, weil die meisten Cavaliere von den an die Stände abgegebenen Exem-
plaren dieser Karte versehen worden waren, bis März 1670 noch nicht ganz 20
Reichsthaler eingebracht. Da ihm nun die o. ö. Stände jede weitere Subvention
hartnäckig verweigerten, so ist es begreiflich, dass der zu Augsburg ausgeführte
Kupferstich der o. ö. Topographie, da Vis eher für jede einzelne Kupferplatte
dem Stecher 8*/, fl. bezahlen musste, nur äusserst langsam fortschritt, so dass
zu Anfang des Jahres 1670 wohl schon 138 Stücke ausgeführt, also von den für
das ganze Werk ursprünglich veranschlagten 218 Bildern damals noch 80 Plat-
ten ausständig waren, bis 22. Juni 1672 aber, also innerhalb weiterer dritthalb
Jahre nur noch weitere 20 Stück ausgeführt werden konnten, und die Vollen-
dung des Stiches der letzten 64 Bilder zu der im Ganzen mit 222 Tafeln abge-
schlossenen o. ö. Topographie sich bis zum Schlüsse des Jahres 1674, also um
weitere anderthalb Jahre, verzog. Aus den Verhandlungen geht weiter hervor,
dass die o. ö. Stände einExemplar der oberösterreichischen Karte mit lfl. 30 kr.,
eines der o. ö. Topographie mit 5 Gulden, und eines von jener für Niederöster-
Leben und Wirken des Geographen G. M. Vischer. 37
reich mit 6 Gulden bezahlten. Vischer hatte die Kosten für die Auflage der o. ö.
Topographie schon ursprünglich auf 1000 Reichsthaler veranschlagt; er hat da-
bei ziemlich nahe gerathen, denn der Stich der Kupferplatten, ohne Auslagen
fflr Papier und Abdruck, hatte ihm allein mindesten 1200 fl. gekostet. Die stän-
dische Unterstützung beschränkte sich aber, wie bemerkt, bloss auf die vorge-
streckten 300 fl. gegen Uebernahme von 60 Exemplaren, jedes derselben zum
Preise von 8 fl.
So unerfreulich nun dieser Calcul fiär unseren strebsamen Vischer auch
war, so viele Verdriesslichkeiten und schmerzliche Kränkungen er auch bis zur
Beendigung der Topographie von Oberösterreich erfahren hat, so sehen wir ihn
doch von .«einen einmal aufgenommenen topographischen Arbeiten nicht nur
nicht zurückgeschreckt und in seinem Feuereifer in keiner Weise erkalten, viel-
mehr das einmal vorgesteckte Ziel mit unverdrossener Beharrlichkeit verfolgen.
Nur mochte er aus den bereits gemachten Erfahrungen sich manche Klugheitsre-
gel zur besseren Sicherung bei seinen künftigen Unternehmungen abgeleitet
haben.
Sogleich nach der von ihm vorgenommenen Mappirung des Landes ob
der Enns finden wir ihn auch schon mit den Ständen Niederösterreichs we-
gen Anfertigung einer Landkarte und Topographie dieses Landes in Verhand-
lung treten.
Wie er wegen der Aufnahme des Landes ob der Enns von Andrichsfurt
nach Leonstein zu kommen getrachtet hatte, so finden wir ihn nun bei der Auf-
nahme seiner Arbeiten für Niederösterreich, auf seine Pfarre in Oberösterreich
verzichten , und bei den niederösterreichischen Ständen, wenn auch ohne fixe
Anstellung sondern nur als zeitweiliger Functionär, bis zur Beendigung zweier
besonderer Werke, nämlich der Karte und Topographie des Landes unter der
Enns, als ständischer Chorograph und Topograph verwendet. Denn auch für
dieses Land, nicht weniger als für jenes ob der Enns, war vor allem die Anfer-
tigung einer verlässlicheren Karte, als die bis dahin in die Oeffentlichkeit ge-
langten, dringendes Bedürfniss geworden, dem zu begegnen wohl schon früher
einleitende Schritte gemacht worden # ), aber bis dahin noch zu keinem Erfolge
•) Kaiser M ax i m i 1 ia n's I. Leibarzt, C u s p i n i a n (Spiesshammer), war der erste, der
eine Karte auch über Niederösterreich gezeichnet hat, welche vom bekannten Doctor
Laz umgearbeitet, in Holz geschnitten, unter Kaiser Ferdinand I. veröffentlicht
und später durch Jon. Sambucus verbessert wurde. Auch Augustin Hirsvogel
gab eine solche Karte heraus. Nebstdem hatte aber Laz auch seiner 1561 erschie-
nenen Chorographie {Typt chorographici Prouin. Austritte) eine Karte des Erzherzog-
tums Oesterreich beigefügt, in welcher jedoch die Zeichnung der Oertlichkeiten des
Landes ob der Enns von Abraham Holzwurm herrührt. Wahrscheinlich hat aber
Las nebstdem auch eine besondere Karte von Niederösterreich angefertigt, worauf
die im Wiener Stadtarchive vorfindige Aufzeichnung, dass Laz am «5. August 1562
dem Bürgermeister und Rath der Stadt Wien eine neue abeonterfectur der N. 0.
Lannden überreicht hat, hinzudeuten scheint (s. Ber. u. Mitth. des Alterth.-Ver. in
Wien. I. 16).
Allein schon der kleine Haassstab, in dem diese erwähnten Karten ausgeführt
waren, absehend von den Unrichtigkeiten und von der Unzulänglichkeit in der
Situation, konnte Iftngerhin nicht genügen. Es traten daher bald nach La zens Ab-
leben (+ 19. Juni 1565) die n. ö. Stände wegen der neuen Aufnahme einer Karte
von Niederösterreich mit dem kaiserl. Mathematiker Med. Dr. Paul Fabricius in
Verhandlung. Dass von dem letzteren eine Karte' in Arbeit genommen wurde, ist
nach vorliegenden Documenten erwiesen, leider hat sich aber jede Spur davon
verloren.
38 F* Simony. J. Feil.
gelangt waren. Das Anerbieten Vi eher 's zu einem solchen Werke musste da-
her den n. 5. Ständen im hohen Grade willkommen sein.
Von dieser Seite daher der Wunsch nach endlicher Verwirklichung eines
bei yorhandenem Bedürfnisse bereits seit langeher gehegten Wunsches, yon
Seite Vis eher 's nicht minder vorwaltende Neigung, aber auch Ausrüstung mit
so mancher auf dornigem Wege gemachten Erfahrung, um bei künftigen derarti-
gen Unternehmungen nicht ein zweites Mal schutzlos der Unbeugsamkeit gegen-
überstehender rücksichtsloser Forderungen preisgegeben zu sein, hatte ohne
Zweifel ein genau formulirtes Uebe reinkommen über die Bedingungen beider
contrahirenden Theile dem Beginne der Arbeit selbst vorangehen lassen. Diese
Voraussetzung wird zur Gewissheit, wenn wir später, nämlich unterm 31. Jän-
ner 1671, von den n. ö. Ständen selbst die Anfertigung einer gereckten (d. i,
passenden, entsprechenden; s. Sc hm eil er, III, 28) und verlässlichen Mappa
oder Landtafel von Niederösterreich durch den gerühmten und wohlerfahrenen
Geographum Vis eher als ein angedingten Werk bezeichnet finden.
Aus dem Verlaufe der nunmehr sowohl bezüglich der Karte als auch der
Topographie von Niederösterreich zur Sprache kommenden Verhandlungen ergibt
sich, dass beide Werke auf Kosten der n. ö. Stände ausgeführt wurden, und dass
unserem Vis eher, der also ad actum ständischer Functionär, wenn gleich nicht
in bleibender Anstellung war, nicht nur die Kosten seiner Reise und Aufnahmen,
sowie jene des Kupferstiches vergütet wurden, sondern ihm auch nebstdem für
seine erfolgreichen Bemühungen eine angemessene remunerative Anerkennung
(Ergötzlichkeit*) in dem nicht unerheblichen Betrage von 1000 fl. zu Theil ge-
worden ist. So gegen jede Geldverlegenheit zur Aufnahme und ungehinderten
Fortführung seines Unternehmens gesichert, sehen wir unseren Geographen
auch frischen Muthes zum Werke schreiten und es ohne Unterbrechung im
raschen Zuge zu Ende führen, worüber ihn die n. ö. Stände mit warmer Aner-
kennung rühmten, indem sie ihm das Zeugniss ertheilten, dass er mit der
Erfüllung der übernommenen Verpflichtungen auch immer richtig zugehal-
ten habe.
Durch ein besonderes Patent der n. ö. Stände zur allgemeinen Förderung
des Unternehmens empfohlen und entsprechend ausgerüstet ging unser Vi scher
rasch ans neue Werk. Das eben erwähnte Patent, womit das Unternehmen erst
kundgemacht und zur möglichsten Förderung desselben aufgefordert wurde , da-
tirt vom 12. April 1669; und schon mit Schluss desselben Jahres waren nicht
nur alle vier Viertel des Landes unter der Enns mappirt, sondern auch zur Hälfte
schon auf Kupfer gestochen, so dass er binnen weiteren drei Vierteljahren auch
mit der anderen Hälfte zum Abschlüsse zu gelangen verhoffte.
Mag ihm nun immer die vorausgegangene Aufnahme der oberösterreichi-
schen Karte hierbei einigen Vorschub geleistet haben, da er iji diese die Confi-
nien, so weit es der vorhandene Raum gestattete, "bereits eingezeichnet hatte,
so dass die ans Land ob der Enns grenzenden Partieen von Niederösterreich nun
nicht mehr neu vermessen und aufgenommen werden durften, so ist es doch
wahrhaft staunenswerth, wie es unserem rührigen Vis eher auch bei völlig un-
behindertem Fortgange möglich wurde, in kaum drei Vierteljahren , ein so um-
fangreiches Terrain für seine Karte und zugleich für die Topographie zu bewäl-
tigen. Freilich darf dabei, wie auch der Erfolg zeigt, auf die Genauigkeit der
Mappirung nach den dermaligen Anforderungen nicht im entferntesten gedacht,
und muss namentlich die Bergzeichnung als grösstentheils sehr willkührlich und
nur äusserst approximativ angenommen werden.
Leben und Wirken des Geographen G. M. Vischcr. 39
Kaum war die Topographie Yon Niederösterreich mit einer Dedication
Vischer's vom 22. Jänner 1672 zu Anfang dieses Jahres in die Oeffentlichkeit
gelangt, so sehen wir schon unsern rastlosen Geographen wieder zu einem neuen
derartigen Unternehmen, nämlich zut Aufnahme einer Karte und Topo-
graphie yon Steiermark schreiten, wobei er sich durch den Erfolg seiner
letzten Leistungen bereits der kräftigen Befürwortung der n. 5. Landstände ver-
sichert hatte.
Schon unterm 3. März 1672 richteten nämlich die n. ö. Landschaftsver-
ordneten an die steiermärkischen Stände ein nachdrückliches Empfehlungsschrei-
ben zu Gunsten Vi scher 's, nachdem dieser seinen Entschluss schriftlich be-
kannt gegeben hatte, gleich der für Niederösterreich gelieferten Karte, auch Ober
das Herzogthum Steiermark den dortigen Ständen ein ordentliche vnd verläss-
liche Mappam oder Landt-Karte zu verfassen, und nachdem Vi seh er bei den
steiermärkischen Ständen hierum bereits angesucht und den Bescheid erhalten
hatte, die Stände wollten sich mit ihm über den Kostenpunct in Verhandlung
setzen.
Die n. 5. Stände nun empfahlen denselben dem Landeshauptmann und den
gesammten Ständen des Herzogtums Steyer um so wärmer, als Er mit dem vber
dises Erzherzogthumb verfassten format denen lobl. Ständen allhie ein saat-
sames contento vnd Wohlgefallen gelaistet* vnd dahingegen zu seiner
Belohnung vermög Contracts 3000 fl. Paar geüs dafür erApfangen.
Eine verlässlichere Karte des Herzogthums Steiermark war nicht minder
dringendes Bedürfniss, als es für Ober- und Unterösterreich gewesen ; denn die
bisherigen steierischen Mappen von Laz (1561), Dakerts, Mercator und
Blaw (1644) waren theils veraltet, theils schon ursprünglich in zu kleinem
Maassstabe und viel zu wenig genau und detaillirt ausgeführt, um längerhin aus-
reichend sein zu können.
Auf die Erkenntniss dieses Bedürfnisses rechnend, hat nun Vis eher auch,
sein Anerbieten zunächst auf die Anfertigung einer Karte des Landes beschränkt,
jenes wegen der Topographie von Steiermark aber vorerst einem günstigeren
Zeitpuncte nach der Vollendung der Karte vorbehalten. So wurde denn auch im
Laufe der Verhandlung die Karte stets als Hauptwerk betrachtet, neben welchem
die Topographie späterhin erst in Anregung und zur Ausführung kam.
Vi scher hatte sein Anerbieten wegen Aufnahme einer solchen bereits im
Herbste des Jahres 1671 bei der steiermärkischen Landschaft schriftlich einge-
bracht, welche sofort am 1. October 1671 in voller Versammlung den Beschluss
fasste, hierüber, und zwar zunächst über die Kostenfrage, mit Vi scher in wei-
tere Verhandlung zu treten.
Die Verhandlung führte auch bald zum gewünschten Abschlüsse. Es wurde
sich nämlich dahin vereinbart, dass Vi seh er die Karte auf Kosten der Stände,
nämlich im Ganzen für 2000 fl., gegen Ablieferung von 200 Abdrücken an sie,
innerhalb zwei Jahren anfertige, den Entwurf zum Kupferstiche aber vorläufig
der Revision von Seite der Stände zu unterziehen habe.
Bei dem Abgange besonderer Aufzeichnungen über die Erlebnisse unseres
Vis eher während seiner zweijährigen Arbeiten zur Mappirung des Herzog-
thums Steiermark, worüber freilich die etwaige Entdeckung des von Vi scher
vielleicht geführten Tagebuches die ergiebigste, aber gewiss auch anziehendste
Ausbeute liefern könnte, müssen wir leider darauf verzichten, hierüber näheres
berichten zu können. So viel ist gewiss, dass die Durchreisung der Steiermark
zu jener Zeit mit weit grösseren äusseren Schwierigkeiten verbunden war, als
40 F. Simony. J. Feil.
jene der Länder ob und unter der Enns. Das benachbarte Ungarn, zum grossen
Theile noch im Besitze der Türken, hatte seinen fortan vom Westen her genähr-
ten Gährstoff selbst bis in die Mauern der Hauptstadt Steiermarks verbreitet, und
die Zrinyi-, Ntfdasdy-, Frangepan'sche Verschwörung, um Ungarn dem
Hause Habsburg zu entreissen, sollte unter dem Mitverschwornen Grafen Tatten-
bach eben mit Ueberrumpelung des Gratzer Schlosses zum Ausbruche kommen.
Zwar wurden die Hochverräther entdeckt und dem Schwerte des Nachrichters
überliefert, der feige Tattenbachin Gratz (1. Dec. 1671); allein der junge Tö-
köly, Sohn eines der Mitverschwornen, war entkommen, und der Eindruck über
das, wenn auch noch zur rechten Zeit entdeckte tollkühne Wagniss war im ganzen
Lande so tief und nachhältig, dass Misstrauen und Furcht, durch abentheuerliche
Gerüchte immer wieder aufgeschürt, lange nicht aus den geängstigten Seelen
wichen. Kaum war aber vorübergehend einige Beruhigung in die Gemüther ein-
gekehrt, so wurde sie wieder verscheucht, als Ludwig XIV. von Frankreich durch
den Angriff auf Holland (Juni 1672) dem Kaiser die unwillkommene Nöthigung
auferlegte, den grössten Theil der kaiserlichen Kriegsvölker aus Ungarn an den
Rhein zu ziehen, und dadurch die ungarischen Missvergnügten unter dem Rebel-
len T ö k ö 1 y zur Verfolgung noch nicht unterdrückter hochverrätherischer Pläne
von neuem zu ermuthigen. Wenn nun auch Gratz durch die Festlichkeiten bei
der am IS. October 1673 im nahen Schlosse Eggenburg vor sich gegangenen
Vermählung des Kaisers Leopold I. mit der Erzherzogin Claudia Felicitas, vorüber-
gehend in die Stimmung überschäumenden Freudenjubels versetzt und die Stadt
durch drei Tage und Nächte beleuchtet war, so konnten doch solche Freuden-
blitze die Gewitterschwüle nicht verscheuchen, die weithin die Gemüther in ge-
drücktem Athem hielt. Die besorglichen Vorgänge in Ungarn und Siebenbürgen
hatten die drohende Gefahr den Grenzen Steiermarks immer näher gerückt und
endlich die Notwendigkeit herbeigeführt, viele Orte des Landes, zumal die
Hauptstadt, durch Schanzen zu befestigen. In derThat beabsichtigte auch im Jahre
1676 eine 2000 Mann starke Rotte der ungarischen Malcontenten in Steiermark
einzubrechen; sie wurden aber vom Grafen Bathytfni ebenso glücklich ge-
schlagen, als im folgenden Jahre 6000 gegen Steiermark in Anmärsche befind-
liche Türken von den tapferen Croaten verjagt.
Und in dieser Zeit steter Besorgnisse, die das ganze Land erfüllten, unter-
nahm es unser Vi scher Steiermark bis an seine äussersten Grenzen zu durch-
reisen. Noch bis jetzt hat sich die Sage*) erhalten, dass Vischer eines Tages
eben mit der Aufnahme eines Schlosses beschäftiget, für einen Spion gehalten
und dafür mit der Losfeuerung eines Doppelhackens begrüsst wurde, dessen Ge-
schoss zum Glücke über dem Haupte des harmlosen Zeichners in einen Baum ge-
schlagen hatte. Diese Sage gewinnt aber bei dem Rückblicke auf die damalige
geängstigte Stimmung im Lande erhöhten Glauben. Nur seine Unerschrockenheit,
wie sein unbesiegbarer Eifer für das mit unwiderstehlichem Drange begonnene
Werk machen es erklärlich, wie er dieses dennoch in verhältnissmässig kurzer
Frist zu Stande brachte. Wenn daher die f&r seine geometrischen Aufnahmen
mitgeführten Messinstrumente hie und da von unkundigen Augen etwa mit zwei-
felhafter Miene beargwöhnt werden mochten, so muss doch ein ihm inwohnender
Der jubilirte st st Archivar Dr. War tinger versicherte mir sogar, darüber irgendwo
bestimmt etwas gelesen, leider aber nicht mehr die Erinnerung bewahrt au haben,
wo dieses der Fall gewesen. Unabhängig von dieser Nachricht wurde mir in Grats
auch von anderer eben so glaubwürdiger Seite beinahe dasselbe mitgetheilt.
leben und Wirken des Geographen G. M. Vischer. 41
hoher Grad von Leutseligkeit, wie das im Kleide ausgeprägte Abzeichen seines
geistlichen Standes, die Anwandlungen besorgter Zweifel stets bald und leicht
yerscheucht haben.
Am meisten gefährdet war aber die Persönlichkeit unseres reisenden Geo-
graphen offenbar, als er die Strecken an der Grenze, zumal gegen Ungarn hin,
bereiste, und der seiner Karte beigefügten Verwahrung, dass durch den hier an-
gedeuteten Grenzzug fremdem Rechte nichts vergeben werden solle, mag för
jene Richtung vielleicht nicht allein die Sorge um fremdes Recht, als vielmehr
das innere Bewusstsein so mancher nur approximativen Annahme bloss auf einge-
zogene Erkundigung hin, zu Grunde liegen.
Im Herbste des Jahres 1676 war die Aufnahme der steiermärkischen Karte
bereits zu Stande gebracht, und Vischer hatte den Entwurf derselben, einge-
gangener Verbindlichkeit gemäss, den st. Ständen zur Ueberprüfung vorgelegt,
welche diese sofort auch durch sachkundige Landstandsglieder vornehmen Hessen.
Es findet sich noch der Entwurf einer Zuschrift an Sigmund Grafen von Her-
berstein und an den Freiherrn Hanns Balthasar Galler vom 19. October, dann
an den Dompropst von Seggau vom 8. November 167S vor, womit denselben die
von Vischer neu formierete Mappa vber das Herzogthumb Steyer übersendet
wurde, damit sie dero sentiment bevorab den Ober Steyerischen District be-
ireffend hierüber eröffnen vnd der Verordneten Stall vberschieckhen wotten.
Die beiden ersteren berichteten hierüber unterm 29. Jänner 1676, sie haben die
neu formirente Steyerüche Mappa ratione des Viertl Judenburg beraith vber-
sehen vnd in Ordnung bringen lassen; weil Sie aber wegen des Viertl Enns-
thall ainige Information nü haben alss werde beuorstehen, solche mühewahl-
tung andern Herrn zuezumuthen. Die einzelnen Erklärungen ähnlichen Inhal-
tes langten nach und nach ein, so z. B. jene des Herrn Springer vom 8. April
1676 mit der Bemerkung, dass die Steyrische neu aufrichtende Mappa alles
Vleiss, was das Viertl Ennssthall oder, PaUerthal anbelangt 9 seye reuidiret 9
vnd an gewissen Orthen verbössert worden.
Vischer hatte bei seiner unermüdlichen Neigung für geographische Auf-
nahme die Zwischenzeit bis zur Ausführung des Stiches der Karte ohne Zweifel
zu anderweitigen solchen Arbeiten verwendet, und wahrscheinlich während des
Winters 1673 — 4 zu Gratz seine allgemeine Erdbeschreibung ausgearbeitet,
welche auch 1674 ebendort in Druck gelegt worden ist. Im folgenden Jahre war
aber nicht nur der Kupferstich von seiner grösseren Ansicht Wiens bereits voll-
endet, welche er sammt der n. ö. Topographie den Vertretern der Wiener Stadt-
gemeinde überreicht und dafür 36 Gulden erhalten hatte*), sondern auch jener
ungleich schönere der Stadt Gratz.
Zu Anfang dieses Jahres 1 676 überreichte er dem Landeshauptmann von
Steyer, dem Präsidenten der dortigen Landschaft und den Verordneten einen Ab-
druck des Kupferstiches der Hauptstadt Gratz, zu welcher Abbildung er auch eine
Beschreibung zu liefern beabsichtigte.
Diese schöne Abbildung der Hauptstadt des Landes sollte ohne Zweifel
die Geneigtheit der Stände für ein weiteres Unternehmen Vis eher 's, nämlich
auch für die Anfertigung einer Topographie des Landes gewinnen, ein Werk,
welches unser fieissiger Zeichner ohne Zweifel schon bei seiner Bewerbung um
das förderliche Zugeständniss zur Aufnahme der steiermärkischen Karte schwei-
•) Schlager a. a. 0. V. 721.
4? F. Simony. J. Feil.
gend in Absicht hatte, mit der er aber damals ganz gewiss nur desswegen noch
zurückgehalten hatte, weil er bei einem beschränkteren Maasse seines Ansuchens
viel eher auf geneigte Zustimmung rechnen konnte, mit welcher Absicht er aber
ohne weiters hervorrückte, nachdem die Karte nach Wunsch ausgefallen und den
Ständen mit der schönen Ansicht von Gratz ein sprechender Beweis in den Hän-
den war, wie ein solches Werk dem schönen Lande mit seinem reichen Schlös-
ser-Schatze nur zur Zierde und weitverbreitetem Ruhme gereichen könne. Zu
Anfang des Jahres 1676 stellte demnach unser Vi scher folgendes Ansuchen»
aus welchem zugleich zu ersehen ist, dass er auch zu den Topographien von
Unter- und Oberösterreich nachträglich eine besondere Beschreibung zu lie-
fern beabsichtiget hatte, was aber wohl gewiss niemals zur Ausführung gekom-
men ist, da sich nirgends ein Exemplar derselben vorgefunden hat.
Hochlöbliche Herren Herren Landstände
Genadig vnd Hochgebüettunde Herren Herren.
Auf einer Hochlöblichen landschafft alhier Einwilligen, vnddarschüsszen-
den vnkhossten, bin ich in werkh die landCarthen vber disz Herzogthumb
Steyer Zuuerfertigen, gleich wie Vnter: vnd Oberössterreich van mir verfer-
tiget worden ; nun aber haben selbige beede Hochlöbl: Landschafpen auch die
Topographias beeder land gemacht zu werden verlangt, welches beschechen,
dero beede Exemplaria ich hiebey vnterthänig mit eingereicht, vmb Zu
sechen der darin begriffenen khupferarbeith ; die Beschreibung belangent,
bin ich im werkh selbe auch dissen winter hindurch Zuuerfertigen, nach beyli-
genden Capitlen. Wan aber auch villeicht die Hochlöbl: Hrn: Hrn: Land-
stände eine solclie Topographia vber dass Herzogthumb Stey er verlangen,
will ich mich hiemit vnderthänig darzu anpräsentiert haben, diese mit k hu-
pfer en vnd be Schreibung in mediis terminis bestehend verantwortlich her-
vor Zubringen, Soferen Sie die nothwendige vnkhossten wollen darzu her-
schüsszen, weicheich {NB.) mit ober vnd vnter Oesterreichischen landCar-
then vnd Topographiis theilsz iezto gleich, theilsz mit khonfftigen Stegriscken
Topographien vhrbüttig bin Zu bezahlen, befllche denen Hochlöbl: Hrn : Hrn:
Landständen mich hiemit vnderthänig, bittend nach dero gnadigen belieben
mich hierauf Zuuerbscheiden.
Der Hochlöbl: Hrn: Hrn: landstanden
Vnderthänig-Gehorsamber dienet
Georg Mattheusz Vi scher der Nieder Oesterreichischen
landschafft Geographus m/p.
Die vorläufige Austragung der Kostenfrage war hierbei begreiflicher Weise
Gegenstand der nächsten Erwiederung von Seite der Stände auf dieses Anerbie-
ten. Ueber das Ergebniss dieser Verhandlung gibt nun folgendes Anerbieten
weitere Nachricht.
Auf mein Vnderthaniges anbringen: Alle Statt, Clö st er vnd Schlös-
ser desz Herzogthumbs Steyr in Controfaitischen Rissz Zu bringen vnd
insz khupfer stocken Zu lasszen, haben sich die Hochlöbl: Steyerische
Hrn: Hrn: landt stände erkhlärt, mir vor ein stuckh in vorgezeigter grossze:
Sechs Gulden Zu Uferen, auch mir verwilligt, 200 drukh auf mein vnkhoss-
ten daruon abzudrukhen; entgegen versprechen Sie die Hrn: Hrn: landtstände
khein Exemplar von Ihren abgedrukhten Zuuerkhauffen.
Solchen Contract gehe ich hiemit ein, Versprechend unauszsezlich darin
fortzufahren, vnd (so mich die bezahlung nit hindert) in Jahr vnd dag de dato
Zu lieferen. Actum Graz.
Leben und Wirken des Geographen G. M. Vischer. 43
Zur Deckung des bezeichneten Kostenaufwandes, wurde schliesslich durch
ein unterm 24. November 1676 erlassenes Patent beschlossen : dem Geographo
Maiheo Vischer für jedes Schloss, Statt oder Markht, Wan Ers in das Khupfer
bringt Sechs Gulden raichen Zulassen, jedoch nü aus dem Einnember Arndt,
sondern dasz ain Jede Parthey, deme ain oder anderer Sitz gehörig, Ikme Vi-
scher ex proprio selben befriedigen solle.
Wenn wir mit ziemlich haltbarem Grunde annehmen dürfen, Vis che rhabe
gleichzeitig mit der Mappiruog des Landes auch Zeichnungen filr die, ihm gewiss
schon damals mit lebendigem Wunsche vor seiner Seele gestandene Topographie
yon Steiermark aufgenommen, so beweisen doch mehrere nachstehende Eingaben
Vischers, dass er wahrscheinlich behufs weiterer Aufnahmen fiir die Topogra-
phie im Lande neuerlich eine Umreise vornahm, und den Sommer 1677 damit
zugebracht hat.
Möglich, dass er, mit etwas zu grosser Vorliebe für die Topographie , die
Vollendung der steiermärkischen Landkarte, etwa durch Localre Visionen bezüglich
auf die, ihm bei der Begutachtung des Entwurfes , wie bemerkt, von mehreren
Seiten zugekommenen Ausstellungen, oder wenigstens durch lässigere Einwir-
kung auf baldmögliche Vollendung des Kupferstiches, allzuweit hinausgeschoben
hat, oder dass ihn vielmehr schon wieder das Project zu einem neuen Unter-
nehmen mit Vorarbeiten beschäftigte ; wie dem auch sei, die steiermärkischen
Stände fanden sich, gewiss nicht ohne Grund, veranlasst, dem Geographen Georg
Vischer unterm 8. Mai 1667 mittelst Decretes die Weisung zukommen zu lassen,
dass er die Landschafts+mappam dermal ainist zur Vollkombenheit
bringen und andere particular Verrichtungen begseits legen sollte.
Die von unserem Geographen hierüber gegebene Rechtfertigung oder Zu-
sicherung seines wirksamen Einflusses auf die Beendigung des Stiches mochte
stichhältig gefunden worden sein, wenigstens finden wir ihn bis zur wirklichen
Vollendung des Stiches der Karte im Jahre 1678 nicht weiter mehr gedrängt.
Dass die steiermärkische Karte zu Anfang des Jahres 1679 gewiss schon im
Stiche vollendet war, beweiset insbesondere der Umstand, dass Vischer am 24.
April 1679 den mit ihm wieder versöhnten, oberösterreichischen Ständen 200
Exemplare dieser Karte überreichte und von ihnen dafür eine Vergütung von
320 Gulden, also für je ein Exemplar 1 Gulden 36 Kreuzer erhielt (o. ö. st. A.).
In demselben Jahre hatte Vischer auch dem Kaiserhofe zu Wien Abdrücke der-
selben Karte dargereicht, und dafür eine Remuneration von 150 Gulden erhal-
ten. Wie viele Exemplare derselben er überreichte, ist ebensowenig bekannt»
als welche Karten darunter gemeint waren, als er 1675 wegen der im Werkh
bringenden 13 Stück Mappen von ebendaher 150 fl. erhalten hatte.
Wenn aus der, auf dem gestochenen Titelblatte zur steiermärkischen To-
pographie enthaltenen Jahreszahl 1681 gefolgert werden muss, dass in diesem
Jahre das Werk, wenigstens nach einem vorläufigen Abschlüsse in der Anzahl der
auf Kupfer geätzten Blätter, in die Oeffentlichkeit gelangt sei, und wenn auch
bis 1700 Vervollständigungen hierzu geliefert wurden, so waren doch, un-
geachtet verschärfter Betreibungserlässe von Seite der Stände an eine nam-
hafte Anzahl von Abnehmern der Topographie , noch durch eine Reihe von
Jahren Verhandlungen wegen Einbringung der rückständigen Zahlungen erfor-
derlich , und wir sehen unseren ehrlichen Geographen , hier freilich ohne
Verschulden von Seite der st. Stände , welche alles mögliche in ihrem Wir-
kungsbereiche liegende dagegen angewendet hatten, abermals nicht nach Ge-
bühr und Wunsch, jedenfalls nicht rechtzeitig für seine mühevolle Arbeit ent-
44 F. Simony. J. Feil.
lohnt. Fast scheint es, dass, wenn nicht überhaupt yorwaltende Neigung für
physikalische Praktik, etwa pecuniäre Verhältnisse unseren Vis eher veranlasst
haben, zur Aufbringung eines Einkommens, vielleicht eben um die, auf dem ver-
tragsmässigen Wege nur spärlich einfliessenden Beiträge zur Deckung der Kosten
des Stiches der Blätter zur steiermärkischen Topographie aufzubringen, sich
nebstdem auch auf die Anfertigung geometrischer und optischer Instrumente zu
verlegen. Nach einer Aufzeichnung im o. 5. st. Archiv hat nämlich der Geogra-
phus und Presbyter 6. M. Vischer unterm 24. April 1679 den ständischen
Verordneten in Linz acht Tuben zur (sie, also nicht zu: mehreren) Camera ob-
scura überreicht, worauf ihm, wenn er dieselben abgeliefert haben wird, die Er-
folglassung von acht Thalern zugesichert worden ist.
Ob es sich hier um Instrumente handelte, die Vischer selbst anfertigte,
oder ob er etwa dem Wunsche der o. ö. Stände nach Erlangung von Tuben für
die Camera obscura nur Vermittler war, ist aus dieser allgemeinen Abfassung
nicht zu erkennen. Jedenfalls verdient der Gegenstand an sich schon Beachtung
und könnte nach Umständen einen interessanten Beitrag zur Geschichte der Er-
findungen liefern.
Inmitten der Verhandlungen wegen Eintreibung der Rückstände von den
zahlungspflichtigen Parteien war aber das Unglücksjahr 1683 gefallen, welches
nicht nur in den Fortgang von Vischer's Arbeiten, sondern auch dem geregelten
Dienstverkehre überhaupt für längere Zeit Störungen und nachhältige Hinderun-
gen brachte. Doch wurden die Verhandlungen wegen Einbringung der Ausstände
in den Zahlungen für die einzelnen Kupfertafeln der steiermärkischen Topogra-
phie schon im folgenden Jahre wieder aufgenommen, und es findet sich darauf
Bezug nehmend nicht nur ein besonderes Gutachten vom 19. Sept. 1684 über
die Einbringung der Reste von den Parteien, sondern auch der Entwurf der hier-
nach erlassenen Betreibung selbst vom 2.0ctober 1684 vor. Ebendamals brachte
aber auch Vischer bei den st. Ständen die Bitte um Flüssigmachung der für die
Ablieferung von weiteren 1 00 Exemplaren der steiermärkischen Landkarte schon
vor 3 Jahren (also ungefähr 1681) ausbedungenen SO Reichsthaler ein.
Wenn nun auch schon im J. 1681 die steiermärkische Topographie wenig-
stens nach dem damaligen Stande der Vollendung in die Hände des Publicums ge-
langte, so erging doch von den st. Ständen noch unterm 1. Juli 1688 an Vischer
der Befehl, die noch abgängigen Blätter, welche weder gezeichnet noch gesto-
chen waren, so schleunig als möglich zur endlichen Complettirung des Werkes
nachzuliefern, wobei in einer besonderen Beilage die noch ausständigen Abbil-
dungen speeificirt wurden.
Die völlige Beendigung des Werkes hat sich jedoch bis zum Jahre 1700
hinausgeschoben, wo selbst noch nach dem Ableben Vi sc her s einzelne Bilder
vom Kupferstecher Trost nicht nur gestochen, sondern wahrscheinlich auch ge-
zeichnet nachgeliefert wurden.
Ueber die weiteren Erlebnisse und das künstlerische Wirken unseres Vi-
scher lässt sich schliesslich noch folgendes anführen.
Schon der Schlussabsatz der 1674 erschienenen allgemeinen Erdbeschrei-
bung Vischer's, worin er sich zum demonstrativen Unterrichte in der Geogra-
phie anbietet*), lässt entnehmen, dass die Lehrthätigkeit, wenn auch vorläufig
*) Dieser Schlussabsatz lautet : „Hat nun schon der günstige werthe Leser die kürteste
Beschreibung, als immer hat sein können, verhoffend er werde damit begnüget sein, im
Fall aber die Instruction adglobum terrestremdesiderirt würde, kannte ich solches inner
14 Tage jedem instruendo practice tu sattsamer Wissenschaft praeetiren, mich hiemit
mterdtenstlich wollen befehlen.'*
Leben und Wirken des Geographen G. M. Vischer. 4g
noch auf blossen Privatunterricht beschränkt, wenigstens schon damals in seiner
Absicht gelegen war; wir wollen bei seiner erprobten praktischen Gewandtheit
auch annehmen, dass dieses sein Anerbieten nicht völlig ohne Erfolg geblieben
sei, wenn auch bestimmte Nachrichten darüber fehlen. Ob er sich endlich doch
vielleicht in der Aetzkunst besser perfectionirte , und wenigstens einen Theil der
Kupferstiche zur steiermärkischen Topographie selbst lieferte, zu deren Anferti-
gung er wiederholte Aufforderung erhalten hatte, muss, bei dem Abgange einer
ausdrücklichen Bezeichnung Vischer's als Kupferstechers auf irgend einem
Blatte dieses Werkes, und mit Hinblick auf die schlechte Ausfuhrung des be-
stimmt von ihm geätzten Blattes von Niedersäusenburg, in der oberösterreichi-
schen Topographie noch immer im Zweifel bleiben, wenn auch aus einigen Ein-
gaben Vischer's gefolgert werden könnte, er selbst sei Kupferstecher gewesen,
so z. B. 1676 in Bezug auf die grosse Ansicht von Gratz, und in dessen Eingabe
vom Jahre 1677, worin es heisst, dass er bereits 180 Kupfertafeln mit steier-
märkischen Ansichten angefertig et habe. Hinwider aber ist zu gleicher Zeit
1676 auch mehrfach nur von seiner Verpflichtung und Geneigtheit, die von ihm
gezeichneten Blätter in Kupfer stechen zu lassen, sowie in einer andern Ein-
gabe insbesondere davon die Rede, dass er, bei der leider erfahrenen Saumselig-
keit des für frühere Arbeiten verwendeten augsburgischen Kupferstechers, einen
eigenen Kupferstecher für die steiermärkische Topographie gewonnen habe.
Wäre auf dem Blatte Kloster Lambach in der o. ö. Topographie das: fecii
bei Georgias Vischer wirklich mit: delineavit et sculpsit gleichbedeutend, was
jedoch nicht wahrscheinlich ist, so würde dieses Blatt allerdings für achtbare
Fortschritte unseres wackeren Zeichners auch in der Aetzkunst zeugen und zur
Annahme berechtigen, er habe auch eine Anzahl Blätter zur steiermärkischen To-
pographie selbst auf die Kupferplatte gebracht. Wenn sich diese Voraussetzung
bewähren würde, so hätten wir zugleich einen sicheren Haltpunct über die Art
der Thätigkeit, welche unseren unermüdlichen Vischer, nach der Beendigung
seiner Zeichnungen in und für Steiermark, längere Zeit hindurch vollauf in An-
spruch nahm.
Wo und etwa unter welchen Gefahren Vischer das drangvolle Jahr 1683
zugebracht haben mag, als sich in esterreich durch den Türkeneinfall die blu-
tigen Gräuel osmanischer Barbarei furchtbar erneuert hatten, darüber ist uns
leider keine Kunde geblieben. Der oben dargestellte Verlauf der Begebenheiten
möchte die Vermuthung begründen, dass Vischer sich damals in Steiermark
aufhielt.
Wenn auch sein Trieb nach künstlerischer Thätigkeit dem Waffengeräusche
abhold sein mochte, so dürfen wir doch mit Sicherheit annehmen, dass Vischer,
wenn er zu jener Zeit der ernstesten Prüfungen an einem von unmittelbarer Ge-
fahr bedrohten Orte sich befand, gewiss nicht mit feiger Unthätigkeit dem Ver-
lauf der Dinge zugesehen habe; denn, wie sein ganzes Wirken klar erkennen
lässt, fehlte es ihm an Muth und Entschlossenheit gewiss nicht.
Der glückliche Fortgang der kaiserlichen Waffen gegen den osmanischen
Erbfeind nach dem glorreichen Entsätze Wien's (12. September 1683) machte
Ungarn durch eine Beihe von Jahren zum Kriegsschauplatze, auf welchen die
gespannteste Aufmerksamkeit der ganzen Christenheit gerichtet war, und aus dem
jede der zum Glücke in rascher Folge eingelangten entscheidenden Siegesnach-
richten gewiss allgemein mit entzückter Freude aufgenommen wurde. Unser
Vi 8 eher, durch seine bisherigen topographischen Arbeiten, denen durchaus
selbstständige Aufnahmen zu Grunde lagen, nur äusserst kärglich gelohnt,
46 F. Simony. J. Feil.
nicht selten kaum für die aufgewendeten materiellen Opfer entschädiget , scheint
sich nun — wo das allgemeine Interesse allzusehr auf jene Ereignisse gerichtet
und die materiellen Verluste allzu gross waren, um zur Förderung von Unterneh-
mungen Lust und Mittel zu besitzen, die nur unter den Segnungen des Friedens
gedeihen können, — auf ein rentableres Unternehmen geworfen zu haben, indem
er eine aus 12 Blättern bestehende Karte yon Ungarn und Siebenbürgen, als dem
damals mit so allgemeinem Antheile verfolgten Kriegsschauplatze, anfertigte, und
unter dem Titel : Theatrum belli inter . . . Imperatores Romanorum et Turcarum
1685 erscheinen Hess. Derselben wurde bereits unter Hinweisung auf die Ver-
haltnisse gedacht, welche zur sicheren Annahme berechtigen, dass dieser Karte
keine selbstständige Aufnahme zu Grunde liege. Die Zeit der Anfertigung der-
selben dürfte zwischen dem Ausgang des Jahres 4683 und dem Beginne 1685
fallen. Vielleicht ist eben die häufige Gebrauchsnahme yon dieser Karte zur Zeit
der gespanntesten Erwartungen über den damaligen Kriegsverlauf die Ursache,
dass sich von den eben deswegen ungewöhnlich abgenützten Exemplaren nur so
wenige erhalten haben, dass dermal in Wien kein einziges derselben mehr aus-
findig gemacht werden konnte. Ohne Frage ist übrigens dieses Theatrum belli
gemeint, als unser Vi seh er, Maihematicus genannt , den oberösterreichischen
Ständen vom 19. August 1687 eine Mappam über das Königreich Hungarn de-
dicirte, för welche ihm gegen Hereinbringung etlicher Exemplarien vermelier
hungarischer Mappa 6 Reichsthaler, sowie für weitere 50 Exemplare derselben
hungarischen Landkarte 30 Reichsthaler bewilliget wurden (o. ö. st. A.).
Die obige Bezeichnung Maihematicus weiset in Verbindung mit mehreren
anderen Aufzeichnungen darauf hin, dass unser Vi seh er in der Zwischenzeit
eine von seiner bisherigen preeären Verwendung verschiedene, wahrscheinlich
fixe Anstellung erhalten habe. An der Erlangung einer solchen musste ihm damals
alles gelegen sein, denn er konnte nun nicht mehr auf die Unterstützung von
Seite ständischer Körperschaften rechnen, welche, durch die Kriegsereignisse
zu den schwersten Opfern gezwungen, in ihren Geldkräften aufs Aeusserste
erschüttert waren. Die Bewerbung um eine geistliche Pfründe mochte ihm nach
so langer Entfernung vom Seelsorgeramte nicht so leicht mehr einen Erfolg ver-
sprechen und vielleicht auch mit seiner bisherigen Beschäftigungsweise nicht in
befriedigender Harmonie stehen. Wir haben ihn, so lange er an der n. ö. Karte
und Topographie arbeitete, allenthalben als n. ö. ständischen Geographen bezeich-
net gefunden, und als er seine derartigen Arbeiten für Steiermark aufgenommen
hatte, nannten ihn die dortigen Stände selbst schon im Patente vom 15. Mai 1673
ihren bestellten Geographus , nachdem sie ihn in der Vertragsurkunde vom
21. März d. J. noch als Einer löbl. Landschaft des Erzherzogthumbs Österreich
vnter der Ennss bestellten Geographus betitelt hatten.
Allein wahrscheinlich kurz nach dem Unglücks- aber auch Siegesjahre 1683
wird er zumeist Maihematicus genannt, vielleicht Beweis, dass er schon damals
jene Stelle bei Hof bekleidete, von welcher uns 1687 bereits sichere Kunde wird.
Dass unser Vis eher zu jener Zeit bereits eine in weiteren Kreisen ge-
feierte Persönlichkeit war, beweiset zum mindesten das der Abhandlung in treuer
Copie vorangestellte Bildniss desselben , welches dem im Besitze des Herrn Dr.
v. Kar a jan befindlichen Originalabdrucke, und zwar sammt der diesem Exemplar
beigefügten autographen Widmung Vischer's vom 26. April 1684 nachgebildet
wurde. Wenn 1684 zugleich das Jahr der Anfertigung des Porträts war, so zeigt
es uns den wackeren Mathematiker eben in seinem 56. Lebensjahre. Die scharf
ausgeprägten Züge verrathen Verstand und willenskräftigen Ernst; die im Zuge
Lebea und Wirken des Geographen G. M. Vischer. 47
des Hundes etwa wahrnehmbare Strenge erhält aber durch den Ausdruck des
Auges unverkennbar einen Anflug von Gutmüthigkeit, vielleicht auch Humor. Die
Umschrift : Vera effigies reverendüsimi et doctissimi domini georgy Matthaei
Vischer Mathematici celeberrimi enthält in den beiden letzteren Worten ebenso
den Ausdruck rühmender Anerkennung seiner erprobten wissenschaftlichen Be-
fähigung, als die beigefügten Distichen jene seines gediegenen Manneswerthes :
Haec est effigies Vischerii externa Georgy
Nup er ab artifici sedulo facta manu.
Omnia sed pro apto miscere elementa colore
Posset : tibi intern am pingere Apollo volet.
Die geometrischen und geographischen Embleme in den Eckräumen deuten
natürlich auf die vorwiegende Richtung geistiger und manueler Bethätigung des
wackeren Hannes.
Wenn also nicht schon 1684, so doch wenigstens vom Jahre 1687 ab,
hatte er endlich eine, wie es scheint, bleibende Anstellung am Hofe zu Wien er-
halten, nämlich als Mathematiker der Edelknaben. Nicht nur, dass ersieh
in der oben erwähnten Eingabe vom 19. August 1687 nicht mehr Geograph, son-
dern Hathematiker, wenn auch ohne weiteren Beisatz, nennt, so ist doch durch
eine Aufzeichnung aus demselben Jahre dem erwähnten Titel auch das nähere
Attribut seines Lehramtes, nämlich zum Unterrichte der Hof-Edelknaben, aus-
drücklich beigefugt. Er war also wieder in Wien und setzte sich wieder mit den
n. ö. Ständen in Verbindung zur Ausführung von Arbeiten, welche wenigstens
keiner besonderen Bereisung mehr bedurften, wozu ihn etwa auch das vorgerück-
tere Alter — er stand bereits im 60. Lebensjahre — weniger mehr geneigt fin-
den liess. Im n. ö. stand. Archive findet sich nämlich aufgezeichnet, dass Georg
Hatthäus Vischer Kays. Edl Khnaben Mathematicus im Jahre 1687, nachdem
von vndterschiedlichen Cauagliern vndt herrn dises Landts die vorhin aus-
gangen grosse Landt Mappa von Niederösterreich in ein Kleinern Formai vmb
mehrer bequemlichkeit willen zu haben verlangt worden, diese Karte in Khlei-
nen Format mit 16 Khupfern bestehend reducirt, und diese Kupfer den n. 5.
Ständen in zwei Exemplaren mit dem Antrage überreicht habe, dass wan Selbige
beliebig vndt der geringe vncosten pr. SO Reichsthaler dafür erstattet würde,
Er zu besagten 16 Kupffern Blättern auch 60 gedruckhte Exemplaria gehors.
überreichen wolle. Nachdem gemäss Stände-Beschlusses vom 2. Dec. 1687
dieses werkh examinirt und solches den Ständen dienstlich befunden worden ist,
hatten die Verordneten am 13. Sept. 1689 — also nach dem Verlaufe von bei-
nahe zwei vollen Jahren — unserem Vischer zur Bestreitung der Unkosten und
einiger Verehrung (Remuneration) 1 OQ Gulden bewilliget, und dem Oberein-
nehmeramte verordnet, diesen Betrag aus denen 10 Pr. Cento interessen Con-
trabant oder andern extra mitten gegen hereingebung des Kupfers durch ge-
schefft auszuzahlen. Diese Reducirung der grösseren Karte in 16 Blättern, zu
unterscheiden von den einzelnen Viertelkarten, scheint aber nicht zu Stande ge-
kommen zu sein.
Aber nicht bloss in der erwähnten Aufzeichnung vom Jahre 1687, sondern
auch auf der Ansicht des Fürst-Bischof-Olmützischen Residenzschlosses zu Krem-
sier, wird Vischer als Edelknaben-Mathematiker angeführt. Leider ist dieses
Blatt mit keiner Jahreszahl bezeichnet. Schwerlich wurde aber die Zeichnung
hierzu von unserem Vischer vor 1690 aufgenommen, da der Neubau des hier ab-
gebildeten Residenzschlosses erst in diesem Jahre vollendet worden ist.
48 F* Simony. J. Feil. Leben und Wirken des Geographen 6. M. Vischer.
In der Eigenschaft eines Edelknaben-Mathematikers unterstand er mit der
gesammten Pagerie selbst dem Oberst-Stallmeister-Stabe.
Wie lange unser Vischer diese Eigenschaft bekleidet hat, ist nicht völlig
erwiesen ; wahrscheinlich aber bis an sein Lebensende, da er noch in den letzten
auf ihn Bezug nehmenden Aufschreibungen MathemaHcus genannt wird.
Unterm 24« März 169S wurde nämlich zwischen den n. 5. Ländschaft-Ver-
ordneten und Georg Matthäus Vischer, Priester und Mathematicus ein Vertrag
dahinabgeschlossen, dass Vischer sich verbindlich mache, alle 4 Viertel des
Landes in sonders vier Carthen mit allen denen darinen liegenden Clöstern,
Herrschafften, Landguethern, Veesten Edl Sitzen, Statt, Märkkten vnd. Dorf-
fern in verlässliche distanz vndt Situation zu bringen, die Kupffer hierüber auf
seine vncossfen stechen zu lassen vndt vber jedes Viertel einen sondern Catha-
logum zu machen, auch die Kupfer den Verordneten längstens bis nächste Pfing-
sten abzuliefern. Dagegen versprechen die Verordneten dem Vischer für alle
Unkosten und Bemühung 480 fl. bezahlen und auf Abschlag hiervon ISO fl. aus-
folgen zu lassen. Diese Viertel -Karten sollten aber im Grunde neuerlicher Be-
reisungen, offenbar zur Rectificirung der theilweise unrichtigen Einzeichnun-
gen auf der älteren Karte des Landes, angefertiget werden.
Zur Förderung dieses Unternehmens wurde nämlich den beiden ständischen
Untercommissären im V. 0. W. W. und 0. M. B. am 6. April 1696 aufgetragen,
dem Vischer, wenn er in die beiden oberen Viertel kommt, mit einem vndt
andern, so ihme zur Verfertigung dieser Landt Karden anständig vndt vorträg-
lich sein mag, bestens an die Hand zugehen.
Diess ist aber auch die letzte Aufzeichnung, welche sich auf unseren
wackeren Vischer bezieht. Leider ist es den eifrigsten Nachforschungen nicht
gelungen, irgendwo eine Angabe darüber zu finden, wann und wo er gestorben
ist. Da nach dem 6. April 1695 keine weitere Verhandlung mit ihm mehr vor-
handen ist, und der, jede Spur des wahren Verfassers wegtilgende unredliche
Vorgang mit Vis cher's Karte von Niederösterreich, zu dem sich 1697 zwei
gewissenlose Männer erfrechten, jedenfalls zum Schlüsse berechtiget, Vischer,
der sich gewiss wacker dagegen gewehrt hätte, sei damals (1697) bereits
gestorben gewesen, — denn absenti (eo potius: mortuo) non fit injuria! —
da ferner die Art der zuletzt an ihn ergangenen Aufforderung auf dessen Auf-
enthalt in Wien zunächst die Folgerung gestattet, so könnte nach dem derma-
ligen Stande der Forschung die Annahme zulässig sein, er habe noch im
J. 1695, also in seinem 67. Lebensjahre zu Wien (?) sein wirkungsreiches Le-
ben beschlossen. Wir wollen indessen auf die Hoffnung nicht verzichten, es werde
späteren Nachforschungen von irgend welcher Seite noch gelingen, Über den
Zeitpunct seines Ablebens und über die Frage, wo seine Asche ruht, Gewissheit
zu verschaffen. Bis dahin möge der vorliegende Versuch einer näheren Aufhel-
lung der Lebensumstände und des reichen Wirkens eines mit unschätzbaren Er-
folgen rastlos thätigen Mannes, das leider noch nicht aufgefundene gleichzeitige
Denkmal der Erinnerung an ihn vertreten und zu weiteren Forschungen anre-
gen, mit dem freundlichen Zurufe:
Tu — audentior ito!
DI.
Das Wassergebiet des Wienflusses.
Eine hydrologische Skizze.
Ton J. I. Guggenberger,
k. k. Hauptmann.
(Mitgetheflt in der Versammlung der k. k. geographischen Getellsohafl im 12. Deeember 1857.)
Der Wien flu ss erhält seinen Namen eine starke Meile westsüd westlich
von Purkersdorf, bei Pressbaum, am Zusammentritt der von Westen herkommen-
den Dürren Wien (Ursprung am Kaiserbrunnberg, 1835 Wr. Fuss Meereshöhe)
und des südwestlich am Hengstlberg (1962 Fuss Meereshöhe) entspringenden
Pfalzauerbaches.
Ueber die Ursprungsregion des Wienflusses, so wunderlich es auch klingen
mag, herrscht noch wenig Klarheit. Die bis Pressbaum unbestritten so benannte
Dürre Wien (nur 2300 Wr. Klafter lang) kann doch wohl nicht als Haupt- und
einziger Quellbach gelten; der Pfalzauerbach , 3000 Klafter lang, trägt aber
heut zu Tage keinen andern Namen. Nur in dem so reichhaltigen „Statistisch-
topographischen Bericht der Handels - und Gewerbekammer für Oesterreich
unter der Enns, I. Band, Wien 1857" wird (Seite 264) nebst der Dürrewien als
zweiter Quelle einer Grottwien (freilich auch als von Westen kommend) erwähnt
und vom Pfalzauerbach (Seite 467) gesagt, er entspringe zu Grottwien und
mündet bei Pressbaum in den Wienfluss.
Dieses Grottwien ist jedoch erhobenermassen ein Druckfehler und soll
„ Gross wienberg" heissen, da es im Pfalzauthale keine Ortschaft dieses Namens
gibt, und nur hinter dem Grosswienberg, ganz südlich am „kleinen Höniggraben"
eine Häusergruppe mit der Benennung „Neu-Wien" vorkömmt.
Das scheinen nun halberhaltene Nachklänge aus früherer Zeit zu sein; denn
in der topographischen Karte von Georg Matthäus Vis eher, des „Ahnherrn der
vaterländischen Topographie", Wien 1670, sind zwei Wienquellen gezeichnet,
und die westliche „Dirre Wienn", die südliche „Grotte Wienn« benannt.
Dasselbe sagt fast 100 Jahre später Friedr. Wilhelm Weiskern in seiner
Topographie von Niederösterreich, Wien 1768 (2. Theil, Seite 291), mit folgen-
den Worten: „Der Wienfluss, welcher aus zween Bergbächen, die Dürrewien
und Grotte wien genannt, entstehet, kömmt aus dem Wienerwalde. " Ueber die
eigentliche Bedeutung des Wortes „grotte M habe ich bereits mehrere Sprachfor-
scher zu Bathe gezogen. Der so nahe liegende Begriff „grosse" im Gegensatze
zur „dürren" Wien kann aber bei Vis eher nicht wohl gelten, da auf derselben
topographischen Karte ausdrücklich „Gross Kamp", „Gross Krems" vorkömmt.
Uebrigens befinden sich „Grottenbäche" auch westlich der Wasser-
scheide *).
Der Pfalzauerbach wird demgemäss wohl als „Grotte- Wien" für den
Hauptquellenbach um so mehr zu gelten haben, als sein Zuflussgebiet längs
der Wasserscheide (von drei Bergen über die Lichteiche, den Hengstl bis zum
Kaiserspitz, der Westecke des Kaiserbrunnbergs) gemessen über 4000 Klafter
•) dier = träge, langsam; rott = schnell , reissend; also gerott, und zusammengezo-
gen: grotl Diese Auskunft ist nur durch gefällige Vermittlung des k. k. Rathes Stein-
haus er Yon dem Vicepräaidenten der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften von
Karajan zugekommen.
Mittheilaogen der k. k. geogr. GeaelUchaft. II. Bd. 1. Heft. d
SO <!• H. Guggenberger.
sich ausdehnt, wahrend der Hauptzufluss der Dörren-Wien, am Nordabhange des
Kaiserbrunnberges entstehend, mit den übrigen kleineren Zuflössen bis Rekawin-
kel von der Wasserscheide nur etwa 1 500 Klafter in Anspruch nimmt. Beide
Quellengebiete gehören somit recht eigentlich zusammen, denn ihr Wassertheiler
ist der schmälste und kürzeste unter den Scheidegrenzen aller übrigen grös-
sern Nebenbäche des Wienflusses.
Von Pressbaum fliesst die vereinigte Wien nach ONO. bis Purkersdorf,
nach Osten weiter bis Weidlingau und Mariabrann, südöstlich bei Hütteldorf, Ha-
cking, St. Veit, Baumgarten, Penzig, Hitzing, Schönbrunn, Meidling und Sechs-
haus, dann nordöstlich durch Gaudenzdorf und das Gebiet der Stadt Wien, bis zur
Hündung in den Donau-Kanal (480 Fuss Meereshöhe) mit einem Gesammtfall
von 1482 Wr. Fuss auf 4 1 /s Meilen Länge und einer Wassersammlungsfläche
yon etwa 3*/ 4 Geviertmeilen.
Drei Fünftheile des Laufes bleiben im Gebirge, */ ft befindet sich in dem
offeneren Flussthale und y» fällt ins Stadtgebiet.
Mit Ausnahme eines einzigen, ergiessen sich alle grösseren, von der Um-
fangs- Wasserscheide herabkommenden Nebenbäche noch im Gebirge selbst in
den Wienfluss, und zwar von oben nach unten: links: der Weidling-Bach, 1800
Wr. Klafter lang, Mündung nächst Pressbaum; rechts: der Wolfsgrabenbach,
3300° lang, Mündung unterhalb der Enge von Taferl; links: der Tullner-Bach,
3000° lang; der Gablitz-Bach, 4300° lang, Mündung bei Purkersdorf; der Mauer-
Bach, 5500° lang, Mündung bei Mariabrunn; der Halterbach, 2800° lang, Mündung
in Hütteldorf.
Nur das aus dem k. k. Thiergarten östlich vom Hornauskogel herabkom-
mende, in einem Teiche gesammelte Wasser des Nikolai-Baches, welcher die
Dörfer Speising, Lainz und Hitzing durchmesst, fällt im letzteren Orte in
die Wien.
Dieses Zuflussverhältniss gibt dem ganzen Wassergebiete des Wienflusses
die ungeßhre Gestalt eines kurzgestielten, oben breitgefalteten Blattes, und die
Folge hievon ist die Unmöglichkeit, das durch allerhand Gebrauch verunreinigte
Wasser im unteren Laufe noch irgendwie aufzufrischen, daher es auch als ein
sehr dunkler Streifen den Stadtbereich durchzieht.
Die Umfangs-Wasserscheide des Wienflusses steigt an der rechten,
südlichen Seite gleich ausserhalb des Stadtgebietes zur Meidlingerhöhe hinan,
(die Gloriette des k. k. Lustschlosses Schönbrunn hat eine Meereshöhe von
781 Wr. Fuss), setzt zwischen Speising und Mauer zur Quelle des Nikolai-Baches
und zum Hornauskogl (1580 Fuss Meereshöhe) fort, zieht weiter über den Laa-
bersteig (1482 Fuss Meereshöhe) zum Hochstöckl (1480 Fuss Meereshöhe) und
nach Hochrotherde, dem Ursprung des Wolfsgraben-Baches, als südlichsten
Punkt (Ort Wolfsgraben 1500 Fuss Meereshöhe), dann über die Lichteiche um
das Quellengebiet des Pfalzauer-Baches oder der eigentlichen (Visscher's
„Grotte") Wien zum Hengstl- (1962 Fuss Meereshöhe) und Kaiserbrunn-Berg
(1835 Fuss Meereshöhe), zugleich Hauptursprung der Dürr- Wien (so lautet der
Name bei den Bewohnern), läuft im äussersten Westen auf der Haupt- Wasser-
scheide des Wiener- Waldes fort, welche bei Rekawinkel von der Eisenbahn in
einer Meereshöhe von 1105 Fuss (etwa 120 Fuss niedriger als der Rücken)
durchsetzt wird, wendet sich dann nordöstlich weiter um die Quellen des Weid-
ling- und Tullner-Baches (am Troppberge 1700 Fuss Meereshöhe), des Gablitz-
Baches (am Rieder-Berge 984 Fuss Meereshöhe), des Mauerbaches (südlich vom
Tulbingerkogl (1560 Fuss Meereshöhe), endlich des Halterbaches (am Rosskopf
1626 Fuss Meereshöhe), und erreicht über den Heuberg (1450 Fuss Meeres-
Du Wissergebiet des Wienflusses. 5 {
höhe) den Galizinberg und die flache Höhe „auf der Schmelz" genannt
(776 Fuss Meereshöhe) wieder das Stadtgebiet an der Mariahilfer Linie» 651 Fuss
Ober dem Meere. Die grösste Erhebung dieser Wassergebietsscheide, zugleich
auch des ganzen Wassergebiets, befindet sich also im äussersten Westen, an den
höchsten Zuläufen der beiden Quellbäche des Hauptflusses, am Hengstl- und Kai-
serbrunn-Berg. Yon der Vereinigungsstelle dieser beiden Wienbäche bei Press-
baum senkt sich die Furche des Hauptthaies, so ziemlich die Mitte des ganzen
Wassergebiets haltend, ostwärts der Donau zu.
Aus der, fast überall als schmaler Kamm auftretenden Umfangswasser-
scheide verzweigen sich die breit ausfüllenden Wassertheiler zwischen den
Seitenbächen bis an das Hauptthal herab , so dass alle Seitenthäler beständig
schmal sind, und nur streckenweise, z. B. zwischen Hadersdorf und Mauerbach,
dann im Gablitzthale, eine etwas erweiterte, flache Sohle zeigen. Weder Gefäll
noch Wassergehalt aller dieser Seitenbäche erscheint einzeln betrachtet dem des
Hauptflusses so überlegen, dass eine cbarakterverändernde Wirkung auf diesen
ausgeübt würde, und nur etwa der Mauer-Bach behauptet bei zeitweise geson-
derter Anschwellung an der Mündungsstelle eine kurz dauernde Ueberlegenheit.
Das Hauptthal wird ebenfalls ununterbrochen yon den dicht herantretenden
Seitenhöhen eng umschlossen, deren ziemlich steil abfallenden Füsse sich, fast
regelmässig wechselnd, in einander schieben und so den kurz gewundenen Thal-
lauf hervorrufen , dem sich der Fluss sehr willig anschmiegt und so auch wenig
Gelegenheit hat in den geringen Thalausweitungen einen 'eigentümlichen Lauf
anzunehmen. Sein Ueberschwemmnngsgebiet reicht demnach nir-
gends über die Grenze des ungeregelten Flussbettes hinaus,
folglich ist auch die Wassergefahr keine unabsehbare. Nur ganz
ausserordentliche Hochwasserstände wie in den Jahren 1741, 1785 und 1851
(bei Schönbrunn nur um 2 Fuss niedriger als 1785) überschritten theilweise
auch die höchsten Ufer.
Der Flusslauf und dessen Abschnitte.
Das Flussthal der Wien zeigt weder eigentliche Becken noch Thal-
stufen; die wenigen Mühlwehre haben wohl ihre unvermeidlichen Einwir-
kungen, zum Glück aber nicht wie anderwärts über die Grenzen des Flussbettes
hinaus.
Thalengen gibt es nur in kleiner Zahl und mit ziemlich beschränkten
Einwirkungsverhältnissen.
Auch die Thalerweiterungen sind weder zahlreich noch sehr ausge-
dehnt; die grössten befinden sich ober- und unterhalb der Durchbruchsstellen
des Wienflusses bei Weidlingau und des Mauer-Baches bei Hadersdorf. Während
die Breite der Tha|sohle von Pressbaum bis Purkersdorf nirgends 150 Wr.
Klafter erreicht, beträgt sie zwischen Purkersdorf und der Thalenge von Weid-
lingau über 250 Klafter , die der Alluvial-Ebene unterhalb Weidlingau aber
gegen 800 Klafter.
Auch das Thal des Mauer-Baches zeigt oberhalb seines Durchbruches bei
Hadersdorf eine bis 250 Klafter breite Erweiterung innerhalb des La udo na-
schen Parkes.
Selbst weiter unten, wo der Wienfluss zwischen Hacking und Hütteldorf
die Eckpfeiler der Qebirgsregion (den Hagen rechts, den Satzberg, 1458 Fuss
Meereshöhe, links) verlässt, begrenzen die einfassenden Höhen einen deutlich
ausgeprägten , nur von Ober-St.-Veit bis Lainz rechtseitig mehr ausgeweiteten
Muldenlauf, der vor und in dem Stadtgebiet durch Häuser-, Strassen- und
Uferbauten noch enger umschlossen wird.
d*
82 J* M» Guggenberger.
Die im Wienflussthale ihrer Vollendung zueilende Kaiserin Elisabeth-
Eisenbahn bildet — stets an der linken Thalseite bleibend — für die flachen
Stellen einen ununterbrochenen, über die Wassersohle mindestens 3 Klafter
erhöhten Damm, und vereinfacht in dieser Weise auch noch die Ueberschwem-
mungsverhältnisse der linken Seite.
Das ganze Flussthal enthält somit keine Strecke, welche der Gestaltung
oder Lage nach, selbst bei den höchsten Anschwellungen besonders gefährdet
erscheint und aussergewöhnlicher oder grossartiger Vorsichtsmassregeln bedürf-
tig wäre.
Der Wien-Fluss, obwohl kein Hochgebirgswasser, fuhrt wie alle seine
Nebenbäche doch viel Geröll. Er gehört aber nicht zu den bösgearteten,
eigentlichen Torrenten; denn aller Schaden, den er verursacht, lässt sich ganz
wohl voraussehen, und würde sich grösstenteils auch wohl verhüthen
lassen. Seinen schlimmen Ruf verdankt er anderen Ursachen. Die Klagen be-
ruhen zumeist auf Selbstverschuldung. In erster Reihe steht das Haschen nach
Boden im Bereiche des eigentlichen Wasserlaufs. Gleichsam als Wiederver-
geltung verliert man freilich dafür oft viel bessern Grund, der eigentlich ganz
ausserhalb des Wasserlaufs liegt und nie einem Angriff ausgesetzt sein würde,
wenn man dem Flusse nicht sein eigenstes Gebiet, ohne dem er einmal nicht zu
existiren vermag, angetastet hätte.
Jeder Fluss hat sein Banngebiet in Richtung, Breite und Tiefe, das
nicht ungestraft geschmälert werden darf. Dieses unantastbare Wassergebiet
sollte überall in seinem Kerne, der Bannlinie» gesetzlich festgestellt werden,
und die Flüsse und Bäche von dem Charakter der Wien hätten schon da-
durch den grössten Theil ihrer Schädlichkeit verloren; denn von diesem
Augenblick an sind die nothwendig gemeinsamen Abhilfen (den Flusslauf
betreffend) von jenen nur einzelne Gemeinden oder Private angehenden (Fluss-
bett und Wasserlauf betreffend) genau unterscheidbar, mithin jede nöthige
Vorkehrung auch rechtzeitig durchführbar.
Der Wienfluss hat weder stetiges Quellwasser noch periodisch wieder-
kehrende Anschwellungen, wie etwa regelmässige Frühlings- oder Sommer-
wässer; die herabkommenden Geröllmassen hängen also lediglich von der
jeweiligen Grösse und Plötzlichkeit der Niederschlags Wirkungen ab.
Bei einer Regenmenge von 4 — S Linien sättigen sich die, allerdings hie
und da 4 — 5 Fuss mächtigen, ausgedehnten Geröllbänke; erst bei 6 — 10 Lin.
Niederschlag tritt der raschere Lauf des Wassers ein. 30 Lin. Wassersturz in
einem Tage (18. Mai 1881) brachte die letzte grosse Ueberfluthung. So viel
beträgt auch der angesammelte Schnee zu Ende eines normalen Winters.
Mittlere Niederschlagssummen über 10 Linien kommen aber in allen
Monaten des Jahres vor, wie die Durchschnitte mehrjähriger Beobachtungen
zeigen:
J&nner
13.74 Pariser Linien.
Juli
24.15 Pariser Linien.
Februar
i0.79 ,
»
August
24.78
n i»
März
10.43 „
9t
September
16.60
n 9i
April
13.87 „
9t
October
18.01
9t 9t
Mai
18.77 „
9t
November
18.26
9t 9t
Juni
26,19 „
n
December
11.81
99 9t
Im ganzen Jahre 200.07 Pariser Linien.
In dem bewaldeten Theile des Wassergebietes kann nach der einstweiligen
Schätzung des Herrn Carl F ritsch, Adjuncten an der k. k. meteorol. Central-
Anstalt in Wien die Regenmenge um etwa % grösser und als Grenze der
Das Wassergebiet des Wienflusses. 83
Schwankungen in feuchten Jahren die doppelte, in trockenen Jahren die Hälfte
der normalen Menge angenommen werden.
Der Wienfluss ist daher auch beim Aufhören der sichtbaren Wasser-
bewegung nicht als wasserleer zu betrachten. Das wissen und benützen die
Möller am grossen Mühlcanal zwischen Mariabrunn und Hitzing auch recht gut.
Ueber die Abnahme eines früheren Wasserüberflusses oder wenigstens
Reichthums im Verlaufe der letzten 100 Jahre konnte ich keine speciellen
Nachweisungen erlangen, der Umstand aber, dass schon im 8. Decennium des
vorigen Jahrhunderts, nebst andern Holzschwemmen des Wiener Waldgebietes,
auch jene bei Purkersdorf aufgelassen wurde, deutet auf wenig Veränderung
bis zum heutigen Tage.
Es scheint zwar im Gegensatze dieser Thatsache die Meinung zu bestehen,
dass ror ungefähr 100 Jahren zur Minderung der Gefährlichkeit des Wien-
flusses eine Ableitung von wasserreichen Zuflüssen stattgefunden* haben
solle *). Meinen Nachforschungen ist es jedoch nicht gelungen die geringste
Spur auch nur eines Versuches dieser Art aufzufinden, wie auch wohl die
Gestaltung und Begrenzung (hohe und scharfe Wasserscheide) des ganzen
Wassergebietes weder Gelegenheit noch überhaupt die Möglichkeit hiezu
bieten kann.
Dieses Gestaltungsverhältniss wird hier nur deshalb etwas stärker betont,
weil man auf einem derart umschlossenen Terrain, zur Befriedigung des all-
gemein und täglich mehr fühlbaren Bedürfnisses einer Wasserverstärkung für
den wachsenden Industriegebrauch, eben so wenig auf eine Zuleitung anderer
Bäche oder Flüsse je hoffen darf, obgleich diess im Kreise der Wasserbedürf-
tigen schon mehrfach zur Sprache gekommen zu sein scheint.
Die Aufgabe, das jeweilig vorhandene Wasser der Wien benutzbarer
zu machen, muss demnach auf anderm Wege ihrer Lösung zugeführt werden.
Einige Andeutungen hiefilr sollen später folgen.
Hydrologische Abschnitte.
Das im Bereiche des Wiener Sandsteins liegende, von stark bewaldeten
Höhen fest umschlossene obere Flussthal der Wien zerfällt seiner Ober-
flächengestaltung nach , mit Ausschluss der Quellen- und Schluchtenregion, nur
in vier Abschnitte, und zwar:
a) bis zur Thalenge bei Taferl ;
b) bis zum Defilee am grossen Steinbach ;
c) bis zum Durchbruch bei Weidlingau;
d) bis zum Austritt aus dem Gebirge bei Hütteldorf und Hacking.
Von da bis zur Mündung zeigt sich ausserhalb des Flussbettes weder in
Richtung noch Gestaltung der Wassermulde irgend eine bemerkenswerthe Eigen-
tümlichkeit.
Alle diese Engen haben bei der unbedeutenden Thalbreite gar keine
Einwirkung auf den Flusslauf; und nur, wie schon früher bemerkt, einen
ziemlich beschränkten auf die Erweiterung und Verflachung des Flussbettes,
•) F. W. Weis kern sagt allerdings in seiner schon erwähnten Topographie von
Niederösterreich (2. Thl. S. 291) : Die grosse Ergiessung des Wienflusses , welche
in der Nacht vom 5. zum 6. Juni 1741 vielen Schaden that, hat Anlass gegeben,
die Bergbäche, die ihn sonst bei entstandenen Regengüssen unverhofft anschwellten,
hinter Burkersdorf abzuleiten. Seitdem hat die Wien mehr Sand als Wasser und
verdient forthin nur den Namen eines Baches." Also müsste diese Ableitung der
Bergbäche noch ganz im Oberlaufe geschehen sein?!
54 J. M. Guggenberger.
daher auch in Hinsicht auf Nutzen und Schaden für die Culturflächen, Com-
municationen und Industriewerke nur der wechselnde Zustand des Flussbettes
und Wasserlaufes allein in Betracht zu ziehen kömmt.
Das Flussbett und dessen Abschnitte.
In der Ursprungs- und Schluchtenregion des Hauptflusses wie aller Seiten-
bäche bleibt das Flussbett als solches ohne besondere Bedeutung.
Unterhalb Pressbaum erscheint die erste Verflachung und Erweiterung als
Rückwirkung der Enge bei Taferl. Ausser den Fangarbeiten des Mühlenbesitzers
lässt man das Wasser frei walten. Gleiches geschieht auch weiter unten bei
Wiederholung ähnlicher Verhältnisse.
Die Querläufe des Flussbettes von einer Thalseite zur andern sind, bei
der geringen Thalbreite und der durchschnittlichen Uferhohe von mehr als einer
Klafter, für den Lauf der Hochwässer ohne, und für die Ufersicherheit nur dort
?on mehr Bedeutung, wo der Wasserlauf mit Strassen- und neuerlichst mit
Eisenbahn-Bauwerken zusammentrifft.
Felsenwände, sonst die stärksten Anziehungspuncte für Querdurch-
furchungen der Thalsohle, mangeln; nur an dem ausgeprägtesten Querlauf des
ganzen Flussbettes gleich oberhalb Purkersdorf kämpft das, die rechte Thalseite
scharf angreifende Wasser mit einem Felsenstocke, und hat die im Bette selbst
steil aufgerichteten Sandsteinschichten merkwürdig seltsam abgeschliffen.
Unterhalb Purkersdorf treten ganz veränderte Verhältnisse auf.
An dem bogenförmigen Durchbruche bei Weidlingau ist der Eingang am
schmälsten, die Erweiterung aber gleich so beträchtlich, dass zwischen der
Strasse und dem Flusse ansehnliche Häuser und Gärten Platz gefunden haben.
Die Rückwirkung dieser engsten Durchbruchstelle auf das Flussbett
äussert sich etwa 700 Klafter aufwärts bis nahe an Purkersdorf und ist deutlich
bezeichnet durch den Zickzacklauf der, Wien, welcher aber kürzlich mittelst
eines geraden , der Eisenbahn gleichlaufenden Durchstichs abgeändert wurde.
Unterhalb Weidlingau erscheint zunächst in Folge des hinlänglich weiten
Durchgangs keine Bett-Erweiterung mehr; die Ausweitung oberhalb der Maria-
brunner Kirche ist offenbar nur eine Rückwirkungsfolge der dortigen alten
Flussbauten, der Mauerbach-Mündung und des Mühlwehrs zusammen. Unterhalb
des Wehrs hat der Fluss einige Krümmungen; die schärfste am Eck der Thier-
gartenmauer und des Torspringenden Nicolai-Berges. Hier tritt die Eisenbahn
ganz ins Flussbett herein, wesshalb auch das Eck des Thiergartens bedeutend
abgerundet und das Ufer ausgepflastert wurde.
Unterhalb Hacking endlich, beim Beginn der flacheren Mulde, erreicht das
Flussbett seine grösste Breite, und hier tritt die Eisenbahn ans Ufer nochmals
dicht heran.
Näher an Hitzing und Penzing verengt sich das Flussbett wieder allmälig,
und schon unweit Schönbrunn, zwischen die Häuserbauten von Meidling, dann
Sechshaus und Gaudenzdorf mehr oder weniger eingezwängt, erreicht und
durchzieht der Fluss in ziemlich geschlängeltem Laufe das Stadtgebiet.
Einige Zahlen über die wechselnden Sohlenbreiten nnd Geföll-Abstufungen
sollen zur Ergänzung des Bildes dienen. Bis Purkersdorf erreicht an allen tiefer
eingeschnittenen Stellen die Flussbettsohle nirgends eine Breite von 12 Klaftern;
unterhalb dieses Ortes finden sich folgende Sohlenbreiten:
Der geradlinige Durchstich , so wie der gekrümmte Theil innerhalb
des Durchbruchs bei Weidlingau längs der Eisenbahn . . 13 Klafter.
n
n
n
n
n
n
n
n
Das Wusergebiet des Wienflusses. SS
Bei Mariabrann gleich oberhalb der Kirche kaum 10 Klafter
Das Mariabrunner Mühlwehr 26 „
Zwischen dem abgerundeten Thiergarteneck und der Eisenbahn 22
Am Hackinger Steg beim Austritt aus dem Gebirge 32
Gegenüber der Kirche von Ober-St.-Veit schon 64
Die breiteste Stelle des ganzen Bettes an der hölzernen Wasser-
leitung des Mühlgrabens Ober den Fluss 140
Am neuen Steg bei Unter-St.-Veit 40
Bei der Penzinger Schwimmschule 22
Unter der Hitzing-Penzinger Ketten- so wie der Schönbrunner
Joch-Brücke 20 n
Am Meidlinger Mühlwehr 22
Innerhalb des obern Stadtgebietes 14 — IS
Naher der Mündung 17
Die grösste Wasserstandshöhe war hier im Mai 18S1 bei einer
Regenmenge von 30 Linien in 24 Stunden nahezu 3 Klafter, und dient als jüng-
stes Normalmass fllr alle neuen Uferbauten.
In Bezug der Gef Sil stufen wurde es mir bisher nur möglich einige
genaue Angaben zu ermitteln; die übrigen sind annähernd.
Gleich oberhalb Purkersdorf wie */ uo .
Zwischen Purkersdorf und Weidlingau, Rückwirkung des Durchbruches, '/uo.
Von Weidlingau bis Mariabrunn über die Alluvial-Ebene y 8B9 .
Das Mühlbachgefäll vom Mariabrunner Wehr bis Hitzing (11°, l') . . </ m .
Im Stadtgebiet der Mittellauf y 1S0 .
„ „ unterste Lauf «... y %0 o«
Abschnitte.
Nach Massgabe aller dieser Verhältnisse finden sich im Flussbette folgende
Hauptabschnitte :
a) Von Pressbaum bis Taferl. Fortschreitende Verfluchung des Bettes
gegen die Thalenge hin. Innerhalb derselben sind Eisenbahn, Strasse und Fluss
hoch und steil abgestufet.
b) Bis zum Defilee beim grossen Steinbach. An der linken Thalseite
drängen sich Fluss, Strasse und Eisenbahn dicht zusammen. Ausser den anfäng-
lichen kurzen Ausweitungen des Bettes schneidet sich dieses immer tiefer ein,
und Ackerparcellen erscheinen zwischen den Wiesen.
c) Bis zu der scharfen Doppelwendung oberhalb Purkersdorf (Anfang des
Mühlbaches an der linken und des Felsenbruchs an der rechten Thalseite).
Zunehmender Ackerbau, welcher überall dort bis an die Ufer herantritt, wo die
Höhe derselben zwei Klafter oder darüber beträgt.
d) Bis zur Einmündung des Gablitz-Baches durchaus an der rechten Thal-
wand tief eingeschnitten.
e) Bis zum untern Ende von Weidlingau. Der jetzige gerade Lauf des
Flusses ist in der Thalweite und der krumme Lauf nur mehr innerhalb der
Durchbruchsenge. Die Eisenbahn bildet zum Theil das linke Ufer.
f) Bis zum Mariabrunner Mühlwehr unterhalb der Mauerbach-Mündung.
Wenig Geflill, unsteter Wasserlauf.
g) Bis zum Thiergarteneck, als jener Eisenbahnstelle, welche am weitesten
ins Wienbett hereinrückt, was nicht ohne Einwirkungen nach oben und unten
bleiben wird.
h) Bis zum Austritt aus dem Gebirge bei Hacking. Der unregelmässige
Wasserlauf nimmt zu.
86 J. M, Guggenberger.
i) Bis zur Penzinger Kettenbrücke. Der Wildlauf des Wassers zeigt sich am
fühlbarsten.
k) Bis zur Mündung. Die festen Ufereinfassungen vermehren sich von Jahr
zu Jahr.
Für Regulirungszwecke würden sich noch einige Unterabschnitte ergeben.
Die Bedeckung der Flussbettsohle ist mit Ausnahme der ganz kurzen
Felsenstrecke oberhalb Purkersdorfund einer Tegellage bei Gaudenzdorf durch-
aus ein mit Sand reichlich gemischtes Gerolle mittlerer Grösse.
Wasserschäden.
Bei dem bereits angeführten Umstände, dass die flache Thalsohle bis unter-
halb Purkersdorf nirgends die Breite von 150° überschreitet, das Flussbett auch
an seinen ausgeartetsten Stellen nie die ganze Breite des Thaies einnimmt, in den
tiefer eingeschnittenen Strecken aber zwischen 5 bis 10° Breite wechselt, kön-
nen die Hauptbeschädigungen selbst der grössern Hochwasser doch nur in Ufer-
angriffen an jenen Puncten bestehen , welche in der Richtung des Stromstrichs
oder an scharfen Biegungen liegen. Eine mittelst natürlicher Austiefung gesi-
cherte Wasserführung innerhalb des jetzigen Flussbetts würde daher voll-
kommen genügen, alle Uferbeschädigungenauf ihr Minimum zu
bringen, und so auch den minder festen Uferbauten eine lohnende Dauer zu ver-
schaffen.
Vorschläge zu solchem Ziele sollen weiter unten ebenfalls angedeutet werden.
Wassernutzung,
Der vom atmosphärischen Niederschlag allein abhängige unstete Wasserge-
halt des Wienflusses kann flir agrico le Zwecke nicht von Bedeutung sein, selbst
wenn mehr Raum und Gelegenheit vorhanden wäre; diese Art Wasserbenützung
gilt daher gleich Null.
Es erübrigt, da die Holzschwemme seit 70 Jahren nicht mehr besteht und
von Floss- und Schifffahrt noch weniger die Rede sein kann, nur die industrielle
Verwendung namentlich in den beiden Richtungen : als Triebkraft für Mühl- und
Mascbinenwerke und als Wasch- oder Spülwasser.
Der Wienfluss treibt jedoch in seiner ganzen Länge heut zu Tage kaum
über ein Dutzend Wasserwerke, von denen die Mehrzahl an dem schon erwähnten
3000° langen bei Mariabrunn beginnenden Mühlcanal liegen.
Auch die Nebenbäche bewegen nur wenige Mühlen.
Zur Wasser Verstärkung in trockener Jahreszeit bedienen sich die Be-
sitzer dieses grössten Mühlcanals der Wien, eines noch wenig bekannt gewor-
denen Verfahrens, indem sie etwa 300° oberhalb des Mariabrunner- Wehrs einen
versenkten Brunnenschacht (Cisterne genannt) anlegten, und das Seigwasser
mittelst eines unter der Flussbettsohle fortlaufenden hölzernen Schlauches in
ihren Canal führen.
Während des heurigen so ausnehmend trockenen Sommers hatten sie es
nur dieser Seigwasserbenützung zu verdanken, dass wenigstens mit 1 bis 1 '/ a
Gang ununterbrochen gemahlen werden konnte.
Nach den veröffentlichten meteorologischen Beobachtungen im heurigen
October fiel am 10. ein Regen-Niederschlag von 5,58 Linien — und die Wien
regte sich noch nicht; am 11. 9.36* Regen — die Wien stieg nur
um 1 bis 1*/, Fuss, der 12. October brachte 4,74* Regen — bei bereits
ablaufender Wien. Das ist freilich für das Verweilen einer genügenden
Menge Nutzwassers kein sehr tröstlicher Fingerzeig, der aber die Nothwendig-
Das Wassergebiet des Wienflusses. S7
keit grösserer Wasseransammlungen innerhalb des Flussbetts um so dringender
herausstellt.
Was von einer allerdings sehr wünschenswerten Zuleitung fremder
Wasseradern zu halten sei, wurde bereits des Nähern erwähnt, und so dürf-
ten lo cale Wassersammlungen (gleichsam eine Drainage der Geröllabla-
gerungen im grössten Massstabe) mittelst offener, vom Hochwasser er-
zeugter, also auch bleibender Tiefbecken, wie etwa die Alpenseen in
ähnlicher Weise entstanden sein mögen, als neues Aushilfsmittel wohl nicht un-
willkommen erscheinen.
Wenn diese Tiefbecken zugleich in der Linie des vorteilhaftesten Strom-
strichs liegen, ist die zweckmässigste Wasserführung nnd somit auch die ausgie-
bigste und zugleich wohlfeilste Regulirung des Flusses mit erzielt, ohne der, mehr
oder minder vollkommenen Ufereinwirkungen weiter zu bedürfen.
Selbstständige Führung desWasserlaufs für Regulirungszwecke.
Keine Regulirung, ausser man gräbt gleich meilenlange Flussbette, kann
die langjährigen Verschlimmerungen mit einem Schlage ins rechte Gleichgewicht
bringen ; man kann jedoch und muss sogar die Besserung unverweilt anbahnen,
wenn dem Ungewissen und ganz Zufälligen nicht länger mehr das Feld allein
überlassen bleiben soll.
Das Erste im Interesse des grossen Ganzen ist die Ermittlung und Bezeich-
nung einer Bannlinie des W asser laufs, die selbst bei einer, möglicher
Weise wiederkehrenden Verirrung des Wasserzuges (und die kann allerdings
durch die bestehenden Unregelmässigkeiten nur zu leicht eintreten) aufrecht er-
halten, und von den Anrainern schon ihres eigensten Interesses wegen respectirt
werden müsste.
Eine solche Bannlinie des Wasserlaufs bedarf in Rücksicht auf den Ufer-
und Inselbesitz keinen eben so festbestimmten Raum zu beiden Seiten, welchen
nebenbei gesagt, im Ausgleichungswege zu bestimmen, wohl den complicirtesten,
fallweise vielleicht ganz unmöglichen Dingen zugezählt werden könnte. Das Hoch-
wasser wird hier den besten Mittelsmann vorstellen und sich seinen Bereich schon
von selbst geltend machen; dort aber, wo die Eigenthümer Werth auf festbe-
stimmte Ufer legen, werden sie jede verringerte Breite des Bettes durch ver-
grösserte Tiefe zu ersetzen bedacht sein müssen.
Die Schwierigkeit der Ausmittelung und Bezeichnung einer Bannlinie wird
doch noch von der Notwendigkeit einer dauernden Festhaltung des be-
zeichneten Wasserlaufs weit übertroffen, und ohne der letzteren ist jedes
Vordringen ins Wassergebiet ein vergebliches Ringen ; es fuhrt nur zu eigenem,
leider auch noch zu fremden Nachtheil.
Allgemein betrachtet lässt sich die Bannlinie am schwersten m den perio-
disch ganz unbändigen Wildströmen (Torrenten) und dann bei sehr schleichen-
den, wasserreichen Flüssen und Bächen bestimmen. Beide verändern ihr Fluss-
bett ohne Unterlass ; die einen durch Stosskraft und Trümmeranhäufung, die an-
dern durch Abnagen und Verlängern ihrer Schlangenkrümmungen. Die Bannlinie
wird also am wenigsten mit den jeweiligen Uferlinien harmoniren und auch am
längsten in scheinbarem Widerspruch bleiben, denn fast jeder Abschnitt wird
seine Umwandlung in eigenthümlicher Weise durchmachen müssen.
Die Bannlinie ist daher nicht mit einer Regulirungslinie zu verwechseln.
Diese wird nur bei sehr einfachen Flussverhältnissen, und da oft nur strecken-
weise, an manchen, durch unsere verwickelten Culturzustände bereits unverrück-
bar gewordenen Puncten aber gar nie mehr in ihrer wünschenswerthen Richtung
88 A. Steinhauser.
durchführbar sein, während die überall absolut nöthige Bannlinie gezwungen ist
an sehr positiv gegebene, eben nicht von der Natur allein bestimmte Puncte an-
zuknüpfen oder auch solche zu verbinden, die eine Regulirung jedenfalls gern
und ganz hinwegfegen möchte.
Eine Bannlinie kann daher weder für unabhängig noch ganz gleichbleibend
gelten; sie muss vielmehr überall möglich, daher ohne ausschliessliche Vor-
bedingung durchführbar und zugleich dauernd wirksam sein, d. h. allen Interes-
sen Rechnung tragend unbedingt respectirt bleiben.
Als Anfang oder Uebergang zur endlichen Regulirung wird fallweise die
Bannlinie auch nur provisorisch bestimmt werden können, und erst nach Verlauf
einiger Zeit die völlige Feststellung erlangen.
Nur wo die Verhältnisse so einfach wie bei unserem Wienflusse sind , fällt
auch die Bannlinie in den uferlosen Strecken sogleich mit der eigentlichen Re-
gulirungslinie zusammen, und mit der Fixirung derselben durch den neuen Was-
serlauf ist die ganze Aufgabe gelöst.
Die regelungsbedürftigste Flussstrecke der Wien beginnt unterhalb Weid-
lingau und geht bis zur Penzinger Kettenbrücke, begreift also die vier Flussbett-
abschnitte f bis i. In allen andern Abschnitten wird eine nach meiner Angabe
bewirkte selbst ständige Wasserführung in der unschädlichsten (zugleich
nützlichsten) Richtung allein vollkommen hinreichen, allen dermal bedrohten
oder angegriffenen Uferobjecten jeden erforderlichen Schutz zu gewähren.
IV.
Beiträge zur Geschichte der Entstehung und Ausbildung der
Niveaukarten, sowohl See- als Landkarten.
Ton Alton Steinkauer,
k. k. E»th.
MltfMIiiiU ia dar V«riamml<uig der k. k. geo(raphUcb«n GcMlltehtfl in S. und 19. Jinoer 1858.
I.
Die Einsendung mehrerer Aufnahmskarten von Häfen des adriatischen
Meeres mit Schichten von 10 Fuss, auch plastischer Schichtenmodelle derselben
Häfen von Seite des Herrn k. k. Fregattencapitäns, nunmehrigen Directors, H. von
Littrow, an die k. k. geographische Gesellschaft gab mir Veranlassung, über
den Ursprung und die stufenweise Ausbildung der Niveaukarten (oder Schichten-
karten) die folgenden Beiträge zu sammeln und zusammenzustellen: ein Versuch,
für dessen Unvollkommenheit Nachsicht in Anspruch genommen wird. Aus der
Zuschrift des Einsenders, unseres verehrten Mitgliedes, geht die höchst erfreuliche
Thatsache hervor, dass die Aufnahme des Meeresgrundes an den adriatischen
Küsten nach aus den zahlreichen Sonden entwickelten Linien gleicher
Tiefe und nach Farbentönen, die einer Anzahl Schichten zufolge dem durch-
geführten Grundsatze : je tiefer desto dunkler, zukommen, bei der k. k.
österreichischen Marine bereits ins Leben getreten sei und somit eine neue Epoche
für Seekarten unseres Littorale begonnen habe.
Beiträge xur Geschichte der Entstehung und Ausbildung der Niveaukarten. S9
Mit dieser Art Darstellung der Unebenheiten, sei es über oder unter dem
Meereshorizonte, tritt die Kartographie Oberhaupt in ein höheres Stadium der
Vervollkommnung , indem durch das Hinzufügen der dritten, zur Construirung
eines geometrischen Körpers erforderlichen Coordinate der absoluten Höhe
und die gleichweit abstehenden, gleichlaufenden Schnitte genauere Aufschlüsse
über die Beschaffenheit des Bodenreliefs erhalten werden können. Weil aber die
Linien allein nur Umrisse, nur ein Gerippe und keinen Körper geben würden,
so sind zur Erzeugung eines plastischen Bildes je nach den gebotenen Verhält-
nissen entweder die Schroffen beibehalten oder Farbentöne angewendet worden.
Seit dem Jahre 18S4 wurden Ober 20 Häfen undCanäle der dalmatinischen
Koste f&r das Archiv des hydrographischen Instituts der k. k. Kriegsmarine nach
ebenbesagter Methode aufgenommen und ausgearbeitet, und es ist zu hoffen, dass
auch die übrigen in gleicher Weise folgen werden. Die Erkenntniss des grossen
Nutzens, den solche Darstellungsarten gewähren, wird den Widerstand über-
winden helfen, welchen jede bedeutende Neuerung findet, so lange die Kraft der
Idee durch zunehmende Verbreitung nicht stark genug geworden ist, um alther-
gebrachter Gewohnheit die Wage zu halten und nach manchen Rückschlägen sie
zu besiegen.
Zu den schon bekannten sehr bedeutenden Vortheilen bei dem Gebrauche
solcher Seekarten, selbst unter ungünstigen Umständen, könnte noch jener bei-
gefügt werden, dass durch solche deutliche (weil schnell übersehbare) Pläne und
Modelle und durch Hinzufögung der Fahrrichtungen nach dem Muster der Eng-
länder und Americaner der commandirende Officier von dem' bisher unentbehrli-
chen Lootsen immer unabhängiger werden kann und dass mit ihrer Hilfe ein wis-
senschaftlicher Lootsenunterricht möglich geworden ist.
Neu ist jedoch die bei den vorliegenden Schichtenkarten befolgte Methode
nicht, sowohl in der Grundidee als in der Ausführung. Dieser Ausspruch darf
nicht ohne Beweis und der Beweis nicht ohne Belege bleiben.
Obwohl mir schon bekannt war, wie es auch Herr Sectionsrath Streffleur
in seiner Broschüre „Das Landkartenwesen in Oesterreich" anfährt, dass die
erste Erfindung der Schichtenkarten dem vorigen Jahrhunderte angehöre, obwohl
ich schon gehört hatte, dass FML. Bitter von Hauslab in Oesterreich der erste
war, der von 1820 an als Professor an der k. k. Ingenieur- Akademie die Auf-
nahme mit absoluten und äquidistanten Horizontalschichten lehrte und nach sei-
ner Rückkunft von der k. k. Marine raotivirte und mit Mustern versehene Vor-
schläge zu solchen Meeresschichtenkarten gemacht hatte, obschon ich in der
wohlbekannten reichen Sammlung des eben Genannten, die jede historische Frage
der Kartographie ausführlich beantwortet, englische, russische und americanische
Karten gesehen hatte, die bereits mehrfache Tiefenlinien aufweisen, so fehlten mir
doch die bestimmten Daten, die Jahrzahlen dieser Arbeiten, um die genaue Auf-
einanderfolge zu constatiren; ferner beabsichtigte ich, die nach Jahren geordneten
Daten mit entsprechenden Beispielen und Belegen zu begleiten. Um beide Absichten
zu erreichen, war eine Anfrage bei dem Herrn FML. R. v. Hauslab selbst und eine
Einsicht der einschlägigen Kartenblätter unerlässlich. Die zuvorkommende Güte
des Besitzers jener reichen, seit 30 Jahren mit verständigster Tendenz angeleg-
ten Sammlung, zu der man bezüglich der Kartographie Zuflucht nimmt, wie es in
der Statistik bei jener unseres zu früh verstorbenen Mitgliedes , Freiherrn von
Reden, der Fall war, ferner die auch von anderer Seite eingezogenen und aufs
Schnellste befriedigten Erkundigungen beim Herrn Professor Kofis tka in Prag
und Herrn Hauptmann Emil von Sydo w in Gotha etc., haben mich nun bezüglich
der geschichtlichen Entwicklung der Schichtenkarten aller Art mit Daten so reich-
60 A. Steinhäuser.
lieh ausgestattet, dass ich im Stande zu sein glaube, den Verfolg und die Ausbil-
dung der Idee besonders in Oesterreich möglichst yollständig darzustellen. Insbe-
sondere hat mir Herr FML. Ritter von Haus lab nicht nur zahlreiche Proben sei-
ner eigenen Arbeiten und Studien aus allen Perioden seiner Wirksamkeit zur Vor-
weisung anvertraut, sondern auch die einschlägigen Karten in solcher Anzahl
und Auswahl zur Verfügung gestellt, dass ich mich genöthigt sehe, behufs einer
vollständigen Darstellung der stufenweisen Ausbildung der Schichtenkarten mehr
als einen Vortrag verwenden zu müssen, weil das massenhafte Materiale einen
grössern Zeitaufwand zur Durchsicht erfordert. Ich beschränke mich also für
heute auf die Seekarten dieser Gattung allein, weil eben sie der veranlassende
Hauptgegenstand sind und bei ihrer Vervollkommnung am einfachsten sich gestal-
tet haben.
Die älteste Karte, welche bereits entschiedene Niveaulinien gleicher Mee-
restiefe enthält, ist die Karte von Frankreich von Philipp Buache, geb. 1708,
gest. 1773 (wohl zu unterscheiden von seinem Neffen Jean Nicolas, geb. 1740,
gest. 1828), der sie im Jahre 1744 und 1752 der Pariser Akademie vorlegte«
Sie trägt die Jahrzahl 1770 und hat im Canal La manche Schichtenlinien von
10 zu 10 Brassen. Die tiefere Schichte ist grön angelegt. Ein kleiner Schritt
weiter, eine Schichte mehr in etwas dunklerer Färbung, und die ganze neuere
Ausbildung der Idee läge bereits in den Grundzügen da. •)
Dieser Schritt wurde aber nicht so bald gemacht, denn die nächsten Kar-
tenzeichner haben die Wasserlinien des Buaehe gelassen, wie sie waren, und
nachdem der Genfer Ingenieur du Carla die Anwendung gleichabstehender
Niveaulinien auf die Oberfläche des Landes empfohlen hatte, versuchte der
Geograph Dupain-Triel nach sehr wenigen Höhenpuncten eine Schichten-
karte von Frankreich und so ging das Princip der Schichtenkarten ausschliessend
auf Landkarten über und kehrte in Frankreich nicht mehr auf Seekarten zurück.
Unter den seefahrenden Völkern scheinen die Nordamericaner die ersten
gewesen zu sein, die auf Hafenplänen und Seekarten nicht bloss die Tiefenzahlen
der Sondirung, sondern auch die Niveaucurven angaben. Natürlich schliesse ich
von dem Begriffe Schichtenkarte alle jene Seekarten aus, welche nur eine oder
höchstens zwei solche Linien zur Bezeichnung von Sandbänken bei Fluth und
Ebbe und des Ankergrundes zeigen, und beschränke mich auf jene, die dem
Grundsatze in grösserer Ausdehnung entsprechen.
Die älteste der diesfälligen Karten, die nördliche Küste des mexicanischen
Heerbusens enthaltend und behufs eines Canalprojects durch Florida herausge-
geben, trägt die Jahrzahl 1829.")
Sie enthält 13 Pläne von Häfen und Einfahrten mit blossen Umrissen , die
noch kein plastisches Bild gewähren. Wie ein solches durch das Hinzutreten
der Farbentöne erreicht wird, sieht man aus der Bearbeitung derselben Pläne
von Herrn FML. Ritter von Haus lab. Spätere Küstenaufnahmen von den Jahren
1846 bis 1852 ***) zeigen, wenn auch nicht alle, bereits Abstufungen mittelst
*) Buache's Karte, Paris 1770, Dupain-Triel's Karten nach du Cnrla's Anwendung
des Princips von Buache auf Landkarten. Die erste vom Jahre 1891, die zweite vom
Jahre 1702.
**) Nordamerica, filteste Karte mit Tiefen - Niveaulinien, dazu 13 Pläne Handzeichnungen.
Map ofthe Territory of Florida conected with tke Delta of MUriripm 1829.
***) 13 nordamericanische Küstenkarten Harbours: 1. Newhaven 1846, 2. Annapolis 1846,
3. Little Egy 1846, 4. Oyster Bay 1847, 5. Fischers Island 1847 t 6. Sheffield Island
1848, 7. Blackrock 1848, 8. Chester River 1849, 9. Hyannis 1850, 10. Richmond Is-
land 1821, 11. Beaufort 1851, 12. Humboldt Bay 1852, 13. Kay West 1852.
Beiträge ror Geschichte der Entstehung und Ausbildung der Niveaukarten. 61
Abnahme der Dichtheit der Punctirungen nach dem Grundsatze: je seichter»
desto dichter. Auch C. Maury hat sein Uebersichtskärtchen des atlantischen
Oceans nach diesem Princip bearbeitet*). Der Grund davon scheint zweifelsohne
in der Vermeidung des Farbendrucks und in der Ersparniss an Mühe für den Ste-
cher zu liegen, weil bei dem entgegengesetzten Grundsatze viel grössere Räume
filr die immer engere Punctirung entfallen mussten. Eine vorzugliche Beachtung
verdienen die auf nordamericanischen (und englischen) Hafenplänen unmittel-
bar vorkommenden Sailing-directions, d. i. die Anweisungen Ober vorteilhafte
Einfahrt durch Angabe der dienlichen Visirpuncte und Richtungslinien , der
Strömungen , Fluthzeit , regelmässigen Winde etc., was gewöhnlich den Bü-
chern (Portolano's) überwiesen wird. Spät erst erscheinen mehrere Schichten-
linien auf englischen und russischen Karten, auf englischen beiläufig im Jahre
1838, auf russischen im Jahre 1834. Das erste Beispiel der Anwendung des
einheitlichen Farbendrucks mit stufenartigen Tönen auf Meeresschich-
tenkarten bietet die zur Zeit des orientalischen Krieges im Jahre 1883 ••)
zu Berlin erschienene Karte des Bosporus von Kiepert, die damals häufig
die Schaufenster der Wiener Kunsthandlungen zierte. Sie ist zugleich ein
Muster, wie durch die Presse mit einem Drucke mehrere Schichten gege-
ben werden können. Eine buntfarbige Ausführung, um gleichtiefe Schichten, die
zerstreut auseinander liegen, schnell mit einem Ueberblicke zusammenzufinden,
scheint bei Seekarten bisher nirgends versucht worden zu sein.
In Oesterreich ist unbestritten FML. Ritter von Haus lab der erste,
welcher schon seit 1820 die Aufnahme nach Schichten lehrte, was durch so
viele Arbeiten seiner Schüler nach Modellen und nach der Natur bewiesen wer-
den kann, und ebenfalls der erste, der seit 1829 nach vielfältigen Versuchen
den Grundsatz feststellte, den Schichtenlinien durch Farbentöne (einer oder
mehrerer Farben, wozu er eine sehr dienliche Scala erfand) einen plastischen
Eindruck zu verleihen, und zwar nach dem Grundsatze : je höher, desto
dunkler bei Landkarten, je tiefer, desto dunkler bei Wasserkarten,
während der bekannte Lehm annsche , auf den Böschungswinkel basirte (und
daher nur bei Aufnahmen streng durchführbare Zeichnungsgrundsatz lautet : j e
steiler, destodunkler. Oeffentlich hat er seine Idee in der Naturforscher-
versammlung in Gratz im Jahre 1842 ausgesprochen , wie es im gedruckten
Berichte darüber zu lesen ist.
Schon im Jahre 1830, kaum von der k. k. Marine, bei welcher er 3 Jahre
eingeschifft war, zurückgekehrt, überreichte er in Folge des am Seewesen ge-
wonnenen Interesse dem damaligen Hofrath und Marinereferenten von Nett den
Vorschlag, den Meeresboden auf Seekarten durch Horizontalschichten darzustel-
len und legte Zeichnungen und Modelle von einer Untiefe des Meeres im Skerki-
Canale zwischen Sicilien und Africa und des Hafens vonTrapani vor, fand jedoch
damals keinen Anklang, weil man kaum geneigt war , die Methode für eine wis-
senschaftliche zu erklären, jedenfalls aber ihren praktischen Nutzen ganz ver-
kannte. Wie wenig sie jedoch unpraktisch war, geht aus dem Lobe des Herrn
Fregatten - Capitäns v. Littrow hervor, das er solchen Karten gerade ihrer
Brauchbarkeit willen ertheilt, und aus seiner lebendigen Schilderung der Vor-
theile, die sie dem Seemanne in allen Beziehungen gewähren.
•) Karte der Dünen (Downs) 1846 und 3 Karten von der irischen Küste: i. Liverpol-
bay 1838, 2. Irisch Coast, Wielow to Dublin 1889, 3. Irisch Coast, Weiford to
Wiclow 1844.
") Kieperts Karte des Bosporus, Berlin 1883, bei D. R e i n e r.
62 A. Steinhäuser.
Die damals vorgelegten Modelle und Zeichnungen liegen hier zur Einsicht-
nahme bereit*). Durch den ungünstigen Erfolg liess sich jedoch R. von Haus*
lab in seinen durch vielfache Versuche und Studien begründeten Ansichten und
in seinen in dieser Richtung fortgesetzten Arbeiten nicht irre machen, sondern
unternahm es, vom Jahre 1830 an, alle Seekarten seiner Sammlung mit Schich-
tenlinien zu versehen und auf die schon oft berührte Weise vom lichtesten bis
zum dunkelsten RIau zu coloriren. Eine Anzahl dieser Karten aus dieser Periode
(die Karten tragen die Jahrzahlen 1832» 1833) enthält die Vorlage, sie dienen
als ehrenvolle Reweise des rastlosen Fleisses und des wissenschaftlichen Eifers,
der den unermüdlichen Mann beseelte und ihn seine Musestunden so erspriesslich
verwenden hiess **). Nicht ohne gewichtige Gründe blieb er dem Grundsatze der
Tonsteigerung: je tiefer, desto dunkler, treu, dessen Anwendung den Vortheil
gewahrt, dass gerade die mit Detailschrift und Zahlen am meisten erfüllten Räume
die Lichtfärbung erhalten , die weniger damit versehenen die dunklere, wodurch
der leichten Lesbarkeit kein Eintrag geschieht.
Im Jahre 1844 unterwies Herr FML. Ritter von Hauslab den damaligen k. k.
Hauptmann v. Ujewsky (nunmehrigen Obersten und Commandanten des Marine-
Infanterieregiments) in dieser Art der Aufnahme und Färbung der Seekarten und
verfertigte mit ihm für Se. kaiserl. Hoheit den ErzherzogFriedrich nach einem
nivellirten und sondirten Plane ein Modell des Hafens von Pola aus Holzschichten
mit Wachs überzogen und zur Füllung mit Wasser geeignet, wovon er noch die
Pause besitzt. **•) Dieses Modell fand sich bei derUebernahme desCadetten-Colle-
giums im Jahre 1849 nicht mehr vor und die mühsame Arbeit musste dem Verneh-
men nach von dem k. k. Artillerie-Oberlieutenant L.Kubesch im Jahre 1850 wie-
derholt werden. Derselbe Hauptmann von Uj ewsky gab später einen schraffirten
Plan des Hafengrundes mit Horizontalschichten von Triest heraus , der ebenfalls
zur Ansicht vorgelegt wird.
Später als Hauslab hatte sich Herr Streffleur(seit 1850) mit gleichen
Arbeiten befasst, sowohl mit colorirten Schichtenkarten, als mit plastischen
Schichtenkarten des englischen Canals, des mittleren Theiles des mittelländischen
Meeres.
Alle diese Arbeiten sind bereits bei der Akademie der Wissenschaften, bei
bei der jüngst in Wien abgehaltenen Naturforscher -Versammlung (bei welcher
Herr Professor Forchhammer seinen Versuch einer unterseeischen Karte (des
Meeres bei Troja) als vermeintlich neu vorlegte) und auch in den Versammlun-
gen der k. k. geographischen Gesellschaft vorgezeigt und erläutert worden. Sie
unterscheiden sich im wesentlichen fast gar nicht von den um mehrere Jahre spä-
teren Arbeiten des Herrn Fregattencapitäns von Littrow. Herr Sectionsrath
Streffleur hat im vorigen Jahre der k. k. geographischen Gesellschaft eine
aus der vom Herr Ministerialrath von May er n veranlassten Sondenaufnahme ent-
standene Schichtenkarte des Donaustroms (in der Umgegend von Wien)
vorgelegt und wird in Oesterreich der erste sein, der eine Anwendung des oft
berührten, in Farben ausgeführten Schichtenprincips auf den Mittellauf eines
*) 3 Modelle und 6 Pläne aus dem Skerki-Canal und die dasa Anlas« gebende englische
Karte (ohne Schichtenlinien), dazu auch eine spätere Karte vom Jahre 1833.
•*) Karten des englischen Canals: a) Beachyhead 1823 London, und b) 6 Blfitter,
Berlin 1832. Karte der Tajomfindung, 1 Blatt, London 1810 (noch ohne Schichten).
Karte des irländischen Canals, London 1847 (mit 3 Schichtenlinien). Karte der
Ostsee, 3 Blfitter, 1832 (ohne Schichten).
*••) Pause der Schichtenkarte des Hafens von Pols.
Beiträge zur Geschichte der Entstehung und Ausbildung der Niveaukarten. 63
Stromes versucht hat. Die Seen des Landes ob der Enns hatte schon früher
Herr Professor Simony nach vorheriger reichlicher Sondirung mit farbigen
Schichten ausgeführt. Hiermit und mit den neuesten österreichischen Seehäfen-
plänen sind meines Wissens die österreichischen Leistungen in Wasserschichten-
karten vorläufig abgeschlossen', hoffentlich aber wird die Zukunft häufige Gele-
genheit zur Erwähnung neuer Erzeugnisse geben.
Hiermit wäre die Aufgabe, die ich mir für heute gestellt hatte, vollendet;
allein zwei Umstände zwingen mich, von dem nächsten Vortrage einiges zu anti-
cipiren*) Der Professor der praktischen Geometrie am technischen Institute in
Prag, Hr. K. Koristka, war so freundlich, mir einige seiner auf Schichten-
karten bezüglichen Arbeiten zur Vorlage zu übersenden, darunter eine Original-
zeichnung des Planes von Prag und der Umgebung, mit Schichtenlinien über-
zogen, und einen Correcturabzug des Stiches, dessen baldigste Rücksendung
die heutige Vorlage nöthig macht.
Ich füge noch bei, dass mir abermals durch die Mitwirkung des Herrn
FML. Ritters von Haus lab nun folgende Schichtenkarten von Städten bekannt
geworden sind: von Paris (vor etwa 20 Jahren; ein Exemplar war im Besitze
des FML. Vaccani), von Stockholm, Kopenhagen, deren Jahrzahl nicht
angegeben werden kann, theil weise von London, gelegentlich der Verhand-
lungen der Commission englischer Aerzte über die Gesundheitsverhältnisse der
grossen Städte**), von Sebastopol, dann von Tiflis in Asien (Petersburg
1844) und von St. Francesco in Californien 1852, also von Orten, wo man die
Endpuncte der Civilisation zu sehen glaubt , und von Staaten , die man häufig
nicht weit voran wähnt.
Nun haben Sie zu diesen wenigen Beispielen durch den wissenschaftlichen
Eifer eines österreichischen Professors für das allgemeine Beste den in Höhenab-
ständen von einer Klafter fleissig ausgearbeiteten Schichtenplan einerKronlands-
haupt stadt vor sich, deren Niveauverhältnisse mehr als manche andere das Inter-
esse an solchen Darstellungen zu wecken geeignet sind. Er wird in Kürze bei
Herrn Perthes in Gotha erscheinen, sowie auch die aus 700 Höhenpuncten con-
struirte Karte der Umgebung von Prag mit 10° Schichten. Ein Niveauplan der in-
ner n Stadt Wien vom Herrn FML. Ritter von Hauslab ist dem Vernehmen nach
zur Veröffentlichung bestimmt, einer über ganz Wien, auf die zahlreichen Nivel-
lements des unterirdischen Wien gegründet, dürfte folgen. Ausserdem ist ein
genaues Nivellement von ganz Wien durch den Kataster unter Leitung des Herrn
Sectionsrathes Streffleur angeordnet, das höchst zahlreiche Coten in Klaftern
und deren Tausendstel enthalten wird***). Eine zweite Veranlassung zu einer
vorläufigen Ausschreitung finde ich in der heutigen Schaustellung des Reliefs
vom Monte Rosa, von Herrn Dr. Hermann Schlagintweit. Als Begleiter des-
selben sind photogi'uphische Bilder (auf % reducirt, mit Schichtenlinien von
1000 Fuss) in einem besonderen Blättchen beigegeben. Auf dem zur Ansicht
folgenden Exemplare habe ich versucht, durch bunte Färbung die Schichten mehr
zu verkörpern und den Gegensatz des Monte Rosa-Reliefs zu jenem der Zugspitze
greller hervorzuheben.
°) Originalzeichnung, Niveaukarte der Stadt Prag, von Sr. K. Kofistka, 7i«im oder
1" =200 (in Klafterschichten). Niveaukarle der Umgebung von Prag, 31 Quadratmei-
len in Vi 44000 oder I" =2000®.
oö ) First Rapport of the Comiston far inquiring unto the health of larye totons and populous
districts. London 1844.
•••) Das k. k. Bombardiercorps hat im Jahre 1848 Wien bis anV Ufer der Wien nivel-
lirt Im zweiten Vortrage wird die betreffende Arbeit erwfihiit.
64 A. Steinhäuser.
Die Idee liegt nahe, ob sich durch eine Vereinigung der (etwa rothge-
druckten) Schichtenlinien mit dem photographischen Bilde, abgesehen von allen
Hindernissen, die in der Abhängigkeit des Ausdruckes von wechselnden Verhält-
nissen des Lichtes und der chemischen Wirkung liegt, nicht ebenfalls ein genügen-
der, ja vielleicht sehr genügender plastischer Eindruck des Bodenreliefs gewinnen
lasse. Die Frage über die Möglichkeit einer solchen Verbindung der Photographie
und der Druckerpresse scheint mir an Wichtigkeit zu gewinnen, seit mir Herr
Dr. Seh lagint weit die interessante Mittheilung gemacht hat, es sei ihm gelun-
gen, auch bei senkrechter Beleuchtung Resultate der Abstufung zu gewinnen,
was alle Bedenken wegen Verschwinden der Details der Unebenheiten im Schat-
ten aufheben würde. In dieser Beziehung erwarte ich von der Zukunft genügen-
den Aufschluss und spreche nur noch die Hoffnung aus , dass der menschliche
Scharfsinn die wichtigen Fortschritte im Gebiete derPhotologie und Chemie auch
auf die Kunst der Plan- und Landkartenzeichnung in weitester Ausdehnung nütz-
lichst anwenden werde. Chauvin's Vorschlag einer neuen Methode der Berg-
zeichnung und die später zu erwähnenden Versuche des Herrn Prof. Kofi st ka
stehen damit in naher Verwandtschaft.
IL
Bereits im ersten Theile meines Vortrages habe ich Ihnen, meine Herren, die
älteste Schichtenkarte Frankreichs, die vom königl. Geographen Dupain-Triel,
vorgezeigt, deren erste Begleitworte das Datum 1791 bringen. Diese nach der
Idee des Genfer Ingenieurs d u Ca r la # ) verfertigte Karte erschien 1802 mit her-
vorgehobenen Wasserscheidelinien ganz im Sinne des im Jahre 1793 verstorbe-
nen älteren Buache, der als erster Begründer der später in ein Extrem ausge-
arteten Beckentheorie mit rings erhabenen Rändern anzusehen ist, und der, um
die submarine Fortsetzung der Becken zu erweisen, zuerst 1744 die Niveau«
linien gleicher Tiefe aus den Meeressonden zu entwickeln empfahl ## ).
Die beiden Karten von Dupain-Triel und seine im Jahre 1795 zu Paris
erschienenen Recherche* geographiques sur les hauieurs du plaines du royaume
sur le mer et leurs cot&s presque pour tont le globe et sur les diverses especes
de montagnes, endlich sein 1804 und 1808 neu aufgelegtes Memoire explicatif
de methodes nouvelles de nivellements rf' apres du Carla pour le perfectionne-
ment de la geographie scheinen viel Anklang gefunden zu haben und mögen Na-
poleon im Jahre 1802 veranlasst haben, über die Zustandebringung einer Niveau-
karte von Frankreich Berathungen einzuleiten. Es ist aus den folgenden Ereignis-
sen leicht zu erklären, warum diese Idee 12 Jahre lang wieder ruhte, da fast alle
Kräfte des französischen Generalstabes im Auslande thätig waren, um die erober-
ten Länder aufzunehmen und das Kartenmateriale zu den fast ununterbrochenen
Feldzügen zu liefern.
Als aber im Jahre 1814 die Ruhe zurückgekehrt war, und geschickte Offi-
ciere genug vorhanden waren , und auch Zeit genug, um an ihre Beschäftigung
für heimische Zwecke zu denken , überreichte der berühmte Mathematiker la
*) Expressions des nivellements, ou methode rwuveüe pour marquer sur les carte* terrestres
et marines les hauteurs les configurations du terrain. Paris 1782. Eine frühere Kund-
gebung erhellt durch eine Citation des 6. Cahiers von du Carla. Genf 1750.
* # ) Der letzte renomirte Repräsentant der Beckenkarten ist die in Wien im Jahre 1818
erschienene längst vergessene orographische Karte von Europa, von G. M. So rriot,
in 4 Blättern.
Beitrige zur Geschichte der Entstehung und Ausbildung der Nifeankarten. 6S
Place am 14. October 1816 der Kammer einen Vorschlag zu einer neuen
Karte von Frankreich, da die schon 72 jährige, einst berühmte Cassini'-
sche Karte schon zu veraltet sei, den neuesten Anforderungen der Wissen«
schaft nicht genfige, und die schon schadhaft gewordenen Platten ohne-
dem einer Erneuerung bedürften. Der Vorschlag enthielt zugleich eine de-
taillirte Norm für Hdhenmessungen. Zufolge dieser Eingabe wurde am 21.
März 181? eine Commission aus allen einschlagenden Zweigen der Staatsverwal-
tung, Militär und Civil, zusammengesetzt, deren Präses la Place war. Sie erstat-
tete ihren Bericht, dessen Grundsätze am 6. August 1817 genehmigt wurden,
und am 1. April 1818 begannen die Arbeiten. Es war beschlossen, aus einer
grossen Zahl gemessener Höhenpuncte (wenigstens 25 auf 1 Quadratlieu) gleich-
abstehende Niveaucurven zu construiren und zwar für Pläne (cartes minutesj im
Zeichnungsverhältnisse Vsooo von 2 zu 2 Metres, für Pläne im Maasse Vioooo von
2 1 /, zu 2 1 /* Metres, fflr die Aufnahmskarten in '/«wo von 5 — 5 Metres, für
die topographische Karte in y S oo«o von 10 zu 10 Metres. Es erschienen wirklich
3 Bl. im Maasse von Vioooo (Paris, Beauvois, Melun), allein die voraussichtliche
Langwierigkeit und Kostspieligkeit der Arbeit schreckte zurück und man be-
schränkte sich (Beschluss vom 25. Febr. 1824), nur die Grenz- und Forstgegen-
den in Vtooeo» alles übrige in V^oot aufzunehmen, und die topographische Karte
auf Vsoooo zu reduciren, so dass die ursprüngliche Zahl der Aufnahmsblätter
(13350 in y io0 os) auf 835 Aufnahmsblätter und 208 topographische Blätter be-
schränkt wurde. Ferner entschloss man sich , nachdem schon 4 Blätter mit Ni-
veaulinien erschienen waren, die Horizontalen nur auf den Aufnahmsmappen zu
geben, und so blieben auf den seit 1830 erschienenen Blättern der topographi-
schen Karte die Niveaulinien weg und nur die Coten wurden beibehalten *).
Das grossartige Beispiel, das Frankreich durch das Nivellement eines so
ausgedehnten Areals gab, erweckte natürlich die Nacheiferung anderer kleiner
und grosser Staaten, und wir sehen das Princip, mit der Landes-Aufnahme eine
umfassende Nivellirung zu verbinden im grossen und im kleinen häufig und an
vielen Orten in Anwendung. Seit 1829 wird in Hannover nach Schichten aufge-
nommen von 50 zu SO', seit 1833 im Grossherzogthum Baden in Schichten von
20 zu 20 f## ), seit 1840 in Kurhessen in Schichten von 50 zu 60', eben so in
Preussen seit 1847, in Neapel seit 1849 mit Schichten von 20 zu 20 M.
(57 1 zu 57'), seit 1850 in Dänemark (die ersten Blätter der Karte erschienen
1853) mit Horizontalen von 5* Distanz aus 100 Puncten auf 1 Quadratmeile!
Die Nivellementskarte von Belgien (Brüssel 1848, 9 Bl.) und die seit 1855 da-
selbst erscheinenden Provinzkarten, die seit 1850 herauskommende Karte von
Schottland mit 100* Schichten, die hypsometrische Uebersichtskarte von Jr-
land, die scandinavischen Karten Forsell's, Keilhau *s und Wergeland's
und die von S. k. Hoheit dem Kronprinzen veranlassten hypsometrischen Arbeiten
in Schweden und Norwegen, die Schichtenkarten von Finnland (von
Gyldän), die Arbeiten von Papen, von C. B. Wdlff und andere, auf welche
alle ich nochmals zurückkommen werde, beweisen, dass die nun 78 Jahre alte
Idee du Carla's weit hin Wurzel gefassthat, und in mehr und weniger lebhafter
•) NKheres über die gesammte Organisation dieser grossen Unternehmung enthalten
die Bände des Memorial du depot de la Guerre, insbesondere der sechste, der auch
den besondem Titel führt: Puissant nouvelle description geometrique de la
France. Parts 1832.
••) Die topographische Karte enthalt aber nicht die Horizontalen, sondern nur Coten
und ist schraffiri
Mittheilunffen der k. k. geogr. Getelltcbaft. II. Bd. 1. Heft. ©
4
66 A. Steinhäuser.
Ausbildung begriffen ist. Verhältnissmässig sehr viel gescbab für Landesvermes-
sung in dieser höheren Potenz in der kleinen Schweiz, obwohl bei dem Mangel
eines einheitlichen Planes auf verschiedene Weise und in verschiedenem Maasse.
Drei Repräsentanten erwecken besondere Aufmerksamkeit. Die Karte des Kan-
tons Zug (18S0 4 Bl. '/ssooo) enthält einfache fein ausgezogene Horizontalen.
Die Karte des Kantons St. Gallen (schon 1840 begonnen und seit 1853 in 16
Blättern im Maasse V f50 oo erschienen) ist durch J. M. Ziegler schraffirt ausge-
führt worden, so dass die Niveaulinien von 100 M. Distanz meist ausgezogen
und die dazwischen liegenden 10 Meterschichten nur durch das Wechseln der
Schraffenstriche ersichtlich gemacht wurden. Die Karte von Zürich, seit 1855
im Erscheinen begriffen (in %••#§) zeigt roth eingedruckte 10 M. Schichten
ohne eine Zuthat für plastische Wirkung*).
Man kann leicht schliessen, dass bei Aufnahmen im grossen Maasse
das Princip der absoluten oder wenigstens äquidistanten Niveaulinien zuerst sich
geltend gemacht hat, und dass es demnach in die Praxis der äcientifischen Corps,
in den Unterricht an Militärschulen und in viele Anleitungen zur Situationszei-
chenkunst übergegangen sein werde. Ich versuche nur in Kürze die Spuren auf-
zuzählen , welche die Hypsometrie in ihrem bisherigen Stadium hinter sich
Hess , so weit es mir gegönnt war den Kreis von meinem Standpuncte aus zu
verfolgen.
Die reichhaltige Karten - Sammlung des Herrn FML. v. Haus lab, Privat-
Mittheilungen von Emil vonSydow u. a. haben mir, wie schon das vorigemal,
reichliche Ausbeute gewährt. Wenn ich mit Lehmann beginne, der seit 1794
mit Wort und That seine neue Theorie der Situationszeichnung zu verbreiten
begann (die erste Auflage erschien 1799 in Leipzig, die zweite 1815, nach sei-
nem im Jahre 1811 erfolgten Tode, die dritte 1830, so geschieht es nicht um
diesen verdienten Mann in die Reihe der Begründer der Karten-Hypsometrie zu
stellen, sondern um zu weisen, wie der erfindende menschliche Geist bei dem
Einschlagen eines andern Weges an fruchtbaren Ideen vorübergeht und sein Ge-
bäude auf weniger haltbaren Fundamenten aufbaut.
Lehmann kömmt durch den Böschungswinkel zu den Horizontalen, die er
braucht um seine Striche senkrecht nach dem Wasserlaufe darauf zu legen , die
Niveaulinien sind ihm nur Mittel zur Zeichnung der Unebenheiten, nicht Zweck,
während er bei Basirung der Berg-Zeichnung auf gemesseneabsolute und
gleichweit abstehende Niveaucurven sich seine Aufgabe sehr erleichtert hätte.
Aus der besten Zeichnung nach seinem Schlüssel wird der Böschungswinkel mit
weit weniger Sicherheit entnommen werden können, als er aus der Distanz
zweier Curven bei bekanntem Abstände der Schichten hervorgeht, daher es eben
so schwer ist aus der besten Terrainzeichnung nach Leh man n's Theorie ein
verlässliches Profil zu entwerfen, als diese Aufgabe leicht gelösst wird durch
Schichtenkarten mit zweckentsprechenden Abständen. Le hm an n*s Methode war
bei seinem Tode, 20 Jahre nach ihrem ersten Auftreten, selbst in seinem Va-
terlande Sachsen noch nicht als Norm angenommen , und auf den Vorwurf der
darüber dem Ingenieurcorps in der Berliner Militärzeitung gemacht wurde, er-
*) Eigentümliche Verhältnisse haben bisher verhindert, Oesterreieh auch in der Reihe
der SUateu nennen zu können, welche mit der Aufnahme ein detaillirtes Nivellement
des Landes verbinden. Wer möchte jedoch daran zweifeln, dass dieser grosse
Staat, den man in neuer Zeit gewohnt ist, an der Spitze gemeinnütziger Unterneh-
mungen zu sehen, in einer so wichtigen Angelegenheit sich einer Aufgabe nicht ent-
ziehen werde, die von kleineren Staaten bereits glücklich vollendet worden ist.
Beiträge zur Geschichte der Entstehung und Ausbildung der Niveaukarten. 67
folgte eine bittere Replik, worin dieser durch und durch systematischen Methode
die Systematik kurz abgesprochen, ja sogar sie geradezu für Pedanterie erklärt
wurde!! Nun ist sie, wenige Länder ausgenommen (darunter nenne ich England),
in Europa fast allgemeines Gesetz: zur Darstellung der Unebenheiten geworden.
Ich übergehe die Verbesserungen, welche Mall et in Paris im Jahre 1821*)
und in seinen Fussstapfen der Professor Winkler an der Forstlehr-Aastalt in
Mariabrunn im Jahre 1823**) durch Berechnung der horizontalen Entfernung
der äquidistanten Niveaulinien aus dem Böschungswinkel versuchten, so wie die
Vorschläge des Oberst Myrbach von Rheinfeld in Wien 1841 (anonym er-
schienen, mit einer Kupfertafel) und E. Michaelis in Berlin 1845***), die beide
die senkrechte Schraffirung Lehmann *s durch HorizontalschrafFen ersetzen
wollten, und wende mich zur Zusammenstellung der mir bekannt gewordenen
historischen Daten Ober Schichtenaufnahme und Zeichnung und zwar zu-
erst ausserhalb Oesterreich, dann in Oesterreich.
In dem Werke Epure d'dcole polytechnic (Paris 1815) kommen schon
Festungsentwürfe mit Schichtenlinien vor. Das Werkchen von Charties (Beam-
ter des französischen Kriegs-Departements) Models de Topographie erwähne ich
nur, weil sich darin die abenteuerliche Anwendung der Horizontalschichten und
Schraffirmethode auf ein menschliches Gesicht befindet ! In Schreiber 's Vor-
lesungen über praktische Geometrie enthält die Tafel III eine Schichtentracirung
mit und ohne Schraffen. In Becker 's (eines sächsischen Officiers) „Aufnahmen
mit dem Mesqtische nach dem Augenmasse" ist eine Schichtenkarte der Gegend
von Stockerau enthalten, die aber nur als allgemeines Beispiel gelten kann, da
sie auf keiner Aufnahme beruht.
Viel interessanter ist die eben dort auf 8 Kärtchen dargestellte stufenweise
Entstehung des Aufnahms-Blattes. Mutmasslich ist in den im Jahr 1850 erschie-
nenen Musterblättern für die topographischen Arbeiten des preussischen General-
stabes, die ich nicht gesehen habe, irgend ein Beispiel einer Schichtenaufnahme
vorhanden. Wichtiger ist Chauvin 's „Darstellung des Terrains in Karten und
Plänen a (Berlin 1852 mit Musterblättchen) und seine im Jahre 1854 erschienene
Broschüre über die neue Methode der Darstellung der Unebenheiten, welche für
die Einführung einer schiefen Beleuchtung der Horizontalschichten das Wort er-
greift. Ich werde gute Gelegenheit haben , darauf nochmals zurückzukommen.
Bach 's Anleitung zur Situations-Zeichnung (Stuttgart 1853) enthält Muster-
blätter mit Horizontalen ohne Schraffen, und Schraffirung ohne Horizontalen.
Wahrscheinlich der Neuzeit gehört eine französische Schichtenaufnahme vom
Mont Cenis an (der Stich ist ohne Datum) mit Horizontalen von Metre zu
M&tre ohne Schraffen. Der bairische Ingenieur Loessl veröffentlichte im Jahre
1854 eine Terrainpartie bei Traunstein mit 10' abstehenden Niveaulinien (die er
statt Isohypsen unpassend Isopeden nennt), welche sich von ähnlichen Arbei-
ten ohne Schraffen dadurch unterscheidet, dass die Linien eine Schattenwand
haben, daher deutlicher erscheinen als mit blassen Umrissen.
In Oesterreich wirkte im k. k. Militär zuerst vom Jahre 1819 bis zum
Jahre 1827, der damalige Professor an der k. k. Ingenieurakademie, nunmehrige
FML. Ritter von Hauslab für die Aufnahme in Horizontalschichten durch Zeich-
*) Expiration de la table de longueur de hachttre et resume de la maniere dexprimer
avec verite le relief et le nivellement du terrain. Paris 1821.
•*) Theoretisch-praktische Anleitung zur Situationszeichnung. Wien 1824 bei Heubner.
***) Darstellung des Hochgebirgs in topographischen Karten* Berlin 1845 bei Schropp.
e*
68 A. Steinhäuser,
nungen, Modelle und Uebungen. Viele der Zeichnungen nach den Modellen sind
in spätere Anleitungen zur Situations-Zeichnung fihergegangen. Diese Modelle
wurden aber nicht bloss benutzt, um auf Grundlage der Horizontalen die Schraf-
firung zu erlernen, es wurden auch Aufgaben der beschreibenden Geometrie an
ihnen gelöst, z. B. Ziehen von Tangenten aus gegebenen Puncten, Legen von
Ebenen, Tangiren von Flächen, Construiren von Schatten und Schlagschatten nach
gegebenen Beleuchtungspuncten, Durchdringen von Körpern u. s. w. alle darauf
berechnet, zu vorkommenden Arbeiten der praktischen Wirksamkeit vorzuberei-
ten, z. B. zur geometrischen Construction des nicht in der Schusslinie gelegenen
Areals, wie es auf den Plänen der Linzer Befestigungen zur Anwendung kam.
FML. Ha us lab bewahrt noch aus jener Zeit eine Suite von Zeichnungen eines
seiner befähigtesten Zöglinge, nun Majors, Frank.
In diese Periode fallen die Aufnahmen und Modellirung der Gegend um
Malborget, des Predil's, des Monte Zucco in Südtirol, Schichtenpläne der Gegend
um Brück a. d. Mur u. a. m.
Zwischen 1825 — 27 nahm FML. Hauslab fftr Seine kaiserliche Hoheit den
Erzherzog JohanndenVordernberger Erzberg auf, so vielfach und nach den ver-
schiedensten Richtungen in Durchschnitte und Profile zerlegt, dass nach dem Aus-
spruche des berühmten Mineralogen Prof. M o h s der Berg durchsichtig gemacht
wurde. Die zahlreichen Detailpläne dieser, für den Bergmann noch mehr als (Ar
den Topographen interessanten Arbeiten sind noch vorhanden und Copien der-
selben werden in dem Archive der Gewerkschaft zu Vordernberg liegen. Die
Curven steigen von 100 zu 100 Par. Fuss.
Im Jahre 1825 nahm auch der Artillerie-Hauptmann Hofbauer einen Theil
des Bisamberges mit Horizontalen auf, die früher ausgepflöckt mit Messtisch be-
stimmt wurden. Dieses Stück findet sich gestochen in den von den Hauptleu-
ten Hofbauer und Mayern auf Befehl des G.-Q.-Stabes 1826 und 1827
herausgegebenen Muster-Blättern für die Darstellung des Terrains in den k. k.
Armeeschulen.
Später, als Se. k. Hoheit Erzherzog Johann im Jahre 1830 beim Ge-
brauche eines von Haus lab mit Schichten überzogenen Planes der Umgegend
von Eperies*) den Vortheil solcher Darstellungen gegen die blosse Cotirung
praktisch erprobt hatte, kamen die Niveaucurven bei fortificatorischen Plänen im
k. k. Geniecorps und im Bombardiercorps zu häufiger Anwendung, und Pläne
(mitunter auch von Modellen begleitet) der Umgebung von Enns, von der
Schabbser Höhe bei Brixen, der nachmaligen Franzensfeste in Tirol (1832)»
von Nauders, eines Castells in Südtirol, von dem Linzer Fortificationsrayon
(Hofbauer und Mayern) *), von Peterwardein durch Hauptmann Ttfth (1836
bis 1837), von Deutschaltenburg (1844 — 1845), endlich in neuester Zeit vom
Laaerberge bei Wien (1848 durch das k. k. Bombardiercorps aufgenommen, in
vier Blättern und einem Reductionsblatte) bilden eine Reihe von Erfolgen. Der
letztere Plan mit Schichten von 3 zu 3 Fuss hat fiir Wien eine besondere
Wichtigkeit, weil er sich bis ans Wienufer, also über den südlichen Theil
der Hauptstadt erstreckt. Der Vollständigkeit wegen müssen auch die derartigen
Uebungsaufnahmen erwähnt werden, welche die Zöglinge der türkischen Gene-
ralstabsschule unter Hauslab's Oberleitung in den Jahren 1835, 1836, 1840
*) Dieser Plan wurde später durch das Bombardiercorps lithographiri
•*) Man vergleiche Tri nk's „Darstellung des Terraina mittelst Horisontalsehichten nach
den beim Baue des fortificirten Lagers bei Lina gemachten Erfahrungen. 4 Lins 1838
bei Eurich.
Beiträge rar Geschichte der Entstehung und Ausbildung der Nimukarten. 69
s
und 1841 ausführten. Man kann mit Grand behaupten, dass nun die Aufnahme
mrt gleich abstehenden Schichten bei den Generalstäben, so wie in den Militär-
schalen überall verbreitet ist und als feste Grundlage der Situationszeichnung
betrachtet wird.
Im Civiie muss als erster Lehrer und Verbreiter der Aufnahme in Schichten
Professor Winkler ron Brückenbrand an der k. k. Forstlehranstalt in Maria-
brnnn genannt werden, welcher den k. k. Thiergarten in Schichten aufnahm und
Schüler bildete, die diese Aufnahmsweise im Forst- und Bergwesen verbreiteten.
Unter diesen müssen seine beiden Neffen Kamptner genannt werden, von wel-
chen der eine Forstmeister zu Friedberg in Oberösterreich (im Kobernauser-
walde), der andere Forstmeister zu Sachsenburg in Kärnthen ist.
Die grösste Arbeit der Art ist jedoch die Schichtenaufnahme des steieri-
schen und obersteierischen Salzkammergutes unter der Leitung eines
der ausgezeichnetsten Schüler Winkler's, des nunmehrigen k. k. Forstrathes
in Gmunden, Max. Edlen von Wunderbaidinger, in den Jahren 1838—1848
ffir das Amt Aussee und in den Jahren 1846 bis nun für das Amt Gmunden aus-
geführt und noch nicht völlig vollendet. Sie erstrecken sich auf eine Fläche von
7. M ftsterr. Quadratmeilen in Steiermark und auf 12. t9 ftsterr. Quadratmeilen im
Lande ob der Enns, so dass nur noch 7. 54 Quadratmeilen erübrigen. Ausser den
Aufnahmsmappen der Schutzbezirke wurden noch Bestandkarten (im Maasse
1 W. Zoll = 80o) un d Uebersichtskarten (im Maasse 1 W. Zoll »240°)
and eine Hauptkarte (im Maasse 1 W.Zoll = 800°) angefertigt. Nur die letzte
ist mit Schraffen ausgeführt. Die Schichtenhöhen betragen auf den Uebersichts-
karten 120 W. Fuss, auf der Hauptkarte 240Fuss. Als Nullpunct für die Ausseer
Karte gilt der Ausfluss der Traun nach Oberösterreich (1688* absolute Höhe),
die Schichten des österreichischen Salzkammergutes sind diesem Nullpuncte an-
geschlossen und fallen bis 1178* über dem Meere, so dass die erste Schichte des
steierischen Salzkammergutes mit der ersten des österreichischen Salzkammer-
gutes übereinstimmt.
Zunächst sind die schon bekannten schriftstellerischen Arbeiten, Studien und
Zeichnungen unseres verehrten Mitgliedes Herrn Sectionsrathes Streffleur,
z. B. in Beziehung auf Hypsometrie: „Ueber das Landkartenwesen in Oesterreich",
(in der österr. Militärzeitung und im Separat -Abdrucke erschienen), „Ueber die
Darstellung der orographischen Verhältnisse** (Sitzungsbericht der kaiserlichen
Akademie der Wissenschaften in Wien 1854), seine Ausnahmsstudien in grossem
Maasse, die unter seiner Leitung und nach seinen Grundlagen und Zeichnungen
ausgeführten plastischen Karten, welche bei den Uebersichtskarten nochmals wer-
den erwähnt werden, und seine öfteren Vorträge in diesen und andern Räumen
sprechende Beweise einer mehrjährigen vielfachen Thätigkeit für Schichtenkar-
ten. Nicht weniger eifrig ist Herr Kofis tka, Professor der practischen Geome-
trie am Prager technischen Institute (dessen Schichtenkarten von Prag und
Schichtenkarte von Prags Umgebung in der vorigen Versammlung vorgewiesen
wurden) in und ausserhalb seines Lehrfaches bemüht, die Principien der Niveau-
karten fruchtbringend zu verbreiten. Mehrere Aufsätze in den Jahrbüchern der
k.k. geologischen Reichsanstalt,*) behandeln die Methode der Darstellung und die
•) Jahrgang 1852 II. Ueber hypsometrische Messungen.
1853 11. Bemerkungen über neuere topographische Arbeiten und Forschun-
Sen. Mit einem Kärtchen, welches den Einfluss der Formation auf
ie Umrisse der Horizontalen tu zeigen bestimmt ist.
1882 L, 1854 I., 1855 I., 1856 IL Berichte über Höhenmessungen in Mäh-
ren und Schlesien als Grundlage zu einer Höhenkarte.
fi
»t
70 A. Steinhäuser.
praktischen Mittel zur schnellen und wenigst kostspieligen Zustandebringung ge-
nügend verlässlicher Schichtenkarten kleineren Masses. Ein Beispiel der Dar-
stellung nach seinem Vorschlage ist das Kärtchen der Umgebung von Brunn, dem
ich als Pendentund zumVergleiche das Blatt der G.-Q.-Stabskarte mit grell gefärb-
ten Schichten zu 20° Distanz beigegeben habe. Dieses Kärtchen ist als ein Embryo
einer Höhen - Schichtenkarte von Mähren und Schlesien zu betrachten, welche
vorzugsweise den Bemühungen des Hrn. Professors Kofistka zu danken sein
wird. Er basirt sie auf zahlreiche Höhenmessungen, die, nach dem Beschlüsse
des Werner- Vereins begonnen, jeden Herbst fortgesetzt werden, und trägt von
jedem Standpuncte den Zug von 2 bis 3 Horizontalen mit Hilfe eines Reflexions-
hypsometers an Ort und Stelle in die Spezialblätter der G.-Q.- Stabskarte ein.
Ich habe das Vergnügen, Ihnen mehrere von dem Hrn. Professor Kofistka
veranstalteten Versuche einer Vereinigung der schiefen Beleuchtung nach Chau-
vin mit einer gradativen Färbung der Schichten und zwar nach dem Prinzipe: je
höher desto dunkler und : je höher desto lichter vorzuzeigen. Es wäre voreilig»
aus einem solchen Beispiele schon eine unabänderliche Norm für alle Fälle ab-
leiten zu wollen, zumal es sich sehr leicht ergeben kann, dass für Pläne in gros-
sem Masse ein Prinzip zuträglich sich erprobt, das bei Karten in kleinem Masse
nicht empfehlbar ist, und umgekehrt.
Was von vielen Seiten und auf vielfache Weise versucht worden ist, um
die geeignetste Art zu finden, Erdtheilkarten, Staatenkarten, Länder-
karten hypsometrisch in Uebersichtsblättern darzustellen, werden wir sogleich
erfahren.
Einfache Horizontallinien vermögen bekanntlich noch weniger ein plasti-
sches Bild zu gewähren, als es die Drahtgitter der geometrischen Körper vermö-
gen, die man beim Unterricht in der Krystallographie anwendet. Man hat sonach
auf Mittel gedacht, um den Horizontalen (für den Fall der Unthunlichkeit der
Ausführung in Schraffen) einen plastischen Ausdruck zu verschaffen. Wir stossen
bei der Uebersicht der bisherigen Leistungen auf so vielerlei Versuche, dass eine
vorläufige Angabe der verschiedenen Eigenheiten angezeigt erscheint
Wir finden nämlich :
a) Uebersichtskarten mit reinen Horizontalen ohne Schraffen, ohne Schum-
merung und ohne Farbenton,
b) solche mit Anwendung von Schraffen oder Schummerung, und solche
mit Farbentönen, und zwar mit einer Farbe in verschiedenen Abstufungen stei-
gend oder fallend
c) oder mit mehreren Farben, und in diesem Falle entweder
d) nach willkührlicher Wahl oder
e) nach einer fortwährenden oder
f) wiederkehrenden Steigerung, endlich
g) Karten mit erhabenen Schichten, sei es durch die Presse oder in an-
derer Weise. Ferner kann man eine Unterscheidung machen zwischen
h) unbestimmten Schichten (mit verwaschenen Grenzen) so zu sagen
Studienkarten, auf welchen bloss die Intensität der Färbung die wachsende Er-
hebung andeutet, und
i) zusammengezogenen Schichten, nämlich solchen, wo mit Vor-
bedacht charakteristische Merkmale aus angrenzenden Schichten vereiniget
wurden, gerade so wie man bei historischen Karten zuweilen genöthigt ist,
Uebergangsveränderungen der Zwischenperioden ersichtlich zu machen, oder
wie ein Bauzeichner die Projections fläche eines Durchschnitts wechselt, um einen
Beiträge zur Geschichte der Entstehung und Ausbildung der Niveaukarlen. 71
wichtigen Theil, der vor oder hinter das Profil fällt, sichtbar zu machen. Bei
strenger Durchführung der Schichten ist noch zu berücksichtigen
k) ob alle Schichten gleichweit abstehen» oder
1) nur eine Anzahl derselben» oder
m) ob sie nach einem bestimmten arithmetischen oder geometrischen Ver-
hältnisse an Höhe wachsen.
Wollte man die bestehenden Niyeaukarten nach allen diesen Merkmalen
ordnen» so würde der historische Faden; der mir wichtiger dünkt» fast völlig
verloren gehen, ich ziehe es daher vor, bloss die Leistungen des Auslandes und
Oesterreich's zu trennen, endlich eine eigene Abtheilung aus den bisher veröffent-
lichten, der Hypsometrie mehr oder weniger huldigenden Schulkarten zu machen»
weil ihr Zweck eine andere Behandlung des Stoffes erheischt.
Da man des berühmten C. Ritter Bergkarte von Europa (Titelkarte sei-
nes Werkes: „Sechs Karten von Europa«, Schnepfenthal 1806?» 1813, 1820)
eben so wenig als die Erdkarte von Zeu ne (in seiner Gea 1830) als Schich-
tenkarten gelten lassen und sie kaum der Klasse h) beizählen kann, so ist die
hypsometrische Karte von Europa von Olsen (Artillerie-Hauptmann und Lehrer
der Topographie an der Militär-Schule in Kopenhagen) und B redst or ff (Pro-
fessor der Mineralogie) die erste veröffentlichte Schichtenkarte, die das Princip
du Carla's und Dupain-Triel's auf einen ganzen Erdtheil übertrug. Sie ver-
dankt ihre Entstehung einer Preisausschreibung der Pariser geographischen Ge-
sellschaft vom J. 1 824, und erhielt wenn nicht den Preis doch eine Anerkennung,
indem die Yerfertiger mit einer Medaille im Werthe von 600 Francs betheilt wurden.
Schon 1829 angekündigt erschien sie erst 1830 zu Kopenhagen, etwas später in
einer 2. Ausgabe mit Schraffen und mit einem Commentar (1833), dem ein ziem-
lich reichhaltiger Katalog einer orographischen Bibliothek angehängt ist. Ausser
der Schichte von 500' zeigt sie nur die Horizontalen von 1000* zu 1000' abso-
luter Höhe.
Eine theilweise Verbesserung derselben erschien im physikalischen Atlas
von Hrn. Berghaus im Jahre 1842.
Ebenfalls im Jahre 1830 gab Hauptmann Papen seine Schichtenkarte des
Harzes heraus (mit Stufen von 100' bis 600 ' dann alle 500).
Im Jahre 1838 erschien in Berlin bei Rh öden (in der schwedischen Aus-
gabe gewiss früher) Forsell's Karte von Schweden und Norwegen im Maasse
Vtotow» die erste Karte mit Farben, grün bis 300', roth bis 800', gelb bis
2000' , alles darüber weiss. Im beigegebenen Vorworte findet sich zugleich das
erste Beispiel einer Berechnung der von den Schichten eingenommenen Area auf
Bruch theile des Ganzen. — Im Jahre 1843 lieferte Herr Berghaus in seinem
physikalischen Atlas eine geologische Karte des Riesengebirges in Schichten von
100 zu 100 Toisen.
In demselben Jahre gab Blom zu seiner Statistik von Norwegen (Chri-
stiania 1845, das II. Blatt im Jahre 1849) eine Karte mit den gleichen Schichten
wie auf Olsen's Europa.
Das frühere Auftauchen mehrerer Schichtenkarten von Schweden und Nor-
wegen lässt auf eine dortlands sehr frühe fruchtbare Verbreitung dieser Darstel-
lungsart schliessen.
Von dem vielthätigen Hauptmann Papen erschien 1844 die hypsome-
trische Uebersichtskarte von Hannover, ein Auszug aus der Schichtenaufnahme
seit 1820 mit Niveaucurven für jede 100' bis 500', für die höheren von 500 '
und 1000*. — Im Jahre 1846 treffen wir die ersten veröffentlichten Karten eines
sehr eifrigen Hypsometristen, Herrn C. R. Wolff, Hauptmann und Ingenieur-
Geograph beim preussischen Generalstabe (vielmals mit hypsometrischen Privat-
72 A. Steinhäuser.
arbeiten filr Seine Majestät den König beauftragt), und zwar: 1. Alpen und
Jura, in 2 Blättern in '/Mill. und 2. Deutschlands Boden, in 4 Blättern in '/Mill.,
mit Curven für 500 \ 1, 2, 3, 4, 5000 und 10,000* in Farben, ohne andere
Tendenz der Scala als leichte Unterscheidung. Sein reichhaltiges Material an Hö-
henbestimmungen fiberliess derselbe der geograpKischen Anstalt m Gotha.
Im Jahre 1849 überraschte abermals eine hypsometrische Karte Ten Nor-
wegen von Oberst Wergelan d und W aligor ski mit Niveaulinien von je 500*.
Im Jahre 1850 schlägt E bei in Königsberg in seiner geographischen Naturkunde
S. 122 die Höhenschichtenkarten als Grundlage von Temperaturskarten vor
und fügt als Probe zwei Skizzen von Island bei, I. mit 3 Höhencurven zu 1000',
IL mit Temperatürcurven, -dunkelblau + 4 a , hellgelb +2° (bis 1500*), deckweiss
0» bis 3000', über 3000' hellblau für —2°, dunkler gefärbt für — 4*.
Eine Schichtenkarte von Finnland lieferte Gyld£n (6 Blätter in '/moooot
Titel schwedisch und finnisch). Buntlithographie. Die Schichten in russischen
« englischen Fuss:
dunkelblau 0'— 100' dunkelbraun 400— 600*
hellblau 100— 200 ' hellbraun 500— 600*
dunkelgrün 200 '—300* dunkelroth 600'— 700*
hellgrün 300— 400 ' hellroth 700'— 800 '
gelb 800*— 900'
weiss 900'— 1000'
In dieser Scala liegt im Allgemeinen und Besondern das Gesetz : je höher,
desto lichter. Das Jahr 1851 lieferte eine Höhenkarte von Sachsen, von Stütz-
ner, und eine vom. Harzgebirge, von Prediger (in Klausthal erschienen). Im
Jahre 1852 erschien in Gotha Emil von Sydow's und Hermann Berghaus* Ge-
birgskarte von Deutschland mit 3 Stufen des Tieflandes (ganz so wie die 3 Kar-
ten von Deutschlands Mittelgebirgen in dem Supplement zu seinem methodischen
Atlas), die sich durch volle grüne Farbe und Modifikation derselben mittelst wei-
ten und engen Schränken unterscheiden, mit Schichten für 100\ 250*, 500 \
unbeschadet ein paar Ausnahmen im Tullnerboden und in der oberrheinischen
Ebene. In demselben Jahre publicirte das statistische Bureau in München eine
Höhenkarte von Baiern. — Der Vollständigkeit wegen muss auch das kleine
Kärtchen in Ziegler's Hypsometrie der Schweiz (Wintertbur 1853) aufgeführt
werden, das Schichtenlinien von 1000* Abstand enthält.
Im Jahre 1853 wurde Hauptmann Papen's Unternehmen einer hypsometri-
schen Schichtenkarte von Central-Europa angekündigt und ein Probeblatt zur An-
sicht gestellt. Die eben erschienen zwei Blätter werden baldigst näher bespro-
chen werden. Dem Jahre 1853 gehört eine in Paris gestochene, stark manie-
rirte (Quasi-) Schichtenkarte der algerischen Provinz Oran an, die das Jahr dar-
auf in der Karte der Halbinsel Gallipoli (2 Blätter in % ooo) vom Oberst Blon-
del einen ganz gleichgestellten Genossen erhielt.
Im Jahre 1854 muss Rathleffs Karte von Esthland, Liefland und Kurland
genannt werden, mit wenigen Schichten, die nach E. von Sydow's Manier mit
Schraffen ausgedrückt sind. In demselben Jahre erschien C. R. Wolffs Umge-
gend von Koblenz ('/f •#•••) m 't Schichten von je 100* bis 500* und je 500* wei-
ter, und im Jahre darauf lieferte dieser fleissige Höhenforscher das Kiffhiuser
Gebirge (10 Schichten zu 100). Auf der Pariser Industrieausstellung erschien
eine Schichtenkarte von Schweden, von 100* zu 100 \ die nur Privatcharakter
hatte, wie Malte Brune in seiner Relation über die aufgestellten Karten erwähnt.
Wahrscheinlich war es das Original jener Copie, die von Sr. königl. Hoheit dem
Beiträge rar Geschichte der Entstehung und Ausbildung der Nive&nkarten. 73
Kronprinzen unserm f MitgUede Freiherrn von Reden zum Geschenke gemacht
wurde» und welche dieser bei dem zuletzt von ihm in der geographischen Gesell-
schaft gehaltenen Vortrage vorzeigte. — Mit Uebergehung jener Schichtenkarten,
die nur zum Behufe von Reliefs angefertigt werden und daher gewöhnlich nur die
Niveauhorizontalen zu enthalten pflegen, komme ich als Product der neuesten
Zeit zu den soeben in RavensteiVs geographischer Anstalt in Frankfurt a. M.
erschienenen 2 Blättern vonPapen's Schichtenkarte von Central-Europa. Sie
lassen an Gewissenhaftigkeit der Umrisse, an Sorgsamkeit der technischen Aus-
führung selbst des Druckes wenig zu wünschen übrig. Für den kleinen Mass-
stab war die Aufgabe so vieler Schichten (bis 500', von 100 zu 100, über
800 ' bis 8000* zu 500 ' und weiter zu 1000) wirklich hoch gestellt und wird
im Hochgebirge viel Mühe erfordern. Im gleichen Geiste und wenn möglich mit
gleicher Genauigkeit vollendet» wird diese Karte auf lange ein sehr werthvolles
Docuroent deutschen Fleisses und deutscher Beharrlichkeit bleiben. Eine weitere
Ausdehnung über ganz Europa ist beabsichtigt und wird sicher in Angriff genom-
men werden, wenn sich hinreichende Theilnahme für die 12 Mittelblätter zeigt
Diese Karte ist, im Vorbeigehen gesagt, die vierte, deren Netz nach Meridianen
und Parallelkreisen geschnitten ist und daher eine unbeschränkte Fortsetzung in
allen Richtungen erlaubt.
Werden nicht veröffentlichte Arbeiten berücksichtigt , so muss in Oester-
reich abermals Herr FML. Ritter von Haus lab als der erste bezeichnet werden,
der in Uebersichtskarten den besten Weg einschlug und für die Ausführung der-
selben feste Grundsätze aufstellte. Schon zur Zeit des russisch -türkischen Krie-
ges (1828) während seiner Zutheilung bei der Intern untiatur zu Konstantinopel
ward er zuerst angeregt» sich damit zu beschäftigen. Ein Memoire über eine Ver-
teidigung der Türkei , wozu ein erklärendes Kärtchen nöthig war, führte ihn
nach mancherlei Studien über die Gebirgszüge im türkischen Reiche auf eine
charakteristische Schichtenkarte des Landes, die nach den entgegengesetzten
Grundsätzen: je tiefer, desto dunkler, und je höher, desto dunkler, skizzirt
wurde. Bald gewann er die Ueberzeugung, dass für Uebersichtskarten der letz-
tere Grundsatz sich jedenfalls zweckmässig erprobe, und fand bisher keine Ur-
sache , demselben untreu zu werden. Nicht nur aus eigenem Interesse an der
Sache, sondern mehr noch als Leiter der türkischen Generalstabsschule, war er
in der Lage, für den Unterricht in der Erdkunde charaktervolle Wand- und
Handkarten zu entwerfen, um durch eine Suite von einzelnen Bildern eines Lan-
des (Silhouette des allgemeinen Umrisses, Flussnetz, Schichtenkarte und politi-
sche Karte) auf die Anschauung und Auffassung zu wirken. So entstanden ganze
Atlanten, ungerechnet viele eigenhändig ausgeführte kartographische Studien.
Auch auf die physikalische Geographie wandte er die genannten Grundsätze in
gross ter Ausdehnung an und erzielte durchgehends, insonderheit bei de&Erschei-
nungen von Fluth und Ebbe die überraschendsten Erfolge.
Im allgemeinen sind die Farben seiner bunten Schichtenkarten so gewählt,
dass sie mit der Höhe an dunkler Wirkung zunehmen.
Die Leistungen unseres verehrten Mitgliedes Herrn Sectionsrathes S tref-
ft eur, sind bereits mehrmals erwähnt worden. Auch hier bietet sich wieder
Gelegenheit, weil die plastische Schichtenkarte von Tirol (aus Holz), die im
vorigen Jahre in einer Versammlung der geographischen Gesellschaft zur An-
sicht aufgestellt war, hieher gehört Die hypsometrisch übermalte G.-Q.-St-
Specialkarte von Niederösterreich ist ebenfalls hier gesehen worden. Ein noch
grösseres Unternehmen, eine hypsometrische Karte der österreichischen Mon-
74 A. Steinhäuser. Beiträge zur Geschichte der Entstehung und Ausbildung derNifeaukartem
archie in 12 Blättern, ist seit einigen Jahren in Arbeit genommen» kann jedoch
bei der Beschränkung auf Privatmittel nur langsam fortschreiten, auch kann das
Materiale nicht so schnell gewonnen und verarbeitet werden, als die Ungeduld
und Hast unserer Zeit es wünschen möchte. Das einzige durch die Presse ver-
öffentlichte Product dieses Fleisses, eine Art Vorarbeit zu der vorigen, ist das
dem grossen ethnographischen Werke des Freiherrn von Czoernig angefügte
Schichtenkärtchen von Niederösterreich, welches nebstbei probeweise von der
k. k. Staatsdruckerei in Schichten gepresst worden ist.
Auch in die Mittelschulen, selbst in die Elementarclassen haben
die Schichtenkarten bereits in gradativer Intensität Eingang gefunden. Drei Män-
ner müssen bei diesen Bestrebungen vor andern genannt werden. 1. Emil von
Sydow, königl. preussischer Hauptmann ausser Dienst, nun in Gotha vielfach
thätig , welcher , angeregt durch die braune Färbung des Hochlandes in dem
Schulatlas von Liechtenstern (Berlin 1836) einem lange gehegten Gedanken
Leben gab, indem er auf seinen anschaulichen und ausdrucksvollen Wand-
karten, in den ersten Auflagen (seit 1837) eine grüngefärbte Stufe, in den
spätem (seit 1847) zwei wohlunterscheidbare Stufen, aber nicht des Hochlandes,
sondern des Tieflandes anbrachte. Mit dieser Einführung war der Anfang zu einer
neuen Bahn ftir diese Unterrichtsmittel gemacht. C. Ritter's öffentlich ausge-
sprochener Beifall lohnte seine Mühe und die Idee fand so viel Beifall, dass sie
von sehr vielen Nachfolgern (Völter, Gross, Adami, Ewald etc.) mehr und
weniger sorgsam adoptirt und das grüne Tiefland auf Schulkarten so zu sagen
epidemisch wurde. Die Karten des methodischen Atlas (I. Aufl. 1842 nebst Sup-
plementen 1851) und die Karten des Schulatlasses, auf welchen das Küstenland
in schwarzen, engeren und weiteren Schraffen erscheint, stehen mit den Wand-
karten im vollsten Einklänge. Obwohl diese Arbeiten den eigentlichen Schichten-
karten höherer Potenz nicht beigezählt werden können, haben sie ihnen doch
den Weg geebnet. 2. Deutsch (in Verbindung mit Dr. Vogel) versuchte in
seinem Elementar- Atlas 1854 und seiner Wandkarte von Europa mit Oel-
farbendruck eine vollkommene Anwendung des Princips der Schichtenkarten, je-
doch begreiflicher Weise mit wenigen aber grellen Tönen und sonach weiteren
Abständen der Schichten, als Olsen's primitive Karte zeigt. In gleicher Ausfüh-
rung hat Herr Deutsch eine Karte von Mitteleuropa bearbeitet, deren Erschei-
nen in baldiger Aussicht steht. 3. J. M. Ziegler zu Winterthur hat durch sei-
nen hypsometrischen Atlas, in Farbendruck ausgeführt, einen wesentlichen
Schritt weiter gethan. Während Deutsch bisher nur die Erdtheile lieferte, zog
Ziegler fast alle Staaten Europa's in den Bereich und begleitete die Blätter des
Atlasses mit einem ergänzenden Texte, wo unter andern nach Forsell's Weise
die Procentantheile der Erhebungsschichten angegeben erscheinen.
Hiermit schliesse ich die Nachweise über die stufenweise Ausbildung und
den sichtbar gesteigerten Erfolg der Schichtenaufnahmen und Schichtenkarten.
Ich kann sie nur Beiträge nennen, da vieles Bestehende oft in geringer Ent-
fernung nicht gekannt ist und nur durch das Zusammenwirken mehrerer Arbeiter
an verschiedenen Puncten Europa's eine gewisse Vollständigkeit erzielt wer-
den kann.
78
V.
Umrisse aus den Uferländern des weissen Nil.
Meist nach Herrn Haneal's Briefen mitgetheilt
von Theodor Kotschy.
(Mit einer Karte.)
Schon unter den Ptolomäern in der letzten Blüthezeit des alten Aegypten
wurde die Frage über den Ursprung des Nilstromes aufgeworfen. Seit jenen Zei-
ten sind nun 2000 Jahre verflossen, ohne dass man durch die bisher nicht gelun-
gene Entdeckung der Quellen selbst zu einem Endresultat in der definitiven Be-
antwortung gelangt ist. Wie jedoch in neuester Zeit der dichte Schleier, welcher
die früheste Geschichte dieses Landes bedeckte, durch die theilweise gelungene
Enträthselung der Hieroglyphen lichter geworden ist, ebenso ist auch die eifrige
Forschbegierde der Geographen dem eigentlichen Lande der Quellen jenes
Wunderstromes, der das Land so einzig bewässert und mit Segen überschüttet,
wenigstens um einen guten Theil näher gerückt. Die sonst vagen Vermuthungen
sind jetzt auf ein ziemlich enges Feld eingeengt, so dass schon jetzt der Weg
vorgezeichnet ist, auf dem man vorzuschreiten hat, um die entferntesten und
vielleicht zugleich stärksten Quellen des ganzen Nilsystems aufzufinden. Die alten
Geographen beruhigten sich, nachdem alle Versuche, zu den Nilquellen vorzu-
dringen, vergeblich gewesen, mit der Ansicht, es sei der himmlische Wille, die
Nilquellen , welche auch nach ihrer Meinung die ganze Ueberschwemmung
Aegyptens veranlassen, als ein grosses Naturgeheimniss den Menschen zu ver-
bergen. In den Hieroglyphen, wo der Nilschlüssel eine so bedeutende Rolle
spielt, haben wir die ältesten Documente über die Stromkenntniss der alten Völ-
ker zu suchen. Sobald diese Schriftzeichen einmal gänzlich enträthselt sind, wer-
den sich wahrscheinlich auch durch sie Daten über den obersten Nil herausstel-
len. Das so mächtige Reich der Pharaonen stand ja ohne Zweifel mit dem glückli-
chen Priesterstaate von Meroe in Verbindung, welcher bei seiner hierarchischen
Einrichtung sicher sich tief ins Innere Atrica's in seinen Verbindungen mit Nach-
barvolkern ausgebreitet haben wird.
Der im alten Testamente öfters genannte Nehr Mitseraim (Nil Misr der
Araber) ist wohl Horaer's 'Aiyvnrog n6r<x\koq t von dem er sagt, dass er vom Him-
mel (also aus den Wolken) herabkomme, und Aegyptus also der älteste bisher
bekannte Name des Flusses bei den heidnischen Schriftstellern.
Herodot nennt Aegypten ein Geschenk des Nil und lässt diesen aus Ni-
gritien herabkommen mit einem Lauf von vier Monaten bis Syene; denn man
weiss aus Erfahrung, setzt Herodot hinzu, dass Niemand von Elephantine bis
zu dem Land der Automoler in weniger Zeit gelangen könne; doch über das
erwähnte Volk hinaus sei alles ungewiss, da dieser Theil von Africa der über-
mässigen Hitze wegen eine öde und unbebaute Wüste bilde. Diese Ansicht
Herodot's stimmt sogar mit den bis vor drei Jahrzehnten allgemein verbreiteten
Nachrichten so ziemlich überein, nach denen man annahm, der Strom entspringe am
Mondgebirge (Gebbel Kumri), 280 geographische Meilen von seiner Mündung
entfernt. Der heutige Name des Flusses Nil scheint dem Nehhl oder Nekhl im
Buche der Könige und Josua zu entsprechen; schon Hesiod (Theogonie V, 338)
nannte ihn NctAof ; doch führt er ausserdem aber noch viele andere Namen. Die
Ansichten späterer berühmter Geographen des Alterthums findet man in Carl Rit-
ters Erdkunde I, pag. 623.
76 Th. Kotschy.
In der Mitte des vorigen Jahrhunderts erwähnt Bruce*): „auf den Inseln
des Abbiad, darunter vorzüglich drei grössere (also Mahabali, Nabra und Merhada),
die aber zur Hegenzeit wegen Ueberschwemmung nicht bewohnt bleiben können»
lebt das Negervolk der Schilluk als Heiden und Flusscorsaren, welche diese Ge-
genden weit und breit von ihren Inseln und Sumpfufern aus unsicher machen. "
Browne**) berichtet zu Ende des vorigen Jahrhunderts» der Fluss biete bei
Hillet Alleis eine Ueb erfahrt für die Caravanen von Dar - Für und Kordofan nach
Sennaar und hörte, dass er von einem hohen Bergrücken südlich von Darfur, Ge-
be! el Kumri genannt, komme. Die bald darauf bekannt gewordenen Beobachtun-
gen eines Ehrenberg, Rüppel und Hedenborg zeigten indess, dass die
Südwinde in Dongola, Kordofan und Sennaar am heissesten und trockensten sind,
es also in der Richtung südlich von Darfur weithin keine hohen Gebirgszüge
geben könne. Vielmehr wurde es durch den vielen Schlamm, welchen der weisse Nil
jährlich mitfuhrt, gewiss, dass er auf eine weite Strecke sein Bett in fettem Bo-
den eingegraben hat. Es entstand die Ansicht, dass die tropischen Regen sich
auf den weiter südlich gelegenen Ebenen sammeln und Seen bilden, die endlich
bei den immer zunehmenden Regengüssen ihre Umwallung überströmen und sieh
dann in Ungeheuern Massen gegen die Ufer des weissen Flusses hinwälzen. Das
bereits abgestandene Regenwasser sei mit leichter Lauberde versetzt, indem es
längere Zeit auf solcher gestanden und daher also der befruchtende Schlamm,
welchen man in solcher Menge in keinem andern Strom findet; die Ueberflu-
thung desselben aber sei bloss Folge der tropischen periodisch wiederkehrenden
Regenzeit.
Ca ill and erreichte bloss die Vereinigung des blauen und weissen Flusses.
Was er aber in Voyage aMereS III. p. 94. etc. über die Zuflüsse des weisen Nil
angiebt, hat sich durch die neuern Forschungen nicht erwiesen.
Als unsere montanistische Expedition unter Leitung des Herrn Ministerial-
rathes Ritter von Russeggerim Jahre 1837 ihren Sitz zu weitern Reisen nach
den Goldbergen des inneren Afrika's in Chartum an der Mündung des blauen
Stromes aufgeschlagen hatte, waren die Nachrichten über den südlichen Theil
des weissen Nil, trotz unserer fleissigen Erkundigungen sehr dürftig und dabei
noch meist unzuverlässig. ***) ChurschidPascha, damaliger Gouverneur von
Beiled Sudan (dem der ägyptischen Regierung zinsbaren nordwestlichen Nigri-
tien) hatte vor unserer Ankunft mehrere Jahre hindurch gegen die südlich von
Sennaar und Kordofan gelegenen Länder Feldzöge machen lassen. Anfangs in den
Jahren 1824 — 28 war es seine Absicht, das Paschalik im Süden zu vergrössern,
was aber wegen theilweisen Wassermangel, der Wildheit des Landes und der
dortigen Neger nicht gelang.
Der Pascha begnügte sich später damit, jedes Jahr während der Monate
November bis Februar seine Generäle mit Truppen in die südliehen freien Ne-
gerstaaten ziehen zu lassen, um daselbst Steuern einzutreibe». Von den ein-
zelnen kleinen Königen wurden Goldstaub, Elfenbein, Straussfeder» vorzugsweise
aber Neger, zumal junge, schöne Leute durch jene bewaffnete Uebermacht en-
gefordert. Diese armen Jungen sandte man als Rekruten nach Aegypten, aber
zum grössten Theil unterlagen sie hier leider dem Heimweh, bevor sie noch ein
Exercitiura erlernt hatten.
') Bruce tr. Extract of Manusc. pag. 89, in C Rittert Erdkunde F. p. 818.
**) Browne hin. I. from Caöbe to Sennaar p. 4$t u. 439*
•••) Russegger'8 Reisen 11.2, p. 70-03 etc.
Umrisse aus den Uferlindern des weissen Nil. 77
Stiessen die Generäle auf diesen Verheerungszügen, welche die Türken
selbst Gaswa, Sclavenjagd nannten, auf Widerstand, so brachte man gegen
die nur mit Worfspiessen bewaffneten Neger die Gewalt der Feuerwaffen in An-
wendung. Ganze Ortschaften wurden dann niedergebrannt; sämmtliche Bevöl-
kerung, so weit man deren habhaft werden konnte, in die Sclaverei geschleppt;
die bewaffneten Mfinner aber erlagen dem Feuergewehr 9 ). In Folge dessen wur-
den nun eine Reihe von Jahren hindurch selbst für die Sclavenhändler, Dschelaba
genannt, diese südlichen Linder unzugänglich, Früher pflegten diese Kaufleute
dahin weite Reisen zu machen, um gegen Speickwurzeln aus Steiermark und an-
dere Waaren, Sclaven, Gold, Elfenbein, feines Gummi und Straussfedern einzu-
tauschen. Churschid Pascha befehligte nun eines Jahres solch eine Scla-
venjagd auch längs der Ufer des weissen Nil durch die Länder der Schilluk,
Dinka bis zu denHeliabs, aufweichen er jedoch nach 13 Tagmärschen den von
Ost kommenden später bekanntgewordenen Gebirgsfluss Sobat nicht erreichte.
Das Land war waldig, von feindlichen Negerstämmen überfüllt; der Strom durch
Inseln verengt, bot überdiess durch die vielen herabgeschwemmten Baumstämme
für das Vordringen der Proviant fahrenden Nilbarken grosse Schwierigkeiten.
Auf einem weiten Marsche (durch Wälder ?) sah dieser Befehlshaber zwei Pyra-
miden, welche er in einer mit uns in Chartum gepflogenen Besprechung, jenen
von Dschiseh bei Kairo gleichstellte. Dieser Bauwerke wurde von neueren Rei-
senden bisher nicht erwähnt, weil sie in tiefen Wäldern wahrscheinlich zu fern
von den bisher allein bekannten Flussufern gelegen sind. Da Herr v. Heu gl in
mehrere Tagreisen südlich vonSennaar unweit Roseres Pyramiden entdeckte, so ist
an der Existenz jener von Churschid Pascha in der Nähe des weissen Nil bei-
läufig in derselben Breite gesehenen nicht zu zweifeln, um so mehr, als nach
neuesten Ansichten mit Recht der Priesterstaat Meroe auf die Insel zwischen dem
weissen und blauen Nil verlegt wird.
Vor meiner Fahrt auf dem weissen Nil mit Herrn v. Russegger beschiffte
denselben bis El Ais von Europäern bloss Ingenieur Linant Bey; dort hörte er,
dass ein Regenstrom Nid el Nil von der Westseite herkomme, dann weiter süd-
lich aber der Nil sich in einen West und Ostarm theile. Auch uns war es nicht
möglich, über die ägyptische Grenze El Ais vorzudringen. Während der be-
schwerlichen Reisen in den Negerbergen der Nuba, südlich von Kordofen er-
fuhren wir, dass weiter im Innern ein starker Fluss Keilak von West, ein noch
bedeutenderer ungenannter aber von Ost dem Nil zufliesse, während der Haupt-
strom von Süd herkomme ••).
Als der greise Reformator Aegyptens, Mohamed Ali, in wahrhaft heroischer
Weise die Beschwerden nicht scheuend, sich zu den Goldminen bei Fassoglu
persönlich begab, um bei den widersprechenden Angaben hinsichtlich des Gold-
reicbthums persönliche Ueberzeugung zu gewinnen, erliess er beim Anblick der
Theilung des Stroms neben Chartum. den Befehl zu einer Forschungsreise gegen
die Quellen des weissen Nil. Türkische Offiziere unter SelimCaptan segelten
den 17. Novbr. 1839 von Chartum ab, erreichten nahezu den 6. Grad und kamen
nach einer viennonatlichen Fahrt, am 26. März 1840 wieder glücklich in Char-
tum an. Sie waren die ersten Weissen, welche über El Ais hinaus bis an den
vom Kaffaland herabkommenden Sobat vordrangen, und den Hauptstrom von Süd
*) Solche Feldiüge sind noch nach unseren Reisen oft wiederholt worden, haben jetit
aber gänzlich aufgehört
**) Russegger's Reisen II. t. pag. 83.
78 Th. Kotschy.
herkommen sahen. Noch in demselben Jahr, den 23. November 1840 unternahm
man unter Befehl desselben Sei im Captan, den diessmal vier Europäer, Ar-
neaud, Werne. Tibeaut, Sababatier begleiteten, eine zweite Reise auf
dem weissen Nil. Alle Daten der ersten Reise bestätigten sich , der westliche
Zufluss des Keilak wurde aufgefunden und nach vielen Schwierigkeiten die Sümpfe
passirt.
Noch andere Zuflüsse münden in diesen weit ausgebreiteten mit stacblichen
Graswäldern bedeckten und von Gruppen der wuchernden Ambatschpflanze*),
einer aus dem Grunde des Flusses emporwachsenden Leguminose, durchbrochenen
Wasserspiegel. Auf dem Tubiri oder Churifiri, als dem wasserreichsten, erreichte
man nahezu den vierten Grad nördlicher Breite.
Herr W erne**) veröffentlichte einen ausführlichen Bericht über diese zweite
Expedition zur Entdeckung der Nilquellen.
Ein bedeutender Tauschhandel mit Elfenbein, der auf beiden Expeditionen
gemacht wurde, ermuthigte mehrere Europäer, welche Handel in Chartunf trei-
ben, so Brunn-Rolle t** # ), in die südlichem Theile des Stromes hinaufzufahren ;
aber keiner von ihnen hat die Breite jener 2. Expedition erreicht; auch ist es
keinem Weissen später gelungen, südlicher vorzudringen, als nur den Herrn Pro-
vicar v. Knoblecher, Mosgan, dem leider für die Wissenschaften zu früh entris-
senen Angelo Vinco und einigen Missionsgliedern, unter denen sich auch der
kürzlich nach Wien zurückgekehrte Missionslehrer Herr M. L. Hansa 1 befand. Ihm
verdankt die geographische Gesellschaft eine Sammlung ethnographischer Ge-
genstände aus jenen Gegenden. Ueberdiess gewährte er mir hier die Benützung
von vier noch nicht publiciiien Briefen, welche er auf seiner Reise von Chartum
bis Gondokoro an seinen Freund Herrn Imhoff in Wien geschrieben.
Die Missionsberichte und veröffentlichten Privatbriefe dieser für das künf-
tige Heil der Nilneger sich aufopfernden Männer enthalten neben dem Zeugniss
ihrer Thätigkeit, lehrreiche Nachrichten über den Zustand jener Natur-Menschen
und den Charakter der von ihnen bewohnten Gegenden. Auch Herr von Les-
s eps ****), dessen kleine Schrift vor mir liegt, hat seine wichtigsten Nachrich-
ten über den weissen Nil von Herrn Provicar von Knoblecher erhalten.
Wenn man den Nil von seiner Mündung an, durch Aegyptens fruchtbare,
Nubiens karge, zum grössten Theil wüste und sandige Uferländer bis zu der
östlichen Abzweigung des blauen Armes 16 Breitengrade weit verfolgt, so muss
man sich wundern, dass, so lange sich der Strom unterhalb Cairo nicht theilt,
er ohne Zufluss trotz seines langen Laufes durch Wüsten und trotz der vielen Ab-
leitungscanäle eine ebenso starke Wassermasse aufweist, wie diess 230 Meilen
südlicher, also seinen Quellen näher, nach der Vereinigung bei Chartum dem Au-
genschein nach der Fall ist!
Auf der Landzunge von Chartum neben der Theilung des Stromes stehend,
sieht man sich von weiten Ebenen umgeben. Die Gewässer der beiden Nilarme
vermengen sich nicht sogleich bei ihrem Zusammenfluss. An dem östlichen Ufer
schleicht ein klares grünliches, an dem westlichen ein schlammig trüb, weisslich
gefärbtes Wasser weit hin. Von Chartum aufwärts nämlich bis zum 10. Grad hat
•) Aedemone mirabilis Kotschy. Oesterr.-bot Monatschrift 1858. Nr. 4 sammt Abbildung.
**) Ferdinand Werne*« Expedition zur Entdeckung der Quellen des weissen Nil. Berlin
bei Reimer 1848.
•••) Brunn-Rollet , le Nu blanc, Paria 1855.
••••) Leeeepa, Le Nil blanc et le Sudan. Journal Vhthme de Suez. 10. nov: et 28. Mai 1887.
Umrisse ras den Uferltadera des weissen Nil. 79
der weisäe Nil ein breites, kaum geneigtes Bett» so dass sein Wasser nur einen
Kilometer durch eine Stunde, ja bei Nordwind fast gar nicht fliesst. Die flachab-
fallenden Ufer sind kaum cultivirt, die weitere Landschaft aber mit wilden Pflan-
zen» Gesträuch und Hochwald bedeckt. Am 13. Grad unweit von der am westlichen
Ufer einst gelegenen Stadt El Ais beginnt der Archipel der Schilluk und dehnt
sich bis einen Tag vor der Einmündung des Sobat, also drei Breitengrade aus.
Diese Beihe von Nilinseln ist mit dichten Wäldern aus Nilmimosen, welche das
unverwüstliche Sundholz liefern, bewachsen und nicht gerade spärlich wegen
Jagd und Fischfang ausser der Begenzeit bevölkert. Den nordlichsten Theil des
Flusses von Chartum bis El Ais, der in gerader Linie an 33 Meilen beträgt,
bereiste ich selbst wiederholt zu Wasser und zu Land, sowohl in der trockenen
Jahreszeit, als auch während der Ueberschwemmung.
Am äussersten Theile der Landzunge bei Chartum , vor der Mündung des
blauen Flusses, ist der weisse Nil durch felsigen Untergrund bei niederem Was-
serstande bis auf 300 Klafter eingeengt. In dieser Jahreszeit müssen hier die
von Chartum einfahrenden Barken den Klippen vorsichtig ausweichen. Die ersten
Uferstrecken nach Süd zu, sind wenig bebaut und mit einer schwachen Decke
Flugsand, der vom Innern der Insel herkommt, überzogen ; aus ihm erheben sich
jedoch Strauchwerk und einzelne Bäume von Nilmimosen. Bald aber breitet sich
der Wasserspiegel zu einem See aus, die Ufer, von dichtem Nilmimosenwald um-
säumt, treten bis an den Horizont zurück. Die Dickichte bilden in ihrer wilden
Ueppigkeit mit den vielen Schlingpflanzen, den buntblühenden Ipomeen und gross-
blättrigen Windungen, unter den weiten Kronen der Bäume Laubengänge; denn die
zartblättrigen Mimosen sind in den dicken Stämmen 4 — 8 Klafter hoch, und
haben ausgebreitete Aeste.
Während der trockenen Jahreszeit vom December bis Juni werden die
Ufergegenden von Nomadenarabern stark bevölkert, weil in der Accaba, der Sa-
vanne, das Wasser ihren zahlreichen Heerden fehlt. Die Männer, welche diese
zur Tränke an den Fluss begleiten, sind meist gross und schlank gebaut, von
kupferbrauner Farbe, regelmässigen, wohlgeformten, nur schwach an den Neger-
typus erinnernden Gesichtszügen. Ihre Waden und Arme sind dünn, das dunkel-
schwarze Haar ist wollig gekraust; mit Schöpsenfett übertüncht, bildet es eine
drei Zoll starke, den Kopf gegen die Sonnenstrahlen schützende nach eigener
Art sorgfältig frisirte Perrücke. Einige bis sechs Zoll lange Borsten vom Sta-
chelschwein stecken als Frisirnadeln, zugleich als Zierde, im dichten Haare.
Ueber die linke Schulter und um die Lenden ist das 2 — 3 Klafter lange, ganz im
eigenen Haushalt erzeugte baumwollene Umhängtuch (Ferda) in Falten geworfen
angebracht. Die Füsse sind durch Sandalen von Nilpferdhaut gegen die Dornen
geschützt, sonst ist der mit Fett eingeriebene Körper nackt. Der linke Arm trägt
das langovale vom Knie bis an den Hals reichende Schild, aus dem Bückenstück
einer Nilpferdhaut. Hinter dem Schilde ragen einige in derselben Hand gehaltene
Speere hervor. Auf dem Bücken ist unter der Ferda ein breites zweischneidiges
Schwert in breiter rothlederner Scheide so befestiget, dass es über den Kopf her-
vorgezogen werden kann. Eine lange Stange mit einem scharfen Spitzhacken wird
in der rechten Hand geführt, um den getränkten Heerden grüne Mimosenzweige ab-
zubrechen, deren Blätter und Binde sie in der dürren Jahreszeit gierig kauen. An
den Tränkstellen muss man am seichten Ufer viel Aeste weit in den Fluss dicht
legen, um die durststillenden Thiere vor der Gefrässigkeit der. Krokodille zu be-
wahren.
Isolirte kahle , vom Strome aus gesehen den Baumwuchs 2 — 3 Mal über-
ragende Sandsteinhügel heissen am östlichen Ufer Garra el Nebbi oder Dschebbel
80 Th. Kolschy,
Aule, am westlichen Mandera Dschebbel Mussa. Sind diese dem Gesichtskreis
entschwunden, so hat man die einzige im Jahre 1837 — 1840 an diesem Flusse
stabile Colonie , die Schiffswerfte Mandschera in der Landschaft Wod 8eheHey
erreicht.
Schon mit dem Beginn des breiten Stromspiegels über Chartum erscheinen
auf demselben häufig die Köpfe der Nilpferde, zwischen denen sich zahlreiche
Gruppen bunter Schwimmvögel, wie Anas aegyptiaca, A. gambensis, A. mela-
not08, A. Plotus Vaillantii, Pelecanus rvfescens, Sterna leucoptera, Fuliea
atra etc. bewegen. An den Ufern oder auf ausgetrockneten Schiamminseln liegen
schlafend, mit dem offenen Rachen der Sonne zugekehrt, riesige Krokodille, von
einer dichten scheckigen Heerde hochbeiniger Sumpfvögel, aus Grus Virgo,
Grus Pavoninus, Anastamus lamettigerus, Tantalus Ibis, Platalia ruficeps,
Ibis religiosa, Hemantopus atropterus, Nurnenius argnatus, Ardea atricollis,
A. minuta. A. purpurea und noch anderen bestehend, umgeben, während hoch
in der Luft ganze Wolken von aschgrauen Kranichen ihre wundervollen Manöver
ausführen und die Luft schreiend durchkreisen.
Sobald vor Abend am westlichen Ufer angehalten wird, setzt sich die Barke
im Schlamme fest, und man erreicht, auf den Armen der Matrosen zehn Schritte
durch den Schlamm getragen, das Trockene. Viele ebenere Stellen sind bei
tiefen Wasserstande in einen dichten (hier zu den grössten Seltenheiten
gehörenden) frisch ergrünenden Rasen mit Erdmandel (Cyperus esculenhtsj
durchwachsen. Ein Gang in das Gehölz versetzt uns Europfter in eine neue
Thierwelt. Schon im nahen Gesträuch verabschieden mit seltsam klingendem
Rufe mitunter prachtvoll gefiederte Vögel die dem Horizont zueilende Sonne.
Auf den ersten hohen Bäumen springen zahlreiche Gesellschaften von Affen
(Cercopiteeus griseo-viridis) umher. Sie haben die Grösse eines Hasen und
einen langen in einen weissen Busch sich endenden Schwanz. Der Jäger,
nach dieser leichten Beute gierig, richtet mit seinem Doppelgewehr unter
ihnen schnell eine grosse Verheerung an; ein Affe nach dem andern fällt todt
oder noch winselnd zu seinen Füssen herab. Trotz der Hitze seiner Jagdlust ge-
wahrt er eine mit dem Tode ringende Affenmutter vor sich, die ihr kleines schrei-
endes Junge mit den langen Armen fest an ihre Brust drückt. Bei einem solchen
Anblicke drängt sich ihm das Bild einer mit dem Tode ringenden Menschenmutter
so lebhaft auf, dass er ganz starr bleibt. Von Schauer im Innersten ergriffen
schleudert er sein Gewehr weit zur Seite, mit dem festen Vorsatz, nie wieder
solch ein Wesen zu schiessen. Beim Untergang der Sonne nähern sich ganze
Haufen von Affen vorsichtig dem Flusse, weise nachforschend, ob nicht in der Nähe
die nur wenig über dem Wasserspiegel bemerkbaren Nüster eines lauernden
Krokodilles zu entdeken wären. Schnell ist in langen Zügen der Durst gelöscht
und alle enteilen auf Bäume den bald herannahenden Hyänen, wilden Hunden und
Katzenarten. Das Geschnatter der Pfefferfresser und das Gekrächze der mannig-
fach geftrbten Sumpfvögel hört allmählig auf, indem es dem Abendconcert der
Frösche, dem Geschrei der ans Feuer unverschämt herankommenden Hyänen, ge-
mengt mit dem melancholischen Rufe der africanischen Nachteulen, welches etwa
eine Stunde dauert, Platz macht, bis endlich die tiefe Stille der Nacht eintritt
Nur zeitweise wird diese von dem eigentümlich rasselnden Grunzen der Nilpferde
oder dem tiefen Murren, Brummen und Brüllen der unsern Feuern ausweichenden
grössern wilden Thiere unterbrochen.
In wenig Stunden ist am nächsten Morgen Wuod Schelley erreicht, eine
stark bevölkerte Landschaft auf dem westlichen Ufer in nordwestlicher Rich-
tung von der Hügelgruppe Arasch Cool gelegen. Gleich bei Annäherung
Umrisse aus den Uferlandern des weissen Nil. 81
auf dem sonst einsamen Flusse befremden die vielen Barken längst des Ufers
und Gepolter, wie es der Reisende seit Cairo nicht gehört, reicht weithin über
den stillen Wasserspiegel aus dem waldigen Ufersaum zu seinem Ohr. Ist man am
sanft ansteigenden Ufer angelangt, so ragen Gerippe von mehreren im Bau be-
griffenen Nilbarken mit ihren aus rothbraunen Sundholz gezimmerten Armen ent-
gegen. An 200 Arbeiter, Araber und Neger sind emsig beschäftigt, Holzstämme
aus dem Wasser zu heben, die seit dem vorigen Jahre, eine Nilüberschwemmung
hindurch, im Stromgrunde gelegen, weil sie nur so von Wasser durchsetzt erfah-
rungsgemäss dem alles zerstörenden Teremitenfrasse widerstehen. Die Zimmer-
leute bringen ihre weitere Arbeit nur sehr langsam vorwärts, obwohl alle ihre
Werkzeuge aus englischem Stahl verfertigt werden, weil das Sundholz der Mi-
inosa nilotica Willd. für die Axt ungemein hart und zähe ist. Doch sind dafür die
Barken wieder unverwüstlich und obwohl schon 15 Jahre hindurch jährlich mit
dem angeschwollenen Nil ein Geschenk von 40 Sundbarken von Seite des hiesi-
gen Paschaliks nach Aegypten gebracht wird, welche man dort zu den gröbsten
Transporten, meist von Steinen gebraucht, so hat man dennoch zur Aufmunterung
des hiesigen Chefs berichtet, dass noch keine Sundbarke durch Fäulniss unbrauch-
bar geworden. Die Arbeitercolonie hat sich Baracken aus Rohr und Grasgeflech-
ten errichtet, die zwischen dem hohen Gesträuch zerstreut umherstehen; auch
sind einige Wasserzüge zum Anpflanzen von etwas Grünzeug errichtet. Die übri-
gen Lebensmittel bezieht man meist aus Chartum, Fleisch und Durakorn ausge-
nommen, welche die Hauptbedürfnisse ausmachen und bei den zumal am westli-
chen Ufer zahlreich nomadisirenden Arabern leicht zu bekommen sind. Da bei
Bearbeitung des harten Holzes eine grosse Anzahl Werkzeuge zu Grunde gehen,
so sind mehrere Schmiede mit deren Herstellung vollauf beschäftiget und die
starken Schläge auf dem Ambos unter freiem Himmel sind hier fremdartige
Klänge, so dass der ganze Bauplatz das Ansehen eines regen, so tief in Afrika
noch in Chartum nicht vermutheten Treibens erhält. Während in der Nähe dieser
Ansiedelung manche bisher unbekannte Pflanze vorkommt, worunter sich die
schönsten Blumen Loranthus venustus Fzl., Buchnera orchidea DC, Peda-
lium Cailldudii Rieh. , Digera arvensis Forsk. zeigten , war ein Gang wei-
ter in's Land hinein nicht befriedigend , da das Land sandig und dürre ist.
Eine Gruppe von Zelten wird hier von Arabern des Schech aus Wod Schelley
bewobnt, die man besuchte, um Milch zu trinken. Die Zeltgruppe war mit einer
grossen Hecke aus Mimosenästen eingefasst, deren Eingang durch einen sehr
dicht verästeten, besonders stachlichen Mimosenbusch gesperrt wird, indem man
ihn wohl von innen, nicht aber von aussen wegschieben kann. Bei Annäherung
wird man von mehreren Spitzhunden aus jener Rage, welche man bei den Hiero-
glyphen abgebildet findet, unsanft empfangen ; sie sind aber zugleich Ursache,
dass bald ein Araber, mit Schild und Speer bewaffnet, den Busch wegzieht und
herbeieilt, um die Fremden von ihren Anfällen zu befreien. Der weite Hofraum
Zeriba genannt, in dem auch die Heerden Nachts gegen die Anfälle der Gepards
und gefleckten Hyänen Schutz finden, sieht natürlich so wie der Boden eines
Kuhstalles aus. Nähert man sich den Zelten, so empfangen die hier nicht ver-
schleierten, mitunter durch angenehme Gesichtszüge ausgezeichneten Frauen und
Mädchen den Fremden mit Jubelruf bei Gesang und Tanz. Erst durch ein kleines
Geschenk macht man dem lustigen Reigen ein Ende. Neben jedem luftig ausge-
spannten Zelte stecken Lanzen und Wurfspiesse im Boden, während Schild und
Schwert im Innern des Zeltes hängen. Da diese Leute sehr genügsam leben , so
kochen sie auch wenig; desshalb das Kochgeschirr vor dem Eingang neben einer
kleinen Feuerstelle im ganzen aus 2 — 3 breiten Thontöpfen besteht. Beim Ein-
Nittheiluogen der k. k. geogr. Gesellschaft. II. Bd. 1. Heft. t
82 Th. Kotsehy.
tritt in das Zelt wird man zum Sitzen auf ein Gestell eingeladen» welches Ober
dem Boden etwa drei Fuss erhoben aus einem Rahmen» der mit einem elastischen
Federnetz aberflochten ist, besteht. Auf dem Boden sind gleich Dielen, Geflechte
aus Ruthen der Asclepiadee Sarcostemma aphyllum Decaisne, die durch rohe
Lederstreifen verbunden sind, ausgebreitet, welche so steif wie Bretter, für die
Nomaden den Vortheil haben, dass sie zusammengerollt leicht auf Kameelen fort-
zuschaffen sind. Auch die Seiten des Zeltes werden von einer solchen aufgerollten
Wand aus trockenen, die grüne Farbe behaltenden Ruthen bekleidet. Hinter
dieser Wand sind auf Gestellen aus der Ooscharpflanze , Calotropi» pro-
cera B. Br., deren Holz die Teremiten meiden, alle Vorräthe an Yictualien vor
Zerstörung gänzlich geschützt. Durakorn, wilder Reis, getrocknetes Fleisch und
während der Regenzeit eingesammeltes, gedörrtes und zu Staub zerriebenes
Grünzeug, so Bamien, Meluchia, Rygle, Früchte von rothem Pfeffer sind in eige-
nen Lederschläuchen aus Antilopen-, Gazellen- und Ziegenhäuten aufbewahrt,
worunter auch einige Schläuche mit getrockneten und dann zerriebenen Heu-
schrecken als beliebte Zuthat zu Mehlspeisen nicht fehlen. Diese Vorraths-
schläuche werden aus Rohhäuten durch die Frauen schnell und sehr gut mit den
reifen Früchten des Sundbaumes gegärbt, so dass sie ganz weich werden. An
den Wänden hängen verschiedene Ledergeflechte, welche zum Sattelzeug der
Kameele gehören, und meist mit kleinen Kauris-Muscheln geziert sind. Hehrere
Thierhäute, besonders von Schafen, liegen auf dem Schlafgestell, welches Angareb
genannt wird. An einer Seite im Eingang des Zeltes hängt ein Schlauch mit
saurer Milch und daneben ein zweiter mit im Luftzuge abgekühltem Nilwasser.
Eine mit ausgeschnittenen Figuren verzierte Kürbisschale dient zum Mischen der
sauern Milch mit Wasser, womit der Durst schnell und in angenehmer Weise
gelöscht wird. Einige Krüge stehen weiter hinein gegen die Vorratskammer, in
denen man eine Art Bier gähren lässt, welches, aus Durateig bereitet, angenehm
säuerlich schmeckt und bei Genuss grösserer Quantitäten berauschend wirkt.
Auf der entgegengesetzten Seite in der Nähe des Eingangs liegt auf der Erde
ein 1 '/, Fuss breiter etwa 3 Fuss langer glatter Stein mit einem zweiten dicken
zwei Faust breiten Reibsteine. Die Durakörner oder auch selbst Samen von wil-
den Gräsern nämlich werden gewöhnlich am Abende in einem der breiten Töpfe
eingeweicht und am Morgen ist es das nicht eben schnell abgethane Geschäft der
Frauen, diese eingeweichten Samen auf dem breiten Steine zu Mehlteig zu reiben.
Dieser wird über Feuer langsam gekocht und wie eine dünne Polenta genossen,
In einem andern Topfe werden in Wasser oder Milch mit Zuthat von Butter,
Kräuter mit Fleisch gesotten und dann über diese braune Polenta ausgegossen;
darüber wird noch eine Hand voll Pulver getrockneter Heuschrecken gestreut,
wodurch das ganze Gericht einen angenehmen krebsartigen Geschmack erhält.
Dies ist allgemein die tägliche Morgen- und Abendspeise der Araber an den Ufern
des weissen Nil. In Zeiten der Noth begnügen sie sich mit abgekochten Duraköroern,
die sie Beule nennen, und von denen sie sich besonders während ihrer Uebersied-
lungsreisen nähren. Der Reichthum dieser Leute besteht vorzüglich im „Viehstand*,
welcher sich auf 14 — 20 Kameele, eineZiegenheerde undeinige Rinder erstreckt.
Ihre während der Regenzeit so reichlich eingesammelten Duravorräthe halten sie
in der Erde verborgen.
Stets findet man bei ihnen eine sehr gastfreie Aufnahme, und ist der
Fremde nur nicht abstossend, oder gar grob und roh, so wird er bei den Arabern
der Nilufer von Chartum bis über Mandschera hinaus sicher reisen können. Nach-
dem wir mit Milch und Bier bedient, ausgeruht, und einige Geflechte von Leder-
Umrisse aus den Uferiindern des weissen Nil. 83
riemen angekauft hatten, begleiteten uns einige Männer bis in die Nähe der
Sehiffswerfte, weigerten sich aber entschieden mit uns bis zu unserer Barke zu
gehen, indem sie befürchteten, die Zimmerleute würden sie zu Handlangerarbeit
drängen.
Oberhalb der Sehiffswerfte vonMandschera bekommt die Gegend ein immer
wilderes Aussehen. Niedrige meist mit Sträuchern der Sinnpflanze, Mknosa Hab-
bas f überwachsene Schlamminseln folgen einander; die Vegetation wird in dem bis
an die Ufer vordringenden Sandboden immer ärmlicher; auch hat die Axt südlich
von der Sehiffswerfte die ganze Landschaft verändert. Alte hohe verdorrte
Bäume ragen mit ihren mächtigen Armen gleich Gerippen 8er einstigen Hochwäl-
der längs der immer kahler werdenden Ufer einzeln hervor. Aus den nahen
Steppen und dem Hügellande Arasch-Cool ziehen Rudel von Antilopen ungestört
dem Wasser zu. Bis hieher bewohnen das westliche Ufer die nomadisirenden
Araber Hassanie, das östliche die Baggara. Mit dem Eintritt zwischen die Schil-
lukinseln ist das ganze Land wieder von Hochwald überschattet. In den Canälen
zwischen den Inseln, welche oft so schmal sind, dass zwei Barken einander nicht
ausweichen können, wachsen bei fast stehendem Wasser grosse Massen von
Schwimmpflanzen, (durch die prächtige Nymphea Lotus £., Nymphen caerulea Savi,
Nymphea ampla DCNeptuniastolonifera Guill. ei Perrot l , PistiaaethiopicaFzl;
MyriophyUumsp.yPotamogeton sp. und die seMeneVallisneria aeihiopica reprä-
sentirt), zwischen denen die Nilpferde ihre Nahrung finden und Pfade bahnen.
Hatte man die drei Inseln Mahabali, Nabra, Merhada und nebenbei noch viele
kleinere passirt,. so befand man sich im Jahre 1837 an der Grenze des ägypti-
schen Gebietes; man hat die Ruinen der einstigen Stadt El Ais erreicht, wo ein-
zeln erscheinende Canots mit bewaffneten freien Schilluknegern ein weiteres
Vordringen unrathsam machten. Jene Canots sind mittelst Feuer ausgehöhlte und
recht sinnreich zugerichtete Baumstämme, die, nur wenig bemannt, sehr schnell
die Fluth durchschneiden.
Unsere friedliche Fahrt hätten wir nicht einmal so weit fortsetzen können,
wenn uns nicht der Zufall günstig gewesen wäre. Es waren nämlich gerade ei-
nige 100 Holzhauer von der Sehiffswerfte auf die Schillukinseln abgegangen,
welche zugleich an beiden Ufern und auf den Inseln von Soldaten begleitet, bis
El Ais vordrangen. Der Strom ist hier wieder vereint, und um mich Brown 's
Worte zu bedienen, so breit, dass man eine Menschenstimme vom entgegenge-
setzten Ufer her wohl hören, aber ein Gesicht nicht erkennen kann. An seinem
Westufer stehen Bäume, auf dem Ostufer aber liegt die Stadt der nackten Schil-
lukneger, die hier gegen einen Zoll übersetzen. Die Stadt ist aus Lehm gebaut.
Bevor die Türken Sennar und Kordofan eroberten, fahrte über Hillet Alleis die
Caravanenstrasse von Darfur nach Sennar.
Zur Regenzeit bietet der weisse Nil eine ganz abweichende Physiognomie
dar. Der Wasserspiegel bedeckt weithin die ganze Uferlandschaft, zumal auf der
Westseite, wo die bis an die Aeste unter Wasser stehenden damals laublosen
Bäume einen ganz eigenen Anblick darbieten. Aber auch die höhern sandigen
Ostufer liegen mit ihren Anhöhen und Sanddünen in, und die Niederungen dazwi-
schen unter den Fluthen, bis tief in das Land hinein; obgleich kaum balb so breit,
wie das Kordofanufer, welches meist auf 2 — 4 Stunden weit öberfluthet wird.
Keine Barke zeigt sich über den trübe vom Süd wind gepeitschten Fluthen; die un-
zähligen Schwärme von Schwimm- und Sumpfvögeln haben sich weit umher in den
für sie jetzt nahrungsreichen Savannen zerstreut, die von Insecten und Amphibien
strotzen. Die Heuschreckenschwärme werden von der Familie des heiligen Ibis
meist schon ganz in ihrem Entstehen vertilgt, und was diesem entgeht, um sich
f
84 TL Kotschy.
bis zur neuen Brutlegung zu erhalten, klauben unsere Störche» die den Winter
dort zubringen, auf, indem sie nach der Regenzeit in unübersehbaren Colonnen
die trockenen Savannen durchmarschiren. Höchst selten kann man vom Ufer
aus ein Nilpferd oder Krokodil entdecken; selbst die sonst so zahlreich den
Uferbewohnern zu Gebote stehenden Fische werden nicht gefangen, weil sich die
Nomaden viele Tagereisen weit von dem Ufer in die Savannen mit ihren Heerden
begeben. Für diese ist jetzt die beste und schönste Zeit; 2 — 3 Fuss hoch wächst
überall auf so weiten Ebenen das Futter an, so dass neben den Heerden noch
Tausende von Antilopen ihr Futter finden. Der üppigste und mannigfaltigste
Bhimenreichthum in aller Farbenpracht liegt an beiden Ufern bis an die
milchweissen Wellen hingebreitet ; alle früher sandigen oder mit strohgelbem
Gras überdeckten Landstrecken werden ein lachender Garten, in den noch
Einbuchtungen des Flusses gleich kleinen Seen eingreifen. Ihre Wasserfläche
prangt mit grossen prachtvoll blauen und weissen Wasserrosen, schwimmen-
den gelben Mimosen, rothen Windlingblumen in strotzender Ueppigkeit und
Schönheit, wie wir sie uns kaum vorstellen können.
Hat man wenig gekannte Landstriche mit viel Glück för die Wissenschaft durch-
forscht, hat man sich überzeugt, dass vieles, was an den Ufern des weissen Nil von
Chartum bis El Ais in zoologischer, zumal aber in botanischer Beziehung mit so gros-
ser Mühe gesammelt worden, för Wissenschaft und Europas Sammlungen ganz neu
ist, so drängt sich unwillkürlich die Vermuthung auf, dass jemehr man nach Süd
vordringt, die Formen immer vielfältiger und interessanter werden dürften und man
fühlt sich zugleich von dem wärmsten Wunsche beseelt, auch über jene weiter
südlich gelegenen, früher unter keinen Umständen zugänglichen, jetzt aber schon
einige Male besuchten Länder, über Völker, Thiere und Vegetation wie auch all-
gemeinen Landes-Charakter einige Nachricht wieder zu erhalten.
Herr Hansa 1, als schätzenswerther aufmerksamer Beobachter durch seine
brieflichen Mittheilungen schon auf der Reise bis Chartum bewährt, schiffte in
Begleitung Herrn Provicars Knoblecheram weissen Nil 1858 bis Gondokoro,
also so weit, wie nur sehr wenige Europäer vorgedrungen. Aus seinen Briefen ist
das Folgende entlehnt.
Mit günstigem Wind gelangte die Barke der Mission, Stella matutina, welche
den 17. März Chartum verliess, am vierten Tage bis Woad Schelley. Hier fand
man einst die Schiffswerfte Mandschera, welche aber schon seit mehreren Jahren
in die südlichen Urwälder über El Ais hinaus verlegt ist. Oberhalb Woad Schel-
ley bildet das undurchdringliche, mit Ranken und Wurzelgehängen umschlungene
Buschwerk*) hinter den Dünen vom Flusse ab einen natürlichen Wall, darin
Prachtvögel**) und Affen die sicherste Schutzwehr gegen die Nachstellungen
der Jäger finden.
Als die Hügelgruppe des Arasch Cool zum Vorschein kam, bemerkte man
am westlichen Ufer Barken, von denen es sich herausstellte, dass sie mit Gummi
aus Kordofan beladen waren. Weiter am östlichen Ufer ragten die Trümmer der
Stadt El Ais hervor, welche zur Zeit der Fungiherrschaft mit Arbagi und Sen-
nar am blauen Nil in ebenbürtiger Blüthe stand. Am 21. März zur Mittagszeit
erreichte die Barke die jetzige Schiffswerfte, auf welcher alle Regierungsbarken
•) Mimosa mellifera Berth., Zixyphus spina Christi L., Baiamtes acggptiacaL., Salvador a
persica L., Cissus quadrangularis L. etc.
••) Syniris pulcheUa, Neetarina metaüica, Fringüla elegant, Lanius erythrogaster , Cora-
eias abgseinica ete.
Umrisse aus den Uferltadern des weissen KU. 88
ftr den weissen und blauen Nil aus dem harten Sundholz (Mimosa nilotica) ge-
baut werden. Noch am Abend desselben Tages brachte ein guter Nordwind die
Barke bis zu den schön bewachsenen Inseln, welche in der trockenen Jahres-
zeit ron Schilluknegern bewohnt werden, die der Jagd wegen hieher kommen,
während das Land an den beiden Ufern noch von Bagara-Arabern bevölkert ist.
Die Holzhauer fällen in diesen Gegenden die dicken Baumstämme, welche sie
dann auf Ambakflössen zur Schiffswerfte herabschwemmen. Der Jäger aus der
Schiffsmannschaft erlegte hier eine Nashorngans {Anas gambemis).
Am 22. März überschritt die Stella matutina bereits die Grenze des türki-
schen Reiches, wo die Ortschaft Lahauin liegt. Die Bewohner derselben hatten
erst kürzlich eine Fehde mit den Baggara des westlichen Ufers, welche die öst-
liche Partei 40 Mann kostete.
Die Waldungen werden immer wilder, aber zugleich immer schöner, die
Inseln sind prächtig und die mit Schlingpflanzen überhängenen Bäume bilden
schöne Lauben. Die ganze mondhelle Nacht vom 23. auf den 24. brachte die
Barke unter Segel zu, und erreichte so am 24. ein Stromgebiet, welches eine
ungewöhnliche Breite, sowie zahlreiche Huschelbänke auszeichneten. Wie an
vielen Stellen des Nil, so liegen auch hier viele herabgeschwemmte Holzstämme,
die alle mit einer Spongia und besonders mit Etheria Caillaudii Fer. stärk über-
wachsen, am Ende Bänke bilden. Unter den Vögeln fiel Lantus erythrogaster auf,
indem er zwei Töne zugleich und überdiess in der reinen Terz von sich gibt.
Unter dem zwei Klafter hohen Schilfrohr, (Saccharum hchaemum), durch wel-
ches man nur mit Mühe durchdringen kann und dabei Hände und Gesicht zer-
schneidet, befindet sich der schwammige Ambak , dessen Stamm bei 1 */» Fuss
Umfang pflaumenfederleicht ist. Katarakte erschwerten ohnedies das Vordrin-
gen der Barke, zumal wegen der unter dem Wasser verborgenen Felsen.
Die finstern Urwaldungen , hier noch von keiner Axt erreicht, werden allmälig
lichter, Gazellen zeigen sich schaarenweise. Am östlichen Hintergrunde erschie-
nen jetzt den Bewohnern der Barke drei isolirte Berge von 200 Fuss Höhe. Diese
Nyamur benannt, bezeichnen den Beginn des Dinka-Neger-Gebietes, indess in
West noch die Baggara-Araber hausen.
Mit den Bewohnern ändert sich zugleich die Gegend. Statt Mimosenwäldern
welche Gummi liefern, werden Tamarindenbäume vorherrschend. Ihre Aeste
fehlen bis zur Krone, indem Elephanten dieselben herunterreissen, um die Blätter
in Ermanglung von Grasweide zu rauben. Die hier sonst zahlreichen Mücken und
Stechfliegen waren der anhaltenden Dürre wegen diessmal selten. Den 25. März
beobachtete Herr Hansal einen Baum, welchen die Araber „Schau" nennen.
Seine Fruchtkörner sind schleimig, blutroth, den Johannisbeeren ähnlich; auf
der Zunge erregen sie einen Geschmack wie die Schale des Rettig ; getrocknet
dienen sie als Gewürz und werden als solches selbst 'bis Chartum zu Markte ge-
bracht. (Salvador a Per sicaL.} Ein zweiter Raum, arabisch „Laot M# ) genannt, hat
Schoten, welche dem Johannisbrot gleichen, nur nicht so süss schmecken. DieDinka
stellen hier in dem Dickicht fremden Jägern mit ihren mörderischen Lanzen nach.
Noch wurden hier langgehörnte Antilopen von schwarzbrauner Farbe und der
Schwere eines Rindes hemerkt. Weiterhin tritt an der östlichen Flussseite stellen-
weise der Wald zurück, wo im blassgelben Hochgras die scheckigen Rinderheer-
den der Dinka ihr mageres Futter suchen. Ihre auf dem uncultivirten Grasboden
errichteten Hütten sehen wie Heuschober aus.
*) Bauhinia tamarindacea Del.
86 Th. Kotschy.
Die Schilfinseln, an denen am 26. März die Missionsbarke vorbeisegelte,
werden ebenfalls nur bei niederem Wasserstande bewohnt und zwar von Schilluk.
Hinter den dörren Graswiesen des Uferlandes aber streben aus dem niedrigen
Strauchwerk die Kronen der Dompalme riesig empor.
Noch am Abende des 26. März erreichte die Barke, nachdem sie die Fluss-
mündung Bibar und den Berg Teffafan passirt, die grösste jener Inseln, Olol, mit
einem gleichnamigen Dorfe, aus dem den Vorübersegelnden der bei weitem an*
genehmere Gesang der Schillukneger im Chore mit Frauen und Kindern, als die
Schnarrtöne der Araber es sind, in den höchsten Weisen entgegentönte. Zugleich
führten sie an Nachtfeuern bei Trommelschlägen Tänze auf. Am 27. März ging
die Fahrt westlich. Nilpferde und Krokodille wurden immer häufiger; in das
grösste Erstaunen aber setzte die unzählige Menge Fische und Conchylien.*)
Das sumpfige Ufer und besonders ein vom zurückgetretenen Fluss Unterlassener
Teich, mit langwurzlichem halbschimmerndem Sumpfgras barg die mannigfaltig-
sten Vögel in grösster Menge : Schnepfen, Gänse, Enten, Marabuse, Ibise, Pe-
likane, Löffel- und Königsreiher, Geier, Störche und andere langgeschnäbelte und
langftissige Sumpfvögel. Während einer Jagd erhitzten die Sonnenstrahlen die
Gewehrläufe so stark, dass man sich beinahe die Hände verbrannt hätte.
Am 28. März fand man im schwarzen Boden Knollen von Erdnüssen, welche
an Geschmack unsern Kartoffeln gleich, bei den Negern allgemein beliebt sind.
Das alte vorjährige Schilfrohr und Savannengras pflegen die Dinka weithin abzu-
brennen, um im nächsten Jahr mehr junges Weidefutter zu bekommen. Um auf die
Inseln oder das jenseitige Ufer zu gelangen, bedienen sich die Dinka der Bündel
federleichten Ambatschholzes. Während einer kurzen Mittagsrast strömten die
Wilden haufenweise nackt herbei, kräftige hochgewachsene Staturen. Sie trugen
bald Schellen am Arme, bald ein aus langhaarigen Fellen geschnittenes Diadem
oder einen Federschopf am Scheitel. Die Männer sind alle bewaffnet. Obwohl
hier viel Elephanten leben, so befasst sich doch dieser Stamm nicht mit Elfen-
beinhandel, kommt daher auch selten mit Kaufleuten in Berührung. Schon die
letzten Abende hatten die Reisenden Gelegenheit, Himmelröthe, welche von Sa-
vannenbränden herrührte, zu beobachten. Herumschwärmende Johanniswürmchen
sowie Fröschegequak sind hier an der Abendordnung. Nach einer Fahrt die
mondscheinhelle Nacht hindurch erreichte die Barke am 20. das eigentliche Land
der Schilluk. Ihre Ortschaften liegen, so weit das Auge reiche« kann, am west-
lichen Ufer zerstreut umher. Die konischen Dächer ihrer Tokuls ruhen nicht auf
Pfählen, sondern auf einer 4 Fuss hohen Ringmauer, daher auch hier die dicht
an einander stehenden Wohnungen solider als bei den Nachbarn sind. Dem
Schiffe näherte sich zuerst der Häuptling aus dem Hauptorte Kaka von einem
Vornehmen als Dolmetscher begleitet; beide waren nicht wie die übrigen nackt,
sondern mit einem Umhängetuch bekleidet. Ihre tapfern Krieger sind durch ein
Stirnband vom Blatt des Schilfrohrs oder durch eine Feder im Haupthaar als Decora-
tion ausgezeichnet. Obwohl eine nervige Körperconstitution nicht zu verkennen ist,
so steht sie doch in keinem Verhältniss zu ihrer oft 6 1 /, Fuss betragenden Höhe.
Ihr Wollhaar pflegen sie zuweilen abzurasiren, während andere die Haare rück-
wärts zu einer Art Haube zusammenflechten. Statt der ihnen mangelnden Barte
findet man nur einzelne Flaumhaare. Für den Nachtschlaf vergraben sie ihre
•»
) Die Hassanie- Araber am Arasch-Cool hörte ich oft behaupten, der weisse Nil bestehe
nur aus */s Wasser und % Krokodillen, Nilpferden, Fischen, Conchylien und ande-
rem Gewürm.
Umrisse aus den Uferlindera des weissen Nil. 87
nackten Gestalten in Aschenhügel, welche den Tag Ober von der Sonne gehörig
durchwärmt , sie Nachts ror empfindlicher Kälte schützen. Natürlich erscheinen
sie dann Morgens in aschgrauer Uniform ; auch lieben sie verschiedene Körper-
theile mitOchererde roth zu färben, was ihnen ein wildes Aussehen verleiht. Glas-
perlen nm den Hals, Metall- oder Elfenbeinringe an Hand und Fuss sind ihr Lieb-
lingsschmuck.
Beide Geschlechter rauchen Tabak aus Riesenpfeifen im mannbaren Alter.
An Mundstück ist eine ganz grosse Kürbisschale angebracht; diese wird mit
wohlriechenden Blumen angefüllt und der Tabakrauch erhält hiedurch gezogen
einen vorzüglich aromatischen Geruch. Dieses Anfüllen muss häufig wiederholt
werden. Ihre Tabakblätter werden getrocknet zerrieben, dann zu einem Teig
umgewandelt und in Brotform aufbewahrt. Mit dem Häuptling kamen eine Menge
Sehilluk und Baggara- Araber, die hier noch unabhängig von den Schilluk ein Dorf
bewohnen, mit auf die Barke. Sie waren alle mit Lanze und Keule bewaffnet
und jeder brachte etwas zum Verkaufe : Hühner, Eier, Schmalz, Sesam, Fasolen,
allerlei Flechtarbeit aus Schilfrohr, Lanzen und andere Waffen, Nilpferdhäute
und Peitschen aus denselben, Thonkrüge (Burma), Baumwollgarn und daraus
gearbeitete Zeuge, welche die Baggara verfertigen; also ein förmlicher Jahrmarkt.
Für eine ordinäre Weinflasche bekam man ein Huhn oder einen ziemlich grossen
Bund Wollgarn, für eine dunkle Weinflasche drei Hühner; für eine Hand voll
Glasperlen ein Stück leichte Baumwollleinwand von 12 — 15 Ellen. Schilluk und
Dinka, welehe letztere noch weiter das östliehe Ufer bewohnen, scheinen in be-
ständiger Fehde zu leben.
Die jetzt dürre Landschaft ist in der Regenzeit mit Getreidekörnern von
Dura {Sorghum vulgare ) t Bohnen (Cayanus flavus DC.J, Sesam etc. überdeckt;
jetzt geht man der Jagd, Fischerei und Besorgung der Heerden nach« daher den
Tag über in den Ortschaften meist nur Frauen und Kinder bleiben. Bei der
Windstille am 30. März wurde an einem Hirtenlager ein Ochse um weisse Perlen
von Taubeneiergrösse im Werthe von 1 fl. 15 kr. gekauft und das Fleisch in
Streifen geschnitten an der Luft geselcht. Das in Chartum gebaute Gemüse Rygle
(Porhdaca oleracea L.) kommt hier in Menge wild vor und dient als tägliche
Zuspeise und Salat. Auch der Tabker, der bisher nur als Strauch vorkam, er-
scheint nun als Baum. Er blüht weiss, seine Früchte sind birnähnlich, haben die
Grösse einer welschen Nuss und hängen an langen Stielen herab. Man entdeckte
zwei Arten, beide munden den Negern. Von einem erlegten Königsreiher wollten
die Neger den Kopf haben, da sie sich gern damit schmücken. Bei einer Menge
auf schattenloser Höhe angelegter Dinkadörfer kam die Barke am 31. März vorbei.
Schwarze Wolken standen in Ost, welche sich schneller, als man erwartete, un-
ter Donner, Blitz und Sturm entluden. Dies* war der erste Regen, der sich hier
als sehr früher Vorbote in Strömen ergoss und Herrn Hansal seiner bisher an-
gelegten botanischen Sammlung beraubte, indem die meisten Effecten im Schiff
nass wurden.
Den 1. und 2. April konnte zu starker Nordwinde wegen die Fahrt nur
langsam fortgesetzt werden, ja Südwind zwang sogar bald zum Anlegen. Bei
dieser Gelegenheit fand ein Matrose zuftllig unter Sand ein Lager Krokodileier
von 75 Stück, aus denen sich die nubischen Schiffsleute einen Schmaus bereite-
ten. Noch an demselben Tage begegnete man einem Krokodill, welches mit
einem Ochsen daherschwamm. Es hatte denselben, wie man am folgenden Tage
hörte, bei der Tränke gepackt. Bei starkem Ostwind ging die Fahrt am 3. April
rasch längs der Ufer vorwärts, welche reichlich mit dem Tabker geziert sind.
Seine herrlichen weissen Blüthen geben dem Baum zwischen dem entlaubten Sund-
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und anderem Dorngehölz eine Falle von Pracht und Schönheit, wie sie in unsem
Gegenden nur der Kirschbaum in den Maitagen gewährt. Auf jeder Blöthe summt
in emsiger Geschäftigkeit eine Biene» um Honig einzusammeln» den die Neger gar
wohl kennen, in Kürbisflaschen einsammeln und in den Handel bringen. An den
Ufern erheben sich Schwärme ron Sperlingen mit rothem dickem Stumpf-Schna-
bel {Ploceus sanguinolentus?) in Millionen, gleich schwarzen Wolken.
In der heutigen östlichen Landschaft, welehe sehr schattenreich ist, er-
heben sich über einer Ortschaft die Fächerkronen der Dellebpalroe. Ihr Stamm
ist S — 6 Klafter hoch, kerzengerade und stets in der Mitte etwas angeschwollen.
Das westliche Ufer bildet eine unübersehbare Grasfläche, mit bunten Rinderheer-
dcn der Schilluk bedeckt Ihre Kühe geben aber nur wenig Milch. Zwischen
dem Grase ragen grosse Erdhaufen hervor; es sind Teremitenhügel, von denen
aus die Neger ihre Rinder überschauen. Das Thermometer erreichte im Schatten
der Cajüte seit mehreren Tagen schon 30° R.
Am 4. April blieb die Barke an einem üppigen Wildparke des westlichen
Ufers stehen, hinter dem die Residenz des Schillukkönigs, Denab, liegt. Die-
ser Häuptling soll pie bei fremden Schiffen am Ufer erscheinen und seine
Leute dulden keinen Verkehr mit Handelsreisenden. In der Nacht blitzte und
donnerte es nach allen Seiten und obwohl der Sturm mit Sausen und Krachen
über den Strom zog, fiel doch kein Regen herab. Die Sonne kam erst am Mittag
zum Vorschein. An den flachen Uferstrichen grünen Tabakpflanzungen; weiterhin
im Land sind fortwährend Weiler zu sehen und es soll nicht übertrieben sein,
wenn man die Schilluk auf drei Millionen Seelen in 7000 Ortschaften anschlägt.
In dem schön gelegenen Waw brachte man Früchte der Deilebpalme (Borassus
aethiopum) zum Verkauf, welche die Grösse der kleinen Zuckermelonen und
denselben Geschmack bei sehr faserigem Fleisch haben. Das Innere füllen drei
faustgrosse Körner aus. Die Negerwohnungen sind nett gebaut und durch grosse
Reinlichkeit ausgezeichnet. Da liegt kein Stäubchen, kein Span, oder Strohhalm
innerhalb des Hausfriedens, welcher mit prächtigem Rohrgeflechte umzäunt ist.
Die Wohnstuben, in welche man durch eine niedrige ovale Oeflhung hineinkrie-
chen muss, sind sammt Hofraum wie die Tennen in europäischen Scheunen pla-
nirt und gefegt; der Fussboden in den Tokuls selbst, deren runde Mauern die
Schilluk von aussen recht zierlich schwarz und blau zu bemalen wissen, sind oben-
drein mit Thierfellen bedeckt, welche verrauthlich als Schlafstellen dienen. Waw
wurde den 6. April bei schwerem Nebel verlassen. Erst Mittags arbeitete sich die
Sonne hervor. Der zu starke Wind riss das Segel, welches bei Malakal neben
einem herzerfreulichen Dellebwalde ausgebessert wurde. Hier schien aus dem
Stamme einer riesenmässigen Sycomore (Urostigma *p.J eine Delebpalme in
Mitte der breiten Aeste empor zu wachsen. Im Schatten dieses wunderbaren
Doppelbaumes beschenkte man die Einwohnerschaft mit Datteln, wobei sich auf-
fallend Männer, Frauen, Knaben, Mädchen in gesonderten Gruppen aufstellten.
Im Hintergrunde des baumlosen Ostufers zieht sich am Saum des Horizonts ein
Dompalmenwald hin. Am Abend erreichte die Barke die Mündung des Sobat un-
ter 9° 12', welche 3— 400 Fuss breit ist.
Das weisse Wasser dieses Flusses verleiht dem Wasser des Hauptstroms,
der vor seiner Vereinigung mit dem Sobat richtiger der schwarze, als der weisse
Fluss heissen sollte, einen guten Geschmack. Das Wasser des weissen Flusses
nämlich erhält von den vielen Morästen und Sümpfen in der Gegend des Bahar
el Gasall eine sehr trübe Farbe und einen widerlichen ungesunden Geschmack.
Beide Ufer des Sobat werden tief landeinwärts noch von Dinkanegern bewohnt.
Am linken Hochufer dieses Flusses, nahe an der Mündung, hatte das vor vier Mo-
Umrisse aus den Uferländem des weissen Nil. 89
naten von Chartum hieher beorderte Militär eine Art Festung angelegt, d. h.
einige hundert Tokuls, von einer 12 Fuss hohen Mauer eingeschlossen, wurden
so gegen die Negerlanzen sicher gestellt. 1000 Mann soll die Besatzung betra-
gen, die aber den Zweck ihres Hierseins selber nicht wissen. Am 7. April fuhr
man aus der Sobatmündung in den merklich verengten Hauptstrom ein. Die Ufer
mit entlaubtem Niederwald bedeckt, sind auf der Westseite mit vielen Negerwei-
lern besetzt. Auch bekam man heute zwei vor dem Anblick der hohen Segel
flüchtende Giraffen zu Gesicht. Die Gegend nimmt am folgenden Tage einen
immer sumpfigeren Charakter an. Aus dem Moorboden sind Baum und Strauch
verschwunden; er ist nur mit rauhem Hochschilf und Ambakgebüsch besetzt, in
dem Elephanten ihre Führten ausgetreten haben.
Das kräftige Sumpfrohr tief in den Fluss eingreifend, bildet mit einem sanft
grünen Gemische von Wasserquecken, Moosgras, schwimmenden Wasserwinden
mit grossen blutrothen Blumen und noch andern Sumpfkindern der Flora einen
undurchdringlichen Wall, worin viele unbekannte Vögel sicher des Jägers spot-
ten. Manche sonst nicht vorkommende Wasserpflanze wuchert hier im üppigsten
Wachsthum, wie die 15 Fuss hohe Wasserbinse (Papyrus aräiquorum L.)> von
welcher die alten Aegyptier den Schaft gespalten und zu Papyrus zusammenge-
leimt haben. Weiter in dem ausgedehnten Schilfmeere pflegen sich Antilopen-
heerden, unter denen dann und wann eine Giraffe sichtbar wird, u